24. Dezember 2016: Christmette

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Liebe Schwestern und Brüder,
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
es ist der Messias, der Herr.

Das ist großartig! Den Retter der Welt brauchen wir:
damit die Menschen nicht mehr allzu menschlich, sondern wirklich menschlich sind.
damit niemand mehr Angst haben muss vor Gewalt und Tod;
damit niemand mehr Hunger leiden muss und Durst.

Doch das – liebe Schwestern und Brüder – wird ein Traum bleiben, fürchte ich, solange wir Menschen auf dieser Welt leben.

Nicht einmal der große und allmächtige Gott schafft das, dass alle Menschen friedliebend und gewaltlos sind. Er schafft es ja nicht mal bei mir. Denn ich bin nicht immer friedlich und auch wenn ich niemanden schlage nicht immer gewaltlos.
Selbst wenn ich gar niemand Böses will, passiert es, dass ich anderen zur Last falle und in ihnen Gefühle der Angst, Frustration und Enttäuschung hervorrufe.

Ja, es ist so: sogar Gott kann uns Menschen nicht den Frieden bringen.

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren,
es ist der Messias der Herr!

Woran erkennt man den Retter der Welt?
Ein Kind in Windeln gewickelt liegt in einer Krippe!

So wird der Viehstall zur Oase des Friedens:
denn ein kleines Kind, nackt und bloß, hilflos und klein,
findet in das Herz jedes Menschen hinein.

Das neugeborene Kind, jedes neugeborene Kind zeigt mir:
Mit uns Menschen geht es weiter.
Wir sind nicht am Ende, sondern hier ist ein neuer Anfang!

Wir sind gerettet: die Menschheit wird nicht verschwinden;
wir sind gerettet: die Menschlichkeit wird nicht untergehen,
denn das neugeborene Kind weckt in uns die Menschlichkeit.

Jesus hat in den Menschen, die auf ihn hörten, die Menschlichkeit geweckt und erneuert. –

Vor allem in denen am Rand,
in denen, die schon dem Tod gehörten,
die sich selbst schon aufgegeben hatten
die sich für schlecht und verdorben hielten;
die sich nichts zutrauten, die meinten nichts Besonderes zu sein.

Auch denen, die sich bemühen, gute Menschen zu sein, wirklich menschlich zu sein, hat Jesus einen neuen und helleren Weg gezeigt:
Den Weg der Barmherzigkeit: der Nachsicht, der Versöhnung, der Großzügigkeit, des Vertrauens.

Schwestern und Brüder,
„Euch ist der Messias, der Herr, der Retter geboren“, sagen die Engel zu den Hirten und zu uns: ob er uns rettet, liegt daran, dass wir ihn annehmen als unseren Herrn.

Er verurteilt uns nicht für unsere bösen Worte und Taten und Gedanken – so wenig wie die Ehebrecherin – er bringt uns Frieden.

Er bringt uns Rettung, weil wir durch ihn an das Leben glauben, das uns erwartet, wenn wir ihm nachfolgen und in das Licht Gottes eintreten und selbst zu einem Lichtstrahl des göttlichen Lichts werden.

Wir sind wie die Hirten: wir hören die Botschaft, wir kommen, um das Kind zu sehen, wir erzählen, was uns von diesem Kind gesagt wurde.

Wir kehren zurück in unsere Häuser und preisen Gott,
weil wir den Retter gefunden haben:
ihn der uns rettet, dass wir Menschen bleiben voller Hoffnung
erlöst – befreit –  von der Angst vor dem Untergang
und erfüllt von der Freude, dass Gott mit uns ist.

Amen.

18. Dezember 2016: 4. Adventsonntag

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  1. Lesung: Jes 7,1 – 25 (Zusammenfassung)

In Juda war Ahas König. Damals zogen Rezin, der König von Syrien, und Pekach, der König von Israel, gegen Jerusalem heran. Sie griffen die Stadt an, konnten sie aber nicht einnehmen.

Im Königspalast wurde gemeldet, die syrischen Truppen stünden schon im Gebiet von Efraïm. Der König zitterte und mit ihm das ganze Volk, wie Bäume, die vom Sturm geschüttelt werden.

Da gab der HERR dem Propheten Jesaja den Auftrag: „Geh zu König Ahas hinaus und sag zu Ahas: ‚Bleib ruhig, hab keine Angst! Werde nicht weich vor dem Zorn Rezins und Pekachs; sie sind nur qualmende Brennholzstummel.

Die Syrer und die Efraïmiten planen zwar Böses gegen dich. Sie sagen: Wir wollen nach Juda hinaufziehen, den Leuten dort Angst einjagen, das Land an uns bringen und dort einen neuen König einsetzen!

Aber der HERR, der mächtige Gott, sagt: „Das wird ihnen nicht gelingen! Vertraut auf den HERRN! Wenn ihr nicht bei ihm bleibt, dann bleibt ihr nicht!“

Weiter ließ der HERR dem König sagen:
„Fordere doch als Bestätigung ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, ganz gleich, ob aus der Totenwelt oder aus dem Himmel!“

Ahas antwortete: „Ich verlange kein Zeichen, ich will den HERRN nicht auf die Probe stellen.“

Da sagte Jesaja: „Hört, ihr vom Königshaus! Es reicht euch wohl nicht, dass ihr den Menschen zur Last werdet! Müsst ihr auch noch die Geduld meines Gottes auf die Probe stellen?
Deshalb wird der Herr euch von sich aus ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen und einen Sohn zur Welt bringen, den wird sie Immanuël  nennen. Er wird Butter und Honig essen müssen, bis er Gutes und Böses unterscheiden kann.

