31.12.25

Das sind die Schriftlesungen: Jes 32,15-18 ‑ Mt 22,15-21

Einführung:
Was hat sich für Sie in diesem Jahr geändert?
Jeder hat da seine ganz eigene Bilanz: Die Geburt eines Kindes, der Beginn einer Krankheit, eine neue Liebespartnerschaft oder der Verlust des Ehepartners verändern das Leben enorm.

Vieles können wir gar nicht lenken und planen. Wir können nur damit umgehen: Es annehmen oder uns innerlich und äußerlich dagegen wehren.

Für Gutes und Schlechtes brauchen wir viel Kraft und beides kann große Kräfte in uns wecken. Wir glauben, dass Jesus immer bei uns bleibt. Dass er jetzt in unserer Mitte ist. Deshlab grüßen wir ihn:

Vergebungsbitte Der Blick zurück zeigt uns Gutes und Böses, Freude und Trauer und so bitten wir: Gott unser Vater schenke uns sein Erbarmen. Er vergebe uns und führe uns zur ewigen Freude!

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es klingt sehr utopisch, was der Propheten Jesaj verspricht: Die Wüste wird zum Garten. Aber es ist gar nicht so utopisch:

Der Urwald im Amazonasgebiet zum Beispiel steht nicht auf fruchtbarem Boden. Die Erde ist bei weitem weniger fruchtbar als im Donautal. Deswe­gen ist es nicht besonders klug, diesen Wald abzuholzen und die Fläche für den Ackerbau zu gebrauchen. Die Erträge wären nicht hoch und es entstünde dort eine trockene Steppe. Erstaunlich ist außerdem: Der Urwald ist eine Kulturlandschaft: Wie das Alpenvorland ist er auch durch menschliche Einwirkung so geworden.

In der Lesung heißt es: „Wenn der Geist aus der Höhe ausgegossen wird, dann wird die Wüste zum Garten und der Garten wird zu einem Wald. In der Wüste wohnt das Recht und die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.“

Die Menschen im Amazonasgebiet haben sich so mit der natürlichen Vegetation verbunden dass auf schlechtem Boden dieser Urwald gewachsen ist. Obwohl sie keine Christen waren – müssen sie den Geist aus der Höhe in vollen Zügen aufgesaugt haben.

Diese Beobachtung lässt mich Hoffnung schöpfen für die Zukunft unseres Kontinents und für unsere Erde, die uns trägt und ernährt.

Im Augenblick wird ja das Recht nur mühsam erhalten. Viel zu viele Men­schen handeln und denken nach dem Grundsatz: Zuerst komme ich!
Ich komme mir vor wie am Pausenstand in der Schulzeit, wo es unter den Mitschülern oft ein übles Gedränge gab, weil jeder ganz vorne sein wollte.

Am Jahreswechsel wird gerne daran erinnert, was im vergangenen Jahr alles passiert ist. Interessant wäre weiter zu fragen: Warum ist es passiert? Oder noch wichtiger: Wozu ist es passiert? Wer verspricht sich was davon?

Wenden wir die Frage gleich auf die Zukunft hin: Was wird im neuen Jahr passieren? Wer wird was tun und warum und wozu?

Das Jesajabuch ermutigt uns: Was wir tun, soll dem Recht und der Gerechtigkeit dienen. Die Gerechtigkeit wirkt den Frieden und herauskommen Ruhe und Sicherheit.

Vielleicht denken sie: das habe ich nicht in der Hand – ja das stimmt.
Aber nur, wenn Sie an das denken, was sie nicht unmittelbar beeinflussen können.

Für den Weltfrieden sind wir nicht zuständig. Darauf haben wir nur sehr geringen Einfluss, denn wir sind in dem ganzen Organismus nur kleine Zellen, die mithelfen, dass es dem Ganzen gut geht. Aber wenn die Leberzellen das Blut nicht reinigen – dann geht es dem ganzen Körper schlecht. Und wenn die Schilddrüsen zu wenig oder zu viel Hormone produzieren fühlt sich der Mensch gar nicht mehr wohl. Da geraten die Gefühle und vieles mehr völlig durcheinander.

