Einführung: Liebe Schwestern und Brüder! Schockiert – Mit-leiden – Helfen
Immer wieder glauben, dass nichts uns trennen kann von der Liebe Gottes – dass auch dieses Erdbeben keine Trennung von Gottes Liebe ist, sondern dass sie auch und gerade jetzt von Gott geliebt sind und seine Kraft empfangen.
Dies zu glauben ist eine echte Herausforderung – die leichter wird, wenn ich merke: ich kann der sein, durch den Gottes Liebe spürbar wird und handelt.
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder, Jesus treibt sich in einer völlig unpassenden Gesellschaft herum: Sünder und Zöllner – bekannt und gehasst. Um den Vorzeigejuden, den Pharisäern und Schriftgelehrten zu erklären, warum – erfindet er diese wunderbare Gleichnisgeschichte.
Früher nannte man diese Geschichte das Gleichnis vom verlorenen Sohn – seit Jahrzehnten weist man auf den eigentlichen Sinn hin und hat den Titel gefunden: Die Geschichte vom barmherzigen Vater. Denn um ihn geht: Gott ist so wie dieser Vater und deshalb würden wir sogar einen der Betrüger von Wirecard freudig aufnehmen, wenn er zu uns kommt und mit uns auf die frohe Botschaft hört.
Dennoch möchte ich heute auf den jüngeren der beiden Söhne achten:
Er führte ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen in einem zügellosen Leben: Wir denken natürlich an Trinkgelage und ausschweifende Partys – uns das ist auch beabsichtigt.
Leicht könnten wir uns zurücklehnen und denken: Das tu ich nicht! Ich bin eher wie der ältere der beiden Söhne: Ich tue tagein tagaus, was recht ist vor Gott: ich bin verantwortungsbewusst, erfülle meine Pflicht und achte auf ein geordnetes Leben. – Zurecht – wenn ich uns alle so anschaue!
Vielleicht können wir uns aber doch auch in dem verlorenen Sohn wiederfinden:
Wir haben durch die frohe Botschaft Jesu einen großartigen Schatz empfangen – ein schier unermessliches Vermögen – nicht Geld – sondern Weisheit, Vertrauen und Hoffnung.
Verschleudern wir dieses Vermögen nicht, wenn wir den Glauben in Dogmen fassen und diese von Menschen formulierten Dogmen zur göttlichen Offenbarung erklären?
Wird da nicht der einfache Glaube an Gottes Liebe zu einem komplizierten Formelglauben, der Lehrformeln in die Mitte stellt und mehr Menschen ausschließt als er gewinnt?
Anstatt des göttlichen Reichtums herrscht ängstliche und enge Armut.
Vielleicht verwechseln wir unser geordnetes und behagliches bürgerliches Leben in Geborgenheit und Sicherheit mit dem Willen Gottes? Vielleicht will er uns ganz andere Wege zeigen?
Woher kommt es, dass in unserem Lande so viele Menschen unseren Glauben nicht mehr attraktiv finden? Was haben wir als Kirche falsch gemacht?
Zahlen wir vielleicht die Quittung dafür, dass wir die Freiheit des Denkens gegen den Gehorsam gegenüber der kirchlichen Lehre eingetauscht haben?
Ist diese Armut an Zuspruch das Ergebnis davon, dass wir Leben im Geist Jesu verwechselt haben mit kirchlichen Regeln, wie man zu leben hat und auf keinen Fall leben darf, weil – so die Behauptung und Praxis – wir dann nicht mehr in Gottes Gnade stehen. Sind diese Regeln nicht Menschen gemacht?
Die Botschaft Jesu ist anders! Gott ist anders!
Gottes ist kein Gesetzgeber und er ist kein Richter, der die Übertretung hart bestraft!
Gott nimmt die Menschen in die Arme, die zu ihm kommen!
Vielleicht sollten wir wie der jüngere Sohn einmal in uns gehen und überlegen: Ist bei Gott nicht Leben in Fülle anstatt selbst verordneter Kleinlichkeit, an die wir uns halten, weil wir vor Gott gut dastehen wollen?
Unsere Sünden sind nicht, dass wir zu viel gegessen haben, dass wir ein Gebet zu wenig gesprochen haben und solches mehr.
Unsere Sünde ist, wenn wir andere ausschließen und nicht an die barmherzige und großzügige Liebe Gottes zu uns glauben.
