31.03.2018: Auferstehungsfeier

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Heurige Auswahl der Lesungen: Genesis (Kurzfassung) – Rettung am Schilfmeer – Jes 55 – Röm – Mk

Als der junge Mann im Grab den Frauen auftrug, sie sollen es den Jüngern sagen, „verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“

Das ist der Schluss des Markusevangeliums: „Sie fürchteten sich.“

Wer würde sich da nicht fürchten! Wenn Gottes Wirken, wenn Gottes Lebensmacht so offenbar wird. Schrecken, Entsetzen, Furcht. Das verstehe ich. Die Frauen erleben konkret, was in der Gottesrede des Jesaja gesagt wird:

„So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“

Offenbar haben die Frauen ihren Auftrag doch noch erfüllt, sonst gäbe es das Evangelium nicht.  – Der ursprüngliche Schluss des Markusevangeli­ums erzählt das aber nicht mehr. Es hat ein offener Schluss.

Dadurch können wir als Hörer und Leser des Evangeliums unseren Platz in der Geschichte suchen. Wir können die Geschichte des Evangeliums selber weiterschreieben. Wir können zum Beispiel die Stelle der Frauen einnehmen und zu Boten werden, die verkünden. „Jesus ist auferstan­den.“ Dann erfüllen wir den Auftrag heute, denn diese frohe Botschaft muss zu allen Zeiten verkündet werden.

Wir können uns auch vorstellen, mit den Jüngern nach Galiläa zu gehen – dort werden wir ihn sehen. Galiläa – dort hat Jesus seinen Weg begonnen:
Dort hat er die ersten Kranken geheilt. Da war der Andrang der Menschen groß und alle wollten ihn hören.

Von dort ging er nach Jerusalem – wo er seinen Weg vollendete.

Nach Galiläa gehen, das heißt: Jesu Wer weiterführen: Das Reich Gottes verkünden in Wort und Tat: Deutlich machen, dass Gott an der Seite der Kranken und Elenden ist, dass er auch die Sünder ruft und ihnen vergibt.
Nach Galiläa gehen heißt: Bereit sein, den Weg Jesu zu gehen – auch den Weg nach Jerusalem, den Weg ans Kreuz.

So oder so: Wir sind zugleich Empfänger der frohen Botschaft und wir sind ausgesandt, die Auferstehung Jesu zu verkünden, die Botschaft von der Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, der seinen Sohn auferweckt.

Die Auferstehung Jesu vom Tod – dieser Glaube ist das Umwerfendste, was die Welt je gehört hat.

Für alle, die Jesus geliebt haben und lieben, ist es die größte Freude, die Erlösung: er lebt. Er ist da. Er ist wirklich von Gott gekommen. In ihm hat Gott zu uns gesprochen. Was für ein Glück, dass er lebt.

Alle, die glauben, sehen das Leben und die ganze Welt im Licht der Auferstehung: die von Krankheit gequälten; die, denen es nicht gegeben ist, Gottes Gebote zu halten; die Gefolterten und Gemarterten,
sie alle werden gerechtfertigt werden. Es wird sich zeigen, dass nicht Gott ihnen das Leben verstellt, sondern er wird ihnen Recht verschaffen vor allen anderen – gerade vor denen, die auf der Sonnenseite des Lebens standen.

An Ostern glauben, das heißt, eine neue Welt sehen und daran glauben, dass sie kommen wird und dafür leben, dass sie kommen kann:
eine Welt, deren Werte aus dem Osterglauben kommen:

Diese Werte sind zuallererst die Liebe: die Liebe Gottes, die bekannt werden muss.
Liebe die mehr ist, als ein bisschen Freundlichkeit und Harmonie;
Liebe, die zuvorderst den Armen gilt.
Liebe, die keinen ausgrenzt von den Gütern des Lebens, vom Leben selbst,
weil auch Gott keinen ausgrenzt, den er ins Leben rief.

Und die Kirche – also wir – Schwestern und Brüder – wir sind die Propheten, die Boten, die Vorreiter dieser neuen Welt.

In einem Musikspiel von Peter Jansens singt die Hauptperson – Elisabeth von Thüringen von dieser Kirche und von dieser neuen österlichen Welt:

Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh die Gemeinde, die mit den Armen lebt, einen Priester, der den Hungrigen zu essen gibt.

Ich seh die Gesellschaft, die alle Güter teilt, einen Menschen, der die Wunden der Kranken heilt. Ich seh‘ einen Staatsmann, der endlich Frieden wagt, einen Fürsten, der die Waffen zum Teufel jagt.

Ich seh eine Kirche, die uns zur Armut mahnt, einen Bischof, der die Satten vor Habgier warnt. Ich seh neue Dörfer, die keine Gräben zieh’n, neue Menschen, die den Nachbarn entgegengeh’n.

Wir Christen sind Propheten einer neuen Welt, die kommen wird: Eine Welt, von der wir nicht nur träumen, sondern für die wir uns anstrengen.

 

29.03.2018: Gründonnerstag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wir warten, dass extreme Hitze, Kälte, Trockenheit, Niederschläge bald vorüber gehen.
Ich hoffe, dass die Zeit des wieder aufgeblühten Nationalismus bald vorübergeht!
Ich wünsche mir mit ihnen allen, dass die Zeit des Friedens in unserem Land niemals mehr vorübergeht.
Die Flüchtenden warten in der Deckung, bis der Wachposten vorübergeht.

