03.09.2017: 22. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
so manches Parfum hat einen betörenden Duft – und lässt dem Gegenüber kaum eine Chance, sich nicht hingezogen zu fühlen.
Betören und verführen – hängen unserem Sprachgefühl nach nahe zusammen: Der Prophet Jeremia sagt zu Gott, zum Gott Abrahams, der Israel aus Ägypten herausgeführt hat: „Du hast mich betört“.

Das ist kein leichtes Los für Jeremia: Das Königreich Juda läuft den Götzen nach; Arme werden ausgebeutet, die Reichen und Mächtigen beugen das Recht zu ihren Gunsten – Jeremia muss zu ihnen Gottes Worte sagen: Worte des Fluchs, des Unheils, der Zerstörung, drohende Worte.
Ansehen gewinnt er dadurch nicht: er wird verhöhnt, verspottet, verfolgt, verhaftet, in die Zisterne geworfen.

Er muss so viel aushalten, dass er am liebsten nicht mehr Gottes Wort sprechen würde: doch dann ist es wie Feuer in seinem Herzen – es ist nicht auszuhalten. Jeremia muss reden!

Warum bürdet er sich das auf? Warum bürdet Gott ihm das auf?

Warum sendet Gott Jesus von Nazareth, damit er den Armen sein Erbarmen verkündet und die Kraken heilt und die Schwachen aufrichtet, so dass sich der Zorn der Mächtigen gegen ihn richtet?

Liebe Schwestern und Brüder, wir alle haben diese Erfahrung:
wenn wir uns für etwas einsetzen, wenn wir uns stark machen für jemanden, wenn wir ein Ziel anstreben – müssen wir Hindernisse und Widerstände überwinden.

Wann immer wir uns einsetzen für das, was wir als richtig erkennen, werden wir Widerstand erleben.

Wenn wir heute als Christen, in der Nachfolge Jesu leben wollen,
wenn wir Gottes Ja zum Leben und zum Menschen konsequent in unserem Leben umsetzen,
wenn wir davon sprechen, dass Selbstbestimmung nicht alles ist,
werden wir Widerstand spüren.

Ein Beispiel unter vielen, die ich aufzählen könnte ist der Schutz des menschlichen Lebens vom Beginn, bis zum Tod,
wo man heute sagt: Ein Leben mit Krankheit, ein Leben mit Schmerz soll besser beendet werden. – Gott aber sagt: Das Leben soll gestärkt werden, bis zum letzten Atemzug.

Die wichtigste Botschaft aber, die wir empfangen haben und die uns anvertraut ist:
Diese Welt ist Gottes Welt. Der Mensch ist Gottes Ebenbild!
Deshalb ist die Welt und der Mensch heilig – von Gott geheiligt.

Das gebietet uns Ehrfurcht vor der Schöpfung, Ehrfurcht vor dem Leben und Ehrfurcht vor dem Menschen vor jedem Menschen.

Es gibt keinen Menschen, der diese Ehrfurcht nicht verdient.

Schwestern und Brüder,
diese Botschaft brennt in unseren Herzen und wir dürfen und können davon nicht schweigen;

Wir können nicht anders, als danach zu leben:
Wenn wir Gott etwas schenken können, dann sind wir das selbst, in dem wir die Ehrfurcht vor dem Leben, vor Gottes Geschöpfen zur Grundlage unseres Lebens machen.

So mögen wir vielleicht manch kurzes Vergnügen versäumen.
doch wir gewinnen viel mehr:
Wir finden das Leben Gottes, das in uns ist und das uns mit der ganzen Schöpfung Gottes verbindet.

30.07.2017: 17. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wer war Salomo? Salomo entstammte dem Ehebruch, den sein Vater David mit Batseba begangen hatte. Er wurde ca. 990 v. Chr. geboren und regierte von 970 an als König von Israel und Juda bis zu seinem Tod im Jahr 930 v. Chr.

Damit wissen wir nicht viel von ihm. Das 1. Buch der Könige beschreibt ihn als den König und Vorausbild des Messiaskönigs, der kommen wird, um das Volk zu befreien und der über die ganze Erde herrschen wird.

Deshalb rühmt es die Weisheit des Königs: Kaum mehr als 20 Jahre alt, ist Salomo nun König. Was für ein Herrscher will er werden? Was soll seine Herrschaft auszeichnen? Das sind natürliche Fragen!

Er will mit einem hörenden Herzen das Volk regieren und Böse und Gut unterscheiden können!

Liebe Schwestern und Brüder, der Wunsch ist vielleicht gar nicht so ungewöhnlich. Es ist doch naheliegend für seine Aufgabe Ideale zu verfolgen, Werte, wie wir es heute nennen?

Werte bestimmen das Handeln, sie bestimmen die Entscheidungen, sie gestalten die Welt. Welche Werte sollen unser Leben bestimmen?

