22.02.2023: Aschermittwoch

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!

Müssen wir denn Buße tun? Wofür? Haben das andere nicht viel mehr nötig als wir? Fühlen wir uns gegängelt durch den Appell Buße zu tun und zu fasten?

Das hängt davon ab, was wir unter Buße verstehen. Die Buße im christlichen Sinn bedeutet: Neuorientierung, Kurskorrektur.
Selbstkritische Reflexion ist sehr nützlich und hilfreich.
Sie kann der Anfang, um seine Lebensweise zu korrigieren.
Sie kann einem helfen, das Gute, das wir schon tun zu festigen oder sogar noch zu steigern.

Am Ende dieser Zeit der Selbstreflexion und Konzentration steht jedenfalls die Feier unseres Osterfestes. Der Jubel darüber, dass Christus nicht im Tod bleibt und dass wir mit ihm zum Leben in Gottes Herrlichkeit berufen sind.

Jesus ist in unserer Mitte. Ihn grüßen wir voll Freude und Dankbarkeit

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute keine Eucharistie. Warum nicht? Das war doch immer so!
Denken Sie vielleicht. Und mit Recht. Da bin ich Ihnen eine Antwort schuldig.

Der Aschermittwoch bedeutet mir persönlich sehr viel. Er ist ein großer Schatz in unserer katholischen Kirche, den ich nicht missen möchte.
Wie Sie es auch handhaben mögen: Alle wissen um den Appell heute auf Fleisch und Fisch und Genussmittel zu verzichten: (Alkohol, Nikotin, andere berauschende Substanzen, Süßigkeiten). Das gilt ja eigentlich für jeden Freitag. Dazu kommt noch der Aufruf, sich an diesem Tag so wie am Karfreitag nur einmal satt zu essen.

Das sind an und für sich schon starke Signale. Und dazu kommt der Gottesdienst jetzt mit der Auflegung des Aschenkreuzes. Es wird von zwei Zusprüchen begleitet: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück“ und „Bekehre dich und glaube an das Evangelium!“

Der erste Spruch warnt uns: Wir sollen an unsere Sterblichkeit denken und die entsprechenden Folgerungen daraus ziehen: Es geht um unsere persönliche Ausrichtung: Genuss, Wohlstand, Reichtum, Annehmlich­keiten, Luxus, tolle Erlebnisse, Fitness, Anerkennung, Erfolg, ….
Das alles ist erstrebenswert und das alles ist gut.
Aber: das alles ist Staub, so wie wir selbst. Es sind vergängliche Güter.
Sehr leicht wird daraus ein Egoismus, der auch in Kauf nimmt und akzeptiert, dass andere weniger haben und kränker sind – vielleicht sogar zu meinen Gunsten.

Richte dein Leben nicht darauf aus, toll zu sein, tolles zu erleben, reich zu werden, Erfolg zu haben.

Der zweite Spruch: „Kehre um und glaube an das Evangelium“ ist eine Ermutigung und eine Ermunterung: Dieser Spruch ermuntert an die Hauptbotschaft Jesu: „Ich verkünde euch eine frohe Botschaft: Das Reich Gottes ist euch nahe!“

Das Reich Gottes das ist Frieden, das ist Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, das ist Freiheit und Liebe.

Das Reich Gottes ist uns nahe. Jedem und jeder ist es erreichbar. Es steht uns offen. Es ist unsere Zukunft. Es ist die Zukunft, die Gott für uns bereit­hält – endgültig und unübersehbar.

Und deshalb soll unser tägliches Denken und Handeln, unser Wollen und Wünschen darauf ausgerichtet sein.

Wenn unser Leben zu Ende gehen wird, zählt mehr,
was wir für andere getan haben als was wir für uns getan haben.
es zählt mehr, wie wir Menschen geliebt haben und wer uns geliebt hat,
als was wir uns selbst gegönnt haben,
es zählt mehr, dass wir gerecht waren in unseren Ansprüchen,
als dass wir immer größere Ansprüche erfüllen konnten;
es zählt mehr, das wir verzeihen konnten, als dass wir uns durchgesetzt haben.

Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Tag ist ein Tag, in dem wir uns unsere Vergänglichkeit bewusst machen und vielleicht merken, wie sehr wir den vergänglichen Gütern nachlaufen.