Noch bevor er alt genug ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wird das Land der beiden Könige verwüstet sein, vor denen du jetzt Angst hast.
Aber der HERR wird auch für dich, dein Volk und deine Familie eine Unglückszeit kommen lassen, wie man sie seit der Trennung Israels von Juda nicht erlebt hat. Das wird durch den König von Assyrien geschehen.“

Der Tag kommt, an dem der HERR die Feinde herbeiholen wird. Und sie werden kommen und sich im ganzen Land breit machen.

Wenn es so weit ist, wird der König von Assyrien von jenseits des Jordan kommen und euch völlig entehren.
Wenn diese Zeit kommt, wird jeder nur noch eine Kuh und zwei Ziegen haben. Wer dann noch im Land übrig geblieben ist, muss sich allein von Butter und Honig ernähren.
Wenn diese Zeit kommt, wird man die Weinberge ungepflegt lassen müssen, sogar solche, die tausend Weinstöcke tragen, jeder ein Silberstück wert. Sie werden von Dornen und Disteln überwuchert.

Das ganze Land wird voller Dornen und Disteln sein, man wird höchstens noch mit Pfeil und Bogen dorthin gehen, um zu jagen.
Auch die Hügel, die jetzt noch mit der Hacke bestellt werden, wird niemand mehr betreten aus Angst vor den Dornen und Disteln. Rinder wird man dort weiden lassen und Schafe werden den Boden zertreten.

 

Ansprache:  Liebe Schwestern und Brüder,
„Die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären. Sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“

Das Mt. Ev. zitiert diesen Satz aus dem Buch des Jesaja ganz selbstverständlich, als ob da eine alte Verheißung erfüllt würde – doch ehrlich gesagt: Es ist ein wenig anders:

Als Jesaja dies sagt, schließt er daran die Unheilsankündigung:  Bevor das Kind sechs Jahre alt ist, wird sowohl Israel, als auch Syrien und dann auch Juda vernichtet sein.

Jesaja sagt: Ihr wiegt euch in Sicherheit, eure jungen Frauen bringen Kinder zur Welt und  – ihr denkt: Gott ist mit uns – doch ihr täuscht euch:
Weil ihr nicht auf Gott vertraut, sondern fremden Mächten und euch vor ihren Göttern niederwerft, werden diese euch aus dem Land vertreiben und euch alles wegnehmen.
Ihr denkt, Gott ist mit uns – doch habt ihr euch von Gott abgewandt. Ihr unterwerft euch dem König von Assur und stellt seine Götterbilder in eurem Tempel auf. Ihr werdet merken, dass euch das Schaden bringt:
Der König von Assur wird euch unterwerfen und euch alle Ehre nehmen!

Liebe Schwestern und Brüder, die das Mt. Ev. geschrieben haben, kennen natürlich den ganzen Jesaja Text – nicht nur den einen Satz vom Kind, das von seiner Mutter „Immanuel“ genannt wird Es löst aber diesen einen Satz aus seinem Zusammenhang heraus und bezieht ihn auf Maria und ihr Kind. Das Evangelium verkündet:
Jetzt ist es anders als zur Zeit des König Ahas: Das Kind, das Maria unter ihrem Herzen trug, das Kind, das von Josef den Namen Jesus erhalten hat, Dieser Jesus ist wirklich und tatsächlich der Immanuel: In ihm ist Gott mit uns.

Jesus ist der Immanuel, Weil Maria sagte: „Ich  bin die Magd des Herr, mir geschehe nach deinem Wort!“ und weil Josef die Mutter und das Kind zu sich nahm und als sein Vater gilt, im Vertrauen auf Gott, der ihm diesen Auftrag ins Herz legte.

Schwestern und Brüder, „Gott ist mit uns!“
zwar trägt Jesus nicht diesen Namen, aber ER ist dieser „Gott mit uns“.
Ich möchte bei diesem Namen, bei dieser Aussage verweilen:

Trauen wir Christen in Regensburg, in Herz Jesu uns zu sagen:
„Gott ist mit uns?“ Glauben wir das wirklich? Sind wir uns sicher?

Viele Menschen, mit denen wir täglich zusammenkommen, die mit uns im Supermarkt an der Kasse stehen, viele unserer Freunde und Bekannten, selbst in unseren Familien, interessieren sich kaum für den christlichen Glauben – und wissen nicht viel davon. „

Es muss etwas geben. Gott hat uns lieb. Jesus hatte die Menschen lieb.“
Sehr viel mehr wissen viele Menschen nicht vom Christentum.
Was Gottes Wille ist, darüber denken sie wenig nach.

Ich könnte vieles aufzählen, was nicht gerade darauf hindeutet, dass Gott mit uns ist.

Sind Beifall und am Zuspruch die Anzeichen dafür, ob Gott mit uns ist?
Jesus wurde schließlich verfolgt und getötet, ebenso viele Christen bis auf den heutigen Tag.

„Gott ist mit uns“ das haben wir durch und an Jesus Christus erkannt.
Denn in ihm hat Gott unser Leben mit uns geteilt:
Jesus hat an Gottes Liebe geglaubt und seinen himmlischen Vater und die Menschen geliebt – bis in den Tod.

