14.10.2018: 28. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Markus und die anderen Verfasser der Evangelien hatten eine wunderbare Aufgabe: Von den Aposteln her waren viele Geschichten über Jesus im Umlauf. Viele davon waren schon aufgeschrieben und immer wieder abgeschrieben.
Die Evangelienschreiber wollten daraus eine durchgehende Geschichte von Jesus machen. Sie mussten überlegen und entscheiden, wie sie die Geschichten aneinanderreihen. Ich gehe davon aus, dass sie sich darüber viele Gedanken gemacht haben. Und deshalb lenke ich unseren Blick auf den Zusammenhang – auf das, was im Mk Ev vorher steht:
„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“.

Und dann erzählt Mk die Geschichte von dem reichen Mann, das Bildwort vom Kamel und Nadelöhr und von der Bestürzung der Jünger:
Wer kann dann noch gerettet werden?

Das ist genau der Punkt: Gerettet werden! Nicht: sich retten.

Wer sich retten will, der braucht mehr als nur zu sagen: ich tue kein Unrecht. Der braucht einen Schatz im Himmel – eine völlig selbstvergesse­ne Liebe: wie die Witwe, die ihre letzten Münzen im Tempel geopfert hat.

Für Menschen ist das unmöglich! Es ist wirklich unmöglich!

Es gibt allerdings schon Beispiele, dass manche Menschen ihren Reichtum an den Nagel gehängt haben und ein ganz anderes Leben geführt haben:
Franziskus von Assisi, Klaus von der Flüe, Mutter Teresa, …
Auch Petrus und die anderen Jünger!

Dieser Petrus ist völlig bestürzt von dem Spruch Jesu: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Er wird innerlich ganz klein und unsicher. Aber er fasst sich ein Herz. Ich kann mir vorstellen, wie zaghaft seine Stimme klang:

„Jesus, du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“
Und darin schwingt die Frage mit: Steht uns das Himmelreich offen?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
sind wir überhaupt so besorgt darum, ob wir in das Reich Gottes, in den Himmel kommen? Glauben wir überhaupt daran? Was stellen wir uns darunter vor?

Der Glaube an Gott, unseren lieben Papa im Himmel, und der Glaube, dass er uns das ewige Leben schenkt, gehören zusammen. Wenn es das ewige Leben nicht gibt, gibt es keinen lieben Papa im Himmel, der bei uns ist und der uns liebt. Dann ist alles nichts. Dann bräuchte es gar nichts zu geben.
Dann pfeife ich auf alle Vergnügungen dieser Welt.

Die Antwort Jesu auf den Vorstoß des Petrus ist einerseits versöhnlich aber auch wieder beunruhigend:

In der kommenden Welt empfangen wir das ewige Leben und
in dieser Welt, in der Gemeinschaft der Jünger Jesu, in der Kirche, finden wir eine neue Familie und wir finden als Gemeinschaft, was wir für das vergängliche Leben brauchen. – wenn auch unter Verfolgungen!

Darin spiegelt sich schon die Erfahrung der ersten Christen wieder:
Ausgrenzung und Verfolgung prägt ihr Leben. Sie gehören bis heute zur christlichen Lebenserfahrung – bis hin zum Tod.

Liebe Schwestern und Brüder,
Zu Jesus gehören, bedeutet: ich kann nichts als mein Eigentum betrachten. Auch mein großer und kleiner Reichtum ist dazu da, dass ich ihn teile. (Situationen im Alltag).

Und es bedeutet sogar:
Bei Jesus zu sein, ist wichtiger für mich, als die Geringschätzung durch die, die das nicht verstehen.

Denn:
Mein Glück ist Jesus, der mir das ewige Leben schenkt.
Das ist mehr als alles andere, was in dieser Welt schön ist.

30.09.2018: 26. Sonntag im Jahreskreis

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Es war ein armseliges übervölkertes Viertel im Süden Manhattans. Kurt, ein deutscher Einwanderer würde in vier Monaten das amerikanische Staatsexamen ablegen. In Berlin war er bereits promovierter Kinderarzt gewe­sen. Jimmy, der Sohn seines Vermieter, war sehr krank. Kurt hatte darauf bestanden, dass ein anerkannter Arzt geholt wird. Aber der kam zum dritten Be­such nicht mehr, weil der zweite noch nicht bezahlt war. Und Jimmy war auch nicht mehr transportfähig. Sein Fieber stieg immer noch, und der Atem begann zu rasseln. Alle starrten auf das röchelnde Kind. Da drehte sich der Vermieter zu Kurt um und flüsterte beschwörend: „Sie sind doch Arzt. Um Gottes willen, lassen sie das Kind nicht sterben!“

Kurt wusste genau: Würde er helfen, bricht er das Gesetz, müsste er mit neuer Heimatlosigkeit und Armut rechnen. Seine Zukunft wäre zerstört. Und vor ihm lag ein schweißüberströmtes Kind, geschüttelt von Fieber und Schmerzen.

Zehn Tage lang kämpfte Kurt um das Leben des Kindes. Genau an dem Tag aber, an dem Jimmy zum ersten Mal aufstehen durfte, wurde Kurt verhaftet. Der andere Arzt hatte Anzeige erstattet.

Am gleichen Tag ging eine Bewegung durch das Haus und die Straßen: Die Leute steckten ihre Köpfe zusammen. Ihre Gesichter waren zornig. Am nächsten Morgen gingen alle zum Gericht der Stadt New York. Über hundert Leute drängten sich im Saal. Der Richter blickte erstaunt auf die merkwürdige schweigende Menge.

