12.01.2020: Taufe Jesu

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Liebe Schwestern und Brüder,
ein Gedankenexperiment:
Sie werden eingeladen und gebeten, zu sagen, wer Jesus von Nazaret ist und was er ihnen bedeutet: ….

Petrus war in Caesarea von einem röm. Hauptmann eingeladen und gebeten worden, über Jesus zu sprechen.
Petrus hat geantwortet:
Gott hat Frieden verkündet durch Jesus Christus; bei seiner Taufe durch Johannes salbte Gott ihn mit dem Heiligen Geist und mit Kraft. Danach zog er umher, tat Gutes und heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

So schlicht und so einfach: Frieden verkünden, Gutes tun und heilen.

Wenn Gott sich entscheiden würde, wieder einen Menschen zu senden, einen wie Jesus, was würde der tun?
Eine spannende Frage: mir fallen viele Möglichkeiten ein – aber sicher nicht die richtigen! Nur so viel davon:

Sicher würde er von Land zu Land gehen, Gutes tun und heilen – beson­ders die, krank sind von Angst und Hass und dem Gefühl, nichts wert zu sein.

Solche Menschen gab es und gibt es immer wieder – Gott sei Dank.
Menschen, die dem anderen zeigen, dass er wertvoll ist.
Solche Menschen sind hier zusammen – sie sitzen hier in der Kirche.
Das sind wir, die Schwestern und Brüder Jesu. An uns hat Gott Gefallen gefunden. Wir sind seine geliebten Söhne und Töchter – so wie wir hier sitzen.

Liebe Schwestern und Brüder,
was bedeutet es, dass jedes der vier Evangelien die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die Taufe Jesu im Jordan als Ausgangspunkt seines öffentlichen Wirkens nimmt?

Achten wir auf den Dialog zwischen Johannes und Jesus:
„Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ sagt Johannes. Mit anderen Worten: „Ich habe nötig, dass ich um Vergebung bitte und dass du mir Vergebung gewährst!“

Jesu Antwort ist schwieriger: „Lass es nur zu. So können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Wie kann ich erklären, was Jesus damit meint?

Es ist gerecht, dass Jesus sich wie ein Sünder unter die Sünder stellt,
und wie sie Gottes Gnade zugesprochen bekommt.
Gottes Gerechtigkeit wird auch dadurch geschehen, dass Jesus wie ein Gottloser ans Kreuz gehängt werden wird.

Die Auflösung des Dialogs geschieht durch die Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Schwestern und Brüder, die Taufe Jesu ist der Ausgangspunkt:
Johannes tauft zur Reinigung von den Sünden.
Die sich taufen lassen, wollen ihr Leben ändern,
sie wollen nicht mehr sündigen, sondern das Gesetz Gottes tun.

In der Taufe Jesu wirkt Gott selbst: Er durchdringt Jesus mit diesem Geist:
Du bist mein geliebter Sohn. Du, weil Du bist. Nicht wegen dem, was du tust, sondern weil du bist.

Deshalb kann Jesus der Retter sein. Das ist das, was ihn für uns zum Retter macht: er ist der geliebte Sohn Gottes – in ihm ist nur dieses geliebt sein – das ist alles, was ihn ausmacht und bewegt und Kraft gibt und antreibt.

Die Einflüsterungen des Bösen hat er überwunden:
Mach was aus dir! Zeig, was du kannst! Nimm dir, was du kriegen kannst.

Er lässt Gottes Liebe an sich genügen – und macht sich deshalb den Sündern gleich – weil auch sie in Gottes Liebe eingeschlossen sind.

06.01.2020: Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder,
eine schöne Geschichte: Sterndeuter aus dem Osten kommen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, wertvollen Schätzen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.
Es ist mehr, viel mehr, als eine schöne Geschichte.

Das Mt. Evangelium verkündet selbstbewusst und sicher, vor allem den Christen, die schon immer Juden waren:
Jesus Christus ist der verheißene Messias!
Von Norden und Süden, von Osten und Westen werden die Völker nach Israel kommen, um sein Licht zu sehen.

Dabei geht es nicht um die buchstäbliche Reise nach Jerusalem, sondern um den Glauben an Christus. Und so ist es: Menschen aus Kontinenten und Ländern glauben an Christus, hören auf seine Weisung und setzen sie in die Tat um: in China und Amerika, in Grönland und in Südafrika.

Ganz so triumphalistisch ist es nun auch wieder nicht:
Nicht ganze Völker, sondern Menschen aus allen Völkern sind es.
Nach wie vor haben viele Menschen in allen Völkern ganz andere Überzeugungen und Glaubensweisen:
Ob nun Buddhisten oder Muslime, ob Juden oder Hindus mit all ihren verschiedenen Untergruppen.

Auch in Regensburg leben wir zusammen mit dem Bund für Geistes-freiheit, mit verschiedenen muslimischen Gemeinden, mit der jüdischen Gemeinde, mit Buddhisten und Hindus und mit Esoterikern.

Ist es unser Auftrag, allen das Evangelium zu verkünden?

