23.03.25: 3. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
in unserer Gesellschaft wird fast alles der Freiheit des Einzelnen untergeordnet. Das ist ein großer Schatz.
Ich muss nichts befürchten, egal welche Meinung ich vertrete oder wie ich mein Leben gestalte. Die Grenze ist einzig, dass ich niemanden anderen bedrohe oder Schaden zufüge.

Manche schimpfen allerdings, die Meinungsfreiheit sei bedroht – nur deshalb, weil sie Widerspruch bekommen. Wer keinen Widerspruch ertragen möchte – der will nicht Meinungsfreiheit, sondern dass nur noch seine Meinung zählt.

Freiheit ist etwas viel Größeres: Es ist die Freiheit Gutes zu tun. Es ist die Freiheit, Schönes zu gestalten.
Freiheit ist die Möglichkeit etwas bewirken zu können.
Gott hat uns die Freiheit gegeben, sein Reich in dieser Welt aufzubauen.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
das kann ich nicht von mir sagen: „Ich bin der ich bin“ ‑
es stimmt zwar, dass die Persönlichkeit sich mit zunehmenden Alter nicht mehr so schnell verändert; es stimmt, dass der Zugewinn an Einsicht und Verständnis in jüngeren Jahren viel schneller ist – aber:
Ich bin nicht mehr der, der ich war und ich bin noch nicht der, der ich sein werde. Ich verändere mich.

Mose aber hört die Stimme dessen, der von sich sagt:
„Ich bin, der ich bin.“

Dieser Ich bin ruft in die Freiheit, heraus aus der Sklaverei – „jetzt bin ich raus“, denken sie? „weil ich frei bin und nicht versklavt!“

Bleiben in Gedanken noch ein wenig bei mir: so frei, wie wir manchmal meinen, sind wir gar nicht. Wir stecken in mancherlei Zwängen und unser Denken ist geprägt und wird täglich beeinflusst und wenn wir nicht sehr aufpassen auch manipuliert. Unsere Grundüberzeugungen haben wir von unseren Eltern und Vorbildern übernommen und vielleicht ein wenig verändert.

Nicht alle Grundüberzeugungen sind segensreich: „Hast du was, dann bist du was!“ „Es geht immer ums Geld!“ „Lass Dir nichts gefallen!“ „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“

In solchen Grundüberzeugungen ist schon eine Wahrheit – aber sie legen den anderen fest, sie verschließen den Blick auf die Mitmenschlichkeit.

Eine solche Grundüberzeugung ist unser Verständnis von Gerechtigkeit:
Wer brav ist, soll belohnt werden. Dem soll es gut gehen! Und Gott soll für Gerechtigkeit auf der Welt sorgen und zwar nach unserem Maßstab.

Aber: das ist nicht seine Aufgabe. Das ist nicht sein Wesen.

Gottes Gerechtigkeit besteht nicht im Belohnen und Bestrafen.
Gottes Gerechtigkeit besteht darin, dass ihm jedes Geschöpf ein unendlicher Schatz ist, der nicht verloren gehen darf.

Wie sehr wir in unserem Gerechtigkeitsdenken gefangen sind, merke ich oft:

Wenn jemand krank geworden ist, fragen wir: Wie hat er gelebt?
Er war zu dick. Er hat zu viel getrunken. Und: er ist ja schon alt.

Wenn keine solchen Gründe zutreffen, dann sagen wir:
Wie kann Gott das zulassen?

Jesus befreit uns aus diesem Gefängnis und erklärt uns: Weder die Opfer einer Gräueltat, noch die Opfer eines Unglücks, noch die Opfer einer heimtückischen Krankheit sind schuld.
Letztlich sind sie gestorben, wie jedes Lebewesen in dieser Welt sterben wird.  – Wir würden uns wünschen, dass sie nicht auf solche Weise gestorben wären und nicht so früh. Und damit liegen wir richtig.

Und weiter sagt Jesus: Wenn ihr schon dieses Schicksal mit der Schuld und der Sünde in Verbindung bringt, dann bitte nur so:

Da ihr alle wisst, dass ihr sterben werdet, begreift eure Lebenszeit als die Zeit, die ihr habt, um gute Früchte zu bringen:

Welche guten Früchte?

Eigentlich müsste ich Das nicht erklären, weil sie es selber wissen:

Wenn sie das Vertrauen eines Menschen stärken,
wenn sie das Verständnis füreinander wecken,
wenn sie einem Menschen zur Hoffnung anstiften,
wenn sie den Zorn eines Menschen aushalten, so dass er sich beruhigt
und natürlich: wenn sie einem Menschen aus seiner Not, aus seiner misslichen Lage oder sonst irgendwie helfen
und wenn Sie trotz aller Beschwernis darauf vertrauen, das Gott bei ihnen und in ihnen ist ‑ 

Dann haben sie gute Früchte gebracht.

Jesus ist der Gärtner. Er hat dafür gesorgt, dass wir Früchte, gute Früchte bringen können. Nützen wir die Zeit, die uns gegeben ist.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Himmlischer Vater, du rufst uns zur Freiheit, damit wir nicht Sklaven der dunklen Kräfte werden. Wir beten zu Dir:

L/A: Herr und Gott, wir beten zu dir:

  • Wir beten für die Regierungen der Supermächte: dass sie sich bekehren und dem Frieden und der Gerechtigkeit unter den Völkern dienen.
  • Wir beten für alle Menschen, die unterdrückt werden und für die, die wegen ihrer Armut ihr Leben nicht frei gestalten können:
    dass sie Wege in die Freiheit finden.
  • Wir beten für alle Menschen, über die schlechte Gerüchte verbreitet werden: dass sie Gerechtigkeit erfahren und sich nicht zermürben lassen.
  • Wir beten für alle Menschen: dass sie Gedanken des Friedens denken und nicht des Verderbens.

Lektor/in: Heiliger Vater, du stärkst in uns die Liebe zur Freiheit und zur Gerechtigkeit. Wir loben dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

09.03.25: 1. Fastensonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Der Anblick von Schokolade weckt tatsächlich das Verlangen, sie zu essen.

Aber eine Versuchung ist es nur dann, wenn wir eigentlich keine Schokolade essen wollen: Versuchung ist die Gefahr, etwas zu sagen oder zu tun, oder nicht zu tun, was wir mit unserem Glauben und unserem Gewissen nicht vereinbaren können.

Versuchung ist die Gefahr, nicht mehr an das Gute und seine größere Macht zu glauben. Gott will unser Vertrauen stärken.

Wir rufen zu J.Chr.

du hast deinem Vater vertraut.
du hast auf deinen Vater gehört
du hast alles aus Liebe zu deinem Vater getan.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Geschichte ist unglaublich:
Das Evangelium erzählt der Teufel er habe Jesus versucht. Jesus, den Messias, in dem der ewige Sohn Gottes Mensch geworden ist!

Vielleicht kommt es aber weniger auf die Beschreibung der Versuchungen an, denen Jesus ausgesetzt war – sondern mehr darauf, was Jesus dem Teufel antwortet.

Dem Evangelium geht es ja um Jesus, den Retter, den Messias, der das Reich Gottes in dieser Welt verkündet.

Jesu Erwiderungen auf die Versuchungen sind kurz und prägnant:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!
Vor dem Herrn, deinem Gott sollst Du Dich niederwerfen und ihm allein dienen.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!

Diese drei Maximen stellt das Evangelium dem Wirken Jesu voran.
Als nächstes erzählt das Lk-Evangelium wie Jesus in der Synagoge in Nazareth seine erste Ansprache hält.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein:
Das Brot ist Nahrung für das Leben. Aber das Leben hat ein Ziel. Leben heißt, dem Ziel entgegengehen. Die Kraft dafür nicht allein vom Brot! Diese Kraft kommt von der Hoffnung, von der Liebe, die wir empfangen, von der Sehnsucht.

