23.07.23: 16. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Gott beweist seine Stärke in dem er alles schont und milde richtet. Der Gerechte muss menschenfreundlich sein. Das hören wir in der Lesung.

Und noch besser: Gott schenkt uns die Hoffnung, dass er den Sündern Umkehr gewährt.

Für Gott ist niemand ein für alle mal verloren.
Es ist nie zu spät, um damit zu beginnen, ein guter Mensch zu werden.
Gott urteilt nicht ab, sondern er richtet gerade, was krumm ist und er richtet auf, was gebeugt ist.

Lasst uns Gott loben und preisen.

Ansprache:

„XXX regiert die Welt“ – Sie haben sicherlich das zutreffende Wort sofort gedacht. Aber wer regiert die Welt? Oder auch: wer sollte die Welt regieren? – Jetzt sind Sie an der Reihe: Was denken Sie?

Eine Weltregierung gibt es zum Glück nicht. Der Weltsicherheitsrat der UNO ist es jedenfalls nicht.

Soll eine Partei regieren, ein Regierungschef mit seinen Ministern, ein König, eine Partei – für eine begrenzte Zeit oder unbegrenzt? Alles hat seine Vor- und Nachteile!

Wer sollte diese Welt regieren?

Jesus sagt: „Kehrt um, denn die Königsherrschaft des Himmels (Gottes) ist nahe!“ Gott soll die Welt regieren! Das ist kein Appell an Gott, sondern an die Menschen in der Welt.

Die Herrschaft Gottes, das Himmelreich, ist das Ideal!
Also nicht das Geld, nicht eine politische Partei, nicht ein König oder ein Staatschef sollte mich regieren.

Es ist aber nicht so einfach: Denn Gott hat keinen Regierungssitz und keinen Beamtenstab. Gott unterhält keine Polizei, um die gesetzliche Ordnung zu gewährleisten und kein Militär zur Verteidigung oder gar zur Ausbreitung seines Reiches.

Gott hat nur eine Möglichkeit, zu regieren: Er spricht uns Menschen zu Herzen. In unserem Gewissen hören wir die Stimme Gottes. Es gibt keine höhere Instanz als diese. Deshalb sind religiöse, an Gott glaubende Menschen für jede Regierung, besonders für autoritäre, ein Problem.

Menschen, die an Gott glauben, hören in erster Linie auf ihr Gewissen, und versuchen Gottes Stimme darin zu erkennen. Die obersten Werte von uns Glaubenden sind eben nicht die Steigerung des Bruttosozialprodukts oder der Aktienkurs, und auch nicht die unbegrenzte Selbstbestimmung und das eigene Wohl.

Unsere obersten Werte beziehen sich auf das Miteinander der Menschen. Unser größtes Bestreben ist „gut“ zu sein, weil wir an den „Guten“, an Gott glauben und auf ihn hören.

Über diese Königsherrschaft Gottes spricht Jesus und sagt:
Wie ein wenig Sauerteig eine große Menge Mehl durchsäuert, so ist es auch mit der Herrschaft Gottes, mit dem Himmelreich: Es ist verborgen, aber im Verborgenen wird es immer größer und durchwirkt die ganze Erde – bis am Ende der Zeit, sichtbar werden wird:
Das Gute besteht, was Leben zerstört und zersetzt, vergeht.
„Die Reichen müssen gehen, ihr Gut verweht im Wind!“

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Verkündigung des Himmelreiches uns, die wir seine Jünger sind, anvertraut. Wir, seine Gemeinde, sind gesandt, dem Himmelreich, der Herrschaft Gottes immer mehr zum Durchbruch zu verhelfen. Dadurch sind wir Kirche Jesu Christi und Kirche Gottes.

Die Verkündigung im Gottesdienst ist eine der Aufgaben der Diakone.
In der Predigt sollen die Menschen stärken, ermutigen und auch darüber sprechen, welche Hindernisse uns im Wege stehen und wie wir sie erkennen und überwinden können.

Unser Diakon Gereon Piller hat diese Aufgabe in vielen Predigten angenommen und erfüllt. Er hat uns immer wieder angeregt, uns selbst zu prüfen, damit wir auf dem Weg bleiben und wirklich auf Gottes Stimme in unserem Gewissen hören und uns auch nicht von anderen Reizen und Stimmen davon abhalten zu lassen.

Für diesen Dienst der Verkündigung wollen wir ihm nach der Messe danken.

Jetzt aber dürfen wir miteinander bekennen, dass wir an Gott glauben, an den Guten und darin, dass wir von ihm her die Kraft haben, selbst gut zu sein:

Ich glaube ….

Fürbitten:

Gott, unser Vater, du bist bei uns – jeden Tag und zu jeder Zeit.
Voll Vertrauen rufen wir zu dir:

  • Wir beten für die Christenheit: Dass sie ihre Spaltungen überwindet,
    so dass alle Getauften im Sakrament der Eucharistie vereint sind. ‑ Christus, höre uns       A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für alle, die die Gute Nachricht vom Kommen des Himmelreiches verkünden für ihren Dienst, dass durch sie allen Menschen deine Güte bekannt wird.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine und für die russischen Soldaten, dass Präsident Putin den Befehl zum Ende des Krieges gibt.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für unser Bistum und für alle Bistümer in Deutschland: Dass auch unser Bischof sich für Erneuerung und für Veränderungen in der Kirche öffnet.
    Christus, höre uns        A: Christus, erhöre uns
  • Wir beten für die Kindern, Frauen und Männern in unserer Stadt um deinen Segen: stärke unter uns den Geist echter Gemeinschaft. Christus, höre uns           A: Christus, erhöre uns

Pr.: Ja Gott, du schaust voll Güte auf dein Volk und leitest es durch deinen Heiligen Geist. Wir ehren dich und danken dir heute und in Ewigkeit. Amen.