Ist Christus nur der Retter der Christen oder kann er auch der Retter für Menschen mit anderen Überzeugungen sein?

Können die Menschen ihre Überzeugung behalten und sie sind dennoch gerettet?

Ich glaube, es Ist möglich, jede dieser Fragen mit „Ja“ zu beantworten?

Denn:
Ja natürlich, glaube ich, dass Jesus allen Menschen Versöhnung und Frieden bringt: als Geschenk für das Leben in dieser Welt: Um mit Friedrich Schiller zu sprechen: „Alle Menschen werden Brüder!“

Und diese Freude, dass Gott jeden einschließt und keinen einzigen verloren gehen lassen will – diese Freude muss ich verkünden!
Der Tod, die Feindschaft ist überwunden.

Ja und natürlich glaube ich, dass Jesu Leben und Auferstehen Versöhnung für alle bedeutet – auch für die, die nie etwas von Jesus gehört haben.
Und auch für die, die nicht an ihn glauben können und wollen.

Ja und ich glaube auch, dass jeder Mensch seine Überzeugung und seinen Glauben behalten kann und darf, ohne deshalb von Gott, vom ewigen Leben ausgeschlossen zu sein.

Dennoch sind wir gesandt, die Botschaft von der Versöhnung allen zu verkünden: ohne zu drohen, ohne zu verdammen, sondern um von unserer Freude zu erzählen.

Dabei werden wir die goldene Regel beachten, die wir im Mt. Evangelium lesen: Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen:
Wer nichts von Jesus hören will, den lasse ich in Ruhe.
Wer zufrieden lebt, dem dränge ich nichts auf.

Wo aber Menschen von Not und Angst geplagt sind,
da sind wir gesandt: die Not zu lindern und Hoffnung zu bringen.

Von Bonifatius gibt es die Legende, dass er eine Eiche fällte, um die Ohnmacht des Gottes Donar zu zeigen.

Vielleicht ist es heute besser, Eichen zu pflanzen und Krankheiten zu heilen, Gräben zu überbrücken und Ungerechtigkeit zu überwinden,
damit die Macht der Liebe unseres Gottes sichtbar wird.

05.01.2020: 2. Sonntag der Weihnachtszeit

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Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ist eine traurige Geschichte, die der Prolog – also das Vorwort – des Johannesevangelium erzählt.

Das Licht leuchtet in der Finsternis – und die Finsternis hat es nicht erfasst.
ER der das Leben zeugt, kam in die Welt, die durch ihn geworden ist.
Doch die Welt erkannte ihn nicht.

Er, dem alles gehört, kam in sein Eigentum,
aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Nicht erkannt werden, nicht erfasst werden, nicht aufgenommen werden.

Das kennt jeder – oder etwa nicht?
Ich werde nicht verstanden. Ich wurde in einen bestimmten Kreis nicht aufgenommen. Meine Vorschläge, meine Ideen werden ignoriert, verworfen.

Doch die Tragik ist unendlich gesteigert:
Der Schöpfer des Lebens wird von den Lebendigen nicht erkannt.

Das Licht kommt, aber die Finsternis hat kein Interesse daran.

Der Eigentümer kommt und wird nicht in sein Eigentum gelassen.

Der Ursprung der Schöpfung findet in seiner Schöpfung keine Heimat mehr.

Das ist die Geschichte von Adam und Eva: Wir sind selbst wie Gott!
Wir machen uns selbst zu Gott, zum Maß aller Dinge – als ob wir selbst die Welt erschaffen hätten.

Die Dunkelheit, die so entsteht ist das dunkelste Dunkel. Das Leben besteht aus Schweiß, Schmerzen und Schuldzuweisungen.

Das Vorwort des Johannesevangeliums erzählt zum Glück noch eine –
eine sehr viel schönere Geschichte:

Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an ihn glauben:

In denen wird die Finsternis hell, sie sind aus Gott geboren!
Sie setzen nicht auf Abstammung, auf Macht und auf Stärke:

Sie sind aus Gott geboren:
für sie ist Gott, der Ursprung des Lebens das Maß aller Dinge.
Wo Gott ist, da ist Leben.
Wo Menschen auf Gottes Wort hören, da wächst Leben.

In denen, die Gott aufnehmen, ist das Leben Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir, die erkannt haben, dass Jesus die Worte seines Vaters verkündet und den Willen seines Vaters tut,
wir sind die Erfolgsgeschichte Gottes.

Was gewinnen wir dabei?

Das Wort wird Fleisch. Es wohnt unter uns.
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Gnade und Wahrheit.

Darf ich es ganz einfach ausdrücken?
Wir sonnen uns im Licht Gottes.
Wir genießen es, die Welt im Licht Gottes zu sehen;
Wir genießen es, die Schätze zu teilen; denn sie sind ja kein Raub,
den wir festhalten, sondern sie sind uns gegeben, damit wir sie teilen.

Wir leben und zwar aus Gnade
oder: wir leben, weil Gott uns das Leben schenkt,
uns mit seinem Leben erfüllt.

