19.11.23: 33. Sonntag im Jahreskreis – Volkstrauertag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
bei einem ist es früher, bei einem anderen später:
ab einem gewissen Alter drängt sich der Gedanke auf:
Mein Leben neigt sich dem Ende entgegen. Die Zeit, die vor mir liegt, kann jeden Tag zu Ende sein.

Das ist eine heilsame Erkenntnis. Die richtige Folgerung daraus ist: Also ist jeder Tag kostbar und ich möchte so leben, dass ich mir nicht denken muss:
Warum hab ich da nicht angerufen?
Warum hab ich das auf später verschoben?

Es gilt jeden Tag zu nützen, dass es ein Tag ist,
der erfüllt und sinnvoll war:
vor allem auch, durch das Gute, das wir anderen erweisen.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Drei Freunde bekommen Lego Steine.
Der eine erkennt sofort, was man damit alles bauen kann und hat seine helle Freude daran, ein tolles Kreuzfahrtschiff zusammenzubauen.
Ebenso der andere, er baut eine Ritterburg – fast wie Burg Eltz, wo er kürzlich mit seinen Eltern war.
Der Dritte – was glauben Sie, wie ich jetzt fortfahren werde – so ähnlich wie im Gleichnis von den Talenten! Ja genau. Am Ende fordert man ihn auf, seine Legos den anderen beiden zu schenken, weil sie bei ihm immer noch originalverpackt herumliegen. Irgendwie macht es ihn dann doch traurig.

Liebe Schwestern und Brüder,
zum Glück ist der dritte nur das schlechte Beispiel, wie man es nicht machen soll. Sein Beispiel sollen wir nicht nachahmen, damit es uns nicht so geht.

Gibt es solche Looser, solche Verlierer? Kennen sie welche?
Kennen Sie Gewinner, wie die ersten beiden, die ihre Talente verdoppelt haben?

Wie könnten wir Christen wieder zu solchen Gewinnern werden?
Genau darum geht es nämlich in dem Gleichnis:

Das viele Geld, die lange Abwesenheit des Mannes, der auf Reisen ging, das alles ist ein Beispiel! So sollen wir es machen, bzw. nicht machen.

Wenn wir es richtig machen, wenn wir Gottes Herrschaft stark machen, dann wird uns die Freude des Reiches Gottes vervielfacht – sagen wir „verhimmelfacht“ werden.

Der Ausgangspunkt, liebe Schwestern und Brüder ist, die Freude über die Legosteine – Entschuldigung: die Freude über das Reich Gottes, für das Jesus uns die Augen geöffnet hat:

Wir haben einen wunderbaren und riesigen Schatz empfangen:
die Erkenntnis, dass es in der Welt, im Leben nur um eines geht:

Wie wird die Liebe mehr! Wie wird der Riesenschatz an Liebe und Vorschussvertrauen, den Gott uns gibt, mehr?

Wem können wir diese Liebe schenken? Wer braucht sie am dringendsten? Wie können wir das tun?

Wie wird das Leben um mich herum mit Liebe angereichert?

Liebe Schwestern und Brüder!
ich will mich eigentlich mit nichts anderem aufhalten.
Meine Aufgabe ist nicht zu überlegen, wie der Bischof besser sein könnte, oder die Stadtverwaltung, oder die bayerische Staatsregierung.
Mein Auftrag ist nicht das zu tun, was andere tun müssen.

Mein Auftrag ist, da wo ich lebe,
den Menschen, die mir dabei begegnen,
und mit denen zusammen ich etwas unternehme,
mit Liebe zu begegnen, und aus Liebe zu sprechen und zu handeln:
Nicht aus Sorge um mich selbst, sondern aus Liebe zum anderen.

Wenn ich die Liebe in der Welt mehren kann,
wenn ich den Willen zur Liebe stärken kann,
wenn ich die Liebe sehen und bewundern  kann, die andere üben,
dann vermehrt sich die Freude über den riesigen Schatz,
der uns anvertraut ist.

Gott bewahre mich davor aus Angst, ich könnte versehentlich etwas Falsches tun, und es wäre es alles umsonst, nichts zu tun.
Ach wie traurig wäre das. Nein, ich will wuchern mit dem Talent, das uns allen gegeben ist,
mit der Freude über die Erkenntnis:
Die Liebe ist das wichtigste im Leben der Menschen.
Und wo die Liebe ist, da ist Gott!

Fürbitten

Lektor/in: Guter Gott und Vater, du hast uns die Erde anvertraut, dass wir sie zu einem Ort deiner Herrschaft machen. Dazu brauchen wir deinen Geist, der uns Mut und Vertrauen gibt. Darum bitten wir dich:

Himmlischer Vater:    (A) Schenke Mut und Zuversicht

  • Bewahre uns vor Resignation, wenn wir längere Zeit Schwierigkeiten aushalten müssen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Krankheitsdiagnosen künden manchmal das Ende eines unbeschwerten Lebens an. Schenke allen Betroffenen den Blick für das, was möglich geblieben ist und den Glauben an deine Nähe.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die ihrem Leben keinen tieferen Sinn geben: Dass sie aus der Gleichgültigkeit herausfinden und erkennen, wie viel Freude sie anderen schenken können.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die Verluste erlitten haben, über die sie nicht hinwegkommen. Dass sie Menschen haben, die bei ihnen bleiben und ihnen so Mut und Zuversicht geben.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für die Menschen, die alles negativ sehen: dass sie zur Freude des Glaubens gelangen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

Lektorin: Barmherziger Gott, dein Wort: „Ich bin bei euch“ wird niemals vergehen. Wir danken dir für dein Versprechen und hören nicht auf dir Gott zu danken heute und in Ewigkeit.

Gebet am Volkstrauertag:

Die Namen vieler Männer, die im Krieg ihr Leben lassen mussten stehen hier aufgeschrieben. Sie waren Teil eines grausamen Geschehens, in dem Männer einander und Frauen und Kinder töteten. Frauen wurden vergewaltigt, Häuser angezündet, menschliche Seelen verletzt und in lebenslange Bitterkeit und Trauer gestürzt. Noch heute leiden nicht wenige unter diesem Erbe.

Krieg bringt Zerstörung und Tod. Er entmenschlicht die Menschen – auf jeder Seite der Front.

Besonders traurig macht, dass diese Männer von einem Diktator, einem Menschenfeind, einem Judenhasser in den Tod getrieben wurden, der viele in unserem Land in seinen mörderischen Bann gezogen hat.

Denken wir an die vielen Kriege, die derzeit auf unserer Erde geführt werden und wünschen uns, dass dieser Gräuel endlich zu Ende geht.

Lasst uns Beten:
Hab Erbarmen, Gott unser Vater, mit uns Menschen.
Immer wieder verlassen wir den Weg des Friedens.
Wir bestreiten das Recht der anderen
und denken nur an unsere Ansprüche.
Wir leben in Feindschaften und sind manchmal bereit,
dafür Unrecht zu verüben.

Sie auf unsere Not:
immer noch führen die Nationen und Stämme Kriege,
Frauen und Männer töten einander, statt für das Leben zu sorgen.

