21.07.2019: 16. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
warum ist in Gasthäusern die Küche vom Gastraum getrennt?

Ja genau: die Geräusche, die Geschäftigkeit der Küche stören die gastliche Atmosphäre. Die Gäste sollen einen Raum haben, um in Ruhe und ungestört zu essen und sich zu unterhalten.
Bis vor kurzem war es auch in Wohnungen üblich, Küche und Wohn­zimmer, manchmal sogar ein Speisezimmer voneinander zu trennen.

Das Lukasevangelium erzählt wunderschöne Geschichten, aber manche sind auch verstörend: Hat der Vater nicht allzu viel Nachsicht mit dem Sohn, der zurückkam, als er alles verprasst hatte?

Und auch diese Szene heute ist verstörend: Die fleißige, die sich um das leibliche Wohl kümmert, wird vor der untätigen gemaßregelt.

Jesus hatte kürzlich erst die Jünger ausgesandt und gesagt: Wenn ihr in ein Haus kommt und man euch aufnimmt, dann sagt als erstes: Friede diesem Haus! Esst und trinkt, was man euch vorsetzt!

Genau das tut diese Marta. Sie nimmt Jesus und seine Jünger auf. Dafür ist sie nur zu loben! Ganz sicher freute sie sich, dass Jesus zu ihr kam und sie wollte ihm und den Jüngern sicher ein gutes Mahl bereiten.

Liebe Schwestern und Brüder, nun gibt es aber diese Störung, weil Marta sich an ihrer Schwester Maria stört: sie sitzt Jesus zu Füßen und hört ihm zu und tut nichts.

Vielleicht hatte sie schon mehrmals und erfolglos Maria zugewinkt und ihr angedeutet: Hilf mir doch! Das scheint nicht wichtig zu sein. Wichtig scheint nur das Gespräch zwischen Jesus und Marta in dem Jesus das Anliegen Martas zurückweist und Maria in Schutz nimmt, weil sie das gute gewählt hat, das eine notwendige.

Was ist dieses eine, notwendige? Was macht Marta falsch?
Gibt es darauf überhaupt eine Antwort?
Können  wir für uns selbst etwas daraus lernen?

 

 

Schwestern und Brüder, da Jesus gerne isst und trinkt, kann das Zubereiten von Essen nicht falsch sein!
Da Jesus – gerade im Lukasevangelium – zur Nächstenliebe aufruft, zur tätigen Nächstenliebe, kann der Eifer Martas nicht getadelt werden.

Was macht Maria besser als Marta? ‑ Ich habe dazu diese Idee:

Sie hört Jesus zu, weil sie merkt: Jesus gibt mir Nahrung für die Seele.
Das ist mehr, als wir ihm jemals als Nahrung geben können.
Wenn Jesus redet, gibt es nichts wichtigeres, als ihm zuzuhören.

Seine Worte sind das eine notwendige!

Das Evangelium, liebe Schwestern und Brüder, lobt nicht die Faulheit, es lobt nicht, einem anderen die Arbeit zu lassen, ohne zu helfen –

Aber es sagt:
Für das Wort des Herrn lohnt es sich, alles liegen und stehen zu lassen.
Denn dieses Wort gibt Leben und nährt und stärkt mehr als irgendein Essen uns stärken kann.

Was können wir selbst daraus lernen?
Tun wir das, was Marta getan hat: Nehmen wir Jesus in unser Haus auf.
Und tun wir das, was Maria getan hat: Hören wir auf ihn.

Es ist gut, wenn wir unsere vielen wichtigen Tätigkeiten und Sorgen ruhen lassen, um ganz Ohr zu sein für Jesus und seine Botschaft.

Es ist gut, sich bewusst zu bleiben, dass Essen und Trinken, Ausschlafen und ein gutes Frühstück weniger notwendig sind, als auf den Herrn zu hören.

Es wird genug Zeit bleiben für Kochen und Putzen und Waschen, für Ruhe und Familie und Freunde. Jesus stärkt uns mit seiner Botschaft, so dass wir das Leben bestehen, so dass wir am Leben bleiben.

Gott liebt uns und nimmt uns an. Wir sind seine geliebten Kinder.
Das können und brauchen und müssen wir uns nicht verdienen.
Aber wir müssen es uns immer wieder sagen lassen,
damit seine Liebe in uns wirken kann. Amen.

14.07.2019: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Was ist ihre größte Sorge? Etwas einfacher:
Was sind ihre wichtigen Sorgen?

Dass sie und ihre Lieben gesund bleiben oder werden?
Dass ihre Enkel und Neffen einen guten Lebensweg gehen?
Dass es keinen Krieg gibt?