16.07.23: 15. Sonntag im Jahreskreis

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
wir beten und manche stoßen sich heute daran:

Vater, führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse – befreie – uns von dem Bösen.

Gott wird uns nicht in Versuchung führen; denn Gott ist der Gute.
Aber das Böse ist eine ständige Versuchung:

Das Böse, das wir erleben: die menschliche Bosheit, die böse Krankheit, das schreckliche Unglück –
das Böse kann uns versuchen, nicht mehr an das Gute zu glauben.

Gott, befreie uns vom Bösen, damit wir nicht in Versuchung geraten, den Glauben und die Hoffnung und die Liebe zu verlieren.

Ansprache:
Die Juden predigen die Gottesliebe und die Nächstenliebe seit 4000 Jahren. wir Christen haben das Gebot der Feindesliebe – seit 2000 Jahren.
der Buddhismus leitet an zur Erleuchtung und zum Einklang mit allem und zur Bedürfnislosigkeit, der Islam ruft auf zur Hingabe an Gottes Willen.

Muslime bekriegen sich gegenseitig,
ebenso wie Christen gegeneinander Krieg führen:
Juden liegen mit Muslimen in dauernder tödlicher Feindschaft
und auch Buddhisten üben Gewalt gegen scheinbar Fremde.

Ist alles vergeblich? Hat es überhaupt einen Sinn, an das Gute im Menschen zu glauben und danach zu suchen?

Haben die Recht, die sagen:
Europa gehört uns? Die anderen sollen draußen bleiben?
Haben die Recht, die lieber wieder die Nationalstaaten stärken und die europäische Einigung zurückdrängen wollen?
Ist es nicht gescheit, der Regel zu folgen: der stärkere hat Recht?
Ist es besser einen Feind vor Augen zu haben, als sich einzubilden er könnte ein Freund werden?

Doch wohin würde das führen?
Mit den Mitteln, die der Menschheit heute zur Verfügung stehen,
müssten wir damit rechnen, dass nur ein kleiner Teil der Menschheit überleben würde. Große Teile dieser Erde würden unbewohnbar.

So wie vor Millionen Jahren, als ein Meteorit auf die Erde stürzte und sie für lange Zeit in eine Eiszeit schickte, weil die Asche das Sonnenlicht von der Erdoberfläche abschirmte.

Heute würden wir eine solche drohende Gefahr sehr früh mit unseren Teleskopen erkennen und wir würde alles tun, um diese Gefahr irgendwie abzuwenden. Doch: Es wäre ein Naturgeschehen. Kein Mensch könnte etwas dafür.

Ich möchte mir nicht vorstellen, dass die Menschheit sich selbst entschließt, mittels Atomwaffen und anderem schrecklichen Mordwerkzeugen dieses Unheil selbst zu verüben.

Liebe Schw. und Br.; wenn wir den Parolen der Pessimisten folgen,
die sich als Messiasse gebärden,
wenn wir auf Stärke und Macht, auf Sieg und Überlegenheit setzen,
wenn wir dies tun würden,
dann glaubten wir nicht mehr an Gott, den Guten,
sondern an den Teufel, der das Böse verbreitet und der der den Gestank des Todes verströmt.

Hoffentlich fragen sie sich, was diese düsteren Worte in einem fröhlichen Freiluftgottesdienst verloren haben. Die Frage ist berechtigt.

Liebe Mitmenschen, um solchen Pessimismus zu vertreiben und den Glauben an das Gute zu stärken, hat Jesus das Gleichnis vom vierfachen Boden erzählt, das leicht zu verstehen ist, wenn man weiß:

Zu Jesu Lebzeiten säte man auf die brach liegende Erde und dann pflügte man den Samen in die Erde ein. Man sah also nicht genau, auf welchen Grund man säte. Viel von dem Samen ging verloren.
Dennoch war es vernünftig zu säen, weil – letztlich ‑ das meiste auf guten Boden fiel und Frucht brachte.

Diese Weisheit des Alltags – lass dich vom Misserfolg nicht abhalten, das Richtige zu tun – wendet Jesus auf den Glauben an das Reich Gottes an:
Und ich wende es heute auf die Weltzeit an, in der wir leben:

Auch wenn die Gewalt und die Befürworter der Gewalt immer mehr werden,
Auch wenn die Raffgierigen immer erfolgreicher scheinen,
Auch wenn die Verächter der Freiheit und der Würde des Menschen immer lauter ihren Hass und ihre Verachtung hinausschreien:
Die Zukunft liegt in der Hand derer, die daran glauben, dass Frieden möglich und Versöhnung unumgänglich ist.

Die Gewalttätigen zerstören und dann haben sie ihr Werk getan.
Die Raffgierigen raffen, bis die Beraubten sich ihren Teil gewaltsam holen.

