10.04.23: Ostermontag

Liebe Schwestern und Brüder,
der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi ist der Dreh und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Wäre Christus nicht gestorben, gäbe es keine Auferstehung. Wäre Jesus nicht auferstanden wäre sein Leben vergeblich gewesen.

Seine Auferstehung ist ein himmlisches Ereignis – kein irdisches.
Und er – der Auferstandene Jesus Christus ist kein irdischer Mensch mehr.
Das zeigen die Ostererzählungen dadurch, dass Jesus unversehens „erscheint“ und ebenso plötzlich nicht mehr zu sehen ist. So ging es auch den beiden Jüngern, die ihn beim abendlichen Mahl am Brot brechen erkannten.

Es hilft nicht weiter zu fragen: Was haben die genau erlebt? Was haben sie gesehen?

So verschieden die Ostererzählungen auch sind: sie stimmen in einem Aspekt überein: Sie beschreiben etwas, das den Jüngern widerfahren ist. Sie haben es sich nicht ausgedacht. Es ist nicht das Ergebnis ihrer Überlegungen, sondern es wurde ihnen geoffenbart.

Und was sie erlebten, war so stark, dass sie das Risiko eingingen, die Auferstehung Jesu zu verkünden und auch, dass Jesus der Messias ist, der Gott und Menschen miteinander versöhnt.

Es war ein Risiko, denn Jesus war ja gerade erst hingerichtet worden, weil er als Messias mit göttlicher Vollmacht aufgetreten war.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu Christi ist der Anfang von allen.
Schon wenige Tage nach Jesus Tod verkündeten die Jünger:
Jesus ist auferstanden und er wird auch uns auferwecken und alle die glauben.

Dieser Glaube ist die Wurzel für die Sorge um die Witwen und Waisen, für die Kranken und Armen. Dieser Glaube hilft uns, auch in den Schwierig­keiten und Problemen und Katastrophen aufrecht zu bleiben.
Denn wir haben versstanden: es kommt darauf an, dass wir Gottes Barmherzigkeit und Großzügigkeit unseren Mitmenschen zeigen.

07.04.23: Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben – wieder – gehört, wie Jesus festgenommen, angeklagt, verur­teilt, gefoltert und getötet wurde. Diese Leidensgeschi­chte ist nicht schön anzuhören. Aber wir tun es, weil das Leiden Jesu für uns Christen von größter Bedeutung ist. Warum eigentlich? Warum musste Jesus sterben?

Er starb, weil die jüdische Obrigkeit verurteilt Jesus nach ihrem Gesetz wegen Gotteslästerung zum Tod.
Sie hatten Angst, dass „alle an ihn glauben“. Dann würde vielleicht das Abkommen mit den Römern platzen und sie würden ihre Stellung und den Tempel und damit ihr gutes Auskommen verlieren.

Pilatus, der Vertreter der römischen Staatsgewalt, verurteilte ihn als „König der Juden“ also als einen Aufwiegler, einen, der die Staatsmacht nicht anerkennt, der die Macht an sich reißen will.

Warum starb Jesus? Mit diesen Erklärungen findet diese Frage für mich noch nicht eine richtige Antwort. Und außerdem: Es ist auch schwer und vielleicht gar nicht ganz möglich, diese Frage zu beantworten.

Jesus wäre für uns nicht der, der er ist, wenn er eines Tages an einer Krankheit oder an Altersschwäche gestorben wäre. Dieser Tod, diese Verurteilung gehört zu seinem Leben und war ihm – so erkennen wir im Nachhinein – von Anfang an vorbestimmt. Alle vier Evangelien stimmen darin überein, dass Jesus einen solchen Tod sterben musste. Sein ganzes Leben führte – trotz aller Begeisterung in Galiläa – auf dieses Ziel hin.

Aber warum musste Jesus sterben?

Wir können und dürfen und wollen die Augen nicht davor verschließen: Jesus starb, weil wir Menschen Sünder sind: Wir beschuldigen zu Unrecht. Wir erzählen falsche Gerüchte, Wir verraten. Wir sind bereit, um des eigenen Vorteils willen jemandem zu schaden, wir üben Gewalt, wir folgen unserer Angst, wir lassen uns aufhetzen und manipulieren.