So hat er uns die Tür geöffnet für den neuen Weg,
dass wir das Heil davon erwarten, dass Gottes Wille geschieht:

Durch uns, die wir auf ihn hören und an die Macht der Liebe glauben,
da Gott die Liebe ist. Dass Gott mit uns ist, merken wir, wenn wir Gottes Werke tun, wenn wir Not und Elend lindern und die Menschen um uns so annehmen, wie Gott uns annimmt.

Gott ist mit uns, er hat Jesus zu uns gesandt,
Durch ihn haben wir erkannt, dass Gott wir Gottes geliebte Kinder sind,
dass Gott mit uns ist. Amen.

04. Dezember 2016: 2. Adventsonntag

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Was macht die Katze mit der Maus?
Was macht der Löwe mit der Gazelle?
Was macht das Krokodil?
Was macht der Mensch?

Es ist ein Fressen und Gefressen werden in dieser Welt?
War das immer so? Muss das immer so bleiben?

Die Bibel – das Alte und das Neue Testament – spannen einen weiten Bogen: Am Anfang sei ein Paradies gewesen. Da hätten Adam und Eva ungeschützt – nackt – wohnen können und vor nichts und niemand Angst haben müssen.

Dass Lebewesen einander fressen, das kann nicht Gottes ursprüngliche Schöpfung sein. Die Ordnung der Schöpfung ist verdorben worden – durch die Arglist, durch den Neid, durch das Aufbegehren gegen die Geschöpflichkeit. Dieser Gedanke steht hinter der biblischen Dichtung.

Da kein Mensch Gott in die Karten schauen kann, erfahren wir in der Geschichte vor allem etwas über den, der so denkt:
Er sehnt sich nach Frieden. Keine Gefahr, keine Angst.

Bis heute fragen wir: Warum fressen Lebewesen einander in dieser Welt?

Die Bibel spannt den Bogen bis ans andere Ende der Weltgeschichte und sagt: Es wird so sein, dass Friede ist zwischen allen Lebewesen: Kuh und Bärin werden Freunde und ihre Jungen liegen beieinander. Niemand tut Böses, es gibt kein Verbrechen.

Die Sehnsucht ist Frieden. Ein Leben ohne Gefahr, ohne Angst.

Das liegt für den Menschen in weiter Ferne: das ist klar. Das ist bis heute so. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist lebendig im Menschen.

Durch wen wird dieser Friede eines Tages kommen?

Ein junger Trieb aus dem abgehauenen Baum Isais wird Frucht bringen.
sagt Jesaja. Er wird für Gerechtigkeit sorgen – und benötigt dazu keine Waffen – sein Wort genügt.

Johannes hat auf ihn hingewiesen – auf den, der nach ihm kommt – auf Jesus von Nazaret.

Jesus sprach vom Reich Gottes, vom Frieden – aber seine Gedanken sind anders als die des Propheten Jesaja und auch als in der Paradies-geschichte: Er sagt:

Auf der Erde unterjochen die Könige ihre Untertanen.
Es gibt Kriege und es wird immer Arme geben –
Erdbeben und Überschwemmungen, Sturm und Blitz.

Jesus hat das nicht geändert. er konnte es nicht ändern und deshalb wollte er es auch nicht.

Dennoch war seine Botschaft eine Friedensbotschaft, denn sie verändert jede und jeden, der auf ihn hört:
Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein. Tut denen Gutes, die euch hassen.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch:
Glaubt nicht, dass es ohne euch kommt. Es kommt durch mich und durch euch.

Ihr seht es doch: Sünden werden vergeben, Kranke werden gesund,
das Reich Gottes ist da – wenn wir es durch friedvolles Tun errichten.

Das Reich Gottes, das Riech des Friedens, kann kommen – jederzeit – durch uns.

Das hört sich fast an, als ob Gott dafür gar nicht nötig wäre:
Doch Jesus glaubt bis in die tiefste Fasen an seinen himmlischen Vater:

Diese Schöpfung hat ihren Ursprung in ihm. Das Leben des Menschen führt ihn zu Gott und Gott schenkt dem Menschen Anteil an seiner Herrlichkeit. Kein Haar bleibt ungesehen, das vom Kopf fällt.
Doch dieser Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, ist der Friede der kommenden Welt.

In dieser Welt ist uns der Friede aufgetragen – in der Nachfolge unseres Herrn, der gerade deshalb für uns die Frucht aus dem jungen Trieb ist.
Er ist das Zeichen für die Nationen: das Zeichen des Friedens.

20. November 2016: 34. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
David ist der große König Israels. Von 1000 vor Christus an regierte er 40 Jahre lang als König. Über Ihn und seinen Vorgänger berichten das 1. und 2. Buch Samuel, das etwa 200 bis 400 Jahre später entstand.

Vom Hirtenjungen, der den Goliath besiegte, entwickelte sich David zum Liebling Sauls, der ihn dann aber hasste und töten wollte. David gelang es bei den Philistern, den Feinden Israels Zuflucht zu finden, bis ihm nach dem Tod Sauls die Königswürde übertragen wurde.

Einerseits wird David zum Vorbild stilisiert: Seine Regierungszeit ist die glanzvollste Zeit Israels. Nie mehr wird Israel diese Stärke erreichen. Von David wird aber auch berichtet, wie er schuldig wird, einen seiner Generäle in den Tod schickt, um dessen Frau nehmen zu können.

