13.07.25: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Jeder hat bestimmte Werte und Wertvostellungen. Sie sind wichtig, weil sie das Handeln leiten und bestimmen.

Welche Ideale haben sie? Was ist ihnen besonders wichtig?

Selbstbestimmung? Gesundheit? Ein gutes Auskommen?
Gerecht sein? Barmherzig sein? Verständnis haben?
Hilfsbereit sein? Frieden stiften?

Ich begrüße in unserer Mitte die Ehejubilare:
Sie haben das Ideal einer guten Ehe und Partnerschaft.
Dieses Ideal leben sie seit vielen Jahren – jeweils auf ihre Weise und in ihrem Verständnis.

Dafür danken wir heute: Sie – einander; wir, die Gemeinde – Ihnen; wir alle zusammen – Gott, der die Liebe weckt und stärkt.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, liebe Ehejubilare
Das Wort ist ganz nah bei dir. Es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Du kannst es halten.“ Ich finde diese Sätze aus dem Buch Deuteronomium anrührend:

Dieses Buch Deuteronomium ist seit dem 6. Jahrhundert vor Christus in der Form überliefert, die wir heute lesen. Es schildert, wie Mose am Ende seines Lebens auf dem Berg Nebo in Moab steigt und in das Gelobte Land hineinschaut – das er selbst nicht mehr betreten wird. Nach seinem Tod führt Josua das Volk Israel hinein in das Land Kanaan.

„Das Wort ist in deinem Herzen! Es geht nicht über deine Kraft!“
Vielmehr entspricht es der Sehnsucht, die im Menschen ist:

Liebe Ehejubilare,
viele von ihnen haben auch kirchlich geheiratet: sie erinnern sich noch an ihr Eheversprechen:
Ich verspreche dir die Treue, in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren – alle Tage meines Lebens.

Dieses Versprechen und Zusagen des lebenslangen Liebesbundes kommt aus einer tiefen Sehnsucht: Deshalb geben sich ein Mann und eine Frau dieses Versprechen. Es ist kein Gebot, das von außen auferlegt wird, sondern ein großer Wunsch. Dieser Wunsch führt zu dem Entschluss:
Ich will diesen Wunsch annehmen und wir versprechen einander, diesen Wunsch gemeinsam zu leben: miteinander und füreinander.

Sie, liebe Ehejubilare blicken nun auf eine schöne Anzahl von Jahren zurück: 10 Jahre oder 25 Jahre, 40 Jahre oder sogar 50 und noch mehr Jahre.

Bis heute fanden sie die Kraft und hatten das Glück, dass sie sich ihren Herzenswunsch erfüllen konnten: Die Schwierigkeiten haben sie bis heute gemeistert. Dankbar dürfen sie einander anschauen: dankbar dafür dass, wie sie einander lieben und achten und ehren – und dies jeden Tag miteinander spüren und erfahren dürfen.

Liebe Schwestern und Brüder, das Gesetz Gottes ist uns nahe, es ist uns ins Herz geschrieben: das wichtigste der Gebote, das der Gesetzeslehrer zitiert: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben und den Nächsten wie dich selbst.

Mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter erklärt Jesus, was das bedeutet: Es kommt darauf an, dass ich mich dem anderen zum Nächsten mache, dass ich mit dem, was ich bin und kann, helfe und heile.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Gesetz Gottes, dieses Gebot, ist uns nah, es ist uns ins Herz geschrieben. Auch und gerade in einer Partnerschaft ist es nötig, diese barmherzige Liebe zu üben:
dass einer die Not des anderen sieht und ihm beisteht;
dass einer den anderen unterstützt;
dass jeder barmherzig ist mit den Schwächen des anderen;
das jeder sich freut über die Erfolge des anderen und über seine Vorzüge
(über die es sich immer lohnt, nachzudenken und sie dem anderen zu bestätigen).

Liebe Ehejubilare,
die gegenseitige Liebe und das gegenseitige Vergeben üben und praktizieren sie seit vielen Jahren.
Dafür dankt ihnen unsere Gemeinde und auch unsere Kirche.
Ihre Gemeinschaft des Lebens und der Liebe ist tatsächlich und wirklich ein Sakrament: ein Zeichen der Liebe und Nähe Gottes.
So hat der Theologe Walter Kasper das Wort Sakrament gedeutet.

Nur sie selbst wissen, wie oft sie darum gebetet haben und dafür gedankt haben, dass ihnen dieses Glück geschenkt ist und weiterhin geschenkt wird.

