06.01.18: Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder,
die Propheten in Israel, Elija, Elischa, Amos, Micha, Jeremia …
waren alle überaus politisch.
Sie geißelten mit Worten und skandalösen Symbolhandlungen das Fehlverhalten der Mächtigen, der Reichen und der Regierenden – und auch des ganzen Volkes.

Sollte ein christlicher Prediger nicht auch politisch sein und die Fehltritte und Verirrungen benennen und anprangern?

Ich stelle diese Frage, weil wir gerade in der Lesung gehört haben: Jerusalem, über dir geht leuchtend der Herr auf, Völker wandern zu dir und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

Das ist eine politische Vision für Jerusalem, dass es die Stadt des Friedens werde. Dass Jerusalem heute – wie seit Jahrzehnten – ein Zankapfel ist, nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, sondern für die ganze Region und sogar Amerika und Russland, das wissen wir.

Wenn wir heute diese Vision des Jesaja lesen, am Fest Erscheinung des Herrn, dann, weil wir in die Welt hinaus rufen: Diese Vision wurde erfüllt durch Jesus von Nazaret. Anders zwar – denn er richtete kein Superreich in Jerusalem auf – aber offensichtlich: Denn auf der ganzen Welt erschallt das Bekenntnis: ich glaube an Jesus Christus, den Heiland der Welt.

Überall auf der Welt bringen die Menschen ihre Gaben, so wie es das Mt.Ev. von den Magoi, den Sterndeutern erzählt: Kinder schon überlegen:
Wie kann ich heute andere Menschen lieben, wie Jesus es tat.
Frauen versuchen ihren Kindern das Beten zu lehren,
Männer legen den Grund für das Gottvertrauen in ihre Töchter und Söhne.
Christen wie die Gemeinschaft San Egidio setzen sich aktiv und erfolg­reich für den Frieden ein. Die katholische Friedensbewegung kämpft in der Kirche und in unserer Gesellschaft für eine Politik des Friedens, für Abrüstung und zivile oder zivilisierte Konfliktbewältigung.

Zu dieser großen weltweiten Gemeinschaft, die zu Jesus pilgert, mit all den Reichtümern der Gedanken und des Willens und des Vermögens gehören auch wir, heute in der Herz Jesu Kirche und bringen unsere Gaben.

Ein Beispiel haben uns in den vergangenen Tagen die Jugendlichen gegeben, die als Sternsinger durch unsere Straßen gezogen sind. Sie haben die Botschaft vom Friedenskönig gesungen und die Menschen unter seinen Segen gestellt und sie haben bei Wind und Nässe gesammelt und um Spenden gebeten für Kinder in der ganzen Welt, die unter erbärmlichen Umständen leben, die Müll sammeln und verkaufen, die Teppiche knüpfen, die nicht zur Schule gehen können. Wenn man hört, wie diese Kinder leben müssen, kann einem schier das Herz zerspringen.

Sie haben drei Tage dem Herrn, Jesus geschenkt, um diesen Kindern zu helfen. Und wir alle, die wir gespendet haben, bringen so dem Herrn, an den wir glauben, Jesus Christus unsere Gaben dar.

Schwestern und Brüder,
so sind wir Christen politisch – ganz selbstverständlich: Wir wirken daran mit, dass überall auf der Welt Menschen gut leben können,
dass weniger Menschen Hunger und Durst leiden,
dass mehr Kinder Bildung erhalten,
dass weniger Kinder arbeiten müssen, ..

Es liegt auf der gleichen Linie, wenn wir Christen manchmal die Stimme erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen, dass unter uns geschieht, dass wir billigen, von dem wir profitieren.

Das werden wir und müssen wir immer wieder tun – auch auf die Gefahr hin, dass es anderen nicht gefällt, dass es Ärger verursacht, dass wir manchmal in unserer Meinung irren.

Auf jede Weise treten wir für unsere Vision ein: dass auf dieser Erde Friede ist, dass Waffen schweigen, dass der Hunger überwunden wird, dass Ungerechtigkeit überwunden wird und dass wir unsere schöne Erde behüten

10.12.2017: 2. Adventsonntag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Markusevangelium ist das ursprünglichste. Es hat zum ersten Mal den Versuch unternommen, eine Erzählung von Jesus zu formen: wie er begonnen hat, was er getan, was sein Botschaft war, wie man auf ihn reagiert hat und wie er geendet hat.

Es ist keine Biografie, keine Chronik, aber das Evangelium erzählt ein Nacheinander der Ereignisse im Leben Jesu.
Es schildert seinen Weg: von Galiläa nach Jerusalem.

Von der Kindheit Jesu überliefert das Markusevanglium nichts. Es weiß nichts von einem Engelsbesuch bei seiner Mutter.

Die Sache mit Jesus begann – so Markus ‑, als Johannes, der Täufer auftrat und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Im nächsten Satz bereits wird berichtet, dass sich Jesus von Johannes im Jordan taufen ließ – ebenso wie alle anderen Menschen, die zu Johannes gekommen waren.

