24.06.2018: Hl. Johannes der Täufer

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wissen sie noch, was der Name Johannes bedeutet? Gott ist gnädig!

Er lässt Gnade vor Recht ergehen.
Er verzeiht, statt zu strafen. Es ist bereit zu vergeben!
Er verschont, statt zu vernichten.
Er teilt seine Wohltaten aus, statt sie für sich zu behalten.

Gott ist ein gnädiger Gott, barmherzig und reich an Güte. (Ps 145) –
so wird Gott in den Psalmen dafür gelobt und gepriesen.

Gottes „gnädig sein“ zeigte sich darin, dass Elisabeth ½ Jahr vor der Geburt Jesu ihn, Johannes den Täufer geboren hat. Das ist übrigens der Grund, warum wir heute, am 24. Juni sein Geburtsfest feiern, am Tag der Sommersonnenwende. Johannes hat einmal gesagt: Ich muss kleiner werden, Jesus muss größer werden.
Von heute an werden die Tage wieder kürzer – dieser natürliche Verlauf ist wie ein Symbol für die Aussage des Johannes.

Gott ist gnädig gewesen zu Elisabeth und Zacharias, dass sie im hohen Alter noch dieses Kind empfangen konnten.

Gott ist gnädig, weil Johannes den Auftrag hatte, das Volk zur Umkehr zu rufen und es auf den Messias vorzubereiten.

Gott ist gnädig, weil er die Botschaft des Johannes auf offene Herzen treffen ließ, so dass viele zu ihm an den Jordan gingen, ihm ihre Sünden bekannten und sich von ihm taufen ließen.

Gott ist gnädig, wenn die Botschaft des Johannes uns heutige trifft und uns bewegt, dass wir in uns gehen, über uns und unser Handeln nachdenken, unsere Selbstsucht und Hartherzigkeit erkennen, um weiter dagegen anzukämpfen.

Gott ist dadurch gnädig, weil die Welt nur dann besser wird, wenn wir – jede Frau und jeder Mann versuchen, bessere Menschen zu werden.

Das, was in der Vergangenheit geschehen ist, was wir getan haben, können wir nicht mehr ändern. Das können wir nur der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen.

Doch das, was wir heute tun und morgen tun werden, das liegt in unserer Hand. Wir sollten immer daran denken, ob es vor Gott gut ist, was wir tun.

Gut und gerecht ist es,

  • wenn die, die viel haben, mit denen teilen, die wenig haben.
  • wenn die, die ihrer Not und ihrem Elend entfliehen, nicht weggeschickt sondern aufgenommen werden.
  • wenn wir andere so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen;
  • wenn wir uns denen zu Nächsten machen, die Hilfe brauchen;
  • wenn wir uns selbst an die Regeln halten, die dem Frieden in der Gesellschaft dienen;
  • wenn wir für die eintreten, die sonst keine Fürsprecher haben:
    die Kinder, die Alten, für die abgelehnt und ausgegrenzt werden.

 

Gott ist gnädig und barmherzig und reich an Güte,
denn er hat uns die Kraft geschenkt, seine Liebe anzunehmen und selbst andere zu lieben, in dem wir uns ihnen zum Nächsten machen.

So sorgt Gott dafür, dass Gerechtigkeit und Recht stark werden,
dass seine Barmherzigkeit und Güte die Menschen erreicht.

 

Wie Johannes dürfen wir sagen:

die Zeit in der wir Hartherzigkeit und Selbstsucht anklagen müssen, und Grausamkeit und Gegeneinander muss kleiner werden,
die Zeit der Zuwendung, der Güte, des Miteinanders muss größer werden.

10.06.2018: 10. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Adam, der Mensch, hörte Gott, er merkte, dass er nackt war, und versteckte sich aus Furcht.
Diese Schilderung ist wunderbar. Man kann es sich richtig schön vorstellen. Ein kleiner Film entsteht sofort im Kopf. Geprägt von den vielen Bildern, die diese Szene darstellen.

Doch leider: Liebe Schwestern und Brüder, Genesis beschreibt keine dramatische Episode des ersten Menschenpaares. Wir begegnen hier einer tiefen Überlegung über die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zum Ursprung des Lebens, den wir Gott nennen.

Die Erfahrung des Menschen mit sich selbst ist zugespitzt in dem Satz:
Der Mensch erkannte, dass er nackt war.

Es geht nicht so sehr um das körperliche nackt sein. Es geht um eine andere Erfahrung: Der Mensch wollte mehr sein, als er war, er wollte wie Gott sein und Gut und Böse erkennen. So ist der Mensch über sich selbst hinaus gewachsen.
In Wirklichkeit entdeckt er aber noch mehr: dass er überaus anfällig ist. Der Mensch erkannte, dass er seinen Ursprung nicht erklären kann.
Er erkannte, wie verletzlich er ist. Der Mensch bekam ein Gespür für seine Vergänglichkeit.