Es ist ein Tag der Trauer darüber, dass unser Glaube an das Evangelium nicht größer ist.

Zum Zeichen dafür lassen wir uns Asche auf den Kopf streuen.

Die Eucharistie hingegen ist Zeichen des österlichen Jubels und Dankes.
Zeichen der natürlichen und ausgelassenen Freude über den Sieg des Lebens über den Tod.

Der Aschermittwoch ist aber Zerknirschung darüber, dass wir stattdessen dem nachlaufen, was uns im Sterben wie Staub zwischen den Fingern zerrinnen wird.

Geben wir der Umkehr Raum. Der Erneuerung. Dem Neuanfang. Dem Evangelium. Damit wir offen werden für das Reich Gottes, das uns so nahe ist.

02.03.2022: Aschermittwoch

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!

Der Krieg in der Ukraine erschreckt mich und ich vermute sie alle.
Wir haben Ängste, was noch alles passieren könnte.
Wir wünschen uns, dass der Krieg bald endet.

Dennoch ist heute Aschermittwoch.
Dennoch stehen vor uns die hl. 40 Tage der österlichen Vorbereitungszeit.
Dennoch sind wir aufgerufen, unser persönliches Leben zu überdenken und wieder auf das Reich Gottes hin auszurichten.

Mir wird in diesem Jahr besonders bewusst, dass wir auch in unserer persönlichen Lebensführung verwoben sind mit allem, was in dieser Welt geschieht.

Grüßen wir Christus, dem wir nachfolgen

Jesus, du hast Gottes Gerechtigkeit verkündet.
Jesus, du hast Gottes Barmherzigkeit verkündet und gelebt.
Jesus, du bist der König des Friedens

Tagesgebet
Gott, du bist treu!
Im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße!
Du weißt, wir sind sündige Menschen und unser Glaube ist oft schwach.
Rede uns nun zu Herzen, tröste, ermahne und ermutige uns.
Gib uns Kraft, dass wir alles Böse von uns weisen und entschieden das Gute tun!
So bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wenn ihr betet, wenn ihr fastet, wenn ihr Almosen gebt ….
sagt Jesus. Fasten, Beten, und die Hilfe für die Armen sind drei wesentliche Aktivitäten des Glaubens. Sie gehören zum religiösen Leben wie das Amen zum Gebet.

In der Bergpredigt des Matthäusevangeliums wird dafür weder geworben, noch wird es als überflüssig erklärt. Es ist selbstverständlich.
Jesus mahnt nur: Betet, fastet und spendet aus Überzeugung und ehrlichen Herzens – und nicht um bewundert zu werden und Eindruck zu erwecken.

Wer betet, vertraut sich Gott an: er will auf Gott hören und sich von ihm führen lassen. Er vertraut Gott, dass er ihm den Weg zum Leben führt. Gott, was willst du, dass ich tue? Damit verbinden wir alle Sorgen und Bitten: Was willst du, Gott, damit wir gesund bleiben und zufrieden? Damit die oder der gesund wird und bleibt?

Wer fastet, übt sich darin, unabhängig von den selbstbezogenen Wünschen zu werden: ich muss dies und das nicht haben und jedenfalls nicht sofort – wichtiger ist, dass ich auf Gott höre und gerecht und barmherzig bin.

Wer für Arme spendet, fängt schon damit an und erkennt, dass der persönliche Besitz nicht nur ein behagliches Leben garantiert, sondern auch eine Verpflichtung ist gegenüber denen, die weniger haben.

Liebe Schwestern und Brüder,
Beten, Fasten und Almosen helfen uns, unser Leben auf Gott hin, auf die Liebe zum Mitmenschen hin auszurichten und damit helfen sie uns zugleich, die Trennungen, die Sünden zu überwinden.

Dazu ermuntert uns auch das Leitwort der heurigen Aktion MISEREOR:
Es geht. Gerecht.

In dem Schrecken dieser Tage erleben wir, zugleich, dass die Menschen sich nach Gerechtigkeit sehnen und auch etwas dafür tun wollen.
So viele hilfsbereite Menschen unternehmen dies und das, um in der konkreten Not den flüchtenden und vertriebenen Menschen zu helfen.

Auch wir können und werden vor allem mit Geldspenden den Menschen in und aus der Ukraine in Ihrer Not helfen. Dazu halten wir am 6. und am 13. März eine Sonderkollekte, die an Caritas International überweisen wird.

