Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Schwestern und Brüder,
Eine Spinne begann am Morgen ihr Netz zu spinnen. Dank ihrer großartigen Fähigkeiten entstand ein wunderbares, regelmäßiges eingespannt zwischen Zweigen und Blättern eines Busches.
Selten sieht man ein so schönes und regelmäßiges Spinnennetz, wie es dieser Spinne gelungen war.
Am Abend wanderte die Spinne noch einmal durch das ganze Netz und stellte an einer Stelle einen Faden Fest, der nicht in die Ordnung passte – er störte irgendwie. Die Spinne trennte den Faden ab.
Doch das war der erste Faden war, an dem das ganze Spinnennetz hing: Das Netz klappte über der Spinne zusammen und war zerstört.
Am nächsten Morgen würde sie von vorne beginnen.
Liebe Schwestern und Brüder, so ähnlich geht es dem Menschen, wenn er vergisst, nach seinen Ursprung zu fragen und seinen Ursprung im Auge zu behalten.
Die Ouvertüre des Johannesevangeliums drückt dies so aus:
„Das Licht kam in die Welt und die Welt ist durch ihn geworden.
Aber die Welt erkannte ihn nicht!
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
Jesus ist das Licht der Welt. In ihm ist das Wort Gottes Fleisch geworden.
Alle vier Evangelien verkünden dies auf jeweils ihre eigene Weise:
Aus Jesus aus Nazareth, dem Sohn Mariens, spricht Gottes Weisheit und Geist, er verkündet Gottes Nähe und Erbarmen mit den Menschen.
Er bringt Leben, wo der Tod scheinbar schon gesiegt hat und heilt die Menschen von ihren Krankheiten.
Es kommt uns vielleicht ein wenig überheblich vor oder ein wenig zu selbstbewusst, wenn das Evangelium fortfährt:
„Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“
Paulus sagt das gleiche und es ist nichts Unrechtes, wenn er voll Dankbarkeit den Christen in Ephesus schreibt:
Gott hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus, der bei ihm ist,
er hat uns bestimmt, seine Töchter und Söhne zu werden, und zu ihm zu gelangen.
Er hat uns seine Gnade geschenkt durch Jesus, seinen Sohn!“
Der Geist Gottes ist in uns – nicht, weil wir besser wären.
Sondern, er ist uns im Glauben an Jesus geschenkt, damit wir Gottes Werke tun:
Und nun wagen sie mit mir ein Experiment: wenden wir das auf die Diskussion und den Streit an, wie wir uns zu den Muslimen verhalten sollen, die aus anderen Ländern zu uns kommen:
Was ist das Werk Gottes? Hören wir auf Gottes Geist, der uns gegeben ist:
Erkennen wir in ihnen Menschen, die – so wie wir selbst – das Leben von Gott empfangen haben?
Erkennen wir in ihnen Menschen, die Achtung und Respekt verdienen.
Erkennen wir in ihnen Menschen, die fähig sind zu Toleranz und Engagement und von denen wir dies erwarten können?
Erkennen wir in ihnen Menschen, denen wir in Gottes Güte begegnen, damit sie IHN, den einen und wahren Gott, den Vater Jesu erkennen können?
Liebe Schwestern und Brüder, nicht wenige Menschen sagen:
Weil in anderen Ländern weniger Freiheit für Christen ist, sollten auch wir Menschen aus anderen Kulturen und Religionen nicht so große Freiheit einräumen. Weil in anderen Ländern weniger Toleranz ist, brauchen auch wir keine Toleranz aufbringen, etc. So können wir nicht urteilen.
Sonst gleichen wir uns der Intoleranz und der Unfreiheit an.
Statt dessen sollten wir in Gottes Geist handeln:
Er, der vollkommen ist und gut, er wendet sich uns unvollkommenen zu, die oft böse sind, und schenkt uns Anteil an seiner Fülle.
Gott bleibt in seiner Liebe treu, auch wenn wir untreu werden. Bleiben wir ihm und unserem Glauben treu und begegnen wir den Fremden bei uns mit Achtung und Respekt.