Vor einer Bundestagswahl ist dies eine wichtige Frage. Als Bürger mit ein­er freien Stimme, muss ich wissen, welche Werte mir wichtig sind – damit ich beurteilen kann, welche Kandidatinnen sie am ehesten vertreten.

Vergewissern wir uns selbst: was wünschen wir uns? wie soll es in unserer Gesellschaft, in unserem Land zugehen?

Das erste ist der Vorrang der einzelnen menschlichen Person. Die gesellschaftliche Ordnung muss so angelegt sein, dass der einzelne Mensch in Würde leben und über sich selbst bestimmen kann.

Das zweite ist das Gemeinwohl: Das staatliche Handeln muss darauf ausgerichtet sein, für eine größtmögliche Zahl an Personen das größtmögliche Wohl zu erreichen. Die Ordnung des Staates muss also eine gewisse Objektivität haben und darf nicht die Einzelinteressen bestimmter Gruppen oder Personen bevorzugen.

Das dritte Prinzip (Subsidiaritätsprinzip) ist eine echte Herausforderung für jede Regierung:
Denn es besagt, dass sich der Staat soweit wie möglich zurücknehmen soll.
Die Menschen sollen in der Familie, in ihren Gemeinschaften, Vereinen und Verbänden und in ihren Religionsgemeinschaften soweit wie möglich die Probleme des täglichen Lebens selbst lösen können.
Konkret: Es soll lieber ein Seniorenheim der Caritas oder der Arbeiter­wohlfahrt geben als eines in staatlicher Hand. Kindergärten sollen besser von der Diakonie oder von einer Kirchengemeinde oder von freien Vereinen betrieben werden als von der politischen Gemeinde. Sehr wohl aber hat die öffentliche Hand den freien Trägern die entsprechenden Mittel für diese Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Und viertens gehört es zu einem gesunden Staat und einer menschlichen Gesellschaft, dass die Menschen mit größeren Möglichkeiten ihre Verantwortung für die Personen mit den geringeren Möglichkeiten erkennen und erfüllen. Die vermögenden sollen solidarisch sein mit den weniger vermögenden Personen in einer Gesellschaft. Wenn der Abstand zwischen den Reichen und Armen, den Gebildeten und Ungebildeten immer größer wird, wenn die Solidarität der Starken mit den Schwachen missachtet wird, kommt der Staat und die Gesellschaft in Unordnung.

Liebe Schwestern und Brüder,
die Ideale und Werte müssen umgesetzt werden – dafür muss man alle seine Kräfte einsetzen. Man darf nicht davor zurück schrecken, wenn das Aufwand kostet an Geld, an Zeit und an Mühe.
So wie der Mann sein ganzes Vermögen einsetzte, um den Acker mit dem Schatz zu erwerben.

Wer wird es sein, der dem Wohl des einzelnen, dem Gemeinwohl, der Gestaltungsmöglichkeit der freien bürgerlichen Verbände und der solidarischen Verpflichtung der Starken für die Schwachen am meisten verpflichtet ist?

Das dürfen wir prüfen und unser Urteil darüber sollen wir bilden, bevor wir in der Bundestagswahl unsere Stimme abgeben.

16.07.2017: 15. Sonntag im Lesejahr C

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Liebe Schwestern und Brüder!
Ich bitte sie, sich zu erinnern:
Gibt oder Gab es etwas, wofür sie sich begeistert haben:
Ein Hobby vielleicht? die Gärtnerei? Fotografieren?
Musik, ein Instrument? Ein Wissensgebiet?
Ein Geschicklichkeitsspielt?
Ein Ideal? Das tägliche Gebet? Ein Tagebuch zu schreiben?
Gibt es etwas, das ihre Begeisterung geweckt hat?

Für die Umsetzung gibt es einige Gefahren, die dazu führen können, dass wir unsere Vorhaben nicht verwirklichen:

Eine Gefahr sind die Menschen, die es uns nicht gönnen: Sie nehmen uns die Freude und Begeisterung weg: das kannst du nicht. Das ist doch nichts.
Das ist eine Schnapsidee!

Eine zweite Gefahr steckt in uns selbst: Die ersten Versuche zeigen bald Erfolg. Aber dann gibt es Gegenwind: Manche nervt die neue Begeisterung. Der Erfolg stellt sich nicht so ein, wie erhofft. Die Begeisterung verfliegt und das, was schon geschafft war, verkümmerst wieder.

Die dritte Gefahr besteht in der Gewohnheit:
Wir würden schon wollen und auch können: Aber es gibt so viel, was unbedingt getan werden muss. So vieles andere ist wichtiger und bringt auch mehr. Zwischen all dem unausweichlichen – kann nichts neues aufleben und sich entwickeln.

Diese Gefahren bedrohen auch unseren Glauben und das Leben in der Nachfolge Jesu: Das ist doch überholtes Zeug – Unwissenschaftlich – Daran kann doch keiner mehr glauben in der heutigen Zeit.

