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Dies alles ist Frieden
Brot haben, leben können, gehört zum Frieden.
Nicht hungern zu müssen,
um das Überleben nicht kämpfen zu müssen, ist Frieden.
Einen Platz haben, von dem einen keiner verdrängt, ist Frieden.
In einer Gemeinschaft zu leben statt allein, ist Frieden.
Eine Aufgabe zu haben, die mehr ist
als das tägliche Herbeischaffen von Nahrung,
die Sinn hat und Erfüllung gibt, ist Frieden.
Ein Haus haben, einen Tisch,
einen Menschen der einen versteht:
Dies alles ist Frieden. Jörg Zink
Einführung: Liebe Schwestern und Brüder
Jetzt wir sind in dem Frieden versammelt, den Christus uns gebracht hat und danken Gott für unsere Erlösung:
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Ich lade sie ein, – wenn Sie möchten und sich trauen – die Augen zu schließen. Ich sage gleich ein Stichwort. Wenn Sie es hören, könnte Ihnen eine Vorstellung, ein Bild, eine Szene einfallen, die sie sozusagen vor ihrem inneren Auge sehen. Das Wort heißt FRIEDE.
Welches Bild des Friedens ist ihnen eingefallen?
Für mich ist es unter anderem das Bild eines Kindes, das von der Brust seiner Mutter trinkt und dabei völlig zufrieden wirkt.
In der Lesung hat es sogar geheißen:
„auf dass ihr schlürft und euch labt an der Brust ihrer Herrlichkeit.“
Die Stadt Jerusalem ist die Stadt Gottes. Die Stadt, zu der Menschen aus allen Völkern ziehen, um dort Frieden zu finden.
Dass es nicht um das Jerusalem geht, das heute zum Sinnbild der Feindschaft zwischen Palästinensern und der Regierung des Staates Israel geworden ist, versteht sich von selbst.
Für den Propheten Jesaja ist Gott wie eine Mutter, die ihr Kind stillt und es sättigt. Eine Mutter, bei der wir uns laben und genussvoll trinken.
Ein wunderbares Bild des Friedens!
Manchmal ist es schon eine große Herausforderung, den Frieden mit sich und seinem Leben zu finden. Manche Menschen haben wirklich ein schlimmes Schicksal – sie alle wissen, was alles passiert und passieren kann und passiert ist.
Wen würde es wundern, wenn man dann mit seinem Schicksal hadert: Warum ich? Das habe ich nicht verdient! Das ist ungerecht. Ich habe niemandem so etwas Böses getan!
Manchmal sind es auch Selbstvorwürfe:
Warum war ich so gutgläubig, so naiv? Warum konnte ich mich nicht beherrschen? Hätte ich das bloß nicht getan. Das war ein großer Fehler.
Das ist der Unfriede mit sich selbst. Menschen liegen im Streit mit sich und ihrer Lebensgeschichte, die sie nicht akzeptieren können und wollen.
Gerade in diesen Unfrieden hinein spricht der Prophet als Mund Gottes:
„Wie einen Mann, den seine Mutter tröstet,
so tröste ich euch. Bei mir findet ihr Trost. – Euer Herz wird jubeln!“
Der Prophet weiß, dass manche – oder sogar viele – Menschen diesen Frieden in ihrer Lebenszeit nicht finden werden und können.
Es soll nie und nimmer der Eindruck entstehen:
Du bist selbst schuld, wenn Du mit deinem Leben haderst.
Damit würde den Menschen eine zusätzliche Last aufgebürdet.
Gott wird es machen wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet!
Wenn Du einmal im Himmel bist!
Liebe christliche Gemeinde,
dieses Bild des Friedens, diese Vorausschau auf den Frieden Gottes, der uns erwartet, sollten wir uns nicht nehmen lassen – sondern daran festhalten. Diese Hoffnung stärkt uns, so dass wir beharrlich und geduldig bleiben und am Frieden arbeiten.
Die eigene Zerrissenheit müssen wir nicht als von Gott gegeben hinnehmen. Denn Gott will unser Heil. Er will, dass sein Friede in uns ist.
Er hat uns eine Brücke gebaut, einen Boten gesandt. Er hat uns ein Mikroskop in die Hand gegeben, damit wir Gottes Wirken erkennen.
Jesus von Nazareth hatte diesen Frieden Gottes in sich!
Er zieht die Menschen an, die sich danach sehnen.
Er hat sich bewährt und den Frieden bewahrt – den Frieden Gottes – auch in seinem qualvollen Tod in der sengenden Mittagsglut am Kreuz erstickend.
So können wir glauben, dass der Friede Gottes uns erwartet,
dass wir Gottes Frieden in uns haben können,
dass wir berufen sind, am Frieden mitzuwirken und der Feindschaft und dem Hass und dem Neid und Geiz keinen Raum zu lassen.
Je vermögender und mächtiger Menschen sind, umso mehr gilt ihnen der Ruf, sich vor Habgier zu hüten und für gerechte Strukturen und Regeln zu sorgen, damit alle erhalten, was ihnen für ein Leben in Würde gebührt.