30.05.24: Fronleichnam

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
Die Messfeier ist der Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. In der Messe wiederum ist die Wandlung das Wichtigste. Demnach ist das Wichtig­ste in der Kirche die Wandlung? – Viele meinen in der Kirche sollte immer alles gleichbleiben.

Das Fest, das der Eucharistiefeier selbst gilt, verdanken wir der Augustinerin Juliane von Lüttich und ihrer Eingebung.

Feiern wir freudig miteinander Eucharistie: vieles hat sich an dieser Feier schon gewandelt und wird sich noch wandeln müssen, so dass wir tatsächlich wieder gerne Messe feiern und uns darauf freuen.

Kyrie         Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters
                   Herr Jesus Christus, Bruder der Menschen
                   Herr Jesus Christus, Haupt deiner Kirche

Ansprache Liebe Schwestern und Brüder,
was ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam?

Am Gründonnerstag steht das letzte Abendmahl im Vordergrund, bei dem Jesus dieses Zeichen gestiftet hat mit dem Auftrag: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“

Der Gründonnerstag steht emotional unter dem Vorzeichen des Abschieds und des bevorstehenden Foltertodes Jesu. Es ist eine gedrückte Stimmung.

Wenn wir Eucharistie feiern, feiern wir nicht den Abschieds Jesu, sondern wir feiern den österlichen Sieg Jesu: Jesus ist auferstanden vom Tod, damit auch wir auferstehen und an die größere und lebenspendende Macht Gottes glauben.

Die sonntägliche Messfeier ist ein Fest, in dem sich die Freude der Jünger Jesu ausdrückt und in der diese Freude immer wieder erneuert wird – und zwar gerade weil wir auch den Ernst der Hingabe Jesu mit seinen Worten zur Sprache bringen: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird!“

Um dann aber freudig zu bekennen: „Deinen Tod o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit!“

Das ist der Unterschied zwischen Gründonnerstag und Fronleichnam:
Fronleichnam ist das Gedenken an das letzte Abendmahl + die österliche Auferstehungsfreude, die wir gerade wieder 50 Tage lang gefeiert haben.

Deshalb lasse ich bei jeder sonntäglichen Messfeier in unseren beiden Pfarrkirchen die Osterkerze entzünden. Christus ist wie ein helles Licht, das uns leuchtet und uns Geborgenheit und Erkenntnis bringt.

In der hl. Messe rufen wir uns das Leben und die Verkündigung Jesu ins Gedächtnis und wir brechen und teilen das Hostienbrot miteinander.

Das ist das eigentliche Zeichen der Eucharistie – mehr als das Hostienbrot, das wir als „Leib Christi“ bezeichnen!

Wir bewahren das dem Gedächtnis Jesu geweihte Brot auf, weil es in dieser Feier einen neuen Sinn erhalten hat: Es weist hin auf Jesus Christus, der für uns gelebt hat und sein Blut vergossen hat und auferstanden ist.

Wir Katholiken pflegen sogar den Brauch, das Brot in der Monstranz durch die Straßen zu tragen. Wir tun das auch mit dem Kreuz oder mit Figuren Jesu und von Heiligen. Das Brot ist aber etwas anderes.

Es ist das Brot, das wir essen werden und das unsere Liebe und den Glauben an die Liebe stärkt.

Gerade, weil dieses Hostienbrot so unscheinbar ist und so dürftig, weist es uns umso mehr auf Christus hin und seine Bedeutung für uns.

Wenn wir dieses Brot empfangen und essen, tun wir es bitte voller innerer Betroffenheit – Andacht sagt man auch.

Wir lassen uns berühren von der unübertrefflichen Liebe Jesu Christi
und von dem Geschenk seines Lebens.

So geschieht die zweite und mindestens genauso wichtige Wandlung in der Messfeier. Wir die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden immer mehr zu dem, was wir seit der Taufe sind: Wir werden zum Leib Christi in unserer Zeit, durch den Gott seine Wohltaten auf der Erde vollbringt.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Himmlischer Vater, dankbar für deinen Sohn Jesus Christus beten wir zu dir:

Vater im Himmel        L/A: Wir bitten dich, erhöre uns

  • Für die vielen Christen, die nicht zu unseren Versammlungen kommen: Dass der Glaube in ihnen wächst und ihnen Kraft und Halt gibt.
  • Für die Leiterinnen und Leiter der christlichen Gottesdienste: dass sie Ideen und Phantasie entwickeln, damit unsere Feiern noch anziehender und ergreifender werden.
  • Für unsere römisch-katholische Kirche, dass die Bereitschaft zu Wandlung und Erneuerung zunimmt, damit wir das Evangelium den Menschen wieder nahebringen können.
  • Für alle christlichen Kirchen, dass sie damit aufhören einander auszuschließen und zu verurteilen, sondern sich gegenseitig schätzen und in christlicher Eintracht miteinander das Brot brechen.
  • Für die Christen, deren Leben sich dem Ende zuneigt: dass sie durch das eucharistische Brot gestärkt werden und in Frieden ihr irdisches Leben beschließen können.

Lektorin: Darum bitten wir dich unseren Vater durch Jesus Christus, unseren Herrn im Heiligen Geist. Amen.

11.05.24: 7. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Im menschlichen Körper gibt es ungefähr 200 Knochen, 650 Muskeln und 79 Organe. Sie alle sind aufeinander abgestimmt und bilden jene Einheit, in der wir uns als eigenständige Person wahrnehmen:
Wir haben Bedürfnisse, Fähigkeiten, Wünsche, Sehnsüchte. Wir freuen und ärgern uns, setzen uns Ziele und verfolgen sie.

Wir sind eine Einheit und bilden mit vielen anderen Personen die Einheit unserer christlichen Gemeinde, unserer Stadtgesellschaft usw.

Die Einheit und Verbundenheit mit Gott hält uns zusammen. Jesus hat uns in diese Einheit hineingenommen. Wir grüßen ihn und rufen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
vielfältig ist das Leben auf dieser Erde: die Biene, die die  Blüten bestäubt; das Wildschwein, das im Wald lebt, die Dotterblume mit ihrem kräftigen Gelb und die Zeder, die höher wird als andere Bäume, der Wal, der majestätisch durch die Meere kreuzt und die Forelle, die von Franz Schubert besungen wurde  – nicht zu vergessen, die Flechten und Pilze und die vielen kleinen unsichtbaren Lebewesen in Luft und Wasser.