Wecke Propheten, die für den Frieden werben,
Lass sie Gehör finden. Lass uns Menschen Wege finden,
wie wir den Krieg für immer verbannen können.

Vergib denen, die im Krieg töten und getötet wurden.
Schau auf ihre Sehnsucht nach Leben und Überleben
und schenke ihnen den Frieden,
den sie in ihrem Leben nicht genießen konnten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Theaterpredigt über die Komödie „Der nackte Wahnsinn“

S          cheitern im

C         hor erzeugt

H         eiterkeit in der Mitwelt

E          ntsetzlich für den Scheiternden

I           solation und Einsamkeit

T          ränen je nach Eigenart des Scheiternden

E          nde alles aus

R         uinen aus denen doch ein

N         euanfang entstehen kann.

Ich will über Scheitern sprechen
Gedanken, kluge, zusammensetzen
sie sollten jetzt vorhanden sein
vielleicht haben sie ein Stell dich ein
gerade heut in meinem Hirn
sonst zum Scheitern ich verurteilt bin.

Liebe Zuhörende,
können Sie sich erinnern, wenigstens an drei Mal, wo sie gescheitert sind?
An einem Sudoku vielleicht oder einem Kreuzworträtsel?
Oder bei dem Versuch ein Instrument zu erlernen?
Manchmal ist es auch nur ein neues Marmeladenglas, das sich partout nicht öffnen lässt,
oder der Nagel, der nicht in die Wand will – statt dessen entsteht ein großes Loch im Wandputz.

Im Internet gibt es Fotoserien von missglückten Gala Roben,
im Privatfernsehen eine Serie mit Filmen von den lustigsten Missgeschicken.

Man amüsiert sich gern darüber.
Wer den Schaden hat – braucht für den Spott nicht zu sorgen!

Dick und Doof, der Zirkusclown – usw. Sie bringen uns zum Lachen durch ihre gespielte Ungeschicklichkeit, die übertreibt, dreimal übertreibt
und mit komischen Grimassen garniert,
was eigentlich jeden Tag irgendjemand passiert.

Vielleicht versöhnt es uns mit unseren eigenen Unzuläng­lichkeiten, wenn wir auf diese Weise darüber lachen können.

Das eben erwähnte ist alles nicht so tragisch.

Aber – vielleicht erinnern sie sich auch daran – ich wünsch es ihnen nicht:
man kann auch bei wichtigeren Dingen scheitern:
Als Ensemble an der Aufführung,
als Kletterer am Berg,
als Fahrschüler an der Führerscheinprüfung,
als Gymnasiast am Klassenziel,
beim Versuch die Sucht zu überwinden.
Im krassesten Fall, ,spricht man von einer gescheiterten Existenz.

Vor unserem Auge– dem Auge wohlsituierter Bürger – mit festem Einkommen und gemütlicher oder eleganter Wohnung – je nach Geschmack – stehen nun Junkies, verwahrlost und mit Alkoholgeruch, Menschen, die auf der Straße leben,
die irgendwie und wer weiß warum, Schiffbruch erlitten haben; gescheiterte Existenzen – eben.

Dient dieses Bild vielleicht nur dazu, uns von unserem eigenen Scheitern abzulenken?

Hatten wir nicht größere Ziele?
Wollten wir nicht einen neuen Lebensstil,
weniger „Haben“ und mehr Sein?
War es wirklich unser Traum, so angepasst zu sein,
abends den Fernseher einzuschalten oder am PC zu spielen?

Hat man sich nicht die eine große Liebe vorgestellt,
und dass man immer mehr zusammenwächst,
dass man den anderen unterstützt und Freiraum lässt,
und alles miteinander teilt – besonders die geheimsten Gedanken?
Hat man nicht sehr früh angefangen, etwas zu denken, was man dem anderen nicht hätte sagen wollen oder können?
Ist so nicht die eigene Welt entstanden, an der der Partner keinen Anteil hat?

Welches Scheitern verbirgt sich hinter dem anscheinend so gelungenem Lebenslauf?
Unter jedem Dach gibt es ein Ach!

Ist man deswegen ein schlechterer Mensch? Muss man sich dafür schämen?
Muss man das verbergen? – Kann das gelingen?

Man tut so, als ob! Das braucht niemand zu merken
Man will nicht zum Gespött der Leute werden.
Aber hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich ….

Diese Widersprüchlichkeit hat leider unsere Gesellschaft befallen:

In Fernsehdiskussionen sagen Politiker öfter mal;
„Wir müssen uns ehrlich machen“ – Also ist scheinbar Unehrlichkeit im Spiel? Weil jeder eben nur die Fakten zitiert, die für seine These sprechen.

Diskutieren die wirklich, wie man diskutieren soll: Versuchen sie ein Problem zu klären, eine Lösung zu finden und die verschiedensten Argumente dabei zu berücksichtigen?
Oder diskutieren sie nur, um sich zu behaupten, so dass die Gegenseite „alt“ ausschaut.

Geht es wirklich um Probleme und ihre Lösung oder um Interessen und wie man sie durchsetzen kann?

Als konkretes Beispiel dient mir
das Problem der Millionen Menschen auf der Flucht, über 200000 davon in unser Land.
Man will den Zustrom durch strengere Gesetze begrenzen.
Zugleich verringert man die Mittel für humanitären Zahlungen z.B: an Flüchtlings­lager in Afrika um 1/3. So entsteht neue Not, die wiederum zu mehr Flüchtlingen führt.

Geht es um das Stück oder geht es um die „Flasche Schnaps“, die verzweifelt gesucht und versteckt wird?

Es werden viele schöne Worte gemacht,
die verschleiern, welche Grausamkeit sich dahinter verbirgt.

Steht unsere Gesellschaft, unser Gemeinwesen vielleicht vor dem komischen Scheitern im nackten Wahnsinn:

Es wird über die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung gesprochen – aber es gibt oft noch gar kein schnelles Internet, auch weil sich Bürger gegen die Sendemasten wehren.

In der Grundschule werden zwar Tablets eingesetzt, doch viel zu viele Kinder verstehen nicht mehr, was sie lesen.

Es werden Milliarden Subventionen in die Industrie gepumpt und zugleich kann über die Hälfte der Bevölkerung von ihrem geringen Einkommen nichts mehr für das Alter sparen.

In der Grundschule werden Kinder zu Streitschlichtern ausgebildet während andere oder auch die gleichen von ihren Eltern Handyspiele bekommen, wo es darum geht, möglichst viele Feinde zu töten.

Die Bischöfe tun immer noch als handelten sie makellos und seien quasi Gottes rechte Hand und weigern sich zu erkennen, wie große Löcher in den roten Soutanen klaffen. Sie halten fest am Feierton, an salbungsvoller Welter­klärungssprache, statt zu Jesus, zu den Menschen umzukehren und ihnen Hoffnung zu geben, dass sie die Welt zum Besseren wenden können.

Der nackte Wahnsinn ist unser täglicher Begleiter.

Ich wurde als kath. Pfarrer hierher eingeladen und will als solcher die Frage stellen:

Da Gott die Wahrheit ist
und uns Menschen durch und durch kennt,
wenn er dank seines Wissens
unser aller „So tun als ob“ zum Vorschein brächte:
und verfügte, dass jeder, der irgendwie nur so tut als ob, langsam an die Decke schwebte – wer würde noch am Boden bleiben?