„Schuldig oder nicht schuldig?“ fragte der Richter den Angeklagten. Noch bevor Kurt den Mund öffnen konnte, riefen hundert Stimmen: „Nicht schuldig.“ „Ruhe!“, donnerte der Richter. „Ich werde den Saal räumen lassen, wenn ich noch einen Laut höre …“
Dann aber stockte er auf einmal, blickte auf die müden Gesichter und die gebeugten Rücken und fragte: „Was wollt ihr denn?“

Da begann der Vermieter zu sprechen. Und zum Schluss sagte er: „Darum sind wir hier. Und wenn Sie unseren Doktor zu einer Geldstrafe verur-teilen: Wir haben 86 Dollar gesammelt …“
Der Richter erhob sich und lächelte. Er klopfte mit dem Hammer auf den Tisch und verkünde­te: „Sie haben gegen das Gesetz verstoßen, um – einem höheren Gesetz zu gehorchen. Ich spreche sie frei!“

Schwestern und Brüder,
darf man denn heilen, ohne Zulassung?
darf man Gott verkünden – auch außerhalb der Kirche und ohne Auftrag?

Man kann dem Heiligen Geist nicht einsperren!  Er weht wo er will.

Vielmehr freuen wir uns über jeden, der im Namen Jesu Gottes Liebe verkündet und die Menschen ermutigt, in Frieden zu leben.

Denn er bringt die Menschen mit Gott in Verbindung! Er bereitet dem Herrn den Weg, damit die Menschen an seine Liebe glauben können.

Und darauf kommt es an!

Dass es alleine darauf ankommt, macht Jesus klar, wenn er davon spricht, wie es um jemanden steht, der den Glauben an Gott erschüttert.
(vgl. Männer (Frauen) die Kinder missbrauchen oder misshandeln).

Und auch in den Mahnworten, am Ende, die sagen, es ist besser, seinen Körper zu verstümmeln, als von Gott abzufallen – selbstverständlich sind das keine konkreten Vorschläge:

Es geht einzig und allein darum:

Nichts und niemand soll das Vertrauen in Gott und seine Liebe zerstören:
Weder eigene innere Beweggründe wie Neid, Habgier und Eifersucht,
noch Menschen, die durch ihr Verhalten oder durch ihre Reden den Glauben in Zweifel ziehen.

Wer aber – in Namen des rettenden Gottes – Menschen heilt und ihr Vertrauen stärkt und ihre Zuversicht und ihre Kraft zum Guten.

Der vollbringt Jesu Werke in Jesu Kraft.

Das sollen wir tun. Wir alle.

Amen.

23.09.2018: Pfarrfest – Suche den Frieden

Einführung: Pfarrfest – Begegnung, Zusammengehörigkeit, Entspannung,
Die Auferstehung Jesu, unsere Befreiung und Erlösung feiern wir in jeder Eucharistie – besonders am Sonntag, dem Tag, den wir Gott weihen und den Gott uns schenkt für Erholung und um uns in ihm zu verankern.

 

Tagesgebet
Herr, du Gott des Friedens,
in dir ist der vollkommene Friede.
Wer Lust am Streiten hat,
kann dich nicht verstehen.
Lass alle, die in Einigkeit leben,
den Frieden bewahren.
Wecke in denen, die im Unfrieden sind,
die Bereitschaft, sich zu versöhnen.

Lesung aus dem Buch Jesaja (32,15-18)

15     Wenn der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird,
dann wird die Wüste zum Garten
und der Garten wird zu einem Wald.

16        In der Wüste wohnt das Recht,
die Gerechtigkeit weilt in den Gärten.

17        Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein,
der Ertrag der Gerechtigkeit
sind Ruhe und Sicherheit für immer.

18        Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen,
in sicheren Wohnungen,
an stillen und ruhigen Plätzen.

Lesung aus dem Brief an die Kolosser

12  Schwestern und Brüder,
ihr seid von Gott auserwählt und seine geliebten Kinder,
die zu ihm gehören.
Deshlab sollt ihr euch untereinander
als neue Menschen bewähren.
Zeigt echtes Mitgefühl,
seid entgegenkommend und anspruchslos.
Übt euch in Nachsicht und habt Geduld miteinander.

13  Ertragt einander,
und seid bereit, einander zu vergeben,
selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein.
Denn auch Chri­s­tus hat euch vergeben.

14  Wichtiger als alles andere ist die Liebe.
Sie ist das Band, das alles zusammenhält,
und sie führt euch zu vollendeter Einheit.

15  Und der Friede, den Christus schenkt,
erfülle euer Herz.
Gott hat euch dazu berufen,
als Gemeinde Jesu in diesem Frieden ein Leib zu sein.
Dankt Gott dafür!

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus (5,38-48)

38     „Es heißt auch: ,Auge um Auge, Zahn um Zahn!’

39     Ich aber sage: Wenn man euch Böses antut,
dann vergeltet nicht Gleiches mit Gleichem!
Ertragt es lieber

Wenn man dir eine Ohrfeige gibt,
dann halte die andere Wange auch noch hin!

40     Wenn einer mit dir einen Prozess um dein Hemd führen will,
so gib ihm auch noch den Mantel!

41     Und wenn ein Soldat von dir verlangt,
eine Meile weit sein Gepäck zu tragen,
dann geh zwei Meilen mit ihm!

42     Gib dem, der dich um etwas bittet,
und auch dem, der etwas von dir leihen will.

43     Es heißt bei euch:
,Liebt eure Freunde und hasst eure Feinde!’
44     Ich aber sage: Liebt eure Feinde und betet für alle,
die euch verfolgen!
45     So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose.