Allgemeines Gebet
Lektor/in: Gott ist wie der barmherzige Vater, der auf seinen Sohn wartet und ein Freudenfest feiert, als er zu ihm zurückkehrt. So bitten wir:
Für alle, die darüber nachdenken, ihr Leben grundlegend zu ändern: dass sie den Mut finden, sich ganz der Liebe zu verschreiben. Du Gott der Liebe.
Für die jungen Menschen, die versuchen, ihre eigenen Wege zu finden: dass sie Wege finden, die den Frieden mehren und den Reichtum der Natur bewahren. Du Gott der Liebe.
Für die Menschen in Südostasien, die unter den Folgen des Erbebens leiden und ums Überleben kämpfen: dass sie schnell Hilfe erhalten. Du Gott der Liebe.
Für alle, die um Verzeihung gebeten werden, und für alle, die von ihren Freunden oder Verwandten enttäuscht sind: Dass sie vergeben können und sich darüber freuen, dass sie sich wieder gefunden haben. Du Gott der Liebe.
Für die Nationen und Europas und ihre Bevölkerung: dass die Sehnsucht nach Frieden größer ist als die nationalen Interessen. Du Gott der Liebe.
Für unsere Kirche: der Heilige Geist führe sie, damit sie kraftvoll die Botschaft von der Auferstehung und der Barmherzigkeit in dieser Welt bezeugt und vorlebt. Du Gott der Liebe.
Lektor/in: Guter Gott, in dir ist Einheit und Vielfalt, in dir ist Frieden und Versöhnung. Nimm unser Gebet an und schenke uns deinen Frieden durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Ansprache: Ich selbst mag das Gleichnis vom barmherzigen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen sehr gern und halte es für eines der wichtigsten Lehrstücke Jesu. Ich weiß aber, dass es auch kritische Fragen gibt:
Ist der barmherzig genannte Vater wirklich so ideal?
Das ist die Frage des älteren Sohnes in der Geschichte: Er fühlt sich ungerecht behandelt und macht dem Vater den Vorwurf: „Mir hast niemals auch nur einen Ziegenbock geschenkt – obwohl ich mich immer an alles gehalten habe, was du wolltest“.
Ohne Zweifel liegt in dem Verhalten des Vaters eine Provokation. Diese überschwängliche Reaktion, als der jüngere Sohn zurückkehrt, der auf schäbige Weise sein Erbe verschleudert hat, ist ein Ärgernis.
Wahrscheinlich fällt es vielen nicht schwer, Beispiele im eigenen Erfahrungsbereich zu suchen, wo man sich ebenso empören würde.
Die überschwängliche Freude ist ja nicht das einzige: kein mahnendes Wort, nicht einmal ein Wort der Verzeihung – im Gegenteil: Er wird sofort wieder mit allen Zeichen in die Sohnschaft eingesetzt.
Aber ich möchte alle, besonders die unter uns, die sich mit dem älteren Sohn identifizieren, bitten, den folgenden Gedankenweg mitzugehen:
Denken wir zuerst an den Ausgangspunkt, warum Jesus diese Gleichnisgeschichte erzählt:
Zöllner und Sünder kommen zu Jesus. Sie wollen ihn hören. Und Jesus scheint sogar mit ihnen zu essen: das heißt: er macht sich mit ihnen gemein. Er hält keine Distanz. Dabei wird man im jüdischen Denken selbst unrein, wenn man mit Sündern zusammen isst.
„Sage mir, ….“
Untergräbt Jesus damit nicht die Bemühungen der Pharisäer: sie befolgen erstens selbst alle Gebote gewissenhaft und vor allem: sie lehren auch das Volk. Sie setzen Kraft und Mühe und Überzeugungskunst ein, damit das Volk die Gebote achtet und hält.
Arbeitet er dem Bemühen der Schriftgelehrten entgegen?
Jesus will den Pharisäern sein Verhalten erklären – so wie in der Geschichte der Vater zu dem älteren Sohn hinausgeht und versucht, ihn zurückzugewinnen.
Was er erklären möchte ist seine Lehre: „Im Himmel herrscht mehr Freude über einen Sünder, der umkehrt als über 99 Gerechte, die die Umkehr nicht nötig haben.“ Diesen Satz hat die Leseordnung leider weggeschnitten.
In erster Linie geht es also nicht um eine Anweisung zum Verhalten von Vätern mit ungehorsamen Söhnen. In erster Linie geht es um Himmlisches, um Göttliches.