Das Buch Exodus spricht vom Vorübergang des Herrn. An den Hütten der Israeliten geht er vorbei, deren Türpfosten mit dem Blut des Lammes bestrichen sind. Während er bei den Ägyptern die Erstgeburt schlägt – bei Mensch und Tier. Wenn diese Schilderung wortwörtlich wahr ist, vollzog Gott ein Massaker an den Ägyptern. Für mich un – denk – bar.

Es würde jetzt nicht weiterführen, darzulegen, welche historischen Ereignisse in der Zeit vorstellbar sind. Denn es geht um etwas ganz anderes: Die Israeliten glauben und sind überzeugt: Gott hat uns gerettet.
An uns ist das Unheil vorübergegangen, wir konnten ihm entgehen.
Sie hatten kein Problem damit, Gott wie einen Kriegsherrn darzustellen.
Wichtig ist ihnen nur: „Wir blieben verschont und dafür danken wir Gott.
Deshalb essen wir am Feuer gebratenes Lamm und ungesäuertes Brot.“

Schwestern und Brüder, ich hole diese Überlegungen wieder in unser Leben herein: Haben wir das Herz, um Gott zu danken, wenn wir einer Gefahr entkommen sind, wenn etwas gut ausgegangen ist, eine Krankheit rechtzeitig und richtig behandelt wurde …?

Oder bremsen wir uns selber aus und denken: Dann hätte Gott so und so viele andere dem Tod überlassen?

Es ist schon etwas eigenartig, für das eigene Glück zu danken und um das Unglück der anderen zu wissen.

Als diese Geschichten Israels entstanden sind – mehrere hundert Jahre nach den erzählten Ereignissen – hatten die Israeliten damit kein Problem. Es ging in der babylonischen Gefangenschaft einfach darum die Hoffnung aufrecht zu erhalten auf Gott, der Israel damals aus Ägypten befreit und gerettet hat und es wieder retten wird.

Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern steht in einer engen Beziehung zum Paschamahl Israels.

Die drei synoptischen Evangelien schildern es als Paschamahl. Das Johannesevangelium schildert den Ablauf so, dass Jesus zu der Zeit am Kreuz starb, als die Tiere für das Pascha geschlachtet wurden.

Jedenfalls geht es um die Verknüpfung des Mahls mit dem Einnerungs­mahl an die Rettung der Israeliten. Gott rettet, Gott befreit – das glauben die Juden und das glauben wir.
Aber ändert sich etwas Grundlegendes. Jesus zeigt uns:
Gott rettet nicht so, dass andere dabei zu Schaden kommen. Gott rettet indem Jesus das Leiden annimmt, um das Werk der Versöhnung zu besiegeln. Es ist dem Leidenden nah – ebenso wie dem der Glück hatte.

Jesus zeigt, dass Gott an keinem vorübergeht: Jedem wäscht er die Füße – auch dem Judas Iskariot.
Jesu Wort: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
ist zu jedem gesagt, der es annimmt und für sich gelten lässt.

Es gibt niemand, der von dieser Hingabe übersprungen wird;
Es gibt niemanden, der ausgelassen wird. Jeder ist gemeint.

Schwestern und Brüder, wir dürfen es zulassen, wir brauchen uns nicht davor zu schützen und nicht dafür zu schämen: Jesus von Nazareth gab sein Leben, damit wir an ihn und an seinen Vater und seine Liebe glauben.

Wir wollen daran nicht vorbei gehen, wir dürfen das nicht übergehen.
Das ist unsere Rettung, unsere Befreiung.

Und es bleibt außerdem die Aufforderung, die Ermunterung: Gehen wir nicht vorüber an den Mitmenschen, als ob sie uns nichts angingen.
Gehen wir nicht vorüber an der Not der Kranken, der Verfolgten, der Geflüchteten, der Verängstigten, der Verunsicherten.

Wenden wir uns den Menschen zu, nicht allen, sondern den Paar, denen wir begegnen, tun wir etwas für sie. Waschen wir ihnen die Füße.

 

25.03.2018: Palmsonntag

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der arme Petrus – er musste bitterlich weinen – über sich und seine Feigheit mit der er verleugnete, Jesus, seinen Meister und Herrn zu kennen.

Er war weit davon entfernt, sich für Jesus und seine Sache in Gefahr zu bringen. Lieber Jesus verleugnen als mit ihm und wegen ihm angeklagt zu werden.

Er weinte – aus Scham oder aus Reue – oder weil er merkte, wie ängstlich und schwach er war. Er konnte nicht anders.

Wir wollen nicht über ihn urteilen. Es war ja wirklich eine fürchterliche Zwangslage: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ hatte Petrus zu Jesus gesagt. Er hat alles liegen und stehen lassen, um ihm zu folgen.
Trotz aller Angst wagte er sich in den Hof des Hohenpriesters und hoffte unerkannt zu bleiben. Doch eine hatte sich sein Gesicht gemerkt und sprach ihn an. Da war die Angst zu groß, um zu sagen:
„Ja, ich gehöre zu ihm!“

Schwestern und Brüder,
später hatte Petrus mehr Mut. 50 Tage nach dem Ostertag hielt er eine flammende Rede in Jerusalem – offenbar hatte er alle Angst überwunden. Schließlich starb er – der Überlieferung nach – in Rom als Bekenner des Glaubens.