Auf die zweite Versuchung erwidert Jesus: du sollst dich vor Gott niederwerfen und ihm allein dienen.
Immer wieder muss ich mir das klar machen und sage es auch in der Predigt: Wir Christen haben nur einen Herrn, dem wir folgen. Das macht uns frei gegenüber den Herrschaften dieser Welt.

Alexej Nawalny war so frei und hat sich nicht gebeugt. Auch in der Regie­rung Trumps wird es einige geben, die sich nicht vor ihm niederwerfen.

Liebe Schwestern und Brüder, zeigen wir Rückgrat, bleiben wir aufrecht. Lassen wir uns nicht zu Haltungen und Handlungen hinreißen, die dem Glauben entgegenstehen: dem Glauben daran, dass Gott uns liebt und den anderen.

Ist gewaltsame Selbstverteidigung der einzige Weg? Macht man sich damit nicht die Maximen eines Angreifers zu eigen und unterwirft sich seinen Vorstellungen von Herrschaft und Macht innerlich – während man äußerlich gegen ihn kämpft?

Auf die dritte Versuchung antwortet Jesus: Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht auf die Probe stellen:

Jemanden auf die Probe stellen heißt: ihn testen, ihn austesten.
Kinder testen, was die Eltern tun, wenn sie nicht folgen.
Viele Schüler testen, ob sie es mit weniger lernen auch schaffen.
Manche Sportler testen, ob sie beim Doping doch nicht erwischt werden.

Jesus testet Gott nicht, sondern hört auf ihn und vertraut ihm – so können wir es ebenfalls machen.

Liebe Schwestern und Brüder, von der Versuchung ist auch im Vater Unser die Rede: Dabei ist nicht um die Versuchung angesprochen, dass wir uns etwas (überflüssiges) gönnen.

Es geht um die Versuchung durch das Böse: denn das Böse lässt Zweifel entstehen, ob das Gute wirklich siegen wird, ob Gott der stärkere ist.

Es geht um die Versuchung, das irdische Leben mit dem Ziel zu verwechseln. Es geht um die Versuchung, sich den Mächtigen zu beugen, statt dem einen Herrn, unserem Gott und es geht um die Versuchung, Gottes Treue zu testen, statt auf ihn zu hören.

Führe uns nicht in Versuchung, ist nur die Einleitung zu der eigentlichen Bitte: sondern erlöse (befreie) uns von dem Bösen – damit wir nicht anfangen, an Gott und an der größeren Macht des Guten zu zweifeln.

Denn Gott ist größer als alles und er ist der Gute in Ewigkeit.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr, Jesus Christus dein Vertrauen zu deinem himmlischen Vater hat dich immer geleitet. Wir bitten dich, unseren Bruder und Herrn, unseren Weggefährten und Heiland:

L/A: Herr, erhöre unser Rufen

  • Wir beten für uns und alle Menschen: dass wir uns bei der Suche nach Erfüllung, nach Sinn und Ziel für unser Leben nicht mit oberflächlichen Werten zufriedengeben:
  • Wir beten für die Menschen, die von Hunger gequält sind: dass sie nicht mutlos werden und dass sie Hilfe erhalten.
  • Wir beten für die Menschen, die Macht über andere aus­üben: dass sie ihre Macht nicht für selbstsüchtige Zwecke  missbrauchen:
  • Wir beten für die Menschen, die Angst vor dem Sterben und vor dem Tod haben: dass sie auf das neue Leben in deinem Licht hoffen können.
  • Lektor/in: Herr und Gott, stärke uns, dass wir unser Leben auf dich hin ausrichten und der Versuchung des Bösen nicht nachgeben. Wir vertrauen auf dich, loben und preisen dich, den einzi­gen Gott und Herrn in Ewigkeit. Amen.

05.03.25: Aschermittwoch

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!

Jesus Christus ist immer in unserer Mitte, wenn wir uns in seinem Namen versammeln. Er offenbart uns Gottes Liebe zum Menschen, die größer ist als jede Lieblosigkeit, zu der Menschen im Stande sind.
Er lässt nicht zu, dass durch die Lieblosigkeit unter Menschen ein einziger verloren geht. Zu ihm rufen wir und ihn grüßen wir voll Freude und Dankbarkeit:

Predigt:

Liebe Schwestern und Brüder,eigentlich sind wir es ja gewohnt, dass das gleiche Wort in verschiedenen Zusammenhängen etwas ganz anderes bedeutet:

Wer sagt, dass er sich „diesen Schuh nicht anzieht“ spricht gar nicht von der Fußbekleidung!

So ähnlich ist es auch mit dem Wort „Buße“: Wenn wir vom Bußgeld sprechen ist eine Strafe für die Übertretung der Verkehrsvorschriften gemeint.

Wenn wir als Christen davon sprechen, dass wir „Buße“ tun, hat das gar nicht mit Strafe zu tun, sondern mit dem Bemühen, dass wir auf dem Weg bleiben, den Christus uns gezeigt hat:

Welcher Weg ist das?
Tut alles, was ihr tut aus dem Glauben an Gottes Liebe zu euch und zum anderen.

Wenn du deine Arbeit machst – tu es, weil Gott dich liebt!
Wenn du jemandem einen Gefallen tust – tu es, weil Gott dich liebt!
Wenn du betest – tu es, weil Gott dich liebt.
Wenn du fastest – tu es, weil Gott dich liebt!

Wenn ich mir bei allem, was ich mache, denken würde: Das mache ich, weil ich glaube, dass Gott mich liebt und den anderen!

Das würde das Leben mächtig verändern – viel mehr noch wie eine Gelenkerkrankung oder eine Herz-Kreislauf Erkrankung, wo die Betroffenen ständig daran denken: dass tu ich jetzt, damit meine Krankheit nicht schlimmer wird oder weil es nicht anders geht.

Liebe Schwestern und Brüder,
Weil Gott mich liebt und den anderen –

Das bringt Freude ins Leben und Vertrauen!

Das befreit von der ängstlichen Sorge um sich selbst.

Das öffnet den Blick und das Herz für den Mitmenschen und dafür, ihm gut zu tun.

Je mehr wir so denken und fühlen,
umso weiter kommen wir auf dem Weg der christlichen Buße.

Liebe Schwestern und Brüder,
oft nehmen wir uns in der Fastenzeit vor, etwas nicht oder weniger zu tun oder etwas mehr zu tun (z.B: beten, spenden)

Ich schlage ihnen ganz ernsthaft vor:

Verzichten wir auf solche Bußleistungen – Gott braucht das nicht!
Gott hat nichts dagegen, wenn jemand Schokolade ist.

Versuchen wir immer wieder zu denken:

Weil Gott mich liebt – genau wie den anderen – deshalb

Weil Gott mich liebt und sie, deshalb sind wir jetzt zusammen, um in diesem Gottesdienst.

Fürbitten:

Lektor/in: Gott, du erfüllst uns mit deinem Geist und gibst uns Kraft, damit wir einander Gutes tun und dadurch Zeugnis geben für deine Liebe.

L/A: Herr, wir kommen zu dir.

  • Gott, du hast uns als dein Ebenbild geschaffen

Herr, wir kommen zu dir.

  • Du willst dass wir vor dir in Frieden leben
  • Du bist die Wahrheit, nach der wir suchen.
  • Du hast uns durch Christus mit dir versöhnt
  • Du bist gerecht und schließt niemand von deiner Liebe aus.
  • Du verheißt uns ewiges Leben

Lektorin: Wir bitten dich für alle, die sich in diesen Wochen auf die Feier des Osterfestes vorbereiten:

  • Segne unser Bemühen, unseren Glauben zu stärken.

L/A: Herr, erhöre unser Rufen

  • Gib uns Mut und Einsicht, damit wir uns selbst erkennen.
  • Gib uns Kraft, dass wir unsere Verantwortung für andere erfüllen.
  • Wecke in uns die Liebe zu den notleidenden Menschen
  • Hilf uns, dass wir unsere Selbstbezogenheit und Selbstsucht überwinden.

