01.11.25: Fest Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Haben sie in ihrem Leben einmal eine Ahnung verspürt, wie himmlisch es im Himmel sein muss?

Allerheiligen ist ein Fest der Vorfreude: der Vorfreude auf das, was wir erhoffen, ohne dass wir es beschreiben oder beweisen können.

Wir verlassen uns dabei auf Jesus und seine Botschaft, dass er uns bei sich haben möchte, damit wir im Licht, in der vollkommenen Freude Gottes leben.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
manchmal höre ich Predigten oder geistliche Ansprachen. Ich tue mich schwer damit, wenn ich als Hörer aufgerufen werden, nach Heiligkeit zu streben und frage ich mich. Was für ein Mensch soll ich da werden?

Soll ich die Gebetszeiten verlängern und intensivieren?
Soll ich ein sanfter Mensch werden, der auch noch dankbar ist, wenn man ihn verspottet?
Soll ich ein argloser Mensch werden, der gar nicht wahrnehmen kann, dass manche Menschen Böses tun und reden – statt es beim Namen zu nennen?

Was heißt das, nach Heiligkeit zu streben?

Immerhin feiern wir das Fest Aller Heiligen. Was waren das für Leute, die sogenannten Heiligen? Sie waren jedenfalls total verschieden:

Johannes Bosco mit fast skrupulanter Frömmigkeit und einem unermüd­lichen Eifer für die perspektivlosen jugendlichen Gauner auf der Straße.

Albertus Magnus der umfassend Gelehrte.

Die selbstbewusste Kämpferin und Mystikerin Theresa von Avila.

Ich kann deshalb mit der Aufforderung nach Heiligkeit zu streben nicht viel anfangen – obwohl es natürlich stimmt: Wir sind zur Heiligkeit berufen!

Doch heilig werden wir nicht, wenn wir unsere Persönlichkeit und unsere Eigenarten bekämpfen, bis wir gehorsam fügige Nicht Persönlichkeiten werden.

Der Heiligkeit nähern wir uns an, wenn wir – so wie wir sind – versuchen, nach dem Vorbild Jesu zu handeln und zu denken. Nicht als Nachahmer, sondern als von ihm gebildete und geprägte und gestärkte Menschen, die auf die Stimme des Geistes Gottes in sich hören.

Leitplanken gibt es dazu:
Zum Beispiel die Seligpreisungen, die wir gerade gehört haben. Können sie sich vorstellen, dass die wirklich etwas mit ihnen zu tun haben?

Sind sie bei einer innerlich ein wenig zusammengezuckt – aus einem gewissen Widerstand heraus?

Ich versuche die Seligpreisungen nochmal mit veränderter Ausdrucksweise zum Klingen zu bringen. Wenn Sie möchten, achten Sie auf ihre innere Reaktion: Was finden sie gut, wogegen haben sie Widerstand.
Genau diese beiden Regungen können ein neuer Impuls dafür sein, wie sie sich weiter entwickeln können, in dem Bestreben, nach dem Vorbild Jesus auf die Stimme des Geistes Gottes in ihnen zu hören:

Gottes Geist wirkt in Menschen,

  • die sich nichts auf sich und ihre Leistungen einbilden und damit nicht angeben:
  • die an dem vielen Unheil in der Welt leiden (Krankheiten und Armut) und darüber traurig sind;

Gottes Geist wirkt in Menschen,

  • die sich nicht von ihrem Zorn und ihrer Wut zur Gewalt hinreißen lassen und die niemandem weh tun wollen;
  • und auch in den Menschen, die sich aktiv und kämpferisch dafür einsetzen, dass es in der Welt gerechter zugeht;

Gottes Geist wirkt in den Menschen,

  • die Nachsicht übern mit den Fehlern der anderen und mit ihren eigenen und die in der Not gerne helfen;
  • die dabei keine selbstsüchtigen Hintergedanken und keine geheimen Absichten haben.

Gottes Geist wirkt in den Menschen,

  • die es verstehen, zur Versöhnung beizutragen und bei den Gegnern Verständnis für den anderen zu wecken;
  • und schließlich in denen, die am Guten festhalten, auch wenn das Böse scheinbar übermächtig wird und sie dadurch Schwierigkeiten bekommen.

Freut euch und seid fröhlich!
Bei Gott im Himmel werden alle erkennen, dass Gottes Geist und Kraft in euch wirkt.

Zustimmung oder Widerspruch können ein Hinweis sein, wie sie in der Gesinnung Jesu wachsen können.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor:

  • Wir sind durch die Taufe geheiligt und deine Kinder: Hilf uns, deinem Ruf zu folgen.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Wir beten für die Zweifelnden und Mutlo­sen, dass ihr Vertrauen auf dich, guter Gott
    stärker ist.
  • Wir glauben, dass deine Herrlichkeit größer ist, als alles Leid und alle Freuden, die wir uns denken können. Wir beten für die Armen und Notleidenden, dass sie Gerechtigkeit erfahren.
  • Du hast uns berufen, dass dein Geist in uns wirkt. Lass uns eine Gemeinschaft sein, in der wir Freiheit, erleben und darin gestärkt werden, unseren Mitmenschen mit Wohlwollen zu begegnen.

