Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
In einem Gespräch der letzten Tage sagte eine Frau zu mir:
Es ist doch eigentlich schön, dass der Papst an Ostern sterben durfte.
Ja, er hat den Glauben an die Auferstehung Jesu verkündet – fast ein ganzes Leben lang. Seine letzte Amtshandlung war die Menschen zu segnen – ähnlich wie Jesus, der Johannes und Maria einander anvertraut hat. – Heute wurde sein Leichnam bestattet. Bei der Begräbnismesse stand sein Sarg vor dem Altar – so sollte es eigentlich immer sein, wenn einer von uns hinausgeleitet wird – in die Weite und Freiheit und Freude des Himmels. Denn in der Eucharistie sind wir miteinander verbunden: Verstorbene und Lebende danken Gott für Jesus Christus.
Ansprache:
Kinder Gottes, mir fällt immer wieder auf: im Johannesevangelium ist sehr viel Bewegung -ob das Zufall ist? Ob sich dahinter eine Absicht und Botschaft des Verfassers verbirgt?
Jedenfalls: In den anderen drei Evangelien geht Jesus nach seiner Taufe ein einziges Mal nach Jerusalem, um dort gekreuzigt zu werden – im Johannesevangelium pilgert er dreimal dorthin.
Als Jesus vor Pilatus steht geht dieser ständig hinein und befragt Jesus geht wieder hinaus und redet mit den Hohepriestern.
Und am Ostermorgen, am 1. Tag der Woche:
Die Frauen gehen zum Grab. Weil der Stein weggewälzt war, laufen sie zurück zu Petrus. Petrus und Johannes laufen mit ihnen wieder zum Grab und kehren wieder „nach Hause“ zurück.
Dort haben sie sich eingeschlossen und hatten Angst vor den Juden – Angst, dass sie festgenommen und verhört oder bestraft, vielleicht sogar gesteinigt oder ausgepeitscht werden.
Was würden wir sprechen? Was würden wir fühlen außer der Angst?
Groll und Zorn auf die Ankläger, auf den feigen Pilatus?
Vielleicht hätten wir ein schlechtes Gewissen, wegen unseres schäbigen Verhaltens. Alle sind in die dunkle Nacht gelaufen. Keiner blieb bei Jesus.
Wir wären enttäuscht, weil unsere Hoffnung zerplatzt ist, die wir auf Jesus gesetzt haben und wahrscheinlich auch ratlos: Was sollen wir machen?
Wir alle wissen, wie sich in so einer Lage die Gespräche mit Schweigen abwechseln, sich im Kreis drehen und immer wieder andere Erinnerungen und Gedanken gesagt werden.
Vielleicht sagt einer irgendwann: Wir sollten den Hohepriestern und den Römern nicht böse sein. Jesus hat sie nicht beschimpft und nicht verflucht. Wir sollten das auch nicht tun.
Vielleicht überlegen sie: Wird Jesus uns böse sein? Weil wir ihn im Stich gelassen haben? Vielleicht entgegnet ein anderer: Jesus war uns nie böse. Er hat immer nur gesagt, wir sollen glauben, dass in ihm der Vater wirkt. Ja, wir sollen glauben, dass der Vater verzeiht!
Jesus will, dass wir an ihn glauben:
Dass der Vater in ihm ist und er im Vater!
Dass er den Weg zum Vater geht;
dass er uns den Weg zum Vater zeigt.
Er hat gesagt: Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben!
Langsam kehrt Friede ein. Und es wächst allmählich eine Gewissheit:
Wir machen weiter. Wir müssen weiter machen. Jesus will, dass wir weiter machen!
Wir sollen vergeben, weil Gott vergibt. Wenn wir ihnen nicht böse sind, sondern vergeben, vergibt Gott auch ihnen und auch uns.
Soweit meine Phantasie über die Gespräche der eingeschlossenen Jünger.
Liebe Schwestern und Brüder;
es wurde nicht überliefert, was die Jünger geredet haben und wie ihnen zumute war. Das ist nur Phantasie. Aber – was sonst?
Das Evangelium nach Johannes erzählt stattdessen, wie Jesus zu den Jüngern kam und sich durch seine Wunden als ihr Jesus zu erkennen gab.
Es erzählt von seinem Friedenswort und von seinem Auftrag, Sünden zu vergeben. Und es erzählt von Thomas, der großen Wert darauf legte, dass er nur dann an Jesus als Messias glauben kann, wenn es der Jesus ist, der ans Kreuz geschlagen war, weil er die Botschaft des Friedens brachte.
Am Ende fällt er auf die Knie und bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“
Selig Gepriesen werden, die Jesus nicht selbst erlebt haben, aber an ihn glauben, weil sie seinen Jüngern glauben.
Liebe Schwestern und Brüder, das sind wir!
Durch das Zeugnis der Apostel glauben wir und bekennen wir Thomas:
„Mein Herr und mein Gott!
Amen.
Allgemeines Gebet
Lektor/in: Gott wir erkennen Jesus als deinen Sohn, durch den du zu uns gesprochen hast, damit wir deine mütterliche und väterliche Liebe zu uns erkennen. Voll Vertrauen beten wir zu dir:
Herr und Gott (L/A) Schenke Geist und Leben
- Wir beten für unsere Kirche, die darauf wartet, dass ein neuer Bischof von Rom gewählt wird, der sie leitet.
- Wir beten für unsere Kirche, dass sie die frohe Botschaft
Jesu verkündet und sich durch keine Hindernisse davon
abhalten lässt. - Wir beten für die Menschen, die mit sich und mit ihrem Leben nicht im Reinen sind: dass sie zur Ruhe kommen.
- Wir beten für die Menschen, die ratlos sind und nicht wissen, wie es weitergeht: dass sie ihren Weg finden und gehen.
- Wir beten für die Menschen mit gegensätzlichen
Meinungen und Vorstellungen: dass sie versuchen, die Wahrheit zu finden, die auch in der Meinung des anderen enthalten ist.
Lektorin: Gott und Vater, du schützt uns wie eine Henne, die ihre Küken unter ihre Flügel nimmt. Wir loben und preisen dich in Ewigkeit. Amen.