An diesen Sünden ist Jesus gestorben. So wie jeden Tag Menschen an diesen Sünden sterben. Und wenn jemand es auf den Punkt bringt und sagt: „Diese Wirtschaft, diese Politik, tötet“ – wird er dafür ausgebuht – auch in unseren Tagen.

Warum musste Jesus sterben?

Das Evangelien erklärt immer wieder: Jesus musste sterben, damit wir an ihn glauben und durch den Glauben an ihn gerettet werden. Einer seiner letzten öffentlich im Tempel gesprochen Sätze ist: „Ich bin nicht in die Welt gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten.“

Nach diesen Worten ist Jesu Tod tatsächlich ein Tod für uns. Denn mit der Hingabe seines Lebens besiegelt Jesus seine Sendung, die er so beschreibt: „Der Auftrag meines Vaters ist ewiges Leben“.

Niemals würden wir diese Worte heute noch zitieren, wenn Jesus nicht bereit gewesen wäre, dafür sein Leben zu geben. Dadurch aber haben sie Kraft: sie überzeugen und sie wirken in den Menschen und bewegen die Glaubenden dazu, das Werk Jesu weiterzuführen und Menschen zu heilen und zu versöhnen.

Deshalb sagt Jesus zu Recht wiederholt: Der Menschensohn muss all das erleiden, „damit durch mich der Vater verherrlicht wird und damit ich im Vater verherrlicht bin“. Das bedeutet nichts anderes als:
Durch mein Leiden bin ich meinem Vater und seinem Auftrag treu. Er hat mich gesandt, den Menschen ewiges Leben zu verkünden.
Dass Jesus verherrlicht wird, bedeutet auch: „Alle Welt wird erkennen, dass meine Botschaft wahr ist: Gott schenkt Vergebung und ewiges Leben.
Das erste und wichtigste dabei ist: Gott über alles lieben und den Nächsten lieben, wie sich selbst.“

Jesus wird dadurch verherrlicht, dass wir Christen – gleich welcher Kirche – sein Werk weiterführen.
Es darf im Volk Gottes keinen höheren Wert geben als diesen:
Nichts darf uns daran hindern, diese Sendung zu erfüllen:
Nicht die Angst vor den Menschen und ihrem Urteil.
Nicht das Festhalten an der Spaltung des Volkes Gottes,
nicht die von der Kirche selbst festgesetzten Gesetze.

Jesus hat seinen Jüngern dafür die Vollmacht gegeben: Alles, was ihr bindet, wird auch im Himmel gebunden sein und alles was ihr löst, wird auch im Himmel gelöst sein.

06.04.23: Feier vom letzten Abendmahl

Liebe Schwestern und Brüder,
in Syrien und in der Türkei wankte buchstäblich der Boden unter den Füßen – Häuser stürzten ein. 10.000ende Menschen starben.
Innerhalb weniger Minuten geriet das Leben von Millionen von Menschen aus dem Gleichgewicht.

Was da buchstäblich geschah, passiert jeden Tag ungezählten Menschen:
eine Krankheit verändert das ganze Leben, ein Unfall stellt alles auf den Kopf, ein Partner trennt sich vom anderen, die Arbeitsstelle geht verloren, der Arbeitsplatz wird gekündigt, …

Ganz Europa – ja fast die halbe Welt – ist unsicher geworden durch den Krieg, den Putins Russland vom Zaun gebrochen hat. Der Weltfriede wankt. Unser Verhältnis zu China ist fragwürdig und unsicher. Die Demokratie ist in vielen Ländern brüchig geworden.

Die Erwärmung der Atmosphäre verändert die Lebensmöglichkeiten in vielen Ländern der Erde: Ernten, Tierhaltung, Trockenheiten und Überschwemmungen, Erdrutsche und, und, und.

Vermessen wäre es, zu sagen: „Keine Angst! Das wird sich alles wieder lösen. So schlimm wird es schon nicht“. Es kann tatsächlich sehr schlimm werden. Schlimmer, als wir es uns vorstellen möchten.