Es ist mühsam, immer wieder zu fragen: Was ist Gottes Wille für mich?
Wie kann ich im Geist Jesu handeln? Immer wieder sich rechtfertigen müssen für den Glauben. Das kann uns müde machen und unseren Glauben vertrocknen lassen.

Und diese Welt bietet so viel: Man kann so viel erreichen, man muss doch mithalten, man muss sich doch anpassen; man kann nicht immer außen vor stehen und immer den anderen nachschauen. ….

Verfolgung, Bequemlichkeit und Egoismus und Mutlosigkeit bedrohen die Botschaft Jesu – seit es Jünger Jesu gibt und auch in der heutigen Zeit.

Nicht wenige werden mutlos, resigniert und verzagt. „Das hat doch eh alles keinen Sinn!“ Die Welt wird immer schlechter. Die Gewalttätigen werden immer brutaler und immer mächtiger.

Schwestern und Brüder, das ist ein Generalzweifel an Gott!

Denn wenn ich sage: das Gute, der Friede, die Verständigung, die Gewaltlosigkeit, der Umweltschutz – das alles hat keine Chance –
dann sage ich:

Die Gewalt wird die Welt beherrschen! Die Zerstörung unserer Erde lässt sich nicht aufhalten. Es wird nie Frieden geben. Der Egoismus ist die bestimmende Kraft: Betrug und Raub, Lüge und Mord – das Böse hat das Sagen in der Welt.

Wenn ich so denke, habe ich aufgehört, Gott etwas zuzutrauen. Dann glaube ich nicht mehr an Gott, dann vertraue ich ihm nicht mehr.

Gegen diese Gefahr für unseren Glauben an das Gute, an Gott und seine Macht, gibt es ein Gegenmittel: Wir müssen den Blick weiten, dann werden wir erkennen:

Neben all dem Bösen in der Welt, neben all den schlimmen Ereignissen und neben den todbringenden Mächten wächst das Leben:
Menschen helfen einander. Es gibt Frieden. Sehr viel sogar.
Es gibt wirksame Bemühungen im Umweltschutz. Es gibt friedfertige Menschen – die meisten sogar.

Das Gute, ist bedroht. Der Glaube an Gott, den Guten ist bedroht durch das Böse, dass es gibt. Doch: das Gute zieht seine Kreise. Gottes Wort bewirkt, zu was er es gesprochen hat: Es bewegt die Menschen, dass sie so lebensfreundlich sind, so voll Liebe, wie Gott selbst.

Das Wort Gottes fällt nicht nur auf Felsen und Weg und unter Dornen:
Es fällt auf fruchtbaren Boden und bringt Frucht.
Das sollten wir sehen und dafür dankbar sein. Öffnet den Blick für das Gute, das täglich geschieht.

09.07.2017: 14. Sonntag im Jahreskreis

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Kommt alle zu mir, liebe Schwestern und Brüder, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt!

Fühlen Sie sich angesprochen? Womit und wofür plagen sie sich?

Welches Joch hat ihnen das Leben auferlegt?
Welches Joch legen andere auf ihre Schultern?
Welches Joch legen sie selbst auf ihre Schultern?

Die Lasten, die wir zu tragen haben sind vielfältig.
Manche sind unvermeidlich – aber nicht alle!

Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen!
Denn ich bin gütig und von Herzen demütig!

Mit diesen Sätzen erinnert das Mt. EV an die Messiasverheißung des Propheten Sacharja:
Zion, Jerusalem jauchze, denn dein König kommt zu dir.
Er ist gerecht und hilft – er ist demütig und reitet auf einem Esel!

Sacharja geht noch weiter:
Ich vernichte alle Kriegswaffen und verkünden den Völkern Frieden!

Wenn diese Verheißung endlich in Erfüllung ginge!

Sicher: Jesus ist gekommen. Er hat gezeigt, dass es auch anders geht.
Er hat sich unter kein fremdes Joch gebeugt.
Er hat einzig und allein den Willen des himmlischen Vaters getan.
Er hat geheilt und Hoffnung geweckt und befreit!

Doch hat er dem Krieg auf der Erde kein Ende gesetzt.

Die zu ihm kommen und auf ihn hören, hat er befreit:
Er hat einen neuen Weg gezeigt: das Leben ist nicht dazu da, Reichtum zu erringen und Macht anzuhäufen und Bewunderung zu erregen.
Das Leben ist da, um es zu teilen und um das zu teilen, was zum Leben nötig ist.

Doch: Friede ist nicht auf der Erde!
Die Mächte der Erde hüten ihre Waffenarsenale.
Sie drohen einander mit ihren Waffen und sie setzen sie ein. Unzählige Menschen fallen ihnen zum Opfer.

Jede neue Technologie: ob in der Elektronik, in der Mechanik, in der Chemie und Biochemie wird benützt, um Waffen zu erfinden,
um andere zu bekriegen.

