09.06.24: 10 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung
Die Geschichte von Adam und Eva im Paradies und ihr Herausfallen aus dem Paradies sind ein biblisches Vermächtnis an die Menschen aller Zeiten.

Leider wurde diese Geschichte in der Vergangenheit engherzig ausgelegt.
Die Sünde wurde mit Sexualität und Begehrlichkeit erklärt.

Dabei ist der Kern der Geschichte ein ganz anderer:
Das nicht einlösbare Versprechen: „Ihr werdet sein wie Gott!“

Der Mensch hadert Hadern mit den eigenen Mängeln,
er leidet an seiner Unzulänglichkeit.

Er braucht Erlösung, Befreiung, damit er mit sich und seinem Leben versöhnt sein kann.

Jesus hat dem Klagen über die eigene Bedürftigkeit eine befreiende Botschaft entgegengesetzt:

Du bist nicht von Gott bestraft, sondern geliebt und gewollt!
Gott schenkt dir Anteil an seiner Vollkommenheit.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Adam versteckte sich, weil er sich nackt fühlte.

Damit beschreiben die „Jahwist“ genannten Redakteure dieser Geschichte die Scham des Menschen, sich nackt vor anderen zu zeigen.

Dabei geht es nicht ursächlich und eigentlich um die körperliche Nacktheit: Es geht vielmehr um den Zusammenhang mit der Versuchung, der Mensch in der mythologischen Urgeschichte erlegen ist:
„Gut und Böse erkennen und sein wie Gott.“

Der Mensch weiß, dass er nicht wie Gott ist. Er fühlt sich darum klein, machtlos und „nackt“ – also schutzlos und ausgeliefert.

Was unterscheidet den Menschen von Gott?

Er lebt nicht aus sich selbst, sondern er hat das Leben empfangen.

Er kann das Leben nicht festhalten, sondern stirbt.

Er kann die Welt nicht erklären. Sie gibt ihm Rätsel auf und jedes gelöste Rätsel stellt ihn sogleich vor mehrere anderen. Und:

Der Mensch möchte gut und kann gut sein – aber er ist es nicht immer.

Diese Versteckgeschichte von Adam und Gott hat ist voller Anspielungen und Mehrdeutigkeiten. Darunter finde ich wichtig diese:

Adam werden die Worte in den Mund gelegt: Die Frau, die Du Gott mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben!

So wird eigentlich sogar Gott verantwortlich gemacht: Hättest Du mich allein gelassen, …

Liebe Schwestern und Brüder,
Unsere menschliche Bedürftigkeit in dieser Geschichte wunderbar eindrucksvoll und plastisch erzählt – und jeder kann es verstehen – auch wenn es nicht alle gleich verstehen.

Der Fluchspruch über die Schlange ist zugleich eine Überlebenszusage an den Menschen und auch an die Schlange:

Denn die Nachkommen der Schlange werden überleben.
Die Nachkommen des Menschen ebenso.

Der Mensch findet sich seit es Mensch ist in dem Zwiespalt, den die Geschichte beschreibt: Er möchte vollkommen sein und leidet unter seiner Unvollkommenheit.

Für uns Christen bedeuten aber Jesus und sein Leben eine Zäsur in dieser langen Geschichte:
Jesus hat in seiner Person dem Bösen keinem Raum gelassen.
Er hat den Menschen das Leben gerettet. Er hat sie geheilt und mit sich versöhnt. Die gesagt haben: es hat keinen Sinn, gegen das Böse zu kämpfen, die bösen Geister hat er ausgetrieben.

Jesus hat den Kampf gegen das Böse gewonnen. Er hat es besiegt, indem er immer das Gute getan hat. Er ließ sich nicht täuschen von denen, die sagen: der Zweck heiligt die Mittel.
Er wusste, dass Gutes nur bewirkt, wer Gutes tut. Denn:

Der Krieg bringt keinen Frieden.
Gewalt gebiert kein Leben.
Lüge bringt keine Gerechtigkeit.
Feindschaft führt nicht zur Versöhnung.

Wer den Frieden will, muss auf Angriff verzichten.
Wer das Leben will, darf keine Gewalt anwenden.
Wer Gerechtigkeit will, kann nicht auf Lügen bauen.
Wer Versöhnung will, hört auf, den anderen als Feind zu sehen.

Jesus legt es in unsere Hand, ob wir zu seiner Familie gehören:
Wer den Willen seines Vaters tut, der ist ihm Bruder und Schwester und Mutter. Der Ursprung des Lebens, unser Vater, will, dass wir für das Leben eintreten und dabei auf die Kraft des Guten vertrauen. So wie Jesus unser Bruder. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Herr, unser Gott, die Welt, wir selbst, sind gezeichnet vom Zwiespalt zwischen Gut und Böse. In unserer Zerrissenheit rufen wir zu dir.