Wir sind nicht ins Dasein geworfen,
wir sind nicht den Kräften des Universums ausgesetzt,
wir sind nicht selbst gemacht und wir sind auch nicht Kinder des Zufalls,
wir sind nicht nackt, sondern umhüllt von Gottes schöpferischer Liebe.
wir sind gewollt und geliebt und belebt,

Unser Leben besteht aus Dank und Teilen.
Denn wir sind Kinder Gottes.
Das ist die Wahrheit.

31.12.2019: Jahresschluss

Lesung: Kol 3,12-19 – Ev: Joh 15,11-17

HERZLICH WILLKOMMEN

Gott, der jeden Tag bei uns ist und uns mit seinem Geist erfüllt,
seit mit euch

Einführung:
Ein letztes Mal in diesem Jahr kommen wir in unserer Kirche zusammen. Mit der Eucharistie, der Danksagung an Gott soll das Jahr enden.
Wer um Mitternacht wach ist und sich ein gutes neues Jahr wünscht,
dankt dabei daran, dass es nicht nur an uns liegt, wie im kommenden Jahr das Leben verläuft.
Es lag nicht nur an uns, was im vergangenen Jahr geschehen ist:

Alles, alles legen wir in Gottes Hand, wenn wir zu ihm rufen:
Herr, bleibe mit deinem Erbarmen bei uns: Bleibe mit deiner Nachsicht und mit deiner Großzügigkeit bei uns, der du uns das Leben schenkst:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,
Notre Dame in Flammen, der Regenwald im Amazonasgebiet in Flammen, Australien brennt – wird bald die ganze Erde in Flammen aufgehen, brennt nicht nur Notre Dame oder wird bald die Kirche insgesamt durch die Flammen des Unglaubens verzehrt?

Viele machen sich große Sorgen: denn es gibt gute Gründe, den Mahnern und Warnern zu glauben und zu begreifen, dass die Menschheit – global – einen Überlebenskampf führen müsste: Es geht um mehr als Arbeitsplätze und Einkommen: Es geht ums Überleben.
Klimaforscher sagen – die meisten jedenfalls – wir verhalten uns wie Menschen, deren Haus brennt und die sich darüber sorgen machen, wie man die Möbel vor dem Löschwasser schützen kann.

Die Klimakatastrophe – so sagen die Wissenschaftler – wird in 10 Jahren unumkehrbar sein, wenn die Menschheit ihr Verhalten nicht drastisch ändert. – Zu Recht werden die Regierungen gefordert:
Denn die Parlamente und Alleinherrscher stellen durch Gesetze die entscheidenden Weichen, damit sich das Verhalten ändern wird.

Und die Kirche, das Volk Gottes, die Getauften in den verschiedenen Konfessionen: In unseren Breiten schaffen sie es nicht mehr, ihre Verwandten und Freunde für den christlichen Weg des Lebens zu begeistern: Die wenigen Eltern, die es bei ihren Kindern ernsthaft versuchen, müssen meistens sehen, dass die Kinder den Glauben in eine Nische stellen – aber die Gemeinschaft nicht mehr pflegen.
Es gibt viele Gründe, sich wegen unserer Kirche und ihrer Zukunft große Sorgen zu machen: Die Vorhersagen sind genauso katastrophal wie die der Klimaforschung. In 40 Jahren wird sich die Zahl der Kirchenmit­glieder von 44 auf 22 Millionen halbieren. – Und die Kirchen diskutieren über eucharistische Gastfreundschaft bei konfessionsverbindenden Paaren!

Wie können wir auf ein solches Jahr – das in vieler Hinsicht nicht viel anders war als die vorherigen – zurückschauen?
Gibt es Grund, zu danken? Gott zu danken?

Wie können wir trotz der vielen Gründe zur Klage und zur Sorge, zur Enttäuschung und vielleicht sogar zur Wut, dankbar sein?
Wie können wir dieses Jahr in Frieden beschließen?
Oder logischer gefragt: Wie können wir Frieden in uns haben?

Liebe Schwestern und Brüder, weil es noch viel mehr Probleme gibt (Rüstung, Kriege, Waffenexporte, Ausbeutung der Arbeitskräfte in der ganzen Welt durch die Mechanismen des „freien Marktes“ und seiner Profiteure), kann ich nicht umhin zu sagen:
Wer Ideale hat, wem etwas an der Welt, an den Menschen und an der Kirche liegt, kann nicht zufrieden sein. Damit es besser wird, ist Widerspruch notwendig, Auseinandersetzung und Protest und Engagement! Es wäre ein fauler Friede, den Kopf in den Sand zu stecken und zu denken: Für mich läuft es eigentlich ganz gut.

Jesus preist die Menschen selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit – die sich einsetzen und etwas dafür tun!

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich mir bewusst mache, was ich tun kann, damit es besser wird: in der Kirche und mit der Menschheit:

Frieden kann ich in mir haben, wenn ich mich einsetze für Verbesserungen – nicht gegen andere Menschen: Der eigene Einsatz soll auch ihnen zugutekommen – auch wenn es verschiedene Meinungen gibt, was Verbesserungen sind.

