Schlagwort: allgemeines Priestertum
28.01.2018: 4. Sonntag im Jahreskreis
Hier geht es zu den liturgischen Texten: ![]()
Liebe Schwestern und Brüder,
Nachdem ein Kind oder auch ein Erwachsener in der Tauffeier mit Wasser übergossen wurde, spricht der Priester diese Worte:
Gott, der Vater Jesu und unser aller Vater hat dich als sein Kind angenommen und dir Anteil an seinem Leben geschenkt.
Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du gehörst zum Volk Gottes und zu Christus, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.
Christus wird als Priester, Prophet und König bezeichnet. Jesus, der Gesalbte (=Christus) gibt uns Anteil an seinem Leben. Jeder Getaufte wird deshalb – sinnbildlich mit Chrisam gesalbt ‑zum Christen (=Gesalbten).
Jeder glaubende Christ erhält von Christus Priestertum, Prophetenamt und Königswürde.
Deshalb sprechen wir vom allgemeinen Priestertum aller Christen, die nach einem Wort des Konzils zusammen mit dem geweihten Priester die Gaben, also das eigene Leben am Altar darbringen.
Alle Christen haben ebenso eine prophetische Berufung
Denn was ist das Wesen eines Propheten?
Das Buch Deuteronomium, das letzte der fünf Bücher Mose, beschreibt einprägsam, was ein Prophet zu tun hat:
Er sagt dem Volk Gottes alles, was Gott, der Herr, ihm aufträgt.
Er vermeldet und verkündet dem Volk Gottes, was Gottes Wille ist oder wenn es gegen Gottes Wille verstößt und handelt.
Jede und jeder unter uns hat also die Begabung, Gottes Willen zu hören und zu verkünden und zu tun, weil wir alle den Heiligen Geist empfangen haben – den Geist Gottes.
Schwestern und Brüder, ich darf so sagen,
weil wir alle Gott zum Vater haben, weil sein Geist in uns ist:
Sie dürfen ruhig darauf vertrauen, dass sie Gottes Wort erkennen können.
Es ist keineswegs so, dass nur besonders ausgebildete, Schriftkundige und –gelehrte Gottes Willen verstehen können.
Jeder hat diese Gabe in sich, weil jeder in seiner Seele sich nach dem Guten sehnt, nach dem, was gut ist und gut tut. Das ist die Begabung mit dem Heiligen Geist.
Sie haben recht: das ist ein wenig anspruchsvoll: Denn nicht alles, was ich mir wünsche, denke, was ich plane und mache ist vom Heiligen Geist und Gottes Wille.
Vielmehr muss ich ganz bewusst überlegen und mich darin üben, auf Gottes Geist zu hören und für ihn aufmerksam zu werden.
Wir müssen aufpassen, weil es ein paar Gegenspieler in uns gibt:
Die Bequemlichkeit, die Anhänglichkeit an das Gewohnte, die Scheu vor unbekannten und neuem, das Streben nach Eigennutz, nach persönlichem Vorteil – das und manches mehr kann dem Geist Gottes übertönen, unhörbar machen.
Doch wir können diese Stimmen herausfiltern, wir können uns darauf konzentrieren, wirklich Gottes Geist, Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen. Auch wenn die anderen Stimmen, die unreinen Geister, laut protestieren, weil sie wissen, dass sie ihre Macht über uns verlieren, wenn wir auf Gottes Geist hören.
Wir haben einen Lehrmeister, der uns ein Vorbild ist, weil er in allem auf Gottes Geist gehört hat und die anderen Stimmen zurückgedrängt hat.
Wenn wir die Evangelien von Jesus Christus, wenn wir die Heilige Schrift mit offenem Herzen studieren und Gottes Offenbarung darin suchen,
dann werden wir immer besser darin, Gottes Geist und Gottes Stimme in uns zu hören und ihr zu folgen.