Lektorin: Gott, du bist die Quelle des Lebens und alles lebt durch dich. Wir preisen dich heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

02.03.25: 8. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Das Leben ist – ?
manche sagen: ein Kampf – aber wogegen oder gegen wen?

Mein Firmpate hatte den Spruch: Das Leben ist eines der gefährlichsten. Es endet immer tödlich.

Er hatte recht und auch nicht:
Denn das Leben endet nicht, sondern führt uns zurück in die Herrlichkeit, der uns ins Leben gerufen hat.
Diese Zuversicht hat uns Christus gebracht. Ihn grüßen wir:

Ansprache:
Der größte Feind des Menschen – das bedenke Wohl,
war noch nie und ist keineswegs der Alkohol,

Was dann, so werden sie mich fragen?
Paulus sagt, es sei der Tod mit seinem stärksten Mordwerkzeug,
die Sünde ist sein Stachel, mit der er jeden Menschen beugt.
Man könnte darüber fast verzagen.

Das Gesetz mach die Sünde stark. –
Es gibt niemand, der nicht dagegen mal verstößt,
deswegen ist der Mensch ja lange noch nicht bös.
Doch durch sie dringt uns der Tod ins Mark.

Verzeihen sie, Liebe Schwestern und Brüder,
dass ich ein so ernstes und wichtiges Thema scherzend mit Versen zu beschreiben begonnen habe.

Aber wie hängt das alles zusammen: Tod und Sünde, Gesetz und Erlösung durch die Auferweckung Jesu?

Die Geschichte von Adam und Eva, erzählt, wie sie gegen das Verbot Gottes handeln und die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse essen. Diese Geschichte deutet den Tod und die ihn vorbereitenden Krankheiten und Leiden, die Mühen des Broterwerbs und die Schmerzen bei der Geburt als Folge oder Strafe für den Ungehorsam des Menschen, der sich selbst zum Maßstab von Gut und Böse macht.

Für den bekehrten Paulus ist dieser Zusammenhang wie ein Gefängnis aus dem der Mensch nicht aus eigener Kraft herauskommt. Er selbst hat lange Zeit in diesem Gefängnis verbracht und sogar mit Eifer und Fleiß die Gesetze studiert und befolgt und auf ihre Einhaltung gepocht.

Er hat sogar die Christen verfolgt – weil sie dieses Gefängnis verlassen haben und das Gesetz hinter sich warfen.

Braucht es denn keine Gesetze?
Ist es nicht notwendig, dass Diebstahl und Vergewaltigung bestraft werden? Ist es falsch, solche Taten „Sünde“ zu nennen?

Es ist notwendig und richtig – für Menschen, die nicht durch Christus erlöst und befreit sind!

Christus hat die Gefangenschaft durch Sünde und Tod beendet:

Alles ist schier auf den Kopf gestellt, weil Christus auferweckt wurde in die Herrlichkeit des Himmels. Mit ihm sind alle, die an ihn glauben durch die Taufe dem Tod entrissen! Das Gesetz hat seine Richtermacht verloren.
Gottes Gericht ist anderer Art: Es bringt Erbarmen und Vergebung!

Das hat Jesus sein Leben lang gezeigt:
Er hat den Menschen Gutes getan,
er hat Vergebung und Heilung gebracht.

Die an ihn glauben, liebe Schwestern und Brüder,
da ist sich Paulus sicher – und ich mir in seinem Gefolge genauso –
brauchen kein Gesetz mehr, das sie verurteilt!
Sie tun das, was Jesus getan hat:

Sie tun anderen Gutes und bringen Versöhnung und Heilung.
Wir brauchen kein Verbot der Sterbehilfe, keine Strafe für Einbruch und Körperverletzung – all das kommt für uns ohnehin nicht in Frage.

Unsere Sendung ist, dass wir die Werke Jesu weiterführen –
damit sich in dieser Welt der Friede Christi ausbreitet
und dem todbringenden Hass und der Feindschaft Grenzen setzt.

Wir sind, hat Jesus kundgetan,
allein Gott im Himmel untertan,
er schenkt uns Sterblichen Unsterblichkeit
entreißt uns dem Tod, holt uns in seine Herrlichkeit.

Der Menschen Bosheit kann Gott nicht daran hindern,
dass er uns zählt zu seinen Kindern,
Erwarten dürfen wir ewiges Leben,
vollkommenes Glück und reichen Segen.

Des Menschen größter Freund, bedenke wohl,
ist Gott der uns in den Himmel holt.
Und in der Bibel steht geschrieben,
du kannst nichts bess’res tun als lieben.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Wir haben die Botschaft von der Befreiung gehört und beten im Vertrauen auf den Sieg des Lebens

Gott unseres Lebens

  • Wir beten für die Missmutigen, die den Blick für das Gute verloren haben.
  • Wir beten für die Menschen, die Regeln und Gebote für andere festsetzen
  • Wir beten für die Menschen, die dem Ideal folgen, für andere da zu sein.
  • Wir beten für Väter und Mütter, für Erzieherinnen und Erzieher, für Lehrerinnen und Lehrer.
  • Wir beten für Richter und Staatsanwälte, für Polizeibeamte, die sich für die Einhaltung der Gesetze sorgen.
  • Wir beten für die Inhaftierten und die Sicherheitskräfte in den Gefängnissen.

Lektor/in: Gott, der Glaube an deine Güte macht uns eifrig darin gut zu anderen zu sein und niemandem Schaden zuzufügen. Stärke unseren Glauben, dass in dir unsere Mühe nicht vergeblich ist. Wir preisen dich heute und in Ewigkeit. Amen.

Theaterpredigt zu Bondi Beach

Leben im gesegneten Alter

O: Vorpann

Hey Alter!
Vor einiger Zeit haben sich junge Burschen gerne so gegrüßt!
Wenn Frauen und Männer etwas grob von ihrem Alten oder ihrer Alten sprechen – das habe ich mir erklären lassen – ist das eigentlich keine abwertende Redeweise: Es geht gar nicht um das Alter, sondern um ein sprachliches Überbleibsel aus der Römerzeit: „Altus“ heißt „hoch“

Wenn Frau von „ihrem Alten“ spricht, redet sie ihn als ihren „Hohen“ und umgekehrt der Mann von seiner „Hohen“. Ohne es zu wissen drücken sie somit hohe Wertschätzung für den anderen aus. So wie sie im kirchlichen Eheversprechen heißt: Ich will dich „ehren“ alle Tage meines Lebens.

Freundschaft ist das andere Thema –
die Freundschaft und das Alter, bzw. das Altern!

1 Wertvoll – Wertlos

Alt sein heißt übrigens wertvoll sein: Der älteste schwarze Einser – eine Briefmarke – wurde kürzlich für 440.000 € versteigert.
Alter Whisky, Rotwein und Käse sind besonders gut – jedenfalls bestimmte – und teuer.

Was ist wertvoll am Alter?

Es ist selten, es verbinden sich damit Erinnerungen,
Das Alter bringt den Whisky zur Reife. Die Gärungspro­zesse sind längst vorbei, alles ist zur Ruhe gekommen, die Aromen sind voll entfaltet und wurden von der Umgebung (vom Holzfass) aufgenommen.

Alte Menschen sind heute nicht gerade eine Seltenheit – erst ab 100 vielleicht. Zur Ruhe kommen sie auch immer später – da gärt noch so manches und es ist einiges unausgegoren ‑ auch in einem Alter, das früher schon als gesegnet bezeichnet wurde.

Alt ist – das kennen wir – auch ein Schimpfwort oder wenigstens ein Synonym für wertlos:

Der alte Schrott (ob aus Metall oder Textil) ist zerschlis­sen, ausgeleiert, löchrig, geflickt, verrostet, verstaubt, funktioniert nicht mehr und ist mindestens völlig über­holt.