Lektor/in: Gott, wir singen dein Lob. Wir wollen Zeugen des Heils sein, das du schenkst. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

01.11.24: Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Liebe Schwestern und Brüder!
Heilige sind Menschen, die die Liebe Gottes zum Leuchten bringen!
Dazu sind wir alle berufen. Die Hilfe, die Geduld, die Zuneigung, die wir verschenken, bringt wirklich Gottes Liebe zum Leuchten.
Es ist einfach schön unter Menschen zu sein, die einander Wohl wollen und Freude und Leid miteinander teilen.

Grüßen wir Christus,
in dem die Liebe Gottes Mensch geworden ist:

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Manche ältere Menschen haben viele sogenannte Sterbebilder. Warum sammelt man diese Bilder?

Weil sie dabei helfen, die Menschen in Erinnerung zu behalten. Wir bleiben ihnen verbunden über ihren Tod hinaus – nicht nur als Erinnerung.
Es ist eine tiefere Verbindung, die den Tod überdauert: Dankbarkeit, Zusammengehörigkeit, Hoffnung.

Erinnern nur wir uns dankbar an die Verstorbenen – oder denken auch sie an uns? Was können sie noch, wenn sie nicht mehr da sind?
Denken sie an uns, die wir noch dieses Leben leben, das sie schon hinter sich gelassen haben?

Wie um auf diese Fragen zu antworten, wurde für das Fest Allerheiligen die Lesung aus dem Johannesbrief ausgewählt:

Wir sind Kinder Gottes – Jetzt!
Das ist auch unübersehbar: denn wir leben so:
bei uns muss niemand hungern, niemand alleine sein, wir pflegen keine Feindschaften, und vieles mehr!

Ich bitte sie: Stellen sie die berechtigten selbstkritischen Einwände kurz auf Pause, denn tatsächlich: das zeichnet uns Christen aus, trotz aller Unzulänglichkeiten.

Weiter lesen wir:
Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden!

Das ist die glasklare Erkenntnis: wir haben keine Ahnung davon, in welchem Zustand unsere Verstorbenen jetzt sind. Wir haben keine Vorstellung und können keine Vorstellung davon haben, was uns jenseits der Grenze des Todes erwartet.

Aber dabei bleiben wir nicht stehen, denn es gibt doch eine Aussicht:
Wir werden ihm – also Gott – ähnlich sein und wir werden ihn sehen, wie er ist.

Der Glaube an Gott, die Quelle des Lebens, und der Glaube daran, dass wir ihn sehen werden und ihm ähnlich sein werden sind untrennbar miteinander verbunden – so untrennbar wie die Sonne von der Wärme die sie uns schenkt.

Wenn Jesus Menschen „selig“ preist, drückt er darin die gleiche Zuversicht aus. Selig sind die Menschen, denn ihnen gehört der Himmel, sie empfangen Trost, sie erben das Land, sie werden satt von Gerechtigkeit, sie finden Erbarmen, sie schauen Gott, sie werden endlich Kinder Gottes genannt.

Übrigens heißt es nicht: Selig „nur“ Menschen! Sondern: Selig die Menschen, die Frieden stiften, die sich nichts auf sich selbst einbilden, die sich nach Gerechtigkeit sehen, die barmherzig sind.

Dieses Selig ist auch auf die Gegenwart bezogen: Denn Menschen, die man so beschreiben kann, haben die Seligkeit, die sie erwartet schon in sich, weil sie auf sie hinleben.

Die Menschen, die jetzt schon Kinder Gottes sind, werden selig sein und als Kinder Gottes offenbar werden und sie werden Gott ähnlich sein.

Ich wage zu denken: Sie werden keineswegs weniger „können“ als wir jetzt können. Vor allem aber werden sie fähig sein zu lieben – denn das macht uns am meisten Gott ähnlich sein.

Sie haben Anteil an Gott, der in allem ist und in dem alles ist und der in den Menschen und in der ganzen Schöpfung das Sein wirkt. Wenn wir die Menschen in Erinnerung behalten, die mit uns gelebt haben, bleiben wir tatsächlich mit ihnen verbunden, so wie sie mit uns verbunden bleiben. Sie wirken in uns als Gottes Kraft und stärken uns darin, als Gottes Kinder selig zu leben – als von Gott geheiligte Menschen eben.

Allgemeines Gebet

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor:

Vater im Himmel    L/A: Erhöre unser Gebet

  • Wir sind durch die Taufe geheiligt und dein Heiliger Geist ist in uns: Hilf uns, dass wir auf die Seligkeit hinleben, die wir erwarten.
  • Viele Menschen hoffen auf dich und sehnen sich nach Trost und Frieden: hilf ihnen, dass sie sich mit ihrem Leben aussöhnen können.
  • Du hast Frauen und Männer berufen, das Evangelium zu verkünden:
    hilf ihnen, dass sie das Vertrauen in deine barmherzige Liebe stärken.
  • Du hast alle Menschen nach deinem Bild erschaffen, damit sie für das Leben sorgen: hilf ihnen, dass sie sich nicht von Hass und Feindschaft vergiften lassen.

