4./5. April 2015: Predigt in der Osternacht

Liebe Schwestern und Brüder!
es waren ganz gewiss schlechte Zeiten, als Jesus in Israel lebte:
Es gab allen Grund, die Zukunft zu fürchten. Die Römer ließen keine Zweifel an ihrer Dominanz aufkommen. Einen Menschen an Kreuz hängen und warten, bis er erstickt war – das war nichts Außergewöhnliches.

Umso bedrückter, ja geradezu niedergeschmettert waren die Frauen und Männer, die mit Jesus von Galiläa nach Jerusalem gekommen waren, um mit ihm dort das Paschafest zu feiern.

Diese Wallfahrt entwickelte sich zum Desaster mit tödlichem Ausgang. Abgesehen von der Trauer um den vermeintlichen Messias und die Enttäuschung über sein Scheitern mussten sich seine Gefährtinnen und Gefährten wirklich Gedanken machen: wie kommen wir wieder heil nach Hause, nach Galiläa.

Die Römer und die Führenden im Volk Israel hingegen dachten: dieser Mann und seine Freunde werden uns keine Schwierigkeiten mehr machen: All das Gerede vom himmlischen Vater, von Vergebung und Auferstehung, vom Reich Gottes, das angebrochen sei – erledigt!
Davon wird man nie mehr etwas hören. Das Problem ist gelöst!

Doch weit gefehlt: Kaum hatte man diesen Jesus aus dem Weg geräumt, ging es erst richtig los mit diesen Leuten. Es verbreitete sich die Kunde, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. Nicht nur, dass seine Freunde sich sozusagen mit diesem Glauben trösteten – nein: sie wurden immer mehr. Das Jesus Problem ging erst richtig los, als man dachte, dass man es beseitigt hätte.

Der Glaube an Jesus, den Gekreuzigten verbreitete sich trotz aller Verfolgung der Christen unaufhörlich: Antiochia, Perge, Korinth, Ephesus. Es dauert keine 20 Jahre bis es in Rom eine Gemeinde von Christen gab.

Liebe Schwestern und Brüder! Diese ersten Christen vor 1950 Jahren waren nicht besser d’ran als wir heute: sie verließen sich auf die Verkündigung, auf die Überlieferung auf die Predigt derer, die schon an Christus glaubten.

Das ist bis heute so: wir hören das Zeugnis der Apostel, dass Christus auferstanden ist und glauben: an die Erlösung, an die Befreiung von Tod und Sünde. Wir glauben an Versöhnung und Frieden durch Christi Tod und Auferstehung.

Vor 200 Jahren entstand ein Osterlied: es drückt aus, was der Glaube an Jesu Auferstehung für uns bedeutet:

Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo ist dein Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Schwestern und Brüder,
einen Gekreuzigten als Erlöser, als Gottes Sohn preisen und verkünden, das ist auch heute ein starkes Stück.
Wie immer schon versprechen die Reichen und Mächtigen, dass sie Frieden bringen und Ruhm und Macht.
Ein Gekreuzigter – einer von den vielen, denen man ein grausiges Ende bereitet hat – wird wohl kaum dafür in Frage kommen!

Doch unser Glaube sagt:

Jesus lebt, ihm ist das Reich über alle Welt gegeben.
Mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben.
Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

Schwestern und Brüder, ich bin dankbar, dass das Zeugnis und die Verkündigung der Apostel mich erreicht hat.
Ich bin dankbar, dass ich durch Christus hoffen und gewiss sein kann:
Gott hält für uns ein neues Leben bereit ‑ in seinem Licht.
Der Glaube an Jesus und seine Auferstehung, seine Jüngerschaft macht mich frei – was kann die Welt schon nehmen, was kann die Welt schon geben – was nicht im Licht Gottes wirken würde wie rostiges Eisen.

Das einzige, was zählen wird, ist: Du bist von Gott geliebt und darum darfst Du leben im Licht Gottes. Heute im Glauben und dann endgültig und unverhüllt.

3. April 2015: Predigt zu Karfreitag

Liebe Schwestern und Brüder,
Oft schon haben wir das Begräbnis eine Menschen miterlebt.
Ich erlebe die Bestattung des Verstorbenen als eine wichtige Zäsur:
der Abschied ist vollzogen. Der Vorgang ist an sein Ziel gekommen.
Die Aufregung legt sich und man wird ruhiger ‑ auch wenn der längere Teil der Trauerarbeit erst noch kommt.

So ähnlich empfinde ich auch jetzt, da ich gehört habe: „Sie setzten Jesus dort bei!“ Die schrecklichen Qualen, die Jesus zugefügt wurden, sind nun zu Ende. Er hat es geschafft. Es ist vorbei. Es kehrt ein wenig Ruhe ein.

Die Ruhe lässt einem Zeit, um Nachzudenken:
Sofort aber stehen wieder die Bilder vor Augen, weil sie noch so frisch sind: die Geschichte von Verrat, im Stich gelassen werden, mit Lügen konfrontiert werden, wehrlos ausgeliefert sein, die Folter, die Demütigungen, die unerträglichen Qualen, die brutale Gewalt.

Schwestern und Brüder, das gibt es jeden Tag in dieser Welt. Es gehört zur alltäglichen menschlichen Erfahrung. –
Auch wenn wir uns eine heile Welt wünschen und alles Mögliche unternehmen, um das Leben möglichst „perfekt“ zu gestalten und zu organisieren: Dabei haben wir in unserer Weltgegend beachtliches erreicht: Wer mit 70 Jahren stirbt, gilt bei uns noch als jung.

Wer sich Kinder wünscht, kann sie auf irgendeine Weise bekommen; wer keine will, kann es verhindern.