Wann endlich werden die Menschen ihre Waffen niederlegen?
Wann werden statt Kleinkaliberwaffen Werkzeuge gehandelt.
Wann werden Schulen und Krankenhäuser gebaut, statt Kasernen und Waffenfabriken?

Man könnte es sich leicht machen und als Realist feststellen:
Solange es Menschen gibt, wird es Kriege geben. Zynische Lehrsätze legen dies nahe wie der: Der Krieg ist die Mutter des Fortschritts.

Doch wehe ich mich dagegen: dieser Realismus beschreibt die Vergangen­heit. Die Zukunft aber wird von Visionen und Utopien gestaltet.

Wir müssen vom Frieden träumen und davon, dass alle Menschen die Güter der Welt miteinander teilen.
Wir müssen daran glauben, dass der Mensch dazu fähig ist, das Wohl der anderen genauso ernst zu nehmen wie das eigene.
Wir müssen daran festhalten, dass der Mensch sich entwickeln und
in Frieden leben kann.

Jesus hat dies Vertrauen in die Menschen gehabt – und unzählige wurden dadurch ihm gleich: Haben Frieden gestiftet und Menschen geheilt und die Not vieler gelindert oder beseitigt.

Schwestern und Brüder, der Frieden, die Gerechtigkeit fallen nicht vom Himmel, sie sind uns aufgegeben.
Vertrauen wir darauf, dass Frieden möglich ist auf der Erde.
Handeln wir gerecht und fair und helfen wir so wie wir können, dass Menschen aus Armut und Unterdrückung befreit werden.

Die Zukunft der Welt kann nur der Friede sein.

02.07.2017: 13. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
wie leicht oder schwer fällt es uns, Fremde zu beherbergen?
Da kommt jemand – unbekannt – ohne Empfehlung – soll ich ihm Herberge geben? – Ihn in meinem Haus schlafen lassen?

Dem Propheten Elischa wurde dieses Gastrecht gewährt.
Eine vornehme Frau errichtete ihm sogar ein Obergemach auf dem Dach ihres Hauses. Elischa wiederum versprach ihr die Geburt eines Sohnes – obwohl ihr Mann schon alt war.

Darauf bezieht sich das Evangelium und sagt: Wer einen von Euch, einen Propheten oder einen Gläubigen um meines Namens willen aufnimmt – der nimmt mich auf und er wird nicht um seinen Lohn kommen.

Jüngern Jesu aufnehmen und ihnen Wasser zu trinken geben –
klingt in unserer Region zwar ein wenig unwirklich. Aber immerhin freundlich. Jedenfalls bei weitem freundlicher als die Sätze:

Wer Kinder, Eltern, mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig!

Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Merken sie es:
Jesus fordert nicht dazu auf, Familienangehörige im Stich zu lassen,
er fordert nicht dazu auf, sich selbst das Leben schwer zu machen und sich selbst Leid zuzufügen.

Entscheidend ist bei allen diesen Sätzen das: „um meinetwillen“

Jesus ist der Erlöser, der Sohn Gottes – er setzt die Gebote nicht außer Kraft. Ehre deinen Vater und deine Mutter! Das gilt – ganz sicher für Jünger Jesu. Normalerweise besteht da kein Gegensatz – im Gegenteil:
Jesus tadelt ein scheinheiliges Hintertürchen durch das sich die Nachkommen der Pflicht entledigen, für ihre Eltern zu sorgen.

Doch kann sich die Frage stellen:
Werde ich – gegen meine Neigung – um meiner Eltern willen,
den Glauben verweigern: weil die Eltern es nicht wollen?

Werde ich – obwohl ich die Verpflichtung spüre – nicht für einen guten Zweck spenden – weil meine Kinder dagegen sind?

Werde ich um eines Ausflugs willen die Sonntagsmesse versäumen?
Werde ich um meiner Karriere Willen, meines Verdienstes wegen, die Familie aufs Spiel setzen?
Werde ich um meines guten Rufes willen verschweigen, dass ich an Christus glaube und zur Kirche gehöre?

Werde ich Frauen und Männer der Kirche unterstützen, die die Botschaft Jesu verkünden? Jene, die sich für Menschen in Not einsetzen und für mehr Gerechtigkeit in der Welt?

Schwestern und Brüder:
Was tue ich um Jesu Willen? Damit sein Werk weitergeht?
Wieviel ist er mir wert? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?

Jesus hat uns gerufen. Wir wollen seine Jünger sein.
Ohne unser Tun, ohne unsere Hilfe, ohne uns –
kann sein Werk der Versöhnung nicht weitergehen.

Was tue ich, und was tue ich so, wie ich es tue,
genau deshalb, weil ich an Christus glaube?

Wann habe ich mir zuletzt Gedanken gemacht, ob ich mich meinem Glauben entsprechend verhalte?