Lektor/in: Gott, wir singen dein Lob zusammen mit allen die an dich glauben – jetzt und in Ewigkeit. Amen.

01.11.23: Hochfest ALlerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Die Allerheiligenlitanei beten wir an besonderen Höhepunkten:
bei der Taufe, an Ostern und auch bei der Priesterweihe.
In unsere persönliche Allerheiligenlitanei dürfen wir natürlich unsere lieben Verstorbenen einbeziehen und um ihre Fürsprache bitten:

Wir glauben ja, dass sie in Gottes Herrlichkeit sind und wir glauben auch, dass sie mit uns verbunden bleiben und dass sie uns wünschen, dass wir den Weg zu Gott gehen, weil wir bei ihm die Vollendung finden.

Christus hat uns in diese Heilsgemeinschaft berufen. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, du hast uns mit Gott versöhnt.
du hast uns die Botschaft des Lebens verkündet.
du hast uns die Tür zum ewigen Leben geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
die wenigsten unter uns würden wahrscheinlich ihre Eltern, und Tanten, die schon verstorben sind als „Heilige“ bezeichnen ‑ obwohl die Lebensbilder beim Vorbereitungsgespräch der Beerdigung fast immer überaus positiv sind.

Warum gelten sie uns dann nicht als Heilige? Weil wir von Menschen, die als „Heilige“ verehrt werden, eine andere Vorstellung haben:

Entweder ihr Glaube war besonders tief – wie der der hl. Theresia von Avila, oder sie waren besonders überzeugende Theologen wie Albertus Magnus, oder sie haben sich besonders um die Armen gekümmert wir der hl. Bruder Konrad von Parzham, oder sie sind als Märtyrer gestorben wie Mater Maximilian Kolbe, oder sie gründeten einen Orden wie der hl. Franz von Assisi ….

Das Leben unserer lieben Verstorbenen erscheint uns dagegen viel zu normal, zu unscheinbar, zu unbedeutend. – Aber sind sie deswegen weniger „heilig“?

Es könnte auch sein, dass wir – aufgrund unserer engen Beziehung – nicht nur um die Vorzüge unserer Verstorbenen wissen, sondern auch um ihre Schwächen – so wie wir auch unsere eigenen Schwächen kennen.
Heilige erscheinen in der Lebensbeschreibung dagegen meistens makellos.
Dabei bezeichneten viele selbst als Sünder – und wahrscheinlich zurecht.

Haben die „Heiligen weniger „Sünden“? Sind ihre Sünden weniger schlimm?

Aber selbst der Apostel Paulus war an der tödlichen Verfolgung von Christen beteiligt – bis zu seiner Bekehrung! So schlimme Sünden haben die meisten unserer Verstorbenen nicht auf sich geladen: können sie uns dann nicht doch als „Heilig“ gelten?

Diese Anfragen werden nichts daran ändern, dass die Katholiken die sogenannten „Heiligen“ für Menschen halten, die von einem Papst nach ihrem Tod sozusagen einen Verdienstorden bekommen. Und wir denken, dass sie sozusagen ohne Umschweife in Gottes Herrlichkeit eingegangen sind.

Nur: Wer in den Himmel kommt, bestimmt nicht ein Papst – sondern allein der Schöpfer des Lebens – also Gott selbst.

Wir können allenfalls einen Unterschied machen, zwischen allen Heiligen und den von der Kirche „heilig“ gesprochenen. Ich möchte keineswegs die Besonderheit dieser kanonisierten Heiligen in Frage stellen. Und ich bin auch der Meinung, dass sie uns Vorbilder sein können.

Aber in einem haben sie uns nichts voraus: Wir sind – nicht weniger als sie – unserem Gott „heilig“.

Und weil wir ihm „heilig“ sind, gibt er uns alles – sich selbst.
Er macht uns zu seinen Erben, wir haben Anteil an seinem Leben,
wir sind ein Teil von ihm.
Er gibt uns, was wir brauchen, um zu leben: Luft und Wasser, Nahrung und alles, was wir brauchen. Noch wichtiger aber: er gibt uns Menschen, die uns Anerkennung schenken und Zuneigung und Menschen, denen wir unsere Liebe schenken können und mögen.

Wir feiern heute das Fest „Aller Heiligen“. Heute sind damit alle gemeint, alle, die Gott heilig sind, die er mit seinem Heiligen Geist beschenkt hat und beschenkt, alle, die über die Zeitgrenze in einer Gebetsgemeinschaft hinweg füreinander eintreten, alle, die Gott ehren und auf ihn hören, alle, die Gott jemals zu sich gerufen hat und rufen wird:

Selig sind sie, die Friedensstifter, die Barmherzigen, die an Gott Glaubenden, die Einfühlsamen, die am Unrecht in der Welt leidenden.