Jemand verleugnen, sich verleugnen lassen, etwas leugnen – das ist uns nicht so unbekannt. Heute tun sich viele – auch Kirchgänger ‑ schwer damit, vor anderen zu sagen: „Ich glaube an Jesus und die Auferstehung.“ „Ich gehöre zur Kirche. Ich bete. Ich gehe zur Kommunion“.

Es ist einem peinlich. Man fürchtet die Blicke, man fürchtet als rückständig, altmodisch, verzopft dazustehen und Ansehen zu verlieren.

Die Geschichte des Petrus lässt uns barmherzig sein – auch mit unserer Ängstlichkeit. Zugleich aber zeigt sie uns:
Angst haben ist das eine – die Angst überwinden und Zeugnis geben, das kommt danach. Das ist ein Beispiel für uns!

11.03.2018: 4. Fastensonntag

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hungertuchZwei Menschen stehen sich gegenüber und schauen sich in die Augen.
Ihre Blicke sind fest aufeinander gerichtet, die Augen weit geöffnet. Es ist ein freundlicher, offener, ebenbürtiger Kontakt zwischen zwei Menschen.

Sie legen sich gegenseitig die fast gestreckten Arme auf die Schultern. Was bedeutet das für Ihren Kontakt? Es ist sehr nah – näher als wir das meist angenehm empfinden. Und es bleibt so viel Abstand, dass beide sich noch ansehen können, den anderen als Gegenüber wahrnehmen können.

Wenn zwei Personen sich begegnen, begegnen sich zwei Welten:
Jede mit ihren Wahrnehmungen. Jede mit ihren Erlebnissen. Jeder mit seinen Erkenntnissen. Jeder mit seiner Geschichte.
Wodurch und warum ist Verständigung möglich? Uns verbindet viel miteinander: Wir sind Körper, Geist, und Seele:

  • Wir brauchen Nahrung und Wasser, um Leben zu können.
  • Wir versuchen die Welt zu verstehen und zu gestalten.
  • Wir sehnen uns nach Gemeinschaft und Selbst-Sein.
    Wir sehnen uns nach Sicherheit und nach Veränderung.

Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze auf dieser Erde strebt nach einem guten Leben. Niemand kann ohne andere leben und sein.

Darauf weist uns dieses Bild hin: Zugleich mahnt es uns, dass wir uns dem anderen so zuwenden, wie diese beiden auf dem Bild: offen und freundlich und in dem Bewusstsein: Du bist genauso wertvoll wie ich.
Du sollst ebenso gut leben können wie ich.

Schwestern und Brüder, diese Haltung ist gar nicht selbstverständlich:
Parolen wie „Amerika zuerst“; oder „Tod den Ungläubigen“ oder auch
„Diese Kümmelhändler, diese Kameltreiber sollen sich dorthin scheren, wo sie hingehören. zu ihren Lehmhütten“
drücken einen Hochmut aus, der das bestreitet.

Trotz dieser Rückschritte wächst der Mensch insgesamt immer mehr in das Bewusstsein hinein: „Gutes Leben soll für alle möglich sein“. Dabei haben wir ein großes Vorbild:

Die Israeliten, das Volk, dessen Ursprünge in Ur in Chaldäa liegen, verbindet mit seiner ganzen Geschichte eine ganz besondere, sich immer wieder erneuernde Erfahrung:
Gott ist bei uns. Er zeigt sich uns: er sagt uns seinen Namen. Er spricht zu uns durch Propheten. Er schließt einen Bund mit uns.
Er lässt uns nie allein. Er führt uns immer wieder heim.

Unsere christliche Gotteserfahrung geht noch viel weiter:
Gott stellt sich mit uns auf dieselbe Stufe. Er nimmt nicht nur die Gestalt eines Menschen an – er wird einer von uns. Er legt uns die Arme auf die Schulter, er schaut uns an. Seine Worte sind:
„Ich bin nicht gekommen, um zurichten, sondern um zu retten.“
Wer glaubt, dass Gottes Geist in ihm ist;
wer glaubt, dass Gottes Geist die Liebe weckt und übt;
wer glaubt, dass Gott durch den Menschen wirkt und handelt,
der ist schon gerettet. Der tut die Werke des Lichts.

Dieses Bild drückt auch die christliche Gotteserfahrung aus: Gott und der Mensch sind Freunde.

Dieses neue Bewusstsein bringt viele Früchte hervor –immer dort, wo Menschen sich dafür einsetzen, dass es gutes Leben für alle gibt:
Unserer Hilfswerk MISEREOR unterstützt viele solche segensreiche Unternehmungen, die die Welt zum Besseren verändern:

MISEREOR kämpft in vielen Projekten gegen Kinderarbeit in Indien. Durch die Unterstützung von MISEREOR erhalten Kinder Unterricht und Ausbildung und können einen Beruf erlernen:
Z.B. In einem Slum im Agra-Distrikt im indischen Bundestaat Uttar Pradesh stellen Kinder zwölf Stunden täglich gläserne Armreifen her und atmen giftige Dämpfe ein. Sie verdienen einen Dollar pro Tag.