Wie kommt es eigentlich zum Scheitern? Warum gelingt es uns nicht, dass Schein und Sein dasselbe sind?

Gerard Voss, der Einbrecher braucht den Schnaps –
Es gibt so viele Abhängigkeiten und Anhänglichkeiten.
Darauf wollen und können wir nicht verzichten.
Das wollen wir unbedingt. Egal – es muss sein.
Koste es, was es wolle.

Liebschaften –
haben schon manchen Lebensweg durcheinander oder in eine ganz andere Richtung gebracht – heimliche Liebschaften erfordern ein hohes Maß an „So tun als ob“ die Welt in Ordnung sei.

Aus Neid und Eifersucht ‑
bringen Menschen absichtlich durcheinander, stören, stellen alles in Frage, lösen Chaos aus – zum Schaden für die Beneideten und für die Neider selbst.

Wenn wir überfordert sind,
haben wir kaum eine Chance. Mission Impossible – das ist woran man eigentlich nur Scheitern kann! Wenn der Erfolgsdruck groß ist – was will man anderes tun, als so zu tun als ob der Job gut läuft?

Es bleiben mir noch zwei Aspekte:

Kennen sie die Angst vor dem Scheitern?
Als Pfarrer ist eine meiner skurilsten Ängste mich in der Messe am Wein zu verschlucken und reflexhaft auszuspucken – oder auch nur einen Schluckauf während der Predigt zu bekommen.

Schauspieler haben – vermutlich – Angst, den Text zu vergessen,
Autofahrer davor, zu schnell in die Kurve zu fahren und zu verunglücken.
Was ist ihr Alptraum vom nackten Wahnsinn, vom totalen Scheitern?

Und warum fällt es uns eigentlich so schwer, unser Scheitern zuzugeben und zu zeigen, statt es zu verbergen?

Es ist die Angst vor dem Gelächter. Vor dem Hohn, vor der Verachtung, vor dem Urteil der Meute.

Haben wir dabei nicht eigentlich vor uns selber Angst?
Weil wir mit dem Gescheiterten unbarmherzig sind?
Weil wir hart urteilen? Weil wir uns amüsieren?
Und so denken wir, die anderen sind genauso unbarmherzig wie ich selbst.

Oder ist es die Erfahrung, die wir gesammelt haben,
dass wer scheitert mit Spott und Verachtung überzogen wird?

Ich will wieder als Pfarrer, als Glaubender, sprechen:
Gott ist die Wahrheit – sagte ich. Vor ihm sich zu verstellen geht gar nicht – vielleicht kann ich mich vor mir selbst verstellen – sicher nicht vor Gott.

Aber – so lehrt es nicht erst Jesus, sondern auch schon der Glaube des Volkes Israel und später auch der Glaube Muhammads –
Gott ist barmherzig!

Er lässt uns nicht unter die Decke schweben – und wenn, dann lässt er uns auch wieder auf den Boden runter. Gott genießt nicht unsere Blamage, er freut sich nicht an unserem Scheitern, sondern wenn es uns gelingt unsere Menschlichkeit zu entwickeln und zu leben.

Dieser Zweiklang, dass es eh nicht geht, Gott etwas vorzumachen und dass Gott barmherzig ist, dieser Zweiklang erlaubt es, mit dem (teilweisen) Scheitern, das zum Leben eines jeden gehört, Frieden zu schließen.

Gott ist kein schadenfrohes Publikum, das in Gelächter ausbricht,
Gott ist kein gnadenloser Kritiker, der jede Schwäche aufspießt und – wenn er will – eine Aufführung völlig zerreißt.

Wir brauchen die Katastrophe nicht endlos weiterführen.
Wir dürfen das Scheitern zulassen, bevor wir bei dem Versuch es zu verbergen, wahnsinnig werden und einen Sardinenteller als die Lösung unserer Probleme sehen.

Vielmehr bietet uns das Leben die Chance, auf dem Weg weiterzugehen oder einen neuen zu beginnen.
Wenn wir jeden Tag versuchen, dem Schnaps, dem Neid, der Eifersucht, dem viel zu großen Ziel zu widerstehen und einfach richtig zu handeln,
dann wird die Welt nicht über uns zusammenbrechen wie ein Bühnenvorhang an morschen Seilen. Wir werden sie vielmehr zum Ort Machen, in dem die Barmherzigkeit miteinander die Wahrheit möglich macht.

Vor dem Scheitern keine Angst,
die Blamage geht vorüber.
Wenn nur das Herz in Ordnung bleibt,
und sich am Guten und am Schönen freut,
kann sich der Wahnsinn nicht ausbreiten,
sondern das Leben lebt in der Erde Weiten.

02.11.23: Allerseelen

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, liebe Angehörige,
der seit einem Jahr Verstorbenen,
wir empfinden es als schlimm, wenn jemand stirbt, der uns viel bedeutet und mit dem wir eng verbunden sind. Wir möchten nicht, dass er weg ist.
Wir empfinden das als großen Verlust. Er/Sie fehlt uns. Das macht uns traurig. Es treibt uns die Tränen in die Augen. Es raubt uns die Lebens­freude. Was soll ich ohne sie/ihn?

Es kann sein, dass wir alles so machen, als lebte der andere noch.
So weigern wir uns, die Wirklichkeit anzuerkennen. Wir leugnen sie.
Zumindest eine Zeit lang, bis wir es irgendwann schaffen.

Es kann sein, dass wir Gegenstände und Fotos heraussuchen und Orte besuchen, wo wir mit dem Verstorbenen waren und schönes erlebt haben. So bleibt die Erinnerung lebendig. Die kann uns der Tod nicht nehmen. Bis wir irgendwann wieder offen werden für neue Erlebnisse und Erfahrungen.

Es kann sein, dass wir überlegen: es hätte anders kommen können:
wenn er da sich nicht so angestrengt hätte, wenn sie sich mehr geschont hätte, wenn er früher zum Arzt gegangen wäre, wenn ich mich besser durchgesetzt hätte oder auch ihn in Ruhe gelassen hätte – vielleicht würde der andere dann noch leben!

So ähnlich war es für Marta, die Schwester des Lazarus. Sie sagt zu Jesus:
„Wärest du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“

In diesen Worten liegt ein leiser Vorwurf, den Marta dadurch abmildert, dass sie sagt: Trotzdem glaube ich, dass Gott dir jede Bitte erfüllt!

Eine knifflige Situation für Jesus, den Freund des Lazarus und seiner Schwestern Marta und Maria. Soll er sich verteidigen? Soll er sie belehren? Wird er den Vorwurf zurückweisen oder Ausflüchte suchen, damit er die Situation beruhigt und wieder seinen Frieden hat?

Das Evangelium entwickelt als Lösung der Situation ein Glaubensgespräch über die Auferstehung der Toten. Marta erwartet die Auferstehung am Ende der Zeiten; wenn es mit der Welt zu Ende geht.

Der Evangelist führt die Gedanken weiter, indem Jesus sagt:

„Wer an mich glaubt wird leben – auch wenn er stirbt! Wer an mich glaubt, wird auf ewig (ganz gewiss oder überhaupt) nicht sterben.