Das alles will ich lebenserfahrenen Menschen nicht nachsagen – obwohl wir uns manchmal oder vielleicht auch immer öfter so fühlen mögen.

2. Einstellungen zum Alter

Menschen empfinden das älter werden ganz verschieden: das hängt viel vom erreichten Alter ab:

Bis 18 oder auch darüber hinaus ist es fast ausschließlich ein Fortschritt: Man lernt laufen, sprechen, und sich in der Welt zurecht zu finden. Man darf immer mehr und kann immer mehr und endlich darf man selbst entscheiden, ob man links oder rechts, vorwärts oder rückwärts gehen will.
(Man darf abends weggehen, Alkohol trinken, rauchen – und was man sonst besser lassen sollte.)

Alt sind für so junge Menschenkinder Leute wie Mama und Papa, irgendwie möchte man auch so werden. Oma und Opa – die sind richtig alt. Alte Menschen müssen sterben – das merken die Kinder und fragen manchmal auch: Oma, du bist doch schon alt – musst du bald sterben?

Danach, in der Rushhour des Lebens, ändert sich der Blick auf das Alter:
Die eigenen Eltern werden immer älter (wenn man Glück hat) und ja, sie sind nicht mehr so fit wie früher: Manchmal brauchen sie Hilfe: erst bloß beim Handy – dann beim Vorhang waschen – und dann immer öfter.

Und man selbst ist gerade so richtig mittendrin – und merkt: das Alter – also der 5er oder 6er rücken näher. Richtiger: Man selbst rückt diesen 10er Jubiläen immer näher. Man fängt an zu witzeln, dass man zum Lesen längere Arme bräuchte

Ab 65 lässt es sich nicht mehr ignorieren: älter werden heißt jetzt endgültig: Verluste erleiden: Haarausfall und nachlassende Libido sind nicht die gravierendsten Verluste.

Man fühlt sich ja noch ganz fit – aber am Treppenpo­dest bleibt man kurz stehen, weil man außer Puste ist – und entschuldigt es damit, dass man ein bisschen erkältet ist. Man denkt voraus und es wird einem klar: Senioren­heim, Demenz, Rollator, künstl. Hüftgelenk, Inkontinenz – das kann die eigene Zukunft sein.

„Gott sei Dank, bin ich schon so alt“ – sagen die befürchten, dass es mit der Menschheit nicht gut weitergeht.
„Ich möchte noch einmal 17 sein“ singen die, die ihrer Jugend nachtrauern und die noch gerne viel erleben möchten.

Knapp 200 Jahre3 vor dem Jahr 0 spricht das Buch Jesus Sirach über die Probleme des Alterns: 3,12: „Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an / und kränke ihn nicht, solange er lebt!“
Sir 8,6: „Behandle einen Menschen in seinem Alter nicht verächtlich, / denn auch manche von uns werden altersschwach!“

3. Ansprüche im Alter und an die Alten

Unerlässlich sind die Hilfsmittel für älter gewordene:
Hörgeräte – sind heutzutage viel besser als früher. Brillen sowieso! Dank eines künstlichen Kniegelenks kann man sich schmerzfrei bewegen und vielleicht sogar wandern.

Solche Hilfsmittel helfen, die Einschränkungen möglichst gering zu halten. Aber genau das zeigt eben: der körperliche Verfall lässt sich nicht aufhalten und kommt – schneller oder langsamer.

Immerhin gibt es eine Erweiterung der Alltagsge­spräche: Nicht mehr nur das Wetter und die Politik. Man spricht jetzt auch gerne über Wehwechen und Krankheiten und kann sich darüber austauschen, Tips geben, den anderen bedauern …

Ich kenn auch Leute, die sagen: Das ist doch normal, dass ich nicht mehr so gut höre – und möchten kein Hörgerät, das eh nur pfeift und auch keine neue Brille …

Die älteren werden ja noch gebraucht:

Auf die Enkel aufpassen. Das Haus hüten, während die jungen im Urlaub sind. Sogar am Arbeitsmarkt sind sie gefragt, weil es zu wenig Junge Leute gibt. ‑ Nachwuchsmangel –

Wir müssen nämlich feststellen, dass wir keine Nachfolger haben: Krankenschwestern, Steuerberater,
Servicekräfte im Supermarkt, Verkäuferinnen im Ladengeschäft, Ärzte, Lehrer – es gibt viel zu wenige!

Wer soll nun die Lebensälteren betreuen, behandeln, ihre Arbeit weiterführen.

Es ist nicht mehr zu ändern: Das hat etwas mit dem eigenen Verhalten zu tun: die Babyboomer hatten Sex zum Vergnügen, aber keine Lust, Nachwuchs zu zeugen.
Man hat den Auftrag der Nachkriegsgeneration ange­nommen: „Sorge dafür, dass der Wohlstand größer wird!“ – Anders als bei der vorherigen Generation ging es nicht um die eigenen Kindern, denen es besser gehen sollte. Sondern einem selbst!
Kinder sind da eher hinderlich! Kinder sind nicht der Reichtum der Eltern, sondern ein Armutsrisiko!

Jetzt werden die Babyboomer alt und müssen sich selber bedienen und pflegen und ihre SUV’s bauen und Häuser renovieren!
Wir werben um Menschen aus anderen Erdteilen, damit sie für uns arbeiten: – wir sollten ihnen dann aber nicht vorwerfen, dass sie anders aussehen, eine (andere Religion) haben und überhaupt ganz anders sind.
Wir sollten dankbar sein und dafür sorgen, dass sie gerne hier sind und bleiben.
Und selbst diejenigen, die sich hierher flüchten, weil es bei ihnen zuhause nicht auszuhalten ist ‑ kommen sie nicht gerade recht, um die Lücken zu schließen, die die Babyboomer hinterlassen?

Wäre es nicht besser zu sagen: Hör auf mit deinem Asylantrag: Hier – bau dir eine Wohnung und gewöhne dich bei uns ein. Bei uns gibt es Arbeit genug!

Gut dass du da bist!

Sollten wir den Bäckereiverkäufern und Ärztinnen aus dem Ausland nicht wöchentlich Blumen schenken, weil sie hier bei uns arbeiten. Sollten sie uns nicht sehr willkommen sein?


Zurück zum alt sein und alt werden:

Natürlich wollen Menschen gesund sein und etwas leisten können und aktiv sein können – je nachdem, was der einzelne gerne macht.

Es tut auch gut, noch gebraucht zu werden und Anerkennung zu erfahren:
Den Sauerbraten kann niemand so gut wie du, Oma.
Der Opa hat immer das richtige Werkzeug.
Der kann das.

Aber es bleibt ja nicht dabei:

Es wird einem gesagt, wie man im Alter zu sein hat:

Offen für neues und neue Hilfsmittel, sich nicht gehen lassen, ausgeglichen sein und in sich ruhen, unabhängig und selbständig, altersweise und entpannt.

Darf man mit 65 nicht einfach auf der Couch sitzen. – Und nichts. Ich sage nichts weiter als nur „auf der Couch sitzen“!

Ich protestiere dagegen, dass den Alten gesagt wird, wie sie zu sein haben, wie man sie gerne haben möchte. Es braucht keine Muster und Schablonen, denen die Alten entsprechen sollen!
Wer seine Ruhe möchte – hat er nicht das Recht dazu?

Der Wahn, dass man alles gestalten und aufpeppen muss, dass es für alles Leitbilder und Normen gibt,
soll nicht auch noch dem Alter übergestülpt werden! Wenigstens im Alter soll man endlich einmal einfach so sein dürfen, wie man ist – ganz ohne Selbst – Insze­nie­rung.

4. Moral im Alter

Im Psalm 90 steht:

Du, Gott, warst schon, bevor die Erde entstand,
und du bleibst in alle Ewigkeit.

Du sagst zum Menschen: »Werde wieder Staub!«
So bringst du ihn dorthin zurück,
woher er gekommen ist.