Die Offenbarung spricht von der großen, unzählbaren Schar aus allen Völkern und Sprachen: Sie alle haben Not und Verfolgung und die Last des Lebens durchgestanden und gehören zu Gott, der sie zu sich ruft – ohne Ansehen ihrer Herkunft und ihrer Abstimmung.

Sie alle sind Gott heilig und deshalb rettet er sie und ruft sie zu sich. Amen.

Fürbitten:

Lektorin: Herr, unser Gott, wir sehen den Himmel offen. Wir sehen Christus und alle, die mit ihm den Tod überwunden haben. Wir tragen dir unsere Bitten vor. Gott Ziel unseres Lebens

  • Wir beten für alle, die durch die Taufe geheiligt sind: Lass sie deinem Ruf folgen, dass sie an dich glauben, auf dich hoffen und in deiner Kraft Liebe schenken. Gott Ziel unseres Lebens.
  • Die Kirche des Himmels und die Kirche auf Erden bilden die Gemeinschaft der Heiligen. Höre auf die Gebete so vieler, die füreinander beten und eintreten. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du schenkst unseren Verstoreben Herrlichkeit und Vollendung.
    Wir beten für die Armen und Notleidenden – dass sie schon in dieser Welt von ihrer Not befreit werden. Gott Ziel unseres Lebens
  • Du hast uns als dein heiliges Volk erwählt, damit deine Liebe und Menschenfreundlichkeit aus uns strahlt. Wir beten für die Kirche, dass sie ohne Men­schenfurcht für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde aller Menschen eintritt. Gott Ziel unseres Lebens

Lektorin: Gott, dein Lob wollen wir singen. Durch uns soll die Botschaft vom Heil,  das du schenkst zu allen Menschen kommen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

01.11.2020: Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturige:

Ihr Heiligen Gottes,
so darf ich Sie und Euch alle ansprechen, auch wenn wir das nicht gewohnt sind. Warum eigentlich nicht?

Weil das Wort „heilig“ in Verruf geraten ist,
es ruft bei vielen Gedanken und Empfindungen hervor,
die nur ein Zerrbild dessen sind, was „heilig“ tatsächlich meint.

Sie kennen vielleicht diese kleine Anekdote von Franziskus:
In der Kantine sagt ein Monsignore zum ihm: „Darf ich mich zu Ihnen setzen, heiliger Vater?“ Franziskus antwortet: „Selbstverständlich, heiliger Sohn, der Platz ist noch frei.“

„Heilig“ ist eben keine Ehrfurchtsbezeichnung und kein Würdentitel.

Heilig hat auch nichts damit zu tun, dass jemand besonders ausdrucks-starke Gesten verwendet, um beim Gebet und Gottesdienst seine Ehrfurcht vor Gott zu bezeugen.

Heilig sagt auch nichts aus, über die Häufigkeit und Länge der Gebete einer Person.

Heilig bedeutet auch nicht sündenfrei und fehlerlos oder perfekt.

Heilig hat schon gar nichts damit zu tun, als würde man 2 Meter über dem Erdboben schweben und alles irdische wäre deshalb unwichtig.

Was aber bedeutet heilig?

Ich trage ein paar Facetten zusammen:
Zuerst mal gibt es Dinge und Menschen, die einem heilig sind – also besonders wertvoll und teuer. Was aber gar nicht mit dem materiellen Wert zu tun hat. Es ist mir heilig, wegen der Erinnerung, die sich damit verbindet, die für mich von großer Bedeutung ist.
Deshalb ehre ich solche Gegenstände und Menschen: sie haben einen besonderen Platz, sie wecken in mir besondere Gefühle.
Dass mir jemand oder etwas heilig ist, ist also eine Eigenschaft, die ich dem anderen verleihe.

Und damit sind wir schon viel näher bei dem, was das Wort „heilig“ und „Heiliger“ in unserem christlichen Denken bedeutet:

Für uns ist Gott DER HEILIGE. Er ist uns heilig und er verleiht Heiligkeit:
Wir sind ihm heilig, wir sind besonders für ihn.
In uns ist sein Heiliger Geist. Der Geist des Lebens.
Der Geist der Erkenntnis, der Weisheit. Er macht uns fähig, auf Gottes Stimme in unserem Gewissen zu hören und ihr zu folgen.
Durch ihn können wir Gott erkennen.

Wir haben in unserer römisch-katholischen Kirche einen wunderschönen Brauch bewahrt, der dies auf berührende Weise ausdrückt:

Bei der Taufe und bei der Firmung werden wir alle mit dem heiligen Chrisam gesalbt. Mit dieser Salbe aus kostbarem Olivenöl, das heilende Kräfte hat.

Diese Salbung drückt Gottes Zärtlichkeit uns gegenüber aus, so wie eine Mutter ihre Kind salbt, damit keine wunden Stellen an der Haut entstehen und wie ein Vater sein Kind salbt, damit es geschützt ist vor der Sonne, die die Haut verbrennen könnte.