Man muss also nicht überlegen, ob der Vater das Erbe des älteren Sohnes nochmal schmälert. Das Heil, das Glück des Himmels ist unendlich – es ist unerschöpflich. Wer im Himmel ist, ist ganz im Himmel und das gilt für jeden und alle.
Und deshalb ist es im Himmel ein Fest, wenn einer, der Gott den Rücken gekehrt hatte, sich Gott zuwendet. Wenn einer der der Selbstsucht, dem Stolz, der Habsucht, der Machtgier nachlief, wenn so ein Mensch tatsächlich merkt: Ich bin auf dem falschen Weg. Dieser Weg führt mich in den Abgrund, da bleibt nichts übrig. Dann ist einer gewonnen für das Leben, für das Glück des Himmels. Er ist dem Tod von der Schippe gesprungen. Das ist doch wirklich ein Fest für Gott, der doch allen Geschöpfen sein Heil schenken will.
Weil das so ist, gibt sich der Vater auch mit dem älteren Sohn so viel Mühe. Er geht ihm genauso entgegen und wird sich genauso sehr freuen, wenn der das Fest mitfeiert und die Freude des Vaters teilen kann. Wenn er sich freut, dass er seinen Bruder wiedergewonnen hat.
Ich bin froh, dass mich der Vater immer wieder aufnimmt. Ich bin froh, dass er mich nicht ins Katzenhaus schickt, sondern mir seine ganze Fülle und sein ganzes Glück schenkt. Denn verdienen täte ich es nie.
Schwestern und Brüdern ,
wenn sich Menschen versöhnen und wieder zueinander finden, die lange getrennt und vielleicht zerstritten waren – das ist etwas vom schönsten, das man erleben kann. Man muss sich doch freuen, denn dein Bruder war tot und lebt wieder, er war verloren und wurde wieder gefunden.
Ich versuche, diese Freude über Gottes Barmherzigkeit, die Freude Gottes über die Menschen, die zu ihm finden und wieder auf ihn hören, mit dem neuen Hungertuch von MISEREOR zu verbinden:
Vorherrschend ist ein tiefes dunkles Blau: Die Erde ist der blaue Planet. Wasser in den Flüssen und Meeren ermöglicht das Leben.
Das Festland, die Erde ist unser Lebensraum. In der Mitte des Bildes ist eine braune vom blau durchzogene große Fläche – wie ein Kontinent im Ozean. Der Künstler Uwe Appold hat dafür Erde aus dem Garten Getsemani verwendet. 12 Steine, die in diesem Erdreich waren, setzte er in das Bild: 12 Steine als Erinnerung an die 12 Stämme Israels und die 12 Apostel, denn Gott freut sich über Menschen aus allen Nationen, die zu ihm finden.
In der Mitte ist ein Haus. Es ist offen, nicht abgeschlossen: Es muss offen sein, nicht verschlossen. Es wird nie fertig sein. Die Menschen müssen immer daran arbeiten, damit das Haus Platz bietet für alle, damit niemand ausgeschlossen wird.
Um das Haus herum ist der goldene Ring: Symbol der göttlichen Herrlichkeit, Symbol der Liebe Gottes, die uns Menschen umfängt, die uns trägt, die uns diese Erde als Lebensraum anvertraut.
Unten rechts ist eine Figur: sie sieht aus wie eine Säule in Bewegung. Die Figur ist Symbol für den Menschen. Auffallend ist diese schwungvolle Linie, eine Stange aus Edelstein mit dem eingekerbten Christus Monogramm. Sind es die Arme des gekreuzigten Menschen, den man hinausgedrängt hat, der keinen Anteil mehr hat an den Gütern der Erde, an Nahrung und Energie, an Bildung und Kunst – der Mensch, den man verloren gehen lässt? Der helle Schatten dieses Menschen scheint mit dem blauen Hintergrund zu verschmelzen. Denn Gott, der die Erde trägt und hält, ist und bleibt für immer das Leben jedes einzelnen Menschen.
Das Hungertuch trägt den Titel: „Mensch, wo bist du?
Wir sind angefragt, wie wir uns verhalten, damit die Menschen nicht verloren gegeben werden; wie wir uns verbinden mit den Menschen, die hinausgedrängt wurden, die nicht zugelassen werden, denen man keinen Anteil zugesteht an Bildung und Wissen, an Geld und gut.
