18.06.2017: 11. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Mose stieg zu Gott hinauf – das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Niemand kann zu Gott hinaufsteigen und wieder herunterkommen – wie ein Bergwanderer, der wieder im Tal angekommen zufrieden und müde seinem Körper Erholung gönnt.

Mose stieg hinauf zu Gott – sich Gott nähern, das ist so etwas wie in die Höhe steigen. Aus der Höhe sieht man weit, findet den Überblick: So war der Weg – so geht er weiter.

Die Vision Mose von Gottes Wort nimmt zuerst zurück nimmt den zurückgelegten Weg in den Blick:
Gott hat uns aus der Hand der Ägypter entkommen lassen:
Wind und Wetter waren auf unserer Seite.
Hunger und Durst haben wir überwunden auf dem Weg durch die Wüste.
Als ob Gott uns getragen hätte, wie Adler ihre Jungen auf den Flügeln tragen. So hat er uns hier ankommen lassen.

Die Vision des Mose von Gottes Wort richtet seinen Blick dann in die Zukunft: Gott hat sich als ein starker und treuer Bundespartner erwiesen.
Es liegt nun an diesem Volk, ebenfalls ein treu zu sein und diesen Bund zu halten, ihn nicht zu brechen.

Dann kann dieses Volk, Gottes besonderes Eigentum sein, unter allen anderen; ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk.

Israel, ist das Volk, das Gott sich erwählt hat: er hat es unter seine Obhut genommen, damit es eine ganz besondere Aufgabe erfüllt:
Durch Israel sollen alle Völker der Erde den erkennen, durch den Himmel und Erde sind, der alles ins Sein und ins Leben gerufen hat, was es je auf dieser Erde geben wird:

Dieses Volk Gottes lebt bis heute fort durch den Holocaust hindurch, allen Verfolgungen und allen Verirrungen zum Trotz. Es ist und bleibt Gottes erwähltes Volk, durch das alle Menschen zu Gott finden sollen.

Aus diesem Volk ist Jesus Christus geboren. Durch ihn haben viele Menschen aus allen Völkern der Erde zu Jahwe, dem Gott Israels, gefunden. In ihm ist dieses Versprechen real geworden:

Der Jude und wahre Israelit Jesus von Nazareth führt die Menschen zur Erkenntnis Gottes, der da ist, in und für jeden Menschen.

Diesen neuen Bund hat Gott durch Jesus mit uns geschlossen.
In seinem Leben, Sterben und Auferstehen.

Wir alle, die wir glauben und getauft sind, sind eingeschlossen in diesen neuen Bund – wir sind Gottes Volk. Wir sind dazu erwählt und bestimmt, dass wir das Werk Jesu weiterführen. Durch uns sollen alle Menschen erfahren, dass sie Gott zum Vater haben, dass sie Gottes geliebte Kinder sind; dass ihre Zukunft im Himmel ist.

Wir haben nicht nur die Erlösung empfangen, die Befreiung von Sünde und Tod, wir sollen diese Gabe weiterschenken:
wenn wir Kranken beistehen, wenn wir mit Armen teilen, Gefangene besuchen und Unglückliche aufrichten, wenn wir unseren Glauben und unsere Hoffnung mit anderen teilen.

Dazu sind wir erwählt von Gott. Deshalb bekennen wir zusammen mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern, das allgemeine Priestertum aller Gläubigen.

Wer glaubt, ist mit Gott versöhnt. In ihm ist Gottes Geist lebendig und wirksam.

Und jeder, der Glaubt, ist dazu berufen und befähigt, Gottes Liebe in seinem Tun und Reden zu bezeugen.

Die Getauften sind das neue Volk Gottes und haben Anteil am Priestertum Jesu Christi, der zu uns spricht:
Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.

16. Juni 2013: 11. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder!

Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? fragen sich die Gäste des Pharisäers Simon.

„Wer ist das?“ diese Frage und ihre Antwort ist entscheidend, damit wir diese Geschichte des Lukasevangeliums verstehen.

Noch etwas ist wichtig und darf nicht übergangen werden:

Das Gleichnis von den beiden Schuldnern steht in der Mitte dieses Evangeliums. Simon zieht die Schlussfolgerung:
Der, dem die größere Schuld vergeben wurde, wird den Geldverleiher mehr lieben!
Dann vergleicht Jesus das Verhalten des Simon mit dem der Frau und zieht den Schluss: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat:

Wie nun: Zeigt der Sünder Liebe, weil ihm vergeben wurde?
Oder wird dem Sünder vergeben, weil er viel Liebe zeigt?

Vor allem aber kommt es als drittes darauf an:
Was hat diese Geschichte mit uns zu tun? Hier und Heute?
Mit uns, die wir schon lange an die Versöhnung und Vergebung durch Christus glauben?

Diese Geschichte stellt uns also vor drei Fragen – fangen wir an!

Zuerst fällt mir auf, wie sehr sich das Verhalten des Simon und der Sünderin zu Jesus unterscheiden:

Simon ist kühl und reserviert – er lässt es an den üblichen Höflichkeiten fehlen.
Auch die namenlose Sünderin hält sich nicht an die Gepflogenheiten:
Doch sie schießt über das übliche Maß hinaus und sprengt als Sünderin jeden Rahmen – so wie Jesus, der sich das gefallen lässt!

Das wird auch vom Evangelisten herausgestellt:
Jesus vergleicht in drei Punkten das Verhalten des Simon und der Sünderin.

Simon gab Jeus kein Wasser zum Waschen der Füße –  die Frau hat ihre Tränen über seinen Füßen vergossen.
Simon hat Jesus den üblichen Begrüßungskuss vorenthalten ‑ die Sünderin hat ihm die Füße geküsst.
Simon hat Jesus das Haar nicht mit Öl gesalbt – sie hat Jesus mit wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.

Eines ist offensichtlich: Die Frau ist Jesus näher als der Pharisäer!
Die Sünderin ist voll Liebe zu Jesus,
Der Gesetzestreue hingegen prüft Jesus und schätzt ihn ab – er ist ihm fern.

An dieser Stelle ist entscheidend, dass ich mir vor Augen halte, wer Jesus ist: Ich glaube, dass er von Gott kommt, um Versöhnung zu bringen,
um das Reich Gottes zu begründen, das jedem offen steht.

Wenn ich – wie die Sünderin – Jesus nahe komme, bin ich dem nahe, der mich mit Gott versöhnt, der Frieden bringt.

So wird mir nun klar, was diese Geschichte mit mir zu tun hat – hier und heute:

Ich möchte – wie die Sünderin – Jesus meine Liebe zeigen, meine Zuneigung, meine Dankbarkeit,
weil er mich nicht verurteilt, weil er mir den Frieden Gottes bringt!

Nehmen Sie das doch mit aus dieser Sonntagsmesse:

Wie kann ich Jesus meine Liebe zeigen und ihm nahe sein  – nach dem Vorbild der Sünderin? In dem Maße wird auch Friede in mir sein.