Vielfältig ist die Erde selbst: Fluß und Tal, Berg und Hügel, Wüste und Aue.

Dies alles gehört zu der einen Erde und alles ist miteinander verbunden. Unsere Erde ist eine Einheit – in aller ihrer Vielfältigkeit.
Eine Einheit, weil alles in der Welt an die Schwerkraft gebunden ist und ebenso Anteil hat an der Unbestimmtheit der kleinsten Elementarteilchen, deren Bewegungen nicht vorhersagbar sind.

Der Blick auf diese staunenswerte Einheit eröffnet uns vielleicht das Verständnis, was das Johannesevangelium meint, wenn Jesus beim Abschied von seinen Jüngern betet:
„Bewahre sie in deinem Namen, damit sie eins sind, wie wir eins sind.“

Jesus und sein Vater sind nicht die gleichen aber sie gehören untrennbar zusammen und beide haben nur ein Lebensprinzip: die Liebe.
Jesus betet, dass wir, seine Jünger, ebenso „eins“ sind: wir gehören untrennbar zusammen – in all unserer Vielfältigkeit. Was uns eint, ist die Wahrheit, die Jesus verkündet hat: Dass die Menschen, die an ihn glauben, auferstehen zum ewigen Leben und dass Gott nicht vorhat, die Menschen zu richten, sondern sie zu retten.

Die Einheit aller Dinge und Lebensweisen auf der Erde, dass alles zusammengehört ist ein Bild für die Einheit der Glaubenden mit Jesus und Gott und untereinander.

Wenn Johannes hingegen von „der Welt“ spricht, ist etwas ganz anderes gemeint: nämlich, Menschen die Einheit nicht anerkennen, sondern sich loslösen und für sich sein möchten.

Jesus sagt: Gott hat ihm die Jünger aus der „Welt“ gegeben und er hat sie hineingenommen in die Zusammengehörigkeit.

Jetzt geht Jesus heim zu seinem Vater und betet für uns, seine Jünger:

Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.

Wir leben tatsächlich in der Welt: Wir leben unter Menschen, die sich loslösen, die die Zusammengehörigkeit leugnen:

  • Die Milliardäre, die den größten Teil des Arbeitsertrags zu sich lenken und es denen nehmen, die hart arbeiten.
  • Die Nationalisten, die das Trennende hervorheben, die nicht nur den Wettstreit betonen, sondern sogar andere Nationen abwerten und das eigene für besser halten als das Fremde.
  • Wir leben in einer Welt unter Menschen, die nicht an das Gute glauben, sondern an Konkurrenz und Macht, an Durchsetzen und Sieg.

Jesus betet nicht dafür, dass wir aus der Welt genommen werden, sondern, dass wir davor bewahrt bleiben, dieses Böse anzunehmen und die Wahrheit zu leugnen, die Jesus verkündet hat:

Dass wir eine Einheit sind und dass wir alle zusammengehören.

Liebe Schwestern und Brüder,
darum geht es auch, wenn wir im Vater Unser beten:
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse, befreie uns von dem Bösen.

Denn das Böse leugnet die Zusammengehörigkeit, das Böse leugnet, dass alles auf der Welt zusammengehört und voneinander abhängig ist.

In Wahrheit aber sind wir alle verbunden, weil unser Leben sich aus der gleichen Quelle nährt: aus der schöpferischen Liebe Gottes, die alles verbindet und eint.

Fürbitten

Lektorin: Himmlischer Vater, du bist die Quelle des Lebens. Durch dich ist alles miteinander verbunden. Wir beten zu dir:

Gott, himmlischer Vater                    V/A: Stärke unsere Liebe

Lektorin: Gott, du bist der Ursprung und das Ziel allen Lebens. Wir preisen dich für deine wunderbare Schöpfung, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

05.05.24: 6. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Was sagt man zum Abschied?
Ich meine nicht einen Abschied in Wut und Zorn, wo man vielleicht sogar unter Schimpfen und Fluchen auseinander geht.
Was sagt man zum Abschied von Menschen, die man mag, mit denen man gerne zusammen ist, die man schätzt und die man sogar liebt.
Was sagt man beim Abschied, wenn es ein Abschied für lange Zeit ist oder gar für immer?

Das Johannesevangelium gestaltet den Abschied Jesu von seinen Jüngern – am Tag vor seiner Hinrichtung – ganz anders als die anderen Evangelien – auch wenn die Aussage in die gleiche Richtung geht: „Ich für euch“.

Jesus spricht zu den Jüngern darüber, was sie ihm bedeuten, was er für sie sein will und tun will. Und er spricht auch davon, was er von ihnen erhofft. Er spricht sogar im Imperativ. Das was er ihnen aufträgt, ist nichts anderes als das, was er ihnen die ganze Zeit vorgelebt hat.

Der Ton dieser Worte ist ernst, innerlich, zu Herzen gehend und vor allem voller zärtlicher und liebevoller Zuwendung.

So richtig wird uns das bewusst, wenn wir uns in dieses Zusammensein hineinversetzen; wenn wir sozusagen zwischen den Jüngern und Apostel unseren Platz einnehmen.

Die Worte Jesu gelten uns in der gleichen Intensität wie den Jüngern damals. Hören wir nochmal darauf, was Jesus zu uns sagt:

Gott liebt mich als seinen Sohn – genauso liebe ich euch.
Verlasst euch darauf und zweifelt nicht daran.

Wenn ihr lebt, wie ich es euch gezeigt habe,
werdet ihr nicht ins Zweifeln kommen.

So ist es auch bei mir: Ich habe gelebt, wie es mir mein Vater gesagt hat
und habe nie an seiner Liebe gezweifelt und werde nicht zweifeln.

Das sage ich euch, damit ihr mit der gleichen Freude erfüllt seid wie ich.

Das einzige, was nötig ist:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!

Mehr als ich euch liebe, kann niemand lieben:
Ich gebe mein Leben für euch.