Selbst die bei uns als arm gelten, haben mehr als viele andere Menschen in der Welt. Was immer sich jemand wünscht, gibt es zu kaufen.

Wir versuchen das Paradies auf Erden herzustellen.

Doch ganz funktioniert es nicht: Manchmal ereilt uns ein Schrecken: die Natur spielt uns einen Streich oder die Technik versagt oder Menschen leben ihre Aggression aus und richten Unheil an oder das wohltemperierte Gleichgewicht von Finanzen und Wirtschaft gerät aus den Fugen.

Dann sind wir wieder auf dem Boden der Realität: diese Welt ist nicht und wird niemals das Paradies: Zu dieser Welt gehört der Tod!
Zu dieser Welt gehört die Gewalt, die Natur und Menschen verüben!

Und wenn wir genau überlegen hat unser fast paradiesischer Zustand in Mitteleuropa viel zu tun mit dem Elend in anderen Gegenden der Welt.

Heute ganz besonders, aber nicht nur heute, erinnern wir uns daran, dass Jesus Christus durch Unrecht und Gewalt getötet wurde. Damit stellen wir uns der Realität. Wir stellen uns der Herausforderung, wie wir mit Tod und Elend leben und dennoch an das Gute glauben können: daran, dass der gute Gott diese Erde aus Liebe erschuf und ihr deshalb auch Zukunft gibt.

Wie können wir inmitten von Unrecht und Gewalt an das Gute glauben?

Ich möchte fast sagen: wenn wir uns nicht zu Dienern des Todes machen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Denn nur wenn wir an das Gute glauben, nur wenn wir an das Leben und seine Zukunft glauben, nur dann haben wir die Kraft, der Gewalt und dem Unrecht zu widerstehen, die den Tod bringen.

Jesus Christus, der gelitten hat, ist der Grund, warum wir an das Gute und an das Leben glauben können: Er lebte ganz aus dem Vertrauen auf den himmli­schen Vater und seine treue Liebe.
In seinem Leiden wurde er auf die Probe gestellt bis hin zu dem Klageruf: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Sein Vertrauen war stärker als die Angst, der Zweifel und der Schmerz. Er ist der Versuchung nicht erlegen: der Versuchung, sich aus der Schlinge zu ziehen, sich davon zu stehlen oder gar zurück zu schlagen.

Er hielt fest an seinem Vertrauen bis zum Gebet: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. So hat er gezeigt: mitten im Schrecken der Welt kann man an das Gute und an den guten Gott glauben. In diesen Tagen feiern wir es: Gott hat ihn nicht im Stich gelassen. Sao ist Christus uns zum Erlöser geworden, der uns das Paradies aufgeschlossen hat.

Da wir aber an Christus glauben, der der Versuchung widerstand, haben wir zu Gewalt und Unrecht ein eindeutiges Verhältnis: Wir dürfen weder Gewalt noch Unrecht verüben, sondern müssen diese beiden Geißeln der Menschen, die den Tod bringen, in uns überwinden. Gewalt und Unrecht sollen in unserem Handeln keine Chance haben.

16. Februar 2014: 6. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Die Gebote halten!
Größere Gerechtigkeit als die Pharisäer.
Nicht zürnen – sondern versöhnen
Nicht nur die Ehe nicht brechen – sondern keine lüsternen Blicke!
Die Ehefrau nicht aus der Ehe entlassen – denn das bedeutet Ehebruch.
Nicht nur keinen Meineid schwören – sondern grundsätzlich wahrhaftig sein.

Schwestern und Brüder, worum geht es Jesus eigentlich in seiner Auslegung des Gesetzes?
Was ist das besondere, das er uns als seinen Jüngern ans Herz legt?
Was ist anders als bei den Pharisäern?
Worin besteht die Gerechtigkeit, die größer sein muss, als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer!

Ich fange mit einer falschen Antwort an:
Jesus stellt eben noch viel höhere Ansprüche an uns – als sonst irgendjemand. Nur wer wirklich völlig unschuldig und ohne Hintergedanken lebt, kann in das Himmelreich kommen.

Das kann nicht die Lehre Jesu sein: denn er hat gesagt:
Ich bin gekommen, um zu suchen und zu retten, die verloren sind.
Er hat die Ehebrecherin nicht verurteilt und auch nicht den Zachäus!

Vielleicht wollte Jesus das Gegenteil:
Er hat die moralischen Ansprüche, die Gebote der Schriftgelehrten so auf die Spitze getrieben, dass sie unerreichbar sind:
Dann ist die Botschaft Jesu:
Lasst euch nicht von den Schriftgelehrten und den Pharisäern einreden, nur wer die Gebote hält, käme ins Himmelreich.
Wenn die Gebote der Maßstab sind – das ist dann seine Botschaft – dann hat niemand eine Chance durch ein gerechtes Leben ins Himmelreich zu gelangen.

Ich persönlich glaube, dass dies schon sehr viel mehr das ist, was Jesus verkünden wollte.

Dabei sind seine Beispiele ganz realistisch:
Wer seinem Gegner Unrecht vorwirft und nicht mit ihm Frieden schließen will, muss der nicht hinnehmen, dass er selbst mit seinem Unrecht konfrontiert wird?
Wer sich vom Partner trennt – muss sich der nicht vorwerfen lassen, er liefere ihn dem Ehebruch aus – ganz besonders in der Zeit Jesu, als Frauen ohne Mann kaum überleben konnten?
Wer in den Menschen vor allem ihre erotische Anziehungskraft sucht – ist der nicht mindestens in Gedanken ein Ehebrecher?
Wer Eide schwört, gesteht der nicht ein, dass er ohne Eid vielleicht die Unwahrheit sagen würde und im Herzen eben ein Lügner ist?