Was trage ich zum Leben der Kirche bei?
Was kann ich für das Reich Gottes tun?
Worin besteht das Kreuz, das ich um Jesu willen trage?

Der Lohn, der uns in Aussicht gestellt ist?
In dieser Welt: die Freundschaft vieler Menschen, die mit uns in der Jüngerschaft leben.
In dieser Welt, die Freude daran, das Reich Gottes wachsen zu sehen und Gutes zu tun.

In der kommenden Welt werden wir Anteil haben an der Herrlichkeit Gottes und werden in seinem Licht sein.

18.06.2017: 11. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Mose stieg zu Gott hinauf – das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Niemand kann zu Gott hinaufsteigen und wieder herunterkommen – wie ein Bergwanderer, der wieder im Tal angekommen zufrieden und müde seinem Körper Erholung gönnt.

Mose stieg hinauf zu Gott – sich Gott nähern, das ist so etwas wie in die Höhe steigen. Aus der Höhe sieht man weit, findet den Überblick: So war der Weg – so geht er weiter.

Die Vision Mose von Gottes Wort nimmt zuerst zurück nimmt den zurückgelegten Weg in den Blick:
Gott hat uns aus der Hand der Ägypter entkommen lassen:
Wind und Wetter waren auf unserer Seite.
Hunger und Durst haben wir überwunden auf dem Weg durch die Wüste.
Als ob Gott uns getragen hätte, wie Adler ihre Jungen auf den Flügeln tragen. So hat er uns hier ankommen lassen.

Die Vision des Mose von Gottes Wort richtet seinen Blick dann in die Zukunft: Gott hat sich als ein starker und treuer Bundespartner erwiesen.
Es liegt nun an diesem Volk, ebenfalls ein treu zu sein und diesen Bund zu halten, ihn nicht zu brechen.

Dann kann dieses Volk, Gottes besonderes Eigentum sein, unter allen anderen; ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk.

Israel, ist das Volk, das Gott sich erwählt hat: er hat es unter seine Obhut genommen, damit es eine ganz besondere Aufgabe erfüllt:
Durch Israel sollen alle Völker der Erde den erkennen, durch den Himmel und Erde sind, der alles ins Sein und ins Leben gerufen hat, was es je auf dieser Erde geben wird:

Dieses Volk Gottes lebt bis heute fort durch den Holocaust hindurch, allen Verfolgungen und allen Verirrungen zum Trotz. Es ist und bleibt Gottes erwähltes Volk, durch das alle Menschen zu Gott finden sollen.

Aus diesem Volk ist Jesus Christus geboren. Durch ihn haben viele Menschen aus allen Völkern der Erde zu Jahwe, dem Gott Israels, gefunden. In ihm ist dieses Versprechen real geworden:

Der Jude und wahre Israelit Jesus von Nazareth führt die Menschen zur Erkenntnis Gottes, der da ist, in und für jeden Menschen.

Diesen neuen Bund hat Gott durch Jesus mit uns geschlossen.
In seinem Leben, Sterben und Auferstehen.

Wir alle, die wir glauben und getauft sind, sind eingeschlossen in diesen neuen Bund – wir sind Gottes Volk. Wir sind dazu erwählt und bestimmt, dass wir das Werk Jesu weiterführen. Durch uns sollen alle Menschen erfahren, dass sie Gott zum Vater haben, dass sie Gottes geliebte Kinder sind; dass ihre Zukunft im Himmel ist.

Wir haben nicht nur die Erlösung empfangen, die Befreiung von Sünde und Tod, wir sollen diese Gabe weiterschenken:
wenn wir Kranken beistehen, wenn wir mit Armen teilen, Gefangene besuchen und Unglückliche aufrichten, wenn wir unseren Glauben und unsere Hoffnung mit anderen teilen.

Dazu sind wir erwählt von Gott. Deshalb bekennen wir zusammen mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern, das allgemeine Priestertum aller Gläubigen.

Wer glaubt, ist mit Gott versöhnt. In ihm ist Gottes Geist lebendig und wirksam.

Und jeder, der Glaubt, ist dazu berufen und befähigt, Gottes Liebe in seinem Tun und Reden zu bezeugen.

Die Getauften sind das neue Volk Gottes und haben Anteil am Priestertum Jesu Christi, der zu uns spricht:
Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.

04.05.2017: Pfingsten

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Liebe Schwestern und Brüder!
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ So beginnt die Bibel. Schon im ersten Satz der Bibel ist vom Geist Gottes die Rede – hebräisch: RUAH JAHWE – und übrigens: weiblich. – Das nur nebenbei!

Der Geist eines Menschen, das ist nicht irgendetwas von ihm.
Der Geist ist das Zentrum der Persönlichkeit, sein Wesen:
Ob jemand freundlich ist, wohlwollend, zuvorkommend, klug, mutig, schüchtern, interessiert oder gleichgültig – dies alles und mehr bildet zusammen den Geist eines Menschen.

