26.11.23: Christkönigssonntag

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Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
Ist ihnen aufgefallen, wie in der ersten Lesung Ezechiel zum Volk redet – das, was er als Spruch Gottes bei seiner Mediation in seiner Seele erkannt hat? Erkannt! Nicht erfunden, nicht ausgedacht, sondern erkannt.

Er vergleicht Gott mit einem Hirten:
Er weidet und lässt ruhen, er sucht die verlorenen, verbindet die verletzten, stärkt die Schwachen und behütet die Starken. So macht es ein Hirt.

Wie hütet, weidet, stärkt, verbindet stärkt und behütet Gott? Können wir das sehen, beobachten, erfahren?
Wie und Wo und Wann und Wen?

Angesichts der grausamen Not, die auf verschiedenste Weise hunderte Millionen Menschen quält, muss ich mich – muss ich Gott das fragen.

Die Frage stellen ist leicht -eine Antwort finden, ist weniger leicht.

Aber die Antwort ist wichtig, damit ich an Gott glauben kann,
damit ich mich von Gott behütet fühlen kann.
Wenn ich nicht wenigstens den Hauch einer Ahnung habe,
wie Gott sich um die Menschen kümmert, dann schmilzt der Glaube dahin wie das Eis unserer Alpengletscher in der warmen Luft.

Wie also kümmert sich Gott?

Schön wäre es, wenn nicht mehr oder weniger gute Regierungen die Geschicke der Nationen lenken würden, sondern Gott:
Dann würden die Kranken versorgt, die Nahrungsmittel gerecht verteilt werden. Die Waffen würden zu Pflugscharen umschmiedet und und niemand würde ungerecht im gefangen sein.
Wenn Gott König wäre und mit Hilfe seiner guten Engel alles auf der Erde zum Besten lenken würde. Es wäre das Paradies auf Erden.

Aber so ist es nicht und so kann es nicht sein! Uns ist diese Erde anvertraut – wie ein Garten, dass wir sie bebauen und behüten.

Aber! Wir wissen, wie es gut wäre!
Dieses Wissen und Sehnen nach Gerechtigkeit und Gesundheit wirkt Gottes Geist in uns! Selbst die Kriegsherren sprechen ja davon, dass sie den Krieg beenden und nach dem Krieg den Frieden wollen.

Es ist unsere Sache und Aufgabe, dass wir Hungrigen zu essen geben und dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht Durst leiden. Es ist unsere Aufgabe, Kranke zu heilen und Gefangenen zu befreien.

Wenn wir dies tun, dann wirkt Gottes Geist in uns und seine Kraft.
Die Menschen, die erfahren, dass sie nicht allein sind, dass ihre Not gewendet wird, dürfen deswegen zurecht sagen:
Gott hat mir geholfen.

Die Menschen können mit Fug und Recht sagen:
Ich war hungrig und Gott hat mir zu essen gegeben.
Ich war durstig und Gott hat mir zu trinken gegeben.
Ich war fremd und obdachlos und Gott hat mich aufgenommen.
Ich war krank und Gott hat mich geheilt.

Dies ist kein Gegensatz zu dem, was Jesus gesagt hat:
Der Menschensohn wird sagen:
Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben.

Es ist kein Gegensatz, sondern es durchdringt sich gegenseitig:

Liebe Schwestern und Brüder, verzeihen Sie bitte, dass ich auf die Frage
Wie und wo und wann und wem Gott als Hirte begegnet keine Antwort geben kann, die alle Zweifel beseitigt und eindeutig und klar ist.

Vielleicht aber, vielleicht – und das wäre ja schon viel –
ist es der Hauch einer Ahnung, wie Gott als guter Hirt für die Menschen sorgt.

22.11.2020: 90jähriges Jubiläum der Kirchweih

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Seit 90 Jahren dient unsere Herz Jesu Kirche als Gotteshaus für die Pfarrei Herz Jesu, der einmal 8000 Katholiken angehörten, bevor die Pfarrei Herz Marien neu gegründet wurde.