Die an das Gute, an Gott, glauben, bleiben und säen die Hoffnung, die Saatkörner des Friedens, die Samen der Gerechtigkeit. Der Samen bringt vielmehr Frucht, als die Raben jemals fressen können. Sie sind dafür der Beweis. Amen.

Fürbitten

Lektor: Herr Jesus Christus, dein Wort verändert den, der es annimmt und dir glaubt. Es bringt reiche Frucht. Wir beten durch dich zum himmlischen Vater

  • Wir beten für die jungen Menschen: dass sie unruhig bleiben und auf der Suche bleiben nach dem Guten.
  • Wir beten für die Menschen, die sich von ihren Bedürfnissen und Wünschen treiben lassen: dass sie ihre Verantwortung für ihre Mitmenschen erkennen.
  • Wir beten für die Menschen, die nicht an dich glauben. Dass sie die Einsicht gewinnen, dass alles zusammenhängt und dass das Leben im Universum ein Geschenk ist.
  • Wir beten für die Glaubenden: für Christen und Muslime, für Buddhisten und alle Religiösen: dass sie dadurch stark werden, den Frieden zu mehren.
  • Wir beten für unsere christlichen Kirchen: dass sie mutig mit deiner Liebe unsere Gesellschaft gestalten.

Pr.: Darum bitten wir Dich, unseren Herrn und Gott, der Du durch deine Heilige Geistkraft Leben schenkst und allem Lebendigen Zukunft gibst in Ewigkeit. Amen.

09.07.23: 14. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:
In Liebesgeschichten gibt es nicht selten Verwicklungen. Es dauert manchmal lange Zeit, bis sie oder er oder beide merken, wie sehr sie geliebt sind und die Liebe erwidern.

Wie war das bei Ihnen, liebe (Ehe-) und Liebespaare? War da gleich am Anfang ein Funke, der allmählich zur Flamme wurde – oder dauerte es, bis der Funken endlich übersprang?

Diese mehr oder wenig romantisch-komischen Verwicklungen und Umwege, möchte ich als Verstehensmodell für diese so bekannten Jesusworte nehmen, die wir gerade gehört haben:

Jesus betet:
Vater ich preise dich dafür, dass es Menschen gibt, die verstehen, dass du aus mir sprichst und dass deine Kraft in mir wirksam ist. Sie verstehen, dass sie durch dich leben und dass sie das Leben von dir empfangen und bei dir finden und nicht aus eigener Kraft.“

Etwas übertrieben könnte man sagen:
Jeus ist froh darüber, dass es einige gibt, denen er die Augen dafür öffnen kann, dass Gott sie liebt und dass sie dadurch das Leben und die Freude finden.

In der Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch gibt es also wenigstens bei einigen ein Happy End.

Daran schließt sich der Heilandsruf Jesu an, der in der Apsis unter dem großen, die Menschen zu sich rufenden Christus steht.

Jesus möchte den Kreis derer, die zu ihm kommen weiten und sagt deshalb:
Kommt doch alle zu mir! Alle, die ihr euch so viel Mühe gibt und die ihr euch so viele Lasten auferlegt.

Da möchte ich noch einmal innehalten:
Die Menschen geben sich ja so viel Mühe mit allem Möglichen und nehmen so viel auf sich:

Sportler opfern ihre Gesundheit, um die besten zu werden.
Selbständige Firmeninhaber arbeiten Tag und Nacht und 7 Tage, damit das Geschäft gut läuft,
Politiker nehmen einen Termin nach dem anderen wahr – aus Pflichtbewusstsein und auch um wieder gewählt zu werden;
Auch glaubende Menschen steigern ihre Bemühungen im Gebet und Frömmigkeit manchmal bis zur Selbstaufgabe.

Dahinter steht oftmals die Haltung:
Ich kann mir nur selbst vertrauen. Es kommt nur auf mich an, damit ich ein gutes Leben habe. Ich plane mein Leben und ich sorge für meinen Erfolg.

Sie alle lädt Jesus noch einmal ein: Komm zu mir, ich bin gütig.
Ich verlasse mich selbst ganz auf Gott, meinem und euren himmlischen Vater. Er schenkt mir Zukunft und auch euch! Niemand kann sich selbst das Leben geben und erhalten. Ich nehme euch die Lasten ab.

Alle, die sich auf die Liebe eines anderen verlassen und einlassen, üben dabei genau das, wozu Jesus uns alle einlädt: Vertrau nicht auf dich allein. Vertrau auf den anderen und seine Liebe zu dir.

So üben sie sich darin, auch Jesus zu vertrauen, der uns einlädt, es wie er zu machen und ganz auf Gott und seine Liebe zu vertrauen.

In dem Vertrauen geliebt zu sein, können wir Frieden finden und frische Lebendigkeit, wie es das Wort erquicken andeutet.

Manchmal darf man sehen, wie zwei Menschen sich aneinander lehnen und schmiegen oder halten und stützen. Das ist ein wunderbares Gleichnis für das, was Jesus verspricht: Bei mir könnt Ihr Ruhe finden und Frieden.