Ja! So sind wir Menschen – ganz alltäglich! Und deshalb sollen wir uns davor hüten, die zu verurteilen, die moralische und gesetzliche Regeln übertreten haben.

Soll ich mich empören über Steuerhinterzieher?
Soll ich mich empören, weil es so unermesslich Reiche gibt und daneben so viel Arme?
Habe ich das Recht mich zu empören über Menschen, deren Ehe scheitert, die untreu sind?
darf ich mit dem Finger auf die zeigen, die gelogen haben?

Jesu Botschaft ist deutlich: Wenn Du so leben willst, wie es Gottes Wille entspricht, dann nimm die höchsten und feinsten Ansprüche an dein eigenes Handeln.
Bemühe dich wirklich, wahrhaftig, gerecht, gut und ohne Arglist zu leben.

Doch: da du selbst um deine moralischen Grenzen weißt:
Benütze die Gesetze und moralischen Maßstäbe nicht, um andere zu verurteilen. Sonst trifft dich dein eigenes Urteil – eher als du denkst.

15. September 2014: 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus – und die Pharisäer und Schriftgelehrten empörten sich darüber!

Da erzählt Jesus ihnen von der Freude des Himmels!
Am liebsten, Schwestern und Brüder, möchte ich mich zu den Sündern setzen – Warum?

Erstens ist dort mein Platz:
Ich weiß doch, was in meinem Leben nicht gut ist:
Ich weiß doch, um den Unfrieden in mir,
um die Gleichgültigkeit gegenüber der Not.

Ich weiß doch, wie viel fehlt, damit ich wirklich auf Gott hin leben würde.

Das Zusammenleben von uns Menschen wird gestört und belastet

  • vom Stolz, der zu sehr danach verlangt, dass wir beachtet werden und dass unsere vermeintlichen Verdienste herausgestellt werden;
  • Von der Habsucht  und vom Geiz, der nicht genug kriegen kann und deshalb nicht davor zurückscheut, Unrecht zu tun;
  • Vom Neid, der dem anderen dies und das nicht gönnt – und deshalb Gefühle der Feindseligkeit entstehen lässt.
  • Vom Zorn der sich nicht besänftigen lässt, der das Maß verliert und einen Menschen unversöhnlich werden lässt.

Das Miteinander der Menschen wird belastet,

  • weil Menschen die Bedürfnisse und die Würde des anderen missachten,
  • weil sie nicht das rechte Maß finden – und sich so selber schaden;
  • und schließlich, weil wir zu träge sind, weil es uns zu mühsam ist, uns füreinander, für die Gemeinschaft, für die Wahrheit, für den Glauben, einzusetzen.

Deshalb, Schwestern und Brüder, möchte ich gerne unter den Sündern sitzen und Jesus zuhören.
Ich merke, wie mich seine Worte treffen, wie er mir hilft, mich zu erkennen und was meine Sünde ist.

Ich merke, wie er Bewegung in die Starrheit bringt und die Sehnsucht danach weckt, wieder lebendiger zu werden.
Er spricht ja von der Freude die im Himmel herrscht, wenn ich tatsächlich anders werde, wenn ich mich verändern lasse.

Wenn wir hinter uns lassen, was uns selbst und das Miteinander blockiert, werden wir wieder mehr Freude spüren und mehr Kraft.

Jesus Wort kann uns verwandeln, so dass wir Menschen werden, durch die das Miteinander leichter wird:

  • Menschen, die Augen bekommen, für das, was andere Gutes schaffen;
  • Menschen, die dankbar und zufrieden sein können;
  • Menschen die sich mit andern über ihr Glück freuen;
  • Menschen, die nachsichtig sind, wenn sie anderen etwas vorzuwerfen haben.

So wird das Miteinander friedlich und heil,

  • weil die Achtung vor dem Anderen an erster Stelle steht;
  • weil das Zuviel und das Zuwenig wahrgenommen wird;
  • weil Mut und Begeisterung erwachsen, um die eigenen Kräfte einzusetzen für das Miteinander und für die anderen.

Die Lebensfreude, die himmlische Freude am Leben, steht jedem offen – das hilft Jesus zu verstehen –
Jesus ruft die Menschen, er ruft mich und sie zurück ins Leben!

22. März 2015; Bußgottesdienst: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

Eröffnung

Einzug in Stille – Nach der Altarverehrung

Gesang:             Hilf Herr meines Lebens                          GL 440,1-4

 inführung: Liebe Schwestern und Brüder,

Wir wollen uns auf das Osterfest vorbereiten: Bevor wir die Auferstehung Jesu feiern und unsere Erlösung, wollen wir um Vergebung bitten: für alles, was wir auf dem Weg der Nachfolge; was wir als Kinder Gottes schuldig geblieben sind:
Wir wollen uns bewusst machen, an wem und wie wir schuldig geworden sind und Gott bitten, dass er uns von der Sünde befreit:

Herr Jesus Christus, du bist gekommen um zu retten, nicht um richten.

Herr Jesus Christus, du suchst, die verloren sind.

Herr Jesus Christus, die mit Schuld beladenen richtest du auf.

Gebet
Ich komme zu dir, mein Gott.
Ich möchte dein Wort hören,
weil es mir Mut macht und den Weg zeigt.
In deine Hände lege ich meine Sorgen,
meine Zweifel und alle Angst.
Ich kann oft kaum glauben,
ich bin unruhig und zerrissen.
Dir vertraue ich mich an.
Ich möchte lieben können,
zusammen mit den anderen,
die an dich glauben.
Darum bitten wir …

Verkündigung und Gewissenserforschung

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth

Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe:

Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte:

Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach:
Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut.
Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!