Im Frieden kann ich das Jahr nur beschließen, wenn ich sehe und achte, dass es viele Gründe gibt, zu danken und dankbar zu sein:
Das alles ist es wert, dafür einzutreten, sich auseinanderzusetzen, sich zu engagieren. Woher kommt die Kraft dafür?

Die kleinen und scheinbar selbstverständlichen Dinge im Alltag – sie sollten uns darin bestärken, uns  für die Zukunft der Menschen und der Kirche einzutreten.

 

 

Es war einmal eine weise Frau. Sie hatte kein leichtes Leben und musste mühsam für ihren Lebensunterhalt sorgen.

Jeden Morgen, bevor sie ihr Tagwerk begann, ging sie in ihre Speisekammer und nahm eine Handvoll Bohnen aus einem Sack. Diese steckte sie sich in ihre rechte Hosentasche.

Wann immer ihr im Laufe des Tages etwas Schönes begegnete – das Lächeln eines Kindes ‑  der Gesang eines Vogels ‑ ein Mitmensch, der ihr eine Freundlichkeit erwies ‑ der Duft einer Tasse Kaffee ‑ ein Sonnenstrahl, der ihr Gesicht traf – eine schöne Blume ‑ oder ein schattiger Platz in der Mittagshitze –
kurz gesagt, für alles, was ihr Herz und ihre Sinne erfreute, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Hosentasche wandern.

Am Abend, bevor sie sich schlafen legte, nahm sie die Bohnen aus ihrer linken Tasche. Sie erinnerte sich bei jeder einzelnen Bohne an das Schöne, an das, was ihr an diesem Tage Freude bereitet hatte.

Und wenn sich auch nur ein einziges Böhnchen in ihrer linken Schürzentasche fand, dann war es für sie ein Tag, an dem es sich gelohnt hatte, zu leben.

25.12.2019: Hochfest der Geburt Christi

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Liebes Jesuskind,
du bist ein ganz schönes Kind, es ist ein Glück, dass wir dich sehen dürfen.

Wenn ich dich anschaue, schmilzt mein Herz dahin. Ich möchte nur noch dich anschauen und dir alles geben  – alles, was du brauchst und alles, was ich dir geben kann.

Warum liegst du hier in Betlehem, in diesem abgelegenen Winkel am Rand der Welt? Was hat dich hierher verschlagen?

Die Macht des Kaisers, so erzählt man, hat deine Eltern gezwungen, kurz vor der Niederkunft diese Strapaze auf sich zu nehmen.

Der Kaiser wird dich nie zu sehen bekommen – da bin ich mir sicher.
Schade für ihn. Denn du bist ein ganz besonderes Kind.

Geboren unterm Sternenhimmel ‑ dein Schreien hat uns alle verzaubert – er war wie Engelsgesang – wir haben es gehört.

Ein Kind, das auf dem freien Feld geboren wird im Sternenglanz – direkt bei uns Hirten, mit denen sonst keiner etwas zu tun haben will.
Du bist ja selbst ein Stern! Du leuchtest heller als alle die Sterne am Himmel, heller als der Kaiser, der nicht weiß, welche große Freude er uns mit seinem Befehl gemacht hat.

Liebes Kind, wir werden aufpassen, was aus dir werden wird. Wir werden dich nicht aus dem Blick verlieren. Wir wollen es wissen, welche Wege du gehen wirst. Denn Du bist einer von uns, weil du hier unter uns geboren bist.

Und du Maria, du bist auch eine Frau wie unsere Frauen. Du sollst wissen, dass das Schreien deines Kindes uns so gefreut hat. Deshalb sind wir sofort losgelaufen. Und wir bringen dir und deinem Kind, was wir haben und was ihr jetzt brauchen könnt. Es ist nicht viel. Es ist das, was wir euch geben können.

Maria, dieses Kind hat uns an unsere Hoffnungen erinnert:
dass einer kommt, der uns rettet. Nicht einer von den Palästen, sondern einer von uns und dem wir wichtig sind; der weiß, wie es uns geht.
Der uns nicht verurteilt, weil wir uns nicht an die feinen Sitten halten und weil wir nicht alle Regeln immer einhalten können –so wie die feinen Menschen, die sich in ihrer Gerechtigkeit sonnen und uns ausnützen, so dass wir nicht mehr wissen, wie wir leben können.

Maria dein Kind kann der sein, der uns von unseren Sünden befreit,
der versteht, dass wir keine schlechten Menschen sind.
Dein Sohn kann der sein, der den Reichen den Spiegel vorhält,
so dass ihre Selbstsucht und Gier sichtbar wird.
Dein Sohn kann uns versöhnen, so dass wir nicht von Gott verstoßen sind, sondern dass er sich unser erbarmt und uns Frieden schenkt.

Liebe Gemeinde, dieses Jesuskind weckt all diese Hoffnungen in uns
und nährt sie und stützt sie und es gibt uns Kraft für unsere Hoffnungen einzutreten, dass sie Wirklichkeit werden.