Dem, der wahrnimmt, wie unsicher der Grund ist, auf dem wir leben, stel­len sich diese und ähnliche Fragen: „Was zählt für mich? Was will ich? Wofür strenge ich mich an? Worüber kann ich mich freuen? Was gibt mir Kraft?“

Komprimiert: „Was hilft mir leben?“ und: „Wie geht das Leben weiter?“

Eigentlich sind uns die Antworten auf diese Fragen ins Herz geschrieben.
Uns: also jedem Mitglied der Menschheitsfamilie. Wer in sich hineinhört und erkennt, dass er ein Teil dieser Menschheitsfamilie ist, kann die Antwort in sich finden. Als Glaubender Mensch sage ich: Gott schreibt uns Menschen die Antwort ins Herz – Wir brauchen nur auf ihn hören.

Jesus von Nazareth, den wir unseren Erlöser und Herrn nennen,
hat in seinem Leben und Lehren die Antworten gegeben, die jeder in seinem Herzen finden kann:

Er hat geheilt – nicht nur in einem begrenzten Sinn als Wunderheiler.
Er hat den Menschen gezeigt, dass sie für ihn wertvoll und wichtig sind und liebenswert. Dieser Aufgabe hat er sich hingegeben, mit Haut und Haar und ganzer Kraft.

Gestritten hat er auch: mit Menschen die an der bestehenden Ordnung interessiert waren, weil sie in dieser Ordnung oben waren und also bessergestellt. Über manche Menschen urteilten sie, dass sie wertlos sind und nicht liebenswert, sondern zu verachten, wenn sie die Regeln nicht annehmen. Jesus wollte und konnte nicht hinnehmen, dass Menschen sich zwischen Gott und andere stellen.

In der Fußwaschungserzählung verdichtet das Johannesevangelium dieses heilende Leben Jesu: Ich habe euch ein Beispiel gegeben. Ihr sollt es ebenso machen.

Das ist die eine Antwort: Wie sehr auch die Erde wankt: die Sendung bleibt gleich: Heilt Menschen; zeigt ihnen dass sie für euch und für Gott liebenswert sind.

Die zweite Antwort schließt diesen Aspekt mit ein:
Jesus sagt beim Mahl: Das ist mein Leib, mein Blut – für euch gebe ich es hin, damit ihr glaubt, damit ihr glaubt: mir und an mich.
UND: Er teilte das Brot an seine Jünger aus:
Das hilft uns zu leben: Dass wir miteinander teilen. Das Brot und noch mehr: unsere Hoffnung, unser Vertrauen, unsere Schwachheit, unser Versagen, unser Bedauern und unsere Begeisterung.

Jesus sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. So werdet ihr immer wieder stark. So helft ihr euch gegenseitig, auf die Stimme in euch zu hören, auf die Antwort, die Gott jedem ins Herz geschrieben habt und die ich euch vorgelebt und gelehrt habe.

Heilen und Teilen: die Hoffnungen und Ängste, die Leiden und Freuden. Das hilft uns zu leben und so geht das Leben weiter.

02.04.2023: Palmsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Auf ein kleines Detail lenke ich ihren Blick.

In der Verhandlung vor Kajaphas, dem Hohepriester,
als sich keine zwei Zeugen finden, die das gleiche gegen Jesus aussagen,
drohte der Prozess gegen Jesus schon zu scheitern.

Eine Verurteilung wäre – nach jüdischem Recht – nicht möglich.

Deshalb unterbricht Kajaphas – so wie es das Ev. darstellt –
und befragt Jesus direkt. Er beschwört ihn und fragt:

Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott:
„Bist Du der Christus, der Sohn Gottes?“

Jesus antwortet: Du hast es gesagt.

Und noch bevor der Hohepriester Jesus für diese „Gotteslästerung“ verurteilt, fügt aber Jesus hinzu:

„Ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“

Das Evangelium verkündet so den Glauben:

Jesus ist der Weltenrichter – auch über Kajaphas und den Hohen Rat.

Der nun aber – das wissen wir aus dem ganzen Evangelium – ist kein Richter, der Freude daran hat, Höllenstrafen zu verkünden.

Sein Gericht ist ein anderes.

Sein Gericht ist der Zuspruch der Gnade, des Lebens, des Heils.

Durch sein Gericht wird offenbar, was „Recht“ ist:

Recht ist es, Hungernde zu speisen, und Gefangene zu befreien.

Unrecht hingegen ist, vom Elend der Menschen ungerührt zu bleiben und Hilfe zu verweigern.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus sitzt zur rechten der Macht, der König des Friedens. Wir wollen so leben, dass wir uns auf sein Gericht der Gnade freuen können, wenn offenbar wird, dass wir recht getan haben.