Ihr seid meine Freunde.
Ich habe euch alles gesagt. Alles, was gut und wahr ist.

Dazu habe ich euch erwählt.

Ich trage euch nur eines auf:
Liebt einander!

Liebe Schwestern und Brüder,
wer wäre nicht angerührt, zu Tränen gerührt, bei solchen Abschiedsworten eines Freundes!

Diese Worte sind so stark, dass sie weiterwirken –
auch in der Zeit danach – bis heute.

Auch in uns.

Sie bewegen uns zu dem Entschluss:

Wir wollen einander und die Mitmenschen lieben –
so wie wir von dem geliebt sind,
aus dem alles Leben hervorfließt.

Aus Gott, der die Liebe ist.
Liebe heißt: Ich will, dass du lebst!

Gott ist die Liebe.

Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott und Vater Jesu und unser Vater, du liebst alles, was du geschaffen hast. Wir bitten dich:

Gott, liebender Vater‑            V/A Schenke Heil und Leben

  • Wir beten für die Menschen, die alleine Leben: dass sie Zuwendung und Anerkennung und Wertschätzung erfahren.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für Kinder, Frauen und Männer, die sich nach Liebe und Zuneigung sehnen: dass ihre Sehnsucht gestillt wird.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für die Erzieherinnen und Erzieher, die Kindern in ihren Einrichtungen Sicherheit und Geborgenheit schenken wollen.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für alle, die einander Freunde sind: dass sich ihre Freundschaft bewährt und sie füreinander da sein können.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben
  • Wir beten für die Kommunionkinder und Firmlinge: dass ihr Glaubensweg weitergeht und sie im Glauben Freude und Halt finden.
  • Gott, liebender Vater‑       A Schenke Heil und Leben

Lektorin: Guter Gott, wir danken dir für deine Liebe, mit der du uns umgibst, wie die Luft, die wir atmen. Sei gepriesen in Ewigkeit.
A: Amen.

28.04.24: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder, damit wir uns gut fühlen brauchen wir mehr als essen und trinken – das wissen wir alle. Was brauchen wir?

Vieles und man kann nicht alles aufzählen und würdigen.
Aber ich will aus der Fülle herausgreifen:

Wir möchten uns reinigen:
Den Körper vom Schmutz und
die Seele von Wut und Traurigkeit.

Wir möchten und verlassen können,
damit wir nicht in die irre gehen. Wir suchen die Wahrheit.

Wir möchten mit anderen verbunden sein und bleiben.
Das gibt uns Halt und Sicherheit.

Wir grüßen Christus, der gesagt hat:
Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Bildrede vom Weinstock ist die zweite der drei Abschiedsreden Jesu nach der Fußwaschung im Johannesevangelium.

Neben dem Wortfeld vom Winzer, dem Weinstock, den Reben und den Früchten ragen drei Wörter heraus:
Johannes redet vom „wahren“ Weinstock, vom „reinigen“ und vom „bleiben“.

Gibt es auch einen „falschen“ Weinstock?
Die Jünger Jesu hatten es nach seiner Hinrichtung nicht leicht: sie waren durch Tradition und Familie gebunden an ihre jüdischen Gemeinden und Angehörigen, die Jesus für einen Irrläufer hielten.
Die Situation ist fast unsere Zeit ähnlich: Wir sind verbunden und gebunden an Freunde und Verwandte, die sich vom Glauben abgewendet haben und ihn für unnötig halten.
Es drängt sich – damals wie heute ‑ die Frage auf: Sind wir auf dem richtigen Weg? Sollten wir nicht wieder zurückkehren, uns den anderen anschließen?
Dem setzt das Evangelium entgegen:

Ich bin der wahre Weinstock. Bei niemand anderen werdet ihr diese Freude und diese Lebendigkeit finden. Ihr werdet wieder Gesetzen folgen und um euer Heil bangen.
Ihr gebt die Freiheit und Kraft der Liebe auf und Zwang und Angst werden eure Seelen verdorren lassen.

Durch Jesus kommt das Leben! Wahrhaftig.

Die Reben werden „gereinigt“: Das „rein-sein“ wurde in früherer Zeit zu einem Ideal erkoren und als „unrein“ wurden hauptsächlich sexuelle Wünsche, Gedanken und Handlungen bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn man sagen würde: Alles, was sich bewegt, ist ein Auto.
Das Vertrauen in Gott und die Liebe ‑ als die größte Macht dieser Erde ‑ muss immer wieder gereinigt werden; dass wir nicht der Selbstliebe anheimfallen und allen ihren Formen: In der Regel geht es dabei immer ums Haben, ums Leisten und Verdienen – statt um das Vertrauen und sich Beschenken lassen.

Es sei die Zwischenbemerkung erlaubt, dass die christlichen Konfessionen und Kirchen in der langen Geschichte vieles der Verkündigung Jesu beigemengt haben. Man wünscht sich manchmal, dass diese Beimengungen wieder herausgefiltert würden und die davon „gereinigte“ Botschaft Jesu verkündigt würde.

Damit die Reben Frucht bringen können, müssen sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. Also mit Christus!

„Bleibt in mir und ich in euch“ – wie kann ich mir das denken?

Dass ich Jesu Worte in mir trage, dass er in mir bleibt,
dass ich das Staunen und ehrfürchtig sein vor seiner Liebe in meiner Seele bewahre,
das kann ich mir gut denken: Er ist in mir!

Dass ich in ihm bin, ist mir auch vertraut:
Er trägt mich in seinem Herzen, er sorgt sich, dass ich das Leben finde,
dass ich vertrauen kann und hoffen und lieben.