Wir feiern diese Zeit in einer ernsten Kirchenkrise und auch in einer ernsten Krise unserer Gesellschaft und unseres Staates: Es gibt eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die erleben, dass sie und ihre Interessen übergangen werden: Der AFD ist es ein Leichtes, diese Menschen mit ihrem Frust und ihrem Zorn hinter sich zu bringen.

Wir, die Herz Jesu Gemeinde im Bistum Regensburg leben mitten in dieser Gesellschaft. Was ist unsere Aufgabe in dieser Zeit?
Wie stellen wir uns unsere Zukunft vor?
Worauf bereiten wir uns vor? Welche Pläne entwickeln wir?
Viel wichtiger und ernster? Was will Gott von uns?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn das steht nirgendwo aufgeschrieben. Wir müssen die Antwort selbst suchen – aber wir sind dabei nicht nur auf uns selbst gestellt:
Uns sind die Evangelien gegeben, die Zeugnis geben von Jesus Christus und seiner Lehre und Frohbotschaft.
Uns ist der Heilige Geist gegeben, der uns hilft zu erkennen, was gut ist, was wichtig ist und der uns Kraft gibt.

Denken wir also nach in drei Schritten: Sehen, urteilen, handeln.

Für die Beschreibung der jetzigen Situation kann man viel Zeit verwenden, doch jeder sieht es: Entkirchlichung, Glaubensverlust, Skandale, Vertrauensverlust, widerstreitende Kräfte der Neuerungen und der Abwehr von Neuerungen.

Die römisch-katholische Kirche bietet in großen Teilen ein desolates Bild.
Niemand hat derzeit einen Plan.
Ich gebe zu, wenn so viele klügere Menschen, Professoren, Bischöfe keinen Plan haben – wie sollen wir einfachen Katholiken in unserer kleinen Pfarrei mit nicht mal 3000 Katholiken uns anmaßen, einen Weg aus der Krise zu finden?

Andererseits: Viele Stimmen ergeben einen starken Chor und wenn viele Stimmen versuchen gemeinsam zu tönen, finden sie oft wie von selbst ihre Harmonien. Scheuen wir uns also nicht, unsere Stimme beizutragen.

Und noch etwas: Tun wir nicht nichts, weil wir nicht alles tun können.
Tun wir, was uns möglich ist – mehr müssen wir nicht von uns verlangen.

1. Christen sind zu den Geringsten gesandt:
Der vielfältigen Not begegnen und sie lindern. Den Not Leidenden nahe sein. Das ist das A und O. Es gibt keine geringen Menschen für Gott.
Wir müssen selbst mit gutem Beispiel vorangehen und wir müssen in unserer Gesellschaft dafür eintreten, dass es keine Geringen gibt.
In den Gesprächen, in den Wahlen, vielleicht sogar bei Demonstrationen.

2. Christen sind eine Gemeinschaft der Erlösten:
Wir können gar nicht erlöst genug aussehen. Unter uns soll es ein Netz geben, so dass niemand sagen muss: Niemand ist da, der mir die Hände reicht. Es ist wichtig, dass keiner von uns alleine ist – nicht im Leid und nicht in der Freude.

3. Christen sind Menschen mit einem guten Geist:
Menschen, die freundlich sind, hilfsbereit,
die sich etwas trauen, die Mut haben,
die Frieden in sich haben –
den Frieden, der von Gott kommt.
Deshalb ist es wichtig und unverzichtbar, dass wir uns gegenseitig im Glauben stärken, dass wir auf das Wort Jesu hören, dass wir zu Gott beten und in der Gemeinschaft und in der Stille uns seine Liebe vergegenwärtigen.
Christen sind Menschen, die aus der Mitte leben, aus der Liebe Gottes und diese Liebe ausstrahlen in Wort und Tat.