Wir sind Gott heilig, weil wir seine Kinder sind. Deshalb sind wir heilig.

Je besser wir auf Gottes Stimme in unserem Gewissen hören,
umso mehr werden wir ihm ähnlich, so dass uns der Mitmensch heilig ist und die ganze Schöpfung, durch die und mit der wir unser Leben von Gott empfangen.

Ihr Heiligen Gottes,
lasst uns Gott den Heiligen ehren und auf ihn hören,
damit wir einander heilig sind
und wir dem Mitmenschen mit Ehrfurcht und Anstand begegnen,
so dass wir ihn niemals verletzen, sondern im Gegenteil,
ihn ermutigen, ihn loben, ihn stärken.

Weil heilig eben nicht erhaben und abgehoben ist, erlaube ich mir noch eine Bemerkung:
Wenn es Leute gibt, die andere Personen am Galgen hängend zeichnen, wenn sie davon sprechen, man werde die anderen vor isch her treiebn und an die Wand stellen, wenn sie Gewalt gegen anders denkende und gegen Journalisten anwenden, muss man auf jeden Fall bezweifeln, ob ihnen der Mitmensch heilig ist – sobald er eine andere Meinung vertritt als sie selber.
Darauf darf man in Diskussionen durchaus auch hinweisen.

01.11.2019: Allerheiligen

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Schw. Und Br.,
wir sprechen vom Fest Aller Heiligen.
Ein Fest mit allen Heiligen stelle ich mir ziemlich spannend vor, denn bei diesem Fest sind erstens sehr viele und zweitens völlig verschiedene Personen zusammen: Von Johannes Paul II bis hin zur heiligen Hildegard.

Menschen aus ganzverschiedenen Zeit, mit ganz verschiedenen Charakte­ren und vor allem: Wahrscheinlich haben sie zum Teil ganz und gar gegensätzliche Meinungen und Überzeugungen.

Die Kirche Gottes besteht nicht aus lauter gleichförmigen Menschen;
Christen sind nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt;
der Glaube und die Entscheidung für ein Leben aus der Kraft des Glaubens führen nicht zu einer Gleichschaltung des Gehirns.

Eines aber haben die Heiligen alle gemeinsam:
Sie haben auf den Geist Gottes gehört,
sie haben die frohe Botschaft Jesu in ihrem Leben angewandt,
sie haben die Werte des Himmelreiches ernst genommen und versucht sie in ihrem Leben umzusetzen.

Das Matthäusevangelium fasst diese Werte in schönster Weise unüberbietbar zusammen: die Werte des Himmelreiches sind:

Das Himmelreich selbst für die, die Gott anerkennen;

der Trost für die Trauernden,

das Land und die Früchte, die es trägt für die, die es sanft – also ohne Gewalt – besiedeln,

Gerechtigkeit für die, denen Unrecht geschieht,

Erbarmen – also Vergebung und Hilfe für die, die selbst vergeben und anderen helfen,

Gott schauen – also Gottes Nähe – für die, die keine bösen Gedanken und Absichten haben;

Noch mehr: Kind Gottes heißen – also ihm ähnlich sein, für die, die Frieden stiften, die Versöhnung und Aussöhnung ermöglichen;

Das Himmelreich wird denen zuteil, die verfolgt werden, weil sie für Gottes Willen einstehen und an Jesus glauben.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leben in einer Konsumgesellschaft,
in einer Gesellschaft, die Angst hat vor dem Untergang;
in einer Leistungsgesellschaft, in einer Freizeitgesellschaft,
Unsere Gesellschaft wird bestimmt von Kapitalgesellschaften und deren Gewinnstreben, manche sprechen auch von einer Ellenbogengesellschaft.

Das sind die Werte, die unsere Gesellschaft heute prägen.

Es gibt auch Leute, die angeben, für die christlichen Werte einzutreten:
In Wirklichkeit treten sie ein dafür ein, dass Deutsche besser wären als andere und dass wir mit niemandem teilen sollten.
Sie verbreiten Ängste und Schuldzuweisungen,
sie drohen und bedrohen, sie lügen und beleidigen.

Wir aber haben eine andere Mission: Die Werte, die uns leiten, haben auch die Heiligen geleitet. Sie haben jeweils auf ihre eigene Weise ihren Beitrag geleistet, dass Gottes Reich in dieser Welt gegenwärtig ist:

Sie haben Getröstet, Hoffnung geschenkt, Not gelindert und beseitigt, Gerechtigkeit hergestellt, Vergebung und Hilfe gebracht und die Menschen spüren lassen, dass Gott ihnen nahe ist, dass sie Gottes Kinder sind.

Weil Gott unendlich ist, ist seine Schöpfung voll unendlicher Vielfalt und auch die Menschen, die auf Gottes Geist hören sind untereinander verschieden, sie sind einzigartig und sie vollbringen unterschiedlichste Dinge.