22.02.2023: Aschermittwoch

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!

Müssen wir denn Buße tun? Wofür? Haben das andere nicht viel mehr nötig als wir? Fühlen wir uns gegängelt durch den Appell Buße zu tun und zu fasten?

Das hängt davon ab, was wir unter Buße verstehen. Die Buße im christlichen Sinn bedeutet: Neuorientierung, Kurskorrektur.
Selbstkritische Reflexion ist sehr nützlich und hilfreich.
Sie kann der Anfang, um seine Lebensweise zu korrigieren.
Sie kann einem helfen, das Gute, das wir schon tun zu festigen oder sogar noch zu steigern.

Am Ende dieser Zeit der Selbstreflexion und Konzentration steht jedenfalls die Feier unseres Osterfestes. Der Jubel darüber, dass Christus nicht im Tod bleibt und dass wir mit ihm zum Leben in Gottes Herrlichkeit berufen sind.

Jesus ist in unserer Mitte. Ihn grüßen wir voll Freude und Dankbarkeit

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute keine Eucharistie. Warum nicht? Das war doch immer so!
Denken Sie vielleicht. Und mit Recht. Da bin ich Ihnen eine Antwort schuldig.

Der Aschermittwoch bedeutet mir persönlich sehr viel. Er ist ein großer Schatz in unserer katholischen Kirche, den ich nicht missen möchte.
Wie Sie es auch handhaben mögen: Alle wissen um den Appell heute auf Fleisch und Fisch und Genussmittel zu verzichten: (Alkohol, Nikotin, andere berauschende Substanzen, Süßigkeiten). Das gilt ja eigentlich für jeden Freitag. Dazu kommt noch der Aufruf, sich an diesem Tag so wie am Karfreitag nur einmal satt zu essen.

Das sind an und für sich schon starke Signale. Und dazu kommt der Gottesdienst jetzt mit der Auflegung des Aschenkreuzes. Es wird von zwei Zusprüchen begleitet: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück“ und „Bekehre dich und glaube an das Evangelium!“

Der erste Spruch warnt uns: Wir sollen an unsere Sterblichkeit denken und die entsprechenden Folgerungen daraus ziehen: Es geht um unsere persönliche Ausrichtung: Genuss, Wohlstand, Reichtum, Annehmlich­keiten, Luxus, tolle Erlebnisse, Fitness, Anerkennung, Erfolg, ….
Das alles ist erstrebenswert und das alles ist gut.
Aber: das alles ist Staub, so wie wir selbst. Es sind vergängliche Güter.
Sehr leicht wird daraus ein Egoismus, der auch in Kauf nimmt und akzeptiert, dass andere weniger haben und kränker sind – vielleicht sogar zu meinen Gunsten.

Richte dein Leben nicht darauf aus, toll zu sein, tolles zu erleben, reich zu werden, Erfolg zu haben.

Der zweite Spruch: „Kehre um und glaube an das Evangelium“ ist eine Ermutigung und eine Ermunterung: Dieser Spruch ermuntert an die Hauptbotschaft Jesu: „Ich verkünde euch eine frohe Botschaft: Das Reich Gottes ist euch nahe!“

Das Reich Gottes das ist Frieden, das ist Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, das ist Freiheit und Liebe.

Das Reich Gottes ist uns nahe. Jedem und jeder ist es erreichbar. Es steht uns offen. Es ist unsere Zukunft. Es ist die Zukunft, die Gott für uns bereit­hält – endgültig und unübersehbar.

Und deshalb soll unser tägliches Denken und Handeln, unser Wollen und Wünschen darauf ausgerichtet sein.

Wenn unser Leben zu Ende gehen wird, zählt mehr,
was wir für andere getan haben als was wir für uns getan haben.
es zählt mehr, wie wir Menschen geliebt haben und wer uns geliebt hat,
als was wir uns selbst gegönnt haben,
es zählt mehr, dass wir gerecht waren in unseren Ansprüchen,
als dass wir immer größere Ansprüche erfüllen konnten;
es zählt mehr, das wir verzeihen konnten, als dass wir uns durchgesetzt haben.

Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Tag ist ein Tag, in dem wir uns unsere Vergänglichkeit bewusst machen und vielleicht merken, wie sehr wir den vergänglichen Gütern nachlaufen.

