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Einführung: Liebe Schwestern und Brüder!
Im menschlichen Körper gibt es ungefähr 200 Knochen, 650 Muskeln und 79 Organe. Sie alle sind aufeinander abgestimmt und bilden jene Einheit, in der wir uns als eigenständige Person wahrnehmen:
Wir haben Bedürfnisse, Fähigkeiten, Wünsche, Sehnsüchte. Wir freuen und ärgern uns, setzen uns Ziele und verfolgen sie.
Wir sind eine Einheit und bilden mit vielen anderen Personen die Einheit unserer christlichen Gemeinde, unserer Stadtgesellschaft usw.
Die Einheit und Verbundenheit mit Gott hält uns zusammen. Jesus hat uns in diese Einheit hineingenommen. Wir grüßen ihn und rufen.
Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
vielfältig ist das Leben auf dieser Erde: die Biene, die die Blüten bestäubt; das Wildschwein, das im Wald lebt, die Dotterblume mit ihrem kräftigen Gelb und die Zeder, die höher wird als andere Bäume, der Wal, der majestätisch durch die Meere kreuzt und die Forelle, die von Franz Schubert besungen wurde – nicht zu vergessen, die Flechten und Pilze und die vielen kleinen unsichtbaren Lebewesen in Luft und Wasser.
Vielfältig ist die Erde selbst: Fluß und Tal, Berg und Hügel, Wüste und Aue.
Dies alles gehört zu der einen Erde und alles ist miteinander verbunden. Unsere Erde ist eine Einheit – in aller ihrer Vielfältigkeit.
Eine Einheit, weil alles in der Welt an die Schwerkraft gebunden ist und ebenso Anteil hat an der Unbestimmtheit der kleinsten Elementarteilchen, deren Bewegungen nicht vorhersagbar sind.
Der Blick auf diese staunenswerte Einheit eröffnet uns vielleicht das Verständnis, was das Johannesevangelium meint, wenn Jesus beim Abschied von seinen Jüngern betet:
„Bewahre sie in deinem Namen, damit sie eins sind, wie wir eins sind.“
Jesus und sein Vater sind nicht die gleichen aber sie gehören untrennbar zusammen und beide haben nur ein Lebensprinzip: die Liebe.
Jesus betet, dass wir, seine Jünger, ebenso „eins“ sind: wir gehören untrennbar zusammen – in all unserer Vielfältigkeit. Was uns eint, ist die Wahrheit, die Jesus verkündet hat: Dass die Menschen, die an ihn glauben, auferstehen zum ewigen Leben und dass Gott nicht vorhat, die Menschen zu richten, sondern sie zu retten.
Die Einheit aller Dinge und Lebensweisen auf der Erde, dass alles zusammengehört ist ein Bild für die Einheit der Glaubenden mit Jesus und Gott und untereinander.
Wenn Johannes hingegen von „der Welt“ spricht, ist etwas ganz anderes gemeint: nämlich, Menschen die Einheit nicht anerkennen, sondern sich loslösen und für sich sein möchten.
Jesus sagt: Gott hat ihm die Jünger aus der „Welt“ gegeben und er hat sie hineingenommen in die Zusammengehörigkeit.
Jetzt geht Jesus heim zu seinem Vater und betet für uns, seine Jünger:
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.
Wir leben tatsächlich in der Welt: Wir leben unter Menschen, die sich loslösen, die die Zusammengehörigkeit leugnen:
- Die Milliardäre, die den größten Teil des Arbeitsertrags zu sich lenken und es denen nehmen, die hart arbeiten.
- Die Nationalisten, die das Trennende hervorheben, die nicht nur den Wettstreit betonen, sondern sogar andere Nationen abwerten und das eigene für besser halten als das Fremde.
- Wir leben in einer Welt unter Menschen, die nicht an das Gute glauben, sondern an Konkurrenz und Macht, an Durchsetzen und Sieg.
Jesus betet nicht dafür, dass wir aus der Welt genommen werden, sondern, dass wir davor bewahrt bleiben, dieses Böse anzunehmen und die Wahrheit zu leugnen, die Jesus verkündet hat:
Dass wir eine Einheit sind und dass wir alle zusammengehören.
Liebe Schwestern und Brüder,
darum geht es auch, wenn wir im Vater Unser beten:
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse, befreie uns von dem Bösen.
Denn das Böse leugnet die Zusammengehörigkeit, das Böse leugnet, dass alles auf der Welt zusammengehört und voneinander abhängig ist.
In Wahrheit aber sind wir alle verbunden, weil unser Leben sich aus der gleichen Quelle nährt: aus der schöpferischen Liebe Gottes, die alles verbindet und eint.
Fürbitten
Lektorin: Himmlischer Vater, du bist die Quelle des Lebens. Durch dich ist alles miteinander verbunden. Wir beten zu dir:
Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
- Für die Menschheitsfamilie: dass sie die Zusammengehörigkeit
immer besser erkennt und nach Gerechtigkeit und Frieden sucht.
Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
- Für die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Erde: dass sie der Gewalt ein Ende setzen und sich Regierungen geben, die den Frieden suchen.
- Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
- Für die Kinder und ihre Eltern, denen das Nötigste für ein menschenwürdiges Leben fehlt: dass sie erhalten, was ihnen zusteht.
- Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
- Für die vielen Milliarden Menschen, die für sich und ihre Familien sorgen, das tägliche Brot verdienen und anderen Gutes tun:
dass sie am Guten festhalten. - Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
- Für die jungen Leute, die in diesen Wochen ihre Abschlussprü
fungen ablegen: dass sie einen guten Weg für ihre Zukunft wählen. - Gott, himmlischer Vater V/A: Stärke unsere Liebe
Lektorin: Gott, du bist der Ursprung und das Ziel allen Lebens. Wir preisen dich für deine wunderbare Schöpfung, jetzt und in Ewigkeit. Amen.