Dieses Kind dürfen wir in unser Herz schließen, denn es ist klein und schwach. Niemand muss vor ihm Angst haben, außer dem, der etwas zu verbergen hat. Denn dieses Kind bringt es ans Licht.

Dieses Kind, liebe Gemeinde, verändert uns. Es macht uns zu neuen Menschen: zu Menschen, die das Gute wollen und tun,
zu Menschen, die der Lüge nicht auf den Leim gehen,
sondern Freude an der Wahrheit haben.

Lasst uns Gott preisen, der uns dieses Kind geschenkt hat, damit es uns rettet, damit es uns befreit, damit es uns aufrichtet und zu neuen Menschen macht. Zu Kindern des Lichts erfüllt von der Freude an ihrem Gott.

22.12.2019: 4. Adventsonntag

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Liebe Schwestern und Brüder,
Bei der Predigtvorbereitung stieß ich auf eine Auslegung, die das Geschehen um die Geburt Jesu ungefähr so rekonstruiert:
Erst erschien der Engel Gabriel der Maria und verkündete ihr, dass sie schwanger werden würde. Als es schließlich offenbar war, überlegte Josef, der Verlobte Marias, wie er mit möglichst wenig  Schaden für alle, die Sache lösen könne. Aber da kam im Traum ein Engel zu ihm und weihte ihn ein – damit das Kind in den Augen der Welt einen Vater hat.

Ich bin zwar kein wissenschaftlicher Exeget – aber in einem bin ich mir sicher: So deutet man weder das Lukas noch das Mt. Evangelium richtig.

Mt. Erzählt eine ganz andere Geschichte über die Geburt Jesu als Lk.
Und beide sind wahr – nicht als Chronik, sondern als Verkündigung.

Im Lk. Ev. kommt Josef kaum vor. Im Mt. Ev. ist Josef der entscheidende:
ZU ihm kommt der Engel vor der Geburt und nach der Geburt, und rät ihm nach Ägypten zu fliehen und teilt ihm später mit, dass er nun wieder zurückkehren kann.
Die Geburt des Herrn erwähnt Mt. nur vorausschauend – wie hier und rückblickend in der Erzählung von den Sterndeutern. Als Jesus in Betlehem geboren worden war ….

Mt. setzt ganz andere Akzente als Lk., um zu verkünden, dass Jesus der verheißene Messias ist, dass Gott in ihm Mensch geworden ist und die Schriften erfüllt.

Auch in der Geschichte des Mt. geht es nicht darum, was Josef für ein Mensch war – Er verschwindet als Jesus 12 Jahre alt ist sang und klanglos.

Und Lk geht es nicht darum, was Maria für eine besondere Frau war, weil sie sagte: „Ich bin die Magd des Herrn“.

Beiden geht es allein und ausschließlich darum zu verkünden, wer Jesus war und ist. Und das verkündet der Engel:
Jesus ist vom Heiligen Geist. Er soll Jesus heißen (Gott hilft) Er wird das Volk von seinen Sünden befreien.

Und Mt. und Lk. machen klar: Gott braucht die Menschen, um das Heil zu wirken.

Bleibt noch die Frage nach dem Namen „Immanuel“ (Gott ist mit uns).

Wird das Kind zwei Namen haben? Jesus Immanuel?

Diese Vorstellung ist natürlich daneben. Aber so wird deutlich, dass wir uns damit nicht aufhalten brauchen: Das Kind heißt Jesus und es ist der Immanuel, weil er uns mit seinem ganzen Leben eines zeigt:
Gott ist mit uns. So endet auch das Mt. Evangelium:
„Ich bin bei euch, alle Tage, bis zum Ende der Welt“.

Liebe Schwestern und Brüder,
Heute können wir verschiedene Impulse auf uns selbst beziehen:

Auf der menschlichen Ebene:
Wenn Du meinst, dich hätte jemand hinters Licht geführt –
selbst wenn es vielleicht so ist, höre nicht nur auf die Stimme der Vernunft und der verlorenen Ehre: Höre auch auf die andere Stimme in dir:
Diese Stimme sagt dir, wie das Leben weitergeht.

Doch wem dies zu glatt geht, wer spürt, dass diese Auslegung am Eigentlichen vorbeigeht, kann die Geschichte so auf sich beziehen:

Gott ist immer bei uns, um sein Heil zu wirken.
Doch dafür braucht er die Josefs und Marias, er braucht uns Menschen.

Gott will sein Heil wirken durch uns.
Wir sollen nicht den Ehrgeiz haben, wie Gott zu sein,
sondern wir sollen den Ehrgeiz haben, dass Gott in uns und durch uns handelt.

Es gibt keine Konkurrenz zwischen uns Menschen und Gott –
vielmehr ist es ein Ineinander: Wo der Mensch Gott groß sein lässt,
da geschieht sein Heil.

