24. April 2016: 5. Ostersonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Apostelgeschichte erzählt ausführlich, wie sich die Gemeinschaft der Jünger nach der Himmelfahrt Jesu entwickelte:
Verängstigte Leute ohne Plan und ohne Mut veränderten sich durch „den Heiligen Geist“ wie sie das nannten:

Plötzlich verkündeten sie freimütig die Auferstehung Jesu:
„Kehrt um und glaubt an Jesus und lasst euch taufen! Dann werdet ihr gerettet!“ Das verkündeten sie im Tempel und in den Synagogen.

Die Konsequenzen waren dem sehr ähnlich, was Jesus zu ertragen hatte:
Festnahme, Folter, Tötung und: Ausschluss aus der Synagoge –
aus dem Volk der Juden, dem Volk Gottes.

Das musste so kommen – das war die Voraussetzung dafür, dass etwas Neues entstehen konnte. Die versprengten Jünger Jesu bildeten überall kleine Gemeinschaften. Und bald nannte man die Leute, die an Jesus glaubten nach ihrem Herrn: Man nannte sie „die Gesalbten“.

Christen nennen wir uns bis heute, weil wir gesalbt sind mit dem Heiligen Geist – mit dem Geist Jesu selbst. Er schenkt uns Einsicht und Weisheit,
Rat und Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Liebe Schwestern und Brüder,
ideal wäre es, wenn jeder von uns sich zutrauen würde, auf seine Weise diese Gaben zu erklären. Wir können uns dabei bereichern durch unsere verschiedenen Gedanken und Sichtweisen.

Da ist noch eine Bemerkung, die in dem kurzen Abschnitt aus der Apostelgeschichte nicht ganz unwichtig ist:
Paulus und Barnabas „bestellten in jeder Gemeinde durch Handauflegung und Gebet Älteste.“

So werden die ersten Anfänge des Amtes in der Kirche geschildert:
Bis heute bestellen die Bischöfe durch Handauflegung und Gebet Männer mit dem Auftrag in der Gemeinde das Wort zu verkünden und dafür zu sorgen, dass den Armen geholfen wird. Sie sollen so wie Jesus die Menschen ermutigen, sie heilen, trösten, mahnen und mit ihnen das Brot brechen – gemäß dem Auftrag des Herrn.

Paulus erklärt im Titusbrief, welche Leute als Älteste geeignet sind:
rechtschaffene Männer, nur einmal verheiratet, mit wohl erzogenen Kindern …  –  seither hat sich einiges verändert.

Deshalb darf man ruhig fragen:
Wenn es nicht mehr wichtig ist, dass die Männer verheiratet sind,
sondern sogar inzwischen verlangt wird, dass sie ehelos sind,
warum ist es dann für alle Zeiten wichtig, dass es Männer sind?

Trotz solcher Fragen steht fest: das Bischofsamt und von ihm ausgehend das Priester- und Diakonenamt haben in allen christlichen Kirchen großen Anteil daran, dass das Evangelium bis heute den Christen Hoffnung gibt und Richtschnur ist für ihr Handeln. Das Amt garantiert, dass die Botschaft verkündet wird und überliefert wird.

Dennoch gibt und gab es immer viele Christen, die die Bischöfe und Priester und Diakone bei weitem übertroffen haben: in der Sorge für die Armen, in der festen Glaubensüberzeugung, im Einsatz für die Kirche.
Es ist sogar so, dass wir Amtsträger in der Kirche die anderen Christen brauchen, damit wir unsere Aufgabe im Volk Gottes erfüllen können.

Liebe Schwestern und Brüder, was wäre ich als Pfarrer, ohne Euch?
Wie sollte ich Zuversicht geben, wenn ich nicht sehen könnte: Da sind Christen, die aus dem Glauben leben möchten; wie sollte ich die Gemeinde leiten können, wenn niemand Lust hat zusammen zu kommen?

Wie sollte ich glauben können, wenn niemand mit mir den Glauben teilt?

Zu allererst sind wir Priester und Bischöfe ja Christen und haben den Glauben von unseren Schwestern und Brüdern empfangen und gelernt.