Wir sollten daran denken, wenn wir an Weihnachten die Geburtsgeschich­ten von Matthäus und Lukas hören. Denn es hilft uns, sie besser zu verstehen – sie verkündigen Jesus als Sohn Gottes – ebenso wie Markus, der beginnt: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“

Alle Evangelien berichten aber, dass Johannes Jesus getauft hat.
Jedes Evangelium schildert ihn und sein Wirken: Den Umkehrruf, sein beeindruckendes Auftreten in Kamelhaar und seine karge Lebensweise.
Offenbar kann man die Jesusgeschichte nicht erzählen, ohne von Johannes auszugehen!

Die Jünger Jesu werden sich immer an ihn erinnern – ohne ihn wären sie nicht auf Jesus gestoßen. Ohne Johannes hätte Jesus kein Gehör gefunden. Er hat das Feld bereitet.

Johannes hat Jesus ankündigt. Er sagt: Er ist größer als ich.
Er tauft mit dem Heiligen Geist!

Wir – heute – sollten deshalb Johannes nicht als Vergangenheit abtun. Damit wir bereit sind für Jesus und seine Botschaft, sollten wir auf ihn hören.

Damit wir bereit sind für „die Taufe mit dem Heiligen Geist“.
Damit der Heilige Geist in uns stark werden kann, müssen auch wir uns von Johannes „taufen“ lassen: wir sollten unsere Sünden bekennen
und uns reinigen lassen, damit wir bereit sind für Jesus und sein Evangelium.

Das ist keine Handlung, die wir einmal tun, und dann ist es geschehen:
Das ist eine innere Angelegenheit, die wir immer wieder nötig haben:

Täuschen wir uns nichts über uns selbst:

  • Die Selbstliebe ist oft größer als die Nächstenliebe.
  • Wir urteilen statt zu verstehen.
  • Wir schließen andere aus unserem Leben aus – statt uns zu öffnen.
  • Wir behalten das unsere, statt zu teilen.
  • Wir verbiegen die Wahrheit – statt authentisch zu sein.
  • Wir sind blind und taub für die Not der Mitmenschen und
  • wir sind stumm und gelähmt, wenn es darauf ankäme, das Rechte zu sagen und zu tun.

Gehen wir zu Johannes: Bekennen wir uns zu unseren Sünden,
zu unserer Lieblosigkeit und Oberflächlichkeit,
damit wir Vergebung erfahren.

Damit wir bereits sind für die Taufe mit dem Heiligen Geist.

26.11.2017: Christkönigssonntag

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Liebe Schwestern und Brüder,
ich stehe in Conques, einer Wallfahrtskirche in Frankreich und Station auf dem St. Jakobsweg und sehe über einer Kirchentür ein in höchster Kunst gemeißeltes Bild, das genau dieses Weltgericht zeigt:
Die guten und braven werden von Engeln in den Himmel geholt.
Die bösen und lasterhaften werden in den Höllenschlund geworfen und leiden fürchterliche Qualen.

Als Hörer dieser Gerichtsszene habe ich die Wahl, wie ich das Gehörte für mich verstehe:

Ich kann hören: Wenn du nicht genügend Gutes tust, dann wirst du ein schlimmes Ende nehmen.

Oder: Streng dich an, Gutes zu tun, dann gehörst du zu den Auserwählten.

Oder aber, ich kann das heraushören, was das eigentlich neue ist und eine wirklich befreiende Botschaft:

Der höchste Richter über Gut und Böse sagt: „Was ihr dem geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“ –

Gott identifiziert sich mit den Kranken, Gefangenen, Hungernden.

Gott identifiziert sich mit den Arbeitssklaven in den Kleidungsfabriken Asiens und mit den Teppichknüpferkindern in Indien;
mit den Menschen, die keinen Platz mehr haben in unserer Gesellschaft finden, weil sie nichts verdienen, weil sie süchtig, straffällig  geworden sind, …

In diesen Menschen, die darauf warten, dass ihre Not gelindert wird,
dass sich ihnen jemand zuwendet und sie als Menschen achtet – in diesen Menschen begegnen wir Gott.

Und deshalb entscheidet sich an unserem Verhalten zu diesen Menschen am Rand, ob wir gut sind nach dem Vorbild Gottes, der sein Leben einem jeden mitteilt: der die Sonne aufgehen lässt über Guten und Bösen.

Schwestern und Brüder, das ist einer der Abschnitte der Heiligen Schrift, der mit klar macht, welcher Schatz dieses Buch ist und wie sehr die Heilige Schrift uns hilft, in unserer Menschlichkeit voranzuschreiten.
Dieses Buch ist Heilige Schrift, weil es uns hilft, Gott zu erkennen und ihn zu suchen und zu finden.