Damit ist das menschliche Wesen beschrieben – sehr bildhaft, sehr mythologisch – aber doch zutreffend:
Der Mensch möchte über sich selbst hinaus und leidet an seiner moralischen Begrenztheit und an seiner Sterblichkeit. So ist es bis heute.

Moral, Ethik und Sterblichkeit stehen in einem engen Zusammenhang.
Gut ist das Leben! Böse ist der Tod! Der Mensch strebt nach dem Leben und flieht den Tod. Und wirklich:
der Mensch gebiert, schützt und hilft dem Leben und
er schadet, gefährdet und zerstört Leben.

Der Mensch ist gut und böse und er weiß es auch. Das macht ihm Angst. Denn er möchte nur gut sein und gar nicht böse. Das ist ein grundlegender Antrieb des Menschen: Du sollst gut sein und nicht böse.

So ist der Mensch herausgefallen aus dem Paradies der Selbstverständlich­keit. So fiel der Mensch heraus aus der Seligkeit des Nicht Wissens. So verlor er seine Unschuld. Er kann sein Leben nicht einfach so nehmen, wie es ist. Das ist der Preis des Menschseins.

Doch die Überlegungen von Genesis sind noch nicht am Ziel:
Da ist noch die Rede von den Nachkommen: Die Menschen werden für das Leben kämpfen. Sie werden den Tod bekämpfen. Die Menschen werden darum ringen, gut zu sein und nicht böse.

Dieser Kampf prägt die Menschheitsgeschichte bis auf den heutigen Tag und es wird so bleiben, solange es Menschen gibt.

Für uns Christen bedeutet aber Jesus und sein Leben eine Zäsur in dieser langen Geschichte:
Jesus hat in seiner Person dem Bösen keinem Raum gelassen.
Er hat den Menschen das Leben gerettet. Er hat sie geheilt und mit sich versöhnt. Die gesagt haben: es hat keinen Sinn, gegen das Böse zu kämpfen, die bösen Geister hat er ausgetrieben.

Jesus hat den Kampf gegen das Böse gewonnen. Er hat es besiegt, indem er immer das Gute getan hat. Er ließ sich nicht täuschen von denen, die sagen: der Zweck heiligt die Mittel.
Er wusste, dass Gutes nur bewirkt, wer Gutes tut. Denn:

Der Krieg bringt keinen Frieden.
Gewalt gebiert kein Leben.
Lüge bringt keine Gerechtigkeit.
Feindschaft führt nicht zur Versöhnung.

Wer den Frieden will, muss auf Angriff verzichten.
Wer das Leben will, darf keine Gewalt anwenden.
Wer Gerechtigkeit will, kann nicht auf Lügen bauen.
Wer Versöhnung will, hört auf, den anderen als Feind zu sehen.

Jesus legt es in unsere Hand, ob wir zu seiner Familie gehören:
Wer den Willen seines Vaters tut, der ist ihm Bruder und Schwester und Mutter. Der Ursprung des Lebens, unser Vater, will, dass wir für das Leben eintreten und dabei auf die Kraft des Guten vertrauen. So wie Jesus unser Bruder.

03.06.2018: 9. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Am Sabbat darf man keine Ähren abreißen;
am Sabbat darf man keine Kranken heilen;
am Sabbat darf man nicht arbeiten. 6 Tage in der Woche darf und soll der Mensch jegliche Arbeit verrichten – aber am Sabbat soll niemand arbeiten: alle sollen ausruhen dürfen.

Das ist ein Heiliges Gebot Gottes. Das Gebot der Sabbatruhe zu achten, bedeutet sich zu Jahwe bekennen. Darin steckt die ganze Achtung vor Gott.

Hat Jesus seine Ähren pflückenden Jünger zu recht in Schutz genommen?
Hat er zu Recht die Hand des Menschen geheilt?
Durfte er das? Oder leugnet er damit Gottes Gebot?

Jesus rechtfertigt und erklärt sein Verhalten:

Niemand muss am Sabbat hungern, während er am reifen Korn vorbeigeht!
Es kann nicht Gottes Wille sein, dass man einen Menschen seinem Unheil überlässt, weil Sabbat ist.
Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.

Mir ist klar, dass man diese Erklärung auch über Gebühr strapazieren kann. Jedes Gebot, jede Regel des Zusammenlebens, kann man so außer Kraft setzen.

Aber: Jesus, der es nicht unterließ, am Sabbat in die Synagoge zu gehen, hat sein Handeln so begründet.

Der oberste Maßstab ist nicht der Wortlaut eines Gesetzes und einer Regel, sondern das Wohl des Menschen, dem diese Regel dient.

Die Regel selbst wird nicht in Frage gestellt: Sie dient dem Wohl des Menschen. Das bestreitet Jesus nicht:

Jeder Mensch soll sich ausruhen dürfen am Sabbat, am siebten Tag der Woche. Sogar die Tiere.