Ich habe ihnen das Bild mitgebracht:

Es zeigt viele menschliche Gesichter, die so angeordnet sind,
dass sie insgesamt ein Gesicht erkennen lassen: das Gesicht Jesu unseres Heilandes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir mit ihm und miteinander verbunden bleiben,
wird er durch uns sichtbar: seine leben spendende, heilende, vergebende glücklich- und selig machende Liebe. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Gott, himmlischer Vater, durch Jesus Christus den wahren Weinstock, haben wir Anteil an deinem Leben. Sein Geist ist in uns und lehrt uns, um was wir bitten:

  • Wir beten für dein ganzes Volk, für die Getauften, die zersplittert sind in hunderte von Kirchen und Gemeinschaften: dass wir gemeinsam von dir Zeugnis geben und dich verherrlichen.
  • Wir beten für die vielen Menschen, die das Heil nicht von dir erwarten, sondern durch eigene Anstrengung schaffen wollen: dass sie nicht der Selbstsucht verfallen und von der Gier zerfressen werden.
  • Wir beten für die Kinder, die in unserer Pfarreiengemeinschaft heute zum ersten Mahl am heiligen Mahl teilnehmen dürfen: dass sie durch den Glauben an dich stark und froh werden.
  • Wir beten für die vielen Millionen Kinder, die keine so schönen Feste feiern können, weil ihnen alles fehlt und weil sie Angst haben müssen von Kugeln und Granaten getroffen zu werden: dass sie in Frieden und Sicherheit leben können.

Lektorin: Du Gott rufst uns, dass wir in Frieden zusammenleben und einer den anderen mehr achtet als sich selbst. In deiner Kraft können wir den Frieden schaffen, damit die Menschen dich loben und preisen in Ewigkeit. Amen.

13.04.24: 3. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus von Nazaret verehren wir als Sohn Gottes und bekennen, dass er zur Rechten Gottes des Vaters sitzt und dass er kommen wird, um Gericht zu halten über die Lebenden und die Toten.
Er gehört für uns zum himmlischen Bereich.
Wir nennen ihn Herr und Erlöser und denken dabei fast nur an seinen Tod und seine Auferstehung.

Welche Rolle spielt sein Leben für uns?
Manche sind sich gar nicht mehr sicher, ob er gelebt hat.
Das ist eine ernste Frage für alle, die ihm nicht selbst in die Augen schauen konnten, die nicht selbst seine Stimme hörten, die nicht an der Straße stehen konnten, um ihn zu sehen.

Jesus wurde zum Erlöser durch sein Leben. Der Glaube an Gottes Liebe zu ihm war die Quelle für alles, was er getan hat.
Für ihn und mit ihm preisen wir Gott unseren Vater.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Lukas erzählt eine sehr eigenartige Geschichte:
Zunächst ist der auferstandene Herr plötzlich bei den Jüngern – wie ein Geist oder Gespenst. Um genau das Gegenteil zu beweisen, ist dann die Rede davon, Jeus habe einen Fisch gegessen.

Meine wichtigste Frage ist: Was will das Evangelium eigentlich damit verkünden? Auf jeden Fall die Auferstehung Jesu, des Herrn.

Den Glauben an die Auferstehung hatte Jesus immer verkündet. Wer ihm glaubt, glaubt auch an die Auferstehung der Toten und folglich auch an die Auferstehung Jesu.
Das Grab ist nicht der letzte Platz – sondern Gottes Herrlichkeit ist das Ziel des Lebens. Die Bestattung ist wichtig für die Lebenden, die darin ihre Achtung und Liebe zum Verstorbenen ausdrücken.

Ich versuche mich in die Situation der Jünger Jesu nach Jesu Tod hinein zu versetzen. Anfänglich waren sie voll Trauer und Schmerz, mutlos und verwirrt, maßlos enttäuscht.

Allmählich erinnerten sie sich: Jesus hat von seinem Tod gesprochen. Von seinem Tod für seine Jünger. Von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Leben beim Vater. Von der Vergebung der Sünden.
Immer mehr wuchs die Sicherheit: Wir glauben auch jetzt an Jesus und seine Botschaft von der Vergebung und vom ewigen Leben.

Dieser Glaube hatte ein einziges Fundament: Das Zusammensein mit Jesus, seine immer spürbare Liebe zu jedem Menschen und sein Ruf: Kehrt um und glaubt daran, dass Gott euch liebt – weil ihr seine Kinder seid.

In den Jüngern wuchs die Überzeugung, dass sie auch jetzt, nach dem Jesus getötet war, diesen Glauben verkünden müssen. Sie verstanden immer besser, dass dies voll und ganz mit ihrem gelernten jüdischen Glauben übereinstimmt. Sie erinnerten sich auch daran, dass Jesus ihnen den Auftrag gegeben hatte, diese Botschaft zu verkünden.

Sie traten vor die Leute, auch vor solche, die Jesus nicht gekannt hatten und verkündeten (Apg): „Gott hat Jesus verherrlicht und auferweckt!“

Muss da nicht der Einwand kommen: „Sprecht ihr von einem Geist?“ Von einem Hirngespinst. Gibt es diesen Jesus überhaupt, von dem ihr redet?

Genau darauf müssen die Jünger antworten: Sie antworten mit ihrer höchst persönlichen Erinnerung an die gemeinsamen Mähler und daran, wie Jesus keinen Menschen zurückgestoßen hat: nicht die Aussätzigen und nicht die Sünder, nicht die Armen und nicht einmal die Toten.
Sie alle hat er als Kinder des himmlischen Vaters geliebt und sie diese Liebe spüren lassen: in Gesten und Worten.

Nicht ein göttlicher Geist, sondern der Jesus, der mit den Jüngern gegessen hat, den sie umarmen konnten, der am Kreuz hing –
ER leibhaftig und real – hat die einzig wahre Botschaft verkündet – so wie alle heiligen Schriften angefangen bei Moses, nämlich:

Was immer du auch tust und getan hast. Was immer dir auch geschehen ist: Kehre um und glaube daran, dass Gott dich liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
wer dies annehmen kann, hat Frieden in sich!
Den Frieden, den nur Gott geben kann.
Den Frieden, der größer ist, als alles, was einem auf dieser Erde zustoßen kann.
Dieser Friede heilt Wunden, stärkt und befreit.

Wir sind gesandt, diesen Frieden den Menschen zu bezeugen, die uns tagtäglich begegnen – wer immer sie auch sind.