So bedeutend dies alles für unser Leben ist –
Der Gesetzeslehrer hatte erfasst:
Jesus spricht von etwas, das unser Sein auf der Erde übersteigt:
Das was, Jesus sagt, ist nicht weniger als die Zusage des Himmels,
für seine Jünger: Den Vater erkennen die, denen Jesus den Blick dafür öffnet.

Deshalb fragt er Jesus nach dem, was seine größte Sorge ist:
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus verweist den Mann zurück auf sein eigenes Wissen:
Gott lieben und den Nächsten lieben. Die Nachfrage: Wer ist mein Nächster, lässt Jesus dieses wunderschöne Gleichnis erzählen von dem Beispiel des barmherzigen Samariters.

Der Witz daran ist: Die Samariter nahmen Jesus nicht in ihrem Dorf auf, weil er nach Jerusalem in die jüdische Metropole gehen wollte.
Und nun erfindet Jesus ausgerechnet einen Samariter, der einem Juden zu Hilfe eilt, als Vorbild der Liebe zum Nächsten.

Hilf deinem Todfeind, der in Not ist –
vergiss alle Schranken, die dich daran hindern –  Hilf!
Selbst, wenn Du meinst, es wäre das Übelste, ausgerechnet diesem Menschen zu Hilfe zu eilen.

Dabei ist es oft genug sogar schwierig, diese helfende Liebe seinen Liebsten zu schenken:
Ich hab jetzt gerade keine Lust. Die kann doch wirklich selbst.
Ich sitz gerade so gut. Die Sendung, die Musik, das Buch ist gerade so interessant.
Der ist letztes Mal auch nicht aufgestanden.

So haben wir unsere kleinen Rechnungen offen und begrenzen unsere liebende Hilfsbereitschaft selbst in der Familie und unter Freunden.

Liebe Schwestern und Brüder,
natürlich müssen wir manchmal (ausnahmsweise) Grenzen setzen – schon um des anderen willen und um der Beziehung willen.
Widerstand leisten kann manchmal die größere Liebe sein,
als still zu sein und nachzugeben.

Doch welches Handeln uns auch immer menschlich gerade als das liebevollere erscheint: Die größte Sorge dahinter ist:

Hilft es mir dabei, das ewige Leben bei Gott zu erlangen, zu erben?
Oder noch besser: Hilft es dem anderen und mir,
das Leben im Reich Gottes zu finden.

Liebe Schwestern,
im Schlusssegen bei der kirchlichen Hochzeit heißt es:
Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe und der Segen der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus.

Diese Segensbitte ist mehr ein Auftrag als ein Segenswunsch –
ganz sicher nicht nur für Neuvermählte, sondern für jeden, der sich entscheidet, ein Leben mit Christus und in seiner Nachfolge zu führen.

Am besten über wie das Trösten und Helfen im kleinen vertrauten Kreis der Familie und der Freunde.

Dann wird es uns selbstverständlich sein, wenn wir herausgefordert werden, einem Fremden, einem ungebetenen Gast, einem unbeliebten Zeitgenossen zu Hilfe zu eilen, wenn wir ihm helfen können.

 

Wer in Not ist, finde bei uns Trost und Hilfe.

07.07.2019:; 14 Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Das Reich Gottes ist nahe! Wer glaubt denn daran? Ist es nicht vielmehr so:

Es herrscht das Reich der multinationalen Konzerne, die dafür sorgen, dass man in China europäische Autos fährt, in Europa amerikanischen Mais füttert und in Südafrika koreanische Handys benützt.

Ist nicht das Reich der künstlichen Intelligenz bereits im Anmarsch?
wo Computerprogramme zu selbstlernenden Systemen werden und der Mensch sich mit ihrer Hilfe selbst optimieren wird: besser sehen, ein größeres Gedächtnis, längere Lebenszeit.

Ist diese Welt nicht nach wie vor das Reich der Bomben, der Macht, der Gewalt, der Manipulationen und der selbsterfundenen Scheinwahrheiten?

Welches Reich wird kommen?
Das Reich Gottes oder das Reich der stärksten und besten?

Diese Frage ist heute nicht aktueller als zu der Zeit, in der das Lukasevan­gelium entstand, in einer Zeit in der die Römer die Welt beherrschten und man nicht glauben konnte, dass ein anderes Reich kommen könnte.

Wie ist es: Glauben wir, dass das Reich Gottes nahe ist?