Liebe Schwestern und Brüder;
merken sie schon, wo diese Gedanken hinführen:

Wir schauen auf das alte Jahr zurückschauen und vor allem auf das neue voraus. Warum tu ich etwas und wozu? Das sollten wir uns überlegen. Denn das bestimmt unser Handeln und Denken. Oder ganz fromm gefragt:
Was will der Geist aus der Höhe durch mich wirken?

Je älter wir werden, desto mehr sind wir damit gefordert, am Leben zu bleiben. Automatisch kümmern wir uns mehr um uns und unsere Gesundheit als früher: Wie gehe ich um mit den zunehmenden Einschränkungen und der nachlassen Vitalität?
Was will der Geist aus der Höhe in mir wirken?

Je jünger und vitaler wir sind, desto größer ist unser Aktionsradius auf den wir Einfluss nehmen: was will der Geist aus der Höhe durch mich wirken?

Am Ende des Jahres kann ich zwar bedauern, wenn Kriege andauern und der Klimawandel wieder nicht eingedämmt wurde. Es kann mir leid tun.

Aber ist es nicht eine gute Aussicht, am Ende des Jahres sagen zu können:
Ich habe mich um die oder den gekümmert. Ich habe jemand helfen können. Ich konnte Verständnis wecken.

Das wünsche ich uns allen für das neue Jahr, dass wir den Geist aus der  Höhe aufsaugen, wie die Menschen, die so mit der Natur leben, dass auf schlechtem Boden ein Urwald wachsen kann.

28.12.2025: Fest der hl. Familie

Hier geht es zu den texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Der Sonntag nach dem Weihnachtsfest wird Fest der hl. Familie genannt – obwohl wir über diese Familie nichts wissen. Das Lk.ev. und das Mt.ev. erzählen zwar Geschichten von der Kindheit Jesu. Aber diese haben keinen biographischen Wert, sondern sie verkündigen Jesus als den schon immer erwarteten Messias – größer noch als Abraham, Jakob, Josef, Moses und David, die Urväter des Volkes Israel.

Familie: irgendwie ist jeder in einer Familie aufgewachsen: bei der Großmutter, bei der Tante, bei den eigenen Eltern, mit dem neuen Partner der Mutter, mit und ohne Geschwister. Was ist entscheidend dafür, dass es eine glückliche Kindheit ist? – Hatte ich eine glückliche Kindheit?

Gottes Geist ist in uns. Wenn wir auf ihn hören, leitet er uns auf den guten Weg. In diesem Geist preisen wir unseren Gott durch Jesus, unseren Messias und Heiland.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Benedikt der XV. hat 1920 das Fest der hl. Familie für die ganze röm.kath. Kirche eingeführt. Die hl. Familie sollte als Vorbild dienen für die Familien. Man sah diese nämlich durch die Änderungen in der damaligen Gesellschaft gefährdet.

Auch heute werben die Bischöfe werben für ein Ideal der christlichen Familie, das sich an Rollenbildern vergangener Zeiten orientiert.
Lassen sie mich einige Idealvorstellungen herausgreifen:

Grundlage für die Familie ist die lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau im Ehesakrament. Die Eheleute schenken Kindern das Leben. Dabei sollen sie bewusst über die Zahl der Kinder und den Abstand in dem sie geboren werden entscheiden. Selbstverständlich sollen die Eltern ihre Kinder in das christliche Leben einführen und sie mit dem christlichen Glauben vertraut machen.

Dass die Mehrzahl der Familien heute nicht diesem Bild entsprechen, ist offensichtlich.

Ist es angemessen, dass die Kirche den Menschen sagt, welche Ideale sie anstreben sollen? Ist es nicht völlig daneben, dass das Lehramt in der Kirche bestimmte Lebensentscheidungen als Sünde verurteilt? – Zum Beispiel wenn sich jemand nach einer zerbrochenen Ehe wieder für eine neue Partnerschaft entscheidet.