Fürbitten

Lektor*in: Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Darauf vertrauen wir uns beten:

  • Für alle Frauen und Männer, die Jesu Botschaft verkünden:
    Dass sie den Menschen nicht Angst machen sondern ihre Hoffnung stärken.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die gewählten Amtsträger im Staat und für die einflussreichen Wirtschaftsbosse: dass ihre Selbstlosigkeit und ihr Gerechtigkeitssinn größer werden.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, die enttäuscht oder mutlos sind oder unter Depressionen leiden: dass sie ermutigende Nähe von Menschen erfahren.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für alle, denen der Zeitdruck und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zusetzen: dass sie Zeit und Gelegenheit und Raum finden zur Entspannung und Erholung.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

  • Für die Menschen, die sich aus Wut auf unseren Staat und seine Institutionen undemokratischen Gruppierungen zuwenden:
    Dass ihre Unzufriedenheit Gehör findet und dass sie sich nicht verführen lassen, menschenfeindlichen Parolen nachzulaufen.

Christus, höre uns.            (A) Christus, erhöre uns.

Herr, unser Gott, bei dir finden wir Ruhe und Kraft für unser Leben. Dafür danken wir dir im Heiligen Geist durch Jesus Christus jetzt und in Ewigkeit. Amen.

02.07.2023: 13. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Der Selbsterhaltungstrieb ist tief in uns angelegt.
Jeder Mensch will leben und überleben und tut alles dafür.

Damit hängt eng zusammen das Bedürfnis, es sich angenehm einzurichten: warm ist besser als kalt, weich ist besser als hart, maschinelle Unterstützung ist besser als körperliche Anstrengung.

Klein ist der Sprung zu sagen: Hauptsache mir geht’s gut.

Die Menschen, die dafür sorgen, dass sie sich immer größere Teile des Bruttosozialprodukts sichern auf Kosten anderer leben diesen Egoismus besonders erfolgreich aus.

Sie riskieren aber damit den Frieden, den Zusammenhalt, die Achtung vor der öffentlichen Ordnung.

Das Evangelium sagt dazu: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Du bist meiner nicht wert!
Du bist es nicht wert, dass ich mich mit dir befasse, auseinandersetze, für dich etwas tue, mit dir spreche!
Solche Entwertung des anderen ist – vielleicht stimmen sie mir zu ‑ ein schlimmes Unrecht.

Diese eindeutige Überlegung möchte ich an den Anfang stellen.

Da das Ev. uns mit solch schwer genießbaren Aussagen konfrontiert, möchte ich auch noch daran erinnern, was uns über Jesus erzählt wird:
Er sagt: Gib dem, der dich zwingt, nicht nur den Mantel, sondern auch das Hemd, geh nicht nur eine Meile, sondern zwei mit ihm.
Er sagt: Kommt alle zu mir, die ihr es schwer habt im Leben, bei mir findet ihr Entlastung, Ruhe Frieden.
Er sagt: Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen – also gerade die Menschen, die es scheinbar nicht wert sind.

Aber im 10. Kapitel des Mt.Ev., wir haben es gerade gehört ‑  heißt es:

Wer seine liebsten mehr liebt als Jesus.
Wem sein Wohlergehen wichtiger ist als Jesus, der ist es nicht wert,
– ja was jetzt?
Jesu Jünger zu sein, dass Jesus für ihn lebt und stirbt und aufersteht? dass Jesus ihn sendet?

Egal: Diese Aussage stellt eine Bedingung:
Du bist nur dann wert, dass du zu mir gehörst, und dass ich für dich da bin, wenn du mich mehr liebst als deine Allernächsten und Liebsten.

Und ich will es gleich sagen: Jesus sagt das mit Recht.

Denn in vielen alltäglichen Situationen fällt es uns ganz leicht zu sagen, im Geist Jesu zu handeln: wir leihen und gegenseitig, wir helfen einander, wir spenden sogar …

Aber manchmal wird es auch knifflig: Es kann schon ganz schön anstrengend werden, mit dem Freund. Der ist sich zurzeit selber nicht gut. Jedes Mal das Geschimpfe und Gejammere, das nervt.

Sicher fallen ihnen selbst Beispiele ein.

Wenn ich in solchen Situationen ausweiche, … wende ich mich von dem Weg ab, den Jesus mir zeigt und damit von Jesus selbst. Dann bin ich mir selbst der Nächste. Dann geht es jetzt erst mal um mich.

Wenn man es hart und zugespitzt sagt: Jesus ist es mir nicht wert!
So groß ist meine Liebe nicht. Ich will, dass es jetzt für mich passt –
ob das gut ist oder schlecht – darüber danke ich jetzt nicht nach.

Der Satz Jesu könnte also nicht nur lauten: „der ist meiner nicht wert“
sondern genauso: „Dem bin ich nichts wert.“

Es ist heilsam, wenn Jesus und sein Reich der aller oberste Wert im Leben ist. Das schützt auch unsere Allernächsten und Liebsten.

Um Jesu willen, lasse ich sie nicht hängen.
Weil ich an Gottes Reich glaube und Gottes Barmherzigkeit und Güte, bin ich barmherzig und will vergeben.

Um es ganz einfach zusammenzufassen:
wer sich und seine Ansprüche ganz nach oben stellt,
der verliert dabei oft Geliebte, Gemeinschaft, den Zusammenhalt, den Frieden, die Geborgenheit, den Rückhalt.

Wo das Ich überhandnimmt, verschwinden das Du und das Wir.

Wer Jesus und sein Reich an die erste Stelle setzt und deswegen Mühe und Anstrengung und Entbehrung und Schmerzen auf sich nimmt, der gewinnt mehr als er einsetzt: Er gewinnt das Licht, das in ihm leuchtet und die Freude, die unzerstörbar ist. Er gewinnt Gott, er findet sich selbst und sein Leben. Amen.