46     Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden,
wenn ihr nur die Men­schen liebt, die euch auch lieben?
Das tun sogar die, die sich nicht um Gott kümmern!

47     Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet,
ist das etwas Besonderes?
Das tun auch die, die von Gott nichts wissen.
48     Ihr aber sollt zu allen Menschen gut sein
wie euer Vater im Himmel zu allen gut ist!“

Frieden

Ansprache:
Suche den Frieden und jage ihm nach! – so steht es im Ps 34,15.
Was ist aber eigentlich Frieden und wie kommt er zustande?

Ich möchte mir darüber mit ihnen ein paar Gedanken machen.
Und zwar mit Hilfe der Buchstaben, aus denen das Wort „Frieden“ zusammengesetzt ist.

Mit „F“ beginnt auch das Wort FREIHEIT.
Ist es richtig zu sagen: ohne Freiheit kein Friede?
Jedenfalls nicht auf Dauer. Denn Menschen wollen Freiheit.
Beispiele? Die Weltgeschichte ist voll davon!
Wir wollen niemanden zu etwas zwingen – gegen seinen Willen.
Eröffne ich Freiheit? Lasse ich Freiheit? Oder enge ich ein?

Der Frieden setzt Wahrheit oder Wahrhaftigkeit voraus. Lüge und Betrug vergiften das Miteinander der Menschen. Sie wecken Wut und Zorn und Eifersucht und Neid.

Ebenso ist es mit der Gerechtigkeit: Ungerechtigkeit schafft Zwietracht.
Deshalb setzen sich die Hilfswerke besonders für gerechtere Verhältnisse ein. Es müssen nicht alle gleich sein und das gleiche haben.
Doch wenn sich wenige auf Kosten der vielen bereichern, wird es kritisch. Dann ist der Friede in Gefahr: Dann haben Leute leichtes Spiel, die vielen anzustacheln und in Wut zu bringen und für ihre Zwecke auszunützen.
Unsere Gesellschaft ist zurzeit der Schauplatz solcher Entwicklungen.

Das „R“ ist in Versöhnung enthalten.
Wo Menschen zusammenleben, gibt es immer wieder Streit.
Einer tut dem anderen weh – vielleicht sogar ohne Absicht.
Konflikte, Ärger – gehören zum Leben in Gemeinschaft.
Es geht nicht ohne Versöhnung und ohne Bereitschaft zur Versöhnung.
Manchmal gelingt das nicht – jedenfalls nicht gegenseitig?
Mit wem würde ich mir Versöhnung wünschen?
Verweigere ich mich dem Wunsch nach Versöhnung?

Wenn wir in Frieden leben wollen, müssen wir Geduld miteinander haben.
Es ist wie bei einer Wanderung. Die schnelleren müssen auf die langsameren warten. Die stärkeren nehmen Rücksicht auf die Schwächeren. Die Schwächeren dürfen aber auch nicht dadurch alle Macht an sich reißen. Sie müssen den Stärkeren zugestehen, dass sie mehr schaffen und können.
Jeder macht Fehler, jeder hat seine Eigenheiten – wir brauchen also wirklich Geduld miteinander.

Wo Frieden ist, entsteht etwas, das jedem wirklich so gut tut:
Das ist Sicherheit. Ich brauche keine Angst haben: vor dem anderen, vor Gewalt, vor Hunger und Elend. Frieden bringt Sicherheit und braucht Sicherheit: Denn Unsicherheit macht Angst. Angst macht eng. Angst macht aggressiv.

Als letztes habe ich mir etwas aufgehoben, das die Wurzel des Friedens anspricht: Wenn wir Anerkennung erfahren, wenn anerkannt wird, was wir leisten, was wir erdulden dann können wir Frieden finden.
Wer Unrecht erfahren hat, Wem Schaden zugefügt wurde,
wünscht sich am allermeisten, dass das anerkannt wird, dass es gesehen wird. Das ist wichtiger als die Strafe für den anderen und der Ersatz.
Das ist auch das Geheimnis des Friedens, den wir von Christus empfangen und den wir uns in jeder Messe zusprechen:
Gott erkennt uns an: Alles Gute, das wir versuchen, die Last unseres Lebens, das Unglück des Sterbens und die Angst davor.
Gott weiß um uns und er erkennt uns an, dass wir seine Kinder sind,
dass sein Leben in uns ist, dass wir aber nicht selber göttlich und unsterblich und vollkommen sind.

Deshalb ist die Botschaft Jesu:
Gott ist euch nahe. Er ist euer Vater. Er vergisst keinen, sondern hat auf jeden Acht, damit ihm keiner verloren geht, sondern jeder zu ihm kommt und Anteil hat an seinem Licht, seiner Fülle, seiner Freude.

 

 

Fürbitten

Pr. Jesus Christus ist der Friedensfürst. Er hat Versöhnung gebracht durch seine Botschaft. Gott hat ihn auferweckt. So bitten wir durch ihn den Vater.

  • Um Freiheit für die Menschen und Völker, die in wirtschaftlicher Abhängigkeit gehalten werden.
  • Um gerechte Verteilung der Gaben der Schöpfung – in unserem Land, in Europa und in der ganzen Welt.
  • Um Versöhnung für die Menschen, die zerstritten sind und um das Ende der Feindseligkeiten zwischen den Regierungen Europas.
  • Um Geduld der Menschen miteinander: Geduld für die Schwächen und Stärken und Eigenheiten und Fehler der anderen und mit sich selbst.
  • Um Sicherheit im Zusammenleben, weil die Menschen ihre Bedürfnisse gegenseitig achten und dem anderen nichts Böses tun.
  • Um Anerkennung und Wertschätzung für die Leistungen jedes Menschen und für das Unglück und Leid, das jedem Menschen widerfährt.