Ein Sozialarbeiter der MISEREOR-Partnerorganisation Vikas Sansthan überzeugt viele Eltern, die Kinder zur Schule zu schicken. Es gibt für Mütter Kredite, zum Beispiel für eine Nähmaschine. Als Schneiderinnen sind sie selbstständig und können das Familienbudget erhöhen.

Durch unsere Spende am nächsten Sonntag können wir dazu beitragen, dass die Welt verändert wird. Dass Menschen gut leben können – wie wir.
Dass Gottes Werke durch uns geschehen.

 

14.02.2018: Aschermittwoch

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Liebe Schwestern und Brüder,
Zwar wird in der Zeitung darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, das „Fasten“ auf die Fastenzeit zu beschränken, oder ob es besser wäre, seine Ernährungsgewohnheiten dauerhaft zu ändern. Diese Diskussion hat kaum mit dem zu tun, was wir Christen in dieser Zeit anstreben. Uns geht es nicht um Wohlfühlen und schönes Aussehen und Gesundheit.

Den Eröffnungsteil unserer Gottesdienste schließen wir mit dem soge­nannten Tagesgebet ab. Es enthält oft einen wesentlichen Gedanken dieses Gottesdienstes: Heute hieß es: „Gib uns die Kraft, dass wir alles Böse von uns weisen und entschieden das Gute tun.“

In diesem Satz klingt das österliche Taufversprechen an. An Ostern werden wir nämlich gefragt werden: „Widersagt ihr dem Bösen?“

Darum geht es in den nächsten 6 Wochen:
Wir bestätigen und erneuern unsere Entscheidung gegen das Böse und für den Glauben an das Gute, das wir tun wollen und sollen und festigen unseren Glauben an Gott und an Jesus Christus.

Die Überschrift „Fastenzeit“ beschreibt das nicht ausreichend. Sie legt den Akzent zu sehr auf das „Fasten“ und entsprechende Bemühungen.
Viel besser ist der nachkonziliare Name: „österliche Bußzeit“, weil hier das Osterfest als Ziel der Bemühungen anklingt und der Gedanke der Buße, also der Hinwendung zu Gott.

Das Wort Buße klingt allerdings nach Bestrafung oder Selbstbestrafung.

Darum geht es nicht, wenn wir Christen uns um Buße bemühen:
Wir können ja nicht mit Gott verhandeln und sagen: Ich bin zwar gemein gewesen und selbstsüchtig – aber dafür esse ich jetzt keine Süßigkeiten.

Der Zweiklang des Aschermittwochs lenkt uns in die richtige Richtung:

Uns wird Asche auf den Kopf gestreut. Der Begleitspruch: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück.“ Erinnert uns daran, dass unser Leben hier vergänglich ist: Das Ziel unseres Lebens ist das Leben bei oder in Gott.

Wir leben im Blick auf das ewige Leben und darauf, was wir erwarten und erhoffen: Frieden und Freude, Gemeinschaft und Glück.
Diese Erwartung soll uns prägen, soll uns bewusst machen, dass das, was wir anderen schenken, wertvoller ist als das, was wir für uns behalten.

Die Asche wird in Form eines Kreuzes auf den Kopf gestreut. Der zweite Begleitspruch deutet das: „Kehre um und glaub an das Evangelium“.
Umkehren ist vielleicht zu drastisch für Christen, die schon ihr ganzes Leben das Christ-Sein einüben. Sie müssen keine 180o Wendung vollziehen. Doch gerade Christen, die sich besonders engagieren wissen von sich – wie Papst Franziskus ‑ zu sagen: „Ich bin ein Sünder.“

Der Mangel an Liebe, an Vertrauen und Hoffnung ist uns sehr bewusst und auch die Momente in denen wir direkt gegen die Liebe verstoßen.

So schälen sich das Ziel und die die Beweggründe dafür heraus, dass wir uns in den nächsten sechs Wochen tatsächlich anstrengen wollen:
Wir wollen wachsen im Leben als glaubende Christen.
Wir wollen stärker werden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.

Dass wir Vertrauen haben in das Leben
und in den, der uns den Geist des Lebens einhaucht.

Dass wir Hoffnung haben für die Welt und für uns selbst:
Hoffnung auf den, der uns allein Zukunft geben kann und gibt.

Dass wir Liebe in uns haben zu allem Lebendigen
und mit denen, die Not leiden, teilen.

Das Fasten alleine würde uns nicht helfen
– es ist viel zu leistungsbetont und selbstbezogen.

Das Beten alleine würde uns nicht helfen
‑ es  wäre viel zu wenig, wenn das Beten uns nicht verändern würde.

Das Spenden für Arme würde uns nicht helfen,
‑ es wäre viel zu äußerlich mehr oder weniger vom eigenen Überfluss mit Ärmeren zu teilen.

Aber die Einübung des Verzichts mindert die Selbstsucht, das Gebet stärkt uns und die Hinwendung zu den Armen ist davon die natürliche Folge.

Fasten, Beten und Almosen verändern uns und stärken uns im Glauben in der Hoffnung und in der Liebe, so dass wir an Ostern voll Freude die Auferstehung des Herrn feiern können und bekennen können: Ich widersage dem Bösen – ich glaube an Gott und Jesus und an den Heiligen Geist.

