^Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
warum ist in Gasthäusern die Küche vom Gastraum getrennt?
Ja genau: die Geräusche, die Geschäftigkeit der Küche stören die gastliche Atmosphäre. Die Gäste sollen einen Raum haben, um in Ruhe und ungestört zu essen und sich zu unterhalten.
Bis vor kurzem war es auch in Wohnungen üblich, Küche und Wohnzimmer, manchmal sogar ein Speisezimmer voneinander zu trennen.
Das Lukasevangelium erzählt wunderschöne Geschichten, aber manche sind auch verstörend: Hat der Vater nicht allzu viel Nachsicht mit dem Sohn, der zurückkam, als er alles verprasst hatte?
Und auch diese Szene heute ist verstörend: Die fleißige, die sich um das leibliche Wohl kümmert, wird vor der untätigen gemaßregelt.
Jesus hatte kürzlich erst die Jünger ausgesandt und gesagt: Wenn ihr in ein Haus kommt und man euch aufnimmt, dann sagt als erstes: Friede diesem Haus! Esst und trinkt, was man euch vorsetzt!
Genau das tut diese Marta. Sie nimmt Jesus und seine Jünger auf. Dafür ist sie nur zu loben! Ganz sicher freute sie sich, dass Jesus zu ihr kam und sie wollte ihm und den Jüngern sicher ein gutes Mahl bereiten.
Liebe Schwestern und Brüder, nun gibt es aber diese Störung, weil Marta sich an ihrer Schwester Maria stört: sie sitzt Jesus zu Füßen und hört ihm zu und tut nichts.
Vielleicht hatte sie schon mehrmals und erfolglos Maria zugewinkt und ihr angedeutet: Hilf mir doch! Das scheint nicht wichtig zu sein. Wichtig scheint nur das Gespräch zwischen Jesus und Marta in dem Jesus das Anliegen Martas zurückweist und Maria in Schutz nimmt, weil sie das gute gewählt hat, das eine notwendige.
Was ist dieses eine, notwendige? Was macht Marta falsch?
Gibt es darauf überhaupt eine Antwort?
Können wir für uns selbst etwas daraus lernen?
Schwestern und Brüder, da Jesus gerne isst und trinkt, kann das Zubereiten von Essen nicht falsch sein!
Da Jesus – gerade im Lukasevangelium – zur Nächstenliebe aufruft, zur tätigen Nächstenliebe, kann der Eifer Martas nicht getadelt werden.
Was macht Maria besser als Marta? ‑ Ich habe dazu diese Idee:
Sie hört Jesus zu, weil sie merkt: Jesus gibt mir Nahrung für die Seele.
Das ist mehr, als wir ihm jemals als Nahrung geben können.
Wenn Jesus redet, gibt es nichts wichtigeres, als ihm zuzuhören.
Seine Worte sind das eine notwendige!
Das Evangelium, liebe Schwestern und Brüder, lobt nicht die Faulheit, es lobt nicht, einem anderen die Arbeit zu lassen, ohne zu helfen –
Aber es sagt:
Für das Wort des Herrn lohnt es sich, alles liegen und stehen zu lassen.
Denn dieses Wort gibt Leben und nährt und stärkt mehr als irgendein Essen uns stärken kann.
Was können wir selbst daraus lernen?
Tun wir das, was Marta getan hat: Nehmen wir Jesus in unser Haus auf.
Und tun wir das, was Maria getan hat: Hören wir auf ihn.
Es ist gut, wenn wir unsere vielen wichtigen Tätigkeiten und Sorgen ruhen lassen, um ganz Ohr zu sein für Jesus und seine Botschaft.
Es ist gut, sich bewusst zu bleiben, dass Essen und Trinken, Ausschlafen und ein gutes Frühstück weniger notwendig sind, als auf den Herrn zu hören.
Es wird genug Zeit bleiben für Kochen und Putzen und Waschen, für Ruhe und Familie und Freunde. Jesus stärkt uns mit seiner Botschaft, so dass wir das Leben bestehen, so dass wir am Leben bleiben.
Gott liebt uns und nimmt uns an. Wir sind seine geliebten Kinder.
Das können und brauchen und müssen wir uns nicht verdienen.
Aber wir müssen es uns immer wieder sagen lassen,
damit seine Liebe in uns wirken kann. Amen.