Füllen wir das Reich Gottes mit Inhalten, beschreiben wir es;

Im Reich Gottes erhebt der Mensch sich nicht selbst zum höchsten Zweck, sondern er hört auf eine Stimme, die über allen ist: die Stimme Gottes, hörbar im Gewissen eines jeden Menschen. Es ruft uns dazu gerecht zu sein und den Frieden zu erstreben und die Wahrheit zu achten und für die Schwächeren zu sorgen.

Das Reich Gottes ist nahe! Das ist die Zukunft der Menschen.

Wer sich dem verweigert, dem ergeht es wie Sodom – Feuer und Schwefel verbrannten die Stadt – so sagt es das Lukasevangelium:

Das Liebe Schwestern hört sich wie die Androhung von brutalen Strafmaßnahmen an – vor allem weil mit dem Tag des Gerichts – Gottes ‑ gedroht wird – also des endgültigen Gerichts, dem sich keiner entziehen kann.

Doch überlegen wir ganz sachlich:

Die Reiche, in denen die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird,
Die Reiche, die Gerechtigkeit nur für die Reichen kennen;
die Reiche, in denen das Recht des Stärkeren regiert,

alle diese Reiche sind irgendwann groß geworden,
sie habe erstaunliche Macht errungen und erstaunliches erfunden.
Sie haben die Welt oft mit Krieg und Tod überzogen –
doch alles diese Reiche sind für den Untergang bestimmt:

Einmal wird ein stärkeres Reich kommen,
einmal wird die Kraft verbraucht sein,
einmal wird der Siegeswille erschlaffen und der Hunger nach Erfolg ‑
dann ist dieses Reich dem Untergang geweiht:
Ob nun durch Pech und Schwefel oder Giftgas und Napalm.

Das Reich Gottes ist immer nahe und ihm gehört die Zukunft:
Wenn Menschen teilen,
wenn Starke die Schwachen schützen,
wenn Ehrlichkeit selbstverständlich ist,
wenn das Wohl des anderen so wichtig ist, wie das eigene.

So – und nur so ‑ haben die Menschen Zukunft,
das ist die Zukunft, die uns Menschen erwartet.

Das Reich Gottes ist uns nahe – wir brauchen nur damit anzufangen.

30.06.2019: 13. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
die Kirche müsste besser für sich werben, um wieder mehr Mitglieder und auch Mitarbeiterinnen zu gewinnen.

Jesus hatte das Problem nicht: Er zog die Menschen an,
sie strömten ihm zu: Was machte ihn so anziehend?
Er heilte (umsonst), er versprach den Himmel; er verurteilte niemanden;

Wir haben uns an ein sehr sanftes Bild von Jesus gewöhnt.

Die kleinen Episoden, die wir gerade gehört haben, zeichnen ein anderes Bild von Jesus: Wenn du mit mir gehst,

  • hast du nichts mehr – nicht mal einen Ort zum Schlafen – von Wegen Ruheplatz am Wasser;
  • Was dir bis jetzt wichtig erschien, deine Werte, deine Verpflichtungen – sie gelten nicht mehr;
  • Die dir bis jetzt Geborgenheit und Sicherheit schenkten, deine Familie und Freunde: ‑ du lässt sie zurück.

Werbewirksam ist das nicht – und doch lassen uns diese drei kleinen Begegnungen in das Herz Jesu schauen,
in sein Denken und Wollen, in sein Wesen –

dabei dürfen wir nicht die vielen anderen Facetten vergessen: Die Freude über das wiedergefundene Schaf, die spontane Zuwendung zu den Menschen; und dass Jesus Gastfreundschaft gerne angenommen hat; zum Beispiel von Maria und Marta und ihrem Bruder Lazarus.

So schroff Jesus in diesen Episoden auch wirkt – auch darin äußert sich seine einmalige und heilvolle Persönlichkeit – er war ja schließlich selbst bereit, bis zum äußersten zu gehen.
Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wird uns kein Rosengarten versprochen:

  • Jesus nachfolgen – das heißt Pilger sein in dieser Welt:
    Wir leben immer im Bewusstsein, dass das, was wir haben, benützen und genießen vorübergehend ist: Diese Erde ist nicht unsere endgültige Heimat. Jesus nachfolgen heißt: immer bereit sein für einen neuen Aufbruch.
  • Jesus nachfolgen – das heißt, sich ganz auf Jesus fokussieren:
    Jesus drückt es drastisch aus: lass die Toten die Toten begraben.
    Wer Jesus nachfolgt hat ein einziges Ideal, auf das alle anderen Werte ausgerichtet sind: das Reich Gottes: Gerechtigkeit im Teilen, Freiheit von allen Dingen, Barmherzigkeit mit den Armen, Mitleid mit denen, die Not leiden.
  • Jesus nachfolgen ‑ das heißt sich klar entscheiden – ohne nachzugrübeln, ob es anders doch besser wäre. Man kann nicht ein bisschen an Jesus glauben, sondern nur mit dem ganzen Herzen.