11.02.2018: 6. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
früher hat man kaum jemals von einem gehört, der Netzhautablösung hat.
Wenn man aber selbst – oder ein enger Bekannter – die Krankheit hat ‑
plötzlich erfährt man: der auch, und der Bekannte von dem auch und die auch …

Liegt es daran, dass man einfach hellhöriger wird, oder dass man selbst darüber zu sprechen anfängt?
Liegt es daran, dass sich Kranke scheuen, von ihrer Krankheit zu erzählen?

Jeder, der krank ist, merkt, dass ihn die Krankheit von den anderen Menschen trennt. Deshalb sagt man oft lieber nichts davon – besonders, wenn andere sie nicht einfach am Erscheinungsbild erkennen können.
Besonders ausgeprägt ist dies bei HIV oder auch bei Hautkrankheiten.
Die Menschen haben Angst, sich anzustecken.

Aussatz – war in der Antike ein Sammelbegriff für jegliche Auffälligkeiten an der Haut. Bedrohliche und harmlose Krankheiten waren nicht einfach zu unterscheiden. Wir wissen also nicht, an welcher Krankheit der Mann litt, den Jesus geheilt hat.

Entscheidend ist der Begriff „unrein“. Wer als unrein galt, hatte keinen Zugang mehr zum Tempel, zu Gott, wurde von den Mitmenschen gemieden. Das galt für Frauen in der Monatsblutung und nach der Geburt, für jeden, der mit Blut in Berührung kam, für Menschen die mit Heiden Kontakt gehabt hatten und wenn man vom Markt kam.

Nach dem Marktbesuch half eine einfache Händewaschung. Doch bei Krankheiten an der Haut – half nur das Verschwinden der Symptome – dann erst konnte Reinigungsriten die Unreinheit beseitigen.

Der „Aussätzige“ kam zu Jesus und der sprach: „Ich will es. „Gott schenkt dir die Reinheit.“ Das ist der Jux an der Geschichte:
Gott macht rein! Und niemand ist so unrein, dass Gott ihn nicht rein machen kann. Für Gott gibt es keine Unreinen. Das sind Menschen­satzungen. Vielmehr kann er jeden zu sich holen und ihm Anteil geben an seinem Leben. Oder in heutiger Sprache: Gott grenzt niemanden aus.

Das ist der eine Akzent in dieser Heilungserzählung.
Der andere ist, wie sich der Kranke Jesus wendet.

Er beruft sich auf kein Recht und keinen Verdienst.
Er verspricht keine Bezahlung und macht kein Gelübde.

Er sagt: „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde!“

Er traut es Jesus zu, doch er handelt nicht mit ihm.
Mit Gott kann man nicht handeln. Es gibt keinen Zusammenhang: Ich gebe dir etwas, damit du mir etwas gibst!“ Mit Gott kann man nicht schachern.

Als Mensch hat man auch keine Möglichkeit, von Gott oder vom Leben irgendetwas zu fordern: Das Leben lässt sich nicht bestimmen:
Man kann Weichen stellen, man kann auf seine Gesundheit achten, man kann sich bilden und an sich und seinem Charakter arbeiten –
Aber: Krankheiten ereilen einen Menschen, ohne zu fragen.

Jung oder alt, reich oder arm, mehr oder weniger intelligent, Prominent oder Durchschnitt … das Leben nimmt darauf keine Rücksicht.

Es ist auch allzu menschlich, wenn wir Gott verpflichten wollten: Du bist allmächtig, du bist doch verantwortlich für mich, du musst dafür sorgen, dass ich gesund bleibe bis ins hohe Alter, dass ich gesunde Kinder habe, dass meine Familie vor Schaden bewahrt bleibt.

Gottes Liebe ist nicht die eines Sicherheitsingenieurs, der alle Gefahrenquellen beseitigen muss.
Gottes Liebe ist die eines Freundes, der da ist – auch dann, wenn das Leben schwer wird, wenn es mir schlecht geht.

Deshalb sagt der Kranke: Wenn du willst, kannst du!
Du musst nicht. Ich fordere es nicht. Aber ich traue es dir zu.

Nicht alle werden gesund – weder durch die Kunst der Ärzte noch durch Gottes Antwort. Doch Gott ist das Ziel eines jeden Lebens: früher oder später, egal auf welchem Weg: Unser Weg führt uns zu ihm und bei ihm werden wir leben – ewig und vollkommen, wie er selbst.

28.01.2018: 4. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Nachdem ein Kind oder auch ein Erwachsener in der Tauffeier mit Wasser übergossen wurde, spricht der Priester diese Worte:

Gott, der Vater Jesu und unser aller Vater hat dich als sein Kind angenommen und dir Anteil an seinem Leben geschenkt.

Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du gehörst zum Volk Gottes und zu Christus, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.

Christus wird als Priester, Prophet und König bezeichnet. Jesus, der Gesalbte (=Christus) gibt uns Anteil an seinem Leben. Jeder Getaufte wird deshalb – sinnbildlich mit Chrisam gesalbt ‑zum Christen (=Gesalbten).
Jeder glaubende Christ erhält von Christus Priestertum, Prophetenamt und Königswürde.

Deshalb sprechen wir vom allgemeinen Priestertum aller Christen, die nach einem Wort des Konzils zusammen mit dem geweihten Priester die Gaben, also das eigene Leben am Altar darbringen.