Beim Geist Gottes ist es nicht anders! Der Geist Gottes, das ist nicht irgendein mehr oder weniger wichtiges Teil, sondern das ist das Wesen Gottes: Gottes Geist, Gott war über allem und er ist über allem und in allem.

Weil Gottes Geist der Anfang von allem ist, deshalb kann die Schöpfung ihn erkennen. Gottes Geist führt uns zur Erkenntnis, dass Gott der Ursprung von allem ist, die Quelle des Lebens.
Dieses Erkennen Gottes ist ein Vorgang der Verinnerlichung: Wir erkennen nicht einen Sachverhalt, sondern ein Du, das Du Gottes.
Diese Erkenntnis unterscheidet sich grundlegend vom Erkennen der Dinge und Naturgesetze. Da bleiben wir auf Distanz zum erkannten Gegenstand. Der immer etwas anderes bleibt als wir selbst und von uns getrennt.

Wenn wir einen Menschen, eine Persönlichkeit, wenn wir Gott erkennen, schwindet die Distanz; es entsteht immer größere Nähe, so dass wir sagen können: Du bist in mir und ich bin in dir.

Diese Art des Erkennen heißt Glauben: Wenn wir an Gott glauben, an einen Menschen glauben, geht es um vielmehr als um: „Vielleicht“ und „es könnte sein“, „vermutlich“.

Wenn wir einander erkennen, lernen wir einander zu verstehen, wir lernen Gott zu verstehen und wir werden ihm dabei immer ähnlicher.

Je mehr wir Gott erkennen, desto stärker wirkt Gottes Geist in uns.
Der Geist, der Leben in die Schöpfung bringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ein sehr wichtiger Aspekt des Pfingstfestes:
Wir feiern dankbar, dass wir Gottes Geist empfangen haben.
Er hat in uns den Glauben erweckt;
Er verbindet uns miteinander und lässt uns zu einer Einheit aus vielen Verschiedenen werden, die alle diese Einheit bereichern.

Der Geist Gottes, den wir empfangen haben, drängt uns,
Gottes Liebe bekannt zu machen,
Jesus Christus zu verkünden und seine Auferstehung, durch die wir gerettet sind;
Dieser Geist drängt uns, Versöhnung zu wirken, die alle Sünden der Menschen überbietet und alle Verletzungen heilt, die wir Menschen einander antun.

Der Geist Gottes weckt in den Menschen immer wieder den Glauben,
das Vertrauen in Gottes Liebe und in die größere Kraft der Liebe gegenüber Neid, Missgunst und Hass.

Den Geist Gottes haben wir empfangen, damit wir Gottes Heil in uns haben und zu den Menschen bringen.

28.05.2017: 7. Sonntag der Osterzeit

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Liebe Schwestern und Brüder
Jesus hatte seinen Jüngern die Füße gewaschen.
Dann überliefert das Johannesevangelium eine lange Abschiedsrede Jesu, in der er ihnen offenbart: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Daran betet Jesus zu seinem himmlischen Vater und bittet ihn für seine Jünger, dass sie eins sein sollen, wie er und der Vater eins sind, dass sie in der Liebe vollendet sein sollen, dass der Vater sie verherrlichen soll.

Einen einzigen Satz aus dem Abschnitt, den wir gerade gehört haben, möchte ich heraus greifen. Jesus betet:
„Meine Jünger haben jetzt wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast!“

Dazu fällt mir eine Stelle aus dem Matthäusevangelium ein:

Jesus lehrte in seiner Heimatstadt Nazareth in der Synagoge, so dass alle staunten. Sie sagten: Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.

In dem Kontrast wird deutlich, was uns zu Jüngern Jesu macht:

Wenn wir wirklich glauben, dass Jesus von Gott ausgegangen ist: und zwar von dem Gott, der sich Mose als „Ich bin für euch da“ geoffenbart hat.
Er kommt von dem Gott, dessen Volk Israel ist.
Es ist der Gott, in dessen Namen die Propheten Jesaja, Ezechiel, Amos, Jeremia und all die anderen aufgetreten sind, um das Volk zu mahnen, Jahwe treu zu bleiben und seine Gebote zu befolgen und vom Unrecht abzulassen.

Es ist der Gott, in dessen Namen diese Propheten immer wieder Rettung und Heil verheißen haben.

Jahwe, der Gott Israels, der einzige, der Himmel und Erde im Dasein hält, er hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit er Frieden bringt und Versöhnung und das ewige Leben für alle, die an ihn glauben.

Jetzt aber leben wir in der Welt, liebe Schwestern und Brüder.
In der Welt kämpfen die Menschen um Macht und Besitz, um Ruhm und Ehre. In der Welt zählt für viele nur das, was ein Mensch leisten kann und sich leisten kann, es zählen Kraft und Geschicklichkeit.