Auch das sogenannte Alte Testament ist ein Zeugnis der Suche der Menschen nach dem Urgrund des Seins, den wir Gott nennen. Auf jeder Seite wird spürbar: Gott selbst hat die Sehnsucht in uns gelegt, die uns antreibt, die Sehnsucht nach Leben und nach dem der uns das Leben gibt und geben kann.

Denen, die ihn suchen, gibt er sich zu erkennen: ja, unbeholfen sind wir Menschen bei dieser Suche: viele Geschichten des Volkes Israels geben davon ein beredtes Zeugnis. Doch gerade in den manchmal erschrecken­den Geschichten wird deutlich, dass die Sehnsucht nach Gott und dem Leben unaustilgbar in uns lebt und uns immer wieder mit der Suche beginnen lässt.

Die ganze Bibel, die wir niemals abschließend und endgültig recht deuten werden, ist deshalb Heilige Schrift. Zeugnis davon, dass Gott sich suchen und finden lässt.

Die Heilige Schrift ist ein Schatz, ein unerschöpflicher Schatz für den Menschen auf seiner Suche nach Gott.

Deshalb wünsche ich mir, dass wir die Heilige Schrift noch mehr lieben und uns noch mehr in sie vertiefen: denn in ihr sind die Spuren gelegt für den Weg hin zu Gott, hin zum Leben, hin zum gut sein und werden.

Nichts anderes ist der Sinn des Lebens, das uns von Gott geschenkt ist:
Dass wir gut sind und werden. Jeden Tag neu.

Die Heilige Schrift ist der Wegweiser, die Landkarte und führt uns ans Ziel.

Die Rede vom Gericht ist in Wirklichkeit keine Rede vom Gericht, sondern vom Weg des Lebens:
Wer sich dem Geringsten zuwendet und seine Not wendet, der wendet sich Gott zu,
der tut Gottes Werk.
Der findet zum Leben.

Ich liebe diese Botschaft der Heiligen Schrift,
diese Gottesoffenbarung in den Worten Jesu.

12.11.2017: 32. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe mich schon oft gewundert und habe es bewundert:
wenn ich mit Kindern unterwegs war und ein Kind Hungerbekam, oder sich wehgetan hat, wenn irgendetwas – eigentlich unvorhergesehen passiert: sehr häufig nimmt eine Frau ihre Handtasche, fängt an zu wühlen, seufzt vielleicht, „wo habe ich bloß?“ und: ob Pflaster, ob Traubenzucker, ob eine kleine Schere, Streichhölzer … ‑ irgendetwas nützliches kommt auf einmal zum Vorschein: „Da habe ich es ja.“

Die kluge Frau hat etwas in der Handtasche! Sie ist vorbereitet – auch auf das unerwartete.

Vielleicht sind wir mit dieser kurzen und einfachen Alltagserfahrung gar nicht weit weg von dem, was das Evangelium meint:

Jesus erzählt das Gleichnis ja nicht, um zu beschreiben, wer alles vom himmlischen Hochzeitsmahl ausgeschlossen sein wird. Er will uns ja erklären, dass wir es wie die klugen Jungfrauen machen sollen, damit wir mit ihm zum himmlischen Hochzeitsmahl gelangen.

Wir sollen uns bereithalten! Wir sollen wachsam sein für das Reich Gottes und sein Kommen.

Das ist nicht leicht: denn in der Welt geht es oft ziemlich egoistisch zu;
Hassausbrüche, Gewalt, Krieg, Angst, Flucht, Hunger, Not.
Wer kommt da auf die Idee zu sagen: am wichtigsten ist es, an die Liebe zu glauben: an die Liebe Gottes zu uns Menschen und an die Liebe unter den Menschen.

Mit Macht drängen sich die Gedanken auf:
Du musst für dich selbst sorgen. Du kannst die Welt nicht retten. Jeder lügt doch ab und zu. Wenn die Reichen Steuern hinterziehen, warum soll ich dann ehrlich sein?

So könnten wir blind werden: blind für das Reich Gottes. Wir sehen nicht mehr, wie viele Menschen sich einsetzen für andere. Wir sehen nicht mehr, die Sehnsucht nach Frieden und die vielen Beispiele wie Menschen geholfen wird.

Was vielleicht noch schlimmer wäre:
Wir würden nicht mehr sehen, wie und wann und bei welcher Gelegenheit wir selbst etwas für das Reich Gottes tun können.

Wir würden die Augenblicke übersehen, wenn unsere Lampen ausgegangen wären, wenn wir den Glauben an das Reich Gottes, an Gottes Liebe verlieren würden.

Wir wären wie Frauen, deren Tasche leer ist, die nichts darin haben, weil sie nicht geglaubt haben, dass sie es einmal brauchen würden.

Das wäre töricht, Schwestern und Brüder!
Das wäre schlimm, weil die Welt dann noch viel dunkler würde!