Verbinden wir uns mit den Menschen, die phantasievoll und voll Liebe und Idealismus Ideen entwickeln und verwirklichen, damit die Menschen einen Weg ins Leben finden und Anteil haben.
Mit der diesjährigen Fastenaktion greift MISEREOR dieses zentrale Anliegen auf. Im Fokus stehen junge Menschen in El Salvador mit ihren Ideen, Hoffnungen und Zukunftsplänen. In dem zentralamerikanischen Land schränken Armut, Gewalt und Kriminalität die Zukunftschancen der jungen Menschen stark ein.
Der MISEREOR-Partners FUNDASAL gibt vielen jungen Menschen eine Perspektive für ihr Leben: Die Grundidee ist, dass junge Menschen gemeinsam Häuser für ihre Familien bauen und dadurch Zusammenhalt entsteht.
Für die Jugendlichen ergeben sich neue Perspektiven: Sie können ihr Wissen im Lehmziegelbau weiter nutzen und eine Erwerbstätigkeit finden.
Die jungen Menschen profitieren von der verbesserten Wohnsituation und stärken auch die Gemeinschaft. So wie die Jugendgruppe in El Sauce, einem Stadtteil von Sonsonate im Westen El Salvadors. Seit 1999 entstanden hier mithilfe von FUNDASAL 1.700 Wohnungen für Familien. Die Jugendlichen trafen sich, um Pläne zu schmieden und auf die Kinder in der Nachbarschaft aufzupassen. Unter ihnen wuchs der Wunsch, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen und „Akteure des Wandels“ zu werden, wie die 18-jährige Hassell Pinto sagt.
Im ganzen Land sind seit der Gründung von FUNDASAL rund 51.000 neue Häuer entstanden und 273.000 Menschen haben von den Aktivitäten des Projektpartners profitiert.
Ich bin überzeugt, dass Gottes Freude groß ist über jeden jungen Menschen, der so etwas Gutes aus seinen Fähigkeiten macht.
Einführung
Man könnte die Botschaft Jesu auch als Botschaft der Versöhnung bezeichnen. Denn Jesu Leben und Jesu Gleichnisse, sein ganzes Handeln ist auf Versöhnung ausgerichtet:
Dass Gott sich mit uns versöhnt. Dass er sich uns zuwendet.
Dass er nicht herrschen und richten und verurteilen will,
sondern dass er befreit – von Schuld und schlechtem Gewissen,
von Krankheit und Schmerz – von Angst und Verzweiflung.
Gebet Unser Vater im Himmel, durch deine Gnade dürfen wir leben.
Du hast uns in der Taufe als Deine Kinder angenommen.
Doch unser Vertrauen ist gering und unsere Liebe oft schwach.
Unser Gewissen klagt uns an.
Rede uns nun zu Herzen, tröste, ermahne und ermutige uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus
Verkündigung
Jesaja 49,14-16
Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen.
Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen,
eine Mutter ihren leiblichen Sohn?
Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht.
Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.
Hosea 11,3-4.8-9
Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme.
Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte.
Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe.
Ich war da für sie wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben.
Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen.
Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel?
Wie könnte ich dich preisgeben …
Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf.
Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken
und Efraim nicht noch einmal vernichten.
Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch,
der Heilige in deiner Mitte.
Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.
Antwortpsalm 103,1-13 GL 57
Der Herr ist barmherzig, langmütig und reich an Güte
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Der Herr ist barmherzig, langmütig und reich an Güte –
erspüren wir, die Tragweite, die heilsame Milde in diesem Bekenntnis!
Es ist uns vielleicht so selbstverständlich, dass unsere Seele darauf gar nicht mehr reagiert. Als ob unser Gehirn antworten würde: „Das weiß ich schon, das ist ja klar – was sonst sollte man von Gott sagen!“
Auch das ist ein großer Schatz, wenn es uns so bewusst ist, dass Barmherzigkeit, Geduld und Güte die vorwiegenden Eigenschaften Gottes sind.
Hoffentlich vergessen wir darüber nicht, dass wir die Barmherzigkeit, die Langmut und die Güte Gottes nötig haben!
Denn Gott ist der Herr des Himmels und der Erde.
