225.08.24: 21. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder, im Markusevan­gelium hören wir Jesus sagen: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.

Jesu Dienst war die Heilung der Menschen:
Von ihren Krankheiten, von ihrem schlechten Gewissen, von ihrem Gefühl nichts wert zu sein, von ihrer Angst, von Hass und Neid.

Wir nehmen diesen Dienst Jesu an uns dankbar an. Seine Lehre erfüllt uns mit Lebensfreude und Lebenskraft.

Wir rufen ihm zu:

  • Jesus, du hast die Menschen geheilt.
  • Du hast die Menschen befreit.
  • Du gibst uns Kraft und Freude.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
man traut es sich fast nicht zu zitieren. Nach ihrer Nominierung zur Kanzlerkandidatin sagte Frau Dr. Merkel im Mai 2005: „Ich will Deutschland dienen!“ „Dienen!“ ist ein seltenes Wort geworden!

Jacques Gaillot, der 1995 abgesetzte Bischof von Evreux prägte den Spruch: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“

Und Frauen und Männer, die für eine Selig- oder Heiligsprechung vorgeschlagen sind, werden in den Begründungsschreiben „Diener oder Dienerin Gottes genannt“.

Wer will Dienerin oder Diener Gottes sein? Und was heißt es „Gott zu dienen“, so wie es die Israeliten gegenüber Josua beteuerten?

„Dienen“ steht gegen „Selbstbestimmung“. Sehr viele verstehen heute Freiheit als Selbstbestimmung – ohne Vorgaben von irgendjemand oder irgendetwas.

Unversehens wird die scheinbar unbeschränkte Freiheit öfter zur Falle:
Man sucht die Freiheit und findet sich in der Enge der selbstbezogenen Wünsche und ihrer zwanghaften Erfüllung.

Ich möchte das Wort dienen retten. Dafür muss es aber zuerst aus seinem vergifteten Zusammenhang befreit werden: Dienen ist kein Synonym für „Fremdbestimmung“, für „Kadavergehorsam“ und „Verzicht auf den eigenen Willen“.

Dienen verstehe ich als freiwilligen Akt in dem ich über mich selbst verfüge. Wenn ich mich entscheide, jemandem oder einem Ideal zu dienen, stelle ich mich und mein Leben in einen weiteren Zusammenhang und werde unabhängiger von meiner Ich bezogenen Bedürftigkeit.

Und erst recht, wenn ich mich entscheide, in meinem Leben Gott zu dienen: Wer Gott dem Höchsten dient, der hat keine andere Herrschaft mehr über sich!

Was aber heißt dienen?
Selbst der Diener hat durch seinen Dienst Anteil gehabt an der Bedeutung seiner Herrschaft – obwohl das ein extrem unterwürfiger Begriff von dienen ist, der zumindest in der Sprache überwunden wurde.

Wenn ich diene, diene ich etwas oder jemand größerem und das hebt meinen Blick und weitet mein Verständnis.

Wenn ich Gott diene, dann geht es darum, dass seine Güte durch mich sichtbar wird. Wer Gott dient, der dient dem Menschen:
dass die Menschen einander Freiheit lassen, dass sie einander beistehen und unterstützen, dass sie barmherzig sind mit den Fehlern der anderen, dass es gerecht zugeht und dass die Wahrheit zu ihrem Recht kommt.
Wer Gott dient, dient dem Leben!

Und dafür gibt es die vielfältigsten Möglichkeiten – im Prinzip, so viele, wie es Menschen gibt: jeder kann Gott dienen!

Von den Israeliten wird erzählt, wie sie beteuerten, dass sie Gott dienen wollen und also diese Gebote halten wollen, die dem Leben und dem Miteinander leben dienen.

Eine ähnliche Entscheidungssituation ergibt sich für die Jünger Jesu, nach dem er gesagt hatte: Wer mein Fleisch isst, wird durch mich leben.