Alle Christen haben ebenso eine prophetische Berufung
Denn was ist das Wesen eines Propheten?

Das Buch Deuteronomium, das letzte der fünf Bücher Mose, beschreibt einprägsam, was ein Prophet zu tun hat:

Er sagt dem Volk Gottes alles, was Gott, der Herr, ihm aufträgt.
Er vermeldet und verkündet dem Volk Gottes, was Gottes Wille ist oder wenn es gegen Gottes Wille verstößt und handelt.

Jede und jeder unter uns hat also die Begabung, Gottes Willen zu hören und zu verkünden und zu tun, weil wir alle den Heiligen Geist empfangen haben – den Geist Gottes.

Schwestern und Brüder, ich darf so sagen,
weil wir alle Gott zum Vater haben, weil sein Geist in uns ist:
Sie dürfen ruhig darauf vertrauen, dass sie Gottes Wort erkennen können.

Es ist keineswegs so, dass nur besonders ausgebildete, Schriftkundige und –gelehrte Gottes Willen verstehen können.

Jeder hat diese Gabe in sich, weil jeder in seiner Seele sich nach dem Guten sehnt, nach dem, was gut ist und gut tut. Das ist die Begabung mit dem Heiligen Geist.

Sie haben recht: das ist ein wenig anspruchsvoll: Denn nicht alles, was ich mir wünsche, denke, was ich plane und mache ist vom Heiligen Geist und Gottes Wille.

Vielmehr muss ich ganz bewusst überlegen und mich darin üben, auf Gottes Geist zu hören und für ihn aufmerksam zu werden.

Wir müssen aufpassen, weil es ein paar Gegenspieler in uns gibt:

Die Bequemlichkeit, die Anhänglichkeit an das Gewohnte, die Scheu vor unbekannten und neuem, das Streben nach Eigennutz, nach persönlichem Vorteil – das und manches mehr kann dem Geist Gottes übertönen, unhörbar machen.

Doch wir können diese Stimmen herausfiltern, wir können uns darauf konzentrieren, wirklich Gottes Geist, Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen. Auch wenn die anderen Stimmen, die unreinen Geister, laut protestieren, weil sie wissen, dass sie ihre Macht über uns verlieren, wenn wir auf Gottes Geist hören.

Wir haben einen Lehrmeister, der uns ein Vorbild ist, weil er in allem auf Gottes Geist gehört hat und die anderen Stimmen zurückgedrängt hat.

Wenn wir die Evangelien von Jesus Christus, wenn wir die Heilige Schrift mit offenem Herzen studieren und Gottes Offenbarung darin suchen,
dann werden wir immer besser darin, Gottes Geist und Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen.

Wir sind gesalbt mit dem Heiligen Geist, wir können Gottes Stimme und Wille hören und erkennen und verkünden und tun – für unser Leben – für unsere Zeit – für den Frieden und die Versöhnung in dieser Welt.

14.01.2018: 2. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Die Geschichten von Samuel führen uns über 3000 Jahre in die Vergangenheit. In Israel gab es noch keinen König. Die Geburt von Samuel wird ähnlich wunderbar erzählt, wie die Geburt von Isaak oder auch von Johannes, dem Täufer.

Seine Mutter, Hanna, war schon sehr alt und schien kinderlos zu bleiben – eine große Schande in der damaligen Zeit. Einmal betete sie überaus intensiv, dass Gott ihr doch noch ein Kind schenkt. Der Priester Eli in Schilo sagte zu ihr: „Gott wird dir deine Bitte erfüllen.“ So kam es und Hanna erfüllte ihr Gelübde und gab ihren Sohn als dreijähriges Kind dem Priester Eli in Schilo in Obhut. Samuel sollte dem Herrn, JAHWE gehören und ihm in seinem Heiligtum dienen.

Als sie Samuel zu Eli bringt, spricht sie ein Dankgebet. Das Lukasevan­gelium nützte dieses Gebet als Vorbild für das Dankgebet, das Maria, bei ihrem Besuch bei Elisabet gesprochen hat.

Samuel ist also ein Junge, ein kleiner Junge in der Obhut und Erziehung des Priesters Eli am Jahweheiligtum in Schilo.
Dieser Junge – er mag vielleicht 7 oder 9 Jahre alt gewesen sein – hört auf einmal seinen Namen rufen. Erst beim dritten Mal erkannte sein Lehrer Eli, dass es der Herr ist, der Samuel ruft und erklärt ihm, wie er sich verhalten soll. Er antwortet: „Rede Herr, denn dein Diener hört!“

Schwestern und Brüder, es ist ja nicht verwunderlich, dass ein Junge in diesem Alter, der jeden Tag damit beschäftigt ist, dem Priester bei den Opfern für Jahwe zu unterstützen und der täglich darin unterwiesen wird, wie Gott an seinem Volk handelt und wie Gott seinem Volk geholfen hat,
dass dieser Junge Samuel sensibel wird für Gottes Stimme und sich von ihm im wahrsten Sinne gerufen fühlt und mit Herz und Verstand eintaucht in das Jahwe Denken, so dass er anfängt zu verstehen und zu erkennen, was Gottes Wille ist und wie sein Wille unter den Menschen geschehen wird.