Für dich sind tausend Jahre wie ein Tag,
so wie gestern – im Nu vergangen.

Die Menschen sind vergänglich wie das Gras:
Morgens noch grünt es und blüht,
am Abend schon ist es verwelkt.
Unser Leben, ist flüchtig wie ein Seufzer.

Siebzig Jahre sind uns zugemessen,
wenn es hochkommt, achtzig –
doch selbst die besten davon sind Mühe und Last!

Wie schnell ist alles vorbei und wir sind nicht mehr!

Unsere Tage zu zählen, lehre uns Herr.
Lass uns erkennen, wie kurz unser Leben ist,
damit wir zur Einsicht kommen!

‑‑‑‑‑‑‑

Inwiefern macht die Einsicht in die Begrenztheit unserer Lebenstage den Menschen weise?
Jedenfalls sind unsere Lebenstage kein unendliches Gut: Womit möchte ich sie füllen?
Was für ein Mensch möchte ich gewesen sein, wenn mein Leben zu Ende geht?

Im zunehmenden Alter wird es einem immer bewusster, dass die Tage vor einem weniger sind als die Tage, die man schon gelebt hat. Das führt zu ganz verschiedenen Reaktionen:

Manche möchten die Zeit ausnützen und unbedingt noch eine bestimmte Reise machen, ein Abenteuer erleben, etwas Neues lernen.
Manche bereiten sich auf das Ende vor und richten alles her für den Tag.
Die meisten Menschen leben einfach ihr Leben weiter: Haushalt, Verwandte, Freunde – Arztbesuche, Ruhezeiten, gewohnte Aktivitäten, Freunde und Gesellschaft – je nach Geschmack.

Und wenn sie mich fragen: Möge es bitte jeder tun, wie es zu ihm passt. Denn eigentlich gelten im Alter keine anderen moralischen Ansprüche als im ganzen Leben:
Was du von anderen erwartest, das tu auch ihnen! Und: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!
Oder in der Sprache der Bibel: Liebe! Liebe das Leben und seinen Ursprung (Gott) und liebe die Lebenden: die anderen genauso wie dich.

5. Und dann?

Jetzt wäre es natürlich seltsam, wenn ich als christli­cher Redner mit dem Beruf Pfarrer nicht auf das Thema zu sprechen komme: Tod und dann?

Dann erfüllen sich alle meine besten Wünsche: ich bin stark und kräftig, voller Lebensfreude und habe unendlich viel Zeit, um alles zu genießen, was ich genießen kann.
Nein im Ernst: Sportwagen, die Welt bereisen, Bücher lesen, Musik hören – das sind irdische Dinge – das ist nicht himmlisch!

Himmlisch ist …. tja: jetzt bleibt mir jedes Wort im Halse stecken, weil ich es nicht sagen kann.

Jesus benutzt den Vergleich mit dem Hochzeitsmahl – das ist doch als Bild nicht schlecht für das unaussprechliche, ‑ wenn wir mit Gott verschmelzen, wenn wir in ihn eingehen, ohne aufzuhören wir selbst zu sein –

Muss ich mich verantworten für das Böse, das ich dachte und tat? Für das Gute, das ich versäumt habe?

Ich hoffe, dass wenn das Böse aus mir verschwindet noch etwas übrigbleibt: das Gute, das ich wollte und tat und war.

Vor meinem letzten Gedanken will ich diese Überlegungen beschließen mit einem Appell, den ich irgendwann einmal gelesen habe und den zu befolgen ich sehr sinnvoll finde – ganz unabhängig vom Lebensalter:

Lebe stets so, wie du bei deinem Tode wünschen wirst, gelebt zu haben!

Nicht allein:

In Bondi Beach stehen 5 Personen auf der Bühne – Sie nennen sich zwischendurch „Beste Freunde“. Erwähnt werden manchmal Kinder und Partner. Ihre Gespräche sind ohne Tabus. Jeder kann alles sagen – auch was einem anderen nicht gefällt. Sie sind so vertraut, wie es sonst nur eine Familie ist. Ihre Gespräche sind mal feinsinnig, mal grobschlächtig, mal verletzend, mal mitfühlend

Sie sind nicht allein. Sie werden zusammen alt. Das ist gut. Das gibt Mut. Und für den, der keinen Mut findet, ist es trotzdem leichter, diesen Zustand auszuhalten.

Keiner soll allein sein müssen, wenn er es nicht mag.

Ich wünsche uns allen, dass es immer jemand gibt, der uns zeigt und spüren lässt, dass jede von uns – ob jung ob alt – wirklich wertvoll ist.

Wie schön wäre es, wenn das letzte Wort ein „Danke“ wäre.

16.02.25: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Geht es ihnen gut?
Gesundheitlich? Ihrem Gemüt?
Spüren sie Dankbarkeit und Zufriedenheit?
Plagen sie Angst oder Wut?

Was sind ihre Wünsche für diese Welt?

Mit all dem stehen wir als Gemeinde vor Gott:
Er stärkt uns, er will uns befreien (erlösen) und er ruft uns, sein Reich aufzubauen.

Herr Jesus Christus,

  • Licht unseres Lebens
  • Du stärkst unsere Hoffnung
  • Du befreist uns von Angst und Wut

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wehe, wehe viermal wehe steht in der Feldrede des Lukasevangeliums.
Gedroht wird den Reichen, die schon Trost empfangen haben,
den Satten, die hungern werden,
denen, die lachen, die dann klagen und weinen werden,
denen, die gelobt werden, weil sie falsche Propheten sind.

Mich verstören diese Drohungen, weil ich so viele Reden Jesu im Kopf habe, die vom Erbarmen Gottes mit den Sündern sprechen.

Dieses wehe klingt un-barmherzig!

Ich werde mich in zwei Schritten damit auseinandersetzen.

Zuerst: wer wird beschrieben?

Die Reichen: wie kann man seinen Reichtum für sich behalten angesichts des Elends und der Not so vieler Menschen.
Diese Frage muss sich jeder stellen, der mehr hat als andere.

Die Satten: den Bauch voll haben ist nur ein Aspekt davon. Satt sein heißt keine Sehnsucht zu haben, dass es besser werden könnte. Die Satten übersehen den Hunger vieler Menschen, den Hunger nach Frieden, nach Geborgenheit, nach Respekt.

Die Lachen, können leicht lachen, weil es ihnen an nichts fehlt: sie haben ihre Leben im Griff und sprechen vom Glück des Tüchtigen und verschlie0en sich den Klagen und den Tränen ihrer Mitmenschen.

Gelobt werden von der Gesellschaft die mächtigen und reichen: Man bezeichnet sie als Eliten und Leistungsträger. Sie bestimmen die Trends und die Regeln. Ihnen macht man Platz und auf sie wird gehört.
Doch ihre Parolen sind falsch, weil sie nicht das Wohl der Armen im Sinn haben, sondern die Privilegien der Reichen. Sie haben im Kopf, was Menschen wollen; nicht, was Gott will.

Als Zweites möchte ich das „Wehe“ deuten:

In der Welt Gottes wird für diese Menschen selbst und für alle offenbar werden, dass sie in Wirklichkeit arm sind: arm an Mitgefühl, arm an Großzügigkeit, arm an Gottesliebe.

Es wird sichtbar, offenbar werden, dass sie zwar alles genossen haben, was anderen fehlte, dass aber die Verbundenheit fehlte: Nun werden sie Hunger haben nach Anerkennung und Respekt, doch es gibt keinen Grund dafür.

Es wird offenbar werden, dass sie nicht mehr gelten als andere und sie und alle werden einsehen, dass sie besser auf das Klagen und Weinen der Menschen gehört hätten. Dann hätten sie in Gottes Welt zu lachen, weil sie es richtig gemacht haben.