Es geht. Gerecht. ‑ Ermuntert uns die Fastenaktion MISEREOR. Aber was ist gerecht?

Gerecht ist, wenn jeder Mensch sich satt essen kann und einen Wohnraum für sich und seine Familie hat und wenn er für die Gesundheit sorgen kann durch saubere Toiletten und Waschmöglichkeiten.

Gerecht ist, wenn wir uns dafür einsetzen und auch danach fragen, wie diese Gerechtigkeit hergestellt werden kann.
Gerecht ist es auch, wenn wir danach fragen, warum so vielen Menschen das unerreichbar ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
der Schrecken über den Krieg Russlands gegen die Ukraine steckt uns in den Gliedern. Wieder einmal regiert die Unvernunft, das Streben nach Macht und Größe, der verletzte Stolz – wieder einmal in der Geschichte der Menschheit regiert die Gewalt und treibt Menschen in den Tod.

Mich erschreckt nicht nur, der Angriffskrieg, den Russland gegenüber der Ukraine begonnen hat. Mich erschreckt auch die Reaktion in unserem Land. Der große Jubel bei Journalisten und Politikerinnen, dass nun endlich wieder aufgerüstet werden soll mit 100 Milliarden Euro.
Ich hatte gedacht, wir hätten gelernt, dass Waffen keinen Frieden bringen und dass wir besser eine Politik machen, die auf Verständigung setzt und nicht auf Konfrontation.
Die Begeisterung für neue Bewaffnung erinnert mich mit Schrecken an die Kriegsbegeisterung von 1914. Welcher Schrecken kam damals über die Welt!

Das ist ein fürchterlicher Rückschritt der Menschheit auf dem Weg zu einer Menschheitsfamilie, die miteinander und füreinander Verantwortung sieht und trägt und übernimmt.

Mir selbst und uns allen möchte ich Mut zusprechen.
Lassen wir uns nicht hineinziehen in die verführerische Spirale von Vergeltung und Feindseligkeit. Halten wir fest an der Hoffnung auf Gerechtigkeit und an dem Entschluss, immer einen Weg zu suchen, der zu mehr Frieden und mehr Gerechtigkeit führt.

Wir können Mut haben, denn Gott ist gerecht – nicht weil er die Guten belohnt und die Bösen bestraft, sondern in dem Sinn, den ich vorhin angedeutet habe: er wohnt in jedem Menschen. In jedem Menschen ist sein Leben. Jeder Mensch ist sein Ebenbild – egal woher und welches Geschlecht: männlich oder weiblich oder divers.

Unsere Gerechtigkeit ist, dass wir dieses Ebenbild ausprägen und es nicht zu einem Zerrbild werden lassen. Unsere Gerechtigkeit ist, dass wir deshalb Jesus nachfolgen. Auch als er in seinem entstellten menschlichen Körper am Kreuz hing – gerade da, als er für seine Verfolger betete – gerade da wurde er am meisten als Ebenbild Gottes sichtbar.
Es geht. Gerecht. Damit wir als Gottes Ebenbild erkennbar sind und die Menschen vertrauen und hoffen können. Amen.

Fürbitten:

Pr.: Gott, du erfüllst uns mit deinem Geist und gibst uns Kraft, damit wir einander Gutes tun und dadurch Zeugnis geben für deine Liebe.

L/A: Herr, wir kommen zu dir.

  • Gott, du hast uns als dein Ebenbild geschaffen

Herr, wir kommen zu dir.

  • Du willst dass wir vor dir in Frieden leben
  • Du bist die Liebe, nach der wir suchen.
  • Du hast uns durch Christus mit dir versöhnt
  • Du bist gerecht und schließt niemanden aus.
  • Du bist der Friede für jeden, der zu dir kommt.

Pr.: Wir beten zu dir, weil du Gott bist und alles in deinen Händen liegt.

  • Für die Menschen in der Ukraine: dass die Gewalt schnell ein Ende hat und Freiheit und Frieden zurückkehren.

L/A: Herr, erhöre unser Rufen

  • Segne uns und unser Bemühen, gerecht zu sein.
  • Gib uns Mut und Einsicht, damit wir die Wege zu Frieden und Gerechtigkeit finden und gehen.
  • Gib uns Kraft, dass wir unsere Verantwortung für andere erfüllen.
  • Stärke in uns die Liebe zu den notleidenden Menschen
  • Bestärke uns im Entschluss durch freiwilligen Verzicht unsere Selbstbezogenheit und Selbstsucht zu überwinden.