Fürbitten

Lektorin: Zu Gott, der Jesus auferweckt und verherrlicht hat, wie er auch uns auferwecken wird, beten wir:

Gott unseres Lebens                   Alle: Erhöre unser Rufen

  • Für unsere Pfarreiengemeinschaft, dass der österliche Glaube in uns lebt und Früchte bringt.
  • Für die Menschen, denen der Glaube an Christus fremd geworden ist, dass sie auf der Suche nach dem Frieden bleiben, der von Gott kommt.
  • Für unsere Erstkommunionkinder: dass sie in unserer Gemeinde Heimat für ihren Glauben finden.
  • Für die hungernden Menschen in Palästina: dass ihre Not gelindert wird.
  • Für die von Wut und Trauer geplagten Menschen in Israel und Palästina, dass sie Frieden suchen und finden.
  • Für die Länder Europas, dass sie in Freundschaft verbunden bleiben und in Frieden mit ihren Nachbarn leben können.
  • Für das ganze Volk Gottes, das sich in vielen unterschiedlichen Kirchen versammelt: dass die trennenden Gräben überbrückt werden.

Lektorin: Herr Jesus Christus, du hast unter uns Menschen gelebt und hast den Menschen deine Zuneigung und Liebe geschenkt. Du befreist uns zum Leben in Gottes Gegenwart. Wir loben und preisen dich in Ewigkeit.

Alle: Amen.

07.04.2024: 2. Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Wie schaffen sie es, in dieser Welt, die so sehr auf Genießen und Besitzen ausgerichtet ist, den Glauben zu leben.
Nächstenliebe, Gott, Glaube und erst recht Kirche stehen bei vielen unserer Mitmenschen nicht auf der Tagesordnung.

Zweifeln sie manchmal daran, ob der christliche Glaube noch eine Chance hat? Die hat er, wenn wir an Christus glauben und wenn wir gemäß diesem Glauben unsere Mitmenschen achten, für Not Leidende spenden, einander beistehen und Gott preisen und ehren.

In dieser Stunde dürfen wir uns gegenseitig im Glauben bestärken, wenn wir das Brot brechen und uns auf Gott und seinen Willen konzentrieren.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Als Lesung hörten wir einen Abschnitt aus dem 5. Kapitel des 1. Johannes­briefs und darin den Satz: „Was von Gott abstammt, besiegt die Welt. Unser Glaube hat die Welt besiegt. Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist.“

Kurz gesagt: Der Glaube, dass der gekreuzigte Jesus Christus der Sohn Gottes ist, besiegt die Welt.

So ein Satz hat es in sich: Abgesehen von dem uns vertrauten Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, ist darin die Rede von der Welt – was ist damit gemeint? – und mit dem Sieg über die Welt.

Das Johannesevangelium und die drei Johannesbriefe haben eine ganz eigene Ausdrucksweise. Das beginnt schon im Prolog, wo es heißt: „Das wahre Licht kam in die Welt“. Welt bezeichnet da nicht einfach die Welt als die Welt, in der wir leben, sondern die Welt der Menschen. Und zwar der Menschen, die den Gesetzen der Welt gehorchen:
Der stärkere hat Recht. Geld regiert die Welt. Gibst du mir, geb‘ ich dir.
Nichts gibt es umsonst. Hast du was, dann bist du was. Usw.

Wer über diese Welt siegt, richtet sich nach diesen Gesetzen, sondern nach den Geboten Gottes, nämlich: Dass wir Gott lieben und an Jesus glauben und den Mit-Menschen lieben, so wie uns selbst.

Deshalb ist es nur scheinbaren paradox zu sagen, dass Jesus die Welt dadurch besiegte, dass es sich an Kreuz schlagen lies und den Tod auf sich nahm. Im absolut ausschlaggebenden Moment hat er sich den Gesetzen der Welt nicht unterworfen und genau dadurch die Welt besiegt.

Wer an Christus glaubt, kann so wie er die Welt besiegen. Durch den Glauben haben wir die Kraft, nicht nach den Gesetzen der Welt zu leben, sondern Gott zu lieben und den Nächsten, wie uns selbst.

– Ich gebe zu, dieses Denken mit Johannes ist ein wenig fremd und ein wenig hoch – wegen der Ausdrucksweise, aber auch durch den Inhalt: Jesus hat die Welt besiegt, als er sich an Kreuz schlagen ließ und so können und wollen auch seine Jünger, wir Glaubenden, die Welt besiegen.

Von diesen Gedanken her, erschließt sich aber auch der Sinn der Geschichte von Thomas: Kurz gesagt:
Johannes erzählt es so, dass Johannes, so wie die anderen Jünger, Jesus an den Wunden erkannte, an den Wunden der Kreuzigung!

Jesus ist der Sieger über den Tod, weil er den Tod auf sich nahm!
Genau dadurch hat er sich als Sohn Gottes erwiesen, dem die Liebe zu Gott und den Menschen das wichtigste ist – wichtiger als das eigene Leben.

Die Apostelgeschichte folgt der gleichen Logik und erzählt von einer idealen Urgemeinde, in der alle alles gemeinsam hatten und in der deshalb niemand Not litt. Es galt nicht: „Hast du was, dann bist du was“ sondern „Geben ist seliger als nehmen.“ So haben die ersten Anhänger des neuen Lebens durch ihr Tun „die Welt besiegt“.

So sind auch wir, die wir Christen heißen und auch sein wollen,
aufgerufen, die Welt zu besiegen und uns ihren „Spielregeln“ nicht zu unterwerfen.

Ich möchte diese hohen Gedanken mit der Verkündigung Jesu selbst verbinden. Jesus war voll Anteilnahme und Barmherzigkeit mit uns Menschen. Er nahm unsere Bedürfnisse ernst und wusste, wie beschwerlich Armut und Krankheit und Verfolgung sind.

Deshalb lehrte er uns beten: Vor allem und zuerst, dass Gott geheiligt werde und sein Wille – durch uns – geschehe. Aber sogleich auch um das tägliche Brot, die Vergebung der Sünden und zuletzt: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse (befreie) uns von dem Bösen“.

Die Welt mit ihren Gesetzen stellt unseren Glauben an Gott und an Jesus, den Sohn Gottes, oft hart auf die Probe. Deshalb bitten wir:
Erlöse uns von all dem Bösen, damit wir nicht versucht werden, den Glauben an dich, den guten Gott, zu verlieren und daran, dass bei dir, Gott, alles gut sein wird. Gebe Gott, dass wir das Bekenntnis des Thomas mit all seinen Konsequenzen teilen können: „Mein Herr und mein Gott“.