Deshalb setzt sich die Kirche zusammen mit den Gewerkschaften dafür ein, dass der Sonntag als Ruhetag erhalten bleibt:

Die Verkaufsgeschäfte sollen am Sonntag geschlossen bleiben.
Auch die Fabriken sollen still stehen, damit die Mitarbeiter einen Tag der Ruhe haben. Ebenso die Betriebsstätten aller Berufe –

Außer denen, die für das Funktionieren der Gesellschaft, für das Wohl der Menschen unerlässlich sind:

Doch auch in Krankenhäusern und Verkehrsbetrieben sollen am Sonntag so wenig Menschen wie möglich Dienst tun müssen.

Schwestern und Brüder,
ich möchte uns Mut machen, für die Sonntagsruhe einzutreten;
ich möchte dafür werben, am Herrentag, wie er in anderen Sprachen heißt, der gemeinsamen Danksagung, der Eucharistie einen festen Platz zu geben;

Doch immer in der Haltung Jesu – egal um welche Regel es geht:

Regeln sind für den Menschen da, damit es im gut geht,
damit er im Gleichgewicht bleibt,
damit er frei bleibt und unabhängig.

Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat und jede Regel,
wenn dadurch verhindert wird, Anderen Gutes zu tun.

31.05.2018: Fronleichnam

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Liebe Schwestern und Brüder,
Mose hatte vom Herrn die Gebote erhalten, den Bundesvertrag Gottes mit dem Volk Israel. Wenn das Volk bereit ist, diese Gebote zuhalten, dann will er der Gott dieses Volkes sein: will es schützen und leiten, ihm Freiheit gewähren und Land geben und es wachsen lassen.

Das sind ganz einfache, grundlegende Bedürfnisse einer Gemeinschaft, um die es dabei geht.

Archaisch und für uns nicht mehr nachvollziehbar ist der Blutritus, mit dem dieser Bund besiegelt wird. Aber immerhin sprechen wir ja über eine Zeit, weit mehr als 1000 Jahre vor Christi Geburt.

Entscheidend ist der Bund zwischen Gott und diesem Volk. Ich werde euch Gott sein und ihr sollt mein Volk sein, mein besonderes Eigentum, ein priesterliches Volk: Israel soll also die Gunst Gottes für die Menschen anderen Völkern vermitteln und zugänglich machen. Es darf Gottes Werkzeug sein, um immer mehr Volker in diesen Bund aufzunehmen.

Danach setzt das Volk Gottes seinen Weg durch die Wüste, diese lange Prozession heim in das gelobte Land fort.

Schwestern und Brüder, wir – die Getauften aller Konfessionen – sind das neue Volk Gottes. Gott hat durch Jesus einen neuen Bund mit uns geschlossen: den Bund des ewigen Lebens, an dem Gott uns Anteil gibt.
Dafür und damit wir an diesen Bund glauben können, hat Jesus sein Blut vergossen. Doch eines ist klar:
In diesem neuen Bund gibt es keine Blutopfer mehr – darf es keine Blutopfermehr geben. Das Zeichen des neuen Bundes ist es, das Brot miteinander zu brechen: So wie Jesus es getan hat.

Wir sind durch den Glauben Teil dieses Bundes und besiegeln ihn immer neu, wenn wir das Brot brechen. Auch wir sind unterwegs – wie das Volk Israel: doch das gelobte Land, auf das wir zugehen ist nicht ein bestimmter Ort auf diesem Erdball: Gott selbst ist das Ziel unseres Weges: Wir werden ihn schauen, wie er ist.

Unser Leben ist und bleibt ein Pilgerweg, bis wir das Ziel erreicht haben: sowohl für jeden einzelnen als auch für das Volk Gottes insgesamt.

Auf diesem Pilgerweg gibt es Etappen, in denen wir sicher vorangehen, freudig und hoffnungsvoll. Es gibt Zeiten, in denen wir den Menschen, die uns begegnen Gutes tun und Liebe schenken und den Frieden bringen, der in uns ist.

Es gibt – leider ‑ auch Etappen, in denen wir uns mühsam dahinschleppen, in denen wir kaum noch glauben, dass es der richtige Weg ist, es gibt Zeiten, in denen wir den Menschen nicht im Frieden begegnen, sondern in Misstrauen, Angst und vielleicht sogar Feindseligkeit.

Doch immer ist er bei uns und bleibt bei uns und verlässt uns nicht.
Seine Botschaft hat immer die Kraft, uns wieder aufzurichten, unsere Hoffnung zu beleben und die Freude in uns zu wecken.

Das Zeichen dafür ist – das Brot, das wir miteinander brechen, um uns immer wieder neu mit Jesus Christus und miteinander zu verbinden und den Bund zu bestärken.

Dafür ist die Prozession heute eine Symbolhandlung: Mit dem Zeichen des neuen Bundes, mit dem Zeichen der Gegenwart Jesu, ziehen wir durch die Straßen, da wir die Botschaft des Lebens, der Versöhnung und des Friedens den Menschen verkünden und sie einladen, sich unserem Pilgerweg anzuschließen.