Liebe Schwestern und Brüder,
wegen dieses Satzes glaube ich und baue darauf,
dass unsere lieben Verstorbenen weder irgendwelche Strafen erleiden, bevor sie ins Licht Gottes kommen, noch gibt es eine Wartezeit.

Ich glaube fest und überzeugt, dass es kein Fegefeuer gibt und dass die Verstorbenen nicht als „arme Seelen“ bezeichnet werden sollten, weil sie nicht arm sind, sondern reich:
Gott schenkt ihnen Heilung und Heil, sie sind jetzt vollkommen
– also ganz und gar so, dass es nicht besser geht.

Liebe Schwestern und Brüder,
nicht dass dieser Glaube den Trauerschmerz überflüssig machen würde.
Wir verlieren durch den Tod unsere Lieben – und das tut weh.
Bei einem länger, beim anderen kürzer, bei einem stärker, beim anderen schwächer – das ist ganz persönlich, individuell.

Doch dieser Glaube verändert die Situation:
Der Gedanke an den Verstorbenen ist hoffnungsvoll. Er ist im Licht.
Er ist am Ziel. Er hat Anteil an der Freude Gottes.
Für ihn darf ich mich freuen – ganz ohne Sorgen.

Ohne Zweifel fällt es einem leichter, an liebe Menschen zu denken, die nicht da sein können, wenn ich weiß, dass es ihnen gut geht.

Dann kann ich auch leichter das Schöne, das um mich ist genießen und mich daran freuen. Dann kann ich eher im Frieden mich dem zuwenden, was mich erfüllt.
Dann breitet sich leichter die Dankbarkeit aus und die Zufriedenheit oder auch die innere Aussöhnung mit dem was zwischen uns war.

Es war gut. Es darf gut werden hoffentlich bald.
Und ich darf auch traurig sein. Immer wieder und so lange wie es nötig ist.

Denn die Trauer ist der Heilungsprozess der Seele.
Unsere Verstorbenen wünschen uns sicher am meisten, dass wir wieder froh sein können – um so mehr, als sie in der Freude leben. Amen.

Fürbitten

Lektor: Guter Gott, du versprichst uns, dass wir im Leben und im Sterben bei dir geborgen sind. In der Hoffnung, dass unsere Verstorbenen bei dir leben, beten wir:

  • Wir bitten um Frieden für alle, die im Unfrieden mit sich und ihren Mitmenschen aus ihrem Leben gegangen sind.
  • Wir bitten um Geborgenheit für alle, die im Leben bedroht wurden und den Gefahren schutzlos ausgesetzt waren.
  • Wir bitten um dein göttliches Licht für die Menschen, die in ihrem Leben unter der Dunkelheit von Depression, Feindschaft und Zweifeln litten.
  • Wir bitten um deine göttliche Vollkommenheit für die Menschen, die uns ganz nahestanden und denen wir viel zu verdanken haben.
  • Wir bitten um Heilung und Befreiung für die Opfer von Gewalt und für allem deren Leben unter großen Schmerzen und Beschwerden zu Ende ging.

Lektor: Gott, du bist der Schöpfer des Lebens. Du bist auch das Ziel unseres Strebens und die Vollendung unserer Sehnsucht. Gib, dass nichts und niemand uns von dir trennen können. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.

01.11.23: Hochfest ALlerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

29.10.23: 30. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Zu Beginn der Tauffeier werden die Eltern angesprochen: „Sie haben für Ihr Kind um die Taufe gebeten. Es soll lernen, Gott und den Nächsten zu lieben, wie Jesus es vorgelebt hat. Sind Sie sich dieser Aufgabe bewusst?“
Das ist die knappste Zusammenfassung, die es für das Christ sein gibt!
Jesus selbst hat so erklärt, was seiner Meinung nach, das Wichtigste sei.

Ich möchte – in der gebotenen Kürze – über zwei Fragen nachdenken:
Was heißt es eigentlich, Gott zu lieben? Und:
Wie geht Nächstenliebe in unserer Zeit?

Mit dem ganzen Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Herzen sollen wir Gott lieben! Das ist viel verlangt. Denn wir können Gott nicht sehen, sie hat keine Gestalt, er singt weder in Tenor noch in Bass.

Zudem ist Gott vollkommen: er braucht keinen Trost, keine Zärtlichkeit.
Er ist die Fülle! Ich kann ihm nichts geben. ‑ Wie kann ich ihn lieben?

Die Liebe zu Gott ist weder die Kinderliebe noch die Elternliebe, weder die begehrende noch die hingebende Liebe. Trotzdem kann jeder dieser Arten der Liebe etwas andeuten, wie ich Gott lieben kann:

Wie ein Kind vertraue ich ihm und werfe mich ihm in die Arme. Ich möchte so sein wie er. Ich möchte können, was er kann. Ich schaue alles von ihm ab. Ich habe nicht die geringste Hemmung, meinen Schmerz, meinen Ärger und Zorn und meine Freude und mein Glück vor ich auszuleben.

Wenn Sie es abstrakter wollen und in sachlicher Sprache:
Gott ist der, dem ich für mein Leben danke!
Er ist der Größte und Wichtigste. Deshalb will ich nach seinem Willen handeln. Auf niemanden will ich mehr hören als auf ihn.

Gott ist meinen Augen und Ohren verborgen, ich kann ihn nicht tasten und riechen. Ich muss ihn mit dem suchen, worin ich ihm am ähnlich­sten bin: Mit meinem Willen, mit meiner Sehnsucht, mit meiner Seele, mit meinem Denken. Und zwar immer versehen mit dem Wörtchen „ganz“.
Da ich ohne Gott weder Vergangenheit noch Gegenwart noch Zukunft hätte, da ich ganz und gar an ihm hänge, liebe ich ihn mit ganzem Herzen, mit meinem ganzen Denken und mit meiner ganzen Seele.

Auf ihn ist alles ausgerichtet: das ganze tägliche Leben und Streben – vom Zähneputzen bis zur Mühe um die Liebe in der Partnerschaft.

Ich vergesse nicht Gebet und Mediation und Gottes­dienst. Da wenden wir uns Gott ausdrücklich zu, und hoffen, dass unsere Seele ihn hört und wir machen ihn zur Hauptsache unseres Lebens.

Und wie geht Nächstenliebe in unserer Zeit, in der geschossen und gebombt, gestochen und mit Bombendrohungen erschreckt wird?
Die 1. Lesung öffnet uns die Augen:

Israel wird schon während seines Auszugs aus Ägypten von Gott gemahnt:
Es hört sich martialisch an: „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen. Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.“

Es geht bei der Nächstenliebe nicht um unsere Liebsten, sondern um die Fernsten: Um die Fremden, um „Anderen“. Gerade all die Gewalt zeigt, wie verkehrt sie ist und wie notwendig und segensreich die Liebe ist:

Wenn die Hamas und das palästinensische Volk einmal anerkennen, dass Israel die Heimat ist für die Juden und wenn die Menschen im Staat Israel einmal anerkennen, dass Palästina die Heimat der Palästinenser ist und ihnen gehört; wenn alle anerkennen, dass der andere in Frieden und vom Ertrag seiner Arbeit leben soll, dann hat die Liebe gewonnen, dann werden die Frauen nicht mehr zu Witwen und die Kinder nicht mehr zu Waisen.