Darin besteht eine Lehre für uns: wenn wir uns damit beschäftigen, wer Gott ist und was Gottes Wille ist, wenn wir uns in das vertiefen, was Jesus getan und gesagt hat,
wenn wir dem Gebet Raum geben,
dann werden wir immer mehr dafür bereit und fähig zu erkennen,
was Gottes Wille ist und wie wir Gottes Willen tun können.

Die Szene zwischen Johannes, seinen Jüngern und Jesus läuft ganz ähnlich ab: Johannes weist zwei seiner Jünger auf Jesus hin. Sie gehen ihm nach, sie wollen etwas von ihm erfahren. Jesus nimmt sie wahr, er lädt sie ein und sie merken an diesem Tag:

Aus diesem Mann spricht Gottes Geist; er ist ganz erfüllt von der Liebe zu Gott. Darauf haben wir gewartet, als wir bei Johannes waren und ihm zuhörten.

Es ist so typisch, wie es dann weiter geht: Andreas sagt es seinem Bruder Simon. Auch Simon wird sofort erfasst von der Persönlichkeit Jesu und erhält von ihm einen neuen Namen.

Liebe Schwestern und Brüder, diese schönen Berufungserzählungen enthalten ein paar kurze Sätze, die ich uns allen als Lebenshaltung empfehlen möchte:

Gegenüber Gott: „Rede Herr, denn dein Diener hört.“
Von Gott gefragt: „Was wollt ihr? Was sucht ihr?“
Und die Einladung Jesu: „Kommt uns seht.“

Wir sollten der Frage nicht ausweichen, sondern sie uns immer wieder stellen:
„Was will ich eigentlich? Wonach sehne ich mich? Wofür arbeite ich?“

Das Reich Gottes, das Leben in der Welt zu behüten und zu fördern,
den Armen beizustehen, damit sie satt werden,
Einsamkeit überwinden, Angst zu nehmen, Sorgen zu teilen,
eine gute Ehe zu führen, …

Dafür lohnt es sich, zu leben.

31.12.2017: Jahresschluss

Lesungen: Gen 2,4b-9.15 – Röm 8,24-28 – Joh 15,9-12

Liebe Schwestern und Brüder,
Die drei Lesungen geben uns Impulse, wie wir unser persönliches Leben betrachten können. Wie wir alles auf einen Zielpunkt hin ordnen können, so dass es uns nicht durcheinander bringt, sondern uns zeigt, dass alles einen Sinn hat und unser Leben zu diesem Ziel hin führt – auch im vergangenen und im kommenden Jahr:

Die ältere und an zweiter Stelle stehende Schöpfungsgeschichte, erzählt als erstes von der Erschaffung des Menschen: „Gott formte aus Erde den Menschen“ – Ab und zu habe ich schon mal einer Töpferin zugeschaut.

Mit großer Sorgfalt und Kunstfertigkeit formt sie den Ton auf der Töpferscheibe oder mit ihren Fingern. Das Stück, das sie formt, wird ihre Handschrift tragen. Es ist ihr Werk. Deshalb übt sie ihr Handwerk auch mit Liebe zu den Dingen aus, die sie formt und schafft, mit Lust und Freude.

Schwestern und Brüder, wir sind das Werk Gottes. Wir tragen seine Handschrift. Atmen wir ein paar Mal tief durch. Spüren wir das Leben ins uns. Gottes Geist. Seine Freiheit, seine Liebe, seine Schöpferkraft.

—–

Wir haben das Leben nicht nur für uns selbst empfangen. Gott hat uns diese Erde als Lebensraum gegeben, damit wir sie bebauen und behüten.
Unser Leben hat einen Sinn, eine Aufgabe: dass wir leben und die Erde, auf und von der wir leben, bebauen und behüten:

Wir achten wohlwollend auf den anderen in der Nachbarschaft und in der Arbeit. Wir kümmern uns um Ehepartner, Kinder, Eltern damit es jedem gut geht. Wir übernehmen freiwillig Verantwortung in den Gemeinschaften, in denen wir leben.

Eigentlich – so ist der Traum, die Hoffnung, die Vision: Sollten wir vollkommen sein, wie unser Schöpfer: Es sollte Frieden sein unter den Menschen, Gerechtigkeit und Wahrheit sollten die Menschen erfreuen und alle sollten leben können – ohne Sorge ums tägliche Brot.

Die Sehnsucht nach dieser Vollkommenheit ist uns ins Herz gelegt.
Wir erhoffen diesen Frieden. Und wir tun auch viel dafür! ——

Doch wir erfahren auch Schlechtes. Das Übel, das wir erfahren, versucht uns: Es pflanzt den Zweifel am Schöpfer und seiner Vollkommenheit in unser Herz. Wir zweifeln überhaupt an ihm.

Warum ist diese Erde voll von Bedrohungen für das Leben, das sie hervorgebracht hat?
Woher kommt der Neid im Menschen, der Missgunst und Zwietracht hervorbringt?
Woher kommt der Stolz in den Herzen, besser, reicher, mächtiger zu sein als andere, und damit die Aggression gegen die Mitmenschen und die Mitwelt?