27.05.2018: Dreifaltigkeitssonntag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir alle wurden getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. So beginnen wir unsere Gottesdienste und Gebete.
Wenn am Kircheneingang Weihwasser nehmen erinnern wir uns an unsere Taufe auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Die Rede vom Vater im Himmel, von Jesus seinem Sohn und vom Heiligen Geist ist tief im biblischen Denken verankert. Jesus spricht von seinem himmlischen Vater- Bei der Taufe wird als Sohn Gottes vorgestellt. Er verheißt bei seiner Rückkehr zum Vater den Heiligen Geist, die Kraft aus der Höhe, der den Jüngern eingibt, was sie sagen sollen.

Bald begannen die Christen ihren Glauben zu meditieren, zu betrachten und über ihn nachzudenken. Bald versuchten die von Christus Begeisterten diese Gotteserfahrung zu erklären. Das Wort „proposon“ oder Person erschien ihnen dafür geeignet. Es bezeichnet die Maske, die sich Theaterspieler vor das Gesicht hielten, wenn sie eine bestimmte Rolle einnahmen.

Prosopon, Person, bedeutet Maske, die Rolle, die jemand einnimmt und in der er sich zeigt.

Gott zeigt sich uns in drei Weisen, in drei Personen: er ist unser Ursprung, er ist unser Bruder, er ist der Geist in uns.

Am leichtesten können sich die Menschen Gott als Urheber der Schöpfung, des Universums vorstellen.

Schwerer fällt es zu glauben, dass Gott uns in unserem Bruder, in unserer Schwester, im Mitmenschen begegnet und zeigt:
manchmal sagen wir zwar: „Dich schickt der Himmel“, wenn jemand gerade zur rechten Zeit kommt.
von manchem Mitmenschen sagen wir: sie ist wirklich ein guter Mensch.

Aber wir haben auch andere Erfahrungen: wir erleben gemeines, rüpelhaftes, rücksichtloses Verhalten:
in Menschen, die sich so verhalten, soll Gott sich zeigen?

Genauso schwer fällt es uns zu glauben, dass Gottes Geist und Kraft in uns ist? Ja manchmal, bin ich zufrieden und denke mir: das habe ich gut gemacht. Wir spüren unsere Kraft, wir zeigen Nachsicht und Geduld, versuchen Nächstenliebe zu üben.

Doch wie oft spüren wir die Grenzen unserer Kraft, fühlen uns müde, ver­lieren die Geduld, geraten in Zorn, ziehen uns zurück, wehren uns, ver­schließen uns dem anderen gegenüber, sind ratlos, fühlen uns schwach.

Wo sind Gottes Kraft und Gottes Geist in mir?

Diese schlechten Erfahrungen mit der Welt, mit den anderen, mit uns selbst nähren den Zweifel an Gott, den Zweifel an unserer Erfahrung von Gott, der unser Vater ist, der uns im Mitmenschen begegnet und dem Heiligen Geist, der in uns wirkt.

Diese Erfahrung Gottes haben wir auch nicht aus uns selbst. Sie wurde uns geschenkt und ermöglicht durch Jesus von Nazaret:
Er war Mensch wie wir. Er hat die Widerwärtigkeit der Welt und der Mitmenschen erfahren – wie wir.

Aber er hat so gelebt und gehandelt und gesprochen, dass wir bis heute sagen können: Dich hat der Himmel zu uns geschickt.

Er hat immer Gottes Geist und Gottes Kraft in sich gespürt und aus dieser Kraft gehandelt. Er hat nie die Orientierung verloren, sondern folgte der Stimme der Liebe. Er wusste, dass er das richtige tut. – Selbst im Moment seines Sterbens – als er sich der menschlichen Gebrechlich­keit überlassen musste und keine Kraft mehr hatte, konnte er sagen: Es ist vollbracht. Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Da wir in ihm den Vater erkannt haben, da wir Gottes Geist in seinen Werken erkannt haben, da wir an ihn als Sohn Gottes glauben, haben wir seinen Geist empfangen. Inmitten der Verletzlichkeit des Lebens und der Unvollkommenheit der Menschen haben wir durch Jesus Christus die Einsicht gewonnen: Gott ist unser Vater, er ist unser Bruder, er ist in uns.
Sein Wesen ist immer das Gleiche: Er ist die Liebe. Und wo die Liebe ist, da ist Gott.

20.05.2018 Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder,
„Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?“
wunderten sich die Menschen in Jerusalem damals, Menschen, die aus verschiedensten Ländern zum jüdischen Wochenfest gekommen waren.

Dieses Fest – 50 Tage nach dem Pessach Fest erinnert daran, wie Moses auf dem Berg Sinai die 10 Gebote erhalten hat, das Freiheitsmanifest der Israeliten.