So leicht es ist, dies hier zu sagen – so wahr ist es auch!
Und es lässt sich so ähnlich sagen – wahrscheinlich für jeden Ort, wo man mit Gewalt versucht, den anderen aus dem Weg zu räumen.

Den Nächsten lieben heißt: seine Not wenden und mit ihm teilen, damit es ihm wohl ergeht.

Davon sagt Jesus ganz am Ende seines Weges nach Jerusalem:
Gott wird sagen: Was du dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

Gott lieben heißt am Ende: Daran glauben, dass die uneigennützige Liebe, die zuvorkommende Liebe, die helfende Liebe, die teilende Liebe das größte und wichtigste ist.

22.10.2023: Weltmissionssonntag – 29. So im Jkr

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
bei einem ist es früher, bei einem anderen später:
ab einem gewissen Alter drängt sich der Gedanke auf:
Mein Leben neigt sich dem Ende entgegen. Die Zeit, die vor mir liegt, kann jeden Tag zu Ende sein.

Das ist eine heilsame Erkenntnis. Die richtige Folgerung daraus ist: Also ist jeder Tag kostbar und ich möchte so leben, dass ich mir nicht denken muss:
Warum hab ich da nicht angerufen?
Warum hab ich das auf später verschoben?

Es gilt jeden Tag zu nützen, dass es ein Tag ist,
der erfüllt und sinnvoll war:
vor allem auch, durch das Gute, das wir anderen erweisen.

Predigt: Liebe Schwestern und Brüder,
Drei Freunde bekommen Lego Steine.
Der eine erkennt sofort, was man damit alles bauen kann und hat seine helle Freude daran, ein tolles Kreuzfahrtschiff zusammenzubauen.
Ebenso der andere, er baut eine Ritterburg – fast wie Burg Eltz, wo er kürzlich mit seinen Eltern war.
Der Dritte – was glauben Sie, wie ich jetzt fortfahren werde – so ähnlich wie im Gleichnis von den Talenten! Ja genau. Am Ende fordert man ihn auf, seine Legos den anderen beiden zu schenken, weil sie bei ihm immer noch originalverpackt herumliegen. Irgendwie macht es ihn dann doch traurig.

Liebe Schwestern und Brüder,
zum Glück ist der dritte nur das schlechte Beispiel, wie man es nicht machen soll. Sein Beispiel sollen wir nicht nachahmen, damit es uns nicht so geht.

Gibt es solche Looser, solche Verlierer? Kennen sie welche?
Kennen Sie Gewinner, wie die ersten beiden, die ihre Talente verdoppelt haben?

Wie könnten wir Christen wieder zu solchen Gewinnern werden?
Genau darum geht es nämlich in dem Gleichnis:

Das viele Geld, die lange Abwesenheit des Mannes, der auf Reisen ging, das alles ist ein Beispiel! So sollen wir es machen, bzw. nicht machen.

Wenn wir es richtig machen, wenn wir Gottes Herrschaft stark machen, dann wird uns die Freude des Reiches Gottes vervielfacht – sagen wir „verhimmelfacht“ werden.

Der Ausgangspunkt, liebe Schwestern und Brüder ist, die Freude über die Legosteine – Entschuldigung: die Freude über das Reich Gottes, für das Jesus uns die Augen geöffnet hat:

Wir haben einen wunderbaren und riesigen Schatz empfangen:
die Erkenntnis, dass es in der Welt, im Leben nur um eines geht:

Wie wird die Liebe mehr! Wie wird der Riesenschatz an Liebe und Vorschussvertrauen, den Gott uns gibt, mehr?

Wem können wir diese Liebe schenken? Wer braucht sie am dringendsten? Wie können wir das tun?

Wie wird das Leben um mich herum mit Liebe angereichert?

Liebe Schwestern und Brüder!
ich will mich eigentlich mit nichts anderem aufhalten.
Meine Aufgabe ist nicht zu überlegen, wie der Bischof besser sein könnte, oder die Stadtverwaltung, oder die bayerische Staatsregierung.
Mein Auftrag ist nicht das zu tun, was andere tun müssen.

Mein Auftrag ist, da wo ich lebe,
den Menschen, die mir dabei begegnen,
und mit denen zusammen ich etwas unternehme,
mit Liebe zu begegnen, und aus Liebe zu sprechen und zu handeln:
Nicht aus Sorge um mich selbst, sondern aus Liebe zum anderen.

Wenn ich die Liebe in der Welt mehren kann,
wenn ich den Willen zur Liebe stärken kann,
wenn ich die Liebe sehen und bewundern  kann, die andere üben,
dann vermehrt sich die Freude über den riesigen Schatz,
der uns anvertraut ist.

Gott bewahre mich davor aus Angst, ich könnte versehentlich etwas Falsches tun, und es wäre es alles umsonst, nichts zu tun.
Ach wie traurig wäre das. Nein, ich will wuchern mit dem Talent, das uns allen gegeben ist,
mit der Freude über die Erkenntnis:
Die Liebe ist das wichtigste im Leben der Menschen.
Und wo die Liebe ist, da ist Gott!

Fürbitten

Lektor/in: Guter Gott und Vater, du hast uns die Erde anvertraut, dass wir sie zu einem Ort deiner Herrschaft machen. Dazu brauchen wir deinen Geist, der uns Mut und Vertrauen gibt. Darum bitten wir dich:

Himmlischer Vater:    (A) Schenke Mut und Zuversicht

  • Bewahre uns vor Resignation, wenn wir längere Zeit Schwierigkeiten aushalten müssen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Krankheitsdiagnosen künden manchmal das Ende eines unbeschwerten Lebens an. Schenke allen Betroffenen den Blick für das, was möglich geblieben ist und den Glauben an deine Nähe.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die ihrem Leben keinen tieferen Sinn geben: Dass sie aus der Gleichgültigkeit herausfinden und erkennen, wie viel Freude sie anderen schenken können.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für alle, die Verluste erlitten haben, über die sie nicht hinwegkommen. Dass sie Menschen haben, die bei ihnen bleiben und ihnen so Mut und Zuversicht geben.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

  • Für die Menschen, die alles negativ sehen: dass sie zur Freude des Glaubens gelangen.

A:   Gott schenke Mut und Zuversicht

Lektorin: Barmherziger Gott, dein Wort: „Ich bin bei euch“ wird niemals vergehen. Wir danken dir für dein Versprechen und hören nicht auf dir Gott zu danken heute und in Ewigkeit.

Gebet am Volkstrauertag:

Die Namen vieler Männer, die im Krieg ihr Leben lassen mussten stehen hier aufgeschrieben. Sie waren Teil eines grausamen Geschehens, in dem Männer einander und Frauen und Kinder töteten. Frauen wurden vergewaltigt, Häuser angezündet, menschliche Seelen verletzt und in lebenslange Bitterkeit und Trauer gestürzt. Noch heute leiden nicht wenige unter diesem Erbe.

Krieg bringt Zerstörung und Tod. Er entmenschlicht die Menschen – auf jeder Seite der Front.