Wir sind gesalbt mit dem Heiligen Geist, wir können Gottes Stimme und Wille hören und erkennen und verkünden und tun – für unser Leben – für unsere Zeit – für den Frieden und die Versöhnung in dieser Welt.
18.06.2017: 11. Sonntag im Jahreskreis
Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Mose stieg zu Gott hinauf – das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Niemand kann zu Gott hinaufsteigen und wieder herunterkommen – wie ein Bergwanderer, der wieder im Tal angekommen zufrieden und müde seinem Körper Erholung gönnt.
Mose stieg hinauf zu Gott – sich Gott nähern, das ist so etwas wie in die Höhe steigen. Aus der Höhe sieht man weit, findet den Überblick: So war der Weg – so geht er weiter.
Die Vision Mose von Gottes Wort nimmt zuerst zurück nimmt den zurückgelegten Weg in den Blick:
Gott hat uns aus der Hand der Ägypter entkommen lassen:
Wind und Wetter waren auf unserer Seite.
Hunger und Durst haben wir überwunden auf dem Weg durch die Wüste.
Als ob Gott uns getragen hätte, wie Adler ihre Jungen auf den Flügeln tragen. So hat er uns hier ankommen lassen.
Die Vision des Mose von Gottes Wort richtet seinen Blick dann in die Zukunft: Gott hat sich als ein starker und treuer Bundespartner erwiesen.
Es liegt nun an diesem Volk, ebenfalls ein treu zu sein und diesen Bund zu halten, ihn nicht zu brechen.
Dann kann dieses Volk, Gottes besonderes Eigentum sein, unter allen anderen; ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk.
Israel, ist das Volk, das Gott sich erwählt hat: er hat es unter seine Obhut genommen, damit es eine ganz besondere Aufgabe erfüllt:
Durch Israel sollen alle Völker der Erde den erkennen, durch den Himmel und Erde sind, der alles ins Sein und ins Leben gerufen hat, was es je auf dieser Erde geben wird:
Dieses Volk Gottes lebt bis heute fort durch den Holocaust hindurch, allen Verfolgungen und allen Verirrungen zum Trotz. Es ist und bleibt Gottes erwähltes Volk, durch das alle Menschen zu Gott finden sollen.
Aus diesem Volk ist Jesus Christus geboren. Durch ihn haben viele Menschen aus allen Völkern der Erde zu Jahwe, dem Gott Israels, gefunden. In ihm ist dieses Versprechen real geworden:
Der Jude und wahre Israelit Jesus von Nazareth führt die Menschen zur Erkenntnis Gottes, der da ist, in und für jeden Menschen.
Diesen neuen Bund hat Gott durch Jesus mit uns geschlossen.
In seinem Leben, Sterben und Auferstehen.
Wir alle, die wir glauben und getauft sind, sind eingeschlossen in diesen neuen Bund – wir sind Gottes Volk. Wir sind dazu erwählt und bestimmt, dass wir das Werk Jesu weiterführen. Durch uns sollen alle Menschen erfahren, dass sie Gott zum Vater haben, dass sie Gottes geliebte Kinder sind; dass ihre Zukunft im Himmel ist.
Wir haben nicht nur die Erlösung empfangen, die Befreiung von Sünde und Tod, wir sollen diese Gabe weiterschenken:
wenn wir Kranken beistehen, wenn wir mit Armen teilen, Gefangene besuchen und Unglückliche aufrichten, wenn wir unseren Glauben und unsere Hoffnung mit anderen teilen.
Dazu sind wir erwählt von Gott. Deshalb bekennen wir zusammen mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern, das allgemeine Priestertum aller Gläubigen.
Wer glaubt, ist mit Gott versöhnt. In ihm ist Gottes Geist lebendig und wirksam.
Und jeder, der Glaubt, ist dazu berufen und befähigt, Gottes Liebe in seinem Tun und Reden zu bezeugen.
Die Getauften sind das neue Volk Gottes und haben Anteil am Priestertum Jesu Christi, der zu uns spricht:
Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.