Pr.: Gott, du bist die Quelle des Lebens und alles lebt durch dich. Wir preisen dich heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

Dankgebet:
Gott, unser Vater, wir danken dir für dein Wort, das du an uns gerichtet hast.
Es führt uns den Weg zu dir.
Wir haben das Aschenkreuz empfangen als Zeichen der Vergänglichkeit und der Umkehr.
Bleibe nun mit deinem Segen bei uns und gib uns Kraft,
damit wir uns durch Fasten, Almosen und Gebet für die Feier unserer Erlösung bereiten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

26.02.2020: Aschermittwoch

HIer geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Es ergibt sich in diesem Jahr sehr schön: Das Evangelium vom Aschermittwoch gehört zur Bergpredigt im Mt. Ev und schließt nahtlos an den Abschnitt vom letzten Sonntag an:

Im Herzen klingt noch der Satz Jesu:
Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Das Evangelium führt die mit der Erklärung über Almosen, Beten und Fasten weiter: Jesus sagt: macht es nicht wie die Heuchler – denn die Heuchler spenden, beten und fasten nicht um ihres Gottes Willen, sondern um, ihrer selbst willen.

Sie legen Wert darauf, von den Menschen gesehen zu werden und ihr Ansehen zu steigern.

Liebe Schwestern und Brüder,
Heuchelei – kommt nicht gut an. Aber sie ist gar nicht so selten.
Und ich wage die Behauptung: Sie ist aus dem Leben, besonders aus dem politischen Leben, bei uns gar nicht wegzudenken – und auch nicht aus dem privaten, beruflichen Leben.

Bestimmte Handlungen, Meinungen, Gedanken darf man nicht laut sagen – man behält sie lieber für sich oder sagt vielleicht sogar das Gegenteil – eben das, was erwartet wird und allgemein anerkannt ist.

Leider führt das zu den floskelhaften Reden. Man hält sich an vorgegebene Sprachregelungen und einen gewissen Meinungskodex, damit man kein Missfallen erregt.

Wenn doch einmal herauskommt, dass jemand – womöglich – anders gehandelt hat oder etwas anderes gesagt hat – dann hat man den Skandal.

Je ekliger, desto stärker ist der Unmut, der Zorn, die Häme und desto länger hält er an.

Diese immer wieder kehrenden Erfahrungen erzeugen Misstrauen und Angst. Man weiß nicht, wem man trauen kann und man hat Angst, selbst überführt zu werden.

Deshalb sagt und tut man doch wieder, was man sagen muss oder soll.
Man pflegt weiter die üblichen Floskeln und bestätigt die eingeübten Meinungen.

Wo ist der Ausweg, liebe Schwestern und Brüder?

Wie können wir wahrhaftig sein und werden?
Was können wir dazu beitragen, dass die Menschen ehrlicher sein können und weniger Angst haben müssen?

Wir sollten bei uns selbst beginnen – aber das wissen sie ja sowieso:
Dass wir aus innerer Überzeugung handeln und reden – und zwar das, was wir als gut erkennen:
Machen wir uns nicht davon abhängig, was andere davon halten.
Tun wir das Gute einfach deshalb, weil wir es gut finden.

Meinen wir außerdem nicht, alle müssten die gleichen Überzeugungen haben und zum gleichen Ergebnis kommen wie wir selbst. Es gibt viele Fragen und Herausforderungen, auf die man verschiedene Antworten geben kann – mit jeweils sehr guten Gründen.
Ds ist normal.

Lassen wir uns drittens nicht zu sehr beeinflussen, wenn manche als Helden und andere als Versager hingestellt werden. Kann ich wissen, wie es wirklich ist? Stütze ich mich auf eigene Beobachtungen? Oder plappere ich nur nach, was mir vorgesagt wird und empöre und begeistere mich – ohne es zu merken – auf Kommando?

Liebe Schwestern und Brüder;
wäre das ein Ansatz für diese 40 Tage bis Ostern?