15.12.2019: 3. Adventsonntag LJ A

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das sind leere Versprechungen! – Das ist ein schlimmer Vorwurf!
Darin drückt sich tiefes Misstrauen aus. „Leere Versprechungen“.

Es wird versprochen: Die Steppe wird blühen! Sie werden die Herrlichkeit des Herrn sehen! Gott wird kommen und euch retten!

Die Engel versprechen: Er wird groß sein! Friede auf Erden den Menschen!

Und was ist?
Kriege toben. Christen werden verfolgt. Israel ist in sich gespalten und seine Existenz wird von anderen Staaten in Frage gestellt.

Die Kirchen bieten einen traurigen, verbrauchten Anblick: sie erschöpfen sich in Lehre und Caritas – doch begeistern sie nur noch sehr wenige für die eigentliche Botschaft vom Reich Gottes.

Ist Christus eine falsche Versprechung? Können wir ihm wirklich glauben?
Hat er die Königsherrschaft Gottes gebracht?

Zweifel über Zweifel – geweckt und genährt von der Wirklichkeit.

Ähnliche Zweifel bedrängen Johannes. Deshalb lässt er zwei seiner Jünger Jesus fragen: bist du der der kommen soll?

Schwestern und Brüder: Können wir glauben und können wir vor unseren Bekannten und Freunden vertreten: Jesus ist der Messias!
Jesus ist der Retter der Welt und der Menschen!

Oder bleibt ihnen dabei das Wort im Mund stecken?

Welche Argumente gibt es gegen den Zweifel?
Warum bin ich überzeugt davon, dass Jesus wirklich der Messias ist?

Jesus verändert die an ihn glauben:

Ich sehe die vielen Menschen, die sich für andere einsetzen – ob mit Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer oder in der Krankenpflege oder in der Erziehung.

Ich höre die Nachrichten von den vielen Projekten und Aktionen, die die Lebensverhältnisse armer Menschen in jedem Erdteil dauerhaft verbessern.

Und ich begegne selber Menschen, die neu angefangen haben und wieder an sich selber glauben und ihre Möglichkeiten, etwas Gutes zu tun.

Jesus heilt auch mich selbst und bewahrt mich vor Pessimismus und Mutlosigkeit:

Trotz vieler Verbrechen und trotz der Bosheit,
sehe ich das Gute in der Welt und auch in mir.

Trotz mancher Rückschläge verliere ich nicht den Mut und sehe einen Sinn darin, für den Frieden, für das Reich Gottes zu arbeiten und zu werben.

Jesus gibt mir durch sein Leben, durch seine Art zu leben,
durch seine Unerschrockenheit und seine Leidenschaft für Gott und Mensch
Mut und Zuversicht und den Glauben daran,
dass die Menschheit darin ihre Zukunft findet.

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat die Menschheit gerettet:
Er hat sie davor gerettet, sich den dunklen Kräften der Seele auszuliefern.

Jesus bewahrt uns im Glauben und im Einsatz für
Gerechtigkeit und Wahrheit und Freiheit und Barmherzigkeit und Liebe.

Das Reich Gottes ist mitten unter uns und es kommt unaufhörlich –
wo immer Menschen auf Gottes Geist hören und ihm folgen

01.12.2019: 1 Advent im Lesejahr A

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Liebe Schwestern und Brüder,
beim Bedenken der Lesungen für den 1. Advent im Lesejahr A, habe ich versucht, die wichtigsten Wörter, zu finden:

Beim Propheten Jesaja: Sie erlernen nicht mehr den Krieg,
aus Schwertern schmieden sie Pflugscharen.

Bei Paulus im Römerbrief: Wacht auf, Zieht den Herrn an, lebt ohne Streit und Eifersucht.

Und im Mt.-Evangelium: Seid wachsam! Haltet euch bereit für den Tag des Herrn!!

Können wir unser Leben damit in Verbindung bringen?

Im Zentrum steht der Ruf Jesu: „Seid wachsam! – denn ihr wisst nicht in welcher Stunde der Herr kommt.“

Auf das Kommen des Herrn warten wir – sehnsüchtig sogar.
Denn wenn der Herr kommt und alle auf ihn hören, dann geht das Licht auf, dann endlich ist Friede unter den Menschen, die auf ihn hören.

Haltet euch bereit: Für Paulus heißt das:
verbannt Streit und Eifersucht aus euren Herzen!

Die Eifersucht – wie erklären wir sie?
Der Neid ist ein Genosse der Eifersucht: „Warum habe ich das nicht?
Warum geht es mir nicht so gut?“
Das Begehren gehört ebenso zur Eifersucht: „Ich muss dies und das haben. Ich verlange die Aufmerksamkeit.“

Neid und Eifersucht führen zum Streit, zur Feindschaft letztlich auch zu Krieg und Gewalt.

Liebe Schwestern und Brüder, lassen sie mich eine Lanze brechen für die Menschen, die geplagt sind von Neid und Eifersucht und die Forderungen stellen und kein Gehör finden – am wenigsten bei denen, von denen sie es am meisten fordern.