Er ist der Gott unseres Lebens. Wie dem Abraham gilt auch uns die Weisung: „Geh deinen Weg vor mir und sei rechtschaffen!“
Mit meinen Worten ausgedrückt:
Sei gerecht, achte deinen Mitmenschen, sei gut, nimm den anderen und sein Wohlergehen genauso wichtig, wie dein eigenes; sei ein guter Mensch, lebe als Abbild Gottes.
Gott ist es also, vor dessen Angesicht wir leben und vor ihm entscheidet sich, ob wir rechtschaffen vor Gott gelebt haben.
Überlegen wir tatsächlich bei dem, was wir tun und reden, ob es rechtschaffen ist in den Augen Gottes?
Dazu kommt ein zweites:
Sind wir uns bewusst, dass wir den Mitmenschen manchmal so behandeln, als ob wir nicht an Gott glauben würden:
Sind wir uns bewusst, dass wir Gutes unterlassen und Böses tun?
Das sind zwei Grundlinien unseres Lebens:
1. Gott ist es, vor dem sich entscheidet, was in unserem Leben rechtschaffen war und was nicht.
2. Wir handeln ohne an Gott zu denken und sind immer wieder böse mit unseren Mitmenschen und auch mit uns selbst.
Wenn wir uns diese beiden Grundlinien vergegenwärtigen, gewinnt das Bekenntnis im Psalm 103 die richtige Strahlkraft: Der Herr ist barmherzig, langmütig und reich an Güte.
Dann sagt unser Gehirn nicht mehr: Das weiß ich schon, das ist ja klar.
Sondern unser Herz sagt: So ein Glück. Danke. Danke. Gott sei Dank!
Und zugleich wächst in uns der Wille, dass wir Gottes Barmherzigkeit möglichst wenig in Anspruch nehmen. In uns wächst der Wille, wirklich rechtschaffen zu leben vor Gott.
Deshalb nehmen wir uns Zeit, über uns nachzudenken:
Wir bedenken, ob wir vom Weg abgewichen sind, ob wir statt rechtschaffen ungerecht handelten;
wir betrachten unser Leben und machen uns bewusst, vor welchen Herausforderungen wir stehen.
Wir wollen vor Gottes Angesicht erkennen, wie wir rechtschaffen handeln können.
In gewisser Weise versuchen wir gegenüber Gott in eine kindliche Haltung zu kommen – nicht kindisch, sondern kindlich.
Die Lesungen aus Jesaja und Hosea sprächen von der mütterlichen und zärtlichen Zuneigung Gottes zu uns.
Wie bei Kindern soll es unser ureigenster Antrieb sein, dass wir Gott gefallen wollen, indem wir das tun, was er uns befiehlt.
Zur Selbstbesinnung und Gewissenserforschung leitet uns heute die Geschichte vom barmherzigen Vater an.
Sie ist in vier Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt bietet Impulse zur Besinnung und Gewissenerforschung.
Bitten wir zuerst um die Gabe des Geistes, dass wir uns selbst erkennen;
dass er unser Herz ergreift, so dass wir uns verändern können.
VersSende aus deinen Geist (Pfarrer und Gemeinde a capella)
Gewissenserforschung nach Lk 15,11
Mein Vermögen:
Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.
Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.
Was hat den Sohn angetrieben?
Überdruss an dem konventionellen Leben und überkommenen Regeln;
Wollte er Freiheit erleben;
Was engt mich ein? Was möchte ich am liebsten hinter mir lassen?
Verschleudere ich meine Talente, indem ich sie vergrabe oder verschleudere? Meine Fähigkeiten, mein Geld.
Verweigere ich mich der Verantwortung für mich selbst
und für andere?
Lebe ich vorwiegend für mich selbst oder verstehe ich mein Leben als Leben für andere?
2 Minuten Orgelspiel
Kyrie Ruf GL 157
Sich besinnen:
Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.
Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.
Der jüngere Sohn gerät in Not. Er kommt zur Besinnung. Er findet Mut zu einem schweren Schritt.
Was sind meine Nöte? Was habe ich verloren?
Das Vertrauen zu den Mitmenschen?
Das Vertrauen in meine eigenen Kräfte?
Welche Fehler erkenne ich bei mir selbst?
Gegen wen habe ich mich versündigt?
Wen habe ich enttäuscht?
Habe ich mich gegen Gott versündigt?
Was müsste ich tun, um etwas zu ändern?
Kann ich für meine Fehler um Verzeihung bitten?