Es ist ein Tag der Trauer darüber, dass unser Glaube an das Evangelium nicht größer ist.

Zum Zeichen dafür lassen wir uns Asche auf den Kopf streuen.

Die Eucharistie hingegen ist Zeichen des österlichen Jubels und Dankes.
Zeichen der natürlichen und ausgelassenen Freude über den Sieg des Lebens über den Tod.

Der Aschermittwoch ist aber Zerknirschung darüber, dass wir stattdessen dem nachlaufen, was uns im Sterben wie Staub zwischen den Fingern zerrinnen wird.

Geben wir der Umkehr Raum. Der Erneuerung. Dem Neuanfang. Dem Evangelium. Damit wir offen werden für das Reich Gottes, das uns so nahe ist.

05.02.2023: 5. Sonntag im Jahreskreis

Ansprache:

Wozu sind wir Christen gut in dieser Welt und auf dieser Erde?
Der letzte Satz des heutigen Leseabschnitts aus dem Mt. Ev. – Bergpredigt – bietet uns eine Antwort an:

„Damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen!“

Der Vater im Himmel soll aber nicht gepriesen werden, damit er sich besser fühlt. Gott ist vollkommen, er ist die Fülle des Lebens.
Es geht nicht um Gottes Wohlbefinden – es geht um die Menschen in der Welt und auf dieser Erde.
Wenn sie nämlich unseren Vater im Himmel preisen,
erkennen sie ihn an, dann hören sie auf Gott und leben nach seiner Weisung. Dann wird Friede in dieser Welt unter den Menschen, denen Gott seine Liebe schenkt.

Wir Christen, liebe Schwestern und Brüder, haben also eine Aufgabe, eine Sendung, eine Mission. Und dabei geht es nicht um uns als Gemeinschaft oder Institution. Es geht um die Menschen, die mit uns diese Erde bevölkern.

Jesus wählt eindrucksvolle Worte für diese Sendung:
„Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“

Ohne Salz ist alles fad und mehr sogar: Salz ist lebensnotwendig.
Das gleiche gilt für das Licht. Ohne Licht gibt es kein Leben.

Das Evangelium verknüpft diese anspruchsvolle Zusage mit einer Warnung: Ihr Jünger Jesu, ihr Christen, könnt eure Sendung verraten:
Ihr könntet aufhören Salz der Erde zu sein und ihr könntet aufhören zu leuchten. Dann seid ihr überflüssig. Dann braucht man euch nicht mehr.

Das ist ungefähr die Sicht eines 36 jährigen im BR Interview: Er hat erklärt, er könne es trotz seiner christlichen Erziehung nicht mit seinen Werten vereinbaren, der Kirche anzugehören. Schuld seien die diversen Skandale in der Kirche und deren Vertuschung. Es ist fürchterlich, wenn Menschen ein solches Bild von uns haben.

Liebe Schwestern und Brüder, als Prediger muss ich nun aufpassen:
Oft werden für diese Sendung alle Christen in die Pflicht genommen – obwohl auf ihre Stimme sonst kein Wert gelegt wird. Der Pfarrer predigt und bestimmt und die Leute sollen gute Werke tun. Das wäre ungebührlich und ungerecht.

In diese Sendung Salz und Licht zu sein, sind alle einbezogen.
Als Pfarrer in der Pfarrei habe ich die Aufgabe, mich zu sorgen und zu kümmern, dass wir uns diese Frage stellen:
wie wir alle in diese Sendung erfüllen.

Welche guten Werke können wir tun und anstoßen?
Welche guten Werke können wir unterstützen und wie.
Wie verwirklichen wir gemeinsam, unsere Sendung, dass die Menschen unseren himmlischen Vater preisen für die guten Taten, die wir Christen vollbringen.

Die Antwort kann nicht von oben gefunden werden.
Die Antwort darauf können wir nur miteinander finden.
Dazu müssen wir zuerst gemeinsam auf das Wort Jesu hören.
Wir müssen darauf schauen, wie die Menschen leben,
und gemeinsam überlegen wie wir Salz und Licht sein können
und dies in die Tat umsetzen: nicht nur die Gemeindemitglieder,
nicht nur die Amtsträger, sondern wir alle gemeinsam als Kirche Jesu Christi.