Wort der Heiligen Schrift

Ruf vor dem Evangelium: Lob dir Christus                        GL 584,9

Dies ist mein Gebot:
Liebet einander, wie ich euch geliebt habe.

Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes

Es fand ein Mahl statt. Jesus stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.

Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann,
den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem
Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm:
Du, Herr, willst mir die Füße waschen?

Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.

Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen!

Jesus erwiderte ihm:
Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.

Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.

Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.

Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen:

Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe,
dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.

Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Lied                    Beim letzten Abendmahle                                    282

Gewissenerforschung

  1. Jesus heilt die Menschen:

Die Evangelien berichten, wie Jesus zahlreiche Menschen geheilt hat: Aussätzige, Gelähmte, Blinde, Verstümmelte, Gehörlose und Stumme.
Menschen, die zur Selbstverstümmelung neigten ebenso wie solche, die ihre Aggressionen nicht im Zaum halten konnten.

  • Denken wir an unseren Kontakt zu Kranken,
    zu Behinderten in der Verwandtschaft,
    im Freundeskreis, bei Kollegen und Nachbarn:
  • Wen habe ich besucht
    und wem bin ich den Besuch schuldig geblieben?
    Habe ich Angst?
    Fällt es mir schwer, mir dafür Zeit zu nehmen?
  • Für wen könnte ich und möchte ich mich
    stärker engagieren?
  • Wenn ich Menschen pflege, die krank sind oder gebrechlich: Wie ist meine Beziehung zu dieser Person?
    Kann sie Zuwendung spüren, Geduld, Verständnis?
    Tue ich es gerne – oder ist es mir zur Pflicht geworden, die ich nur noch widerwillig erfülle?
    Brauche ich selber mehr Erholungspausen?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157)

  1. Jesus verkündet Gottes Reich für alle:

Jesus begann sein öffentliches Wirken in Galiläa in seiner Heimatstadt Nazaret: Kehr um, glaubt an die frohe Botschaft: Das Reich Gottes ist nahe!
Jesus hat zahlreichen Gleichnisse in einfacher Sprache erzählt. Die Menschen sollten verstehen: Das Reich Gottes ist da, es kommt ganz sicher und es ist offen für jeden Menschen;
für Gerechte und Sünder, für Gesunde und Kranke, Reiche und Arme.

So hat er den Menschen Hoffnung gegeben, dass Gott sie nicht allein lässt, sondern dass er ihnen ganz nahe ist und sie bei sich aufnehmen wird.

Jesus fordert uns auf: Tut dies zu meinem Gedächtnis

  • Denken wir nach: Hoffe ich, dass Gottes Reich kommt?
    Vertraue ich, dass ich Platz bekomme im Reich Gottes?
  • Welche Zweifel habe ich?
    Spreche ich mit jemandem darüber,
    der mir helfen kann, Klarheit zu finden?
  • Vielleicht erinnere ich mich an Situationen in denen es möglich war, über die Hoffnung auf das Reich Gottes zu sprechen.
  • Fällt es mir leicht oder schwer, darüber zu reden, welche Hoffnung ich habe? Warum?

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157)

  1. Jesus vergibt den Sündern

Beeindruckend ist, wie sich Jesus den Sündern zuwendet:
Bei Zöllnern ist er zu Gast, eine Ehebrecherin bewahrt er vor der Steinigung; von einer anderen lässt er sich die Füße salben, dem Gelähmten sagt er die Vergebung der Sünden zu …

Gerade dadurch zieht er Zorn und Ablehnung auf sich.

Jesus erklärt durch mehrere Gleichnisse, dass der Vater keine Freude an der Verurteilung hat, sondern dass er den Sündern vergibt. Immer wieder verlangt Jesus, dass seine Jünger anderen gerne vergeben sollen.

Jesus sagt: tut dies zu meinem Gedächtnis! Denken wir nach:

  • Wofür mache ich mir Vorwürfe?
    Kann ich glauben, dass Gott mir vergibt?
  • Gibt es Menschen, gegen die ich Groll hege?
    Denen ich aus dem Weg gehe?
    Gegenüber denen ich voll Vorwürfen bin?
  • Kann ich selbst zu anderen sagen,
    dass mir etwas leid tut?
  • Habe ich es versäumt, jemandem Trost zu geben
    und zu sagen:
    Du kannst wieder neu anfangen. Gott ist dir nahe.
    Du bist nicht verurteilt!

2 Minuten Stille oder meditative Musik
2 mal Liedruf: Herr, erbarme dich (GL 157)

  1. Jesus gibt sich für die Menschen hin

Jesus lebt für die Menschen: Das Lukasevangelium stellt Jesus als Erlöser und als Retter für die Menschen vor.
Jesus verzichtet für seine Sendung auf alles: auf Haus und Wohnung, auf Einkommen und Beruf.

Er dient den Menschen durch sein ganzes Leben: seinen Jüngern wäscht er zuletzt die Füße. Er gibt sein Leben – aus Treue zu seinem Vater und zu den Menschen, für die er lebt.

„Auch ihr müsst einander die Füße waschen!“ sagt Jesus zu den Jüngern. Tut dies zu meinem Gedächtnis.
Denken wir über uns nach:

  • Fällt es mir leicht oder schwer,
    jemandem einen Gefallen zu tun?
  • Wie groß ist meine Bereitschaft, freiwillig Aufgaben für die Gemeinschaft zu übernehmen?
  • Wem habe ich in letzter Zeit meine Hilfe angeboten?
    Wann habe ich mich gedrückt?
  • Nehme ich meine Verantwortung für andere ernst?
  • Ich weiß, wieviel Not es in der Welt gibt: Wie groß ist meine Bereitschaft zur Linderung der Not zu spenden?
  • Bin ich offen für die Menschen und ihre Sorgen und Nöte – oder schotte ich mich ab und blocke ab?
  • Bringe ich persönliche Opfer, um anderen zu helfen?

