29.09.24: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Wir dürfen dankbar sein, dass wir zusammenkommen. Miteinander singen und beten und wieder ein Stück der Heiligen Schrift bedenken:

Die Botschaft Jesu verkündet nicht nur die Hoffnung auf das ewige Leben.
Die Botschaft Jesu ist nicht nur dazu da, uns innere Ruhe und Frieden zu bringen.
Die Botschaft Jesu will uns inspirieren! Sie will uns zum Aufbruch bewegen, dass wir etwas tun: Sie macht uns Mut, so dass wir versuchen, die Welt in der wir leben ein Stück gerechter und besser zu machen.

Grüßen wir den Herrn, der uns ruft, um uns zu senden:

– Du  rufst uns in deine Nähe
– Du lehrst uns Gottes Botschaft
– Du sendet uns, Salz der Erde zu sein.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Wer ist der Größte? Der Schönste? Der Schnellste? Der Stärkste? Wer ist der Beste?

Die Menschen wetteifern andauernd miteinander:
Die Parteien um die Gunst der Wähler,
die Supermarktketten, die Automobilhersteller und viele mehr um die Kunden,

Man will die Regierungsposten, den besseren Posten in der Firma.

Man will den Wohlstand Vermehren,
sich und seinen Willen durchsetzen,
die größere Anerkennung gewinnen!

Der Jakobusbrief erinnert drastisch daran, was davon bleiben wird:

Euer Reichtum verfault, Eure Kleider werden von Motten zerfressen,
Gold und Silber verlieren den Glanz.

Der Brief prangert die Ungerechtigkeit an: Der Reichtum der einen ist der Lohn, der den Arbeitern vorenthalten wurde.
Und die Reichen halten daran fest – sogar noch am Tag ihres Endes.

Wir wundern uns, liebe Schwestern und Brüder, warum bei uns und in ganz Europa und auch in anderen Kontinenten Politiker und Parteien so viel Anklang finden, die mit grausamen Worten und Ankündigungen auffallen, deren Sprache voller Gewalt ist und die letztlich auch nicht vor Gewalt gegen andere zurückschrecken.
Parteien, die offenbar weniger auf Freiheit und Toleranz setzen, sondern mehr auf Ordnung und Einheitlichkeit.

Dafür gibt es mehr als eine Ursache: Eine aber ist: Seit dem Ende des
2. Weltkriegs gelang es einem kleinen Teil der Weltgesellschaft, die Regeln so zu gestalten, dass sich bei ihnen immer größerer und schier unvorstell­barer Reichtum anhäuft ohne Verhältnis zu dem Einkommen der Frauen und Männer in den ganz normalen Berufen.

Die sollten immer mehr leisten – Effizienz heißt das Wirtschaftswort dafür.
Aus dem gleichen Grund, gibt es immer mehr Menschen, die diesen Ansprüchen nicht gewachsen sind, denen die Kraft ausgeht und die diese Ansprüche jetzt auch nicht mehr erfüllen wollen.

Die seit den 50er Jahren regierenden Parteien werden mit dieser Entwick­lung verbunden – und deswegen werden Parteien beliebt, die das bisherige System von Grund auf in Frage stellen und abschaffen wollen.

Zurecht besteht die Forderung, dass der politische Wille es schafft, die Regeln entschieden und kräftig zugunsten derer zu verändern, die täglich in die Arbeit gehen und ihr Einkommen nicht durch Zinsen und Dividenden erhalten.

Was hat das mit unserem christlichen Glauben zu tun?
Der Jakobusbrief prangert die Ungerechtigkeit an und erinnert an die Vergänglichkeit des Reichtums – scheinbar gehört das zum Auftrag der Christen.

Jesus mahnt seine Jünger, seine geistlichen Schüler:
neidet es niemanden, wenn er die Kraft hat, zu heilen und Gutes zu bewirken. Seht ihn vielmehr als Verbündeten.

Und sehr drastisch warnt er seine Jünger:
Lasst euch von nichts und niemandem vom Glauben an den guten Gott abbringen, den Gott, dessen Lebenskraft in jedem lebendigen Wesen ist.

Lasst nicht zu, dass ihr selbst euch aus irgendeinem Grund vom Glauben an den guten Gott abwendet.

Lasst nicht zu, dass Enttäuschung und Neid, das Unrecht der Menschen, und euer Schmerz euch dazu bringt, den Glauben an das Gute und an den guten Gott zu verlieren.

Dann seid ihr nicht mehr Salz der Erde, vielmehr gibt es unter Euch dann Streit und Zerwürfnisse.

Lasst euch durch nichts davon abbringen, selbst nach dem Guten zu suchen und es zu tun. Denn das Gegenteil – wollt ihr euch nicht mal vorstellen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in:
Schwestern und Brüder, wir haben die Botschaft Gottes gehört und die Mahnung, den Glauben an den guten Gott zu bewahren. Wir beten: Gott, du Ziel unseres Lebens:
L/A: Wir beten zu dir

  • Wir beten für die Menschen, die ausgelaugt sind, die nicht mehr können und in Armut leben: Um das Verständnis und die Solidarität in der Gesellschaft
  • Wir beten für die Menschen, die sich für größere Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einsetzen: um Beharrlichkeit und Weisheit und um Erfolg.
  • Wir beten für die reichsten Menschen in unserer Gesellschaft: um die Bereitschaft, auf Privilegien und Macht und immer größeren Reichtum zu verzichten.
  • Wir beten für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: um gerechten und auskömmlichen Lohn, um Anerkennung und Wertschätzung.
  • Wir beten für alle, die ihre Kraft und Phantasie in der Familie und in Vereinen einsetzen: um die Anerkennung ihres Engagements, um Kraft und Ausdauer und um die Erfahrung von Gemeinschaft und Sinn.