Schwestern und Brüder, so war Jesus selbst:

  • er war unterwegs nach Jerusalem und sammelte keine Reichtümer und
    Verdienste.
  • Er tat alles nur für ein Ziel: die Versöhnung der Menschen mit Gott.
  • Dafür hatte er sich entschieden und dieser Entscheidung blieb er treu –
    bis zum letzten Atemzug.

Wir alle, Schwestern und Brüder, jeder in seiner Weise:
Verheiratet, verwitwet oder ledig – arm oder reich – gesund oder krank – alt oder jung
Wir alle werden von Jesus gerufen: keine Reichtümer auf Erden zu sammeln, das Reich Gottes als einziges Ideal zu wählen und dieser Entscheidung treu zu bleiben. Gehen wir noch hinter Jesus her?

Darauf kommt es alleine an – nicht darauf, ob viele oder wenig mit uns gehen;
nicht darauf, ob die Kirche ein gutes oder schlechtes Image hat.

Es kommt darauf an, dass wir Jesus nachfolgen und das Reich Gottes verkünden.

16.06.2019: Hochfest der Dreifaltigkeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wohin ich auch schaue: überall sind Konflikte – überall drohen die Konflikte zu eskalieren.

  • Storchenfreunde hegen fast ungehemmte Aggression gegen die Storchenfeinde.
  • Verteidiger der abendländischen Kultur betrachten Fremde als Feinde und wollen sie so schnell wie möglich wieder los werden.
  • Weltmächte sind voll Argwohn gegeneinander und streben nach der Welthoheit.

Überall gibt es Spaltungen. Die Menschen betonen die Gegensätze,
was sie trennt, die Unterschiede.

Die Menschen suchen nicht das, was sie untereinander verbindet,
sie denken nicht daran, dass alle dieselbe Luft atmen und dasselbe Wasser trinken und die Früchte der gleichen Erde essen.

Die Menschen – die vielen, die ihre Regierungen wählen und die, die gewählt werden – streben nicht danach, dass wir uns als eine Menschheitsfamilie entwickeln.
Die Menschen streben stärker als früher wieder nach Spaltung statt nach Einheit; sie meinen, sich zu trennen wäre besser als sich zu verbinden.

Die Einstellung ist: Wir zuerst – dann die anderen.
Das meiste für uns – der Rest für die anderen.

Welch ein Kontrast zu den Worten des Evangeliums, wo Jesus sagt:

Der Geist der Wahrheit wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles was der Vater hat, ist mein. Der Vater hat es mir gegeben.

Gott, der Vater und der Sohn teilen alles
und durch den Geist teilen sie es mit den Menschen.

Das ist das genaue Gegenteil zum Kurs der Spaltung.

So entsteht Einheit und Verbindung – so entsteht Frieden und Gemeinschaft. So entsteht Verantwortung füreinander statt Verachtung des anderen und seines Lebens.

Der Glaube an den dreieinigen Gott, an Vater, Sohn und Geist,
das ist der Glaube an die Liebe, die alles miteinander teilt.

Diese Einheit entsteht durch die Unterschiede, durch die Verschiedenheit, der einzelnen. Sie entsteht nicht durch Gleichmacherei.
Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Heilige Geist
und der Geist ist nicht der Vater.

In verschiedenen Weltgegenden gibt es notwendiger Weise verschiedene Lebensgewohnheiten.

Doch wir sind alle Menschen, fähig zum Lieben und zum Hassen;
fähig zum Streiten und zum Versöhnen, fähig zum Fürchten oder zum Vertrauen, geplagt von Ängsten und erfüllt von Hoffnungen.

Der Glaube an den Vater, der alles mit dem Sohn teilt
und an den Geist, der uns gibt, was dem Sohn gehört
– der Glaube an die Liebe als Urprinzip des Universums und des Lebens,
– dieser Glaube weckt die Sehnsucht nach Einheit unter den Menschen.

Dieser Glaube lehrt uns, das Verbindende zu suchen und die Unterschiede als Bereicherung statt als Bedrohung anzusehen.

Der Glaube an die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist,
soll uns antreiben, Einheit und Frieden anzustreben – als Einzelne, wie auch als Gemeinschaft.