Fürbitten

Lektor: Gott, du Grund unserer Hoffnung, voll Vertrauen beten wir:

Du Gott des Friedens          V (A) Erfülle uns mit deinem Geist

  • Die vielen Kriege und gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Welt machen uns traurig. Wir beten, dass die Menschen Wege zur Versöhnung suchen und finden und gehen.
  • Der menschengemachte Klimawandel führt zu Zerstörungen in der Natur. Hunderte Millionen Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen. Wir beten, dass die Menschen, besonders die Reichen von der Gier nach immer mehr Reichtum und Macht ablassen.
  • In unseren Gesellschaften gibt es tiefe Risse. Der Abstand zwischen Reich und Arm wird immer Größer. Der Protest und der Hass gegen die Regierenden immer Größer. Wir beten, dass die Menschen ihre Verantwortung füreinander erkennen und wieder mehr auf das Gemeinwohl achten.
  • Die christlichen Gemeinschaften und Kirchen sind gesandt Hoffnung und Mut zu stärken, dass Frieden möglich ist und möglich wird. Wir beten für alle, die sich für das Leben einsetzen und für die Zukunft der Menschen.

Pr.: Gott, du bist unsere Hoffnung, dass wir in dir Frieden finden für immer und ewig. Mache uns zu Boten deines Friedens durch Christus, unseren Herrn.

08.06.2023: Fronleichnam

Einführung:
Ich weiß ja nicht, was die Hälfte unserer Mitmenschen im Stadtviertel, die keiner Kirche angehören, darüber denken, wenn wir heute unter freiem Himmel singen und beten und hernach mit dem Baldachin aus Goldbrokat über der Monstranz betend und singend durch die Straße ziehn.

Für mich jedenfalls ist es ein Fest aus Freude darüber, dass wir danken können. In einem neueren Kirchenlied heißt es: Herr ich will dir danken, dass ich danken kann.

Wir danken für das Sakrament des Brotbrechens, in dem Christus unter uns ist und in dem wir seiner Liebe gewahr werden und sie annehmen.

Christ sein ohne dieses Sakrament – unvorstellbar.
Grüßen wir Christus, unseren Bruder und Herrn.

Ansprache:
Menschen, die es ganz bös mit uns meinen, bezeichnen uns Christen als Kannibalen, weil wir behaupten, wir würden den Leib Jesu essen und sein Blut trinken.

Tun wir das?
Immerhin heißt es ja bei der Austeilung der hl. Kommunion: „Der Leib Christi!“

Und in der Brotrede des Johannesevangeliums spricht Jesus noch drastischer: „Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag.“ Usw.

„Fleisch und Blut“ Jesu – damit deutet das Johannesevangelium
eindeutig auf das ganze Leben und den Tod Jesu hin:

Er hat mit Fleisch und Blut
– wir würden vielleicht sagen: „mit Haut und Haar“ –
jedenfalls mit ganzer Kraft
und unter Verzicht auf jeden persönlichen Vorteil, alles dafür getan,
damit die Menschen an seinen Vater im Himmel glauben.
Damit sie verstehen und begreifen, dass der Vater ihr Leben will,
dass er ihnen vergeben will,
dass er ihnen ewiges Leben schenkt,
dass er unter den Menschen wohnen will.

Mein, unser Glaube an Gottes Treue und Liebe zu jedem von uns
lebt durch und aus dem Glauben an Jesus,
der von seiner Taufe durch Johannes angefangen
bis zu seinem Tod sein Leben, sein Fleisch und Blut,
genau dafür gegeben hat.

Fleisch und Blut – das ist ein eindeutiger Hinweis auf den Kreuzestod Jesu.
zu dem er verurteilt wurde für das,
was wir in der Messe feiern
und woran wir glauben: dass Gott ewiges Leben schenkt.

Das Evangelium treibt diese Bildsprache auf den Gipfel, wenn Jesus sagt:
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt“.

Darf ich es ganz einfach und bei weitem nicht so einprägsam sagen:
„Wer an Jesus und seine Botschaft glaubt,
wer das glaubt, wofür Jesus sein Leben gegeben hat,
hat das ewige Leben.“?

Deswegen beten wir nach den Einsetzungsworten im großen Dankgebet der Messfeier: Deinen Tod o Herr ….

Damit bin ich beim Fest Fronleichnam:
Wir feiern heute Eucharistie aus Freude darüber,
dass wir Eucharistie feiern.

Wir dürfen wirklich dankbar sein, dass wir die Messe haben:
das Mahl, in dem wir Brot teilen und uns immer wieder neu an Jesus Christus binden. Wir nehmen seine Liebe an und
empfangen von ihm das ewige Leben,
sein Geschenk ‑ Gottes Geschenk ‑ an uns.

Wer mit offenem Herzen und Geist Jesu Tod und Auferstehung feiert,
wird dadurch ermuntert und ermutigt und darin bestätigt, das zu tun,
was Jesus getan hat: für seine Mitmenschen zu leben,
ihnen (Gottes) Liebe zu erweisen, damit sie verstehen und begreifen,
dass Gott sie liebt und ihnen ewiges Leben schenkt.