Fürbitten

Lektor/in: Barmherziger Gott, Jesus hat die Angst vor dem Tod und den Tod überwunden. Wir sehen all die Not der Welt und beten zu dir.

  • Himmlischer Vater             (A) Erfülle sie mit deiner Kraft
  • Wir beten für die Kinder in unserer Stadt, die in armen Familien leben und es schwer haben, Anschluss zu finden und zu halten.
  • Wir beten für die Mütter und Väter, die nur geringen Lohn erhalten oder auf Sozialleistungen angewiesen sind.
  • Wir beten für die Menschen, die eine schlimme Krankheit haben.
  • Wir beten für die Menschen, die einsam sind.
  • Wir beten für die Menschen, die unter Dürre oder Überschwemmungen leiden.
  • Wir beten für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.

Lektor/in: Himmlischer Vater, du hast Jesus, deinen Sohn zu uns gesandt. Er hat unsere Nöte mit uns geteilt. Durch ihn schenkst du uns Anteil an deiner himmlischen Herrlichkeit. Wir loben dich in Ewigkeit. Amen.

31.03.24: Ostersonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wie ein guter Hirte hat Jesus sein Leben für uns hingegeben.
Doch wie er gesagt hat, konnte er nicht im Tod bleiben. Denn in ihm ist das Leben.
Sein Leben lebte er für Gott und nun hat Gott ihn zu sich genommen.
Jesus selbst wird uns alle zu sich holen, denn das ist sein Wunsch: Er will, dass alle bei ihm sind, die der Vater ihm gegeben hat.
Dankbar und voll Liebe preisen wir Christus, unseren Herrn.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Erinnern Sie sich noch an die Frage des Pilatus: „Was ist Wahrheit?“

Jesus hatte verkündet: „Der Vater hat dem Sohn gegeben, das (ewige) Leben in sich zu haben.“
und: „Wer an mich glaubt wird in ewig leben, auch wenn er stirbt.“

Wahr – oder falsch? Jesus im Grab kann eigentlich als Beweis gelten für: falsch.

Aber – es ist anders gekommen:
Simon mit dem Beinamen Petrus verkündete voller Begeisterung und Überzeugungskraft in Jerusalem und in Caesarea und an vielen Orten:
„Jesus, der gekreuzigt wurde, ist am dritten Tage auferstanden, wie er gesagt hat, gemäß der Schrift und er ist uns erschienen.“

Natürlich möchte ich Petrus sofort fragen: Was? Wie? Wann? Erzähl mir das genau!

Heute hören wir eine der Antworten: Maria aus Mágdala und ihre Freundinnen fanden das Grab offen. Sie erzählten es Petrus und dem Lieblingsjünger. Alle liefen gemeinsam zum Grab. Nur die zwei Tücher, mit denen Jesus bedeckt war waren im Grab – heißt es im Evangelium. Vom Glauben des Jüngers, den Jesus liebte, ist die Rede.

Das Entscheidende kommt aber – wie immer bei Johannes – am Schluss:
Maria aus Magdala ist allein beim Grab geblieben. Sie wollte den Leichnam Jesu finden. Stattdessen findet Jesus sie und gibt sich ihr zu erkennen, in dem er ihren Namen sagt. Als ob er sagen wollte:

Maria, warum weinst du und glaubst nicht? Warum suchst du meinen Leichnam? Glaube doch der Wahrheit, für die ich mit meinem Leben Zeugnis abgelegt habe: „Wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der an mich glaubt, durch mich leben.“

Und sie wird zu den Jüngern gesandt, damit sie ihnen ausrichtet:
„Ich kehre zurück zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“

So verkündet das Johannesevangelium in einer anrührenden Geschichte den christlichen Osterglauben:

Jesus lebt bei seinem Vater und bei unserem Vater.
Bei seinem Gott und bei unserem Gott.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben Glück: von Kindheit an sind wir in diesem Glauben eingeführt worden. Er hat sich in unsere Denkbahnen eingekerbt. Wir finden das fast schon als normal. Es kann sein, dass deshalb unsere österliche Freude ein wenig verhalten ist.

Aber wir können versuchen, das umstürzende wahrzunehmen und die Freude, die es auslöst:

Ja wirklich: Jesus hat es immer gesagt.
Er ist nicht tot. Er lebt.
Sein Vater ist auch mein Vater. Sein Gott ist mein Gott.
Seine Wahrheit ist auch meine Wahrheit.

Wer an ihn glaubt, wird auf ewig nicht sterben!

Begraben ist die Angst, die enge Angst um mich selbst.
Begraben ist der Hass. Er nützt zu nichts.
Begraben ist der Neid. Er hat keinen Grund.
Begraben ist der Tod. Denn Gott ist das Leben.

Was für eine Freude! Was für eine Freiheit!

Es ist Ostern. Der Herr ist auferstanden.
Jesus lebt, mit ihm auch ich. Gelobt sei Gott.
Amen. Halleluja.

Fürbitten

Lektorin: Gott Jesu und unser Gott. Du bist das Leben und du schenkst uns Leben in Ewigkeit. Wir beten zu dir:

  • Wir beten für unsere Schwestern und Brüder im Glauben, die heute nicht mit uns feiern: dass sie von heller Freude über die Auferstehung erfüllt sind.

Pfarrer singt: Gott, unser Vater        Alle: Wir bitten ….

  • Wir beten für alle unsere Bekannten, Freunde und Feinde:
    dass heil wird, was verwundet ist.
  • Wir beten für unsere Kirche und alle christlichen Kirchen, die den Glauben an Jesus, den Auferstandenen verkünden: dass ihre Verkündigung auf offene Herzen trifft und die Menschen die Botschaft annehmen und heil werden.
  • Wir beten für unser Land und für alle Länder Europas: dass wir Frieden bewahren und dem Ungeist des nationalen Egoismus widerstehen.
  • Wir beten für Israel und Palästina, für Ukraine und Russland und für alle Länder, die Kriege führen: dass sich die Regierenden bekehren und den Krieg beenden.
  • Wir beten für die ganze Menschheitsfamilie: dass die Dankbarkeit und die Sorge für das Leben alle verbindet. Dass Feindschaft und Hass verschwinden und Zusammenhalt und Freundschaft wachsen.