Wenn die biblischen Verfasser von Kriegen und Erfolgen, von der Politik des Königs berichten, verfassen sie nicht nur eine Chronik.
Sie wollen kundtun, wie Gott in der Geschichte Israels wirkt.
David ist von Gott erwählt. Gottes Kraft ist in ihm – solange er auf Gott hört, geht er mit seinem Volk einen guten Weg.

Die Geschichte ist die Geschichte Gottes mit den Menschen. Wenn auch die Menschen immer Unheil anrichten und das tun, was Gott nicht gefällt:
Gott bleibt uns Menschen treu. Er überlässt uns nicht dem Untergang, sondern sein Geist bewegt immer wieder Menschen dazu, den Frieden zu suchen.

David ist so ein von Gott Erwählter: Der Herr hat zu dir gesagt: „Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein.“

Liebe Schwestern und Brüder, wie können wir diese unsere Jahre deuten?
Können wir erkennen, dass es Gottes Geschichte mit den Menschen ist?

Menschen reißen die Macht an sich, die nicht den Frieden suchen: weder für ihr eigenes noch für die anderen Völker: Sie überziehen die Erde mit Gewalt und Krieg. Das Leben eines Menschen bedeutet ihnen nicht viel. Sie verführen die Menschen mit Versprechungen ihnen zu folgen: Sie versprechen Macht und Stärke für das eigene Land, größeren Reichtum und die Herrschaft über die anderen Völker.

Von ihren Gefolgsleuten fordern sie Opfer: Verzicht auf die Freiheit; sie müssen hinnehmen, dass ihre Städte zerstört werden.
Doch diese Gewalt ist nicht Gottes Wille.

Gottes Wille ist der Frieden der Völker, die Gerechtigkeit, die niemanden ausschließt von den Gütern des Lebens. Doch dagegen haben wir schon zu lange verstoßen.

Das Volk Gottes, die an Christus glauben, haben eine Sendung: dass sie die Stimme erheben und für den Frieden eintreten und für Gerechtigkeit.

Jesus Christus hat den Weg des Friedens gewählt:
Er hat den Kranken Heilung gebracht; den Ausgeschlossen gab er Achtung und Ansehen: den Kleinen, den Armen, den Witwen und denen, die als „Sünder“ gebrandmarkt waren.
Sie erkannten ihn als den Gesalbten des Herrn, den neuen David, den Hirten, den Gott gesendet hat, damit Friede wird.

Selbst am Schandpfahl, am Kreuz, an das man ihn geschlagen hatte, in seiner letzten Stunde, gibt er dem Verbrecher neben ihm Frieden und Hoffnung: Du wirst heute noch mit mir im Paradies sein.

Deshalb rühmen wir ihn: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes!
Er ist der Ursprung allen Lebens, der erste, der von den Toten zu neuem Leben auferstand, denn Gott wollte durch ihn alles versöhnen.
Als Christus am Kreuz sein Blut vergoss, hat er Frieden gestiftet
für alle im Himmel und auf Erden.

Liebe Schwestern und Brüder, wir glauben an Christus;
wir glauben, dass Gott seine Schöpfung nicht dem Untergang überlässt.
Die Gewalt säen und die Güter der Welt für sich alleine haben wollen, werden nicht immer das Sagen haben.

Vielmehr wird Gott Menschen mit seinem Geist erfüllen, mit dem Geist Christi, damit sein Friede in diese Welt kommt, der Friede, der niemanden ausschließt. Diesen Geist haben wir im Glauben an Christus angenommen. Wir sind gesandt, Frieden zu bringen durch Christus,

06. November 2016: 32. Sonntag im Jahreskreis

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  • Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten;
  • Der König der Welt wird uns zu neuem, ewigen Leben auferwecken;
  • Vom Himmel habe ich die Zunge erhalten, von ihm hoffe ich, sie wiederzuerlangen;
  • Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt.

Eindrucksvolle Sätze der Brüder, die gefoltert und getötet wurden, weil sie sich nicht zwingen ließen, vom Gott Israels abzufallen.

In diesen Zeilen begegnen uns die ersten Anfänge des  Auferstehungs-glaubens in der Bibel – dabei sind wir um das Jahr 130 vor Christus.

Noch zur Zeit Jesu war es unter den Juden strittig, ob es eine Auferstehung der Toten gibt, ein ewiges Leben – oder ob die Toten in einem Schattenreich sind, das die Juden Scheol nannten – die Gruppe der Sadduzäer lehnte den Glauben an Auferstehung und ewiges Leben ab – Jesus hingegen predigte und verkündete die Auferstehung der Toten – das ist einer der Hauptinhalte seines Evangeliums.

Und wir: Glauben wir? an die Auferstehung der Toten und das Leben in der zukünftigen Welt? Manche verneinen diesen Glauben – sie lehnen Vorstellungen ab, die allzu anschaulich und einfach sind, wenn sie sagen: So viele Menschen haben ja gar nicht Platz im Himmel. –

Wir können uns nicht vorstellen, wie es sein wird in diesem ewigen Leben – wir können es uns genauso wenig vorstellen, wie wir uns Gott vorstellen können. Doch der Glaube an einen ewigen Gott, an Jahwe, der da ist,
und der Glaube an das ewige Leben passen gut zusammen.

Der gütige und Leben spendende Gott behütet das Leben und gibt ihm Anteil an seiner Ewigkeit. Weil wir das Leben von ihm haben und ein Teil von ihm sind, weil er in uns ist, deshalb ist ewiges Leben in uns.