„Tut dies zu meinem Gedächtnis“ hat Jesus gesagt:
Wascht einander die Füße, einer soll für den anderen da sein,
brecht das Brot miteinander, erinnert euch an mich und wie ich für euch gelebt habe! So wird unser Glaube gestärkt durch Jesus,
so wie Brot unseren Körper Kraft gibt,
damit wir Jesu Liebe annehmen,
die er uns mit seinem Fleisch und Blut, ganz handgreiflich geschenkt hat.

28.05.2023: Pfingsten

Liebe Schwestern und Brüder,
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Pfingsten ist nämlich unser aller Geburtstag, der Geburtstag der Kirche Gottes! Das Werk Jesu Christi – die Versöhnung der Menschen mit Gott ‑ ist vollendet, weil sein Geist uns erfüllt:
Der Geist der Gottes­kindschaft.

Das ist nicht zu vergleichen mit einem Computerprogramm, das so geschickt sein kann, dass wir sogar von künstlicher Intelligenz sprechen.
So wenig wie Eltern ihre Kinder programmieren können und wollen.

Der Geist Jesu, der Geist der Kindschaft, verleiht uns vielmehr Selbständigkeit und Freiheit.

Wir dürfen uns freuen, dass Gottes Geist in uns ist; dass es gar keinen Graben gibt zwischen Gott und uns Menschen, sondern dass Gott uns so nahe ist, wie Jesus der Sünderin war, die ihm die Füße geküsst hat oder seinen Jüngern, denen er die Füße gewaschen hat.

Aus Freude darüber singen wir Jubellieder wie: „Der Geist des Herrn erfüllt das All“, „Lobe den Herren“, „Großer Gott, wir loben dich“ und auch und warum nicht: „Ein Haus voll Glorie schauet!“

Ich würde wahrscheinlich einiges Kopfnicken bekommen, wenn ich sagen würde: So wie die Kirche derzeit dasteht, sollten uns die Jubellieder im Hals stecken bleiben.

  • Die Empörung über das Verhalten der Bischöfe und Prälaten gegenüber Missbrauchstätern und -betroffenen, erhält durch immer neue Entdeckungen und Enthüllungen beständig neue Nahrung;
  • Die Zahl der Menschen, die aus den Kirchen austreten ist so hoch, dass man schon einer Tsunami Welle sprechen muss;
  • die Zahl der Gläubigen, die sich zum Gottesdienst versammeln ist so klein, dass man nur mehr von einem kleinen Häufchen sprechen kann;
  • was viele Menschen vom christlichen Glauben wissen ist so wenig,
    dass man es mit der Lupe suchen muss.

So könnte ich noch mehr Sätze aneinanderreihen.

Und dennoch: Da ich an Christus und an sein Wort der Versöhnung glaube und da ich ihm glaube, dass wir vom Tod und von der Sünde befreit snd, habe ich allen Grund zu jubeln und zu jauchzen: Der Herr hat mich befreit. Er hat mir seinen Geist geschenkt. ‑ Nicht, weil ich Priester bin, sondern weil ich getauft und gefirmt bin – so wie die meisten unter uns.

Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche, das sind die Menschen, die durch den Glauben in der Taufe und in der Firmung den Heiligen Geist empfangen haben.
Wir alle sind berufen, das Werk Jesu weiterzuführen, damit das Reich Gottes wächst wie der Sauerteig eine große Menge Mehr durchsäuert.

Wenn Sie Ihren Mitmenschen mit Zuneigung und Herzlichkeit begegnen, erleben die Menschen darin Gottes Zuneigung.
Wenn Sie in ihrem Engagement für die Gemeinschaft in einem Verein treu sind, machen sie Gottes Treue sichtbar;
Wenn Sie Not sehen und lindern, erleben die Menschen Gottes Barmherzigkeit;

So bezeugen sie Gottes Liebe, die sie von Christus empfangen haben.

Liebe Schwestern und Brüder, auch wenn wir wenige geworden sind,
auch wenn wir und unsere Vorsteher keineswegs leuchtende Säulen sind, sondern vielleicht nur kleine Lichter,
dennoch haben wir Grund, aus frohem Herzen Gott zu preisen:

Denn Gott hebt den Niedrigen empor aus dem Staub,
die nach Liebe und Anerkennung hungern, beschenkt er mit seinen Gaben,
sein Geist spricht aus denen, die als gering und unbedeutend gelten,
die sich selbst für weise halten, werden als Toren entlarvt.

Liebe Schwester und Brüder, lassen Sie es sich bitte gesagt sein und nehmen sie es sich zu Herzen:

Gottes Geist ist in ihnen und er wirkt in ihnen und er beschenkt sie mit seinen kostbaren Gaben, damit sie ein Licht sind für die Menschen unter denen sie leben.

Wie immer sie leben und was immer sie tun:
Sie haben die Kraft es so zu tun, dass Gottes Reich wächst. Amen.

24.05.2023 ökumenischer Gottesdienst

Der Bibeltext:

Wir hören aus der Apostelgeschichte im 27. Kapitel

Paulus befand sich im Gewahrsam eines römischen Offiziers, der ihn nach Rom bringen sollte. Obwohl die Seefahrt in dieser Jahreszeit schon gefährlich geworden war, beschloss der Kapitän des Schiffes mit dem Offizier noch einen anderen Hafen anzusteuern, der besser für das Überwintern geeignet war. Sie fuhren los.

13 Als leichter Südwind aufkam, meinten sie, ihr Vorhaben sei schon geglückt; sie lichteten den Anker und fuhren dicht an Kreta entlang.

