Hier geht es zu den Texten der Liturgie: ![]()
Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Im Jahr 2024 konnte missio München genau 633 Projekte in 40 Ländern fördern. Die Spendeneinnahmen blieben trotz sinkender Mitgliedszahlen der katholischen Kirche und zum Beispiel der Wirtschaftskrise mit 16,2 Millionen Euro, stabil.
34.206 Spenderinnen und Spender haben die Arbeit von missio München unterstützt. 9594 Menschen konnte missio als Neuspender gewinnen. Schwerpunktländer waren Äthiopien und Burkina Faso, Indien und die Philippinen und Papua-Neuguinea, das Beispielland im „Monat der Weltmission“.
Das DZI-Spendensiegel bescheinigt einen sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit den uns anvertrauten Spenden.
Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen ist das Leitwort in diesem Jahr.
Die Projekte, die Missio fördert werden genau geprüft, damit sie ihre Zweck erfüllen: Sie sollen durch konkrete Hilfe und Stärkung Hoffnung wecken, damit die Menschen nicht zugrunde gehen – trotz all der Nöte.
Ansprache: nach der Vorlage der litug. Hilfen von missio münchen.
Liebe Schwestern und Brüder,
der Steyler Missionar Flavie Villanueva erzählt eine kleine Begebenheit vom Kalinga Center in Manila. Hier finden Menschen Aufnahme, die obdachlos geworden sind.
An einem schönen Morgen betritt Bong die Suppenküche. Er hat gerade geduscht und gefrühstückt. Der Mann ist seit kurzem obdachlos. Doch er hatte Glück: Stolzer trägt er den Titel „Freiwilliger des KALiNgA Centers“. Sein Freiwilligendienst bringt ihm einige Vorteile: sein Einsatzort ist das einzige Zentrum in Manila, das Duschen und Buffets für Obdachlose anbietet. Bong ist stolz, als einer von vielen als „Freiwilliger“ ausgewählt worden zu sein und hier für Ordnung sorgen zu dürfen. Nun wird er wie jeder, der im „Pflegezentrum für Obdachlose“ mithelfen, dass Menschen von der Straße eine menschenwürdige Pflege und Nahrung erhalten, und Ordnung in ihr Leben bringen können.
An diesem Morgen kommt auch Susan, eine Frau ohne festen Wohnsitz. Auch sie möchte gern duschen und Essen bekommen. In der Nacht zuvor wurde sie von der Polizei schikaniert und hat kaum geschlafen. Sie ist schlecht gelaunt streitet mit jedem, dem sie begegnet. Bong fordert Susan auf, zu gehen ‑ ohne Essen, ohne Dusche. Der Rest des Tages im Pflegezentrum verläuft ohne unangenehme Zwischenfälle. Bong ist zufrieden und stolz darauf, wie er die Unruhe im KALiNgA-Zentrum beseitigen konnte. An diesem Tag werden 300 hungrige Menschen mit Duschen und Mahlzeiten versorgt! Dazu hat Bong beigetragen!
In seinen Gleichnissen erzählt Jesus oft von Menschen, die versuchen, nach Gottes Willen zu leben und die Gebote einzuhalten: Der ältere Bruder, der stets an der Seite seines Vaters steht, die Menschen, die Jesu Gewohnheit, mit Sündern zu essen und zu trinken, in Frage stellen, der Priester und der Levit auf ihrem friedlichen Weg nach Jericho – alle führen wahrscheinlich ein rechtschaffenes und gottgefälliges Leben. – Doch bei Jesus kommen sie meistens nicht gut weg.
Die Geschichte, die wir gerade hörten, spielt sich im Tempel Es geht um zwei betende Männer, den Pharisäer und den Zöllner. Der Pharisäer ist ein ehrenwerter Mann; der Zöllner galt als niederträchtiger, kaltherziger Mensch, der andere betrügt, um mehr Geld zu bekommen. Der Erste dankt Gott dafür, dass er nicht so ist wie andere schlechte Menschen und wie der Zöllner. Der Pharisäer erzählt Gott von seinem zweitägigen Fasten in der Woche und vom Zehnten, den er regelmäßig gibt. Das sind keineswegs geringfügige Tugenden! Das zeugt von einem hohen Grad an Verzicht und Idealismus und Disziplin.
Währenddessen betet auch der Steuereintreiber, der nicht als fromm gelten kann. Demütig flüstert er ein kurzes, eher unscheinbares Gebet: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Kein Lobpreis der Größe Gottes, keine Liebeserklärung an den Schöpfer, nicht einmal ein Dank.
Wären wir Zeugen dieser Gebete hätten wir vielleicht Verständnis für den Pharisäer, der sich mit dem Zöllner vergleicht und weiß, dass er es besser macht. Über den Zöllner würden wir vielleicht denken: erst die Leute betrügen und dann Gott um Verzeihung bitten – das ist einfach.
Aber Jesu Urteil entspricht nicht unserer „Logik“. Wieder einmal beginnt er seinen Kommentar mit den Worten „Ich aber sage euch…“ Das meint so viel wie: Passt auf! Hört zu! Markiert euch die nächsten Worte!
Gott bevorzugt das Fünf-Wort Gebet, das der Zöllner mit reumütigem Herzen spricht. Würde Gott uns ein Herz zeigen wollen, das ihm gefällt, wäre es nicht das eines Menschen, der eine Litanei seiner sogenannten „guten Taten“ aufzählen kann.
Dann erzählt der Pater wieder von Susan. Sie kehrt abends an ihre gewohnte Straßenecke zurück und bringt ihrer Familie eine dürftige Mahlzeit aus dem Abfall mit. Ana, ihre Nachbarin am Bürgersteig, ist auch schon da.
Als Susan mit ihren beiden Kindern isst, bemerkt sie, dass Ana fast nichts dabei hat. Also teilen sie und eine andere Freundin mit Ana etwas von ihrem Essen—das tun Obdachlose auf der Straße häufig. Obwohl sie selbst obdachlos ist, erkennt Susan die Not ihrer Nachbarin. Obwohl sie selbst kaum genug für den eigenen Hunger hat, unterdrückt sie ihren Drang, sich satt zu essen. Sie gibt Ana mehr als ein Zehntel ihres Essens.
Als Bong sich an Abend bettfertig macht, erinnert er sich an den Vorfall mit Susan und nimmt sich einen Moment Zeit. Er betet.
Und nur Gott weiß, ob Bong sich für das bessere Gebet entschieden hat.