Besonders traurig macht, dass diese Männer von einem Diktator, einem Menschenfeind, einem Judenhasser in den Tod getrieben wurden, der viele in unserem Land in seinen mörderischen Bann gezogen hat.

Denken wir an die vielen Kriege, die derzeit auf unserer Erde geführt werden und wünschen uns, dass dieser Gräuel endlich zu Ende geht.

Lasst uns Beten:
Hab Erbarmen, Gott unser Vater, mit uns Menschen.
Immer wieder verlassen wir den Weg des Friedens.
Wir bestreiten das Recht der anderen
und denken nur an unsere Ansprüche.
Wir leben in Feindschaften und sind manchmal bereit,
dafür Unrecht zu verüben.

Sie auf unsere Not:
immer noch führen die Nationen und Stämme Kriege,
Frauen und Männer töten einander, statt für das Leben zu sorgen.

Wecke Propheten, die für den Frieden werben,
Lass sie Gehör finden. Lass uns Menschen Wege finden,
wie wir den Krieg für immer verbannen können.

Vergib denen, die im Krieg töten und getötet wurden.
Schau auf ihre Sehnsucht nach Leben und Überleben
und schenke ihnen den Frieden,
den sie in ihrem Leben nicht genießen konnten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wie kann ein Mensch so schlagfertig sein, wie Jesus? Die Frage, die man ihm stellte, was hinterhältig: „Darf man dem Kaiser Steuern zahlen oder nicht?“ Sowohl Zustimmung als auch Verneinung führen in die Katastrophe: Als Jude muss Jesus mit „Nein“ antworten – und muss mit der Verhaftung durch die Römer rechnen. Wenn er aber mit „Ja“ antwortet, ist er als Verräter offenbar, der den eigenen Glauben an den einen und wahren Herrn und Schöpfer der Welt verrät.

Die Entgegnung Jesu ist genial: Statt sich dem „entweder oder“ zu unterwerfen, findet Jesus zum „Sowohl als auch“! Der Kaiser darf fordern, was ihm zusteht – aber Gott sollen wir geben, was Gott gehört!

Waren sie jemals in einer ähnlichen Situation? Sie sollen sich entscheiden, aber jede Entscheidung ist falsch? – Die Coronaimpfung war für manche eine solche Situation: Lass ich mich impfen – viele befürchteten schlimme gesundheitliche Folgen für sich selbst. Lasse ich mich nicht impfen – dann kann eine Infektion mich niederstrecken.
Was ist richtig? Was ist falsch?

Was kann der Staat von mir verlangen?
Auf jeden Fall im Grundsatz Gesetzestreue: Verkehrsregeln, Baurecht, steuerliche Abgaben, Datenschutz, Gewaltverbot, …

Wo sind die Grenzen des Staates? Was kann er nicht von mir erwarten?

Was Gott gehört: Das ist meine Seele! Und was bedeutet das genau?
Am liebsten würde ich jetzt wirklich mit Ihnen reden, denn mich interessiert, wie sie das für sich denken und leben.
Es ist die Frage, was mir in meinem Leben wirklich wichtig ist – wofür ich sozusagen mein Leben geben würde:

  • Lieber würde ich arm werden, als durch eine Lüge reich.
  • Lieber ließe ich mich beschämen, als durch Gewalt meinen Stolz zu wahren.
  • Lieber ließe ich mir Gewalt antun, als dass meinen Lieben etwas geschieht.
  • Lieber sterbe ich, als jemand anders.
  • Lieber bleibe ich meiner Liebe treu, als Ehebruch zu begehen.

Gebt Gott, was Gott gehört – was bedeutet das?
es gibt dafür Worte, die aus der Bibel stammen, die aber heute fremd klingen und jungen Leuten kaum noch verständlich sind:

Ehrfurcht, Gehorsam und Liebe

Gott schulde ich Ehrfurcht: die Ehrfurcht vor dem Leben und der ganzen Schöpfung, die durch seine Kraft besteht und immer weiter geht.
Niemand sonst will ich höher schätzen. Niemand darf sich zwischen Gott und Menschen stellen. Gott ist der Einzige, dem die Ehre gehört.

Gott schulde ich Gehorsam, mehr als jedem anderen. Niemand kann von mir verlangen, einem anderen Unrecht zu tun. Vielmehr schulde ich Gott für Gerechtigkeit einzutreten.

Gott schulde ich Liebe, denn durch Gottes Liebe lebe ich. Sein Ebenbild soll ich sein. Die Liebe zum Mitmenschen, die Liebe zum Du, das kann Gott von mir erwarten. Liebe heißt: Du sollst leben.

Liebe Schwestern und Brüder,
dem Staat schulden wir viel. Wir sind ein Teil der großen Gemeinschaft und wir haben viele Pflichten, damit wir dazu beitragen, dass das Miteinander in der Gesellschaft friedlich und geordnet ist.

Gott aber schulden wir uns selbst – denn wir leben durch ihn und aus seiner Kraft.

01.10.23: Erntedank

Lesungen: Joel 2,21-24.26-27 – 1 Tim 6,6-11,17-19 – Lk 12, 15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Einen Bauer habe ich im Fernsehen sagen hören: „Eine solche Getreide­ernte hätte früher eine Hungersnot bedeutet. Heute kaufen wir das Getreide eben aus anderen Ländern ein!“ – Zum Glück ist das möglich.
Vielen anderen leider nicht!

Können wir dankbar sein? Haben wir Grund dazu?

Die Antwort fällt sicher verschieden aus: manche werden sich einge­stehen: Letztlich kann ich zufrieden sein – mit dem wie ich lebe und wie mein Leben verlaufen ist.

Manche werden vielleicht sagen: „Viel Glück hatte ich nicht im Leben und auch jetzt geht es mir nicht besonders gut.“

Für sie alle bedeutet „Erntedank“ jeweils etwas anderes.

Dennoch: ich will Gott danken – für diese heurige Ernte, die andere für mich eingebracht haben – und überhaupt: Ich will Gott danken!

Für das Rot der Tomaten und ihren Geschmack.
Für das Getreide und das tägliche Brot. Für Gemüse und Obst.

Dies alles ist lebendig und hält uns und alle Lebewesen – die essen, um den Hunger zu stillen am Leben!

Immer stärker wird mir bewusst, dass unsere Erde genügend Nahrung wachsen lässt für Mensch und Tier – wenn wir Menschen nicht der Habsucht verfallen und uns bewusst bleiben, dass die Erde und was auf ihr wächst, letztlich allen gehört:

Der erste Grund dankbar zu sein ist schon, dass ich bin! Ich müsste ja nicht sein. Auch ohne mich ist diese Welt schön und vollkommen. Aber es wurde mir geschenkt, da zu sein und Anteil zu haben: am Leben, am Schönen. Viele Menschen sind gut – gut zu mir.

Danke, dass ich lebe und danke für das Weltall, in dem diese Erde gehalten ist von den außerirdischen Kräften, die sie um die Sonne kreisen lassen. Diese Kräfte halten uns auf der Erde, sie lassen Gebirge wachsen und erhalten um die Erde die Hülle aus Luft, die wir atmen und die Strahlen der Sonne schenken uns Licht und wärmen uns.