4 Minuten Stille oder meditative Musik
Lied: O Her aus tiefer Klage (GL 271)

Buße und Versöhung

Wir sind getauft auf Christi Namen und glauben an ihn, unseren Erlöser und Heiland. Wir sind seine Jünger und haben seinen Ruf gehört: „Folge mir nach!“
Wir feiern in jeder Messe seinen Tod und seine Auferstehung und hören seine Aufforderung: Tut dies zu meinem Gedächtnis.

Immer wieder weichen wir ab von dem Weg, den er uns voraus gegangen ist.
Immer wieder stellen wir unser eigenes Wohl über das der anderen.
Immer wieder bleiben wir in unserer Enge und verschließen uns für die Not des anderen.
Immer wieder verdrängen wir, dass unsere Zukunft im Himmel ist und nicht auf der Erde.

Bekennen wir miteinander und voreinander, dass wir gesündigt haben. Bitten wir füreinander und miteinander Gott, dass er uns vergibt und uns annimmt, damit wir mit frohem Herzen Ostern feiern können erfüllt von neuem Eifer auf unserem Weg in der Nachfolge Christi. 

Schuldbekenntnis 

Vergebungsbitte

Gott unser himmlischer Vater ist treu.
Nichts kann uns trennen von seiner Liebe,
die in Christus Jesus erschienen ist.
Wenn auch unser Herz uns verurteilt,
er verurteilt uns nicht.
In der Taufe hat er uns als seine Töchter und Söhne angenommen. Er vergebe uns die Sünden und schenke uns die Kraft, Gutes zu tun. Amen. 

Vorsatz für die Umkehr

Der Glaube dass Gott uns immer wieder annimmt und uns seinen Frieden schenkt, hilft uns, dass wir immer wieder einen neuen Anfang suchen.

Halten wir nochmal einige Augenblicke Stille und überlegen,
wie wir Jesu Aufforderung „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ in unserem Leben folgen wollen.

2 Min. Orgelmusik: Improvisation zu GL 638

Abschluss

Vater Unser

Friedensgruß

Frieden ist die große Sehnsucht der Menschheit. Doch der Friede geht bei uns selbst an. Er geht damit an, dass wir als Schwestern und Brüder im Frieden Christi leben.

Herr Jesus Christus, unser Bruder und Erlöser.
Erfülle uns mit deinem Geist.
Schenke uns und durch uns der Welt Einheit und Frieden.

Segensgebet

Der HERR, erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;

ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;

ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;

ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt, die verfolgt und rechtlos sind;

ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.

ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.

Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

(nach Heinz Pangels)

Danklied           Nun singe Lob du Christenheit                      GL 487

 Erarbeitet von Martin Müller, Regensburg

22. März 2015: 5. Fastensonntag

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Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
Menschen schließen einen „Bund“ miteinander:
Es gibt den Naturschutzbund, den Fußballbund,
oder ganz persönlich und existentiell: den Ehebund.

In der Lesung kündigt der Prophet Jeremia einen neuen Bund an, den Gott mit Israel schließen will: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein“, sagt Jeremia, „und schreibe es in ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Alle – klein und groß – werden mich erkennen.“

Ich werde ihr Gott sein – und sie werden mein Volk sein!

Trifft das auf uns zu? Können wir, die wir durch die Taufe und durch die Firmung aufgenommen wurden in den Neuen Bund,
trauen wir uns sagen: „Er ist unser Gott und wir sind sein Volk“?

Gott hat durch Christus diesen neuen Bund mit uns geschlossen:
Den Kreuzestod Jesu deuten wir als den Stiftungsakt dieses Bundes.
Gewissermaßen könnte man sagen:
Mit seinem Blut hat Jesus diesen Bund unterzeichnet.

Dieser Bund besteht darin, dass Gott uns Leben schenkt, dass er uns seine Liebe zusagt und dass er uns Anteil gibt an seinem Gott-Sein.
Unser Anteil daran ist nichts mehr: als an Christus zu glauben und an das Heil, das Gott uns geschenkt hat.

In der Kunst, liebe Schwestern und Brüder,
wird das Heil, das von Gott kommt, wird seine Herrlichkeit, an der er uns Anteil gibt, mit der Farbe Gold dargestellt.
Gold ist die Farbe Gottes und der Herrlichkeit Gottes!

Das Bild des chinesischen Künstlers Dao Zi ist ein Bild, in dem Gott, und sein Heil einen breiten Raum einnehmen.

Eine große goldene Fläche, mit einer nicht genau zu definierenden Form
zieht den Blick auf sich, bekommt wie von selbst die erste und größte Aufmerksamkeit.

Und so ist es auch: Als Jünger Jesu sind wir erfüllt von dem Wunsch, den Jesus äußerte: „Vater, verherrliche deinen Namen unter den Menschen!“ Lass die Menschen erkennen, dass Du Gott bist!
Lass sie erkennen, wie groß und wunderbar du bist.
Unbegreiflich und unbeschreiblich – aber voller Herrlichkeit!
Lass die Menschen begreifen, dass Du der größte Reichtum bist!

Seltsam fremd und unverbunden nimmt man dann die drei Streifen unter der großen goldenen Fläche wahr: als ob er darüber schweben würde.

