15.07.2018: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Gestern wurden in unserer Pfarrkirche 75 Mädchen und jungen Gefirmt.
Abt Hermann Josef aus Windberg sprach zu jedem die Worte: „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“

Paulus, der Völkerapostel schreibt: „Durch Christus habt ihr das Siegel des Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt!“ (vgl. 1. Lesung)
Ich freue mich darüber, wenn unsere kirchlichen Gebete so von der Heiligen Schrift geprägt sind.

Schwestern und Brüder, uns Glaubenden ist ein Siegel aufgedrückt.

Bio ist so ein Siegel, oder auch fair trade. Für Spendenorganisationen wie MISEREOR gibt es das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Wer solch ein Qualitätssiegel bekommt, kann damit werben!

Unser Siegel ist der Heilige Geist! Wofür dieses Siegel steht,
Welche Qualitäten haben wir? Was zeichnet Christen aus?

Als erstes möchte ich nennen:
Christen sind befreite Menschen, befreit, weil sie von Gott geliebt und angenommen sind, weil ihnen dies niemand wegnehmen kann.

Das ist ein starker Schutz vor Verzweiflung, wenn Krankheit oder Schmerz das Leben schwer machen, wenn man gemobbt wird, wenn einem Unrecht getan wird, wenn man keine menschliche Zuneigung mehr spürt.

Es ist wie ein Ruheplatz am Wasser, wie eine stärkende Brotzeit,
wenn wir zur Ruhe kommen und uns wieder vergewissern durch die Botschaft Jesu: Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes, nichts kann mich ängstigen oder erschrecken. Gottes Liebe genügt.

Diese Befreiung von Angst und Erschrecken, verleiht uns Gelassenheit und Ruhe,  Uns zeichnet aus, dass wir geliebt sind, befreit, und frohen Herzens in dieser Welt leben dürfen. Wir bewundern ihre Schönheit und wissen, dass es unsere Sache ist, Not und Elend in dieser Welt zu verringern.

Ein zweites möchte ich noch nennen, was uns Christen auszeichnet,
was der Heilige Geist in uns bewirkt:

Wir sind Apostel. Auch wenn das Wort Apostel ein wenig in Verruf ge­bracht wird, wenn wir von Gesundheits- und anderen Aposteln sprechen, die einen Teilaspekt des Lebens zu wichtig nehmen.

Wir sind Gesandte, um Gottes Liebe zu verkünden – und das nicht nur lieb und sanft, sondern manchmal auch stark und vielleicht sogar verstörend wie der Prophet Amos
(2. Lesung). Jesus sagt: Treibt die Dämonen aus. Die Apostel heilten viele Kranke.

Schwestern und Brüder, unreine Geister gibt es viele. sie beherrschen viele Menschen und auch wir selbst sind ihre Zielscheibe. Diese unreinen Geister haben Namen: Selbstbezogenheit, Habsucht, Neid, Geiz und Gier, Vergnü­gungssucht; Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, Trägheit und Hartherzigkeit.

Wir sind Gesandte, diese unreinen Geister auszutreiben – indem wir sie entlarven und benennen und ihrer zerstörerischen Kraft die heilende Kraft der Menschenliebe entgegensetzen – auch wenn dies oft als Gutmenschentum verhöhnt wird.

Manchmal spricht der Heilige Geist aus Menschen, die dafür so wenig geeignet erscheinen wie der Tierzüchter und Obstbauer Amos: Doch ihn hat Gott dazu bestimmt, das Unrecht im Nordreich Israel anzuprangern.

Manche trauen es sich zu sagen, dass Menschen allein gelassen in ihrer Not, den Tod im Mittelmeer riskieren, um ihrem Elend zu entkommen.

Zum Glück gibt es Leute, die es sagen, dass der Norden durch rücksichts­lose Ausbeutung der Länder Afrikas und ihrer wertvollen Bodenschätze die Menschen dort in Not und Elend und Krankheit stürzt.