Diese Sprache, die Sprache des Heiligen Geistes, verstehen alle Menschen, unabhängig von ihrer Landessprache und ihrer Herkunft – warum?

Weil der Geist Gottes in jedem Geschöpf in diesem Universum wirksam ist. Es ist nichts in diesem Universum, in dem nicht Gottes Geist wäre.

Jeder Mensch hat daher in sich die Sehnsucht nach Leben, nach Gemeinschaft, nach Frieden, nach Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Geborgenheit.
Deshalb versteht jeder Mensch die Botschaft, die ihm den Weg dahin zeigt: zu einem Leben, das sich jeder Mensch im Innersten wünscht.

Deshalb verstehen Menschen aus allen Völkern dieser Erde das Evangelium.

Dabei dürfen wir ruhig zugeben, dass viele Menschen schon nach diesem Leben in Fülle streben und auf dem Weg dorthin nicht nur durch das Evangelium vorankommen können.

Für viele Menschen aber ist das Evangelium die Botschaft, nach der sie ohne es zu wissen, schon immer gesucht haben: Dass das Leben Gottes Gabe ist und die wichtigste Aufgabe des Menschen ist es, diese Gabe anzunehmen und ‑  verbunden mit allen lebendigen Wesen ‑
für das Leben zu sorgen und es zu fördern und weiterzugeben.

Die Botschaft der Liebe Gottes zu jedem Menschen, die mächtiger ist als der Tod;
die Botschaft Jesu dürfen wir deshalb nicht für uns behalten,
sondern wir müssen sie verbreiten und für sie werben
und die Menschen einladen mit uns zu glauben.

 

 

Leider, liebe Schwestern und Brüder, erfahren wir täglich, dass dieser Geist Gottes, diese Freundschaft und Liebe zum Leben nicht die einzige Kraft ist, die in uns und in unseren Mitmenschen wirkt.

Da gibt es die andere Kraft, die Paulus „Begehren des Fleisches“ nennt:
Es steht dem „Begehren des Geistes“ entgegen.
Das Wort Begehren ist heute nicht gut geeignet. Leider wurde es in der kirchlichen Predigt viel zu sehr auf das sexuelle Begehren eingegrenzt.

Paulus meint die Selbstsucht, die in jedem von uns steckt. Wenn wir selbstsüchtig handeln, stellen wir uns über andere. Unsere Wünsche, unsere Ziele halten wir für wichtiger als die der anderen. So kommt es zu Streit und Eifersucht und Feindschaft.
So kommt es zum Missbrauch der Sexualität, um damit die eigene Macht zu erleben. So kommt es dazu, dass Essen und Trinken zum Selbstzweck werden, sogar zur Sucht, statt Kraft zu spenden.

Die Selbstsucht ist nicht das Gleiche wie der Selbsterhaltungstrieb, der uns hilft, Gefahren abzuwehren und Hunger und Durst zu stillen.

Vielmehr vergisst oder verneint der Selbstsüchtige,
dass er ein Teil der Lebensgemeinschaft aller Geschöpfe ist
und dass die Güter der Erde allen gehören.

Er lebt nicht aus dem Glauben an Gottes Liebe, die stärker ist als der Tod, sondern versucht in der kurzen Lebenszeit auf der Erde möglichst viel für sich zu gewinnen.

Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute dass wir den Geist Gottes empfangen haben, den Geist der uns zu Kindern Gottes macht.

Der Geist Gottes bewirkt in uns, dass wir Gottes Werke tun:
Unwissende lehren, Verfolgten Schutz gewähren, mit Hungernden und Dürstenden teilen, denen, die uns Böses tun vergeben, unsere Toten begraben, und an der Seite der traurigen Menschen ausharren.

Danken wir Gott für die Gabe des Heiligen Geistes. Denn durch ihn wohnt er selbst in uns, der Freund des Lebens.

10.05.2018: Christi Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder,
Die Jünger zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.

Gott stehe mir bei! – ein Stoßgebet in schwierigen Situationen.

Wenn ich etwas erklären muss, wenn ich weiß, dass mir jetzt unangenehme Fragen gestellt werden, wenn ich etwas tun muss und möchte – und nicht weiß, ob es gelingen kann.

Gott stehe mir bei!
Was fällt ihnen dazu ein? Wann haben sie den Beistand Gottes wahrgenommen?

Ich hoffe, dass jede und jeder solche Erfahrungen gemacht hat oder auch insgesamt, auf sein Leben zurückblickend, sagen kann: Dank Gottes Beistand ist es so gewesen und geworden.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn Gott uns beisteht, dann erfahren wir, dass Christus durch seine Himmelfahrt uns nicht ferner geworden ist, sondern ganz im Gegenteil:

Christi Himmelfahrt bedeutet: Jesus und alles, was er vorgelebt hat: seine Botschaft, sein Umgang mit Menschen am Rand der Gesellschaft sind himmlisch, göttlich – und deshalb auch heute für uns bedeutend.