Pr: Himmlischer Vater, du weckst in uns die Liebe zum Frieden und die Bereitschaft mit den Mitteln des Friedens gegen Gewalt und Unrecht zu kämpfen. Segne uns, damit du gelobt wirst bei allen Völkern. Amen.

16.09.2018: 24. Sonntag im Jahreskreis

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Der Menschensohn muss vieles erleiden! Kinder der Menschen müssen vieles erleiden!

Schwestern und Brüder, viele Kinder mussten schreckliches erleiden – sexuelle Handlungen wurden an ihnen verübt: durch Priester, kirchliche Mitarbeiter – und von Verwandten und Familienangehörigen.

Und: Es wurde vertuscht, weil man sofort denkt:
Wie stehen wir da? Das darf nicht bekannt werden.

Ich bin mir sicher: so funktioniert das auch heute noch.
Denn sexuellen Missbrauch an Kindern gab es und wird es immer geben.

Und es ist falsch. Es ist verwerflich. Es ist grausam. Egal von wem und in welchem Zusammenhang.

Die kath. Bischöfe haben im März 2014 ein Forschungskonsortium mit der Erstellung der Studie beauftragt, die das Ausmaß von Kindesmissbrauch durch kath. Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige erforschen sollte.

Nun ist das Ergebnis – ein wenig vorzeitig – teilweise bekannt geworden: mindestens 3677 Opfer gab es in den vergangenen 70 Jahren durch diesen Personenkreis. 1670 Personen haben solches Unrecht begangen.
Jeder – und das finde ich erschreckend –  23. Priester, Diakon, Ordensmann hat Kinder sexuell missbraucht.

Das heißt: Höchstwahrscheinlich bin ich schon Tätern begegnet, ohne es zu ahnen. Bei jeder Person könnte es sein ….

Schwestern und Brüder, ich kann nicht anders, als dieses Thema anzusprechen, weil es ja fast jede Woche – oft mehrmals – in Nachrichten und Meldungen zur Sprache kommt. Mich bewegen verschiedene Fragen:

Ich frage mich: bin ich als „Informierter“ genügend in der Lage, abzuschätzen, was das für die Opfer bedeutet?
Es ist nicht viel dabei, „Empörung“ zu zeigen und Abscheu.
Aber was bedeutet das für die missbrauchten Menschen wirklich?

Ich verlange von meiner Kirche, dass die Menschen, die in kirchlichen Einrichtungen missbraucht wurden, nun Recht bekommen:
Anerkennung des Unrechts, Entschädigung, Schmerzensgeld, die Unterstützung, die sie sich wünschen.

Am meisten aber beschäftigt mich:
Ich bin davon überzeugt, dass Christ sein in der Kirche ein großer Schatz ist, ein geistiger und geistlicher Reichtum für die Glaubenden.
Es soll in Zukunft – besser als in der Vergangenheit – möglich sein, dass Kinder daran Anteil erhalten – ohne dass jemand Angst um sein Kind haben muss. Die Kinder sollen hier Jesus, den Messias kennen lernen, aber durch Menschen, die wie Jesus selbst, niemandem Schaden zufügen.

Deshalb halte ich es wichtig und dringend, dass wir die Aufgabe annehmen, die uns vom Bistum und der ganzen Bischofskonferenz gestellt wurde: dass wir in der Pfarrei vor Ort Vorkehrungen treffen, die Kinder schützen und durch die schnell auffallen würde, wenn es Anzeichen gibt, dass einem Kind Schaden zugefügt wird – ob nun hier im kirchlichen Rahmen oder anderswo.

Wir müssen es so organisieren, dass Kinder wissen, an wen sie sich wenden können.

Ich möchte, dass ich und dass wir alle unser Verhalten überdenken und verändern, damit wir den Kindern mit Respekt begegnen und ihren Willen achten. Das widerspricht selbstverständlich nicht der Erziehungsaufgabe, die erfordert, Kindern Regeln zu geben und Grenzen zu zeigen. Doch wir Erwachsenen müssen zuerst die Grenzen der Kinder achten und uns an die Regeln halten.

Ich sehe es als unsere Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass Kinder bei uns sicher sind und sich sicher fühlen und dass die Eltern ihre Kinder beruhigt zu Veranstaltungen in der Pfarrei schicken können.

Schwestern und Brüder, reden wir nicht darüber, ob sexueller Missbrauch von Kindern in der Kirche häufiger oder seltener ist als in anderen Lebensräumen.

Arbeiten wir daran, dass die Kinder in der Pfarrei besser geschützt sind als woanders. Das ist unsere Aufgabe, damit wir uns miteinander am Kirche Sein freuen können.

Am 16. Oktober beginnt deshalb eine Arbeitsgruppe ein solches Konzept zu erarbeiten. Sie werden darüber informiert werden!

09.09.2018: 23. Sonntag im Jahreskreis

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„Du verstehst mich nicht!“ – das ist ein trauriger Satz und zugleich ein Hilferuf.
zum Beispiel, wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr verstehen,
wenn ein Freund das Gefühl hat, sein Freund versteht nicht, was er ihm sagen will,
dann verzweifelt er und fühlt sich getrennt.
Ich kann mich dem anderen nicht verständlich machen.

