31.05.2018: Fronleichnam

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Mose hatte vom Herrn die Gebote erhalten, den Bundesvertrag Gottes mit dem Volk Israel. Wenn das Volk bereit ist, diese Gebote zuhalten, dann will er der Gott dieses Volkes sein: will es schützen und leiten, ihm Freiheit gewähren und Land geben und es wachsen lassen.

Das sind ganz einfache, grundlegende Bedürfnisse einer Gemeinschaft, um die es dabei geht.

Archaisch und für uns nicht mehr nachvollziehbar ist der Blutritus, mit dem dieser Bund besiegelt wird. Aber immerhin sprechen wir ja über eine Zeit, weit mehr als 1000 Jahre vor Christi Geburt.

Entscheidend ist der Bund zwischen Gott und diesem Volk. Ich werde euch Gott sein und ihr sollt mein Volk sein, mein besonderes Eigentum, ein priesterliches Volk: Israel soll also die Gunst Gottes für die Menschen anderen Völkern vermitteln und zugänglich machen. Es darf Gottes Werkzeug sein, um immer mehr Volker in diesen Bund aufzunehmen.

Danach setzt das Volk Gottes seinen Weg durch die Wüste, diese lange Prozession heim in das gelobte Land fort.

Schwestern und Brüder, wir – die Getauften aller Konfessionen – sind das neue Volk Gottes. Gott hat durch Jesus einen neuen Bund mit uns geschlossen: den Bund des ewigen Lebens, an dem Gott uns Anteil gibt.
Dafür und damit wir an diesen Bund glauben können, hat Jesus sein Blut vergossen. Doch eines ist klar:
In diesem neuen Bund gibt es keine Blutopfer mehr – darf es keine Blutopfermehr geben. Das Zeichen des neuen Bundes ist es, das Brot miteinander zu brechen: So wie Jesus es getan hat.

Wir sind durch den Glauben Teil dieses Bundes und besiegeln ihn immer neu, wenn wir das Brot brechen. Auch wir sind unterwegs – wie das Volk Israel: doch das gelobte Land, auf das wir zugehen ist nicht ein bestimmter Ort auf diesem Erdball: Gott selbst ist das Ziel unseres Weges: Wir werden ihn schauen, wie er ist.

Unser Leben ist und bleibt ein Pilgerweg, bis wir das Ziel erreicht haben: sowohl für jeden einzelnen als auch für das Volk Gottes insgesamt.

Auf diesem Pilgerweg gibt es Etappen, in denen wir sicher vorangehen, freudig und hoffnungsvoll. Es gibt Zeiten, in denen wir den Menschen, die uns begegnen Gutes tun und Liebe schenken und den Frieden bringen, der in uns ist.

Es gibt – leider ‑ auch Etappen, in denen wir uns mühsam dahinschleppen, in denen wir kaum noch glauben, dass es der richtige Weg ist, es gibt Zeiten, in denen wir den Menschen nicht im Frieden begegnen, sondern in Misstrauen, Angst und vielleicht sogar Feindseligkeit.

Doch immer ist er bei uns und bleibt bei uns und verlässt uns nicht.
Seine Botschaft hat immer die Kraft, uns wieder aufzurichten, unsere Hoffnung zu beleben und die Freude in uns zu wecken.

Das Zeichen dafür ist – das Brot, das wir miteinander brechen, um uns immer wieder neu mit Jesus Christus und miteinander zu verbinden und den Bund zu bestärken.

Dafür ist die Prozession heute eine Symbolhandlung: Mit dem Zeichen des neuen Bundes, mit dem Zeichen der Gegenwart Jesu, ziehen wir durch die Straßen, da wir die Botschaft des Lebens, der Versöhnung und des Friedens den Menschen verkünden und sie einladen, sich unserem Pilgerweg anzuschließen.

18.06.2017: 11. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Mose stieg zu Gott hinauf – das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Niemand kann zu Gott hinaufsteigen und wieder herunterkommen – wie ein Bergwanderer, der wieder im Tal angekommen zufrieden und müde seinem Körper Erholung gönnt.

Mose stieg hinauf zu Gott – sich Gott nähern, das ist so etwas wie in die Höhe steigen. Aus der Höhe sieht man weit, findet den Überblick: So war der Weg – so geht er weiter.

Die Vision Mose von Gottes Wort nimmt zuerst zurück nimmt den zurückgelegten Weg in den Blick:
Gott hat uns aus der Hand der Ägypter entkommen lassen:
Wind und Wetter waren auf unserer Seite.
Hunger und Durst haben wir überwunden auf dem Weg durch die Wüste.
Als ob Gott uns getragen hätte, wie Adler ihre Jungen auf den Flügeln tragen. So hat er uns hier ankommen lassen.

Die Vision des Mose von Gottes Wort richtet seinen Blick dann in die Zukunft: Gott hat sich als ein starker und treuer Bundespartner erwiesen.
Es liegt nun an diesem Volk, ebenfalls ein treu zu sein und diesen Bund zu halten, ihn nicht zu brechen.

Dann kann dieses Volk, Gottes besonderes Eigentum sein, unter allen anderen; ein Volk von Priestern, ein heiliges Volk.

Israel, ist das Volk, das Gott sich erwählt hat: er hat es unter seine Obhut genommen, damit es eine ganz besondere Aufgabe erfüllt:
Durch Israel sollen alle Völker der Erde den erkennen, durch den Himmel und Erde sind, der alles ins Sein und ins Leben gerufen hat, was es je auf dieser Erde geben wird:

Dieses Volk Gottes lebt bis heute fort durch den Holocaust hindurch, allen Verfolgungen und allen Verirrungen zum Trotz. Es ist und bleibt Gottes erwähltes Volk, durch das alle Menschen zu Gott finden sollen.

Aus diesem Volk ist Jesus Christus geboren. Durch ihn haben viele Menschen aus allen Völkern der Erde zu Jahwe, dem Gott Israels, gefunden. In ihm ist dieses Versprechen real geworden:

Der Jude und wahre Israelit Jesus von Nazareth führt die Menschen zur Erkenntnis Gottes, der da ist, in und für jeden Menschen.

Diesen neuen Bund hat Gott durch Jesus mit uns geschlossen.
In seinem Leben, Sterben und Auferstehen.

Wir alle, die wir glauben und getauft sind, sind eingeschlossen in diesen neuen Bund – wir sind Gottes Volk. Wir sind dazu erwählt und bestimmt, dass wir das Werk Jesu weiterführen. Durch uns sollen alle Menschen erfahren, dass sie Gott zum Vater haben, dass sie Gottes geliebte Kinder sind; dass ihre Zukunft im Himmel ist.

Wir haben nicht nur die Erlösung empfangen, die Befreiung von Sünde und Tod, wir sollen diese Gabe weiterschenken:
wenn wir Kranken beistehen, wenn wir mit Armen teilen, Gefangene besuchen und Unglückliche aufrichten, wenn wir unseren Glauben und unsere Hoffnung mit anderen teilen.

Dazu sind wir erwählt von Gott. Deshalb bekennen wir zusammen mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern, das allgemeine Priestertum aller Gläubigen.

Wer glaubt, ist mit Gott versöhnt. In ihm ist Gottes Geist lebendig und wirksam.

Und jeder, der Glaubt, ist dazu berufen und befähigt, Gottes Liebe in seinem Tun und Reden zu bezeugen.

Die Getauften sind das neue Volk Gottes und haben Anteil am Priestertum Jesu Christi, der zu uns spricht:
Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.