Sein Auftrag „Ihr werdet meine Zeugen sein – bis an die Grenzen der Erde!“ gilt uns heutigen nicht weniger als Thomas, Bartholomäus, Johannes, Jakobus und Petrus vor 2000 Jahren.

Es ist absolut sinnvoll, sein Zeuge zu sein, weil seine Botschaft gültig ist und Leben bringt.

Seine Botschaft befreit uns von den Herren dieser Welt, die andere für ihre Zwecke ausnützen und ausbeuten.
Seine Botschaft befreit und von der Angst, wir könnten nicht gut genug sein.
Seine Botschaft befreit uns von Zwängen, die uns von uns selbst und von anderen entfremden.

Und deshalb muss es uns ein Bedürfnis sein, für ihn Zeugnis anzulegen.

Wie? Mit welchen Worten?

Indem sie das von ihm sagen, was ihnen an Jesus wichtig ist.

Das, Schwestern und Brüder, müssen wir tun, dazu hat er uns beauftragt. Wir können doch nicht schweigen über unsere größte Hoffnung, über das, was uns aufrichtet, was uns Kraft gibt und Sinn.

Natürlich gehört dazu Mut.
Natürlich ernten wir dafür nicht nur Beifall.
Natürlich werden wir angefragt, wie wir unseren Glauben wirklich leben.
Wie wir handeln, ob unser Leben dem entspricht, was Jesus gelebt hat.
Natürlich wird man auf unsere Früchte schauen.

Uns wurde eingeredet und wir reden uns ein, dass wir als Christen mehr versagen, als in Jesu Geist zu handeln. Uns wurde und wird gelehrt, dass wir ständig umkehren müssen von unseren Sünden.

So richtig und notwendig das ist, aber jeder kann die Wirkungen sehen:

Christen engagieren sich für Menschen in ihren Nöten.
Christen helfen ihren Nachbarn.
Christen nehmen Rücksicht auf andere.
Christen treten für Gerechtigkeit ein.
Christen stehen einander bei und bestärken sich.
Christen haben auch die Demut, zu ihren Fehlern zu stehen.

Nicht nur Mutter Theresa, jede und jeder unter uns, handelt so gut er kann als Christ – auch wenn es immer noch besser ginge.

Schwestern und Brüder,
Christi Himmelfahrt ist ein besonders wichtiger Schritt in der Heilsgeschichte. Denn, dass Christus im Himmel ist, an der Seite seines himmlischen Vaters, ermächtigt uns, seine Zeugen zu sein.
Wir bezeugen nicht einen utopischen Weltverbesserer,
sondern wir bezeugen den, der uns befreit,
der uns rettet aus der Verlorenheit an die Mächte dieser Welt,
der uns zeigt, was für den Himmel bleibt: Die Liebe zum Leben, weil es göttlich ist.

29.04.2018: 5. Sonntag der Osterzeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Leute mit ausgezeichneten Geschmacksnerven und großer Erfahrung: Wenn sie einen Wein kosten, schmecken sie, aus welcher Traubensorte er gekeltert wurde: Spätburgunder oder Merlot oder Dornfelder.

Jesus macht einen Vergleich: Wir sind die Reben, die – verbunden mit Christus, dem Weinstock – Früchte bringen.
Woran erkennen Menschenkenner, dass wir Christen sind?
Welche Früchte bringen wir, mit welchem Geschmack?

Viele Antworten sind darauf möglich: unsere Kirchenfenster zeigen die Werke der Barmherzigkeit. Der 1 Joh spricht von der Liebe der Jünger zueinander. Johannes XXIII spricht von Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Barmherzigkeit. Das sind die christlichen Grundwerte.

Ich möchte den Frieden als eine Frucht des christlichen Handelns heute besonders herausstellen. Der Friede ist uns aufgegeben und geschenkt.

Sehr schwierig ist es, wenn eine Seite keinen Frieden will, sondern die andere Seite bedroht, herabwürdigt, beschuldigt, angreift und demütigt.

In vielen Ländern werden Christen als Minderheit so behandelt – so wie es unseren Glaubensmüttern und –vätern von Anfang an geschah. Was war die Antwort der Christen der ersten Jahrhunderte? Sie lebten ihren Glauben oft im Geheimen, um nicht entdeckt zu werden – und notfalls wählten sie das Martyrium. Manche schworen auch dem Glauben an Christus wieder ab – um ihr Leben zu retten.

In unserem Heimatland sind diese Zeiten längst vergangen. Wir sprechen von den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft und Kultur. Das soll nun wieder demonstriert werden durch das Anbringen von Kreuzen in den Behörden des Freistaats Bayern – laut Verordnung durch das bayerische Kabinett.

Ist das Kreuz das Symbol der kulturellen Identität Bayerns? wie es in dem Beschluss heißt?
Auch die Lederhose ist ein Symbol der bayerischen Identität – ebenso wie die Schützenvereine und die Böllerschüsse.