14 Doch kurz darauf brach von der Insel her ein Orkan los, Eurakylon genannt.

15 Das Schiff wurde mitgerissen, und weil es nicht mehr gegen den Wind gedreht werden konnte, gaben wir auf und ließen uns treiben.

18 Da wir vom Sturm hart bedrängt wurden, erleichterten sie am nächsten Tag das Schiff

19 und am dritten Tag warfen sie eigenhändig die Schiffsausrüstung über Bord.

20 Mehrere Tage hindurch zeigten sich weder Sonne noch Sterne und der heftige Sturm hielt an. Schließlich schwand uns alle Hoffnung auf Rettung.

21 Niemand wollte mehr essen; da trat Paulus in ihre Mitte und sagte: Männer, man hätte auf mich hören und von Kreta nicht abfahren sollen, dann wären uns diese Gefahr und dieses Ungemach erspart geblieben.

22 Doch jetzt ermahne ich euch: Verliert nicht den Mut! Niemand von euch wird sein Leben verlieren, nur das Schiff wird untergehen.

23 Denn in dieser Nacht ist ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, zu mir gekommen

24 und hat gesagt: Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser treten. Und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.

25 Habt also Mut, Männer! Denn ich vertraue auf Gott, dass es so kommen wird, wie mir gesagt worden ist.

26 Wir müssen allerdings an einer Insel stranden.

27 Als wir schon die vierzehnte Nacht auf der Adria trieben, merkten die Matrosen um Mitternacht, dass sich ihnen Land näherte.

28 Sie warfen das Lot hinab und maßen zwanzig Faden; kurz danach loteten sie nochmals und maßen fünfzehn Faden.

29 Aus Furcht, wir könnten auf Klippen laufen, warfen sie vom Heck aus vier Anker und wünschten den Tag herbei.

30 Als aber die Matrosen unter dem Vorwand, sie wollten vom Bug aus Anker auswerfen, vom Schiff zu fliehen versuchten und das Beiboot ins Meer hinunterließen,

31 sagte Paulus zum Hauptmann und zu den Soldaten: Wenn sie nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden.

32 Da kappten die Soldaten die Taue des Beibootes und ließen es forttreiben.

33 Als es nun Tag werden wollte, ermahnte Paulus alle, etwas zu essen, und sagte: Heute ist schon der vierzehnte Tag, dass ihr ausharrt, ohne auch nur die geringste Nahrung zu euch zu nehmen.

34 Deshalb ermahne ich euch: Nehmt Nahrung zu euch; das ist gut für eure Rettung. Denn keinem von euch wird auch nur ein Haar von seinem Kopf verloren gehen.

35 Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott vor den Augen aller, brach es und begann zu essen.

36 Da fassten alle Mut und nahmen Nahrung zu sich.

37 Wir waren im Ganzen zweihundertsechsundsiebzig Menschen an Bord.

38 Nachdem sie sich satt gegessen hatten, warfen sie das Getreide ins Meer, um das Schiff zu erleichtern.

Ansprache:

Kirchenträume – Zwischen Schiffbruch und Aufbruch

Liebe Schwestern und Brüder, es ist großartig, dass wir hier sind: drei kath. Pfarrer, der Pst.ref in der ev. Kirche St. Matthäus zusammen mit dem ev. Pfarrer. Wie ist das möglich?

Wir verdanken dies der ökumenischen Bewegung. die seit der Weltmis­sionskonferenz im Jahr 1910 versucht, Gemeinsamkeiten der christ­lichen Konfessionen zu entdecken und herauszustellen. Das große Ziel ist die Einheit des Volkes Gottes, die Einheit der Christen wieder zu gewinnen.

Das Suchen nach Gemeinsamkeit und Einheit ist inzwischen eine lange Geschichte. Ich vergleiche Sie mit der Schifffahrt des Apostel Paulus.
Sein Ziel war es, die Gelegenheit zu bekommen, vor dem Kaiser für Christus Zeugnis abzulegen.

Trotz des Schiffbruches vor Malta erreichte er dieses Ziel. Im darauffol­genden Frühjahr gelangte er nach Rom. In seiner Wohnung empfing er viele Menschen, denen er Jesus Christus als Den Messias verkündete.

Ich bin voller Zuversicht, dass auch die ökumenische Bewegung ihr Ziel erreichen wird: „Die Einheit des Volkes Gottes“.

Wir sind schon weit gekommen: die ev.luth. Kirche und die röm.kath. Kirche haben nämlich schon 1999 die Glaubensfrage, die der inhaltliche Grund der Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts war, beigelegt: Die Frage Luthers: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Heute können ev.luth. und röm.kath. Christen diese Frage gemeinsam beantworten.
Der Kernpunkt der Kirchenspaltung ist überwunden.

Darüber hatte Luther gesagt: «Wenn wir nur das erreichen könnten, dass Gott allein durch die Gnade rechtfertigt, würde ich den Papst nicht nur seine Füße küssen, sondern ihn auf Händen tragen.»

Bei der Weiterfahrt auf dem ökumenischen Schiff gab es und gibt es leider heftige Stürme, die das Schiff gleichsam zum Kentern brachten.

Die Frage des Weihepriestertums in der Zuordnung zum allgemeinen Priestertum aller Gläubigen scheint unter anderem zum Zerschellen des Einheitsschiffes geführt zu haben.