In unserem Vaterland Deutschland und in Europa kann man zurzeit beobachten, dass es bedrohlich ist, wenn Partner sich nicht mehr verstehen: Keiner kann mehr die Anliegen des anderen hören und verstehen. Keiner kann sich so ausdrücken, dass der andere versteht, dass er etwas Gutes will und sucht.

Der Mann, dessen Herkunft und Name nicht genannt wird, ist taub. Er hört nichts und versteht nichts. Und er kann – als Folge davon ‑ nicht mehr verständlich sprechen.

Ohne Zweifel möchte das Markusevangelium eine tatsächliche Heilungsgeschichte erzählen: der Mann konnte durch Gottes Kraft in Jesus wieder Hören und verständlich reden. – Aber auch Markus hat diese mit dieser Heilungsgeschichte schon einen Sinn verbunden, der die körperliche Heilung übersteigt:

Die Leute nämlich, die den Tauben und lallenden Menschen zu Jesus gebracht hatten, verbreiteten nicht nur die Sensation – die Heilung – sondern sie „verkündeten“. Verkünden ist im Mkev die ganz spezielle Ausdruck für die Verkündigung des Evangeliums.

Die Zeugen des Wunders verkünden: „Jesus hat alles gut gemacht, die Tauben hören und die Stummen sprechen!“ das ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja: Der Prophet verheißt dem Volk das Heil, das endgültige Heil:
nachhaltig, wie wir heute sagen: also nicht nur momentan, sondern dauernd.

Zu diesem Heil gehört, dass es keine Blinden, keine Tauben, keine Stummen und keine Lahmen mehr gibt.

„Jesus hat alles gut gemacht!“ so wie Gott es von seiner Schöpfung sagt: Siehe, es war sehr gut!“

Schwestern und Brüder,
verstehen wir die Botschaft Gottes?
verstehen wir, die Sprache der Schöpfung:
Verstehen wir, dass das Leben von Gott kommt und deswegen ewig ist.
Verstehen wir, dass nichts Lebendiges untergehen kann, weil das Leben in ihm göttlich ist?

Verstehen wir die Botschaft Jesu, dass Gottes Liebe voll Erbarmen und Verzeihung ist;
Dass sie niemanden ausschließt und jeden einlädt?

Wir dürfen verkünden: Gott hat alles gut gemacht.
Wir dürfen es jeden Tag verkünden.

Wer diese Botschaft hört und versteht,
wird auch offen für die Menschen um ihn herum:
Der wird anfangen, die anderen Menschen zu verstehen,
ihre Sorgen und Ängste, ihre Nöte und Bedenken.

Verständnis für den anderen lässt Beziehung entstehen,
Verbundenheit.

Ich hoffe, dass wir, denen Demokratie und die Achtung vor dem anderen Menschen wichtig ist, in der Lage sind, die Menschen zu verstehen,
die Angst um ihre Existenz haben, deren Angst in Aggression umgeschlagen ist und die sich deshalb gegen die wenden,
die scheinbar schuld daran sind.

Fangen wir an: Bemühen wir uns um Verständnis, damit Verbundenheit entsteht statt Trennung.

Gott hat uns die Herzen geöffnet für seine Botschaft und für die Menschen. Amen.

02.09.2018: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Jahre hat Mose auf dem Weg in das Heilige Land angeführt.
Er sah das gelobte, das versprochene Land vor sich. Er wusste, dass er selbst es nicht betreten würde und hielt vor dem Volk eine letzte lange Rede: Er erinnerte an die Befreiung, an den Bund der 10 Gebote, den Dekalog und verpflichtete das Volk erneut auf dieses Gesetz Gottes, durch das Israel ein freies Volk wurde. Ein Volk, das nicht nach Willkür beherrscht wird, sondern das Recht und Gesetz hat.

Israeliten, hört und ihr werdet leben! Ruft Mose dem Volk zu.
Es geht ums Leben! Die Gesetze und Rechtsvorschriften Gottes sind der Weg zum Leben. Sie verbinden das Volk mit Gott, von dem das Leben ausgeht.

Wenn die Israeliten die Gebote halten, bleiben sie rein und untadelig vor Gott. Wenn sie dagegen verstoßen, machen sie sich unrein und trennen sich von Gott.

Bis heute soll man „rein“ sein und „Reinheit“ anstreben:
Reines Wasser ist nicht verunreinigt, die reine Lehre ist unverfälscht,
eine Gesellschaft meint, sich reinigen zu müssen, von Mitgliedern, die die Regeln nicht befolgen.

Rein ist eine hoch moralische Qualität und Kategorie –
bis auf den heutigen Tag.

Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart wird das Wort „rein“ missbraucht, um Menschen herabzuwürdigen: „Die und die verunreinigen die Gesellschaft“ hört man sagen, ja sogar, diese oder jene wären „Schmutz“.

So wie die Jünger Jesu, die mit unreinen Fingern essen. Man wirft ihnen vor, sie würden dadurch die Gebote Gottes, das Freiheitsgesetz Gottes in den Schmutz ziehen und verachten.

Jesus lässt diesen Vorwurf nicht im Raum stehen. Er setzt sich damit auseinander und – wie es seine Art ist – hält er in seiner Antwort den Anklägern den Spiegel vor:

Ihr habt euch eigene Gesetze und Satzungen gemacht und gebt sie nun als von Gott gegeben aus. Ihr sagt, nur wer Waschungen vollzieht, wer bestimmte Speisen nicht isst, wäre mit Gott verbunden.
In Wirklichkeit aber ist euer Herz weit weg von Gott.
Ihr habt in diesen Äußerlichkeiten euch selbst an Gottes Stelle gesetzt.