Wir sind ein Teil dieser Erde – wir sind buchstäblich von der Erde genommen.

Deshalb sind wir verbunden mit allen Geschöpfen dieser Erde: Was wären wir ohne das Wasser in unseren Zellen und im Körpergewebe? Was wären wir ohne Calcium und Eisen in unserem Blut.

Liebe Schwestern und Brüder, ich will hier keine allgemeine Naturroman­tik pflegen. Es ist ein Wesenszug von uns Menschen, dass wir verbunden sind – mit allem was ist. Wenn wir dies vergessen und uns herauslösen wollen, wenn wir über Pflanzen und Tiere herrschen wollen, wenn wir die Erde ausbeuten, leugnen wir unsere Verbundenheit und unsere Abhängigkeit. Wir sägen an dem Ast, der uns trägt und hält.

Und wir würden durch unser Handeln leugnen, dass alles auf der Erde und im Weltall einen gemeinsamen Ursprung hat, dass eine Kraft in allem wirkt und wirksam ist: die Kraft zu Leben und zu sein.

Dies war der Fehler des reichen Kornbauern, dem eine so große Ernte geschenkt war. Er tat so, als sei sie sein Eigentum und vergaß, dass er verbunden ist mit allen Geschöpfen. Er vergaß, zu teilen.

Das Gleichnis lehrt uns: Wer vergisst, dass er Teil eines Ganzen ist,
dass er durch andere lebt, wer leugnet, dass er empfängt, damit er teilt,
wer sich loslöst und abschneidet von der großen Gemeinschaft des Lebens – der schneidet sich auch ab von der Quelle des Lebens, von dem, den wir Gott nennen und den wir mit dem Wort Gott meinen.

Liebe Schwestern und Brüder,
dankbar sein heißt sich verbunden und beschenkt fühlen und weckt von selbst die Bewegung zu anderen hin: Mit ihnen zu teilen und sich gemeinsam am Geschenk des Lebens zu freuen. Deshalb soll es und dürfte es unter der Gemeinschaft der Christen keine Armen geben. Unsere Dankbarkeit stiftet uns an, es dem Ursprung des Lebens, unserem Gott, gleich zu tun und miteinander zu teilen, damit wir gemeinsam Gott danken und ihn lobpreisen, der sein Leben mit uns teilt.

17.09.23: 24. Sonntag im Jahreskreis

Jesus, der Messias, Petrus der Fels sind weiter im Gespräch: Es geht um lösen und binden, um bitten und erhört werden, um das verlieren und wiederfinden.
Es geht darum, ob wir jemanden an seine Schuld binden wollen – so wie an einen Mühlstein, der ihn auf den Meeresgrund hinabzieht?
Oder wollen wir ihn von seiner Schuld lösen, damit er den Fluten entkommen, das rettende Ufer erreichen und am Leben bleiben kann?

Mit der Aufgabe der Vergebung hängt auch diese Frager zusammen: Welche Art von Gerechtigkeit brauchen eigentlich die, denen Unrecht getan wurde, damit sie Frieden finden und heil werden?

Diese Fragen beschäftigen uns selbst – nicht nur, weil sie im Ev. stehen!

Wer vergangenen Sonntag in einer kath. Eucharistiefeier war, hat das große Versprechen gehört: Alles, was zwei von euch einig erbitten, werden sie vom himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Unmittelbar daran schließt das Mt. Evangelium die Frage des Petrus an:
Jesus, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? (Lüge, Täuschung, üble Nachrede, bestehlen, Beleidigen?)
Petrus selbst schlägt ein Maß vor: die Siebenzahl, die ohnehin schon symbolischen Charakter hat und auf Vollendung hindeutet.

Jesus steigert das ins unermessliche und sagt sieben und siebzigmal. Er erklärt dies mit der sehr eindrucksvollen Geschichte von dem unbarm­her­zigen Knecht, die damit endet, dass er gebunden ins Gefängnis wandert.

Diese Geschichte macht mir bewusst, dass ich vor Gott – trotz allen Bemühens – immer ein riesiger Schuldner sein werde: Er hat mir unzählige Gelegenheiten gegeben, Liebe zu üben, und wie oft bin ich diese Liebe schuldig geblieben und bleibe sie Gott schuldig?

Jesus hat von Anfang bis Ende deutlich gemacht, dass ich Gott um Vergebung bitten darf und auf seine Vergebung vertrauen darf.

Was Menschen mir schuldig geblieben sind, oder sogar Böses getan haben, ist im Vergleich dazu nicht erwähnenswert.
Und deshalb, liebe Schwestern und Brüder, ist es so abscheulich, wenn ich es nicht schaffe, meinen Mitmenschen zu vergeben, wo ich doch auf die Vergebung meiner viel größeren Schuld durch Gott vertraue.

Die Kirche, also die Menschen, die versuchen, Jesus nachzufolgen und Gottes Barmherzigkeit zu verkünden, muss daraus die Konsequenzen ziehen: Die Aufgabe der Kirche ist es also gerade nicht, festzulegen, wann sie jemand ausschließt, sogar verfolgt, als Sünder erklärt,
Dies hat die Kirche leider oft getan und tut es immer noch!

Wenn sie die Menschen so an ihre Sünden, an ihre Schuld, Liebesschuld bindet, wird sie selbst alle Schuld zurückzahlen müssen – und wie bitter das ist, erleben wir gerade überaus schmerzlich!

Was Menschen brauchen, denen Unrecht getan wurde, ist weniger die Qual derer, die das Unrecht verübten, sondern zweierlei:
1. Dass sie geheilt werden, dass sie wiederhergestellt werden, dass sie nicht länger daran leiden müssen, was ihnen angetan wurde –
letztlich die himmlische Herrlichkeit.

Und 2. ist es notwendend, dass das Unrecht, das sie erlitten haben als solches anerkannt wird – besonders von dem, der es verübt hat und auch von der Gemeinschaft der Lebenden.

Dass wir als Kirche das doch endlich beherzigen würden, damit wir wieder frei werden und das Lob der maßlosen Barmherzigkeit Gottes verkünden dürfen.

Und so kann ich mir heute das Versprechen Jesu aneignen: Wann immer zwei Christen einmütig um die Vergebung für ihre Mitmenschen bitten, wird ihre Bitte erfüllt.
Sie werden erleben, dass sie frei werden, gelöst von aller Schuld, weil Jesus in ihrer Mitte selbst ‑ sie dazu bewegt und dafür gewinnt, die Fesseln der Schuld zu lösen. Amen.

10.09.23: 23. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wie soll ich das auslegen, was ich gerade vorgelesen habe?
Teilweise fällt es mir wirklich schwer:

Den ersten Teil kann ich noch leichter verstehen: da geht es um das Verhalten gegenüber einem Mitchristen geht, der mir selbst gegenüber ungerecht war (Vorwürfe? Gerüchte?). Das gipfelt in dem Satz: Wenn du ihm vergibst, gilt das auch im Himmel: du wirst ohne Zorn und Wut in den Himmel kommen und der Mitchrist ohne Verurteilung und Vorwürfe.