Lektorin: Vater im Himmel, dir gehört der Himmel und dir gehört die Erde.
Hilf uns durch den Osterglauben deine Schöpfungsgabe zu bewahren und zu behüten, wie du es uns aufgetragen hast. Amen.

30.03.24: Osternacht

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Gleich hernach werde ich Sie fragen:
„Glaubt ihr an Jesus Christus, den eingeborenen Sohn Gottes, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand und zu Rechten des Vaters sitzt?“

Dass Jesus geboren wurde – das muss man nicht bezweifeln.
Dass er gelitten hat und begraben wurde – das gilt als sicher, schon wegen historischer Funde und Dokumente: zum Beispiel zeigt ein Spottbild einen Menschen mit Eselskopf am Kreuz und darunter den verächtlichen Satz: Alexaminos betet seinen Gott an.

Dass Jesus der Sohn Gottes ist, der nach dem Tod auferstand, zur Rechten des Vaters sitzt und wiederkommen wird, um die Lebenden und Toten zu richten – das kann man nicht wissen und nicht beweisen!

Daran „glauben“ wir. Dieses glauben hat natürlich nichts zu tun mit dem vielleicht oder vielleicht auch nicht. Wer sagt: „ich glaube“ meint:
„das gilt für mich“ – „Amen“. Darauf baue ich mein Leben auf.
Mit dem „Glauben“ reagiere, antworte ich auf Jesus. Ich reagiere auf Gott, der sich in Jesus zu erkennen gegeben hat.

Ich kann daran glauben und darauf mein Leben aufbauen, weil es gut bezeugt ist: die Evangelien enthalten die Erinnerungen der Augenzeugen an sein Leben: Reich Gottes, ewiges Leben, Vergebung der Sünden, himmlischer Vater, die Liebe zum Mitmenschen – all das wird von Jesus berichtet. Und ebenso auch: „Er ist auferstanden von den Toten.“

Das ist so unglaublich! Weil es so unglaublich ist, sagen wir: „Es ist noch keiner zurückgekommen und hat uns erzählt, was nach dem Tod kommt.

Wer könnte sich diese Unglaublichkeit ausdenken? So verschieden und im Detail widersprüchlich die Ostergeschichten in den Evangelien sind:
Alle verkünden – je auf eigene Art: Jesus ist auferstanden.

Was ist passiert? Was haben die Jünger erlebt, die Frauen, Maria Magdalena zum Beispiel? ¨

Was sie gesehen haben, was sie gehört haben, ist nicht zu ergründen. Aber wie sie das verändert hat, das ist offensichtlich:

Sie verloren ihre Angst. Sie verkündeten die Auferstehung.
Sie unternahmen lange Reisen, um zu verkündigen.
Sie glaubten an die Gotteskindschaft.
Sie versammelten sich zum Brotbrechen.
Sie lebten in einer neuen Wirklichkeit:
       im Reich Gottes, das Jesus gebracht hat.
Und sie waren ansteckend:
in kurzer Zeit wurde ihre Gemeinschaft immer größer.

Heute feiern wir die Auferstehung Jesu und der Glaube daran prägt uns:
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       verzweifeln wir nicht – auch wenn manches zum Verzweifeln ist.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       haben wir den Drang zu helfen –
       auch wenn wir nicht jede Not wenden können.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       hoffen wir immer, dass es ein „Morgen“ gibt
       und dass heil wird, was verwundet ist.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       können wir auch Schmerzen annehmen, Lasten tragen.
Weil wir an die Auferstehung Jesu glauben,
       bemühen wir uns, jeden Tag, gut zu sein.

Ich kann gut damit leben, dass ich nicht ergründen kann, was genau passiert ist, als Jesus auferstand und als er den Jüngerinnen und den Jüngern erschien.

Ich setze aber darauf, dass am offenbar wird, dass es richtig ist, an seine Auferstehung zu glauben und daran, dass er der Sohn Gottes ist.

Unsere von Gewalt und Hass gepeinigten Mitmenschen brauchen dringen die Hoffnung und den Glauben an das Gute, das sich durchsetzt.
Denn die Hoffnung hat die Kraft, sie zu befreien.
Wollen Sie Zeugen der Hoffnung sein,
die vom Glauben an die Auferstehung kommt?

29.03.24: Karfreitag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Liebe Schwestern und Brüder Jesu,
ich möchte sie heute mitnehmen zu einigen Gedanken über die Frage des Pilatus: „Was ist Wahrheit?“

Jesus hatte vorher zu Pilatus gesagt: „Ich bin ein König. Und ich bin in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

Welche Wahrheit?

Es gibt die einfache Unterscheidung:
Jemand sagt die Wahrheit oder die Unwahrheit.
Wenn er zum Beispiel erklärt, warum er etwas nicht getan hat, was er eigentlich hätte tun sollen.

Zu dieser einfachen Unterscheidung war Pilatus wahrscheinlich auch fähig.

Es gibt aber auch die Suche nach der Wahrheit, wenn jemand herausfin­den will, wie es wirklich ist: Viele Naturwissenschaftler widmen sich dieser Suche: So wurde entdeckt, dass die Erde rund ist, dass sie um die Sonne kreist und dass Blitz nicht vom Himmel geschleudert werden, sondern durch die Entladung elektrischer Spannung entstehen.

Es lohnt sich, einer Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wie es wirklich ist. – Mit solchen Fragen hat sich Jesus aber nicht befasst.

Für welche Wahrheit hat also Jesus Zeugnis abgelegt – bis hin zur Anklage beim Hohen Rat und beim römischen Statthalter Pilatus.

Was ist die Wahrheit, von der Jesus spricht?

Wenn jemand behauptet, die „Wahrheit“ zu kennen, werden wir heute misstrauisch: Unsere Welt ist so kompliziert, die Probleme sind so verwickelt, dass niemand sagen: „Ich weiß die Lösung“

Ist Jesus womöglich ein solcher Radikaler, einer, der seine angebliche Wahrheit allen überstülpt und alle zu Feinden erklärt, die seine Wahrheit nicht teilen?