Man trennt sich von Gott, wenn im eigenen Herzen böse Gedanken sind:
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.“

Schwestern und Brüder,
Jetzt bin ich, jetzt ist jede und jeder gefragt und angesprochen:
Habe ich böse Gedanken und Absichten in meinem Herzen?

Weiche ich ab von dem, was in anderen und in mir selbst das Leben stärkt?

Denn diese bösen Gedanken und Werke würden mich von Gott trennen – mag ich auch nach außen hin noch so ehrbar und anständig erscheinen.

Gott, bewahre uns davor zu heucheln und nur zum Schein Christen zu sein.
Er helfe uns, dass wir tun, was wir mit dem Mund bekennen.

29.07.2018: 17. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus speist 5000 Menschen – das ist aber nur der Anfang.
Denn daran schließt sich die sogenannte Brotrede an, in der Jesus über das Himmelsbrot spricht, das er selber ist.

Nicht das spektakuläre Wunder steht im Mittelpunkt, sondern Jesus, an den wir glauben dürfen. Aber langsam und der Reihe nach.

Diese Geschichte ist kunstvoll komponiert. Wenn wir ihre einzelnen Elemente wahrnehmen und wie sie zusammengesetzt sind, erschließt sich uns ihre Heilsbotschaft.

Ich fange hinten an. Die übrig gebliebenen Brotstücke füllen 12 Körbe voll.
Woher kommen eigentlich die 12 Körbe, um die übrig gebliebenen Brotstücke einzusammeln? Wer nimmt denn einen leeren Korb mit, wenn er einem Wunderheiler folgt, und seine Lehren hören will.

Aber 12 ist je eine besondere Zahl: Die 12 Stämme Israels, die 12 Apostel, das neue Volk Gottes. Es bleibt also genügend übrig, damit auch noch ganz andere Leute von Jesus genährt werden können als die 5000, die da waren.

Kennen wir nicht den Psalm: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen, er lässt mich lagern auf grünen Auen? Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen – treu seinem Namen!

War da nicht die Rede von reichlich Gras, auf das sich die Leute setzen können? Geht es nicht um den Hunger, das Verlangen der Menschen?
Geht es da um mehr als knurrende Mägen?
Dieses Gefühl war den Männern der damaligen Zeit nicht fremd und sie wussten es zu ertragen. Sie hätten es alle noch zurück in ihre Dörfer geschafft, um dort ihren Hunger zu stillen.

Andreas, der Bruder des Simon Petrus hat den kleinen Jungen entdeckt mit Fünf Broten und zwei Fischen.

Fisch: das Johannesevangelium ist griechisch verfasst. Also Ichthys.
Das ist das Akrostichon: Jesus Christus Gottes Sohn, Erlöser der Menschen.
Nach seiner Auferstehung gibt Jesus den Jüngern am See Fisch und Brot zu essen.

Brot: Brot bedeutet Leben. Die Israeliten aßen auf ihrem Weg durch die Wüste das Himmelsbrot, das Manna.
Und Jesus sagte: Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu tun.
Wer den Willen des Vaters tut, der wird leben und Segen empfangen.

Ein kleiner Junge: Also ein Kind. Wir kennen das Wort Jesu: Menschen wie Kindern gehört das Himmelreich.

Und jetzt noch die Zeitangabe: Es ist kurz vor dem Paschafest, das an die Befreiung aus Ägypten erinnert, an das ungesäuerte Brot, das die Israeliten aßen.

Und was tut Jesus: Er nahm die Brote, sprach das Dankgebet und teilte es an die Leute aus.

Schwestern und Brüder, vielsagende Symbole sind hier zu einer Geschichte geworden, die uns eine Botschaft verkünden, die auf wunderbare Weise dargeboten wird:

Wenn wir an Jesus glauben und seinem Wort folgen, dann empfangen wir von ihm das Leben – ganz unverdient und geschenkt, wie man Kinder beschenkt, die zu ihrer Mutter laufen, die ihnen Geschenke bringt.
Er stillt unsere Sehnsucht danach, dass unser Leben Sinn-voll ist.
Er stillt unsere Sehnsucht nach dem Leben selbst.
Sein Vorrat ist nicht begrenzt:
Es bleibt mehr als genug übrig, damit er allen das Brot des Lebens sein kann, die jemals zu ihm kommen.

Augustinus hat dieses Zeichen des Johannesevangeliums verstanden. Deshalb sagte er als Kommentar: Von diesem Brot essen wir noch heute.

Ja, wir sind um Jesus versammelt, um auf ihn zu hören und damit wir von ihm das Brot des Lebens empfangen. Jetzt, wenn wir Gäste sind an seinem Tisch.

22.07.2018: 16. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hatte die Apostel ausgesandt, die unreinen Geister auszutreiben,
die Krankheiten zu heilen und das Reich Gottes zu verkünden.

Die Mission – wir würden vielleicht sagen „das Projekt“ – war offensichtlich sehr erfolgreich: die Leute kamen so zahlreich, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. (Heute rechnet man uns vor, wie viele Leute sich abwenden – und lieber ein Leben ohne Christus führen).

Da zeigt sich die Menschenfreundlichkeit Jesu: Er möchte sich und den Jüngern eine Verschnaufpause verschaffen:
Unter sich sein, erzählen können, überlegen, essen, schlafen.
Denn die Auseinandersetzung mit den Geistern, „mit Geiz und Neid und Hartherzigkeit und in sich verschlossen sein“ ist strapaziös und aufreibend.

Doch der Plan ging nicht auf. Die Leute ließen sich nicht abschütteln.