Der zweite Teil klingt sehr freundlich. Es ist ein riesiges Versprechen: „Was immer zwei einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.“ Aber gerade deshalb ist es schwierig:

Entweder sehr viele unserer Gebete sind nicht einmütig, oder das Versprechen stimmt nicht: denn wie oft haben wir schon um Frieden gebetet: in der Familie; wie oft haben wir um Gesundheit gebetet, um Gerechtigkeit für die Armen usw.

Verzeihen Sie bitte, wenn es jetzt ein wenig kompliziert wird. Ich versuche, diesen Abschnitt in den Zusammenhang des ganzen Evangeliums zu stellen:

Unmittelbar vorher erzählt Jesus von dem Hirten, der ein einziges Schaf sucht, dafür die anderen 99 zurücklässt und sich über das eine Schaf, wenn er es wieder findet mehr freut, als über die 99.

Jesus geht es darum, dass niemand verloren geht! Die Regeln für den Streit unter Mitchristen haben also den Sinn, dass niemand verloren geht! So ist auch das Wort vom binden und lösen zu verstehen: Streit und Vorwürfe lösen, damit wir nicht gebunden, sondern gelöst – also frei – in den Himmel kommen.

Daran schließt sich das Versprechen der Gebetserhörung an begründet durch das zweite Versprechen: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“. – „Im Namen Jesu“ ist damit etwas über den Inhalt der Bitten angedeutet?

Im Mt. Evangelium ist früher schon vom Bitten die Rede gewesen – und zwar in der Bergpredigt im 5. und 6. Kapitel:
Jesus preist – auf unsere Frage bezogen – die Barmherzigen und die Friedenssstifter selig!

Einige Absätze später mahnt er dann: Sorgt euch nicht um Essen und Trinken und Kleidung – Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit!
In unseren einigen Bitte soll es also nicht um unsere unmittelbaren Lebensbedürfnisse gehen.
Aber was dürfen wir einig erbitten und werden es auch erhalten?
Mit welchen bitten sorgen wir uns um das Reich Gottes?

Leicht ist es zu sagen: Wir erbitten das ewige Leben – nicht nur füreinan­der, sondern sogar auch für die, die ungerecht zu uns sind oder waren:

An die Erfüllung dieser Bitte glaube ich – aber niemand kann es in dieser Welt „überprüfen“.

Wir können um „Versöhnung“ beten: aber wohl nur um unsere eigene:
wenn also zwei Streitpartner miteinander einig sind und um Versöhnung beten – dann ist die Bitte schon in diesem Augenblick gewährt!

Was ist mit all den anderen Bitten für die Armen, für die Kranken, für die Sterbenden, für die Kirche für die Glaubenden und ihre Bischöfe?

Um all das dürfen wir beten – ganz sicher. Wir dürfen als Kinder Gottes unserem Vater alles sagen und bitten und uns dabei ihm anvertrauen. Aber sind diese Bitten mit dem Versprechen gemeint?

Trotz der vielen Votivbilder, die von Gebetserhörungen Zeugnis geben, würde ich sagen: Diese Art von Bitten  sind mit diesem Versprechen wohl doch nicht gemeint:

Was ist nun die Quintessenz?

Ich gebe zu, so richtig zufrieden bin ich mit diesen Gedanken auch nicht.
Ich habe versucht, mich heranzutasten und diese wunderschönen Sätze im Mt. Ev. zu verstehen.

Vielleicht sind Sie schon weiter!
Dann lasse mir gerne von ihnen weiterhelfen!

03.09.23: 22. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
Jesus und Petrus, was ist das für eine Männerfreundschaft!

Gerade eben herrscht tiefstes Einverständnis: „Du bist der Messias!“ „Du bist der Fels!“

Im nächsten Augenblick dieses Aufeinanderprallen:
„Das darf nicht geschehen!“ Geh mir aus dem Weg, Du Satan!“

Warum? Weil Petrus unter „Messias“ etwas ganz anderes versteht als Jesus.

Petrus möchte mit seinem Messias Jesus etwas gewinnen: Das ganze Volk soll an Jesus glauben. Der Messias wird die Krankheiten beseitigen, und die Menschen werden nichts Böses mehr tun. Und natürlich werden auch die führenden Schriftgelehrten und Pharisäer und Hohenpriester davon überzeugt sein, dass Jesus der Messias ist. Das bedeutet auch das Ende der Fremdherrschaft durch die Römer!

Diese Art Siegermentalität ist genau das Gegenteil von dem, was Jesus tut und verkündet. Wer in dieser Weise siegen will, kann gar nicht anders, als andere zu opfern: Regeln definieren, wer nicht dazugehört. Sie müssen zum Schweigen gebracht werden, sie müssen sich beugen, schlimmsten­falls werden sie ausgeschlossen oder müssen sogar sterben.

Deshalb kann Jesus gar nicht anders als Petrus anzufahren:
Stell dich mir nicht in den Weg, sondern geh hinter mich!

Dann erklärt Jesus es den Jüngern:
Hinter Jesus gehen heißt: wichtiger als mein Gewinn ist meine Liebe.
Liebe wendet Kraft auf zu Gunsten anderer. Liebe verzichtet und schenkt.
Liebe trägt Schmerzen, Enttäuschung. Und weil es eben bei Jesus so gewesen war drückt es das Ev. so aus: : Wer liebt ist auch bereit, sein Kreuz auf sich zu nehmen.

Dann wiederholt Jesus sein jesuanisches Paradoxon, das darauf hinweist, dass die Genusswelt, die uns tagtäglich angepriesen wird, die Verschwendung, die Bequemlichkeit – eben nicht zum Leben führt, sondern in den Tod.

Liebe Schwestern und Brüder, wir erleben diesen Zwiespalt mehr als deutlich: Wir könnten versuchen, großen Schaden abzuwenden: Missernten, die Zerstörung der Küstenorte, Hungersnöte – allerdings müssten wir dafür einige Nachteile in Kauf nehmen:

Die Industrie niedrigere Gewinnmarschen,
die Milliardäre langsameres Wachstum ihres Reichtums,
die Wohlhabenden auf einige Annehmlich­keiten
und alle müssten zusammenhalten, damit den Armen keine zusätzlichen Opfer abverlangt werden.

Politiker, die so etwas sagen, werden geschmäht. Die Menschen wollen eben doch lieber „ihr Vermögen retten.“

Jesus schließt seine Unterweisung mit dem Hinweis auf das kommende Gericht: Der Menschensohn, Jeus und seine Botschaft, werden bei jedem Menschen offenbar machen, ob er andere geopfert hat für seine Bedürfnisse – oder ob er Kraft und Zeit und Geld geopfert hat, damit andere Liebe erfahren.

„Der Menschensohn wird jedem nach seinen Taten vergelten“ – heißt es: Das hört sich nach Drohung an. An anderer Stelle ist von Finsternis die Rede, vom Heulen und Zähneknirschen.

Die Vergeltung besteht darin, erkennen zu dürfen, wieviel Leben man durch seine Liebe geschenkt hat; wie viel man beigetragen hat, dass Menschen heil wurden; wie man anderen geholfen hat, an das Gute zu glauben und die Hoffnung zu bewahren.

Leben wir einfach so, dass wir uns darauf freuen können.
Was kann uns daran hindern?