Viele seiner Jünger zogen sich daraufhin zurück. Dem Petrus werden als dem Vertreter der 12 Apostel die Worte in den Mund gelegt: „Wohin sollten wir gehen. Du hast Worte des ewigen Lebens!“

Das dienen und Gott dienen erhält dadurch eine ganz andere Note:

Das erste ist, dass sie sich beschenken lassen: Vom Heiligen Gottes, der ewiges Leben bringt.

Gott dienen heißt: Von ihm das Leben empfangen und mit ihm zusammen das Leben schützen und bewahren und zeugen und weitergeben.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich finde, wir werden alle dadurch „größer“ und „freier“ und „lebendiger“, dass wir Gott dienen, also seine Liebe annehmen und sie erwidern. Amen.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, Ursprung und Schöpfer des Alls, wir wollen dir dienen, damit deine Liebe in dieser Welt von den Menschen gelobt und gepriesen wird. Wir beten zu dir: Gott und Vater

L/A: Höre unsere Bitten

  • Wir beten für unsere Bundesrepublik Deutschland, dass der Zusammen­halt in der Bevölkerung wieder größer wird und alle ihre Verantwortung für die Gemeinschaft erkennen. Gott und Vater

A: Höre unsere Bitten

  • Wir beten für die heutige Generation: dass wir unseren Nachfahren die Erde wie einen liebevoll gepflegten Garten hinterlassen. Gott und Vater

A: Höre unsere Bitten

  • Wir beten für die Armen in unserer Gesellschaft, dass sie gerechten Anteil haben an den Gütern im Land. Gott und Vater

A: Höre unsere Bitten

  • Wir beten für alle, denen Gewalt angetan wird auf dieser Erde: dass sie Rettung erfahren und Frieden finden. Gott und Vater

A: Höre unsere Bitten

  • Wir beten für alle, die ein gutes Leben führen, dass sie barmherzig sind mit denen, deren Leben weniger geordnet verläuft. Gott und Vater

A: Höre unsere Bitten

Lektor/in: Gott, dein Sohn ist in die Welt gekommen, um uns zu dienen. Wir wollen ihm ähnlich werden und dir und unseren Mitmenschen dienen, damit dein Reich unter uns wächst. Wir loben dich in Ewigkeit. Amen

09.06.24: 10 Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung
Die Geschichte von Adam und Eva im Paradies und ihr Herausfallen aus dem Paradies sind ein biblisches Vermächtnis an die Menschen aller Zeiten.

Leider wurde diese Geschichte in der Vergangenheit engherzig ausgelegt.
Die Sünde wurde mit Sexualität und Begehrlichkeit erklärt.

Dabei ist der Kern der Geschichte ein ganz anderer:
Das nicht einlösbare Versprechen: „Ihr werdet sein wie Gott!“

Der Mensch hadert Hadern mit den eigenen Mängeln,
er leidet an seiner Unzulänglichkeit.

Er braucht Erlösung, Befreiung, damit er mit sich und seinem Leben versöhnt sein kann.

Jesus hat dem Klagen über die eigene Bedürftigkeit eine befreiende Botschaft entgegengesetzt:

Du bist nicht von Gott bestraft, sondern geliebt und gewollt!
Gott schenkt dir Anteil an seiner Vollkommenheit.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Adam versteckte sich, weil er sich nackt fühlte.

Damit beschreiben die „Jahwist“ genannten Redakteure dieser Geschichte die Scham des Menschen, sich nackt vor anderen zu zeigen.

Dabei geht es nicht ursächlich und eigentlich um die körperliche Nacktheit: Es geht vielmehr um den Zusammenhang mit der Versuchung, der Mensch in der mythologischen Urgeschichte erlegen ist:
„Gut und Böse erkennen und sein wie Gott.“

Der Mensch weiß, dass er nicht wie Gott ist. Er fühlt sich darum klein, machtlos und „nackt“ – also schutzlos und ausgeliefert.

Was unterscheidet den Menschen von Gott?

Er lebt nicht aus sich selbst, sondern er hat das Leben empfangen.