Wie es aber geht, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, das hat Jesus in den Sätzen zuvor erklärt: in den Seligpreisungen, die wir vergangenen Sonntag hörten und die dieser Stelle vorausgehen:

Selig, die arm sind vor Gott und die Anteil nehmen am Leid der Menschen; selig, die die niemandem weh tun und die für Gerechtigkeit eintreten; selig, die Barmherzigen und die ohne Arglist sind; selig, die Frieden stiften und die verfolgt werden, weil sie Gottes barmherzige Gerechtigkeit bringen.

Diese sind das Salz der Erde und das Licht der Welt.
Menschen, die so handeln, sind lebensnotwendig in dieser Welt.
Es wird sich immer wieder zeigen, dass sie es sind, die der Zukunft der Menschen einen Weg bereiten,
Es wird sich immer wieder zeigen, dass durch sie das Leben weitergeht. Und die Menschen dieser Erde werden Gott preisen, und selbst die guten Werke tun, die Menschen selig werden lassen.

2. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Einführung:
Jeder von uns hat etwas, das ihn belastet, was ihm das Leben schwer macht, was ihn bedrückt.
Besonders schlimm finde ich, wenn ich mit jemandem Streit habe – noch dazu, wenn mir der Mensch wichtig ist.
Noch schlimmer ist es, eine richtige Feindschaft zu haben.

Leider gibt es unter uns Menschen viele Spaltungen und tiefe Gräben. Feindschaften, Neid, Konkurrenz, Ablehnung.
Leider gibt es auch in der Christenheit viele Spaltungen.

Wenn ich mir wünschen dürfte, von einer großen Last befreit zu werden, dann würde ich mir wünschen, dass die Menschen und erst recht wir Christen einander nicht ausschließen, sondern wie in einer Familie miteinander verbunden wissen.

Ansprache:

„Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“

In der Messfeier beten wir ein bisschen umgewandelt:
„Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt!“

Dieser Satz steht in einem ganzen Kosmos von bildlichen Vorstellungen über die Welt und Gott:

Gott ist der Schöpfer der Erde!
Der Mensch lebt durch ihn und aus seiner Kraft.

Der Mensch hat nicht auf Gott gehört:
Er möchte selbst bestimmen, was für ihn gut ist.

Er fügt anderen einen Schaden zu, für den eigenen Vorteil.
Das passiert uns jeden Tag:
Drängeln beim Anstehen und im Verkehr.
Etwas abstreiten, damit man keinen Ärger bekommt.
In der Probe abschreiben, damit man die Aufgabe lösen kann.
Es passieren noch viel schlimmere Dinge, von denen ich jetzt gar nicht reden mag.

Jesus nimmt die Sünde weg: Wie ist das gemeint?

1. Jesus sagt uns: Gott will trotzdem, dass es dir gut geht. Er verzeiht dir.
Er bleibt bei dir. Er straft dich nicht. Du bist und bleibst Gottes Kind.

2. Jesus nimmt die Sünde weg, das heißt auch, er zeigt uns, dass wir die Sünde nicht brauchen. Er zeigt uns, dass wir gut sein können zu den anderen. Er zeigt uns wie das geht. Wir können miteinander leben, ohne dass einer dem anderen etwas Schlechtes tut. Wir können helfen, teilen, trösten, …

Liebe Schwestern und Brüder,
das gilt für alle, die an Jesus glauben: für uns röm.kath., für die orthodoxen, für die evangelischen Christen.

Jesus nimmt die Sünde von uns weg. Eine große Sünde ist die Spaltung zwischen uns Christen:
Warum gibt es diese Spaltungen? Wegen Meinungsverschiedenheiten, wegen Rechthaberei, wegen gegenseitigen Beschimpfungen, weil man einander nicht zugehört hat, weil man selbst bestimmen wollte.

Dann wollte man nichts mehr miteinander zu tun haben.

Jesus nimmt die Sünde weg, was heißt das in diesem Fall:

Wir dürfen erkennen: obwohl es Unterschiede gibt, obwohl wir alle manche Dinge anders machen dürfen wir erkennen:
Wir glauben an Jesus, wir hören auf ihn, wir folgen ihm.

