Liebe Schwestern und Brüder,
Christen in Ägypten, im Irak und im Iran und in vielen anderen Ländern der Erde stehen heute in einer ähnlichen Situation wie die Christen, für die der erste Petrusbrief geschrieben ist: Sie müssen mit Verfolgung und mit Ermordung rechnen – weil sie Christen sind.
Der erste Petrusbrief wurde wahrscheinlich nicht von dem Fischer Simon Petrus geschrieben, dem Jesus den Auftrag gab: Weide meine Lämmer.
Der Brief dürfte während der reichsweiten Christenverfolgung unter Kaiser Domitian in den Jahren 95 und 96 n.Chr. geschrieben worden sein, um den verfolgten Christen Mut zu machen. Der Absender des Briefes wollte den verfolgten Christen Mut machen – so wie es Petrus an seiner Stelle getan hätte – deshalb gibt er Petrus als Absender des Briefes an.
Ich staune darüber, dass uns ein so alter Text noch aus dem ersten Jahrhundert vorliegt, der bereits auf jahrzehntelange Traditionen zurückgreift, die an die Zeit unmittelbar nach Karfreitag und Ostern heranreichen. Christen gibt es nachweislich seit Mitte des ersten Jahrhunderts: Grund dafür ist das Ereignis, das alle Schriften des Neuen Testaments die „Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ nennen.
Die Christen fühlen sich wie neu geboren durch die Taufe: neu geboren für das unverlierbare Erbe im Himmel auf das sie durch die Auferstehung Christi hoffen.
Sie fühlen sich behütet von Gottes Macht, also unter seinem Schutz:
damit sie sie die Verfolgung als Prüfung des Glaubens verstehen, damit sie die Prüfung bestehen und am Glauben festhalten.
Sie hoffen auf Lob und Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi – den sie zwar nicht gesehen haben, den sie aber doch lieben und an den sie glauben.
Auch wir haben Christus nicht gesehen und wir sehen ihn nicht.
Wir glauben aufgrund der Verkündigung der Apostel und der vielen Generationen von Christen in den vergangenen 2 Jahrtausenden.
Dass wir ihn nicht sehen können, hat immer schon Zweifel aufkommen lassen an der Botschaft: „Jesus ist von den Toten auferstanden!“
Diese Zweifel spiegeln sich in allen vier Evangelien – obwohl doch gerade die Evangelien Werbeschriften für den Glauben an Jesus und seine Auferstehung sind. Ganz ausdrücklich formuliert im Johannesevangelium Thomas, ein Apostel, den Zweifel: „Wenn ich ihn nicht sehe, glaube ich nicht!“ Er fragt nach den Wunden Jesu: Wie kann einer, den man ans Kreuz schlug, auferstehen? Wie kann Jesus der Erlöser sein, der Messias, da er doch so erbärmlich zugrunde gerichtet wurde?
Thomas durfte es sehen und einsehen: durch seine Wunden sind wir geheilt. Da er für die Botschaft des Lebens, für seine Liebe den Tod erlitt, wurde er uns zum Erlöser. Darin liegt seine unzerstörbare Kraft, die Welt zu verändern und zu heilen. Nicht mehr der Tod ist der Horizont, sondern das Leben erwartet uns am Horizont. Nicht der todbringende Hass, Neid Geiz und Eifersucht – sondern die leben schaffende und zeugende Liebe, die Großzügigkeit, Barmherzigkeit und Erbarmen – bestimmen das Leben.
Nicht Angst und Traurigkeit, sondern Hoffnung und Freude.
Deshalb sagt Jesus: Empfangt den Heiligen Geist. Habt meinen Geist in euch. Er soll den alten Geist aus euch vertreiben, der Zweitracht bringt und Trennung. Diese Zusage: Empfangt den Heiligen Geist erinnert mich an das Bild vom Weinstock, das ebenfalls vom Johannesevangelium überliefert wird: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“
Wenn wir an Jesus Christus glauben, wenn wir ihm vertrauen, dann ist sein Leben in uns, seine Freude, seine Hoffnung, seine Barmherzigkeit, seine Liebe! Gott behüte uns, damit wir daran festhalten und nicht schwach werden im Kampf gegen die Mächte des Todes.
Umso wichtiger ist für uns die Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig stärken: Wir teilen miteinander, wir freuen uns, wenn wir zusammen kommen, wenn wir erzählen, was Gottes Geist in uns bewirkt.
So halten wir miteinander Mahl und brechen das Brot, und er ist unsichtbar in unserer Mitte.
Ganz sicher brauchen wir diese gegenseitige Stärkung – erst Recht aber
Brauchen die verfolgten Christen Stärkung durch unsere Gemeinschaft