Es ist naheliegend, dass in diesem ewigen Leben geheilt wird, was verletzt und krank ist. So wie der eine der Brüder hofft, dass er im ewigen Leben seine Zunge wieder erlangen wird.
Es ist schlüssig, dass das Leben der Auferstehung ewiges Leben ist, dass es also dann keinen Tod mehr gibt.

Das Lukasevangelium drückt den Zusammenhang mit diesen Worten aus:
Gott ist ein Gott von Lebenden, denn für ihn sind alle lebendig.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Glaube an die Auferstehung und das ewige Leben ist jedenfalls eine Quelle der Hoffnung und Zuversicht – vor allem für die Menschen in der Bedrängnis: sie werden gerechtfertigt werden. Sie werden entschädigt werden. Sie werden emporgehoben und stehen im Licht Gottes.

Zugleich ist der Glaube an die Auferstehung eine große Kraftquelle:
Da es ein ewiges Leben gibt, in dem es Gerechtigkeit gibt,
umso mehr werde ich im Glauben daran Gerechtigkeit üben;
umso mehr werde ich widerstehen, wenn von mir etwas verlangt wird, das meiner Hoffnung und meinem Glauben widerspricht;
umso mehr werde ich mein Herz öffnen für die Kranken, die Obdachlosen, die Ausgebeuteten;
da ich daran glaube, dass Gott diesen Menschen Gerechtigkeit schenkt, möchte auch ich ihnen Gerechtigkeit geben und Erbarmen zeigen.

Der Glaube an die Auferstehung betäubt nicht und dämmt den inneren den Antrieb nicht ein,
sondern er ist die Kraft, die uns antreibt, Gottes Erbarmen und Gerechtigkeit in dieser Zeit und Welt sichtbar zu machen.

1. November 2016: Allerheiligen

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Liebe Schwestern und Brüder, müssen wir Angst haben vor dem, was kommt, oder können wir zuversichtlich sein?

Jesus preist Menschen selig – das heißt, dass sie Anteil an Gottes Leben haben: die Armen, die Trauernden, die um ihres Glaubens oder um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, die Frieden stiften, die Barmherzigen.

Ihr seid Gottes Kinder, die Gott ähnlich sein werden und die ihn sehen werden, wie er ist – lesen wir im Johannesbrief. –
Gott sehen, wie er ist! Also Gott erkennen, auf Augenhöhe – also ihn gleich und ähnlich. Wir haben Anteil am Leben Gottes und an seiner Fülle.

Am eindrucksvollsten sind die Bilder der Offenbarung des Johannes, die von der Zuversicht der Glaubenden sprechen:

Das ganze Volk Israel, alle 12 Stämme und 12000 aus jedem Stamm (also der ganze Stamm) ist versehen mit dem Siegel, einem Schutzzeichen, damit sie verschont werden und nicht im Tod untergehen.

Dazu kommt eine unzählbar große Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen in weißen Gewändern.

Das ist die Zuversicht des Sehers von Patmos: Israel, das Volk des Bundes und alle, die an Jesus glauben, stehen um den himmlischen Thron und singen so wie in den Gottesdiensten der ersten Christen gesungen wurde: Die Rettung kommt von unserem Gott und von dem Lamm.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen in dieser Zuversicht leben: die Rettung kommt von Gott und von Christus, dem Lamm Gottes:

Viele andere gebärden sich als Retter des Volkes und der Nation:
Pegida und die Alternative für Deutschland.

Die Lenker der großen Konzerne versprechen durch die Globalisierung der Märkte das Heil der Welt. Der Markt, befreit von Regeln und Zöllen, soll Wohlstand bringen und Not verringern.

Es wird öffentlich behauptet und viele glauben es: die Welt sei ohne Gott und ohne Religion besser und friedlicher.

Mit der Offenbarung des Johannes aber rufen wir: die Rettung kommt von Gott und von dem Lamm.

Die Welt ohne Gott, die uns als die bessere Welt versprochen wird, zeigt schon ihr wahres Angesicht:

  • Man schaut weg, wenn ein Mensch Hilfe braucht;
  • Sanitätsdienst und Feuerwehr werden bei der Arbeit behindert und angepöbelt;
  • In Diskussionen geht es nicht um Tatsachen, um wahres Verstehen, sondern darum, für sich und seine Position Stimmung zu erzeugen – wenn es hilft, dann auch mit Hilfe von Lügen.
  • Die Gesetze schützen das Leben nicht ohne Wenn und Aber, sondern nennen Möglichkeiten, in denen es erlaubt ist ungeborenes Leben oder krankes Leben zu töten.

Die Gesellschaft ohne Gott, die vor unseren Augen entsteht, verspricht ein gutes Leben ‑ verschweigt aber, dass nur die stärkeren, die kräftigeren, die sich durchsetzen – egal wie – ein besseres Leben haben werden.

Die Rettung – so glaube ich – kommt aber von unserem Gott:

Denn in einer Gesellschaft, in der die Menschen Gott anerkennen, gibt es Leben für die Starken und die Schwachen, da gibt es Erbarmen mit den Fehlern und Schwächen, da zählt der Friede mehr als Macht und Erfolg, da bleibt das Leben der oberste Wert, den niemand antastet.

Schwestern und Brüder, die Offenbarung des Johannes überliefert den Lobpreis der urchristlichen Gemeinde:

Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.