Das Kreuz ist Symbol unseres Glaubens an Christus, der auferstanden ist für Menschen aus allen Nationen und Völkern. – Das Kreuz behält seine Bedeutung für uns Christen – auch wenn eine Regierung befehlen würde, die Kreuze zu entfernen.

Das Kreuz ist Symbol für Jesus von Nazareth, der der gekommen ist, um die ganze Menschheit mit Gott zu versöhnen.

Die Bedeutung des Kreuzes darf nicht vermindert werden als Symbol der bayerischen Identität. Der bayerische Staat hat sein Wappen als Zeichen seiner Identität und seine Verfassung.

Hat Bayern eine christliche Identität? Ich sehe, dass sich eine große Zahl der Menschen in Bayern und in Deutschland von den christlichen Wurzeln getrennt hat. Viele haben die Verbindung mit dem Weinstock, mit Christus, gekappt oder vernachlässigen sie. (Gebet, Gottesdienst, HL. Schrift) Viele stammen aus den östlichen Bundesländern und waren noch niemals Christen und wollen es nicht sein.

Bringt unser Staat die Früchte, die Christen bringen sollen? Besonders, wenn wir an die Menschen denken, die sich zu uns geflüchtet haben?

Man will sie möglichst schnell wieder aus unserem Land schaffen – zurück nach Bulgarien und Italien und Griechenland, nach Afghanistan und in den Irak und bald auch wieder nach Syrien.
Nicht selten müssen sie dort ihren baldigen gewaltsamen Tod befürchten.

Man fasst sie in Lagern zusammen. Man gibt ihnen kein Geld. Man bietet ihnen keinen Sprachkurs an. Man verbietet ihnen zu arbeiten.
Die Menschen werden tagtäglich bei Nacht und Nebel aus den Betten geholt. Jungen Menschen wird ihr Ausbildungsplatz genommen.
Für Kinder ist der Kontakt zu deutschen Kindern fast unmöglich geworden.
Das Leben wird den Geflüchteten so schwer wie möglich gemacht.

So wenig wie möglich sollen zu uns kommen – gleich, aus welcher Not sie entfliehen und wie sehr sie in Bedrängnis waren.

Dienen wir so dem Frieden? Sind das die Früchte, die der von uns erwartet, dessen Zeichen das Kreuz ist. Seine Arme sind ausgebreitet, um die Menschen zu umfangen – nicht verschränkt, um sie sich fern zu halten.

22.04.2018: 4. Sonntag der Osterzeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wer sind die anderen Schafe, die Jesus auch führen muss, die Schafe aus einem anderen Stall?

Diese Frage enthält bereits eine Feststellung:
Jesus ist der einzige gute Hirte!
Die Schafe, für die er sein Leben hingibt, sind die Apostel, denen er die Füße gewaschen hat und von denen er sich in dieser Rede verabschiedet.

Wer sind aber dann die anderen Schafe?
In der Sicht des Evangeliums sind es die Heiden – also die Menschen, die nicht an Jahwe glauben, dein einen und einzigen Gott, sondern an andere Götter. Doch diese Götter gibt es nicht. Sie sind Nichtse.

Das Evangelium hat eine sehr weite Perspektive:
Alle Menschen – egal, was sie glauben und denken und wie sie leben und wo sie zuhause sind und herkommen: Jesus sieht sich als der Hirt aller Menschen.

Das Johannesevangelium sagt: Sie werden auf Jesus hören.
Dann wird es nur noch eine Herde geben und einen Hirten.

Menschen aus allen Völkern hören auf Jesus! – Das ist wahr geworden.
Aber nicht alle Menschen hören auf Jesus.

Die eine Herde hat sich aufgeteilt. Die einen folgen der lila Fahne, die anderen der gelb weißen, die anderen folgen dem Duft des Weihrauchs. Und es gibt unzählige kleine Teilherden, mit ganz verschiedenen Gewohnheiten und Sitten.

Doch in dem Bild Jesu gesprochen:
Sie alle erkennen Jesus als ihren einzigen und wahren guten Hirten an.
Sie sind die eine Herde, in der Nachfolge der Apostel.

Und es gibt noch Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens, mit anderen Sitten.
Ist es nicht vermessen, dass Jesus auch ihr Hirte sein will?

Jesus will sie niemandem wegnehmen. Er ist kein Dieb und kein Räuber. Er hat keine Armee. Kein Militär.
Jesus hat nie jemand zu etwas gezwungen.
Jesus zwingt niemandem, sein Jünger zu werden.

Aber Jesus will, dass Menschen aller Herkunft den Weg zu Gott finden. Den Weg zu Versöhnung und Frieden und Gemeinschaft.

Sein Leben lebt er für alle, nicht nur für die, die er schon gewonnen hat.
Seinen Tod stirbt er für alle, nicht nur für die, die ihm gefolgt sind.
Seine Auferstehung öffnet die Tür für alle, die hindurchgehen wollen.