Wieder siegt die Menschenfreundlichkeit Jesu:
Er hat Mitleid mit den Menschen, die Sehnsucht haben: nach Anerkennung, nach Hoffnung, nach mehr als nach Arbeit und Brot.

Schwestern und Brüder,
ich bin überzeugt, auch heute noch sehnen sich die Menschen nach Hoffnung, nach Anerkennung und nach Idealen, durch die das eigene Leben Sinn-voll wird.

Denn ob krank oder gesund, ob viel verdienend oder wenig, ob alt oder jung, für diese Ideale kann ich leben, ihnen kann ich folgen, sie kann ich in meinem Leben verwirklichen und dadurch ein wenig mehr Licht in die Welt bringen.

In unserer kleinen Welt der täglichen Begegnungen kommt es darauf an, dass wir Rücksicht üben, dass wir den anderen nicht beleidigen, dass wir auf Beschimpfungen verzichten. (Und was herrscht heute oft für eine Ausdrucksweise unter Menschen!)

Für uns kommt es darauf an, dass wir hilfsbereit sind, dass wir menschenfreundlich sind, dass wir Fehler verzeihen, dass wir bei der Wahrheit bleiben.

So können wir in unserer Umgebung Frieden fördern, Gerechtigkeit herstellen, Not lindern, Hoffnung bringen.

Und dadurch bringen wir Gottes Güte zum leuchten.
So machen wir seinen Namen groß.

Wenn die Menschen sagen:
schau dir die Christen an, wie sich die für andere einsetzen,
wie selbstlos sie handeln,
wie freundlich sie sind, welche Freude sie ausstrahlen.
Dann hat Jesu Wort bei uns Frucht gebracht.

Deswegen freue ich mich über Franziskus, der den Leuten nicht begegnet, um zu prüfen, welche Morallehren sie nicht eingehalten haben und warum sie deshalb dem Tisch des Herrn fern bleiben sollten.

Er sagt zu allen: ob in der Kirche oder nicht:
seid barmherzig, helft den Armen, helft den Menschen, ihr Leben zu ordnen, helft ihnen gut zu handeln, bringt den Menschen Versöhnung und den Glauben daran, dass sie immer die Chance haben, es besser zu machen.

Schwestern und Brüder,
die wichtigsten Dinge sind die Liebe und die Hoffnung und das Vertrauen.
dann kommen Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden und die Barmherzigkeit,
vielleicht hat man Glück und es kommen noch die unwichtigen angenehmen Dinge dazu: Wohlstand, Komfort, Vergnügungen.

Fatal wäre es, wenn die Liebe und das Vertrauen und die Hoffnung den Vergnügungen, dem Wohlstand und dem Komfort geopfert werden.

Ich bin überzeugt:
Auch heute sehnen sich die Leute danach, dass ihr Leben einen Sinn hat – auch wenn sich nicht das alles tun und kaufen können, was ihnen immer und überall angepriesen wird.

15.07.2018: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Gestern wurden in unserer Pfarrkirche 75 Mädchen und jungen Gefirmt.
Abt Hermann Josef aus Windberg sprach zu jedem die Worte: „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“

Paulus, der Völkerapostel schreibt: „Durch Christus habt ihr das Siegel des Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt!“ (vgl. 1. Lesung)
Ich freue mich darüber, wenn unsere kirchlichen Gebete so von der Heiligen Schrift geprägt sind.

Schwestern und Brüder, uns Glaubenden ist ein Siegel aufgedrückt.

Bio ist so ein Siegel, oder auch fair trade. Für Spendenorganisationen wie MISEREOR gibt es das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Wer solch ein Qualitätssiegel bekommt, kann damit werben!

Unser Siegel ist der Heilige Geist! Wofür dieses Siegel steht,
Welche Qualitäten haben wir? Was zeichnet Christen aus?

Als erstes möchte ich nennen:
Christen sind befreite Menschen, befreit, weil sie von Gott geliebt und angenommen sind, weil ihnen dies niemand wegnehmen kann.

Das ist ein starker Schutz vor Verzweiflung, wenn Krankheit oder Schmerz das Leben schwer machen, wenn man gemobbt wird, wenn einem Unrecht getan wird, wenn man keine menschliche Zuneigung mehr spürt.

Es ist wie ein Ruheplatz am Wasser, wie eine stärkende Brotzeit,
wenn wir zur Ruhe kommen und uns wieder vergewissern durch die Botschaft Jesu: Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes, nichts kann mich ängstigen oder erschrecken. Gottes Liebe genügt.

Diese Befreiung von Angst und Erschrecken, verleiht uns Gelassenheit und Ruhe,  Uns zeichnet aus, dass wir geliebt sind, befreit, und frohen Herzens in dieser Welt leben dürfen. Wir bewundern ihre Schönheit und wissen, dass es unsere Sache ist, Not und Elend in dieser Welt zu verringern.

Ein zweites möchte ich noch nennen, was uns Christen auszeichnet,
was der Heilige Geist in uns bewirkt:

Wir sind Apostel. Auch wenn das Wort Apostel ein wenig in Verruf ge­bracht wird, wenn wir von Gesundheits- und anderen Aposteln sprechen, die einen Teilaspekt des Lebens zu wichtig nehmen.

Wir sind Gesandte, um Gottes Liebe zu verkünden – und das nicht nur lieb und sanft, sondern manchmal auch stark und vielleicht sogar verstörend wie der Prophet Amos
(2. Lesung). Jesus sagt: Treibt die Dämonen aus. Die Apostel heilten viele Kranke.