Ich prüfe mich selbst, wo ich heuchlerisch bin?
Ich prüfe mich selbst: Was tue und sage ich nur, um nicht anzuecken und gut dazustehen.
Ich prüfe mich selbst und überlege, was ich aus Überzeugung, aus dem Glauben an Gottes Liebe tun sollte.
Ich prüfe mich selbst: Wie sehr lasse ich mich in meinen Urteilen beeinflussen und sollte zurückhaltender werden, eh ich mit der Menge schreie.

Das Ziel ist, heuchlerisches Tun und Reden zu vermindern, so dass wir an Ostern aus ehrlicher Überzeugung oder auch unsicher stammelnd sagen können:

Ich glaube an Gott, der uns aus Liebe erschaffen hat.
Ich glaube an Jesus, der aus Liebe zu uns gelebt hat.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der uns mit Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt.

Das ist das Ziel, dass wir unser Taufbekenntnis erneuern und bekräftigen.

14.02.2018: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Zwar wird in der Zeitung darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, das „Fasten“ auf die Fastenzeit zu beschränken, oder ob es besser wäre, seine Ernährungsgewohnheiten dauerhaft zu ändern. Diese Diskussion hat kaum mit dem zu tun, was wir Christen in dieser Zeit anstreben. Uns geht es nicht um Wohlfühlen und schönes Aussehen und Gesundheit.

Den Eröffnungsteil unserer Gottesdienste schließen wir mit dem soge­nannten Tagesgebet ab. Es enthält oft einen wesentlichen Gedanken dieses Gottesdienstes: Heute hieß es: „Gib uns die Kraft, dass wir alles Böse von uns weisen und entschieden das Gute tun.“

In diesem Satz klingt das österliche Taufversprechen an. An Ostern werden wir nämlich gefragt werden: „Widersagt ihr dem Bösen?“

Darum geht es in den nächsten 6 Wochen:
Wir bestätigen und erneuern unsere Entscheidung gegen das Böse und für den Glauben an das Gute, das wir tun wollen und sollen und festigen unseren Glauben an Gott und an Jesus Christus.

Die Überschrift „Fastenzeit“ beschreibt das nicht ausreichend. Sie legt den Akzent zu sehr auf das „Fasten“ und entsprechende Bemühungen.
Viel besser ist der nachkonziliare Name: „österliche Bußzeit“, weil hier das Osterfest als Ziel der Bemühungen anklingt und der Gedanke der Buße, also der Hinwendung zu Gott.

Das Wort Buße klingt allerdings nach Bestrafung oder Selbstbestrafung.

Darum geht es nicht, wenn wir Christen uns um Buße bemühen:
Wir können ja nicht mit Gott verhandeln und sagen: Ich bin zwar gemein gewesen und selbstsüchtig – aber dafür esse ich jetzt keine Süßigkeiten.

Der Zweiklang des Aschermittwochs lenkt uns in die richtige Richtung:

Uns wird Asche auf den Kopf gestreut. Der Begleitspruch: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück.“ Erinnert uns daran, dass unser Leben hier vergänglich ist: Das Ziel unseres Lebens ist das Leben bei oder in Gott.

Wir leben im Blick auf das ewige Leben und darauf, was wir erwarten und erhoffen: Frieden und Freude, Gemeinschaft und Glück.
Diese Erwartung soll uns prägen, soll uns bewusst machen, dass das, was wir anderen schenken, wertvoller ist als das, was wir für uns behalten.

Die Asche wird in Form eines Kreuzes auf den Kopf gestreut. Der zweite Begleitspruch deutet das: „Kehre um und glaub an das Evangelium“.
Umkehren ist vielleicht zu drastisch für Christen, die schon ihr ganzes Leben das Christ-Sein einüben. Sie müssen keine 180o Wendung vollziehen. Doch gerade Christen, die sich besonders engagieren wissen von sich – wie Papst Franziskus ‑ zu sagen: „Ich bin ein Sünder.“

Der Mangel an Liebe, an Vertrauen und Hoffnung ist uns sehr bewusst und auch die Momente in denen wir direkt gegen die Liebe verstoßen.

So schälen sich das Ziel und die die Beweggründe dafür heraus, dass wir uns in den nächsten sechs Wochen tatsächlich anstrengen wollen:
Wir wollen wachsen im Leben als glaubende Christen.
Wir wollen stärker werden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.

Dass wir Vertrauen haben in das Leben
und in den, der uns den Geist des Lebens einhaucht.