Deshalb ist es uns aufgetragen, dass wir Jesu Hirtenruf zu Gehör bringen:
dass wir locken, dass wir ihn bekannt machen und das wunderbare seiner Botschaft:
Das erste und wichtigste ist die Liebe.

In unseren Tagen ist das eine fast vermessen anmutende Perspektive.

Doch: Jesus möchte tatsächlich, dass nicht nur wir, sondern alle Schafe auf seine Stimme hören und ihm folgen.
Er möchte alle führen, damit es nur noch eine Herde gibt und einen Hirten.
Dieser eine Hirte, der alle, die auf ihn hören zum Leben führt.

08.04.2018: 2. Ostersonntag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wenn mir jemand sagt: da blühen die Tulpen. – Dann schaue ich selbst hin: Denn diese Naturschönheit möchte ich selbst sehen. Warum?
Weil das, was wir selbst sehen uns mehr überzeugt, als das, was wir erzählt bekommen. Was wir selbst sehen und erleben, hat eine ganz andere Qualität:

Erst recht bei unwahrscheinlichen Ereignissen: Das kann ich nicht glauben, das muss ich selber sehen. Und manchmal, auch das kommt vor, trauen wir unseren eigenen Augen nicht.

Es ist schon viel verlangt, wenn Thomas erzählt wird: „Wir haben den Herrn gesehen.“ Das kann nicht sein. Das gibt es nicht. Das will ich selber sehen. Thomas stellt noch eine eigene Bedingung: Ich will die Wundmale an den Händen und an der Seite berühren.
Nicht nur sehen – berühren. Manche Frauen würden nun sagen: „Typisch Mann!“ Wahr ist aber, was wir anfassen und berühren, erkennen wir anders, als das was wir bloß sehen. Unsere Augenkann man leicht täuschen. Aber wenn ich mit etwas in Berührung komme, kann ich mich fast nichtmehr täuschen.

Thomas kommt mit den Wunden Jesu in Berührung. Und dadurch bekommen sie eine ganz neue Bedeutung für ihn.
Am Karfreitag besiegelten sie und bewiesen sie die Niederlage und den Tod seines Meisters.
Jetzt aber sind es Wunden, durch die Thomas Jesus wiedererkennt und zwar als Lebenden.

Der Weg Jesu führte durch den Tod zur Auferstehung.
Diese Erfahrung berührt Thomas – stellvertretend für uns alle.
Thomas erinnert sich vielleicht an sein Gespräch mit Jesus:
Beim Mahl, nachdem Jesus den Seinen die Füße gewaschen hatte, sprach Jesus von den Wohnungen, die er beim Vater vorbereiten wird. „Den Weg dorthin kennt ihr!“ hatte er gesagt.

Thomas hatte nicht verstanden, dass Jesus von den Wohnungen im beim himmlischen Vater sprach. Deshalb widersprach er Jesus: „Wir kennen nicht einmal das Ziel. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“

Jesus hatte geantwortet: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Ziel. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch den Vater erkennen.“

Jetzt ist es an der Zeit. Jetzt endlich erkennen es die Jünger, wer Jesus wirklich ist und um was es ihm wirklich ging.
Jesus ist nicht einfach ein Heiler, ein Wundertäter, ein Sozialrevolutionär.
Wer Jesus sieht, sieht den Vater.
Jesus heilt nicht nur. Er ist das Heil.
Jesus überwindet nicht nur den Hunger. Er ist das Brot.

Jetzt endlich ist es Zeit, dass Thomas und die Jünger begreifen: Mein Herr und mein Gott.

Schwestern und Brüder, immer noch sind wir versucht, wie Thomas zu denken. Die unzähligen Schicksalsschläge, die Gewalttaten, die Naturkatastrophen und Unglücksfälle wecken in uns Zweifel.
„Was ist mit der Erlösung?“

Damit erliegen wir dem gleichen Missverständnis wie Thomas im Abendmahlssaal. Doch jetzt leuchtet uns eine Einsicht auf:

Das Leid, der Tod, geht auch nicht an uns vorüber – so wenig wie an Jesus, unserem Herrn. Es kann sogar sein, dass uns der Weg Jesu in Bedrängnis bringt. Vielen hat er schon den Tod gebracht. Viele haben schon ihr Leben geopfert, um andere zu retten.

Doch es ist wie bei Jesus: Der Tod bleibt uns nicht erspart. Aber wir gehen durch den Tod ins Leben, in die ewigen Wohnungen beim Vater.

Solange wir aber auf dieser Erde leben, haben wir von Jesus einen Auftrag:
Heilt Kranke, weckt Tote auf, vergebt die Sünden, befreit die Armen und verherrlicht so den Namen Gottes, damit immer mehr glauben.

Das ist der Weg, der uns dahin führt, wo Jesus schon ist.