Das aber nun auch wieder nicht: er hat zwar diskutiert und musste sich gegen den Vorwurf wehren, der Teufel rede aus ihm. Aber er selbst hat offenbar niemandem Böses gewunschen oder getan.
Das lag ihm am allermeisten fern.

Aber die Wahrheit, die für die er Zeugnis ablegte – bis hin zu Pilatus, der über sein Leben zu entscheiden hatte – war ihm so wichtig, dass er dafür den Tod auf sich nahm.

Für welche Wahrheit hat Jesus gelebt und ist er gestorben?

Haben sie eine Idee? Was ist die Wahrheit Jesu?

Im Gespräch mit Nikodemus, der dabei war, als Jesus ins Grab gelegt wurde, hat Jesus seine Wahrheit gesagt. Es gibt noch mehrere Sätze, besonders im Johannesevangelium, die diese Wahrheit ähnlich formulieren:

Zu Nikodemus sagte er: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“

Zu Marta sagte er nach dem Tod des Lazarus:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Das also ist die Wahrheit, für die Jesus in den Tod gegangen ist. Es blieb ihm gegenüber uns Menschen, unserer Eifersucht, unserem Leid, unserer Angst und Feigheit, unserem Machthunger nichts anderes übrig,
als sich für seine Wahrheit kreuzigen zu lassen, damit diese Wahrheit wirklich gilt und glaub-würdig bleibt für uns.

Jesu Tod war deshalb wirklich ein Tod für uns. Er hat für uns Zeugnis abgelegt, dass jeder, der an ihn glaubt und in ihm die Stimme und die Wahrheit Gottes erkennt, das ewige Leben hat.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir können nichts besseres tun, als an Jesus zu glauben und an die Wahrheit, für die er mit seinem Leben und Sterben Zeugnis gegeben hat.

Amen.

28.03.24: Gründonnerstag

„In dieser Nacht gehe ich durch Ägypten und erschlage jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh.“ Das ist eine gruselige Vorstellung.
Welch ein Massaker wäre das.
Heute ist es nicht der richtige Zeitpunkt, um historische, kritische und kulturelle Erklärungen für diesen Satz zu geben. Ich halte schlicht und einfach fest: Ich glaube nicht, dass Gott oder seine Engel jemals irgend­einen Menschen erschlagen. Ich bin im Gegenteil fest überzeugt, dass es nie und niemals Gottes Wille sein kann, einen Menschen zu töten.

Dennoch ist das geschilderte Mahl wichtig:

Es wird am Tag vor dem Auszug aus Ägypten gefeiert. Es ist das Mahl der Befreiung aus der Sklaverei.

Nach altem Hirtenbrauch wird ein Lamm gegessen. Das „Lamm“ ist in unsere christliche Symbolsprache eingegangen. Wir bezeichnen Jesus als Opferlamm. Auch deshalb, weil das Johannesevangelium es so darstellt, dass Jesus zu der Stunde am Kreuz starb, als die Opferlämmer für das Paschamahl geschlachtet wurden.

Gemäß den anderen drei Evangelisten war das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Jüngern und Jüngerinnen sein letztes Paschamahl vor seinem Tod.

Im Mittelalter waren die Menschen sehr an Wundern interessiert. Wunderheilungen und wundertätige Brunnen führten zu hunderten von Wallfahrten. Die Theologen befassten sich deshalb intensiv mit der Frage: Wie können sich Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln.
Sie versuchten, das mit den Begriffen der Philosophie und ihrer Logik zu erklären. Daraus entwickelte sich die Transsubstantiationslehre mit ihrem sehr abstrakten Vokabular.

Die Frage, wie sich Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandeln können, stellt sich vor allem, wenn man das Wort: „ist“ wie ein Gleich­heitszeichen versteht. Wie geht das: Brot ist Leib! Wein ist Blut?

Wenn wir heute die Worte Jesu in den Evangelien hören, beschäftigen uns vielleicht andere Gedanken.

Ohne Zweifel sprach Jesus von seinem eigenen Leib und Blut, das für die seinen hingegeben und vergossen wird. Dieses Passiv deutet an, dass Gott am Werk ist.

Gott war die ganze Zeit schon am Werk: als Jesus Sündern die Vergebung zusprach und schlechten Menschen erklärte, dass sie in den Augen Gottes keine schlechten Menschen sind.
Gott war am Werk, als Jesus das Reich Gottes ausrief.
Gott war am Werk, als Jesus seinen Zuhörerinnen erklärte, dass Gott die Menschen liebt wie ein Vater seine Kinder und dass er die Menschen behütet, wie eine Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln Zuflucht gewährt.
Gott war auch am Werk, als Jesus seiner Botschaft und den Menschen und dem himmlischen Vater treu blieb – und deshalb sein Leib und Leben,
sein Blut und seine Kraft den Machtverhältnissen, der Ruhe und der Ordnung geopfert wird.

Jesus sagt: Mein Leib wird für euch hingegeben. Das Wort für bedeutet „Aus Liebe und Treue“ zu euch und damit ihr endgültig und unwiderruflich versöhnt sein könnt.

Dieses für euch gebe ich meinen Leib und mein Blut, verbindet Jesus – erstmalig und originell und einzigmalig – mit dem Brechen des Brotes beim Paschamahl. Dieses Brotbrechen wird dadurch etwas völlig Neues.

Es erinnert nicht mehr an die Freiheit und das Opfer unter den Ägyptern.
Es erinnert an Jesus und seine Treue und Liebe. Es erinnert an sein Leben, in dem Gott am Werk war. Es ist mehr als Erinnerung:

Wenn wir das Brot brechen und uns an Jesus erinnern und seine Worte hören, dann wird uns inne, innerlich, dass er uns Versöhnung schenkt.
Unwiderruflich und endgültig. Wir sind befreit, wir müssen kein Gericht fürchten, Gott nimmt uns an, wir dürfen sein, wir dürfen uns selber annehmen. Es gibt keine Absonderung von Gott. Eine sinnige Zuspitzung sagt: Selbst ein gottloser Mensch wird Gott nicht los.

Jesu sagt dann noch: Tut dies zu meinem Gedächtnis: Brecht das Brot, teilt den Wein, heilt, vergebt. Tut aus Liebe füreinander, was ich für euch getan habe. Amen.