Das ist der Lobgesang der Frauen und Männer, die sich nicht der Diktatur der Herrschenden gebeugt haben. Sie haben ihren Glauben bezeugt, den Glauben an Gott, von dem die Rettung kommt – nicht von den Kaisern dieser Welt. Dafür wurden sie verfolgt und mussten Drangsale erleiden bis hin zum Tod. Sie haben Anteil am Fest Aller Heiligen.
Das gibt uns Zuversicht, dass wir dabei sein dürfen, jetzt und immer.

23. Oktober 2016: 30 Sonntag im Jahreskreis (Weltmission)

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Liebe Schwestern und Brüder,
Hilft denn gar niemand? Wo ist denn Gerechtigkeit?
können sich die jungen Männer in überfüllten Gefängnissen auf den Philippinen Fragen, die wegen kleinen Delikten inhaftiert sind und monatelang im Gefängnis warten, bis sie endlich ein Verfahren bekommen. Dabei teilen sich bis zu 50 junge Männer 20qm und eine im Raum stehende Toilette. Der Gestank ist schier unerträglich.

Mancher hat Glück: z. Roy wird von einer Frau der Hilfsorganisation „Preda“ aus dem Gefängnis geholt und in ein Heim gebracht, wo er Sicherheit erfährt und Zuwendung. Endlich erhält er eine Chance, um sein Leben ohne Kriminalität in den Griff zu bekommen.

Für ihn gibt es doch noch Gerechtigkeit!

Der Herr ist der Gott des Rechts! Er ist nicht parteiisch gegen die Armen! Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis Gott eingreift als gerechter Richter!

Dieses Bekenntnis aus Jesus Sirach könnte missverstanden werden: so als ob Gott dafür zuständig wäre, dass hier auf der Erde Gerechtigkeit herrscht. – So einfach ist es aber nicht:

Diese Welt ist uns Menschen anvertraut, damit wir Gerechtigkeit üben – wie ein Klavierspieler Klavier spielen übt.
Diese Welt fordert uns heraus, unseren Sinn für Gerechtigkeit zu folgen: denn manche werden durch ein Unglück zu Waisen, mancher wird von Wirbelstürmen getroffen und verliert Hab und Gut, mancher wird in jungen Jahren krank und kann sein Leben nicht so gestalten, wie er und seine Familie es sich wünschen würden.

Auch wenn niemand dafür Schuld trägt – das sind Ungerechtigkeiten, die das Leben einfach mit sich bringt.

Gott hört das Flehen des Bedrängten – hofft Jesus Sirach.

Dahinter steckt das Vertrauen, dass jeder Mensch – auch die Leidenden – von Gott angenommen sind, ja dass Gott in und mit ihnen leidet.

Wer leidet, muss oft erfahren, dass sich die gesunden, die erfolgreichen abwenden, weil ihnen der Anblick des Leids zu grausam ist.
Sie stoßen den Armen und Verzweifelten in den Dreck – heißt es in der Bibel.
Doch in den Kranken und in den Leidenden, in denen, die niedergedrückt werden, in den Schwächeren ist genauso Gottes Lebenskraft wie in denen, die vom Leben verwöhnt sind.

Gott hört ihr Schreien. Es dringt zu ihm durch. Wenn sie zurückkehren zu ihm, aus dem alles lebt, werden sie das größte Glück erleben: sie werden befreit sein von allem Elend und es wird deutlich werden, dass Gott sie an seine Seite erhebt – während die, die achtlos an ihnen vorüber gingen ihr Unrecht erkennen müssen.

Liebe Schwestern und Brüder, Gott steht auf der Seite der Armen. In den Armen ruft Gott uns an, Gerechtigkeit zu üben – wir wollen auf seinen Ruf hören.

Heute am Weltmissionssonntag praktiziert die weltweite Gemeinschaft der Glaubenden, diese Gerechtigkeit. Unter uns Christen darf es keine Armen geben, das ist eigentlich der Auftrag Gottes an uns. Deshalb durchziehen die Sammlungen für Hilfswerke wie ein roter Faden das ganze Jahr: CARITAS – MISEREOR – ADVENIAT – DIASPORA – MISSIO das sind nur die wichtigsten davon. Wo immer ein Unglück in dieser Welt Menschen ihres Hab und Gutes beraubt, wollen wir Christen bei den ersten sein, die Hilfe bringen. Wo immer Ungerechtigkeit die Menschen in Armut drückt, ist es unsere Aufgabe, an der Seite der Bedrückten für Gerechtigkeit einzutreten.

Wenn wir das Elend lindern, die Gerechtigkeit vergrößern, so erfahren darin die Armen, dass Gott ihr Schreien erhört und es für sie Gerechtigkeit gibt.

8. Oktober 2016: 28. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Alte Testament beginnt mit der sogenannten Thora, mit dem Gesetz: sie umfassen den Zeitraum bis Israel das verheißene Land Kanaan in Besitz nimmt. Dann kommen die 16 Bücher der Geschichte des Volkes Gottes.