2 Minuten Orgelspiel
O Herr aus tiefer Klage GL 271,1+2
Die Heimkehr
Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
Der Vater bleibt immer Vater. Und sein Sohn bleibt immer sein Sohn, den er liebt. Er ist barmherzig. Er wirft ihm nichts vor.
Er will ihn nicht strafen. Er freut sich über seine Rückkehr,
die nicht nur körperlich ist,
sondern eine Rückkehr zu dem Leben, das der Vater ihm lehrte.
Gegen wen habe ich Groll in meinem Herzen?
Wer hat mich enttäuscht?
Wer hat mich um Verzeihung gebeten?
Kann ich verzeihen?
Kenne ich die Freude des barmherzigen Vaters?
2 Minuten Orgelspiel
O Herr aus tiefer Klage GL 271,3+4
Die Einladung an den älteren Sohn
Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.
Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir. Nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Es ist schwer für den älteren Sohn: Er hat immer gehorcht. Er ist ein guter Sohn. Er will seinem Vater folgen und nachfolgen. Die Freude des Vaters über die Rückkehr des Bruders schmerzt ihn. Über ihn hat sich der Vater –scheint ihm – noch nie so gefreut.
Worauf bin ich stolz? Was erachte ich als meinen persönlichen und moralischen Verdienst?
Fühle ich mich genügend beachtet oder bin ich benachteiligt und werden meine Leistungen zu wenig gewürdigt?
Bin ich eifersüchtig? Auf wen? Wofür?
Geht es mir bei meinem Handeln um das Gute, das ich tun möchte oder um die Anerkennung, die ich erhoffe?
Kann ich Menschen Vertrauen schenken, die mich schon einmal enttäuscht haben? Wodurch wird das möglich?
2 Minuten Orgelspiel
Kyrie Ruf GL 157
VERSÖHNUNG
Bitte um Vergebung
Wir haben über uns und unser Leben nachgedacht.
Manches, was wir getan oder nicht getan haben, bedauern wir oder bereuen wir sogar.
Manches wollen wir besser machen, in Ordnung bringen.
Manches können wir nicht anders machen, obwohl es nicht gut ist:
vielleicht haben wir nicht genügend Mut oder Kraft oder es gibt zu große Hindernisse.
So beten wir:
Herr, wir bekennen vor dir unsere Schuld:
Wir haben manchmal so gelebt, als ob wir dich nicht lieben würden.
Wir haben den Mitmenschen, unseren Nächsten, nicht geliebt,
sondern waren ihm gegenüber hart, unaufmerksam, unbarmherzig,
verschlossen und gleichgültig, deshalb sprechen wir:
Das Schuldbekenntnis: „Ich bekenne ….“
Vergebunsbitte Gott, unser Vater, sei uns gnädig.
Er verzeihe uns unsere Sünden.
Er stärke uns im Guten.
Er mehre unser Vertrauen.
Er erwecke in uns immer wieder die Liebe zueinander
und zu ihm, unserem Schöpfer und Retter. Amen
So singen und danken wir unserem Gott
Lied: Nun saget Dank und lobt den Herren GL 269/1
Abschluss Gott vergibt uns und nimmt uns an als seine geliebten Kinder,
sein Volk, das er sich erworben hat durch die Hingabe seines Sohnes Jesus Christus.
Er schenkt uns seinen Frieden, der uns untereinander verbindet.
Lasst uns nun beten, wie der Herr es gelehrt hat.
Vater unser
Segensgebet
Der HERR, erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;
ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;
ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;
ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt,
die verfolgt und rechtlos sind;
ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.
ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe
ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.
Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
(nach Heinz Pangels)
Orgelspiel
Unter Verwendung einer Vorlage des Deutschen Liturgischen Instituts)
Liebe Schwestern und Brüder,
eine wunderbare Geschichte – wenn es sie nicht geben würde!
Sie gehört zu unserem christlichen Glauben wie das Kreuz über dem Altar.
Diese Personen gestalten das Geschehen:
Vater – jüngerer Sohn – älterer Sohn – vergessen wir nicht die Knechte.
Da die Geschichte ein offenes Ende hat – wir wissen ja nicht, ob der ältere Sohn sich von seinem Vater umstimmen lässt – können wir zu jeder der Personen etwas sagen:
Was sagen wir zu dem jüngeren, dem Verschwender:
Das hast du davon? Jetzt musst Du sehen, wie du wieder Boden unter den Füßen bekommst – siehst du jetzt den Unrecht ein, deine Verantwortungslosigkeit?