Die Spaltung muss nicht für immer bleiben. Wir können sagen:
Wir gehören zusammen, weil Jesus die Sünde von uns allen wegnimmt.
Und deshalb wollen wir auch miteinander beten.
Und deshalb dürfen wir auch beim Abendmahl,
bei der Kommunion unsere einander willkommen heißen.

Wir brauchen uns nicht gegenseitig ausschließen, sondern wir dürfen einander einladen.

Am nächsten Donnerstag üben wir das wieder.
Die ev. Christen und wir röm.katholischen Christen beten miteinander,
wir singen miteinander, wir hören miteinander auf die heilige Schrift und dabei spricht Gott uns zu Herzen.

Ich bitte Sie, dass wir das schätzen. Wir sind wirklich weit gekommen. Wir sind inzwischen Freunde geworden. Geschwister im Glauben.

Diese Gemeinschaft müssen wir pflegen und stärken und dadurch müssen wir auch unseren Kirchenleitungen klar machen: Wir möchten diese Spaltung nicht mehr: Auch wenn wir verschieden sind, wollen wir doch miteinander den Glauben feiern. Wir wollen uns gegenseitig zum Abendmahl und zur Kommunion einladen. Hoffentlich wird das bald.

FÜRBITTEN

Lektor/in: Gott, du bist unser Vater, in Gemeinschaft mit allen Christen beten wir zu dir:

Gott, Vater der Menschen – (A) führe uns durch deinen Geist

  • Wir beten für die Kinder, die heuer das erste Mahl die heilige Kommunion empfangen werden: dass sie in ihren Familien lernen, als Jünger Jesu zu leben. Gott, Vater der Menschen –
  • Wir beten für die Eltern, die ihre Kinder zur Taufe gebracht haben: dass sie die Verbindung mit Jesus halten und mit ihren Kindern beten und Nächstenliebe üben. Gott, Vater der Menschen –
  • Wir beten für alle Menschen in unserem Stadtviertel: dass wir offen sind füreinander und dass Menschen in Not geholfen wird.
    Gott, Vater der Menschen –
  • Wir beten für unsere Pfarrgemeinde und für die Matthäusgemeinde und für die Pfarrgemeinde von St. Albertus Magnus: Dass wir den Glauben gemeinsam leben lernen und dass wir zum Segen für die Menschen in unserem Stadtviertel werden. Gott, Vater der Menschen –
  • Wir beten für alle christlichen Kirchen: dass wir die Spaltungen überwinden, dass wir unsere Gemeinsamkeiten immer mehr entdecken und dass wir bald gemeinsam das Herrenmahl feiern können.
    Gott, Vater der Menschen –
  • Wir beten um den Frieden überall dort, wo Menschen Krieg gegeneinander führen, wo Feindschaft besteht, wo Angst und Schrecken die Menschen plagen. Gott, Vater der Menschen –

Priester: Himmlischer Vater, wir loben dich für deine Gaben, für den Geist, der in uns ist und uns lenkt und treibt. Gib, dass wir deinen Segen erfahren, dass wir dir danken durch Jesus Christus, unseren Herrn.

08.01.2023: Taufe Jesu

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder,
immer wieder fragen Eltern im Taufgespräch nach einem Taufspruch oder schlagen mir einen vor: Zum Beispiel: „Gottes Engel mögen dich behüten!“ Nach einem Satz von Psalm 91. Es ist ganz gut, dass dieser Brauch aus der evangelischen Kirche langsam auch von katholischen Eltern übernommen wird.

Manche evangelische Christen leben wirklich mit ihrem Taufspruch und machen ihn zu ihrem Lebensmotto. Es ist erstaunlich, wie ein solcher Satz auf verschiedene Lebenssituationen bezogen und fruchtbar werden kann.

Im Evangelium gerade haben wir von einer entscheidende Episode im Leben Jesu gehört. Wie wichtig dieses Erlebnis für Jesus war, zeigt sich darin, dass alle vier Evangelien davon berichten. Nur 2 Evangelien hingegen erzählen etwas von der Geburt und Kindheit Jesu.

Aber das erste was von dem Mann Jesus aus Nazareth, Sohn der Maria und des Josef aus Nazaret in Galiläa erzählt wird, ist, dass er zu Johannes an den Jordan kam, um sich von ihm taufen zu lassen.