Die vielen Momente der Freude, der Gemeinschaft, der Erleichterung,
der Erlösung würden wir verpassen.

Wir sollen es machen wie die klugen Jungfrauen.
Halten wir den Glauben lebendig, den Glauben an Gottes Liebe und an die Liebe unter den Menschen.
Glauben wir daran, dass diese Welt das Reich Gottes ist: dass diese Welt eine Welt des Friedens ist und der Gerechtigkeit.
Halten wir die Augen offen für die Gelegenheiten, in denen wir das unsere tun können und lassen wir uns beschenken von den Augenblicken der Freude, für die das Bild des Hochzeitsmahles steht.

Das Himmelreich ist mitten unter uns.
Es ist unsere Sache, dass es wächst und strahl und leuchtet.

05.11.2017: 31. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Dr. Martin Luther, der unbeugsame und Gott begeisterte Augustiner Mönch hat den Satz geprägt: „Was dir am wichtigsten ist, der Mittelpunkt deines Lebens, das ist eigentlich dein Gott!“

Wer ist eigentlich Gott? Der Schöpfer des Himmels und der Erde, sagen wir. Wir beten ihn an, wir bitten ihn und klagen ihm unsere Nöte, manchmal klagen wir ihn sogar an und machen ihn verantwortlich für das unermessliche Leid in der Welt.

„Ich bin ein großer König, der Herr der Heere, und ich bin gefürchtet bei den Völkern“ so stellt sich Gott im Prophetenwort des Maleachi vor.

Das Wort Luthers macht mich darauf aufmerksam, dass ein Zwiespalt entstehen kann, zwischen dem, wen ich als Gott anspreche – den Gott des Himmels und der Erde  ‑ und dem, was ich in meinem Leben wirklich der Mittelpunkt ist.

Wenn nämlich Gott der ist, der mir das Leben geschenkt hat und uns allen und
wenn er wirklich der ist, zu dem mein Leben hinführt;
wenn es wirklich wahr ist, dass vor ihm unzweifelhaft offenbar wird, was ich in meinem Leben Gutes und Böses getan habe, was wahr war und was falsch:
wenn Gott diese allergrößte Bedeutung hat, weil mein Leben allein von ihm abhängt, dann sollte er auch in meinem Leben in der Mitte stehen.
‑ Dann muss ich alles in meinem Leben auf ihn beziehen und ausrichten: Beruf, Familie, Freunde, Erholung und Ruhe, Arbeit und Vergnügen, Entspannung und Anstrengung, Besitz und Verzicht.

Ist es so? Oder macht mich Luthers Satz aufmerksam, dass ich zwar einen Gott bekenne, wenn ich sage: „Ich glaube an Gott“, dass aber mein Leben deutlich macht, dass ich anderen Dingen nachlaufe und ihnen so viel Bedeutung gebe, als wären sie Gott?

Der Prophet Maleachi klagt die Priester im Jerusalemer Tempel an, dass sie ihren Auftrag verraten haben: ihre Aufgabe war es, den Bund Gottes mit Israel lebendig zu halten und ihm treu zu sein und das Volk in der Treue zu Jahwe zu stärken –

Stattdessen brechen sie selbst den Bund, laufen anderen Göttern nach. Sie tun Unrecht und missachten die Gebote Gottes durch Ehebruch und Ausbeutung der Armen.  Fatal und das schlimmste daran ist: Ihr falsches Handeln verleitet die Israeliten dem Bund mit Jahwe untreu zu werden.

Dasselbe wirft Jesus den Schriftgelehrten vor: Sie verschließen den Menschen das Himmelreich, anstatt ihnen voranzugehen. Sie bauen Barrieren auf zwischen Gott und Mensch, anstatt die Menschen anzuleiten, dass sie auf Gottes Treue bauen können.

Und ich? Und wir? Wie ist es mit uns?
Bemühen wir uns gut zu sein und auf Gott zu hören ‑
oder stellen wir uns selbst an die erste Stelle?

Tue ich was richtig ist – oder was leichter ist?

Ist das Ziel meines Handelns der andere Mensch – oder ich selbst:
meine Bequemlichkeit, mein Einkommen,
und die Verteidigung meiner Stellung und Position?

Mache ich mich selbst zum Mittelpunkt oder stelle ich Gott in den Mittelpunkt meines Lebens?

Schwestern und Brüder, gerade die im Namen Gottes zu reden beauftragt sind, stehen in größter Gefahr und Versuchung, statt Gottes Treue zu verkünden und Gott zu dienen ihre eigene Macht und ihren Einfluss zu verteidigen und zu mehren. Natürlich erliegen wir Priester und die Bischöfe immer wieder dieser Gefahr. Das ist umso schlimmer als wir dadurch unseren Auftrag ins Gegenteilverkehren.

Deshalb sagt Jesus zu den Menschen: Geht selbst euren Weg. Alle haben Gott zum Vater. Nur einer ist euer Vater. Es gibt nur einen und ihr könnt und sollt selbst auf ihn hören.