Darum ist auch das Streben nach der Einheit des Volkes Gottes – aller Getauften – unverzichtbar und so wichtig:
Wenn wir Christen es nicht schaffen, Einheit zu schaffen und zu erhalten,
wie soll dann die Welt glauben, dass Einheit möglich ist?

02.06.2019: 7. Ostersonntag LJ C

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Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus hat sich von seinen Jüngern verabschiedet.
Als Testament hat er ihnen das neue Gebot gegeben:
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“

Nun betet er zu seinem Vater im Himmel:
Er bittet ihn für alle, die in der Weltzeit durch das Wort der Jünger an ihn glauben und er berichtet dem Vater, was er getan hat.

Zuerst betet Jesus um die Einheit der Glaubenden, damit die Welt erkennt, dass sie von Gott geliebt sind wie Jesus selbst.

Dann betet Jesus darum, dass die Glaubenden bei ihm sind und seine Herrlichkeit sehen.

Diese Bitte Jesu möchte ich ihnen nochmal vortragen:
Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast,
dort bei mir sind, wo ich bin.

Liebe Schwestern und Brüder,
verstehen sie, wie umwerfend, wie rührend und voll Liebe diese Bitte ist?

Es ist ja das Johannesevangelium mit seiner ganz besonderen Sprache und Denkweise:
Jesus ist der Sohn Gottes von Ewigkeit her. Gott hat ihn schon geliebt vor Grundlegung der Welt.

Die Welt hat Gott nicht erkannt: die Welt versteht nicht, wie Gott ist und was Gottes Vorstellung von der Welt ist. Sehr vergröbert gesagt:
Die Welt lässt sich von Hass und Zorn und Selbstsucht leiten,
statt von Liebe und Geduld und Bescheidenheit.

Gott sendet seinen ewigen Sohn in diese Welt, damit er die Welt zum Glauben führt. Die Welt soll durch ihn verstehen, wie Gott ist und was Gott will: Die Welt soll verstehen, dass er Jesus liebt – vollkommen und ohne jeden Abstrich und dass er die Menschen in der Welt ebenso liebt.

Nun, am Ende seines Weges in der Welt, bevor er zu seinem Vater zurückkehrt, bittet Jesus den Vater: „Ich will, dass sie alle bei mir sind, da wo ich jetzt sein werde.“
Jesus will nicht ohne diese Menschen, ohne uns, zu seinem Vater zurückkehren.

So innig ist die Freundschaft, die Liebe Jesu zu uns.
Ohne uns will er nicht in der Herrlichkeit des Vaters sein.

Der Vater aber hat Jesus eben deshalb in die Welt gesandt,
weil er uns ebenso sehr liebt wie Jesus, seinen ewigen Sohn
und damit wir ebenso sehr lieben können, wie Gott uns liebt.

Bleibt nur noch zu bedenken:
Worin besteht die Liebe Gottes zu seinem Sohn
und zu uns, seinen Töchtern und Söhnen?

Es ist jedenfalls nicht so,
dass Gott alles aus dem Weg räumt, was uns weh tut.

Es ist jedenfalls auch nicht so,
dass Gott uns alle Wünsche erfüllt.

Gott liebt dich, das heißt nicht mehr und nicht weniger als:

Es ist gut, dass du da bist, weil du Du bist.
Und das gilt für jeden anderen wie für Dich.

 

30.05.2019: Christi Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder,
Menschen über 75 Jahre entwickeln immer mehr den Wunsch, dass sie möglichst lange selbständig zuhause leben können, ohne jemand zur Last zu fallen;

Menschen über 60 Jahre wünschen sich, dass sie lange gesund bleiben und den bevorstehenden Ruhestand genießen können: was das für die einzelne Person bedeutet, ist höchst unterschiedlich.

Menschen über 40 Jahre hoffen, dass sie in Beruf und Familie standhalten können, dass sie erfolgreich sind, dass die Belastungen nicht zu viel werden und dass genügend Raum für Entspannung und Erholung bleibt.

Menschen über 20 wollen im Beruf vorwärts kommen, in einer Liebesbeziehung glücklich werden, vielleicht eine Familie gründen.

Kinder und Jugendliche wollen einfach groß und erwachsen werden und ihre Kräfte entwickeln und möglichst viel erleben.

Ganz sicher gibt es viele andere Beispiele und Ideen und Beschreibungen.

Mir geht es jetzt vor allem um die Frage:
Was will ich eigentlich? Worauf zielt mein Leben hin?
Das erwachsen werden, das lieben und arbeiten, das durchhalten und ausruhen, das genießen und das aushalten und abwarten?

Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben!
Ich glaube, dass ich in den Himmel komme, dass ich bei Gott sein werde.

Liebe Schwestern und Brüder, ob das Wunschdenken ist, wie viele Mitmenschen glauben?

Alle Evangelien verkünden in einer für die Antike typischen, bilderreichen Sprache, dass Jesus zu seinem himmlischen Vater heimgekehrt ist.

Der Glaube an das ewige Leben bei und in Gott ist zentral für mich und in meinem Glauben an Christus: Christus hat dafür gelebt und ist dafür gestorben und auferstanden, damit alle, die glauben durch ihn das ewige Leben haben.

Und; dieser Glaube befreit zu einer Hoffnung und Zuversicht, zu einer Freude und Kraft, die ohne ihn nicht möglich wäre.

Das Leben in all seinen Phasen hat ein Ziel, das wir immer vor Augen haben, das uns immer im Bewusst sein bleibt:

Im Weinen und im Lachen, wenn wir kraftvoll wirken und wenn wir schwach und hilflos sind: das Ziel unseres Lebens ist Gott.

In den Tränen finden wir darin Trost, denn Gott wird die Tränen abwischen.

Lachen und Glück stärken die Zuversicht auf die vollkommene und unvergängliche Freude.

Wenn wir kraftvoll tätig sind, dann so, dass wir unserer Hoffnung Ausdruck geben.

Wenn wir Schwäche und Krankheit erleiden, dann geduldig in der Erwartung des ewigen Heils, das von Gott kommt.

Liebe Schwestern und Brüder,
die zerstörerischen Kräfte,
Wut und Zorn, Verschwendung der Güter der Schöpfung,
Geiz und Gier
kennen auch wir, die wir an Jesus und das ewige Leben glauben.

Doch das Ziel des ewigen Lebens vor Augen, werden wir nicht aufhören Liebe und Wohlwollen,
Bescheidenheit und Selbstbeherrschung,
Einfachheit und Demut

Zu üben, damit wir bereit werden für das Ziel, das Christus für uns bereitet hat.

19.05.2019: 5. Ostersonntag LJ C

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Liebe Schwestern und Brüder,
Der Trainer von Bayern München hat die beiden Stürmer Ribery und Arjen Robben gerühmt, weil sie über 10 Jahre hinweg entscheidend zum sportlichen Erfolg des FC Bayern beigetragen haben.

Bei Abschiedsreden und Jubiläen werden die Menschen gelobt, gerühmt, geehrt.

Das, wovon Jesus hier spricht, ist etwas ganz anderes:

Der Menschensohn ist verherrlicht. In ihm ist Gott verherrlicht und Gott wird ihn in sich verherrlichen.

Was bedeutet verherrlichen? In Jesus wird Gottes Herrlichkeit sichtbar, in ihm wird sichtbar, wer und wie Gott ist.
Und Gott wird Jesus in sich verherrlichen – das ist schier unfassbar:
Gott wird in sich Jesus und seine Herrlichkeit sichtbar machen.

Diese Betrachtung führt das Johannesevangelium weiter mit dem Gebot Jesu an seine Jünger:

Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!

Warum ist dieses Gebot so wichtig?

Natürlich: Weil Liebe etwas Schönes ist – besonders die gegenseitige Liebe: Liebe bringt Frieden, Gemeinschaft, Wertschätzung, Geborgenheit.

Doch, wenn die Jünger, wenn wir, dieses Gebot erfüllen,
dann setzen wir fort, was Jesus in seinem ganzen Leben getan hat und besonders in seinem Sterben:

Wir verherrlichen Gott in uns. Gottes Glanz, Gottes Herrlichkeit wird in uns und durch uns sichtbar. Er kommt zur Geltung, wenn wir einander und gegenseitig lieben.

Und besonders, wenn wir einander so lieben, wie Jesus uns geliebt hat;
wenn wir einander dienen, die Füße waschen:
gerade, wenn es uns etwas kostet von unserer Kraft und Zeit,
gerade dann, werden Gott und seine Herrlichkeit in uns und durch uns sichtbar, denn Gott verschenkt sein Leben an uns, seinen Geist, sein Gott sein. Gott verschenkt sich selbst an uns.

Das ist der Grund, warum Gottes Herrlichkeit sichtbar wird, wenn wir uns an andere verschenken:

in der Liebe und Selbsthingabe der Eheleute ebenso wie in der Liebe und Selbsthingabe derer, die die Selbsthingabe an Gott in der Ehelosigkeit leben.

Ebenso wird die Selbsthingabe Gottes verwirklicht und sichtbar, wenn Lebensretter sich riskieren,
wenn Pflegende sich und ihre Kräfte verzehren.