Zum Glück gibt es noch Leute, die sich sagen trauen, dass es verlogen ist, die Geldgier der Schleuser anzuprangern, solange wir Afrika ausbeuten und Munition und Waffen für die Kriege liefern.

Schwestern und Brüder, es ist unsere Sendung als Apostel der Liebe Gottes, diesen Menschen in ihrer Not beizustehen und die Unrechtsstruk­turen zu verändern, durch die diese Not entstanden ist und entsteht.

18. September 2016: 25. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
Als Amos als Prophet auftrat, war Israel gespalten: in Nordreich und Südreich. Amos selbst stammt aus dem Südreich – als Prophet wirkte er jedoch im Nordreich. Das Nordreich erlebte gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung – da tritt diese Schafzüchter aus dem Süden auf. Drastisch sind seine Worte:

Hört dieses Wort, / ihr Baschankühe auf dem Berg von Samaria, die ihr die Schwachen unterdrückt / und die Armen zermalmt und zu euren Männern sagt: / Schafft Wein herbei, wir wollen trinken. Gott, der Herr, hat geschworen: Seht, Tage kommen über euch, / da holt man euch mit Fleischerhaken weg, und was dann noch von euch übrig ist, / mit Angelhaken.

Schonungslos schildert er seine Beobachtungen wie ungerecht es im Norden zugeht:
Die Sabbatruhe kritisieren die Händler als Marktverbot;
Sie fälschen Maße und Gewichte, um den Verdienst zu steigern;
Die Armen werden schonungslos ausgenutzt und zu Sklaven gemacht;
sogar den Getreideabfall verkauft man noch an die Armen.

Das erinnert mich an die Gegenwart:
so oft wie möglich sollen auch am Sonntag die Geschäfte öffnen dürfen,
die Ladenzeiten werden immer mehr ausgedehnt;
das Tanzverbot am Aschermittwoch und Karfreitag und Volkstrauertag soll abgeschafft werden.
Den Buß- und Bettag hat man schon vor Jahrzehnten als Feiertag abgeschafft, um die Produktivität zu steigern.

Wenn die Bischöfe – katholische oder evangelisch – das beklagen, so stehen sie da als Miesepeter, die nur althergebrachte Rechte und ihre Macht verteidigen wollen, die das Leben der Menschen reglementieren mit ihren religiösen Bräuchen.

Papst Franziskus scheut sich dennoch nicht, zu formulieren: diese Wirtschaft tötet.

Liebe Schwestern und Brüder, tatsächlich werden dem wirtschaftlichen Interesse Menschenleben geopfert: in den Textilfabriken in Bangladesh,
in den Minen Afrikas, in den abgeholzten Regenwäldern Amazoniens.

Franziskus hat leider Recht – auch wenn niemand sich in der Lage sieht, die Wirtschaft so zu ändern, dass sie nicht mehr tötet.

Für ihn, wie für den Propheten Amos um 760 v. Chr. ist klar:
Unrecht muss aufgedeckt werden. Das Unrecht muss beim Namen genannt werden. Es widerspricht dem Willen Gottes, es ist schwere Schuld, ein Verstoß gegen die Gebote Gottes: du sollt nicht stehlen, du sollst nicht morden. Ja sogar gegen das erste Gebot: denn der Umsatz, die Gewinnspannen, die Marktanteile sind die goldenen Kälber von den man sich das Heil erwartet – und nicht der Gott des Lebens, der auf der Seite der Armen steht.

Fast könnte man meinen, das Gleichnis vom untreuen Verwalter würde derlei Betrügerei und Ausbeutung erlauben: der Herr, Jesus, lobte die Klugheit des untreuen Verwalters – heißt es.

Wir müssen genau hinhören: ihm ging es darum, seine Zukunft zu sichern: für ihn Bestand sie darin, nichts arbeiten zu müssen und dennoch essen und trinken zu können. Er erkannte, wie er dieses Ziel erreichen konnte.