Diese Taufe ist nicht dasselbe wir unsere christliche Taufe, die in der orthodoxen, der röm.kath., der altkatholischen und in all den Kirchen der Reformation gespendet wird. Die Taufe des Johannes war eine symbolische Waschung im Jordanfluss. Die Menschen kamen zu ihm, bekannten ihre Sünden und erhielten den Zuspruch der Vergebung. Sie wollten sozusagen von ihren Sünden reingewaschen werden – aber nicht durch das Blut eines Opfertieres, sondern indem sie im fließenden Wasser des Jordan untertauchten.

So kam also auch Jesus zu Johannes – wie die vielen anderen Leute. Das Evangelium weist schon darauf hin, dass Jesus keine Reinwaschung von Sünden nötig hatte.

Entscheidend ist aber, was Jesus bei dieser Taufe erlebte, was jedenfalls alle vier Evangelien damit verbinden:

Jesus sah den Geist auf sich herabkommen und hörte Gottes Stimme:
„Dieser ist mein geliebter Sohn, der mir gefällt!“

Das, Schwestern und Brüder, ist der Taufspruch Jesu, das ist sein Lebensmotto. Das ist die Grundmelodie seines Lebens.

„Du bist mein geliebter Sohn“:

Aus dieser Grunderfahrung und Grundhaltung heraus hat Jesus gelebt.

Als er Menschen begegnete, die unter ihrer Schuld litten: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich dir zeigen, dass auch du von Gott geliebt bist – trotz und mit deiner Schuld.

Als er Menschen begegnete, die unter ihrer Krankheit litten: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich dich aufrichten, denn Gott liebt dich – in deiner Krankheit und er schenkt dir sein Heil.

Als er Menschen begegnet, die auf der Suche sind nach einem sinnvollen Leben: da ich Gottes geliebter Sohn bin, will ich diese Erfahrung mit euch teilen. Auch ihr könnt und dürft immer wissen und anderen zeigen, dass ihr Gottes geliebte Kinder seid.

Und auch am Lebensende ist das die Quelle dessen, was Jesus tut: Da ich Gottes geliebter Sohn bin, werde ich daran nicht zweifeln und auch nicht daran, dass jeder Mensch Gottes geliebtes Kind ist – auch ihr, auch wenn ihr mich deshalb als Gotteslästerer verurteilt und mit dem Tod bestraft.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir wurden getauft. In der christlichen Taufe wird uns zugesagt, dass für uns gilt, was für Jesus gilt und für jeden Menschen:

Du bist Gottes geliebtes Kind.

Das ist das grundlegendste, was man von einem jeden Menschen sagen kann. Stellen sie sich vor, wir würden wirklich in jeder Begegnung mit einem anderen Menschen aus dem Bewusstsein handeln:

Weil ich Gottes geliebtes Kind bin und weil auch du Gottes geliebtes Kind bist, …..

Die Freude Jesu, das Glück Jesu, wäre in uns.

Aber in jeder sonntäglichen Danksagung dürfen wir uns neu vergewissern: Ich und du, wir sind Gottes geliebte Kinder und deshalb

Fürbitten:

Pr.: In der Taufe hat sich der dreieinige Gott mit uns verbündet. Am Fest der Taufe Jesu bitten wir:

Du, Gott des Lebens A: Wir bitten dich, erhöre uns.

  • Für unsere Kirche: um den Heiligen Geist, dass sie von dir Zeugnis geben kann und von dem Heil, das von dir kommt.
  • Für alle christlichen Kirchen und Gemeinschaften: dass die Sehnsucht nach der Einheit in der Eucharistie wach bleibt.
  • Für alle Menschen, die an sich zweifeln und manchmal verzweifeln: dass sie Mut und Kraft daraus schöpfen können, dass sie von dir geliebt sind und dass du an sie glaubst.
  • Für alle Menschen in materieller Not: dass sie Ansehen erhalten und Solidarität erfahren.
  • Für alle, die das Evangelium verkünden: dass sie glauben, was sie verkünden und es in ihrem eigenen Leben verwirklichen.
  • Für unsere Verstorbenen: dass sie von vollkommener Freude erfüllt sind.

Pr.: Guter Gott, in der Taufe Jesu hast du den Himmel auch über uns geöffnet. Wir danken dir, dass wir zu dir gehören und dass du alle unsere Wege mitgehst in Christus Jesus, unserem Bruder und Herrn.