Doch sie sind Gottes Kinder und von der Sehnsucht geleitet und geprägt, dass Gott in seiner Schöpfung verherrlicht wird durch Menschen, die in Frieden und Gerechtigkeit im Gehorsam gegen Gott die Güter der Erde miteinander teilen und einander immer wieder Vergebung und Hilfe schenken.

01.11.2018: Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder
Pfarrer Kolbinger war Ruhestandsgeistlicher in meiner früheren Pfarrei Ergoldsbach. Jeden Sonntag in der Frühmesse feierte leitete er das Glaubensbekenntnis mit den Worten ein: Voll Freude und Dankbarkeit bekennen wir unseren Glauben. Im letzten Absatz des Credo bekennen wir – freudig und dankbar: Ich glaube an den heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Die Gemeinschaft der Heiligen – feiern wir heute. So richten wir unseren Blick in die Zukunft, in die uns die Heiligen voraus gegangen sind.
Dieser Ausblick ist herrlich. Sie sind eingegangen in die Herrlichkeit Gottes. Sie leben in der gleichen Fülle wie Gott selbst. Vollendete Personen – an ihnen ist nichts mehr, das anders werden könnte, nichts trübt mehr ihre Vollkommenheit.
Das Fest sagt uns: Das ist auch unsere Zukunft: Die Vollendung in der Herrlichkeit Gottes.

Wenn mich jemand fragt: Wofür lebst du?
antworte ich: ich will mithelfen, dass die Welt gerechter wird, dass Frieden ist, dass die Ehrlichkeit hoch geschätzt wird, dass Schuld vergeben werden, dass Schwächeren geholfen wird, dass Krank Beistand finden, dass Trauernde nicht alleine sind, dass Gott im Blick bleibt.

Wenn mich jemand fragen würde:
Was willst du erreichen, was ist dein Ziel?
antworte ich: mein Ziel ist das Leben in Gottes Herrlichkeit.
Das ist die große Zuversicht, die ich habe: auch wenn Enttäuschungen, das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, Trauer, schlechtes Gewissen mich in diesem Leben plagen ‑
das alles ist eingebettet in die große Zuversicht: das Leben in der Herrlichkeit Gottes.

Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, die schon in Gottes Herrlichkeit angekommen sind und in die ich einst eintreten darf.

Vielleicht denken sie jetzt: Wie kann sich der so sicher sein?
Er ist doch auch ein Mensch mit Fehlern?
Selbstverständlich! Alle die Heiligen, diese vielen ungezählten Heiligen, die in keinem Heiligenkalender stehen, und auch die, die im Kalender stehen, wie der hl. Martin und der hl. Franziskus und der hl. Petrus und der hl. Paulus und die hl. Theresa und der hl. Papst Johannes XXIII.

Sie alle waren Menschen mit Fehler und Sünden. So wie Franziskus, der jetzige Nachfolger des hl. Petrus, gefragt nach seiner Persönlichkeit, seinem Wesen antwortete: „Ich bin ein Sünder“.

Die Vollendung erreichen wir nicht, weil wir vollkommen sind, sondern, weil Gott uns vollendet. Das Gute, das in jedem von uns ist, das wir alle suchen und wollen und tun, das ist es, was Gott vollendet.
Von all dem anderen, was nicht gut ist, von der Sünde, reinigt uns Gott – wir dürfen auch sagen: Befreit er uns. So gibt er uns Anteil an seiner Heiligkeit und nimmt uns auf in seine Herrlichkeit.

Das ist die große Hoffnung und die große Sehnsucht, die ich habe und in der wir alle leben dürfen: weil wir Jünger Jesu sind.

Die Freude, die ich zuversichtlich erhoffe, ist jetzt schon ein Teil meines Lebens – zwar nicht im Erleben, aber in der Hoffnung.
Diese Freude und diese Erwartung wirken sich aus in unserem Leben als Glaubende:

In unserer Verletzlichkeit und Armut sind zuversichtlich, dass wir getröstet sein werden. Wir versuchen gewaltfrei zu handeln, gerecht zu sein, Nachsicht zu üben und menschliche Notlagen zu lindern und zu wenden.
Wir wollen wahrhaftig sein und Frieden ausstrahlen und dankbar und froh in unserem  Glauben leben.

So helfen wir mit, dass diese Welt immer besser wird und die finsteren Mächte der Lüge und Gewalt immer wieder gefesselt werden.
Damit der Friede Gottes schon jetzt in dieser Welt unseren Verstand wach hält, unsere Hoffnung groß und unsere Liebe stark macht.

1. November 2016: Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder, müssen wir Angst haben vor dem, was kommt, oder können wir zuversichtlich sein?

Jesus preist Menschen selig – das heißt, dass sie Anteil an Gottes Leben haben: die Armen, die Trauernden, die um ihres Glaubens oder um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, die Frieden stiften, die Barmherzigen.