Es wir für sie selbst und alle sichtbar sein, dass ihre Lehren und ihr Leben in die falsche Richtung gingen: dass sie nicht von Gott gesegnet waren, dass sie keine Vorbilder waren und dass ihre Weisheit nicht Gottes Weisheit war und ihre Werke und ihr Rang vor Gott nichts gelten.

Noch zwei Bemerkungen mache ich, um die schwarzweiß Malerei zu vermeiden, die nur das entweder oder kennt und deshalb falsch ist:

1. Das Wehe bezieht sich darauf, dass für alle offenbar wird, ob wir Menschen im Geist Gottes oder gegen ihn gelebt haben. Es ist keine Verurteilung, sondern eine Warnung, mit dem Zweck, dass wir es anders machen.

2. So sehr ich die selig Rufe auf die Jünger Jesu – also uns – beziehen kann und möchte – ich jedenfalls finde mich auf beiden Seiten wieder.

Wohl erkenne ich meine Bedürftigkeit und die größere Bedürftigkeit vieler Menschen und möchte großzügig teilen – aber nicht alles!

Jesus preist mich zugleich selig und warnt mich mit dem Wehe!

Jeden Tag, liebe Mitchristen, jeden Augenblick, sind wir gerufen, unser Menschsein so zu gestalten, dass Jesus uns seligpreisen kann.

Vor Gott wird es einmal für uns selbst und für alle offenbar werden, ob wir vor Gott reich sind oder arm.

Sein Erbarmen, seine Vergebung, seine Heilung werde ich auf jeden Fall nötig haben!

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott unser Vater, wir wollen nach deinem Wort leben und zugleich brauchen wir dein Erbarmen, wir bitten Dich:

L/A: Schenke uns dein Erbarmen o Herr

  • Wir beten für die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz und für die vielen hundert Millionen Menschen, die sie vertreten: dass Gerechtigkeit und Friede für alle Länder ihre obersten Ziele sind und ihre Gespräche bestimmen.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die Menschen, die von Mordanschlägen betroffen und erschreckt sind: dass sie wieder gesund werden, dass sie sich von dem Schrecken befreien können und wieder Zuversicht haben.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die Regierenden, dass sie die schwierige Balance zwischen Sicherheitsvorkehrungen und Freiheit für die Menschen immer wieder finden.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr
  • Wir beten für die unvorstellbar armen Menschen: dass sie Gehör bekommen und dass die Regeln der Wirtschaft so verändert werden, dass sie nicht in der Armut gefangen bleiben.
  • A:    Schenke uns dein Erbarmen o Herr

Lektor/in: Du Gott teilst deinen Reichtum mit uns, du stillst unsere Sehnsucht nach Frieden, du siehst unsere Tränen, du nimmst jeden auf. Wir loben dich und wollen auf deine Stimme in unseren Herzen hören. Amen.

09.02.25: 5. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Gott braucht Menschen, die seine Botschaft weitertragen.

Gesucht werden Menschen wie du und ich.

Gesucht werden Menschen – nicht mit vollem Geldbeutel, sondern mit offenem Herzen.

Gesucht werden Menschen, die sich auf die Freundschaft mit Gott einlassen.

Gesucht werden Menschen, die sich auf Jesu ermutigendes Wort verlassen: Fürchte dich nicht!

H. J. Chr.
Du rufst ganz normale Menschen.
Du vertraust uns deine Botschaft an.
Du machst uns Mut und gibst uns Hoffnung.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Haben Sie die Brutalität gespürt, die in der Lesung beschrieben wurde: Mit einer glühenden Kohle wird der Mund des Erzählers berührt!  !!!

Zum Glück geschieht das nicht real, sondern in einer Vision des Jesaja – der ausgesandt wird, als Sprachrohr Gottes zum Volk und zum König zu sprechen.

Voraus ging das Bekenntnis: „Weh mir, ich bin ein Mann mit unreinen Lippen!“ Ein Mann, der aus Wut redet, oder Vorurteile verbreitet, oder anderen Angst macht, …

Aus reinen Lippen kommt kein solches Wort. Ein reines Wort sagt, was dem anderen hilft und was der Wahrheit dient.

Unreine Lippen habe ich: nicht, dass ich immer gottlos rede – aber eben auch. Es ist wie bei einem Glas Wasser: Schon ein Tropfen reicht, um es unrein zu machen.

Spüren sie das? Können Sie das mit-denken?
Gegenüber Gott sind wir Menschen „unrein“: In das Gute mischt sich Ungutes und Böses. Trotz aller Liebe gibt es auch Missgunst, …

Die heiße Kohle ist das Symbol der Reinigung.

Das Lukasevangelium erzählt etwas Ähnliches:
Petrus und die anderen zwei Jünger erleben Jesus.
Er verkündet ihnen das Wort Gottes (schade, dass von dieser Predigt nichts erzählt wird!). Schon da packt es sie innerlich.

Was Jesus verkündet ist ergreifend. Und dieser reiche Fischfang!
Halten wir uns nicht mit der Frage auf, was geschehen ist. Offensichtlich ist: Dieser Fischfang ist ein Zeichen für den neuen Sinn im Leben des Simon, des Jakobus und des Johannes.

Sie sollen künftig nicht mehr Fische fangen und für Geld verkaufen.
Sie sollen Menschen für das Reich Gottes gewinnen. Sie sollen Menschen gewinnen, die an die Liebe Gottes und an ihre immer größere Kraft glauben.

Die Reaktion des Petrus ist ähnlich wie die in der Vision von der glühenden Kohle:

Gegenüber Gott, gegenüber Jesus wird offenbar: Ich bin ein Sünder!

Liebe Schwestern und Brüder,
so sehr wir auch Sünder sind und sein mögen:
Wir sind von Gott gefundene Sünder.
Wir sind mit Gott versöhnte Sünder.
Wir sind von Gott geheilte Sünder!

Je mehr wir versuchen, Jesus zu verstehen und das Göttliche in seiner Botschaft zu erfassen, desto mehr können wir ihm ähnlich werden.
Er reinigt uns durch sein Wort, das mit seinem Leben übereinstimmt und dem er im Sterben treu bleibt.

Immer mehr werden wir davon durchdrungen, für andere zu leben.
Immer mehr werden wir reden, was dem anderen hilft und was der Wahrheit dient.

Liebe Schwestern und Brüder, schreiben wir uns hinter die Ohren, wie Jesus auf Simon und sein Bekenntnis als Sünder reagiert:

Er geht nicht von ihm weg – ganz im Gegenteil:

Er spricht ihm Mut zu und gibt ihm seine Sendung:

In Zukunft wirst Du Menschen gewinnen, die so wie du an Gottes immer größere Liebe glauben.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, wir wollen dem Wort deines Sohnes folgen und bitten dich um deine Kraft für unseren Weg:

  • Für alle, die enttäuscht sind, weil ihre Arbeit und Mühe erfolglos scheint. Dass sie nicht mutlos werden, sondern weiterhin das tun, was in deinen Augen richtig ist. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle, die Jesu Botschaft verkünden – als Eltern, in einem pastoralen Beruf oder als Lehrer: dass sie auf offene Herzen treffen und in ihrer Arbeit getragen werden von den Christen in ihren Gemeinden.
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für die Seelsorger und Seelsorgerinnen in unserer Stadt: Dass sie ihren Dienst mit Freude tun. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle, die von Kindheit an Jesu Botschaft hören: dass sie immer wieder neu spüren, wie kostbar und voller Hoffnung Jesu Botschaft ist. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.
  • Für die Kinder und Jugendlichen, die sich auf die Sakramente vorbereiten: dass die frohe Botschaft Jesu sie hält und trägt wie ein Netz und dass sie in unserer Gemeinde Geborgenheit erfahren. ‑
    Christus höre uns         A: Christus, erhöre uns.

Lektor/in: Erhöre uns, Gott, und sende uns neu zu unseren Mitmenschen. Denn du bist es, der lebt und Leben schenkt in Ewigkeit.