Liebe Schwestern und Brüder, die Kirche darf kein von oben nach unten sein. Wir sind das Volk Gottes. Eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, in der jeder den anderen braucht. Wer der erste sein will, soll der Diener aller sein!  Unsere erste Sendung ist, dass wir das neue Gebot Jesu leben: dass wir einander lieben, wie Christus uns geliebt hat – dass wir also füreinander da sind und uns gegenseitig unterstützen. Das tun wir miteinander und wir brauchen einander, damit wir in dieser Zeit Christen bleiben können. Amen.

12. Juli 2015: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: Schott

Amos klagte das Unrecht und die Ungerechtigkeit an, die er bei seiner Reise nach Israel beobachtete. Er brachte die Herrschenden gegen sich auf: den König und seinen Hofstaat und auch die Priester im Tempel.

Es schimpfte und wetterte gegen die Missstände, di da herrschten, mit groben Worten wie diesen:

5. 21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie /
und kann eure Feiern nicht riechen.

22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, /
ich habe kein Gefallen an euren Gaben /
und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.

23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! /
Dein Harfenspiel will ich nicht hören,

6,4 Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein / und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde /
und Mastkälber aus dem Stall.

5 Ihr grölt zum Klang der Harfe, / ihr wollt Lieder erfinden wie David.

6 Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, /
ihr salbt euch mit dem feinsten Öl /
und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.

Mich erinnert das an die Worte, mit denen Franziskus den ungebremsten Kapitalismus anprangert: Er spricht von einer Wirtschaft, die tötet!

Das klingt hart: aber was ist mit den Menschen in den Nähereien,
was ist mit den Feldarbeitern, die den giftigen Nebel einatmen, wenn Flugzeuge über ihnen giftige Pflanzenschutzmittel sprühen?
Was ist mit den Kindern, die aus engen Schächten die seltenen Rohstoffe aus der Erde holen ….

Diese Liste ließe sich noch lange fortführen: Zigtausende Menschen sterben an der Weltwirtschaft, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat – besonders seit dem Globalisierungsschub, der seit den 80er Jahren von multinationalen Konzernen betrieben wird.

Johannes Paul II forderte schon damals dass der Mensch und die Arbeit Vorrang haben müssten vor den Interessen des Kapitals.

Wenige Konzerne reißen die Güter der Welt an sich, in dem unersättlichen Bestreben, das eigene Kapital zu vermehren:
Es gibt ein paar Menschen, die könnten die Schulden Griechenlands bezahlen, ohne deshalb arm zu werden.

Schwestern und Brüder,
Jesus sandte die Apostel aus und gab ihnen Vollmacht, die Menschen von den unreinen Geistern zu befreien: diese inneren Stimmen treiben uns dazu an, uns über andere Menschen zu stellen und uns auf deren Kosten einen Vorteil zu verschaffen.

Wenn man nicht auf sie hört, dann sollen die Apostel ihnen sogar den Straßenstaub zurücklassen, um sich nicht anstecken zu lassen von dem Egoismus und der Hartherzigkeit.

Immer wieder trifft uns der Ruf: Kehrt um! Glaubt an das Evangelium! Glaubt an das Heil, das von Gott kommt!

Halten wir uns fern von der Heuchelei, die behauptet, die Armen wären selbst schuld an ihrer Armut;
Lassen wir uns von Jesus immer wieder von den unreinen Abergeistern befreien: dass wir den anderen ebenso wichtig nehmen, wie uns selbst,
dass wir der Wahrheit den Vorzug geben vor der Lüge,
dass wir den Frieden höher schätzen, als unser Streben zu bestimmen, was gemacht wird.

Pirmin Spiegel ist der Geschäftsführer von MISEREOR: er weigert sich, einen vergoldeten Kelch zur Messe zu benutzen, weil er gesehen hat, durch welches Unrecht und durch welche Unmenschlichkeit das Gold gewonnen wurde.

Hören wir nicht auf, immer wieder den nächsten Schritt zu tun und umzukehren zum Himmelreich, das von Gott kommt.