Diese Erkenntnis, dass jeder Mensch Gott zum Vater hat, weil es nur einen gibt, sollen die Jünger Jesu überall und immer verkünden in Wort und Tat. Wir alle.

02.11.2017: Allerseelen

1. Lesung: Ijob 19, 1.23-27  – 2. Lesung: Röm 8, 14-23 – Evangelium: Joh 14, 1-6

Liebe Schwestern und Brüder!
Wahrscheinlich hat jeder unter uns schon eine ähnliche Situation erlebt:
wir mussten von lieben, von geliebten Menschen Abschied nehmen:
Ob uns ihr Tod überrascht hat oder ob wir sie durch Krankheit zum Tod begleitet haben. Wir mussten Abschied nehmen.

Das ist schwer, denn wir verlieren ein Stück von uns selbst, wenn ein geliebter Mensch von uns geht. Das macht uns traurig, es bewegt uns zutiefst. Wir fragen nach den Gründen. Wir wollen es nicht wahrhaben. Wir machen uns – meist überflüssige ‑ Vorwürfe, dass wir nicht alles oder nicht das Richtige getan hätten.

Aber es bleibt dabei: wir müssen Abschied nehmen.

Jesus und seine besten Freunde, seine Jünger und Apostel, saßen beim Essen zusammen. Es war eine extrem schwierige Situation:
Jesus wusste, und seine Freunde wussten, dass er den nächsten Tag wohl kaum überleben wird. Worüber soll man sprechen?
Was will man dem anderen sagen?

Jesus redete nicht um den Brei herum: „Ich gehe zum Vater, zum himmlischen Vater.“ was nichts anderes bedeutet, als dass sein irdisches Leben zu Ende sein wird und seine Jünger zurückbleiben.

Weiter sagt er: „Ich bereite den Platz für euch vor und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“

Liebe Gemeinde, liebe Angehörige unserer Verstorbenen,
was mich an Jesu Abschied von seinen Freunden beeindruckt ist, dass er es schafft, seinen Weg anzunehmen, ihn zu bejahen.
Er ringt nicht und sucht nicht Auswegen,
er sagt nicht: was habe ich, was haben andere falsch gemacht?
Er klagt nicht an. ‑
Er weiß es und er willigt darin ein: es wird nun geschehen.

Er braucht nicht klagen und zweifeln, weil er eine Zukunft vor sich sieht:
er geht zum Vater. Diese Überzeugung macht ihn gelassen und ruhig und gibt ihm die Kraft, auch seinen Jüngern Mut zu machen, ihnen Hoffnung zu geben und sie zu stärken.

Schwestern und Brüder, ich bin Jesus dankbar für seine Worte.
Ich bin ihm dankbar, dass er selbst so fest stand in seiner Hoffnung und dass er seinen Weg zu Ende gegangen ist.

Ich glaube ihm und ich bin überzeugt, dass ich ihm glauben darf, dass er glaubwürdig ist – wegen seines Muts, wegen seiner Großmut und Stärke, die er bis zum Ende behalten hat.

Wenn ich, wenn wir einen Menschen zu Grabe tragen,
dürfen wir – in aller Trauer und bei allem Schmerz – Hoffnung haben,
dass er an sein Ziel gekommen ist: dass Jesus ihn zu sich geholt hat und einen Platz für ihn vorbereitet hat. Er wird dabei als Kind Gottes offenbar, das Anteil hat an Gottes Ewigkeit.

Diese Hoffnung hilft mir, hilft uns, dass wir selbst das Leben weiter dankbar annehmen und dass wir uns wieder dem Leben zuwenden, dem Leben so wie es ist, begrenzt durch den Tod, der die Schwelle ist, über die wir hinübergehen in das Haus des Vaters.

Schwestern und Brüder,
wir brauchen den Tod nicht zu verdrängen und wir brauchen ihn nicht zu suchen. Wir leben ‑ und in guten wie  in bösen Tagen richten wir uns aus auf das Ziel, zu dem wir unterwegs sind:
Und wir achten darauf, dass wir dem Ziel entgegengehen. Was immer wir tun und unternehmen, es führt uns dem Ziel, dem Vater näher.

Jesus stärkt uns, dass wir über Schmerz und Trauer die Hoffnung nicht verlieren. Wie er unsere Verstorbenen empfangen hat, so wird er auch uns selbst an unseren Platz im Haus des Vaters geleiten.

15.10.2017 Kirchweih (28. Sonntag im Jahreskreis)

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Liebe Schwestern und Brüder,
Kirchweih – am 20. November werden es 87 Jahre sein, dass unsere Herz Jesu Kirche geweiht wurde. Inzwischen wurde sie ein paar Mal renoviert und auch umgestaltet. Zuletzt 1993 in der Verantwortung von meinem Vorgänger Pfarrer Josef Schönberger. Das ist schon wieder 24 Jahre her – und das sieht man mittlerweile auch. Es gibt so manchen Riss im Putz und wohl auch im Mauerwerk.

