29.04.2018: 5. Sonntag der Osterzeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
es gibt Leute mit ausgezeichneten Geschmacksnerven und großer Erfahrung: Wenn sie einen Wein kosten, schmecken sie, aus welcher Traubensorte er gekeltert wurde: Spätburgunder oder Merlot oder Dornfelder.

Jesus macht einen Vergleich: Wir sind die Reben, die – verbunden mit Christus, dem Weinstock – Früchte bringen.
Woran erkennen Menschenkenner, dass wir Christen sind?
Welche Früchte bringen wir, mit welchem Geschmack?

Viele Antworten sind darauf möglich: unsere Kirchenfenster zeigen die Werke der Barmherzigkeit. Der 1 Joh spricht von der Liebe der Jünger zueinander. Johannes XXIII spricht von Frieden, Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Barmherzigkeit. Das sind die christlichen Grundwerte.

Ich möchte den Frieden als eine Frucht des christlichen Handelns heute besonders herausstellen. Der Friede ist uns aufgegeben und geschenkt.

Sehr schwierig ist es, wenn eine Seite keinen Frieden will, sondern die andere Seite bedroht, herabwürdigt, beschuldigt, angreift und demütigt.

In vielen Ländern werden Christen als Minderheit so behandelt – so wie es unseren Glaubensmüttern und –vätern von Anfang an geschah. Was war die Antwort der Christen der ersten Jahrhunderte? Sie lebten ihren Glauben oft im Geheimen, um nicht entdeckt zu werden – und notfalls wählten sie das Martyrium. Manche schworen auch dem Glauben an Christus wieder ab – um ihr Leben zu retten.

In unserem Heimatland sind diese Zeiten längst vergangen. Wir sprechen von den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft und Kultur. Das soll nun wieder demonstriert werden durch das Anbringen von Kreuzen in den Behörden des Freistaats Bayern – laut Verordnung durch das bayerische Kabinett.

Ist das Kreuz das Symbol der kulturellen Identität Bayerns? wie es in dem Beschluss heißt?
Auch die Lederhose ist ein Symbol der bayerischen Identität – ebenso wie die Schützenvereine und die Böllerschüsse.

Das Kreuz ist Symbol unseres Glaubens an Christus, der auferstanden ist für Menschen aus allen Nationen und Völkern. – Das Kreuz behält seine Bedeutung für uns Christen – auch wenn eine Regierung befehlen würde, die Kreuze zu entfernen.

Das Kreuz ist Symbol für Jesus von Nazareth, der der gekommen ist, um die ganze Menschheit mit Gott zu versöhnen.

Die Bedeutung des Kreuzes darf nicht vermindert werden als Symbol der bayerischen Identität. Der bayerische Staat hat sein Wappen als Zeichen seiner Identität und seine Verfassung.

Hat Bayern eine christliche Identität? Ich sehe, dass sich eine große Zahl der Menschen in Bayern und in Deutschland von den christlichen Wurzeln getrennt hat. Viele haben die Verbindung mit dem Weinstock, mit Christus, gekappt oder vernachlässigen sie. (Gebet, Gottesdienst, HL. Schrift) Viele stammen aus den östlichen Bundesländern und waren noch niemals Christen und wollen es nicht sein.

Bringt unser Staat die Früchte, die Christen bringen sollen? Besonders, wenn wir an die Menschen denken, die sich zu uns geflüchtet haben?

Man will sie möglichst schnell wieder aus unserem Land schaffen – zurück nach Bulgarien und Italien und Griechenland, nach Afghanistan und in den Irak und bald auch wieder nach Syrien.
Nicht selten müssen sie dort ihren baldigen gewaltsamen Tod befürchten.

Man fasst sie in Lagern zusammen. Man gibt ihnen kein Geld. Man bietet ihnen keinen Sprachkurs an. Man verbietet ihnen zu arbeiten.
Die Menschen werden tagtäglich bei Nacht und Nebel aus den Betten geholt. Jungen Menschen wird ihr Ausbildungsplatz genommen.
Für Kinder ist der Kontakt zu deutschen Kindern fast unmöglich geworden.
Das Leben wird den Geflüchteten so schwer wie möglich gemacht.

So wenig wie möglich sollen zu uns kommen – gleich, aus welcher Not sie entfliehen und wie sehr sie in Bedrängnis waren.

Dienen wir so dem Frieden? Sind das die Früchte, die der von uns erwartet, dessen Zeichen das Kreuz ist. Seine Arme sind ausgebreitet, um die Menschen zu umfangen – nicht verschränkt, um sie sich fern zu halten.