Nach der Zeit der Richter wird Israel zum Königreich: Saul, David und Salomo sind die erste drei Könige. Deren Nachfolger taten was dem Herrn missfiel – so heißt es immer wieder. Sie wandten sich fremden Göttern zu, passten sich den Unsitten ihrer Nachbarvölker an: Inzucht und Festgelage, Betrug und Ausbeutung herrschten vor:
Davon erzählen das erste und das zweite Buch der Könige. In dieser Zeit spielen die Propheten eine große Rolle, die immer wieder mahnen, dass das Volk die Gebote Gottes achten soll, damit sein Weg nicht ins Unheil führt. Einer dieser Propheten ist Elischa, der Schüler und Nachfolger des Elija. Zu dieser Zeit kam also der Syrer Naaman, der Vizekönig Syriens zum König von Israel mit der Bitte um Heilung von seinem Aussatz:
Fast hätte Joram der König von Israel dies als Provokation ausgelegt und es wäre wieder einmal zu einem Feldzug gegen Syrien gekommen:
Doch Elischa hörte davon und griff ein. Er ließ ihm sagen, er solle siebenmal im Jordan untertauchen und sich waschen. Zunächst wollte Naaman dies nicht tun – in seinen Ohren Klang dies wie eine Veräppelung:

Schließlich tat er es und wurde rein. – Von da an verehrte er Jahwe, den Gott der Israeliten. Darauf zielt die Geschichte ab: Selbst die Feinde Israels werden geheilt, wenn sie dem Wort der Propheten glauben. Jahwe ist der Gott aller Völker und er schenkt allen Heil, die an ihn glauben.

Die Berührungspunkte mit der Heilung der 10 Aussätzigen im Lukasevangelium sind leicht zu sehen: Ausgerechnet ein Samariter, ein Ausländer kommt zu Jesus zurück, um ihm für die Heilung zu danken.

Ich bleibe bei dem Satz hängen, mit dem Jesus ihn ansprach: Steh auf und geh!

Geh! Das heißt nicht: Geh weg von mir!
„Geh“ heißt: du bist gesund, dein Glaube hat dir geholfen und nun: geh! Bleib nicht stehen, sondern ziehe die Konsequenzen aus deiner Heilung.

Geh – zu denen, die krank sind wie du es warst und heile sie.
Geh – zu denen, die ausgeschlossen sind und schenke ihnen Gemeinschaft und Ansehen;
Geh dahin, wo der Geist Gottes dich führt!

Schwestern und Brüder! Dieses Wort ist eine Berufung und wir können es ganz leicht auf uns selbst beziehen:

Jesus gibt uns mit seiner Botschaft immer wieder Mut.

Er gibt uns den Glauben, dass wir gut sein können, so oft wir auch in der Liebe versagt haben.

Er gibt uns Zuversicht, dass unser Leben ein Ziel hat, dass es zu Gott hinführt, dass wir bei ihm leben werden.

Jesus richtet uns immer wieder auf. Und sagt: Nun geh!
Höre auf Gottes Geist in dir und folge ihm.

Steh auf und geh!

18. September 2016: 25. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Als Amos als Prophet auftrat, war Israel gespalten: in Nordreich und Südreich. Amos selbst stammt aus dem Südreich – als Prophet wirkte er jedoch im Nordreich. Das Nordreich erlebte gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung – da tritt diese Schafzüchter aus dem Süden auf. Drastisch sind seine Worte:

Hört dieses Wort, / ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen unterdrückt / und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: / Schafft Wein herbei, wir wollen trinken. Gott, der Herr, hat geschworen: Seht, Tage kommen über euch, / da holt man euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von euch übrig ist, / mit Angelhaken.

Schonungslos schildert er seine Beobachtungen wie ungerecht es im Norden zugeht:
Die Sabbatruhe kritisieren die Händler als Marktverbot;
Sie fälschen Maße und Gewichte, um den Verdienst zu steigern;
Die Armen werden schonungslos ausgenutzt und zu Sklaven gemacht;
sogar den Getreideabfall verkauft man noch an die Armen.

Das erinnert mich an die Gegenwart:
so oft wie möglich sollen auch am Sonntag die Geschäfte öffnen dürfen,
die Ladenzeiten werden immer mehr ausgedehnt;
das Tanzverbot am Aschermittwoch und Karfreitag und Volkstrauertag soll abgeschafft werden.
Den Buß- und Bettag hat man schon vor Jahrzehnten als Feiertag abgeschafft, um die Produktivität zu steigern.

Wenn die Bischöfe – katholische oder evangelisch – das beklagen, so stehen sie da als Miesepeter, die nur althergebrachte Rechte und ihre Macht verteidigen wollen, die das Leben der Menschen reglementieren mit ihren religiösen Bräuchen.

Papst Franziskus scheut sich dennoch nicht, zu formulieren: diese Wirtschaft tötet.

Liebe Schwestern und Brüder, tatsächlich werden dem wirtschaftlichen Interesse Menschenleben geopfert: in den Textilfabriken in Bangladesh,
in den Minen Afrikas, in den abgeholzten Regenwäldern Amazoniens.

Franziskus hat leider Recht – auch wenn niemand sich in der Lage sieht, die Wirtschaft so zu ändern, dass sie nicht mehr tötet.

Für ihn, wie für den Propheten Amos um 760 v. Chr. ist klar:
Unrecht muss aufgedeckt werden. Das Unrecht muss beim Namen genannt werden. Es widerspricht dem Willen Gottes, es ist schwere Schuld, ein Verstoß gegen die Gebote Gottes: du sollt nicht stehlen, du sollst nicht morden. Ja sogar gegen das erste Gebot: denn der Umsatz, die Gewinnspannen, die Marktanteile sind die goldenen Kälber von den man sich das Heil erwartet – und nicht der Gott des Lebens, der auf der Seite der Armen steht.