Lektor/in:
Gott, du bist gut. Du siehst in das Herz der Menschen. Du kennst ihr Sorgen und Ängste, ihre Hoffnungen und ihre Liebe. Halte die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden in unseren Herzen wach, der du lebst und herrschst in Ewigkeit.

Alle: Amen.

03.02.2019: 4. Sonntag im Jahreskreis (LJ C)

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
das von uns so genannte Alte Testament ist nicht nur ein Glaubensbuch – es ist auch eine Geschichtsquelle – in manchen Teilen jedenfalls.
Der Prophet Jeremia ist eine der Personen, die klar in einer bestimmten geschichtlichen Situation auftritt: Zur Zeit des Königs Joschija und seines Sohnes und Nachfolgers Jojakim. Seine Berufung zum Propheten erfährt er im Jahr 628 also 41 Jahre bevor das Volk Israel in die Verbannung nach Babylon geführt wurde.

Gott sagt zu ihm: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehn, zum Propheten für die Völker.“
Ist das nicht wunderbar?

Gott hat diesen Jeremia „geformt“, damit er ihm einen Auftrag geben kann: Dass das für den Auserwählten schwer und kaum erträglich werden wird, wird ihm gleich dazugesagt:
„Ich mache dich zur bronzenen Mauer gegen das Land, gegen die Könige, Beamten und Priester und Bürger von Juda.
Mögen sie dich bekämpfen – bezwingen werden sie dich nicht!“

Da wird eine große starke Persönlichkeit auf die Bühne der Geschichte gestellt: einer, der viel durchstehen wird, der viel aushalten muss und der letztlich erleben muss, wie seine Mahnungen und Warnungen vergeblich sind – weil das Volk und der König sich nicht abhalten lassen, den Weg zu wählen, der sie ins Unheil führt – in die Verbannung!
(Hinweis auf die Klagelieder).

Das sind zwar Geschichten von vor 2600 Jahren, doch heute beschäftigen uns ganz ähnliche Fragen:

Wird man auf die Warnungen hören?
Wird man es vermeiden, dass bewohnte Erde zu Millionen Hektar im Wasser versinken?

Wird man es vermeiden, dass Millionen Menschen aus Not und Todesangst ihre Heimat verlassen müssen und dahin gehen, wo leben möglich ist und es deshalb zu Gewalt und Konflikten kommt.

Oder wird all das Unheil, vor dem viele prophetische Menschen warnen, doch noch vermieden?

Diese Lesung hat man dem Abschnitt aus dem Lk Ev zugeordnet, in dem Jesus nach anfänglicher Begeisterung das erste Mal in Konflikt gerät mit seinen Landsleuten, mit denen er Glaube und Herkunft teilt:

Da deutet das Evangelium schon an, wie das Leben Jesu verlaufen wird:
Man wird ihm nicht glauben. Es wird der Tag kommen, an dem er nicht mehr einfach durch die bedrohliche Menge hindurch geht.

Jesus – das muss man zugeben – bringt die Leute in Rage mit seinen Vergleichen und Anspielungen auf Elija und Elischa. Jesus wirft ihnen vor: „Ihr seid wie die Israeliten damals. Genau wie sie hört ihr nicht auf die Mahnung und Warnung des Propheten.

Ihr handelt nicht so, wie Gott es will, sonst würdet ihr tun, was Gottes Geist bewirkt:
Sonst würdet ihr:

  • Arme aus ihrem Elend zu befreien.
  • Am Boden liegende wieder aufrichten.
  • Kranke heilen, statt sie ihrer Krankheit zu überlassen.
  • Ausgebeuteten Menschen die Befreiung bringen.

SO hat es Jesus vorher aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgelesen.

Schwestern und Brüder,
auch das hohe Lied der Liebe, dieses Stück Weltliteratur, von Paulus verfasst, schlägt in diese Kerbe:

Wer auf Gott und seine Propheten hört,
der ist geduldig, der freut sich an der Wahrheit, der macht sich selbst nicht wichtig, der tut nichts, was den anderen verletzt.

Warum wird uns dies alles durch die Bibel, das Wort Gottes, zum Bedenken gegeben?

In all den täglichen kleinen Herausforderungen des Lebens, sollen wir die Möglichkeit erkennen und wählen, aus Liebe zu handeln, damit Gottes Liebe bekannt wird, damit die Welt gut wird.

Wir sollen uns nicht Jesus entgegenstellen,
sondern mit ihm gehen, denn er geht den Weg des Lebens.
Sein Weg führt uns zum Leben, zum echten, prallen, vollen Leben.