Krieg und Gewalt, Hinterlist und Betrug, Mobbing und Verachtung werden als Mittel angesehen, um seine Ziele zu erreichen:

Die Jünger Jesu aber erkennen, dass seine Botschaft von Gott kommt:

Frieden, Versöhnung, Heilung und Heil, Wahrheit und Gerechtigkeit, Liebe und Erbarmen – das alles ist göttlich.

Dies  soll deshalb unser Leben bestimmen – und vor allem unser Handeln. Dafür müssen wir uns immer neu entscheiden.  Darin liegt die Zukunft des Lebens. Das Ziel der Evolution ist, dass das Prinzip des Fressens und Gefressen Werdens überwunden wird.

Das Ziel der Evolution liegt darin, dass das Prinzip Gottes immer mehr das Leben bestimmt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Wir Menschen sind nur wenig geringer gemacht als Gott, wir sind sein Ebenbild. Wir können ihn immer ähnlicher werden.

23.04.2017: 2. Sonntag der Osterzeit

Liebe Schwestern und Brüder,
Christen in Ägypten, im Irak und im Iran und in vielen anderen Ländern der Erde stehen heute in einer ähnlichen Situation wie die Christen, für die der erste Petrusbrief geschrieben ist: Sie müssen mit Verfolgung und mit Ermordung rechnen – weil sie Christen sind.

Der erste Petrusbrief wurde wahrscheinlich nicht von dem Fischer Simon Petrus geschrieben, dem Jesus den Auftrag gab: Weide meine Lämmer.

Der Brief dürfte während der reichsweiten Christenverfolgung unter Kaiser Domitian in den Jahren 95 und 96 n.Chr. geschrieben worden sein, um den verfolgten Christen Mut zu machen. Der Absender des Briefes wollte den verfolgten Christen Mut machen – so wie es Petrus an seiner Stelle getan hätte – deshalb gibt er Petrus als Absender des Briefes an.

Ich staune darüber, dass uns ein so alter Text noch aus dem ersten Jahrhundert vorliegt, der bereits auf jahrzehntelange Traditionen zurückgreift, die an die Zeit unmittelbar nach Karfreitag und Ostern heranreichen. Christen gibt es nachweislich seit Mitte des ersten Jahrhunderts: Grund dafür ist das Ereignis, das alle Schriften des Neuen Testaments die „Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ nennen.

Die Christen fühlen sich wie neu geboren durch die Taufe: neu geboren für das unverlierbare Erbe im Himmel auf das sie durch die Auferstehung Christi hoffen.

Sie fühlen sich behütet von Gottes Macht, also unter seinem Schutz:
damit sie sie die Verfolgung als Prüfung des Glaubens verstehen, damit sie die Prüfung bestehen und am Glauben festhalten.
Sie hoffen auf Lob und Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi – den sie zwar nicht gesehen haben, den sie aber doch lieben und an den sie glauben.

Auch wir haben Christus nicht gesehen und wir sehen ihn nicht.
Wir glauben aufgrund der Verkündigung der Apostel und der vielen Generationen von Christen in den vergangenen 2 Jahrtausenden.

Dass wir ihn nicht sehen können, hat immer schon Zweifel aufkommen lassen an der Botschaft: „Jesus ist von den Toten auferstanden!“

Diese Zweifel spiegeln sich in allen vier Evangelien – obwohl doch gerade die Evangelien Werbeschriften für den Glauben an Jesus und seine Auferstehung sind. Ganz ausdrücklich formuliert im Johannesevangelium Thomas, ein Apostel, den Zweifel: „Wenn ich ihn nicht sehe, glaube ich nicht!“ Er fragt nach den Wunden Jesu: Wie kann einer, den man ans Kreuz schlug, auferstehen? Wie kann Jesus der Erlöser sein, der Messias, da er doch so erbärmlich zugrunde gerichtet wurde?

Thomas durfte es sehen und einsehen: durch seine Wunden sind wir geheilt. Da er für die Botschaft des Lebens, für seine Liebe den Tod erlitt, wurde er uns zum Erlöser. Darin liegt seine unzerstörbare Kraft, die Welt zu verändern und zu heilen. Nicht mehr der Tod ist der Horizont, sondern das Leben erwartet uns am Horizont. Nicht der todbringende Hass, Neid Geiz und Eifersucht – sondern die leben schaffende und zeugende Liebe, die Großzügigkeit, Barmherzigkeit und Erbarmen – bestimmen das Leben.
Nicht Angst und Traurigkeit, sondern Hoffnung und Freude.