02.02.25: Darstellung des Herrn

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache:
Was Maria und Josef in dieser Erzählung des Lukasevangeliums erleben müssen, ist eigentlich brutal:

Dieser Simeon, alt und betagt, kommt zu der Heiligen Handlung dazu,
spricht einen wundervollen Lobpreis, der bis heute zu unserem Gebetsschatz gehört.

Meine Augen haben das Heil gesehen! Jesus ist ein Licht – sogar für die Völker und er bringt Israel Herrlichkeit. Dann segnet er Mutter und Vater des Kindes und hängt dann diese Drohung an:

Jesus bringt in Israel viele zu Fall und richtet viele auf;
man wird ihm widersprechen.
Dir wird ein Schwert durch die Seele dringen.
Die guten und bösen Gedanken vieler Menschen sollen offenbar werden.

Wie verstört muss Maria, muss Josef dadurch gewesen sein!
Ist der Mann irre, die Eltern des Kindes in eine solche Achterbahn der Gefühle zu schicken?

An dieser Stelle muss ich meine Gedanken bremsen und mich erinnern, dass das Evangelium Jesus verkünden will. Und was alle wussten ist: Jesus starb den Tod am Kreuz. Aber die Jünger Jesu verkündeten, dass er der Messias ist, durch den Gott die Menschen mit sich versöhnt, ihnen alle Schuld vergibt und ewiges Leben schenkt.

Die Botschaft lautet: Der Gekreuzigte ist das Licht der Welt! Und genauso umgekehrt: Das Licht der Welt ist gekreuzigt worden.

Davon ist nicht die Rede, als die Engel den Hirten die Geburt Jesu verkündeten. Eine zarte Andeutung war, dass Jesus in eine Futterkrippe gelegt worden war, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Jetzt spricht das Evangelium zum ersten Mal fast unverhohlen darüber, dass Jesus nicht wie ein Superheld die Welt auf seine Seite zieht, sondern dass die Menschen ihn schwierig finden und sogar töten, weil sie aus seinen Reden Anmaßung und Gotteslästerung heraushören.

Lukas erzählt also nicht eine verstörende Episode im Leben der jungen heiligen Familie, sondern er predigt darüber, dass Jesus das Licht der Welt ist, dass er das Heil bringt. Wer die Stimme Gottes aus Jesus sprechen hört, der kann in Frieden sterben – und leben,
weil er daran glaubt, dass Gott Heil schenkt: Leben in Fülle!

Und Lukas gibt dem traurigen Schicksal, das Jesus bevorsteht einen ersten Sinn: Die Gedanken vieler Menschen sollen offenbar werden.

An Jesus scheiden sich die Geister:

Seine Jünger erkennen in ihm die Liebe Gottes,
seine Feinde hören nur Anmaßung und Gotteslästerung und die Gefahr des Abfalls vom Glauben der Vorfahren.

Damit sind wir aber mitten in unserer heutigen Lage:

Viele ignorieren Jesus;
viele verstehen die christlichen Symbole, die sich überall finden, nicht;
Viele lehnen in und die Verkündigung der Kirchen ab und sagen, dass man das alles nicht glauben kann.

Viele aber glauben an ihn. Sie hören das göttliche in seiner Botschaft,
sie erkennen die Zuneigung zu den Menschen,
sie wollen den Weg der Mitmenschlichkeit gehen, den Jesus vorgelebt hat.

Was in unserer Zeit nicht mehr möglich ist:
Mitläufertum – irgendwie dabei sein, weil es sich gehört! Das funktioniert nicht mehr. Wenn wir uns heute zu Jesus bekennen, dann tun wir das aus bewusster Überzeugung.

Unsere Bischöfe sollen darauf achten, dass sie das Glauben nicht unnötig und mit falschen Gründen erschweren – im Gegenteil: Sie sollen die Menschen in die Freiheit des Christenmenschen führen.

Fürbitten

Lektor/in: Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Wir rufen zu dir:

  • Sei du das Licht für die Kinder, die heuer in unserer Kirche getauft werden und für die Jungen und Mädchen, die sich auf Erstkommunion und Firmung vorbereiten: Bring ihnen auch durch uns das Licht des Glaubens, damit sie immer an deine Liebe glauben.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel des Terrors, der Kriege und der Bürgerkriege: Bring auch durch uns Hoffnung und Erlösung für die Menschen in Afghanistan, in Palästina, in der Ukraine und überall, wo die Gewalt das Sagen hat.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Neid, Feindschaft und Hass: Bring auch durch uns Versöhnung in verfeindete Nachbar­schaften, Verwandtschaften und Gemeinden.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Hunger, Durst, Krankheit und Armut: Bring auch durch uns Hilfe zu den Menschen in Not.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Trauer, Depression, Verlassenheit und Tod: Bring auch durch uns Licht zu Menschen, die nur noch das Dunkel sehen.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns

Lektor/in: Dann können wir dich preisen als das Licht, die Wärme und die Hoffnung unserer Welt: Jesus Christus, unser Freund und Bruder, heute und in Ewigkeit.

26.01.25: 3. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Wann mussten sie das letzte Mal weinen?

Auch Tiere weinen. Tränen sind ganz verschieden:
Schmerzen, Freude, Trauer und Scham, Rührung, Wut und Reue – all das kann Tränen auslösen.

Niemand braucht sich seiner Tränen zu schämen.
Auch Jesus weinte und seine Botschaft berührte viele ganz tief, so dass sie staunten.

Jesus, deine Botschaft weckt Vertrauen

Jesus Deine Botschaft macht Mut

Jesus Deine Botschaft bringt uns Trost.

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Volk Israel durfte zweimal in seiner Geschichte erleben, dass es nach langer Zeit in dem Land, in dem Abraham seine Zelte aufgeschlagen hatte wieder einen eigenen Staat gründen durfte.
Von der ersten Rückkehr aus der Gefangenschaft in Babylon haben wir gerade gehört. Sie kehrten in eine geschleifte Stadt zurück. Der Palast des Königs, der Tempel Gottes, die Häuser in den Straßen Jerusalems – nur Trümmer und Ruinen waren davon übriggeblieben.

So wie in vielen Staaten Europas nach dem 2. Weltkrieg und heute in der Ukraine, in Syrien, im Gazastreifen.

Die Israeliten kehrten zurück.  Der Schrecken ist vorbei. Es kann etwas Neues entstehen. Auch in Europa haben einige Länder nach dem Krieg ganz neu begonnen und beginnen müssen:

In Deutschland machte man sich daran, im Grundgesetz die wichtigsten Werte und Regeln der neuen BRD zu formulieren. Im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott formulierte man:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“

Israel fand in den Trümmern Jerusalems die Weisung des Moses, das Bundesgesetz des Sinaibundes. Diese Weisung, die Israel zu Freiheit und Frieden führen sollte, wurde vorgelesen und erklärt. Es wird ähnlich beschrieben wie unser Wortgottesdienst.

Es heißt: die Leute fingen dabei zu weinen an.

Dieses Weinen beschäftigt mich: Weinten die Leute vor Glück und Freude – oder vor Ergriffenheit – oder vor Scham, weil diese Gebote alle nicht nur übertreten, sondern missachtet worden waren?

Vielleicht und wahrscheinlich kommt alles das zusammen:
Freude über die Rückkehr, der Schreck über die Trümmer, die Ergriffenheit von der zu Herzen gehenden Wahrheit dieser Weisung, die Scham über das Versagen in der Vergangenheit.

Und wir heute?

Ich würde mir wünschen, dass wir auch manchmal zu weinen anfangen würden, wenn wir das Evangelium von Jesus hören.