Wir, die Jesu Wort glauben, sehen aber eine andere Zukunft vor uns: das Reich Gottes, das Reich des Friedens und der Barmherzigkeit:
Wir sollten genauso klug überlegen und erkennen, wie dieses Reich des Lebens Wirklichkeit werden kann.

Wir müssen uns immer wieder fragen: verfolge ich meine Interessen für mich: Eigentum, Besitz, Erlebnis, Karriere, Macht

oder lebe ich für die Werte, die zu Gottes Reich gehören:
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Freiheit, Leben für alle,:
dafür, dass die Not auf der Erde geringer wird?
dafür, dass es Menschen besser gehen kann?

12. Juli 2015: 15. Sonntag im Jahreskreis

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Amos klagte das Unrecht und die Ungerechtigkeit an, die er bei seiner Reise nach Israel beobachtete. Er brachte die Herrschenden gegen sich auf: den König und seinen Hofstaat und auch die Priester im Tempel.

Es schimpfte und wetterte gegen die Missstände, di da herrschten, mit groben Worten wie diesen:

5. 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie /
und kann eure Feiern nicht riechen.

22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, /
ich habe kein Gefallen an euren Gaben /
und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.

23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! /
Dein Harfenspiel will ich nicht hören,

6,4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein / und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde /
und Mastkälber aus dem Stall.

5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, / ihr wollt Lieder erfinden wie David.

6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, /
ihr salbt euch mit dem feinsten Öl /
und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.

Mich erinnert das an die Worte, mit denen Franziskus den ungebremsten Kapitalismus anprangert: Er spricht von einer Wirtschaft, die tötet!

Das klingt hart: aber was ist mit den Menschen in den Nähereien,
was ist mit den Feldarbeitern, die den giftigen Nebel einatmen, wenn Flugzeuge über ihnen giftige Pflanzenschutzmittel sprühen?
Was ist mit den Kindern, die aus engen Schächten die seltenen Rohstoffe aus der Erde holen ….

Diese Liste ließe sich noch lange fortführen: Zigtausende Menschen sterben an der Weltwirtschaft, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat – besonders seit dem Globalisierungsschub, der seit den 80er Jahren von multinationalen Konzernen betrieben wird.

Johannes Paul II forderte schon damals dass der Mensch und die Arbeit Vorrang haben müssten vor den Interessen des Kapitals.

Wenige Konzerne reißen die Güter der Welt an sich, in dem unersättlichen Bestreben, das eigene Kapital zu vermehren:
Es gibt ein paar Menschen, die könnten die Schulden Griechenlands bezahlen, ohne deshalb arm zu werden.

Schwestern und Brüder,
Jesus sandte die Apostel aus und gab ihnen Vollmacht, die Menschen von den unreinen Geistern zu befreien: diese inneren Stimmen treiben uns dazu an, uns über andere Menschen zu stellen und uns auf deren Kosten einen Vorteil zu verschaffen.

Wenn man nicht auf sie hört, dann sollen die Apostel ihnen sogar den Straßenstaub zurücklassen, um sich nicht anstecken zu lassen von dem Egoismus und der Hartherzigkeit.

Immer wieder trifft uns der Ruf: Kehrt um! Glaubt an das Evangelium! Glaubt an das Heil, das von Gott kommt!

Halten wir uns fern von der Heuchelei, die behauptet, die Armen wären selbst schuld an ihrer Armut;
Lassen wir uns von Jesus immer wieder von den unreinen Abergeistern befreien: dass wir den anderen ebenso wichtig nehmen, wie uns selbst,
dass wir der Wahrheit den Vorzug geben vor der Lüge,
dass wir den Frieden höher schätzen, als unser Streben zu bestimmen, was gemacht wird.

Pirmin Spiegel ist der Geschäftsführer von MISEREOR: er weigert sich, einen vergoldeten Kelch zur Messe zu benutzen, weil er gesehen hat, durch welches Unrecht und durch welche Unmenschlichkeit das Gold gewonnen wurde.

Hören wir nicht auf, immer wieder den nächsten Schritt zu tun und umzukehren zum Himmelreich, das von Gott kommt.