Dafür gibt es unzählige Beispiele im persönlichen Leben und in den Nachrichten, die aus der ganzen Welt auf uns einprasseln. —-

Die Antwort auf diese Klage und diesen Zweifel gibt uns Jesus Christus:
Paulus bekennt: Er hat uns Hoffnung gebracht, dass sich unsere Sehnsucht nach Leben und Frieden erfüllen wird:
Er lebte ganz und vollkommen die Liebe zu Gott und zu den Menschen.
Er hat sich aus freiem Willen dem Leiden unterworfen.
Er wurde auferweckt und ist den Jüngern in neuem Licht lebendig erschienen.
Paulus bekennt seinen Glauben: Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führen wird. Wir werden teilhaben am Wesen und am Leben seines Sohnes, an der Vollkommenheit des Schöpfers.

Jesus lockt uns, seine Jünger, dass wir unsere Berufung erkennen und erfüllen, in Gottes Geist zu handeln: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr so lebt, wie ich es euch gezeigt habe und geboten habe, dann bleibt ihr in meiner Liebe. Wenn ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe!

Schwestern und Brüder, Gutes und Schlechtes gehören zu unserem Leben. Es ist uns von Gott geschenkt, damit wir Gutes tun. Das Schlechte soll uns nicht in seinen Bann ziehen, vielmehr sollen wir in der Liebe bleiben.
Denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Das wünsche ich uns allen für das neue Jahr 2018.

07.01.2018: Fest Taufe Jesu

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Johannes hatte zu den Leuten gesagt: Nach mir kommt einer, der ist größer als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Nun kommt Jesus zu ihm und lässt sich taufen. Was dann geschieht ist genauso wunderbar und schön erzählt wie in den anderen Evangelien die Geburtsgeschichten: Der Geist kam WIE eine Taube auf ihn herab. Eine himmlische Stimme spricht: „Du bist mein geliebter Sohn!“

Bei Lukas sagt der Engel: „Das Kind wird Sohn Gottes genannt werden.“
Und im Mt. Ev. sagt der Engel zu Josef: „Das Kind, das Maria erwartet, ist vom Hl. Geist“

Das ist die Botschaft: Jesus kommt von Gott. Er hat Gott erkannt. Er zeigt uns, wie Gott und wer Gott ist: Sein Vater und unser Vater.

Gott hat Gefallen gefunden an Jesus. Das bezieht sich auf das ganze Leben Jesu, das Markus in seinem Evangelium erzählt. Und in allen Geschichten, die er erzählen wird, verkündet und entfaltet Markus den Glauben:
Jesus ist der geliebte Sohn Gottes, der Gott gefällt, weil er seine Werke tut: Vergeben, heilen, versöhnen, Vertrauen wecken und Hoffnung schenken.

Als Jesus seinen Geist aushaucht, erzählt das Evangelium wie der römische Hauptmann bekennt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“

Darum geht es dem Evangelium und darum, wie Jesus als Sohn Gottes, als Mensch, gelebt hat und was er seine Jünger gelehrt hat.

Der Weg des Sohnes Gottes führt von der Taufe im Jordan zu einer ganz anderen Taufe: Sein Leiden am Kreuz. Man hoffte, dieser gewaltsame Verbrechertod eines Gotteslästerers werde alles zerstören.

Es war nicht erträglich für Herodes und für die führenden Männer im Tempel, dass dieser Mann – unbekannter Herkunft – aus einer schlechten Gegend kommend – die Menschen begeisterte, dass ihm sogar die Sünder folgten und ihr Leben änderten. Diese schöne, starke Bewegung und Gemeinschaft um Jesus erschien ihnen wie eine Bedrohung.

Das konnten sie nicht mit anschauen. Er wird einen Aufstand anzetteln!
Er übertritt die Gebote und lehrt sie zu übertreten- Er bringt alles durcheinander. Er hat keine Achtung vor dem Tempel Gottes. Er macht sich selbst zu Gott.

So drücken sie ihre Ängste aus und rechtfertigen damit, ihren Beschluss, Jesus zu verurteilen und Jesus und seiner Gemeinschaft ein Ende zu bereiten. – Wo aber der Geist Gottes am Werk ist, wo Gottes Kraft wirkt, da ist das Leben stark und kann nicht aufgehalten werden.
Nach der Hinrichtung Jesu ging es erst richtig los. Seine Jünger machen weiter und sie werden immer mehr.

Das erinnert mich an diese eine Palme in unserer schön gestalteten Krippe, die in der Krone einen Stein trägt. Darüber gibt es nämlich eine Geschichte:

Ein Mensch konnte nichts Schönes und Gesundes sehen. Als er in einer Oase einen jungen Palmbaum im besten Wuchs fand, nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem hämischen Lachen ging er weiter.

Aber die Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich. Vergebens.

Sie krallte sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln verborgene Wasseradern erreichten.

Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie zu einer königlichen Palme, die auch den Stein hochstemmen konnte.

Nach Jahren kam der Mann wieder, um sich an dem Krüppelbaum zu erfreuen. Da senkte die kräftigste Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht!“

Nach Pater Franz Gypkens

Liebe Schwestern und Brüder: Jesus ist der geliebte Sohn, seine Lebensgeschichte, nach dem Mk. Ev. wird uns wieder durchs Jahr begleiten bis zum nächsten Advent. Wir werden bestärkt in der Entscheidung für das Leben in der Nachfolge Jesu, denn in ihm ist Gottes Leben und durch den Glauben ist sein Leben in uns.