Ihr seid Gottes Kinder, die Gott ähnlich sein werden und die ihn sehen werden, wie er ist – lesen wir im Johannesbrief. –
Gott sehen, wie er ist! Also Gott erkennen, auf Augenhöhe – also ihn gleich und ähnlich. Wir haben Anteil am Leben Gottes und an seiner Fülle.

Am eindrucksvollsten sind die Bilder der Offenbarung des Johannes, die von der Zuversicht der Glaubenden sprechen:

Das ganze Volk Israel, alle 12 Stämme und 12000 aus jedem Stamm (also der ganze Stamm) ist versehen mit dem Siegel, einem Schutzzeichen, damit sie verschont werden und nicht im Tod untergehen.

Dazu kommt eine unzählbar große Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen in weißen Gewändern.

Das ist die Zuversicht des Sehers von Patmos: Israel, das Volk des Bundes und alle, die an Jesus glauben, stehen um den himmlischen Thron und singen so wie in den Gottesdiensten der ersten Christen gesungen wurde: Die Rettung kommt von unserem Gott und von dem Lamm.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir dürfen in dieser Zuversicht leben: die Rettung kommt von Gott und von Christus, dem Lamm Gottes:

Viele andere gebärden sich als Retter des Volkes und der Nation:
Pegida und die Alternative für Deutschland.

Die Lenker der großen Konzerne versprechen durch die Globalisierung der Märkte das Heil der Welt. Der Markt, befreit von Regeln und Zöllen, soll Wohlstand bringen und Not verringern.

Es wird öffentlich behauptet und viele glauben es: die Welt sei ohne Gott und ohne Religion besser und friedlicher.

Mit der Offenbarung des Johannes aber rufen wir: die Rettung kommt von Gott und von dem Lamm.

Die Welt ohne Gott, die uns als die bessere Welt versprochen wird, zeigt schon ihr wahres Angesicht:

  • Man schaut weg, wenn ein Mensch Hilfe braucht;
  • Sanitätsdienst und Feuerwehr werden bei der Arbeit behindert und angepöbelt;
  • In Diskussionen geht es nicht um Tatsachen, um wahres Verstehen, sondern darum, für sich und seine Position Stimmung zu erzeugen – wenn es hilft, dann auch mit Hilfe von Lügen.
  • Die Gesetze schützen das Leben nicht ohne Wenn und Aber, sondern nennen Möglichkeiten, in denen es erlaubt ist ungeborenes Leben oder krankes Leben zu töten.

Die Gesellschaft ohne Gott, die vor unseren Augen entsteht, verspricht ein gutes Leben ‑ verschweigt aber, dass nur die stärkeren, die kräftigeren, die sich durchsetzen – egal wie – ein besseres Leben haben werden.

Die Rettung – so glaube ich – kommt aber von unserem Gott:

Denn in einer Gesellschaft, in der die Menschen Gott anerkennen, gibt es Leben für die Starken und die Schwachen, da gibt es Erbarmen mit den Fehlern und Schwächen, da zählt der Friede mehr als Macht und Erfolg, da bleibt das Leben der oberste Wert, den niemand antastet.

Schwestern und Brüder, die Offenbarung des Johannes überliefert den Lobpreis der urchristlichen Gemeinde:

Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.

Das ist der Lobgesang der Frauen und Männer, die sich nicht der Diktatur der Herrschenden gebeugt haben. Sie haben ihren Glauben bezeugt, den Glauben an Gott, von dem die Rettung kommt – nicht von den Kaisern dieser Welt. Dafür wurden sie verfolgt und mussten Drangsale erleiden bis hin zum Tod. Sie haben Anteil am Fest Aller Heiligen.
Das gibt uns Zuversicht, dass wir dabei sein dürfen, jetzt und immer.

01. November 2015: Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder!
Ihnen gehört das Himmelreich! – verspricht Jesus
Sie erben das Land!
Sie werden satt!
Sie finden Erbarmen!
Sie werden Gott schauen!
Sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt!
Euer Lohn im Himmel wird groß sein!

Das alles verheißt Jesus denen, die ihm zuhören.

In zweifacher Hinsicht könnte man die Seligpreisungen missverstehen und den Sinner der Worte verdrehen.

Die erste Irreführung wäre es, wenn man Jesus so deuten würde:
Das alles bekommst du aber nur, wenn du nachweisen kannst, dass du arm warst, dass du Frieden gestiftet hast, dass du keine Gewalt gebraucht hast, dass du hungern musstest, nach der Gerechtigkeit!

Dann wären es keine Versprechungen, keine Verheißungen,
sondern Bedingungen: Leistung gegen Belohnung!

Die zweite falsche Deutung wäre, Jesu Worte so zu deuten:
Wer arm ist, wer hungert und dürstet, wer unterdrückt wird und misshandelt wird, der soll das ertragen und annehmen ohne zu klagen und ohne es ändern zu wollen ‑ dafür wird er im Himmel entschädigt werden.