Dass wir Hoffnung haben für die Welt und für uns selbst:
Hoffnung auf den, der uns allein Zukunft geben kann und gibt.

Dass wir Liebe in uns haben zu allem Lebendigen
und mit denen, die Not leiden, teilen.

Das Fasten alleine würde uns nicht helfen
– es ist viel zu leistungsbetont und selbstbezogen.

Das Beten alleine würde uns nicht helfen
‑ es  wäre viel zu wenig, wenn das Beten uns nicht verändern würde.

Das Spenden für Arme würde uns nicht helfen,
‑ es wäre viel zu äußerlich mehr oder weniger vom eigenen Überfluss mit Ärmeren zu teilen.

Aber die Einübung des Verzichts mindert die Selbstsucht, das Gebet stärkt uns und die Hinwendung zu den Armen ist davon die natürliche Folge.

Fasten, Beten und Almosen verändern uns und stärken uns im Glauben in der Hoffnung und in der Liebe, so dass wir an Ostern voll Freude die Auferstehung des Herrn feiern können und bekennen können: Ich widersage dem Bösen – ich glaube an Gott und Jesus und an den Heiligen Geist.

01.03.2017: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
40 Tage und 6 Sonntage liegen vor uns: die österliche Bußzeit!
Von ihrem Ziel her erhalten diese 7 Wochen die Eigenschaft „österlich“ zugesprochen. Wir bemühen uns 46 Tage lang in besonderer Weise, österliche Menschen zu werden. Um das zu erreichen, versuchen wir Buße zu tun.

Christen – also die, die im Herzen glauben, dass Christus von Gott gekommen ist, um uns Frieden zu bringen – sind österliche Menschen.
Wir glauben an die Auferstehung vom Tod zum Leben;
wir glauben an den Sieg des Lebens über den Tod;
Wir Christen freuen uns über diese erlösende Erfahrung und Botschaft und Gewissheit im Glauben.

Genau das werden wir in 7 Wochen feiern und dabei unser Taufver­sprechen erneuern: unser Versprechen als österliche Menschen zu leben.

Was schwächt unseren Glauben?
Was trübt die Freude über die Botschaft des Lebens?

Sicher sind das Einflüsse von außen:
Ärger und Enttäuschung über andere und ihr Verhalten;
Schmerzen, Krankheiten und Misserfolge.

Schwächen wir nicht auch selbst unseren Glauben,
wenn wir kaum Zeit zum Beten finden?

Schwächen wir nicht selbst unseren Glauben,
wenn wir die Hl. Schrift, besonders das Neue Testament nur selten lesen?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir unsere Zufriedenheit davon abhängig machen, was wir erleben, was wir kaufen und genießen können?

Trüben wir nicht selbst die Freude, wenn wir sie von Gesundheit abhängig machen, von Erfolg und von Anerkennung?

Liebe Schwestern und Brüder,
jetzt ist die Zeit der Kurskorrektur, jetzt ist die Zeit unseren Osterglauben neu zu stärken, damit wir ihn am Osterfest umso freudiger und dankbarer feiern können.

Wenn wir spenden für Menschen in Not, damit sie ihrer Armut entkommen und im Kampf Ungerechtigkeit gestärkt werden,  stärken wir unseren eigenen Glauben,
dass Gottes Gerechtigkeit stärker ist als das Unrecht der Menschen.

Wenn wir freiwillig auf etwas zu verzichten, dann werden wir leichter unsere Selbstsucht überwinden und offener für die Hoffnungen und Ängste, Trauer und Freude unserer Mitmenschen.

Wenn wir unser Herz im Gebet öfter und intensiver Gott zuwenden,
stärken wir unseren Glauben, also unser Vertrauen auf Gott.
Unser Glaube ist, dass wir in Gottes Hand geborgen sind, dass er um uns weiß, dass er weiß, was wir brauchen und dass wir erhalten, was gut ist.

Liebe Schwestern und Brüder,
in 7 Wochen werden wir unser Taufversprechen erneuern und die Auferstehung Jesu feiern, das Fest unserer Erlösung.

Im Sport heißt es manchmal, dass sich einer den Hintern zerreißt für den Erfolg seiner Mannschaft. – Verzeihen sie diese etwas grobe Hinführung zu dem, was der Prophet Joel im Auftrag Gottes den Israeliten zuruft:

Zerreißt Eure Herzen!