Was sagen wir zu dem Älteren?
Sei bloß vorsichtig, dass sich der nicht auch noch dein Erbteil holt?
Lass ihn hier leben – aber zu sagen hat er nichts mehr. Er soll arbeiten wie die anderen und bekommt das gleiche wie die anderen?
Siehst du, es hat sich gelohnt, beim Vater zu bleiben:
Du bist etwas und wirst einmal alles übernehmen und dafür sorgen, dass du es deinen Sohn übergeben kannst: und noch besser, als es jetzt ist.
Was sagen wir den anderen Knechten:
Seht, so geht es einem, der immer rechtschaffen lebt. Gefeiert wird der Tunichtgut? Nehmt euch trotzdem den älteren Sohn zum Vorbild?
Was sagen wir dem Vater:
Sieh die beiden an. Du siehst, was aus dem jüngeren geworden ist.
Du solltest deinen älteren Sohn einmal richtig Anerkennung geben für seine Treue und seinen Fleiß.
Wenn du deinen jüngeren wieder aufnimmst – achte darauf, dass er in Zukunft weiß, dass er hier keine besondere Rolle mehr spielt.
So hätten wir die Absicht Jesus ins Gegenteil verkehrt.
Erinnern wir uns aber an den Anlass für diese Geschichte! Jesus und die Zöllner und die Sünder auf der einen Seite –
die Pharisäer und die Schriftgelehrten auf der anderen Seite.
Es herrscht Empörung, weil Jesus sich mit solchen Leuten umgibt.
Jesus wendet sich den Pharisäern und Schriftgelehrten zu.
Mit der Geschichte will er sie für sein Verhalten gewinnen.
Jesus gestaltet die Rollen gegen unser Empfinden von Gerechtigkeit und Nachsicht.
Er beschreibt die Freude des Vaters – diese Freude ist das Entscheidende und hat größeres Gewicht.
Diese Freude schließt niemanden aus und nimmt niemandem etwas weg: Du bist immer bei mir. Was mein ist, ist auch dein. Die ganze Liebe des Vaters zu seinem älteren Sohn ist in diesen Worten.
Vielleicht sagt uns diese Geschichte am allerbesten und deutlichsten, wie Gott ist: Voll Freude über jeden, der zu ihm findet und voll unerschöpflicher Großzügigkeit.
Dieses Gleichnis ist eine Botschaft an uns:
Schadenfreude ist keine christliche Tugend.
Rachsucht und das Bedürfnis nach Strafe ebenfalls nicht.
Diese Art der Gerechtigkeit ist nicht die Gerechtigkeit Gottes.
Gleichgültigkeit, die keinen Anteil nimmt, ist mit dem Glauben an Gott, den barmherzigen Vater nicht vereinbar.
MISEREOR die Fastenaktion der deutschen Katholiken hat sich deshalb immer mehr ein anspruchsvolles Programm gegeben:
MISEREOR will nicht nur Mehl und Wasser verteilen. MISEREOR wagt – als kirchliche Institution – den Schritt in eine politische Sicht der Dinge und das aus der Perspektive des Evangeliums:
Das Beispiel in diesem Jahr: Das Pimental in Brasilien. Gehört zum Amazonas Gebiet. Urwald. Artenvielfalt. Menschen, die bescheiden aber auskömmlich leben: Dieses Tal soll ein Staussee werden für die wachsende Industrie im Süden Brasiliens. Gefahr für die Menschen, die einfach enteignet werden. Gefahr für viele Tierarten und für das ökologische Gleichgewicht in diesem Urwald mit fast noch ungestörter Natur.
MISEREOR stellt sich an die Seite der Menschen, denen ihr Lebensraum – ohne Entschädigung genommen werden soll. Sie sollen einfach verschwinden. MISEREOR problematisiert auch die ökologischen Folgen.
Mit unserem Fastenopfer, unserer Geldspende für MISEREOR unterstützen wir eine prophetische Arbeit: Wie Jesus stellen wir uns auf die Seite derer, die an den Rand gedrängt werden, denen kein Platz zum Leben gelassen wird und die unter den ökologischen Folgen am meisten zu leiden haben werden.
„Jetzt müssen wir uns freuen und ein Fest feiern!“ –
Die Geschichte vom barmherzigen Vater ist so anschaulich erzählt, dass ich die Personen direkt vor meinem Auge sehe. Die Handlung ist so klar, als ob ein Erlebnis geschildert würde!
