Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Liebe Schwestern und Brüder,
Wegen des Festes Johannes des Täufers am vergangenen Sonntag fehlt uns die Vorgeschichte zum heutigen Evangelium: Jesus hatte den Sturm auf dem See gestillt. Die Jünger im Boot fragten sich: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“
Beantwortet wird diese Frage durch die Dämonen: Jesus hatte einen Mann von einer Legion befreit: Was willst du von mir, Jesus, Sohn Gottes.
Die Heilungswunder von dem Mädchen und der Langzeitkranken Frau dokumentieren und belegen, was die Dämonen über Jesus gesagt haben:
Er ist der Sohn Gottes – er ist sogar Herr über den Tod.
Ich möchte auf 2 Beobachtungen in diesem Abschnitt von Mk 5 hinweisen, die diese Geschichten für uns bedeutsam werden lassen:
- Der Name des Synagogenvorstehers „Jairus“:
Es ist wieder ein sprechender Name, den man übersetzen kann:
Gott wird erstrahlen oder Gott wird erwecken. Das sind die beiden Bedeutungen. So sagt der Name des bittenden Vaters bereits, was geschehen wird: Jesus wird das Mädchen erwecken und Gott wird dadurch erstrahlen. - Ein zentrales Wort in beiden Geschichten ist das Wort: glaube:
Glaube, vertraue, dass Gott hilft, dass Gott rettet, dass Gott das Leben bewahrt.
Zu der kranken Frau sagt Jesus: Dein Glaube hat dir geholfen.
Zu Jairus sagt er: Fürchte dich nicht, glaube nur!
Die beiden Heilungswunder verkünden also die Botschaft:
Gott erstrahlt, er erweckt zum Leben, die an ihn glauben.
Diese Botschaft klingt harmonisch zusammen mit den Sätzen aus dem Buch der Weisheit, die wir in der 1. Lesung gehört haben. Das sind so schöne Sätze, dass ich sie gerne noch einmal zitieren möchte:
Gott hat den Tod nicht gemacht. Zum Dasein hat er alles geschaffen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.
Liebe Schwestern und Brüder, darin liegt die Bedeutung dieser Geschichten für uns:
Gott erweckt zum Leben, darin erstrahlt seine Macht!
Der Glaube an Gott und der Glaube an die Unvergänglichkeit des Menschen gehören untrennbar zusammen.
Doch – das ist mir noch ein wenig zu allgemein.
Ich möchte es konkret anwenden auf die Situation, in der wir leben:
Ist die Kirche, katholisch, evangelisch, orthodox, nicht eine Langzeitpatientin? Wird sie nicht von vielen als hoffnungslos krank abgeschrieben.
Gleichen wir nicht oft dem Töchterchen des Jairus, um das schon die Totenklage gesungen wird?
Man sagt uns voraus, dass der Glaube an Christus und seine Auferstehung und an die Auferstehung der Toten überholt und überflüssig sei?
Jeder Kirchenaustritt hat die Botschaft: „Ich brauche euch nicht!“
„Ihr habt keine Zukunft mehr!“?
Die Krankheitszeichen sind nicht zu übersehen – Mancherorts scheint die Christenheit schon gestorben zu sein ‑ wir alle sehen das!
Doch die Geschichten enden ja damit, dass die Frau geheilt und das Mädchen zum Leben erweckt wird:
Machen wir es wie die Frau, wie Jairus:
Gehen wir zu Jesus, suchen wir seine Nähe, dass wir denken, fühlen, hoffen, glauben wie er, dass seine Kraft zu uns kommt;
dass er uns anspricht und sagt: Mädchen, Kirche, Volk Gottes steh auf.
Liebe Schwestern und Brüder,
das ist ganz persönlich. Denn wir sollen ja nicht warten, bis jemand anderes zu Jesus geht und ihn bittet.
Jeder von uns selbst kann und darf und muss zu Jesus kommen,
damit Jesus uns aufrichtet;
dass wir wieder Lust haben, die frohe Botschaft zu hören
er stärkt unseren Glauben, dass das Leben von Gott kommt und dazu bestimmt ist, Gottes ewige Güte und Liebe erstrahlen zu lassen.