Diese drei Streifen – grau – schwarz und wieder grau – lassen mich an das Leben auf der Erde denken:
Es ist der Fluss des Lebens durch die Zeit. Es ist das Dunkel, das wir Menschen oft erleben und verursachen; selbst die besseren Seiten der Erde bringen es oft nicht über ein grau hinaus: das Leben ist aufgehellt durch Solidarität und Zusammenhalt, durch selbstlose Liebe und durch schöne, freudige Erlebnisse:

Wir zeichnen oft selbst ein düsteres Bild von der Erde: wir sind fixiert auf die schlechten Nachrichten von Gewalt und Umweltzerstörung, von Hungernot und Krankheit.

Dabei übersehen wir fast die Goldkörner in unserer Welt. Wir übersehen, dass Gott und seine Herrlichkeit nicht nur über der Erde schweben, sondern, dass diese Welt Gottes Glanz und Herrlichkeit in sich hat.

Es scheint fast so, als ob Gott sich hineingibt in die Erde, in das Leben der Menschen:

In Jesus Christus ist Gottes Liebe Mensch geworden, ein von uns;
einer, der auf der Erde und von der Erde lebt.

Es ist genau so, wie es Jeremia gesagt hat: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es in ihr Herz!“

Schwestern und Brüder!
Dieses Hungertuch kann uns zeigen und ahnen lassen:
Der unbegreifliche, große Gott, ist nicht nur Jenseits der Erde, nicht nur über ihr, sondern er hat sich in die Erde gegeben, in unsere Herzen:
7 Goldkörner sind es: sieben heißt: die Fülle, Gott hat sich ganz in diese Welt gegeben, damit wir in dieser Welt sein Heil wirken können.

8. März 2015: 3 Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
warum wurde der Text von den 10 Geboten und die Überlieferung von der Tempelreinigung zusammengestellt?

Gott gibt dem Volk am Sinai die 10 Gebote – ein Grundkonzept für einen Menschen, um gut zu leben, um im Einklang zu sein, mit Gott, der Leben gibt und Freiheit.
Diese 10 Gebote sollen unser Leben bestimmen und prägen – deshalb gehören sie zu dem Grundbestand am christlichen Wissen – so dass wir diese Gebote jederzeit aufzählen können.

Zweierlei ist an den 10 Geboten wichtig:
Zuerst natürlich der Inhalt der einzelnen Gebote:
Keine anderen Götter, den Namen Gottes nicht missbrauchen, den Sabbat heiligen, nicht morden, nicht stehlen, u.s.w.

Auch als Einheit ist dieses Zehnwort wichtig.
Gott gibt dem Volk Gottes diese Gebote und durch die Zustimmung des Volkes wird ein Bund zwischen dem Volk Gottes und Gott begründet.
Eine ganz besondere Beziehung also, eine Beziehung von Versprechen und Treue. Deshalb gab es in Israel lange Zeit keinen Tempel gab. Er war auch nicht nötig!

Gott braucht kein Haus, wo man ihn aufsuchen und verehren müsste.
Gott ist mitten unter seinem Volk. Er wird dadurch geehrte, dass sein Volk die Gebote achtet, das Bundesversprechen:
Kein anderer Gott, als „der, der da ist“, die unbedingte Achtung vor ihm und die Ruhe am Sabbat und dass niemand dem anderen Schaden zufügt oder Unrecht tut.

Schwestern und Brüder, allmählich wird deutlich, warum Jesus die Wut packte, als er die Händler im Tempel sah, die eigentlich im Tempelbezirk nichts verloren hatten. Ich spekuliere gar nicht über die genauen Hintergründe und Absichten – jedenfalls wurde der Tempelbezirk zu einem Ort der Geschäfte – und war doch dem Gebet, dem Lob Gottes vorbehalten.

Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen!
Das ist das zweite Gebot –man vermischte das Lob Gottes mit den eigenen Geschäften.

Liebe Schwestern und Brüder, in zweifacher Weise entdecke ich eine aktuelle Bedeutung dieser Tempelreinigung:

Die Kirchen in Deutschland erregen Unmut und Ärger, weil immer wieder der Eindruck entsteht, es würde den Bistümern, dem Vatikan, den kirchlichen Einrichtungen darum gehen, ihr Vermögen zu mehren.
Die meisten kirchlichen Einrichtungen tun wirklich viel Gutes mit dem Geld, das man ihnen zur Verfügung stellt. Eine verarmte Kirche könnte vieles nicht mehr tun, was sie heute tut.
Doch die Kirche darf nicht immer größere Vermögen ansparen, und muss auch einmal auf althergebrachte und nicht mehr verständliche finanzielle Privilegien verzichten – wie zum Beispiel die staatliche Bezahlung der Bischöfe und Domkapitulare.

Vielleicht würde Jesus die Büros und Verwaltungen kirchlicher Einrichtun­gen stürmen und die Sparbücher zum Fenster hinaus werfen.

Jesus Worte und Jesu Zeichen gehen aber jeden an:
Was ist mir wichtiger? Was bestimmt im Zweifelsfall meine Entscheidungen?
Gott und seine Gebote – oder meine Selbstbestimmung in der ich das wähle, was mir für mich das Beste erscheint?
Jesus aber sagt: Kehrt um und sorgt euch um das Reich Gottes:
sorgt für die Armen und für die Kranken,
nehmt die Heimatsuchenden bei euch auf,
lasst niemanden im Unglück allein.

Wir aber diskutieren über Sterbehilfe, über Abtreibung;
bei uns können Menschen von ihrer Arbeit nicht leben,
unsere Konzerne treiben Menschen in Afrika ins Elend und nehmen keine Rücksicht auf deren Gesundheit. Dem größeren Gewinn und dem geringeren Preis werden Gesundheit und Leben der Menschen geopfert.

Wer Gottes Bund hält, geht andere Wege.