Wendet alle Kraft eures Herzens auf,
um österliche Menschen zu werden,
Menschen, die das Leben lieben, weil es zu Gott führt,
Menschen, die das Leben teilen, wie Gott es mit uns teilt;
Menschen, die sich freuen, weil sie erlöst sind von der Angst vor dem Tod,
weil Gott gnädig ist und barmherzig:

die Kleinen und Schwachen nimmt er an,
die Hungernden macht er satt,
die Geschlagenen richtet er auf,
mit den Sündern zeigt er Erbarmen
so dass in seinem Reich die Freude aller vollkommen wird.

10. Februar 2016: Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eindringliche Worte richtet Paulus an die Christen in der Weltstadt Korinth:
Lass euch mit Gott versöhnen!
Er hat Jesus, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht.

Wie können wir dies verstehen: Paulus – Apostel Jesu Christi – bezeichnet Jesus als fleischgewordene Sünde?
Jedenfalls wurde Jesus wegen Gotteslästerung verurteilt, weil er sich herausnahm den Sündern zu sagen: Deine Sünden sind dir von Gott vergeben!
Jedenfalls starb Jesus den Tod eines Sünders: Denn der Foltertod am Kreuz galt als Zeichen dafür, dass der Bestrafte von Gott verflucht sei.

Das meint Paulus wohl, wenn er sagt: Gott hat Jesus zur Sünde gemacht.
Dass Paulus Jesus nicht für einen Sünder hält, bekennt er im Voraus und sagt, dass Jesus keine Sünde kannte.

Paulus wirbt inständig um unseren Glauben und sagt:
Nehmt das Versöhnungsangebot Gottes an.  Weist es nicht zurück.
Christus, der von Gott gesandt ist, hat dafür sein Leben gegeben.

Aber: Ist uns der Gedanke nicht fern, dass wir vor Gott in der Schuld stehen?
Kennen wir ein schlechtes Gewissen gegenüber unserem Gott?

Seit langem wird Gottes vergebende Liebe, seine Barmherzigkeit, in den Vordergrund gestellt. Können sie sich an eine Predigt erinnern, die vor der Strafe Gottes für unsere Sünden warnt?

Wenn man aber keine Strafe Gottes befürchten muss – warum soll man dann Versöhnung mit Gott nötig haben? Wenn man den Zorn Gottes nicht fürchten muss, warum soll man dann fasten und sich Asche auf den Kopf streuen lassen, um Buße zu tun und Gott zu besänftigen?

Wenn man aber weder den Zorn, noch die Strafe, noch das Urteil Gottes fürchten muss – was hat Gott einem dann zu sagen?
Gibt es Gebote Gottes überhaupt? Muss man auf sie hören?
Muss man Buße tun, also umkehren, um Versöhnung mit Gott zu erlangen?

Wenn wir so fragen, hängen wir an einem vorchristlichen Gottesbild.
Wir stellen uns Gott vor als Autorität, als Macht, als Herr, der urteilt und bestraft wie wir das von der staatlichen Gewalt kennen und verlangen.
Wir denken ihn dann in unseren innerweltlichen Vorstellungen und Kategorien und weigern uns, ihn anders und neu zu denken, ihn so zu denken, wie Jesus ihn gedacht und geglaubt und verkündet hat.

Wir Menschen haben den Drang in uns, dass wir uns anstrengen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir wollen uns verdienen, dass wir Gott gefallen: wir wollen gute Werke  vorweisen können,
wir wollen, dass in der Lebenswaage mehr gut als böse Taten sind, so dass wir mit Gottes Gnade rechnen können,
wenn wir gegen die Regeln verstoßen haben, wollen wir das durch selbst auferlegte Buße wieder bereinigen können.

Wir wollen uns Gottes Gunst verdienen und uns selbst erlösen.

Jesus aber verkündet etwas anderes: Gottes Gnade ist all dem Voraus.
Wir können und brauchen vor Gott nichts zu verdienen.
Vielmehr ist Gottes Zuneigung zu uns, seine Sympathie für uns vor allem, was wir tun können.