Was wissen andere von ihrem ungestillten Hunger?
Warum ist dieser Hunger so stark, so unbezähmbar und so ungestillt?

Es ist zu leicht zu sagen: „Du darfst nicht eifersüchtig sein.“
Auch wenn es eine Aufgabe der Erziehung und der Selbsterziehung ist.
Denn der Neid und die Eifersucht zersetzen die Lebensfreude.

Wie können Streit und Eifersucht überwunden oder wenigstens gezähmt werden? – Das legt Paulus den Christen ans Herz.

Wie können die, denen Eifersucht und Neid und Begehren entgegen­schlägt, den Frieden bewahren?

Liebe Schwestern und Brüder, Paulus stellt wirklich eine große Forderung,
wenn er den Christen schreibt: „Lasst uns ehrenhaft leben, ohne Streit und Eifersucht!“

Das Wort vom ehrenhaften Leben ist vielleicht der Schlüssel:
Schließlich ist uns die Ehre zuteil geworden, dass wir zu Jüngern Jesu berufen worden sind. Das kann uns innerlich verwandeln – so dass wir nichts erstreiten müssen und dass wir auch nichts eigensüchtig für uns selbst behalten müssen.

Vielmehr können wir – „Christus anziehen“: Wir können uns hineinleben in seine Dankbarkeit – denn er war seinem himmlischen Vater dankbar dafür, dass er seine Liebe allen schenkt – besonders den Kleinen, den Schwachen, denen, die in der Welt nichts sind.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus lädt jede unter uns ein und jeden,
den Tag des Herr zu erwarten:
den Tag, an dem er zu uns kommt und uns Frieden bringt:

Wir wissen nicht, wie er kommen wird:
arm und bedürftig wie ein Kind im Flüchtlingslager oder
uns beglückend und überraschend,
wie eine unverhoffte Einladung zu einem großen Fest.

Seien wir wachsam, damit wir ihn erkennen können,
dass wir seine Armut nicht übersehen
und seine Großzügigkeit nicht zurückweisen.

Oh, dass wir ihn erkennen, wenn er kommt! – Wachsam sein!

24.11.2019: 34. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
in Europa gibt es noch 7 Staaten mit Königen im höchsten Staatsamt:
Die Rede vom König ist also gar nicht so altertümlich.

Und ganz sicher: Jesus, der Sohn Gottes, Gott selbst, werde ich mir nie als gewählten Kanzler oder Präsidenten von des Volkes Gnaden vorstellen können.

Nicht wir wählen Gott, sondern er hat uns erwählt. Durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Die ganze Geschichte des Universums läuft auf den Frieden Gottes zu. Gott erfüllt die Schöpfung mit Leben.
Und die Schöpfung hat die Fähigkeit, die Wege zu erkennen, die zum Frieden führen: dazu, dass die Menschen einander gönnen, was jeder braucht, und miteinander teilen, was dem anderen fehlt.
Der Mensch hat die Begabung zum Frieden: Zum Frieden mit Gott, mit sich selbst und untereinander.

Davon sind wir weit entfernt: Die Menschheit wird in diesem Jahr durch 28 Kriege und bewaffnete Konflikte geplagt. Viele davon sind uns nicht bewusst.

Zugleich aber – das dürfen wir wahrnehmen – gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass der Krieg geächtet werden muss:

Eine Mehrheit im Bundestag ist dafür Waffenexporte durch ein Gesetz zu reglementieren.

Der Atombombenverbotsvertrag der UNO wurde bereits von 79 Staaten unterzeichnet.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir glauben an das Leben im Paradies, das Jesus dem Übeltäter in seiner Todesstunde versprach. Wir glauben doch, dass im Paradies Friede ist, dass dort keine Not ist, dass dort niemand Unrecht tut und Gewalt verübt.

Wir glauben doch an den ewigen Frieden!

Wenn ich diesen Glauben ernst nehme, kann ich nicht denken, dass die Menschheit auf ewig Gewalt und Krieg auf der Erde verbreitet.

Der Glaube an den ewigen Frieden weckt in mir die Hoffnung und das Vertrauen, dass der Mensch sich weiter entwickeln wird – durch die Evolution des Geistes – dass er lernt, Frieden zu halten.

Ja, es ist wahr: der Weg dahin ist noch sehr weit. Es wird vielleicht noch nicht in fünfzig Jahren sein. Doch es könnte sein, dass es im nächsten Jahrhundert möglich wird.

Es kann möglich werden – wenn es Menschen gibt, die daran glauben und die sich dafür einsetzen, die dafür werben,
die sich nicht dem Gesetz der Macht durch Gewalt unterwerfen.

Wir müssen unseren Geist entwickeln und uns verändern.
Wir müssen Menschen werden, die an die Möglichkeit des Friedens glauben, die sich selbst im Frieden üben.

Dass es möglich ist, diesen schwierigen Weg zu gehen und diesen neuen Gipfel der menschlichen Entwicklung zu erreichen, zeigt mir unser König am Kreuz: Wer einem anderen Gewalt antut, kann sich nicht auf ihn berufen. Denn dieser Mensch hat nichts Unrechtes getan.