Fast könnte man meinen, das Gleichnis vom untreuen Verwalter würde derlei Betrügerei und Ausbeutung erlauben: der Herr, Jesus, lobte die Klugheit des untreuen Verwalters – heißt es.

Wir müssen genau hinhören: ihm ging es darum, seine Zukunft zu sichern: für ihn Bestand sie darin, nichts arbeiten zu müssen und dennoch essen und trinken zu können. Er erkannte, wie er dieses Ziel erreichen konnte.

Wir, die Jesu Wort glauben, sehen aber eine andere Zukunft vor uns: das Reich Gottes, das Reich des Friedens und der Barmherzigkeit:
Wir sollten genauso klug überlegen und erkennen, wie dieses Reich des Lebens Wirklichkeit werden kann.

Wir müssen uns immer wieder fragen: verfolge ich meine Interessen für mich: Eigentum, Besitz, Erlebnis, Karriere, Macht

oder lebe ich für die Werte, die zu Gottes Reich gehören:
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Freiheit, Leben für alle,:
dafür, dass die Not auf der Erde geringer wird?
dafür, dass es Menschen besser gehen kann?

11. September 2016: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Buch Exodus in der Heiligen Schrift der Juden hat eine ganz besondere Bedeutung. Es enthält das Bundesbuch. Gesetze für das Miteinander, Regelungen für Streitfälle, für Verbrechen, moralische Regeln über die sexuellen Beziehungen, Vorschriften für den Kult. Und vieles mehr.

Das Bundesbuch ist der ganze Stolz der Juden: Sie sind das Volk, mit dem Jahwe einen Bund geschlossen hat. Nicht irgendein Despot, ein autokratischer König oder Diktator – Gott hat ihnen Gesetze gegeben und sie damit in Freiheit gesetzt und zu seinem Volk gemacht.

Dieses Bundesbuch enthält auch die Dramatik in der Beziehung zwischen Gott und seinem Volk Israel: Gott führt sein Volk in die Freiheit, er führt sie durch die Wüste doch immer wieder zweifelt das Volk an Gottes Treue, lehnt sich gegen Gott auf und wendet sich sogar Götzen zu.

So auch, als Mose 40 Tage und Nächte auf dem Berg Israel ist und von Gott die Gesetze erhält. Die Israeliten zweifeln, ob er zurückkommt und machen sich aus dem Gold ihres Schmuckes selbst einen Gott: ein goldenes Kalb und verehren darin Baal, den Gott der Kanaaniter. – Gott, der Herr scheint schon entschlossen, dieses Volk zu vernichten.

Die Theologen, die das Buch Exodus verfasst haben, entwerfen nun einen Dialog, in dem sich Mose Gott gegenüber zum Anwalt für sein Volk macht.
Er erinnert Gott an seine Versprechen und an alles, was er schon
für sein Volk getan hat, so dass Gott sich besänftigen lässt.

Liebe Schwestern und Brüder, die Fragen dieser Geschichte sind auch unsere Fragen: Kann mir Untreue vergeben werden?
Kann es dennoch eine gemeinsame Zukunft geben?
Muss der Mensch Gottes Urteil fürchten, wenn er gegen sein Gewissen handelt und anderen Böses tut?

Israels Glauben ist: Wenn auch wir untreu sind – Gott bleibt sich treu:
Er gewährt immer wieder neu Segen.
Das sich entwickelnde Leben bricht nicht ab. Es gibt immer eine Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus von Nazareth geht in seiner Verkündigung noch weiter: Er erklärt, warum er sich mit Leuten umgibt, die sonst als Asoziale abgestempelt sind – als Leute, mit denen man nichts zu tun haben will. Er findet und weckt in ihnen den Willen, gut zu sein.

Es ist nicht wie im Buch Exodus, wo Mose Gott besänftigt. Vielmehr geht Jesus im Auftrag des himmlischen Vaters auf die Sünder zu und gibt ihnen Ansehen und Zuwendung. Er zeigt ihnen, dass sie nicht aus Gottes Liebe herausgefallen sind.

Jesus hat keine Scheu, diese Menschen als Sünder zu bezeichnen –
aber er erkennt, dass sie nach dem Leben suchen,
dass sie sich Anerkennung und Zuwendung wünschen.

Liebe Schwestern und Brüder,
denken wir an unsere eigene Lebensgeschichte:
denken wir an die Episoden, wo wir auf der Kippe standen:
Kann ich mich in der Situation des verlorenen Schafes wiederfinden?

Wie oft bin ich schon wiedergefunden worden: es gab jemand, der da war, der mir wieder Mut gemacht hat, der bei mir aushielt, der mich mitzog.

Vielleicht aber gehören sie auch zu denen, die immer dabei geblieben sind. Darüber dürfen sie sich freuen.

Uns aber lehrt Jesus, dass wir niemanden abschreiben,
Hoffentlich gibt es jemand, der in den Menschen wieder den Glauben an das Gute und den Willen zum Leben findet und stärken kann.

Auch uns selbst gilt die Botschaft:
Der gute Hirt, Gott selbst,  wird dafür sorgen, dass die Schöpfung lebt, dass der Mensch den Weg zum Leben findet.
Wir dürfen hoffen und vertrauen, dass das Leben – weil es von Gott kommt – Zukunft hat.

Und wir dürfen uns über jeden Menschen freuen, der mit uns den Weg zum Leben suchen will. Besonders dürfen wir uns freuen, wenn wir wie ein wiedergefundenes Schaf wieder den Weg des Lebens gehen.