Jesus will nie und nimmer dass irgendein Mensch erniedrigt und klein gehalten wird. Die Verheißung der himmlischen Seligkeit soll die Menschen nicht zu Passivität und Schicksalsergebenheit verführen – nur damit die reichen und Mächtigen und Gewalttätigen, die Egoisten, die Raffer und Geizhälse unbesorgt ihre Macht und ihren Reichtum und ihre Privilegien erweitern können.

Sehr wohl aber macht Jesus den Menschen Mut: jede mitmenschliche Regung, kein Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ist umsonst und vergeblich – sondern jede Mit-Menschlichkeit wird von Gott gesehen und anerkannt und führt den Menschen in die Seligkeit des Himmels.

Selig werden wir nicht erst im Jenseits:
Menschen, die diese Werte des Himmels leben und nach ihnen handeln, haben jetzt schon Anteil am Himmel, an der Seligkeit des Himmels –
hier in diesem Erdenleben.

Dieses Glück, diese Seligkeit kann einem niemand rauben und zerstören:
Die Seligkeit, die darin liegt, das Gute zu sehen und zu tun.

Heute an Allerheiligen ehren wir alle die Menschen und Christen, die in ihrem Leben der Gerechtigkeit aufgeholfen haben, die ausgeglichen haben zwischen Streitenden, die lieber Gewalt ertrugen, als Gewalt zu üben.

Wir danken Gott für all diese Menschen, die auf Gottes Stimme in ihrem Herzen gehört haben.

Alle diese Heiligen, die niemals zur Ehre der Altäre erhoben worden sind, machen uns Mut, dass wir der Verheißung glauben:
Selig seid ihr! (Präsens.)
dass keine Liebe vergeblich gewesen sein wird, die wir anderen schenkten.

Dies alles wird bei uns bleiben, wenn wir als Gottes Kinder offenbar werden, die auf der Erde schon nach himmlischen Maßstäben handelten.

1. November 2012: Fest Allerheiligen

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

„Jetzt sind wir Kinder Gottes“,  lesen wir im 1. Johannesbrief.

„Kinder Gottes“ das gibt unsere Abstammung, unsere Herkunft an!
Wir kommen von Gott her – und das steht nicht im Geringsten im Gegensatz zur Elternschaft unserer Eltern.
Vielmehr durften unsere Eltern und durften viele von ihnen als Eltern mitwirken an der unaufhörlichen Schöpfungstat Gottes.
Wir leben durch und aus Gottes Schöpfungstat. Darum dürfen wir uns auch Kinder Gottes nennen.

Kinder sind oft das Spiegelbild ihrer Eltern – dabei meine ich weniger das Aussehen, als die menschliche Wesensart:
Die Sprache, die Gesten, die Gewohnheiten, die innere Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen – Kinder ahmen ihre Eltern nach und übernehmen alles von ihnen.

Wir nennen uns Kinder Gottes – und damit drücken wir aus, dass wir ihm dem Schöpfer des Lebens sehr ähnlich sind. Nicht so, wie das Spiegelbild seinem Urbild gleich ist, sondern vielmehr so, wie Kinder ihren Eltern ähnlich sind: wie Gott heilig ist, so sind auch wir heilig.

Gott ist heilig, der Heilige sagen wir manchmal – Was meinen wir damit?

Gott ist heilig, weil er vollkommen gut ist und also niemandem böses will.
Gott ist heilig, weil es in ihm keine Unwahrheit gibt und keine Täuschung.
Gott ist heilig, weil er mit sich eins ist und in ihm vollkommener Friede ist.

Was bedeutet es also heilig zu sein?
Heilig sein heißt gut sein zu den Menschen, heißt keine Unwahrheit in sich zu haben und es heißt voller Frieden zu sein.

Wir sind Kinder Gottes:  das heißt wir sind Menschen, die diese göttliche Wesensart in sich haben:
Wir wollen gut sein, wir wollen wahr und echt sein und wir wollen Frieden in uns haben.

Am Fest Aller Heiligen lenken wir unseren Blick auf all die Menschen, die das versucht haben. Wir schauen dankbar auf die Menschen, die ihre Energie und ihren Ehrgeiz dafür einsetzten, Gott ähnlich zu werden.

Das macht uns Mut, selber auf diesem Weg zu bleiben, weil wir an ihnen erkennen, dass es möglich ist!

Es ist uns möglich, auf Gott hin zu leben;
es ist uns möglich, solidarisch zu sein mit Menschen, denen Schlimmes widerfährt.
Es ist möglich, auf körperliche und psychische Gewalt zu verzichten;
Es ist möglich, gerecht und fair zu den Menschen zu sein,
Es ist durchaus möglich, mit Armen zu teilen und mit den Fehlern anderer Nachsicht zu üben;
Es ist uns möglich, ohne Hintergedanken und offen auf andere zuzugehen;
Es ist uns möglich, dass Frieden von uns ausgeht, weil wir uns der Zwistigkeiten aus Konkurrenz und Neid enthalten.

All dies ist durchaus für Menschen möglich.
Es ist durchaus menschenmöglich, als Gottes Kind ihm ähnlich zu sein,
oder wie ich im Johannesbrief lese; sich zu heiligen.