Für diesen Segen danken wir heute unserem Gott und zugleich bitten wir ihn darum.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, in dir ist Frieden und du schenkst Frieden. In unserer Sehnsucht nach Frieden bitten wir dich: Herr und Gott

L/A: Erhöre unser Rufen!

  • Stärke und erhalte in den Eheleuten, die dir heute danken,
    das Vertrauen in deine Liebe! Herr und Gott

A: Erhöre unser Rufen!

  • Gib ihnen täglich neu Liebe und Treue, Geduld und Güte!
    Herr und Gott
  • Gib ihnen Halt in guten und in bösen Tagen und schenke ihnen miteinander eine lange gesegnete Zeit!
    Herr und Gott
  • Für die alleine Lebenden: dass sie Gemeinschaft und Geborgenheit in der christlichen Gemeinde erleben.Herr und Gott
  • Wir beten für die Kinder und Enkelkinder dieser Eheleute: dass sie im Glauben an Dich, den Guten, Kraft finden, nach dem Guten zu streben. Herr und Gott
  • Wir bitten für die Völker und Staaten auf der ganzen Welt: dass der Wille zum Frieden den Streit überwindet und die Versöhnung den Hass überwindet. Herr und Gott

Lektor/in: Gott, du lehrst uns, das eine nötige zu suchen und zu ergreifen – in der Arbeit und in der Ruhe. Schenke uns deinen Frieden jetzt und alle Zeit. Amen

14. Juli 2013: 15. Sonntag im Jahreskreis

Barmherziger Samariter (Gisela Harupa)Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

 

Die Gleichnisgeschichte vom barmherzigen Samariter überliefert nur das Lukasevangelium!

Eigentlich ist das verwunderlich – denn diese Geschichte ist doch so anschaulich, dass man sie sich immer merken wird, wenn man sie einmal gehört hat.

Zugleich aber: wir wissen ja, dass Lukas es versteht einzigartig anschaulich Geschichten zu erzählen, die sich jedem einprägen, der sie hört.

Ich muss sie aber heute ein wenig enttäuschen:
Dieses Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist nur ein Beispiel und es geht weniger darum, die jüdischen Tempelpriester und ihre Helfer, die Leviten in einem schlechten Licht darzustellen.

Etwas anderes möchte ich betonen:

Ist ihnen aufgefallen, dass sowohl das Gebot der Liebe zu Gott als auch das Gebot der Liebe zum Nächsten der Thora entnommen sind,
also der Heiligen Schrift der Juden?
Das Gebot der Gottesliebe findet sich im Buch Deuteronomium und das Gebot der Nächstenliebe im Buch Leviticus!

Das Doppelgebot der Liebe sehen wir für uns Christen als besonders und ursprünglich und wesentlich an – und doch stammen diese beiden aus dem Schatz unserer älteren Schwestern und Brüder, aus dem Schatz des Volkes Israel und der Juden, wie wir sie heute nennen.

Wir sollten also große Hochachtung haben vor den Juden – denn ihnen verdanken wir die Offenbarung Gottes in Jesus Christus: und Jesus Christus schöpfte ganz und gar aus dem Schatz der Offenbarung Gottes in seinem Volk Israel.

Wenn aber sogar das Liebesgebot der jüdischen Überlieferung entstammt? Was unterscheidet uns eigentlich voneinander?
Was ist das besondere, einzige an unserem christlichen Glauben im Vergleich zur jüdischen Religion?

Dieses Bild, ist zugegeben eine sehr schlichte Darstellung der Samaritergeschichte.
Die Räuber, der Priester und der Levit, der überfallene auf dem Reittier, die Herberge – alles ist leicht erkennbar und sehr einfach für Kinder gezeichnet.

Entscheidend ist die Gestalt in der Mitte, der barmherzige Samariter:
Er ist doppelt so groß dargestellt wie alle anderen Personen. Er blickt gleichzeitig auf uns und auf den überfallenen Mann!
Überaus auffallen ist das weiße Tuch, das nach Beduinen Art seinen Kopf schützt und lange auf den Rückenherunterfällt.

Dieses weiße Tuch erinnert an das Leinentuch, mit dem Jesus am Kreuz noch bedeckt bleibt. Es erinnert an das Untergewand Jesu, um das die Soldaten würfeln, weil sie es nicht zerstückeln wollen.

Das Bild identifiziert den barmherzigen Samariter in der Geschichte mit Jesus selbst, der in einer Tat völlig selbstloser Liebe und Hingabe sein Leben gab, um so Gottes Liebe sichtbar zu machen.

Der also, der sein Leben aus Liebe hingibt,
der ist es, der die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt,
und es ist seine eigene Geschichte,
und er ist es, der seine Schüler ermuntert:
Geh und handle genauso!