Wir müssen daraus aber nur die richtige Lehre ziehen: Dass wir auf ein neues Schiff umziehen oder sogar auf eine ganze Flotte: Denn das Ziel ist nicht die Einheitlichkeit, sondern die Einheit der Christen.

Das Schicksal des Paulus lehrt uns: Die Fahrt geht weiter, auch wenn ein Schiff kentert. Entscheidend ist, dass die Personen auf dem Schiff gerettet werden.

Und das glauben wir alle: Christus hat uns gerettet. Aus seiner Gefangen­schaft schrieb Paulus an die von ihm so geliebte Gemeinde in Ephesus: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles und in allem ist.“ (Eph 4,4-6)

Wenn wir gemeinsam und verbunden über das Meer der Zeit fahren, können wir gemeinsam Zeugnis geben für Jesus Christus, der uns gerettet hat. Und wir können gemeinsam Halt machen und Feste feiern.

Wir werden vielleicht bald gemeinsam das Gedächtnis an Jesu Tod und Auferstehung begehen und Gott für die Erlösung danken: „Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ So wird uns bewusst, dass Jesus uns alle einlädt und uns von dem Brot und den Fischen gibt, die er auf dem Kohlenfeuer bereitet hat.

Liebe Schwestern und Brüder, die Gemeinschaft in der Eucharistie beruht auf dem gleichen Glauben, den uns die Hl. Schrift lehrt: dass Jesus Christus uns durch Gottes Gnade gerettet hat und dass wir auf seinen Namen getauft sind und durch ihn mit dem himmlischen Vater versöhnt sind als Familie Gottes.

Dieses Ziel vor Augen, können dürfen und sollen wir in unseren Gemein­den heute schon gemeinsam Zeugnis geben für Jesus Christus: in dem wir gemeinsam unseren Blick auf die Menschen und ihre Nöte werfen und uns gemeinsam ausdenken, wie wir den Menschen Gottes Nähe zeigen können. Gemeinsam Beten und singen. Das Evangelium betrachten.

Vielleicht haben wir sogar mehr Möglichkeiten, weil wir auf verschiedenen Schiffen unterwegs sind. Doch unser Steuermann ist einer: Jesus Christus.


01.05.23: 1. Mai Patrona Bavaria

Evangelium: Johannes 2,1-11 (Hochzeit zu Kanaan)

Einführung:
Maria, Schutzfrau Bayerns. Vor Unheil schützen und bewahren:
Vor Krieg, vor Bürgerkrieg, vor Armut und Hungersnot,
Erweitern wir die Anliegen:
Dass wir nicht zu Egoisten werden, dass wir unsere Verantwortung erfüllen, dass wir bereit sind zum Teilen, dass wir Not leidenden helfen,
Dass wir den Weg nicht verlassen, auf den Jesus uns gerufen hat und führt.

Ansprache:
Diese Hochzeitsgeschichte auszulegen ist hochinteressant und vielfältig. So beginnt Jesus im Johannesevangelium sein öffentliches Wirken nach seiner Taufe durch Johannes.
Von großer Bedeutung ist das Ziel der Geschichte, zu der alles hinführt:
„Er offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.“

Im Mk. Ev. sind die ersten Sätze Jesu nach seiner Taufe im Jordan:
Die Zeit ist erfüllt! Das Reich Gottes ist nahe.
Das Joh.Ev. drückt die gleiche Botschaft mit dieser Wundergeschich­te aus.

Herausgreifen möchte ich heute, was Maria zu den Dienern sagt:
„Was er euch sagt, das tut!“ Sie füllten die Krüge bis zum Rand mit Wasser. Geschöpft wurde bester Wein.

Es stimmt, wir können nur mit unseren begrenzten, menschlichen Kräften Gutes tun. Aber wenigstens das, sollten wir!
Die Hochzeit kann nicht gelingen, das Reich Gottes kann nicht unter uns wachsen, wenn wir nicht die Krüge wenigstens mit Wasser füllen.

Die Beschreibung des Reiches Gottes ist: Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Frieden und Liebe.
Diese Werte gelten als der Unterbau unseres Heimatlandes, unserer Demokratie in der die Menschenrechte an erster Stelle stehen.

Gerechtigkeit heißt, dass alle Menschen, jeder einzelne, Anteil haben kann an den Gütern, die zu einem menschenwürdigen Leben gehören.
Wenn die Güter nicht gerecht verteilt werden, ist die Demokratie nur noch eine hohle Phrase und Wahlen verkommen zur Bedeutungslosigkeit.

Wie kann es sein, dass 5 Personen ein so großes Vermögen haben, wie die unteren 32 Millionen zusammen? (PublikForum 1/2023)

Wenn wir in unserem Land auf Maria hören, und tun, was Jesus sagt, dann würden wir alle – und wirklich ALLE – mit unseren begrenzten menschlichen Möglichkeiten dafür sorgen, dass jeder Mensch in unserem Land Anteil haben kann an dem, was zu einem würdevollen Leben gehört. Dann würde das Reich Gottes sichtbar, dann bräuchten wir uns nicht um Demokratie zu sorgen.

Wenn wir auf Maria hören, werden wir unseren Beitrag gerne leisten und wir werden dafür eintreten, dass diese Pflicht wieder ins Bewusstsein kommt und dass ihr besser nachgekommen wird.