Schwestern und Brüder, unreine Geister gibt es viele. sie beherrschen viele Menschen und auch wir selbst sind ihre Zielscheibe. Diese unreinen Geister haben Namen: Selbstbezogenheit, Habsucht, Neid, Geiz und Gier, Vergnü­gungssucht; Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, Trägheit und Hartherzigkeit.

Wir sind Gesandte, diese unreinen Geister auszutreiben – indem wir sie entlarven und benennen und ihrer zerstörerischen Kraft die heilende Kraft der Menschenliebe entgegensetzen – auch wenn dies oft als Gutmenschentum verhöhnt wird.

Manchmal spricht der Heilige Geist aus Menschen, die dafür so wenig geeignet erscheinen wie der Tierzüchter und Obstbauer Amos: Doch ihn hat Gott dazu bestimmt, das Unrecht im Nordreich Israel anzuprangern.

Manche trauen es sich zu sagen, dass Menschen allein gelassen in ihrer Not, den Tod im Mittelmeer riskieren, um ihrem Elend zu entkommen.

Zum Glück gibt es Leute, die es sagen, dass der Norden durch rücksichts­lose Ausbeutung der Länder Afrikas und ihrer wertvollen Bodenschätze die Menschen dort in Not und Elend und Krankheit stürzt.

Zum Glück gibt es noch Leute, die sich sagen trauen, dass es verlogen ist, die Geldgier der Schleuser anzuprangern, solange wir Afrika ausbeuten und Munition und Waffen für die Kriege liefern.

Schwestern und Brüder, es ist unsere Sendung als Apostel der Liebe Gottes, diesen Menschen in ihrer Not beizustehen und die Unrechtsstruk­turen zu verändern, durch die diese Not entstanden ist und entsteht.

01.07.2018: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wegen des Festes Johannes des Täufers am vergangenen Sonntag fehlt uns die Vorgeschichte zum heutigen Evangelium: Jesus hatte den Sturm auf dem See gestillt. Die Jünger im Boot fragten sich: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“
Beantwortet wird diese Frage durch die Dämonen: Jesus hatte einen Mann von einer Legion befreit: Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes.

Die Heilungswunder von dem Mädchen und der Langzeitkranken Frau dokumentieren und belegen, was die Dämonen über Jesus gesagt haben:
Er ist der Sohn Gottes – er ist sogar Herr über den Tod.

Ich möchte auf 2 Beobachtungen in diesem Abschnitt von Mk 5 hinweisen, die diese Geschichten für uns bedeutsam werden lassen:

  1. Der Name des Synagogenvorstehers „Jairus“:
    Es ist wieder ein sprechender Name, den man übersetzen kann:
    Gott wird erstrahlen oder Gott wird erwecken. Das sind die beiden Bedeutungen. So sagt der Name des bittenden Vaters bereits, was geschehen wird: Jesus wird das Mädchen erwecken und Gott wird dadurch erstrahlen.
  2. Ein zentrales Wort in beiden Geschichten ist das Wort: glaube:
    Glaube, vertraue, dass Gott hilft, dass Gott rettet, dass Gott das Leben bewahrt.
    Zu der kranken Frau sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen.
    Zu Jairus sagt er: Fürchte dich nicht, glaube nur!

Die beiden Heilungswunder verkünden also die Botschaft:
Gott erstrahlt, er erweckt zum Leben, die an ihn glauben.

Diese Botschaft klingt harmonisch zusammen mit den Sätzen aus dem Buch der Weisheit, die wir in der 1. Lesung gehört haben. Das sind so schöne Sätze, dass ich sie gerne noch einmal zitieren möchte:

Gott hat den Tod nicht gemacht. Zum Dasein hat er alles geschaffen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.

Liebe Schwestern und Brüder, darin liegt die Bedeutung dieser Geschichten für uns:

Gott erweckt zum Leben, darin erstrahlt seine Macht!
Der Glaube an Gott und der Glaube an die Unvergänglichkeit des Menschen gehören untrennbar zusammen.

Doch – das ist mir noch ein wenig zu allgemein.
Ich möchte es konkret anwenden auf die Situation, in der wir leben:

Ist die Kirche, katholisch, evangelisch, orthodox, nicht eine Langzeitpatientin? Wird sie nicht von vielen als hoffnungslos krank abgeschrieben.
Gleichen wir nicht oft dem Töchterchen des Jairus, um das schon die Totenklage gesungen wird?

Man sagt uns voraus, dass der Glaube an Christus und seine Auferstehung und an die Auferstehung der Toten überholt und überflüssig sei?
Jeder Kirchenaustritt hat die Botschaft: „Ich brauche euch nicht!“
„Ihr habt keine Zukunft mehr!“?

Die Krankheitszeichen sind nicht zu übersehen – Mancherorts scheint die Christenheit schon gestorben zu sein ‑  wir alle sehen das!

Doch die Geschichten enden ja damit, dass die Frau geheilt und das Mädchen zum Leben erweckt wird:

Machen wir es wie die Frau, wie Jairus:
Gehen wir zu Jesus, suchen wir seine Nähe, dass wir denken, fühlen, hoffen, glauben wie er, dass seine Kraft zu uns kommt;
dass er uns anspricht und sagt: Mädchen, Kirche, Volk Gottes steh auf.

Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ganz persönlich. Denn wir sollen ja nicht warten, bis jemand anderes zu Jesus geht und ihn bittet.
Jeder von uns selbst kann und darf und muss zu Jesus kommen,
damit Jesus uns aufrichtet;
dass wir wieder Lust haben, die frohe Botschaft zu hören
er stärkt unseren Glauben, dass das Leben von Gott kommt und dazu bestimmt ist, Gottes ewige Güte und Liebe erstrahlen zu lassen.