Der Geist des Herrn ruht auf mir.
Der Herr hat mich gesalbt und gesandt,
damit ich den Armen eine frohe Botschaft verkünde,

Die Armen – das sind wir Menschen, die nicht auf Reichtum und Macht setzen, sondern Gott für das Leben danken.

damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde

Die Gefangenen sind nicht nur im Gefängnis: Sie sind in der Angst gefangen, Gott nicht zu genügen und ihm nicht zu gefallen.

und den Blinden das Augenlicht.

Die Blinden sind nicht nur die Sehbehinderten, sondern die Menschen, die nicht erkennen, wie Gottes Kraft in der Welt Heil wirkt;

Damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setzt
und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe!

Die Zerschlagenen sind nicht die verprügelten, sondern die,
denen jede Hoffnung genommen ist.

Liebe Schwestern und Brüder,

Dann sagt Jesus:
Heute hat sich das Schriftwort erfüllt:

Gott schenkt seine Güte,
ihr könnt ihm vertrauen,
ihr könnt sehen, wie Gottes Kraft wirkt,
Und ihr dürft Hoffen und zuversichtlich leben!

Es ist eine zu Herzen gehende Botschaft, die das Herz wärmt,
und die Starre löst.

Das Gnadenjahr des Herrn ist damals angebrochen und es wird nie zu Ende gehen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, unser Vater, du hast uns in dein Volk berufen, und nimmst uns auf in den Reich der Liebe. Wir bitten dich, weil wir dir vertrauen.

L/A: Herr, erhöre unser Rufen

  • Für die Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn erkennen können. Dass sie erkennen, dass du sie in dein Reich berufen hast!
  • Für alle Getauften, die das Evangelium hören: dass sie davon berührt und durchdrungen werden.
  • Für unsere Welt, in der die Selbstsüchtigen und Rücksichts­losen die Macht an sich reißen: dass wir umkehren und so dem Unheil der Willkür uns Sinnlosigkeit entgehen.
  • Für die jungen Menschen am Beginn ihres Arbeitslebens: dass sie eine Arbeitsstelle finden und dass sie den tieferen Sinn ihrer Arbeit erkennen.
  • Für alle Getauften: dass wir den Ruf Christi hören und ihm folgen und so zur Einheit zurückfinden.

Lektor/in: Gott, du hast uns deine Liebe und deine Macht geoffenbart. Wir preisen dich heute und unser ganzes Leben im Heiligen Geist.

19.01.25: 2. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder Jesu Christi,
dankbar darf ich mit Ihnen Messe feiern in der unser Glaube Nahrung findet und unsere Hoffnung gestärkt wird.

Was haben Sie in den letzten Tagen Schönes erlebt?
Wofür sind Sie dankbar?
Was hat sie gefreut?
Wenn Sie hernach aus der Kirche kommen, erzählen Sie einander davon!

Grüßen wir Jesus Christus, der uns mit seiner Freude erfüllt.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Am 1. Tag bekannte Johannes, dass er nicht der Messias ist.
Am 2. Tag kam Jesus und ließ sich von ihm taufen.
Am 3. Tag wies Johannes zwei seiner Jünger auf Jesus, das Lamm gottes hin.
Am 4. Tag berief Jesus Philippus und Nathanael.
3 Tage später – also am 7. Tag war die Hochzeit in Kana in Galiläa.

Im Johannesevangelium spielen Zahlen eine große Rolle. Sie sind sehr oft als Anspielungen und Andeutungen zu verstehen. Dahinter stehen Botschaften, die Kundige verstehen können. Leider können wir nicht mehr alle diese Botschaften entschlüsseln. Hier aber fällt auf:

Das Evangelium macht einen Sprung von 3 Tagen zur Erzählung von der Hochzeit. – Am dritten Tag erschien Jesus den Jüngern als Auferstandener und sie erkannten ihn endgültig als Sohn Gottes.
An dieser Stelle am Anfang der Erzählungen über Jesus schreibt das Evangelium: „- „am dritten Tag offenbarte Jesus seine Herrlichkeit“.

Vom Beginn der Erzählung des Evangeliums ist es der 7. Tag.
Der 7. Tag ist auch der Tag an dem Gott die Schöpfung vollendete und ruhte.
Dieses Rätsel lässt sich lösen: Jesus vollendet den Plan Gottes:
Er schenkt den Menschen ewiges Leben – und hält keineswegs Gericht über sie!

Von der Hochzeit ist noch gar nicht die Rede gewesen – aber schon die Zählung der Tage ist eine Predigt über Jesus, der den Gott Israels zärtlich „abba“, lieber Papa anspricht.

Dann beginnt die Erzählung von der Hochzeit. Wer heiratet eigentlich? Bräutigam und Braut werden nicht benannt. Nur, dass Ihnen der Wein ausgeht. Gott hat mit dem Volk Israel einen Liebesbund geschlossen – doch dieser Bund ist freudlos und leer geworden. Statt von Liebe ist vom Gesetz die Rede. Das Hochzeitspaar – das ist Gott und sein Volk.

Maria erkennt die Leere, den Mangel, die Lieblosigkeit und setzt Jesus auf diese Spur. Jesus ist dafür da, dass die Liebe und die Freude in dem Bund Gottes mit den Menschen zurückkehren.

Weil erst am dritten Tag nach seinem Tod die Herrlichkeit Gottes in Jesus offenbart wird, sagt Jesus: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen!“

Maria aber weiß: „Was er euch sagt, das tut!“
Wer Jesus folgt und auf ihn hört, in dem wird der Liebesbund Gottes wieder lebendig – der kann sogar selbst den Wein der Freude anderen reichen.“

Übrigens waren es sechs Krüge – ist es ein Zufall, dass die gleiche Zahl an Tagen genannt wird, in den Gott durch sein Wort die ganze Schöpfung ins Dasein rief?

Sodann stellt der Festverantwortliche fest, dass der Wein jetzt viel besser ist als der zuerst ausgeteilte Wein! Verbirgt sich in der Person des Speisemeister auch ein Rätsel? – Ich weiß es nicht.

Sehr schnell kommt das Evangelium dann zum Schluss und zum Höhepunkt:

So offenbarte Jesus in seinem ersten Zeichen seine Herrlichkeit.
Wenn er am Ende den Jüngern als Auferstandener erscheint, ist es kein Zeichen mehr, sondern Gegenwart.

Den Sinn und Zweck dieses Zeichens erfahren wir auch:

Seine Jünger glaubten an ihn.

Liebe christliche Gemeinde,
Der Bund Gottes mit seiner Braut, dem Menschengeschlecht,
ist gefüllt und erfüllt von der Liebe eines Hochzeitspaars und der hochzeitlichen Freude –
gepaart mit dem Hinweis: „Was er euch sagt, das tut!“

Wir sind Diener des Bundes Gottes
und damit Boten der Liebe unseres himmlischen Vaters
und unsere Freude tragen wir zu den Menschen in der Welt.

Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr Jesus Christus, du hast uns deine Herrlichkeit geoffenbart, die Herrlichkeit deines himmlischen Vaters. Wir bitten dich:

  • Für die Frauen und Männer in der neugewählten Kirchenverwaltung, die in unserer Pfarrgemeinde eine große Verantwortung übernommen haben.
  • Für die weltweite Staatengemeinschaft: dass die Regierungen den Frieden suchen und im gerechten Austausch dem Fortschritt der Menschheitsfamilie dienen.
  • Für unsere Kirche und alle christlichen Kirchen: dass sie die Freunde und Hoffnung Jesu zu den Menschen bringen.
  • Für die Christenheit insgesamt: dass sie die Spaltungen überwindet und das Gedächtnismahl Jesu miteinander feiern kann.
  • Für die Staaten im Nahen Osten: dass sie Wege zur Versöhnung finden und die Bereitschaft einander um Vergebung zu bitten.
  • Für die Ukraine: dass die Regierung Russlands den Krieg endlich beendet und das gegenseitige Töten aufhört.

Lektor/in: Himmlischer Vater, du schenkst uns durch Jesus Versöhnung und Frieden. Wir preisen Dich heute und in Ewigkeit. Amen.