29. Mai 2016: 9. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Salomo, der zweite Sohn Davids, wurde sein Nachfolger auf dem Königsthron. Er verwirklichte den Plan seines Vaters und erbaute für die Bundeslade in der die Tafeln mit den Geboten waren einen Tempel in Jerusalem.
Am Tag der Tempelweihe betete Salomo. Von diesem Gebet haben wir in der Lesung einen Ausschnitt gehört:
Herr, Gott Israels, auch Fremde, werden aus fernen Ländern kommen, weil sie von dir gehört haben und sie werden hier zu dir beten.
Höre sie und tu alles,, um was der Fremde bittet.
So werden sie an dich glauben, so wie dein Volk Israel!

Schon vier Jahrhunderte vor Christus also entwickelt sich in Israel das Bewusstsein, dass der Gott Israels der Gott aller Völker sein kann.
Dass er nicht nur dem Volk Israel, sondern Menschen aus allen Völkern Heil schenken kann und will.

Wir Christen haben uns schon lange daran gewöhnt zu denken, dass Jesus Christus gekommen ist, um alle Menschen mit Gott zu versöhnen – auch wenn in neutestamentlicher Zeit darum gerungen werden musste:

Die Szene zwischen dem römischen Hauptmann und Jesus spiegelt dies wieder: Er ist so ein Fremder, der zu Jesus kommt und ihn bittet – und Jesus erhört die Bitte. Der Frieden, den Jesus bringt, soll alle Menschen ergreifen.

Liebe Schwestern und Brüder, wie halten wir das heute?
Missionieren ist heute verpönt: Man soll nicht andere von seinem Glauben überzeugen wollen. Das gilt als anmaßend, peinlich, respektlos dem anderen gegenüber. Jeder soll unbehelligt leben können, wie er will.

Diese Reserviertheit gegenüber Missionsversuchen hat einen selbstkritischen Hintergrund: Wir wissen, wie oft mit Gewalt missioniert wurde, mit welchem Druck gesagt wurde: Nur wer an Christus glaubt, kann das Heil erlangen.

Insofern ist Zurückhaltung bei der Mission angebracht.

Nun gibt es aber auch die andere Seite: Wir Christen sind befreit von der Angst vor Gott, vom Tod, von der Sünde. Durch Jesus Christus haben wir Versöhnung empfangen. Er hat uns Frieden gebracht und die Versöhnung und das ewige Leben bei Gott oder in Gott geschenkt.

Sollen wir davon schweigen? Sollen wir daran festhalten, wie an einem Raub? Sollen wir diesen Schatz nur für uns behalten?

Ist es nicht vielmehr höchst angebracht, wie die Jünger an Pfingsten laut die Botschaft zu verkünden:
Gott schenkt Versöhnung und Frieden!
Jeder Mensch hat das Leben von ihm empfangen.
Gott schließt niemanden von seiner Liebe aus.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Die Liebe zu Gott und zum Mitmenschen zum Nächsten ist das einzige Gebot?

Liebe Schwestern und Brüder,
viele Tausend Menschen in Deutschland – d sehr viele davon motiviert aus christlichem Glauben, kümmern sich um die Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind und noch kommen.
Damit geben sie –ohne jede Missionsabsicht – Zeugnis von der Liebe, die das Einzige und wichtigste ist. Die jeden Menschen annimmt und anerkennt. Und es ist gewiss richtig, die Fremden, die zu uns kommen, nicht zu Christen machen zu wollen.

Zugleich aber denke ich:
Sollten nicht auch sie die Botschaft hören können:
Jeder Mensch ist Gottes geliebtes Kind!
Gott hat durch Jesus Frieden gebracht zu allen Menschen.

Sollten nicht alle Menschen die Botschaft hören können, dass Gott jeder Mensch willkommen ist, und dass deshalb die Menschen miteinander in Frieden leben?

Lassen wir aber zuerst und weiterhin die Taten sprechen. Der Einsatz für die Fremden, die zu uns kommen, soll eine Predigt ohne Worte sein – eine Predigt von der bedingungslosen Liebe Gottes zu jedem Menschen.