Jesus Christus hat diese Selbsthingabe gelebt in dem Vertrauen, dass Gott ihn in sich verherrlicht: dass er ihn in seine Herrlichkeit aufnehmen wird.
Dass er in Gott sein wird.

Diese Zuversicht drückt die Offenbarung des Johannes in wunderbaren Bildern aus:

Gott wird in ihrer Mitte wohnen;
er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen,
der Tod wird nicht mehr sein;
keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.

Denn Gott macht alles neu!

Darauf hoffen wir und deshalb haben wir Freude daran, aus Liebe uns selbst und unsere Kraft zu geben für Gott.

12.05.2019: 4. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe eine Bitte: Stellen sie sich bitte einen Schafhirten vor mit seiner Herde – auf einer Wiese mit saftigem Gras – vielleicht auf einem Hügel oder in einem Flusstal.

Ein Hirt und seine Schafe: dieses Bild spricht uns an. Hirt und Schafe sind aufeinander bezogen. Es ist ein friedliches Bild. Ein Bild voll Vertrauen und Frieden. Keine Aggression. Schafe und Hirt kennen einander und kennen die Stimme. Der Hirt hört sofort, wenn Schafe in Unruhe kommen. Die Schafe hören, wenn der Hirt ruft und verstehen, was er will.

So sieht Jesus sich mit seinen Jüngern verbunden, mit denen, die auf ihn hören.

Doch, liebe Schwestern und Brüder, das Johannesevangelium beschreibt gar keine Idylle. Vielmehr sind diese Sätze teil eines Streits zwischen Jesus und seinen Gegnern: Sie umringen ihn und fragen: „Sag es uns: Bist du der Messias, der Christus?“

Die Antwort Jesu ist: „Ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu mir gehört.“
Denn wer zu mir gehört, der hört auf mich und ich gebe ihm ewiges Leben.
Denn ich und der Vater sind eins.“

Schwestern und Brüder,
wer Jesus hört, hört den Vater, Jesus redet nicht aus eigenem, sondern er sagt, was er von seinem Vater gehört hat. Wer den Vater sucht, wer den Vater kennt, der erkennt auch, dass Jesus und seine Worte vom Vater sind.

Es entsteht eine ungeheure Spannung zwischen Jesus und seinen Gegnern. Sie verstehen Jesus genau: Wenn ihr nicht auf mich hört, dann habt ihr auch nicht mit meinem Vater zu tun, mit Gott.
Da heben sie Steine auf, um sie auf Jesus zu werfen – so wütend macht Jesu Rede sie.

Das beschauliche Bild vom guten Hirten Jesus ist äußerst dramatisch:

Jesus steht inmitten seiner Jünger, die in ihm den Messias erkennen und er ist umringt von seinen Gegnern, die voller Wut sind und ihn steinigen wollen, weil er sagt: In meinen Worten spricht der Vater zu euch.

Mitten in diesem Drama stehen auch wir.
Wir gehören zu den Jüngern Jesu und erleben, wie er angefeindet wird.
Wir hören ihn und sein Versprechen, dass er uns ewiges Leben schenkt, dass er uns zu seinem Vater führt.
Aus ihm spricht Gottes Geist – das spüren und merken wir, in jedem seiner Worte.

Doch dass er so angegriffen wird, verunsichert uns auch.
Wieso hören die anderen nicht auf Jesus? Warum feinden sie ihn an?
Wie wird Jesus sich verhalten? Werden sie ihn in ihre Gewalt bringen können? Wie wird der Streit ausgehen?

In dieser Auseinandersetzung stehen wir Christen auch heute:

An die Ostererzählungen kann man nicht glauben.
So wie Jesus es sagt, kann man sich nicht verhalten.
In dieser Welt zählt nicht die Liebe, sondern dass man sich durchsetzen muss.
Gott ist nicht die Liebe. Die Kirche will die Menschen nur unterdrücken.

Von vielen Seiten und Menschen wird Jesus in Frage gestellt und angefeindet. Von denen, die uns im Glauben stärken sollen und wollen, haben sich viele selbst gegen den Glauben verhalten und selbstsüchtig gehandelt und anderen sogar schweren Schaden zugefügt.