Amen.

24.11.2019: 34. Sonntag im Jahreskreis

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Liebe Schwestern und Brüder,
in Europa gibt es noch 7 Staaten mit Königen im höchsten Staatsamt:
Die Rede vom König ist also gar nicht so altertümlich.

Und ganz sicher: Jesus, der Sohn Gottes, Gott selbst, werde ich mir nie als gewählten Kanzler oder Präsidenten von des Volkes Gnaden vorstellen können.

Nicht wir wählen Gott, sondern er hat uns erwählt. Durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Die ganze Geschichte des Universums läuft auf den Frieden Gottes zu. Gott erfüllt die Schöpfung mit Leben.
Und die Schöpfung hat die Fähigkeit, die Wege zu erkennen, die zum Frieden führen: dazu, dass die Menschen einander gönnen, was jeder braucht, und miteinander teilen, was dem anderen fehlt.
Der Mensch hat die Begabung zum Frieden: Zum Frieden mit Gott, mit sich selbst und untereinander.

Davon sind wir weit entfernt: Die Menschheit wird in diesem Jahr durch 28 Kriege und bewaffnete Konflikte geplagt. Viele davon sind uns nicht bewusst.

Zugleich aber – das dürfen wir wahrnehmen – gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass der Krieg geächtet werden muss:

Eine Mehrheit im Bundestag ist dafür Waffenexporte durch ein Gesetz zu reglementieren.

Der Atombombenverbotsvertrag der UNO wurde bereits von 79 Staaten unterzeichnet.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir glauben an das Leben im Paradies, das Jesus dem Übeltäter in seiner Todesstunde versprach. Wir glauben doch, dass im Paradies Friede ist, dass dort keine Not ist, dass dort niemand Unrecht tut und Gewalt verübt.

Wir glauben doch an den ewigen Frieden!

Wenn ich diesen Glauben ernst nehme, kann ich nicht denken, dass die Menschheit auf ewig Gewalt und Krieg auf der Erde verbreitet.

Der Glaube an den ewigen Frieden weckt in mir die Hoffnung und das Vertrauen, dass der Mensch sich weiter entwickeln wird – durch die Evolution des Geistes – dass er lernt, Frieden zu halten.

Ja, es ist wahr: der Weg dahin ist noch sehr weit. Es wird vielleicht noch nicht in fünfzig Jahren sein. Doch es könnte sein, dass es im nächsten Jahrhundert möglich wird.

Es kann möglich werden – wenn es Menschen gibt, die daran glauben und die sich dafür einsetzen, die dafür werben,
die sich nicht dem Gesetz der Macht durch Gewalt unterwerfen.

Wir müssen unseren Geist entwickeln und uns verändern.
Wir müssen Menschen werden, die an die Möglichkeit des Friedens glauben, die sich selbst im Frieden üben.

Dass es möglich ist, diesen schwierigen Weg zu gehen und diesen neuen Gipfel der menschlichen Entwicklung zu erreichen, zeigt mir unser König am Kreuz: Wer einem anderen Gewalt antut, kann sich nicht auf ihn berufen. Denn dieser Mensch hat nichts Unrechtes getan.

In ihm war der Friede Gottes und er hat uns die Macht gegeben, diesen Frieden in uns zu haben. Er hat seinen Geist in uns gelegt.

Werden wir Menschen, die an den Frieden glauben und an die Möglichkeit des Friedens. Und planen wir die Wege, die dahin führen.

Denn so wie Menschen den Krieg planen und vorbereiten, in dem sie Hass und Neid schüren und Waffen bereit stellen –
so muss auch der Friede geplant werden.

Es muss Verständnis für den anderen wachsen und Solidarität und es müssen die Mittel geschaffen werden, die für den Frieden nötig sind: Häuser und Schulen, Nahrung und Wasser, Ärzte und Arbeit.
Das kostet sicher nicht mehr Geld als die Waffen und der Sold der Soldaten und die Zerstörungen die sie bewirken.