Buße tun – gewinnt dadurch für uns einen ganz neuen Sinn:
Es geht nicht darum, Gott gnädig zu stimmen, indem wir uns selbst bestrafen für das Böse, das wir tun und für das Gute, das wir nicht tun –
Es geht vielmehr darum, umzudenken:
So wie Gott uns das Leben schenkt, wollen wir Leben schenken,
so wie Gott zu uns steht, wollen wir zum anderen stehen;
so wie Gott sein Leben uns mitteilt, wollen wir unser Leben mit anderen teilen – unsere Kräfte und auch unseren Besitz.

Lassen wir uns durch Jesus mit Gott versöhnen, indem wir an ihn glauben, der uns Gottes Güte zugewandt hat. So kommt Frieden in unsere Seele und in unseren Geist – und so werden wir Frieden bringen –
Genau das ist unser Auftrag. Und vor Gottes Angesicht wird uns klar werden, wie groß der Friede ist, der von Gott ausgeht.

13. Februar 2013: Wortgottesdienst am Aschermittwoch

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Beuron

Ich rede lieber von der österlichen Bußzeit als von der Fastenzeit, weil „österliche Bußzeit“ klar und deutlich das Ziel benennt:
Nach 40 Werktagen und 6 Sonntagen werden wir Ostern feiern!

Ostern feiern – das geht nicht so leicht.

An Ostern geht es ums Zentrum unseres Glaubens: dass Jesus von Nazareth sich freiwillig einem ungerechten Todesurteil unterwarf.
Die Evangelien verkünden, dass er diesen Weg aus Liebe und Treue ging: aus Liebe und Treue zu seinem himmlischen Vater wie auch zu den Menschen, die ihm gefolgt waren und denen er Versöhnung, Verständnis und Heilung gebracht hatte.
Doch auch dadurch ist es nicht viel einfacher zu verstehen!

Ostern feiern, das geht nicht so leicht:

An Ostern feiern wir, dass wir eine Zukunft haben, weil Jesus auferstan­den ist. Unsre Zukunft liegt jenseits dieser Welt. Unsere Zukunft ist der, aus dem diese Welt hervorgeht, der sie trägt und hält, der sie liebt – vielleicht sogar weil sie so unvollkommen ist.

Dreimal sagt Jesus:
„Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Damit richtet er den Blick auf diese Zukunft, die uns offen steht.

Wir haben sechs Wochen Zeit, uns darauf einzustellen:
dass wir Ostern feiern – unsere Zukunft bei Gott, dem Ursprung des Weltalls, jenseits dieser Welt, die uns trägt und ernährt.

Diese sechs Wochen haben den Sinn,

dass wir diese Zukunft klarer sehen,

dass wir entschiedener diese Zukunft wollen und anstreben,

dass wir dankbarer genießen,
was uns dabei hilft und unser Vertrauen stärkt,

dass wir uns mehr darüber freuen,
wenn wir Zeichen dieser Zukunft in dieser Welt erleben dürfen;

dass wir überzeugter glauben, dass Gott aus Jesus gesprochen hat;

dass unsere Kraft zu lieben, größer wird.

Dieser anspruchsvollen Herausforderung können wir uns in den nächsten Wochen stellen. Ich bin mir sicher, jede und jeder unter uns könnte entschiedener sein in seiner Lebensgestaltung. Jede und jeder von uns hat noch Möglichkeiten, sich stärker auf diese Zukunft auszurichten, die wir an Ostern feiern werden.

Mit großer Kraft können wir dann an Ostern unser Taufversprechen bekräftigen und allem widersagen, was dem Glauben an Gottes Liebe widerspricht.

Wir können auf die Frage ob wir an Gott, den Schöpfer, den Erlöser, den Beistand glauben und an die Auferstehung der Toten entschiedener antworten: „Ich glaube“.

Das ist das Ziel der österlichen Bußzeit.

Ich selber möchte mich deshalb in diesen 6 Wochen einigen Fragen stellen – und möglicherweise den Konsequenzen in der Lebensgestaltung:

Was ist mir im Leben wichtig?

Was tue ich dafür?

Was hindert mich zu tun, was ich gut finden würde?

Was macht mir Freude?

Was macht mich traurig?

Welche Glaubensfragen  beschäftigen mich zurzeit?

Vielleicht mögen Sie die kommenden sechs Wochen sich auch diese Fragen stellen? Vielleicht sind für Sie ganz andere Fragen bedeutend?

Als Anregung erhalten Sie  jedenfalls bei der Auflegung des Aschenkreuzes einen Zettel mit diesen Fragen für die österliche Bußzeit 2013.