Wir sind herausgefordert, ob wir auf Jesus hören wollen,
ob wir weiter auf ihn vertrauen wollen,
oder ob wir überwechseln zu denen, die auf andere Götter hören:
Reicher werden, mehr genießen, weniger arbeiten, weniger leiden, mehr Vergnügen, größere Gewinne,

Ich aber bezeuge – auch wenn ich unvollkommen bin und ein lausiger Jünger Jesu: Wer Jesus hört, hört die Stimme des himmlischen Vaters – voll Zuneigung und Wärme für seine Schöpfung, es ist die Stimme, die uns hilft, dass wir immer mehr werden, was wir sind: Gottes Ebenbild.

Wer auf ihn hört, findet zum Leben.

28.04.2019: 2. Ostersonntag LJ C

Liebe Schwestern und Brüder
Thomas ist der Vertreter derer, die mit eigenen Augen sehen wollen;

Thomas ist auch einer von denen, die es verstanden haben, dass die qualvolle Hinrichtung Jesu als Gotteslästerer und Aufrührer gegen Rom nicht seine Niederlage war. Vielmehr wurde dadurch erst sichtbar, dass Jesus bis zum äußersten geht, um für seine Botschaft des Friedens und der Versöhnung einzustehen.

Thomas kam, in der Gemeinschaft mit den anderen, zum Glauben an Jesus, der von den Wohnungen beim Vater und von der Auferstehung gesprochen hatte. Er sagte zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“

Liebe Schwestern und Brüder, oft schon haben wir nachgedacht:
Was bedeutet Auferstehung?
Wie können wir sie richtig verstehen?
Wie können wir vermeiden, dass wir dieses Gottesgeschehen mit einem Geschehen verwechseln, das der irdischen Ordnung angehört?
Was haben die Jünger erlebt? Warum sind ihre Auferstehungszeugnisse so unterschiedlich?

Man muss darüber auch immer wieder nachdenken und es wird wieder geschehen.

Lassen Sie uns heute einmal davon ausgehen, dass wir wie Thomas zu Jesus sagen: „Mein Herr und mein Gott!“

„Jesus, du bist mein Herr und mein Gott!“ das machen wir uns zu Eigen, wenn wir im Credo, im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn. Er sitzt zur Rechten Gottes des Vaters.“

Es gibt kein Bekenntnis von größerer Bedeutung und Tragweite für sich selbst. Denn mit Gott spreche ich den an, der mich unbedingt angeht, den Höchsten, den Schöpfer des Lebens.

Wenn jemand Gehorsam gebührt, dann allein Gott, denn er schenkte mir das Leben. Nur wenn ich auf Gott höre, nur wenn ich ihn suche, kann ich mich selber finden.

Wenn wir bekennen „Mein Herr und mein Gott!“, dann übereignen wir uns und binden wir uns in einer einmaligen Weise, die nur Gott gegenüber berechtigt ist.

Ein Arbeitsverhältnis ist nur ein Handel: Eine bestimmte Leistung erbringen wir – solange wir wollen – und werden dafür bezahlt. Nur wenn es um die Arbeit geht, kann der Dienstherr über seine Beschäftigten bestimmen.

Eine Freundschaft ist ein großes Geschenk und Freunde sind füreinander da; erst recht Liebespartner: diese Beziehungen umfassen das ganze Leben: Freunde und Liebespartner teilen Freuden und Sorgen, Ängste und Erfolge.

Noch tiefer ab ist die Bindung an Gott: Denn im Gewissen treibt er uns an, wahrhaftige Freunde und in der Liebe treu zu sein.

Mehr noch als Menschen gegenüber, ist all unser Wollen und nicht-Wollen, unser Tun und nicht Tun auf ihn ausgerichtet.
Unser Herr und Gott ‑ der, der uns ergriffen hat und den wir als Gott anerkennen: er hat uns Verstand und Wille, Kraft und Liebe gegeben, damit wir mit diesen, seinen Gaben gut werden und die Erde gut machen.

Nichts können wir aus dieser Verbindung zu Gott herauslassen:
Für das Gute danken wir, das Böse beklagen wir, unsere Fähigkeiten gebrauchen wir – alles tun wir so, dass wir im Einklang mit Gott, mit unserem Herrn leben.

Schwestern und Brüder,
wir dürfen zu Jesus sagen: „mein Herr und mein Gott“.
Wir dürfen uns und unser Leben ihm anvertrauen,
wir dürfen unser ganzes Verhalten nach seinem Vorbild gestalten,
wir dürfen bei allem überlegen und uns fragen: Würde Jesus das gefallen.

Das kostet viel: Selbstüberwindung, Bescheidenheit, Anstrengung,
und es bringt noch mehr: Frieden in uns und untereinander, innere Freiheit, Freude, Segen für unsere Mitmenschen – vor allem aber bringt es uns das Leben und dem Leben immer näher.