Vielleicht ist unserer Kirche gerade dadurch uns ein wenig ähnlich …
Uns ist nicht immer anzusehen, dass wir uns freuen, zum Volk Gottes zu gehören. Spüren wir, wenn wir uns versammeln, das Besondere, das eine Gemeinschaft anziehend und schön macht?
Die Freude einander zu sehen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, einander im Leben als Jünger zu bestärken.

Aber nun sind wir hier in unserer in der Kirche da: Sie ist klar strukturiert: alles ist ausgerichtet auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, dessen goldenes Herz strahlt – weil er nicht tot ist, sondern lebendig. Seinen Leib konnten sie töten – er aber lebt und ist verherrlicht bei seinem Vater und hier auf der Erde durch uns, die wir an ihn glauben!

Als Mittelpunkt aufgerichtet steht der Altartisch in unserer Mitte. (Nicht geometrisch – sondern von der Bedeutung her)
Er ist ein Symbol für Jesus Christus. Um ihn sind wir versammelt zum heiligen Mahl. Er, der König der Herrlichkeit, der Auferstandene, hat uns eingeladen. Mit dem Propheten Jesaja gesprochen ‑ erwarten wir von ihm, dass er uns das erlesenste und kostbarste gibt, was nur denkbar ist:
die Liebe Gottes und uns sein Licht umstrahlt. Dass keine Träne mehr fließt, dass das Leben uns erfüllt mit göttlicher Kraft.

Schwestern und Brüder, auch die Gleichnisgeschichte vom Hochzeitsmahl erzählt davon, wer wir sind:
wir sind die, die von der Straße geholt wurden zum Hochzeitsmahl des Sohnes. Wir sind dem Ruf gefolgt: Als wir getauft wurden, sind wir eingetreten in den Hochzeitssaal und haben Anteil an der Freude, am Überfluss des göttlichen Lebens.

Doch – wie denen, die zuerst eingeladen waren und nicht kommen wollten  – darf uns eines nicht passieren: dass wir uns nicht mitreißen lassen, dass wir uns nicht verändern lassen: wer eingetreten ist in den Festsaal des Glaubens, in dem der muss der Glaube wirken:

er sorgt sich um den anderen und sein Wohl;
er vertraut auf das Leben und seinen Schöpfer;
er befreit sich von der ängstlichen Sorge um sich selbst;
er richtet andere Menschen auf;
er schließt Frieden mit seinen Gegnern;
er sieht seine eigenen Fehler und versucht sie zu vermeiden.

Wer eingetreten ist, der steht im Dienst für Gottes Reich und kann nicht mehr für sich selbst leben:
Wir leben als lebendiges Glied in einem Organismus,
wir wissen darum, dass wir unsere Aufgabe erfüllen müssen,
denn der ganze Organismus ist nur gesund, wenn alle seine Glieder gesund sind und ihren Dienst tun.

Schwestern und Brüder, in dieser Kirche haben wir alle Platz – sie ist wirklich sehr groß: Wir sind gesandt unsere Schwestern und Brüder einzuladen, damit der Saal voll wird.

01.10.2017: Erntedank

Lesungen:
1. Lsg: Joel 2,18-24  – 2. Lesung kol 3,15 – 17 – Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Pfarrfest am letzten Sonntag war sehr gut gelungen und ich danke allen, die daran mitgewirkt haben –

Das danken gehört einfach dazu. Wenn ich danke, möchte ich die Mühe anerkennen, die sich alle freiwillig gemacht haben. Ich möchte sie stärken und sie loben und darin bestätigen.

Ja, wir helfen zusammen, wir haben die Kenntnisse und die Fähigkeiten, uns ist das gemeinsame Werk gelungen. Wem sollen wir unsere Dankbarkeit zeigen, da wir uns über den Erfolg freuen können?

„Guter Gott, danke, dass alles so gut gelungen ist.“ – drängt es mich zu beten. „Danke für die Menschen, die gekommen sind, danke für das Engagement der Aktiven, danke, dass sich niemand wehgetan hat.“

Wir danken, liebe Schwestern und Brüder, weil wir einsehen und zugeben, dass unserem Tun, unserer Leistung etwas vorausliegt, aus dem wir schöpfen können: das Leben der Schöpfung, unser Leben in der Schöpfung, unser Miteinander als Menschen.

Wofür kann ich dankbar sein?
Was ist alles gut in meinem Leben?
Soviel Gutes durfte ich schon erleben und genießen!

Wir möchten uns gerne einreden, das alles sei unsere Leistung und unser Verdienst? Doch: wenn wir die Hände in den Schoß legen würden, wenn wir zu bequem wären, uns Mühe zu geben beim Arbeiten, beim Lernen, …

In Wahrheit würden wir uns dadurch dem Leben, das uns geschenkt ist, verweigern. Wir würden Gottes Gaben ausschlagen!

