Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Ich begrüße Sie alle sehr herzlich heute Abend in unserer Pfarrkirche und freue mich, dass sie gekommen sind. Wir wollen die österliche Bußzeit beginnen:
Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Gnade und Frieden von Jesus Christus, unserem Bruder, Erlöser und Herrn, sei mit Euch!
Müssen wir denn Buße tun? Wofür? Haben das andere nicht viel mehr nötig als wir? Fühlen wir uns gegängelt durch den Appell Buße zu tun und zu fasten?
Das hängt davon ab, was wir unter Buße verstehen. Die Buße im christlichen Sinn bedeutet: Neuorientierung, Kurskorrektur.
Selbstkritische Reflexion ist sehr nützlich und hilfreich.
Sie kann der Anfang, um seine Lebensweise zu korrigieren.
Sie kann einem helfen, das Gute, das wir schon tun zu festigen oder sogar noch zu steigern.
Am Ende dieser Zeit der Selbstreflexion und Konzentration steht jedenfalls die Feier unseres Osterfestes. Der Jubel darüber, dass Christus nicht im Tod bleibt und dass wir mit ihm zum Leben in Gottes Herrlichkeit berufen sind.
Jesus ist in unserer Mitte. Ihn grüßen wir voll Freude und Dankbarkeit
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
wir feiern heute keine Eucharistie. Warum nicht? Das war doch immer so!
Denken Sie vielleicht. Und mit Recht. Da bin ich Ihnen eine Antwort schuldig.
Der Aschermittwoch bedeutet mir persönlich sehr viel. Er ist ein großer Schatz in unserer katholischen Kirche, den ich nicht missen möchte.
Wie Sie es auch handhaben mögen: Alle wissen um den Appell heute auf Fleisch und Fisch und Genussmittel zu verzichten: (Alkohol, Nikotin, andere berauschende Substanzen, Süßigkeiten). Das gilt ja eigentlich für jeden Freitag. Dazu kommt noch der Aufruf, sich an diesem Tag so wie am Karfreitag nur einmal satt zu essen.
Das sind an und für sich schon starke Signale. Und dazu kommt der Gottesdienst jetzt mit der Auflegung des Aschenkreuzes. Es wird von zwei Zusprüchen begleitet: „Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst du zurück“ und „Bekehre dich und glaube an das Evangelium!“
Der erste Spruch warnt uns: Wir sollen an unsere Sterblichkeit denken und die entsprechenden Folgerungen daraus ziehen: Es geht um unsere persönliche Ausrichtung: Genuss, Wohlstand, Reichtum, Annehmlichkeiten, Luxus, tolle Erlebnisse, Fitness, Anerkennung, Erfolg, ….
Das alles ist erstrebenswert und das alles ist gut.
Aber: das alles ist Staub, so wie wir selbst. Es sind vergängliche Güter.
Sehr leicht wird daraus ein Egoismus, der auch in Kauf nimmt und akzeptiert, dass andere weniger haben und kränker sind – vielleicht sogar zu meinen Gunsten.
Richte dein Leben nicht darauf aus, toll zu sein, tolles zu erleben, reich zu werden, Erfolg zu haben.
Der zweite Spruch: „Kehre um und glaube an das Evangelium“ ist eine Ermutigung und eine Ermunterung: Dieser Spruch ermuntert an die Hauptbotschaft Jesu: „Ich verkünde euch eine frohe Botschaft: Das Reich Gottes ist euch nahe!“
Das Reich Gottes das ist Frieden, das ist Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, das ist Freiheit und Liebe.
Das Reich Gottes ist uns nahe. Jedem und jeder ist es erreichbar. Es steht uns offen. Es ist unsere Zukunft. Es ist die Zukunft, die Gott für uns bereithält – endgültig und unübersehbar.
Und deshalb soll unser tägliches Denken und Handeln, unser Wollen und Wünschen darauf ausgerichtet sein.
Wenn unser Leben zu Ende gehen wird, zählt mehr,
was wir für andere getan haben als was wir für uns getan haben.
es zählt mehr, wie wir Menschen geliebt haben und wer uns geliebt hat,
als was wir uns selbst gegönnt haben,
es zählt mehr, dass wir gerecht waren in unseren Ansprüchen,
als dass wir immer größere Ansprüche erfüllen konnten;
es zählt mehr, das wir verzeihen konnten, als dass wir uns durchgesetzt haben.
Liebe Schwestern und Brüder,
der heutige Tag ist ein Tag, in dem wir uns unsere Vergänglichkeit bewusst machen und vielleicht merken, wie sehr wir den vergänglichen Gütern nachlaufen.
Es ist ein Tag der Trauer darüber, dass unser Glaube an das Evangelium nicht größer ist.
Zum Zeichen dafür lassen wir uns Asche auf den Kopf streuen.
Die Eucharistie hingegen ist Zeichen des österlichen Jubels und Dankes.
Zeichen der natürlichen und ausgelassenen Freude über den Sieg des Lebens über den Tod.
Der Aschermittwoch ist aber Zerknirschung darüber, dass wir stattdessen dem nachlaufen, was uns im Sterben wie Staub zwischen den Fingern zerrinnen wird.
Geben wir der Umkehr Raum. Der Erneuerung. Dem Neuanfang. Dem Evangelium. Damit wir offen werden für das Reich Gottes, das uns so nahe ist.