Er kann das Leben nicht festhalten, sondern stirbt.

Er kann die Welt nicht erklären. Sie gibt ihm Rätsel auf und jedes gelöste Rätsel stellt ihn sogleich vor mehrere anderen. Und:

Der Mensch möchte gut und kann gut sein – aber er ist es nicht immer.

Diese Versteckgeschichte von Adam und Gott hat ist voller Anspielungen und Mehrdeutigkeiten. Darunter finde ich wichtig diese:

Adam werden die Worte in den Mund gelegt: Die Frau, die Du Gott mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben!

So wird eigentlich sogar Gott verantwortlich gemacht: Hättest Du mich allein gelassen, …

Liebe Schwestern und Brüder,
Unsere menschliche Bedürftigkeit in dieser Geschichte wunderbar eindrucksvoll und plastisch erzählt – und jeder kann es verstehen – auch wenn es nicht alle gleich verstehen.

Der Fluchspruch über die Schlange ist zugleich eine Überlebenszusage an den Menschen und auch an die Schlange:

Denn die Nachkommen der Schlange werden überleben.
Die Nachkommen des Menschen ebenso.

Der Mensch findet sich seit es Mensch ist in dem Zwiespalt, den die Geschichte beschreibt: Er möchte vollkommen sein und leidet unter seiner Unvollkommenheit.

Für uns Christen bedeuten aber Jesus und sein Leben eine Zäsur in dieser langen Geschichte:
Jesus hat in seiner Person dem Bösen keinem Raum gelassen.
Er hat den Menschen das Leben gerettet. Er hat sie geheilt und mit sich versöhnt. Die gesagt haben: es hat keinen Sinn, gegen das Böse zu kämpfen, die bösen Geister hat er ausgetrieben.

Jesus hat den Kampf gegen das Böse gewonnen. Er hat es besiegt, indem er immer das Gute getan hat. Er ließ sich nicht täuschen von denen, die sagen: der Zweck heiligt die Mittel.
Er wusste, dass Gutes nur bewirkt, wer Gutes tut. Denn:

Der Krieg bringt keinen Frieden.
Gewalt gebiert kein Leben.
Lüge bringt keine Gerechtigkeit.
Feindschaft führt nicht zur Versöhnung.

Wer den Frieden will, muss auf Angriff verzichten.
Wer das Leben will, darf keine Gewalt anwenden.
Wer Gerechtigkeit will, kann nicht auf Lügen bauen.
Wer Versöhnung will, hört auf, den anderen als Feind zu sehen.

Jesus legt es in unsere Hand, ob wir zu seiner Familie gehören:
Wer den Willen seines Vaters tut, der ist ihm Bruder und Schwester und Mutter. Der Ursprung des Lebens, unser Vater, will, dass wir für das Leben eintreten und dabei auf die Kraft des Guten vertrauen. So wie Jesus unser Bruder. Amen.

Fürbitten

Lektorin: Herr, unser Gott, die Welt, wir selbst, sind gezeichnet vom Zwiespalt zwischen Gut und Böse. In unserer Zerrissenheit rufen wir zu dir.

  • Wir beten für alle, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit, Zwängen und Entfremdung leiden – dass sie befreit werden und selbstbestimmt leben können. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die Macht über andere Menschen haben: dass sie geleitet werden von der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für alle, die meinen, dass sie nur ohne Gott, frei sein können: dass sie von der Sehnsucht getrieben bleiben, gute Menschen zu sein.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die sich in der Kirche engagieren: dass sie immer wieder im Vertrauen auf Gott und in der Liebe bestärkt werden.
    Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen stärker wird. Du Gott des Lebens.
  • Wir beten für die Kinder, die bald gefirmt werden: dass sie von der Freude und Freiheit des Heiligen Geistes erfasst werden.
    Du Gott des Lebens.

Lektorin: Herr, unser Gott, in unendlicher Geduld suchst du uns, deine gefährdeten Geschöpfe. Darum danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.