28.12.2025: Fest der hl. Familie

Hier geht es zu den texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Der Sonntag nach dem Weihnachtsfest wird Fest der hl. Familie genannt – obwohl wir über diese Familie nichts wissen. Das Lk.ev. und das Mt.ev. erzählen zwar Geschichten von der Kindheit Jesu. Aber diese haben keinen biographischen Wert, sondern sie verkündigen Jesus als den schon immer erwarteten Messias – größer noch als Abraham, Jakob, Josef, Moses und David, die Urväter des Volkes Israel.

Familie: irgendwie ist jeder in einer Familie aufgewachsen: bei der Großmutter, bei der Tante, bei den eigenen Eltern, mit dem neuen Partner der Mutter, mit und ohne Geschwister. Was ist entscheidend dafür, dass es eine glückliche Kindheit ist? – Hatte ich eine glückliche Kindheit?

Gottes Geist ist in uns. Wenn wir auf ihn hören, leitet er uns auf den guten Weg. In diesem Geist preisen wir unseren Gott durch Jesus, unseren Messias und Heiland.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Benedikt der XV. hat 1920 das Fest der hl. Familie für die ganze röm.kath. Kirche eingeführt. Die hl. Familie sollte als Vorbild dienen für die Familien. Man sah diese nämlich durch die Änderungen in der damaligen Gesellschaft gefährdet.

Auch heute werben die Bischöfe werben für ein Ideal der christlichen Familie, das sich an Rollenbildern vergangener Zeiten orientiert.
Lassen sie mich einige Idealvorstellungen herausgreifen:

Grundlage für die Familie ist die lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau im Ehesakrament. Die Eheleute schenken Kindern das Leben. Dabei sollen sie bewusst über die Zahl der Kinder und den Abstand in dem sie geboren werden entscheiden. Selbstverständlich sollen die Eltern ihre Kinder in das christliche Leben einführen und sie mit dem christlichen Glauben vertraut machen.

Dass die Mehrzahl der Familien heute nicht diesem Bild entsprechen, ist offensichtlich.

Ist es angemessen, dass die Kirche den Menschen sagt, welche Ideale sie anstreben sollen? Ist es nicht völlig daneben, dass das Lehramt in der Kirche bestimmte Lebensentscheidungen als Sünde verurteilt? – Zum Beispiel wenn sich jemand nach einer zerbrochenen Ehe wieder für eine neue Partnerschaft entscheidet.

Auch in meinen Augen ist das Ehesakrament ein erstrebens­wertes Ideal: Dass eine Frau und ein Mann einen lebenslangen Liebesbund eingehen und sich aufeinander verlassen können; dass sie Kinder bekommen; dass die Kinder von ihnen lernen, wie christliches Leben geht – das ist sicher ein guter Weg zu einem erfüllten Leben.

Es sind das aber relativ wenige junge Leute in unserer Weltregion, die sich für dieses Ideal entscheiden können. Es ist nicht angebracht, darüber ein moralisches Urteil zu fällen.

Es ist – nach meiner Meinung unsäglich – wenn Menschen, wegen der Lebensform, die sie wählen, als Sünder abgewertet werden.

Die Kirche ist nicht dafür da, Bedingungen zu stellen, wer ihr genehm ist und wer nicht.

Vielmehr ist sie gesandt, zu heilen, was verwundet ist,
und zu helfen, wo Menschen Hilfe suchen.

Die Kirche soll nicht, ihre eigene Sicht anderen überstülpen.
Und es war noch nie hilfreich, Ideale die schon in der Vergangenheit oft nicht verwirklicht wurden, zum Naturgesetz zu erklären, das direkt von Gott geoffenbart worden sei.

Wer allen vorschreiben möchte, was sie sollen und nicht dürfen, muss damit rechnen, dass er links liegen gelassen wird.

Wenn die Kirche überhaupt etwas zu dem Thema Ehe und Familie sagt, dann sollte sie überlegen, wie sie Mütter und Väter und Kinder stärken kann. Die Kirche sollte sich an ihre Seite stellen und mit ihnen für gute Bedingungen für die Familien eintreten. Dazu drei Beispiele:

Wer Kinder hat und erzieht, sollte besser unterstützt werden: die steuerlichen Erleichterungen sind nicht ausreichend.

Das Kindergeld ist für die meisten viel zu gering, während es manche mit sehr gutem Einkommen gar nicht bräuchten.

Kinderlose sollten mehr als Familien mit Kindern bei der Finanzierung der Sozialversicherungen herangezogen werden.

Und wer Einkommen aus Mieten und Dividenden erzielt, sollte dafür entsprechende Sozialbeiträge entrichten.

Liebe Schwestern und Brüder, ob nun verheiratet oder nicht, ob geschie­den oder alleinerziehend: Die Kirche sollte nicht über die Menschen urteilen.

Sie sollte an der Seite aller stehen, die als Familie leben und einander einen Schutzraum geben, in dem sie sich aufeinander verlassen können und einander unterstützen und wo die die Talente und Fähigkei­ten der Kinder sich entfalten können.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, du hast Maria erwählt Mutter Jesu zu sein und Josef, um ihm Vater zu sein. Du bist unser Vater im Himmel. Wir beten zu Dir:

Vater im Himmel    L/A: Wir beten zu dir.

  • Wir beten für alle, die sich in der Politik für die Familien einsetzen: dass sie keine unnötigen Belastungen tragen müssen.
  • Wir beten für die Frauen und Männer, die einander und ihren Kindern in ihren Familien so viel Gutes tun.
  • Wir beten besonders für die Mütter, die für die Erziehung der Kinder im Beruf pausieren: dass ihre Leistung auch finanziell anerkannt wird.
  • Wir beten für die Väter, die ihre Arbeitszeit verringern, und die Last der Hausarbeit und der Erziehungsarbeit teilen.
  • Wir beten für die Alleinerziehenden und ihre Kinder: dass sie nicht allein gelassen werden, sondern auf alle mögliche und nötige Weise Unterstützung finden.
  • Wir beten für die Großeltern und für alle Verwandte, die oft bei der Erziehung und Betreuung der Kinder eine große Hilfe sind.

Lektor/in: Vater im Himmel, du weckst in uns den Geist der Liebe und Hilfsbereitschaft und die Liebe zu den Kindern. Du bist der Vater des Lebens und liebst und wie eine Mutter.
Wir loben Dich und preisen dich in Ewigkeit. Amen.