1. Februar 2015: 4. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
das Evangelium des Markus finde ich ziemlich gewagt:
Das eindeutige Bekenntnis, wer Jesus ist, kommt von einem „unreinen Geist“. Es kommt aus der Angst: „Du willst uns Verderben stürzen?“

Ein Dämon ruft es Jesus zu – nicht die Menschen, die betroffen war von seiner Lehre. – Was war das für eine Betroffenheit?
Bewunderung oder Erschrecken?

Hat der Dämon vielleicht nur laut ausgerufen, was alle dachten?
Verleiht er der allgemeinen Betroffenheit vielleicht nur sprachlichen Ausdruck?

An diesem Tag bringt Jesus den Dämon zum Schweigen und der Mann ist geheilt.
Und so bleibt Jesus an diesem Tag Sieger. Doch der Widerstand dieser Widergeister ist nicht gebrochen. Ihre Stunde kommt – die Stunde, in der sie die Oberhand haben. – Auch wenn gerade dieser Stunde zur Stunde Jesu werden wird, in der Gott ihn verherrlicht!

Liebe Schwestern und Brüder,
Die Reaktion auf Jesu Botschaft ist von Anfang an zwiespältig:
Man spürt in seiner Predigt die „göttliche Vollmacht“!
Aber zugleich spüren die Menschen, wie sehr Jesus ihr bisheriges Leben in Frage stellt. Sie sind betroffen: Sie fühlen sich betroffen und sie merken:
Jesus stellt mich in Frage.

Das ist der Punkt, an dem auch wir heutigen Hörer der Botschaft ins Spiel kommen:

Jesus stellt uns selbst in Frage: Er verkündet uns, dass das Reich Gottes gekommen ist und ruft uns zur Umkehr.

Wenn wahr ist,
dass Gott wichtiger ist als alles andere,
wenn das Leben des anderen genauso wichtig ist, wie meines,
wenn die Liebe immer den Vorrang haben soll,

Wenn das wahr ist, dann fragt man sich, ob diese Botschaft unser gewohnte Leben nicht völlig über den Haufen wirft.

Wer Jesus ernst nimmt,
der merkt, dass nicht nur die anderen gemeint, sind, die als Sünder gelten,
der merkt, dass nicht nur die Reichen, nicht nur die Mächtigen gemeint sind.

Wenn ich Jesus ernst nehme, merke ich, dass ich gemeint bin:
Weil ich mich jeden Tag anpasse an das Denken, das Gott an den Rand drängt,
dass ich mich abfinde mit Kompromissen: dies und das tue ich ja nicht;
dass ich eben doch zuerst an mich denke und erst dann an die anderen.

Aber wenn ich wirklich ernst machen würde mit dem Reich Gottes, kommt dann nicht vieles ins Wanken?

Schwestern und Brüder, wir neigen dazu, Jesu Botschaft für unsere Zwecke zu vereinnahmen:
Er soll uns Hoffnung geben.
Er soll uns Frieden schenken.
Er soll uns beruhigen durch den Glauben an Vergebung und Nachsicht.

Doch Gottes Barmherzigkeit gilt zuallererst den Schwachen; denen, die wir abgeschrieben haben.

Jesu Botschaft birgt ein beunruhigendes Potential:
Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?
Bist du gekommen, um hier alles durcheinander zu bringen,
die gut eingespielten Wege der Macht und der Herrschaft,
die ausgetretenen Pfade des Eigennutzes und der scheinbar ausgewogenen Interessen,
die Sicherheit, die wir uns vorstellen – nur weil wir uns an so vieles gewohnt haben?

Jesu Botschaft heißt nicht: „Macht weiter so!“
Jesu Botschaft heißt und meint mich: „Ändert euch!
Werdet Menschen nach Gottes Willen!“

18. Januar 2015: 2. Sonntag im Jahreskreis (LJ B)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Schwestern und Brüder im Glauben an Christus,

versuchen wir uns einmal in die Lage des Evangelisten zu versetzen.
Er hat Stoff gesammelt, um ein Buch über Jesus zu schreiben, um ein Buch von seinem Glauben an Jesus zu schreiben.
Er fängt seine Erzählung an mit der Taufe Jesu im Jordan:
Er richtet es so ein, dass Johannes zwei seiner Jünger auf Jesus als Lamm Gottes hinweist. Die beiden Jünger folgen ihm und Jesus fragt sie:

„Was wollt, was sucht ihr?“

Was könnte Johannes als Antwort der Jünger schreiben?

Wir wollen mit dir reden? Wir wollen dich etwas fragen?

Die Jünger fragen: Wo wohnst du? Oder besser: Wo bleibst Du?  Wo bist du zuhause?

Schwestern und Brüder,
eine Wohnung sagt viel aus über einen Menschen – aber ich glaube nicht, dass es um die Wohnung Jesu geht.
Es geht nicht darum, ob Jesu Wohnung aufgeräumt ist, ob er einfach lebt oder komfortabel.

Wo bleibst Du? Diese Frage sollten wir – aus der Sicht des Johannes – hintergründiger, tiefsinniger verstehen:
Was gibt dir Halt? Was ist dein Glaube?  Was bewegt dich und wo findest du Kraft und Ruhe?

Jesu Antwort ist ebenso tiefsinnig: Kommt und ihr werdet sehen!

Jesus macht kein Geheimnis daraus. Die Jünger dürfen es sehen – er zeigt ihnen, was ihn hält und Kraft gibt.

Und sie blieben – an jenem Tag ‑ bei ihm und sahen, und erlebten, wo er seine Bleibe hatte:

Liebe Schwestern und Brüder,
damit möchte ich Worte aus der Abschiedsrede Jesu am Ende des Johannesevangeliums verbinden:
Jesus sagt zu den Jüngern:
Wer mich liebt, wird meine Worte bewahren und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm bleiben.