In ihm war der Friede Gottes und er hat uns die Macht gegeben, diesen Frieden in uns zu haben. Er hat seinen Geist in uns gelegt.

Werden wir Menschen, die an den Frieden glauben und an die Möglichkeit des Friedens. Und planen wir die Wege, die dahin führen.

Denn so wie Menschen den Krieg planen und vorbereiten, in dem sie Hass und Neid schüren und Waffen bereit stellen –
so muss auch der Friede geplant werden.

Es muss Verständnis für den anderen wachsen und Solidarität und es müssen die Mittel geschaffen werden, die für den Frieden nötig sind: Häuser und Schulen, Nahrung und Wasser, Ärzte und Arbeit.
Das kostet sicher nicht mehr Geld als die Waffen und der Sold der Soldaten und die Zerstörungen die sie bewirken.

Christus ist der König des Friedens. Haben wir keine Angst davor,
sein Volk zu sein, das Volk des Friedens.

10.11.2019: 32. Sonntag im Jahreskreis

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^Liebe Schwestern und Brüder,
im großen, dem nizäno-konstantinipolischen Glaubensbekenntnis aus dem 4./5. Jahrhundert heißt es:

„Ich glaube an Jesus Christus. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. …
Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“

Es gibt kein Christentum ohne den Glauben an die Auferstehung Christi und damit die Auferstehung der Toten. Das ist einfach und schnell gesagt.

Doch, liebe Mitchristen, der Glaube an die Auferstehung war und ist in keiner Weise selbstverständlich und für alle einleuchtend.

Viele ungetaufte sagen: Ich kann auch in mir ruhen und Frieden haben, ohne an ein Weiterleben nach dem Tod zu glauben. Und es gibt genügend Beispiele dafür.

Viele Getaufte zweifeln und sagen: ich kann mir das nicht vorstellen. Es gab schon so viele Milliarden Menschen. So viel Platz kann im Himmel nicht sein.

Vielen fällt es schwer, an etwas zu glauben, was noch niemand gesehen und was niemand sich wirklich vorstellen kann.

Es ist gar nicht so einfach mit dem Glauben an die Auferstehung.

Dass ich an die Auferstehung der Toten glaube, ist meine Entscheidung. Sie beruht nicht darauf, dass ich andere abwerte, die diesen Glauben nicht teilen. Ich halte diese auch nicht für weniger wertvoll oder glücklich.

Ich glaube an die Auferstehung, weil sie mir wahr erscheint.
Die Auferstehung der Toten ist meinem Glauben nach wahrscheinlicher und einleuchtender als das Gegenteil.

Warum?

Erstens, weil ich an Gott glaube, durch den und in dem das Universum ist und besteht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Universum seinen Ursprung in sich selber hat. Es kann sein Da-Sein nicht aus sich selbst erklären.

Zweitens, weil der, durch und in dem alles ist, genau diese Schöpfung  will.
Die Schöpfung ist sein Werk und ich kann es nur so denken, als dass der Schöpfer seine Schöpfung liebt – noch mehr als Vater und Mutter ihr Kind lieben können. Mit göttlicher Liebe eben.

Drittens glaube ich, dass dieses Universum das Ziel und den Sinn hat, dass es Leben hervorbringt, das Gott ähnlich ist, sein Ebenbild: Gott will von seiner Schöpfung, erkannt werden. Die höchste Erkenntnis Gottes ist, wenn das Geschöpf Gottes selbst zur Liebe fähig ist und die Liebe seines Schöpfers erwidert.

Viertens glaube ich, dass der liebende Schöpferwille nicht dadurch begrenzt ist, dass das irdische Leben der Geschöpfe vergänglich ist. Gottes Liebe ist nicht begrenzt und deshalb ist auch das Leben der Geschöpfe nicht begrenzt. Deshalb kann ich es mir nur so vorstellen, dass die Geschöpfe bei und in ihrem Schöpfer immer leben und lebendig bleiben. Mit Spannung und Neugierde erwarte ich, daran Anteil zu haben und am Ziel anzukommen.

Liebe Schwestern und Brüder, mir ist bewusst, dass diese meine Gründe für meinen Glauben an die Auferstehung nicht jedem einleuchten mögen. Doch man wird es schwer haben, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Denn darin wurzelt das Vertrauen in das Leben, die Hoffnung für das Leben und die Liebe zum Leben.

Ich möchte ihnen noch einen fünften Grund sagen, warum ich an die Auferstehung der Toten glaube:
Es ist das Zeugnis seiner Jünger, die kaum, dass Jesus ins Grab gelegt worden war, verkündeten: Der Herr ist auferstanden. Er ist uns erschienen.
Diesem Zeugnis der Frauen und Männer, die bei Jesus waren, vertraue ich.

Ich könnte es nicht besser ausdrücken als das Lukasevangelium, in dem Jesus sagt:
Gott ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden.
Gott kann nur unser Gott sein, wenn wir leben: durch ihn und in ihm und auf ihn hin.