Auch in meinen Augen ist das Ehesakrament ein erstrebens­wertes Ideal: Dass eine Frau und ein Mann einen lebenslangen Liebesbund eingehen und sich aufeinander verlassen können; dass sie Kinder bekommen; dass die Kinder von ihnen lernen, wie christliches Leben geht – das ist sicher ein guter Weg zu einem erfüllten Leben.

Es sind das aber relativ wenige junge Leute in unserer Weltregion, die sich für dieses Ideal entscheiden können. Es ist nicht angebracht, darüber ein moralisches Urteil zu fällen.

Es ist – nach meiner Meinung unsäglich – wenn Menschen, wegen der Lebensform, die sie wählen, als Sünder abgewertet werden.

Die Kirche ist nicht dafür da, Bedingungen zu stellen, wer ihr genehm ist und wer nicht.

Vielmehr ist sie gesandt, zu heilen, was verwundet ist,
und zu helfen, wo Menschen Hilfe suchen.

Die Kirche soll nicht, ihre eigene Sicht anderen überstülpen.
Und es war noch nie hilfreich, Ideale die schon in der Vergangenheit oft nicht verwirklicht wurden, zum Naturgesetz zu erklären, das direkt von Gott geoffenbart worden sei.

Wer allen vorschreiben möchte, was sie sollen und nicht dürfen, muss damit rechnen, dass er links liegen gelassen wird.

Wenn die Kirche überhaupt etwas zu dem Thema Ehe und Familie sagt, dann sollte sie überlegen, wie sie Mütter und Väter und Kinder stärken kann. Die Kirche sollte sich an ihre Seite stellen und mit ihnen für gute Bedingungen für die Familien eintreten. Dazu drei Beispiele:

Wer Kinder hat und erzieht, sollte besser unterstützt werden: die steuerlichen Erleichterungen sind nicht ausreichend.

Das Kindergeld ist für die meisten viel zu gering, während es manche mit sehr gutem Einkommen gar nicht bräuchten.

Kinderlose sollten mehr als Familien mit Kindern bei der Finanzierung der Sozialversicherungen herangezogen werden.

Und wer Einkommen aus Mieten und Dividenden erzielt, sollte dafür entsprechende Sozialbeiträge entrichten.

Liebe Schwestern und Brüder, ob nun verheiratet oder nicht, ob geschie­den oder alleinerziehend: Die Kirche sollte nicht über die Menschen urteilen.

Sie sollte an der Seite aller stehen, die als Familie leben und einander einen Schutzraum geben, in dem sie sich aufeinander verlassen können und einander unterstützen und wo die die Talente und Fähigkei­ten der Kinder sich entfalten können.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, du hast Maria erwählt Mutter Jesu zu sein und Josef, um ihm Vater zu sein. Du bist unser Vater im Himmel. Wir beten zu Dir:

Vater im Himmel    L/A: Wir beten zu dir.

  • Wir beten für alle, die sich in der Politik für die Familien einsetzen: dass sie keine unnötigen Belastungen tragen müssen.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die einander und ihren Kindern in ihren Familien so viel Gutes tun.
  • Wir beten besonders für die Mütter, die für die Erziehung der Kinder im Beruf pausieren: dass ihre Leistung auch finanziell anerkannt wird.
  • Wir beten für die Väter, die ihre Arbeitszeit verringern, und die Last der Hausarbeit und der Erziehungsarbeit teilen.
  • Wir beten für die Alleinerziehenden und ihre Kinder: dass sie nicht allein gelassen werden, sondern auf alle mögliche und nötige Weise Unterstützung finden.
  • Wir beten für die Großeltern und für alle Verwandte, die oft bei der Erziehung und Betreuung der Kinder eine große Hilfe sind.

Lektor/in: Vater im Himmel, du weckst in uns den Geist der Liebe und Hilfsbereitschaft und die Liebe zu den Kindern. Du bist der Vater des Lebens und liebst und wie eine Mutter.
Wir loben Dich und preisen dich in Ewigkeit. Amen.