Das Johannesevangelium spannt einen Bogen von Anfang bis Ende:

Jesus ist die Einladung Gottes an uns:
So wie der Vater Jesus ganz erfüllt und in ihm ist,
so wie der Geist Gottes in Jesus ist und bleibt,
so wie Jesus ganz aus dieser Offenbarung lebt,
so dürfen wir auch wir erkennen, dass Gottes Geist in uns ist.

Wir, die Jünger Jesu werden so wie Jesus selbst immer im Vater bleiben.
Wir werden eins sein mit ihm und mit uns selbst und untereinander.
Der himmlische Vater ist unsere Bleibe, unser Zuhause.
Er ist unser Halt und die Quelle unserer Kraft,
er macht uns fähig, die Welt und alles in ihr so zu lieben, wie Gott.

Schwestern und Brüder.
„Kommt und ihr werdet sehen, wo ich bleibe.“ sagt Jesus zu uns,

Das ist kein Tipp, wie wir noch besser unsere täglichen Aufgaben, Freuden, Probleme bewältigen. Das ist kein moralischer Anspruch, kein Gebot, keine Weisung- es ist eine Einladung:

Wenn wir das ganze Evangelium mit offenem Geist und Herzen lesen, werden wir immer besser verstehen und sehen und erkennen, wo Jesus bleibt und woraus er lebt.
Wir werden selbst immer mehr bei ihm sein und unsere Bleibe da haben, wo er sie hatte:
Wir werden immer mehr verankert sein im Bewusstsein, dass Gott in uns ist.
Seine Freiheit, sein Friede, seine Liebe werden in uns sein.

Und wir werden in unseren täglichen Freuden und Sorgen, Ängsten und Hoffnungen einen Halt haben und eine Sicherheit: wir werden immer besser darin werden, in der Liebe Gottes zu bleiben.

Kommt und ihr werdet sehen, wo mein Friede ist! Ruft Jesus uns zu.

6. Januar 2015: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wichtiger als die Reiseroute der Sterndeuter,
wichtiger als die Frage, warum das Mt. Ev. von einem Haus spricht, in dem Maria und Josef mit dem Kind sind,
wichtiger als der Zeitpunkt an dem der Stern sichtbar wurde,
wichtiger als diese wissbegierigen Fragen ist:

Was sagt das Evangelium über Jesus von Nazareth in dieser allerersten Episode, nach der Geburt Jesu:

Die Sterndeuter suchen nach dem König der Juden.
Herodes erfasst sofort, dass es darum geht, dass der Messias geboren ist;
Die Schriftgelehrten erklären:
In Betlehem wird der Fürst des Hauses Israel geboren, der Hirt des Volkes Israel.

Als sie den Stern sahen, wurden die Sterndeuter von sehr großer Freude erfüllt.

Gleich zu Anfang verkündet das MT.Ev. wer Jesus ist:
Der Messias, der verheißene Hirte des Volkes Israel, der König der Juden – zu dem die Völker pilgern.

Dieser Geschichte verdanken wir die Strohsterne, die Lichter an Weihnachten, die hell leuchten sollen wie ein Stern.

„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen!“ sagen die Sterndeuter!
Der Stern ist letztlich Jesus selbst: Er leuchtet und macht das Dunkel hell.
Er führt die Menschen, die ihm folgen, damit sie ihren Weg finden.

Wir haben seinen Stern aufgehen sehen!
Liebe Schwestern und Brüder, das dürfen wir mit den Sterndeutern freudig bekennen: Er gibt unserem Leben eine Richtung:
Dass wir mithelfen, dass die Armen aus ihrer Armut befreit werden;
dass wir Hoffnung bringen, wo die Hoffnung zu sterben droht;
dass wir Freude bringen, wo die Traurigkeit die Seele eines Menschen aufzehrt.

Er beschenkt uns selbst mit einer Hoffnung auf Leben,
mit der Freude über die Gemeinschaft, die wir erleben
und mit dem Reichtum, mit der Fülle des Lebens, an der er uns Anteil gibt.

Ein wichtiges Detail in der Weihnachtsgeschichte des Mt. Ist auch, dass die Sterndeuter auf einem anderen Weg heim in ihr Land gehen, anstatt zu Herodes zurückzukehren.

Natürlich ist diese zunächst dem Verlauf der Geschichte geschuldet:
Herodes hat ja Mordabsichten und will das Kind töten lassen – später werden unschuldige Kinder ermordet, nur weil sie in etwa das bestimmte Alter haben

Doch da gibt es auch andere Nuancen:
Wer Jesus begegnet ist, dem Messias, wer ihm gehuldigt hat,
wer in ihm den Retter erkennt, wer seiner Botschaft vom Reich Gottes glaubt, der geht von da an andere Wege:
Nicht mehr den Weg zu Herodes, wo es um Macht geht und um die Angst, die Macht zu verlieren.

Der Weg hat nun eine andere Überschrift:
Es ist der Weg, dem Leben zu dienen,
den Frieden zu suchen,
die Güter der Welt gerecht zu verteilen,
auf Gewalt zu verzichten.
Statt Ausgrenzung und Abwertung geht es nun um Zuwendung und Wertschätzung.

Liebe Schwestern und Brüder, lassen wir uns immer weiter verwandeln durch die Begegnung mit Jesus. Suchen wir immer wieder die neuen Wege, die er uns zeigt – durch seinen Geist, der in uns ist.

Segnung der Kreide: Wir verkünden die Botschaft des Segens.
den Weihrauch: die Freude erfüllt unser Leben und unser Miteinander.
das Wasser: neues Leben ist uns geschenkt – das Leben als Schwestern und Brüder Jesu, als seine Miterben, als Kinder Gottes.