Fragen wir uns: Wer bin ich in dieser Geschichte? Wo stehe ich in dieser Geschichte? Es gibt viele Möglichkeiten:
Sie können sich in einem der beiden Söhne erkennen; Oder nehmen sie lieber die Rolle des Vaters ein?
Es gäbe aber auch noch die Nachbarn – oder die falschen Freunde.
Ich selber – möchte einer der Tagelöhner sein, die das Fest feiern und sich mit dem Vater freuen. – Doch für sie hat Jesus das Gleichnis nicht erzählt. In dieser Rolle stehle ich mich davon und weiche der Botschaft Jesu aus!
Jesus spricht die Pharisäer und Schriftgelehrten an, die sich empören, weil er mit Zöllnern und Sündern zusammen ist. Aber auch sie hören diese Geschichte und sind also angesprochen – das möchte ich nicht vergessen.
Ziemlich schonungslos schildert Jesus ihr Versagen:
Der jüngere Sohn geht mit seinem Kapital: Sein Wissen, sein Verstand, alles, was er hat, hat er geerbt – er geht weg und tut, was er will. Er wirft alles, was er gelernt hat hinter sich und führt ein liederliches Leben!
Ich sehe darin nicht nur einen Menschen, der sein Leben verfehlt. Das ist für mich die Beschreibung unserer Welt:
In jeder Zeit erliegt der Mensch der Versuchung, seine Mittel und Möglichkeiten, seine Erkenntnisse, die Bodenschätze und die Schöpfung so zu behandeln, als könne er damit machen, was er will:
Wie sonst könnte verschimmeltes Futter verkaufen und verfüttert werden?
Wie sonst könnte jemand Kobaldminen in Afrika einrichten – und dabei jegliche Rücksicht auf die Arbeiter und auf die Natur außer Acht lassen?
Der jüngere Sohn hat erfahren, wie sein Weg der rücksichtslosen Ausbeutung seiner Vorräte ihn in den Abgrund führte.
Wenn wir Gottes Gebote nicht achten, wenn wir den Mitmenschen und die Schöpfung nicht achten, wird der Weg uns genauso in den Abgrund führen!
In seinem Elend beschließt er zurückzukehren.
Der Vater sieht ihn kommen und weiß er: mein Sohn kehrt nicht nur zu den Fleischtöpfen zurück – er wird in Zukunft das Leben und die Schöpfung achten.
Jesus offenbart in dieser Geschichte Gott, der keine zurückstoßen wird, der zu ihm kommt.
Können wir glauben, dass Gott dieser Welt und dem Menschen in der Welt immer wieder einen Weg offen lässt, einen Weg des Lebens?
Können wir glauben, dass diese Schöpfung uns immer wieder den Weg des Lebens gehen lässt, sobald wir ihn suchen?
Es wäre natürlich widersinnig zu sagen: Gut, dass Gott barmherzig ist: Alles, was mir gefällt und mir nützt will ich tun! Gott wird mir ja vergeben.
Jesus ermutigt nicht zur Sünde! Er ermutigt die Sünder, auf Gottes Barmherzigkeit zu vertrauen und umzukehren.
Die Pharisäer und Schriftgelehrte und jeden, der andere beurteilt ein, lädt Jesus ein, sich zu freuen, wenn ein Mensch neu anfangen will.
Da Gott also barmherzig ist und seinen verlorenen Söhnen entgegengeht, kann ich Mut fassen. Ich muss nicht so tun, als ob ich keine Fehler hätte.
Ich kann mich hinsetzen und ehrlich zu mir selber sein:
Wie oft rede ich Dinge, die mir dann leid tun? – Gehe ich nicht oft den bequemen Weg, statt dem, was die Liebe sagt?
Ich brauche nicht Angst zu haben, sondern kann in mich gehen.
Ich kann und darf jeden Tag und jeden Augenblick neu anfangen, danach zu fragen und das zu suchen, was die Liebe tut.
Gott, der die Liebe ist, wird mich kleiden mit dem Festkleid der Freude und wird mich aufnehmen in die Gemeinschaft des Lebens und derer, die das Leben des anderen lieben wie das eigene.
Dazu macht Jeus mir in diesem Gleichnis Mut – gegen jene, die sagen: Für Dich ist es zu spät!