Christus ist der König des Friedens. Haben wir keine Angst davor,
sein Volk zu sein, das Volk des Friedens.

24. November 2013: Christkönigssonntag

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Kreuz Worms 2Jesus war mit seinen Jüngern in Jerusalem eingezogen. Das Volk hatte ihn begrüßt mit den Freudenrufen: „Hosanna dem Sohne Davids. Hochgelobt, der da kommt im Namen des Herrn!“

In den Tagen danach stritten die Jüngern, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wies sie zurecht und sagte: (Lk 22)

25 Die Könige herrschen über ihre Völker und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. 26 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. 27 Ich bin unter euch wie der, der bedient.

Jesus ist der Retter und Erlöser der Armen und Kleinen!
Die Reichen und Mächtigen mit ihrer Selbstherrlichkeit sieht Jesus als diejenigen, die die Armen und Kleinen unterdrücken und ausnützen.
Dagegen protestiert Jesus energisch.
Unter seinen Jüngern jedenfalls soll ein anderer Geist herrschen:  sie sollen füreinander da sein, sie sollen keine Vorrechte beanspruchen; sie sollen sich nicht bedienen lassen, sondern sollen anderen dienen.

Jeder kennt solche selbsternannten Könige: sie versuchen, ihren Willen durchzusetzen und über andere zu bestimmen – nach ihren eigenen Interessen. Jeder hat damit Erfahrungen …
Manchmal verhalten wir selbst uns als kleine selbst ernannte Könige.

Schon am Tag darauf steht Jesus vor Pilatus und antwortet auf die Frage: Bist du der König der Juden schlicht und klar: „Du sagst es!“

Was ist königlich an Jesus Christus?
Er handelt königlich, weil er sich treu bleibt: trotz Erniedrigung und Verrat und obwohl ihn seine Freunde und Schüler im Stich lassen.
Er reagiert nicht mit Aggression, er wird nicht hysterisch.
Er steht fest in seinem Vertrauen und in seiner Hoffnung und verkündet dadurch und deshalb auch in dieser prekären Lage noch seine Botschaft, dass Gottes Reich allen Menschen offen steht und dass niemand das Recht hat, andere aus der Gemeinschaft mit Gott auszuschließen:

Nach der Antwort an Pilatus hören wir Jesus erst wieder sprechen, als er schon am Kreuz hängt. Da sagt er zu dem, der mit ihm gekreuzigt wurde:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“

Der hatte ihn nämlich gebeten: „Jesus denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“
Er schaute auf Jesus, der wie ein König aufrecht und seiner selbst gewiss, seinen Weg ging. Da bekam er die Kraft, zu seinem Leben zu stehen und entdeckte, dass er wie Jesus neben ihm eine Würde besitzt, die ihm kein Mensch nehmen kann.

Dann sagt Jesus seinen letzten Satz: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Während die mächtigen alles Mögliche unternehmen, während all der Hektik und Aufgeregtheit in ihrem Prozess behält Jesus die Ruhe: sein Weg musste ihn in Konflikt bringen – und jetzt war es soweit. Doch sah er vor sich das Leben – nicht den Tod.

Das ist ein Impuls für uns: Wenn ich meinen Weg gehe – und wenn ich mit mir und Gott im Reinen bin – dann kann ich wie Jesus königlich – also selbst bestimmt und gelassen – meinen Weg gehen – was auch kommen mag, ich brauche mich nicht zu ängstigen.

Gerne möchte ich mich in dem Verbrecher neben Jesus wiedererkennen:
Jesus macht ihm Hoffnung: Er wird Anteil haben an diesem Königtum Jesu und mit ihm im Paradies sein!

Genauso möchte Ich meine Hoffnung auf Jesus setzen.
Er gibt mir Anteil an seiner Kraft und seiner Hoffnung und an seinem königlichen Leben.