Deshalb sagt Jesus: Empfangt den Heiligen Geist. Habt meinen Geist in euch. Er soll den alten Geist aus euch vertreiben, der Zweitracht bringt und Trennung. Diese Zusage: Empfangt den Heiligen Geist erinnert mich an das Bild vom Weinstock, das ebenfalls vom Johannesevangelium überliefert wird: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

Wenn wir an Jesus Christus glauben, wenn wir ihm vertrauen, dann ist sein Leben in uns, seine Freude, seine Hoffnung, seine Barmherzigkeit, seine Liebe! Gott behüte uns, damit wir daran festhalten und nicht schwach werden im Kampf gegen die Mächte des Todes.

Umso wichtiger ist für uns die Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig stärken: Wir teilen miteinander, wir freuen uns, wenn wir zusammen kommen, wenn wir erzählen, was Gottes Geist in uns bewirkt.
So halten wir miteinander Mahl und brechen das Brot, und er ist unsichtbar in unserer Mitte.
Ganz sicher brauchen wir diese gegenseitige Stärkung – erst Recht aber
Brauchen die verfolgten Christen Stärkung durch unsere Gemeinschaft

17. 04.2017 Predigt in der Osternacht

Fürchtet euch nicht!
Liebe Schwestern und Brüder, das sind die ersten Worte des Engels an die zwei Marias.

Ist es zum Fürchten, wenn man einen Engel sieht?
Warum aber sagen dann manche Menschen zum anderen:
„Du bist mein Engel!“

Aber ja: es ist zum Fürchten, wenn mitten in unserer Zeit und Geschichte eine andere Dimension auftaucht und alle unsere Erfahrungswerte ins Wanken bringt.

Ich habe noch nie ein Erdbeben gespürt. Ich stelle es mir erschreckend vor, wenn der so sichere Erdboden plötzlich nicht mehr fest ist, sondern wankt und schwankt. Woran soll man sich dann noch halten. Was hält dann noch stand?

Die Erschütterung der Osterbotschaft ist ein solches Erdbeben im übertragenen Sinn: wenn ein Toter „aufersteht“ – worauf kann man sich dann noch verlassen. Was zählt dann noch? Woran kann man sich dann noch halten?

Den Frauen wird gesagt: geht nach Galiläa! Galiläa, das ist der Ort der Seligpreisungen; dort hat Jesus Kranke geheilt, Hungernde gespeist,
das Reich Gottes verkündet.

Daran sollen sich die Jünger halten in diesem Beben der Gewissheiten – völlig verunsichert durch das katastrophale Scheitern ihres Meisters.

Noch ein Angebot bekommen die Frauen: Jesus selbst. sie umfassen seine Füße. Sie wollen ihn festzuhalten und sich an ihm festhalten.
Diese „handgreifliche“ Szene macht deutlich: Das Osterereignis ist kein Traum, keine hysterische Einbildung – es ist real – handfest sozusagen.

Jesus, der Auferstandenen schickt selbst die Frauen zu seinen Brüdern, wie er sagt. Sie sollen ihnen ausrichten, dass sie nach Galiläa gehen sollen.

Sie sollen sich daran erinnern, was sie dort mit Jesus erlebt haben.
Sie sollen sich an seine Botschaft vom Reich Gottes erinnern:
Es wächst, es ist mitten unter ihnen, es ist Gegenwart.
Man muss es annehmen wie ein Kind, um hineinzukommen.

Die Jünger sollen sich erinnern, dass die Sünde den Menschen nicht von Gott trennt, dass kein Kranker von Gott getrennt ist, sondern dass Gott in jedem Menschen ist.

Sie sollen sich erinnern, dass für Gott kein Mensch verloren ist.

Schwestern und Brüder,
unsere Welt wird von vielen Schrecken erschüttert in diesen Jahren:
Völkerwanderungen, nicht enden wollende Kriege, die Veränderung des Weltklimas, zuletzt geht es gar um den Einsatz von Atomwaffen.

In diese Erschütterungen hinein trifft uns das Engelswort, das Wort Jesu:
Fürchtet euch nicht! Geht nach Galiläa. Haltet fest an dem, was ich euch gelehrt habe:

Haltet Frieden, teilt mit den Armen, steht den Kranken bei.
Vergeltet Böses nicht mit Bösem, sucht nicht über andere zu herrschen, sondern ihnen zu dienen.

Glaubt an das Reich Gottes. Es ist euch anvertraut. Es ist schon da.
Ihr könnt darin leben und ihr werdet darin leben.

Liebe Schwestern und Brüder,
In unserem Osterlob preisen wir diese Nacht und singen:
Dies ist die Nacht, die alle, die an Christus glauben, dem Elend der Sünde entreißt und sie ins Reich der Gnade heimführt.

Ostern bringt die Gesetzmäßigkeiten des Todes zum Einsturz und gründet einen neuen festen Halt: das Leben, den Glauben an das Leben, an die Zukunft des Lebens in dieser Welt und an die Zukunft des Lebens in Gottes Herrlichkeit. Nicht Feindseligkeit, sondern Vertrauen; nicht Angst, sondern Hoffnung; nicht Tod, sondern Leben.