  • Wir beten für alle, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit, Zwängen und Entfremdung leiden – dass sie befreit werden und selbstbestimmt leben können. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die Macht über andere Menschen haben: dass sie geleitet werden von der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die meinen, dass sie nur ohne Gott, frei sein können: dass sie von der Sehnsucht getrieben bleiben, gute Menschen zu sein.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die sich in der Kirche engagieren: dass sie immer wieder im Vertrauen auf Gott und in der Liebe bestärkt werden.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen stärker wird. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die Kinder, die bald gefirmt werden: dass sie von der Freude und Freiheit des Heiligen Geistes erfasst werden.
    Du Gott des Lebens.

Lektorin: Herr, unser Gott, in unendlicher Geduld suchst du uns, deine gefährdeten Geschöpfe. Darum danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.

10.06.2018: 10. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Adam, der Mensch, hörte Gott, er merkte, dass er nackt war, und versteckte sich aus Furcht.
Diese Schilderung ist wunderbar. Man kann es sich richtig schön vorstellen. Ein kleiner Film entsteht sofort im Kopf. Geprägt von den vielen Bildern, die diese Szene darstellen.

Doch leider: Liebe Schwestern und Brüder, Genesis beschreibt keine dramatische Episode des ersten Menschenpaares. Wir begegnen hier einer tiefen Überlegung über die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zum Ursprung des Lebens, den wir Gott nennen.

Die Erfahrung des Menschen mit sich selbst ist zugespitzt in dem Satz:
Der Mensch erkannte, dass er nackt war.

Es geht nicht so sehr um das körperliche nackt sein. Es geht um eine andere Erfahrung: Der Mensch wollte mehr sein, als er war, er wollte wie Gott sein und Gut und Böse erkennen. So ist der Mensch über sich selbst hinaus gewachsen.
In Wirklichkeit entdeckt er aber noch mehr: dass er überaus anfällig ist. Der Mensch erkannte, dass er seinen Ursprung nicht erklären kann.
Er erkannte, wie verletzlich er ist. Der Mensch bekam ein Gespür für seine Vergänglichkeit.

Damit ist das menschliche Wesen beschrieben – sehr bildhaft, sehr mythologisch – aber doch zutreffend:
Der Mensch möchte über sich selbst hinaus und leidet an seiner moralischen Begrenztheit und an seiner Sterblichkeit. So ist es bis heute.

Moral, Ethik und Sterblichkeit stehen in einem engen Zusammenhang.
Gut ist das Leben! Böse ist der Tod! Der Mensch strebt nach dem Leben und flieht den Tod. Und wirklich:
der Mensch gebiert, schützt und hilft dem Leben und
er schadet, gefährdet und zerstört Leben.

Der Mensch ist gut und böse und er weiß es auch. Das macht ihm Angst. Denn er möchte nur gut sein und gar nicht böse. Das ist ein grundlegender Antrieb des Menschen: Du sollst gut sein und nicht böse.

So ist der Mensch herausgefallen aus dem Paradies der Selbstverständlich­keit. So fiel der Mensch heraus aus der Seligkeit des Nicht Wissens. So verlor er seine Unschuld. Er kann sein Leben nicht einfach so nehmen, wie es ist. Das ist der Preis des Menschseins.

Doch die Überlegungen von Genesis sind noch nicht am Ziel:
Da ist noch die Rede von den Nachkommen: Die Menschen werden für das Leben kämpfen. Sie werden den Tod bekämpfen. Die Menschen werden darum ringen, gut zu sein und nicht böse.

Dieser Kampf prägt die Menschheitsgeschichte bis auf den heutigen Tag und es wird so bleiben, solange es Menschen gibt.

Für uns Christen bedeutet aber Jesus und sein Leben eine Zäsur in dieser langen Geschichte:
Jesus hat in seiner Person dem Bösen keinem Raum gelassen.
Er hat den Menschen das Leben gerettet. Er hat sie geheilt und mit sich versöhnt. Die gesagt haben: es hat keinen Sinn, gegen das Böse zu kämpfen, die bösen Geister hat er ausgetrieben.

Jesus hat den Kampf gegen das Böse gewonnen. Er hat es besiegt, indem er immer das Gute getan hat. Er ließ sich nicht täuschen von denen, die sagen: der Zweck heiligt die Mittel.
Er wusste, dass Gutes nur bewirkt, wer Gutes tut. Denn:

Der Krieg bringt keinen Frieden.
Gewalt gebiert kein Leben.
Lüge bringt keine Gerechtigkeit.
Feindschaft führt nicht zur Versöhnung.

Wer den Frieden will, muss auf Angriff verzichten.
Wer das Leben will, darf keine Gewalt anwenden.
Wer Gerechtigkeit will, kann nicht auf Lügen bauen.
Wer Versöhnung will, hört auf, den anderen als Feind zu sehen.

Jesus legt es in unsere Hand, ob wir zu seiner Familie gehören:
Wer den Willen seines Vaters tut, der ist ihm Bruder und Schwester und Mutter. Der Ursprung des Lebens, unser Vater, will, dass wir für das Leben eintreten und dabei auf die Kraft des Guten vertrauen. So wie Jesus unser Bruder.