Wir würden uns dem Auftrag verweigern, diese Erde zu bebauen und zu behüten.

Schwestern und Brüder, das ist eine wohltuende Spannung, auf die wir bei diesen Gedanken stoßen: Die Spannung zwischen Gabe und Aufgabe:
Jedes Geschenk, die Schöpfung, unser Leben, unser Körper und seine Kräfte, unser Verstand und seine Fähigkeit die Schöpfung zu verstehen – alles das ist uns gegeben und es ist uns aufgegeben, damit dem Leben, also Gott zu dienen.

Wenn etwas Gutes entstanden ist, dürfen wir uns freuen und es drängt uns zugleich dafür zu danken.

Die Früchte der Erde, die seit Wochen geerntet werden, die Beeren und das Obst, das Getreide und das Gemüse machen es uns besonders leicht –  egal, ob es mehr oder weniger ist als in den letzten Jahren.
Wir danken für das, was wir ernten konnten – es ist den Dank wert.

Davon können wir unseren Hunger stillen und mehr – wir können genießen und schlemmen, denn wir haben im Überfluss.

Wohin mit all diesen guten Gaben?
Was tun mit dem, was unseren Hunger übersteigt?
Wohin auch mit dem Geld, das mehr ist als wir brauchen, um das tägliche Leben zu bestreiten?

Ja, natürlich: Wem viel gegeben ist, dem ist auch viel aufgegeben:

Das ist das Fundament der Bundesrepublik, die 1949 gegründet wurde.
Es gehört zu unserem Leben, dass manche mehr Glück und Erfolg haben, als andere. Sie dürfen mehr haben und besitzen. Doch es gehört dazu, dass sie die Augen nicht vor denen, die nicht so viel Glück und Erfolg haben.
Starke Schultern haben eine größere Verantwortung für das Gemeinwohl.
Dieses Bewusstsein droht zu verschwinden. Viele empfinden fast Ekel vor dem Wort Steuern. Die Menschen aller Einkommensschichten streben heute danach, möglichst viel für sich selbst herauszuholen und sind in Gefahr ihre Verantwortung für das Gemeinwohl zu übersehen.

Es ist uns aufgegeben, den Überfluss zu teilen, mit denen die Mangel leiden. Es gibt Hungersnöte in Afrika. In manchen Gegenden hat es seit Jahren nicht mehr geregnet.

Es gibt die Menschen, deren Ernte durch Unwetter zerstört ist. Sogar deren Felder sind zerstört, so dass sie auch im kommenden Jahr nichts werden ernten können.

Es gibt die Menschen in unserem Land, die kaum das Nötigste zum Leben haben.

Wir sollen es anders machen, als das schlechte Beispiel in der Gleichnisgeschichte: Da wir nichts mitnehmen können in das Leben, das uns nach dem Tod erwartet, sollten wir gerne und mit Freude unseren Wohlstand teilen.

17.09.2017: 24. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder
Die Geschichte Jesu ist glasklar: Wer Vergebung erwartet, der muss selbst bereit sein, zu vergeben.

Schön finde ich, dass es auch einen Text im AT gibt, der den Juden das­selbe erklärt –mit abstrakten Überlegungen zwar, aber in der gleichen Logik. Jesus Sirach schrieb diese Gedanken um das Jahr 200 vor Christus nieder. Seine Schrift will erklären, wie ein Jude zu leben habe.

Wer Vergebung von Gott erwartet, muss selbst bereit sein, zu vergeben!

Haben sie das Gefühl, die Vergebung Gottes zu brauchen?
Gibt es etwas, das sie als Sünde vor Gott begreifen?

Sind wir nicht über all diese Moralvorschriften hinausgewachsen?
Wir haben doch für alles gute Gründe und in mancher Situation geht es halt nicht anders: da muss man halt mal …..
Lügen; da muss man jemand die Grenzen aufzeigen;

„Die Geschichte damals, tut mir zwar schon irgendwie leid, aber es war halt so und so und deshalb …“

Schwestern und Brüder, so sehr Jesus die vergebende und barmherzige Liebe Gottes verkörpert und verkündet hat: In seiner Botschaft ist immer enthalten, dass wir Menschen die Vergebung Gottes nötig haben.

Wir glauben an Gott, wir glauben an das Gute, an das vollkommene Gute; wir glauben daran, dass es das gibt und dass Gott der Gute ist.

Daraus erwächst für uns die Aufgabe, selbst gut zu sein.
Jesus sagt: „Seid vollkommen, wie auch heuer himmlischer Vater vollkommen ist. Er lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse.“

Hinter diesem Anspruch können wir nur zurückbleiben.
Aber wir können uns bemühen, dass unser Handeln immer besser wird,
dass wir gut sind zu unseren Mitmenschen.

Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass wir ehrlich zu uns sind und uns eingestehen, wenn wir nicht gut sind, sondern egoistisch:
es gibt sie: jene Handlungen, in denen wir unser eigenes Wohl über das der anderen Stellen – obwohl beides völlig gleich berechtigt wäre.

Es ist wahr, dass wir selbst Vergebung nötig haben – und deshalb ist es nur recht, dass wir auch bereit sind, denen zu vergeben, die uns Unrecht getan haben.

Aber fangen wir zuerst einmal an uns klar zu werden, was Gott uns alles zu vergeben hat, wenn wir vor ihm stehen und offenbar wird,
was wir Gutes getan und nicht getan haben – und was wir vielleicht sogar Böses getan haben.

Diese Einsicht wird die Nachsicht in uns wachsen lassen.

10.09.2017: 23. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Ezechiel wurde wie große Teile seines Volkes Juda nach Babylon verschleppt. Zuerst kündet er davon, dass Jerusalem und der Tempel von Babylon ganz zerstört würden. Dann aber, nachdem dies Unheil eingetreten ist, kündet er von der neuen Zukunft für Israel und richtet es durch Hoffnungsbotschaften auf.
Ezechiel fühlt sich zum Wächter Israels berufen: Er soll Israel davor warnen, Unrecht zu tun und den Weg des Lebens zu gehen.

Brauchen wir nicht auch heute Wächter, die darauf achten, dass wir nicht den Weg des Lebens verlassen und Wege gehen, die Tod bringen – anderen und uns selbst?

Die Kirche, gerade auch Franziskus, tritt häufig als Wächter der Mensch­lichkeit auf: die Liste der Themen ist lang:
Die Gewinnsucht der Menschen wird angeprangert, die Diktatur des Relativismus bedauert, der Schutz des ungeborenen Lebens angemahnt,
die besondere Bedeutung der Ehe von Mann und Frau herausgestellt,
es wird zum Frieden gemahnt.

Sollen wir, dürfen wir als Kirche die Gesellschaften, die Regierungen und Völker mahnen – ausgehend von unseren Werten? Es ist ja ein wesentlicher Unterschied zu den Zeiten Ezechiels:

Israel sah sich als von Gott auserwähltes Volk, es war sein Volk, das sich verpflichtet wusste, den Weisungen Gottes zu folgen.

Unsere Gesellschaft ist eine offene Gesellschaft. Die gemeinsame Basis des Zusammenlebens sind nicht Gottes Gebote, sondern die Achtung der Menschenwürde, die Freiheit jedes Einzelnen, die Gleichheit vor dem Gesetz.
Doch die Lebensweise jedes Einzelnen, seine Moral und seine Wertvorstellungen – sind so verschieden, individuell. Jeder darf – innerhalb der Gesetze – leben, wie er will. Diese Gesetze stammen nicht von Gott, sondern vom Deutschen Bundestag, von der Menschenrechts­konvention, vom europäischen Rat und Parlament.

Die Christen sind eine – untereinander höchst unterschiedliche – Gruppe in der Gesellschaft, mit eigenen gemeinsamen Werten: (zum Beispiel: Ja zum Leben, auch zu Menschen mit Behinderungen) doch niemand wird uns zugestehen, dass wir sie denen aufdrängen, die keine Christen sind.

Propheten brauchen wir selbst: Propheten, die Gottes Wort der Mahnung und Warnung und der Hoffnung sprechen – für uns, die wir uns als das neue Volk Gottes verstehen, als Schwestern und Brüder Jesu, der uns mit Gott versöhnt hat.

Was hätte ein Prophet uns, der Kirche Gottes, zu sagen? Was hat er uns zu mahnen?

Werdet euch bewusst, dass ihr aus einer anderen Quelle lebt:
Ihr seid Gottes Kinder! Euer erstes und wichtigstes ist, dass ihr an die Liebe Gottes zu euch glaubt. Er ist Euer Leben. Er schenkt euch das Heil – dieses Heil ist im kommenden Leben für euch bereit – nicht in dieser Welt.

Euer wichtigstes ist, dass ihr Gottes Liebe erwidert: dass ihr euren Mitmenschen Gutes tut, dass ihr den Notleidenden helft, dass ihr niemanden überseht, dass ihr zu denen geht, die in der Gesellschaft keinen Platz bekommen.

Habt keine Angst davor, anders zu sein: Habt keine Angst, wenn nicht mehr viele euren Glauben teilen; habt keine Angst, wenn ihr ja sagt zum Leben, auch wenn es krank ist und schwer wird;
habt keine Angst davor, Eure Zeit und Euer Geld zu teilen:

Vielmehr: seid froh, dass ihr Gottes Liebe kennt, seid froh, dass ihr in der Gemeinde gleich gesinnte treffen dürft, seid dankbar für die Hoffnung, die euch gegeben ist. Eure Zukunft ist das Leben in Gottes Licht.