31.10.2021: 31. Sonntag im Jahreskreis

Einführung:
Jesus ist gekommen, damit wir die Freude haben,
damit wir das Leben in Fülle haben, um uns zu retten,
um uns seinen Vater zu offenbaren.

So beschreibt er im Wort der Evangelisten seine Sendung.

Wir sind jetzt hier, damit wir uns daran erinnern und vergewissern;
damit wir uns gegenseitig bestärken,
damit wir neuen Mut fassen,
und weiter gehen auf dem Weg in der Nachfolge Jesu
und uns nicht beirren lassen von den vielen Stimmen,
die uns davon abbringen wollen.

Herr Jesus Christus;
du bist unser Erlöser und Heiland
du hast uns die Leibe des Vaters geoffenbart
du rettest uns vor dem ewigen Tod.

Ansprache:
Welche Menschen stehen oder standen ihnen besonders nahe?
Vater, Mutter, Geschwister, Ehepartner, Kinder, ganz besondere Freunde?

Manchmal kommt man dadurch in Konflikte:
Die eigene Mutter wünscht sich so sehr, dass man Weihnachten miteinander feiert. Der Ehepartner möchte lieber alleine mit der eigenen Familie feiern. Obwohl das keine besonders entscheidende Frage ist, kann es ziemlich schwierig werden, einen Weg zu finden, der niemanden enttäuscht.

Dieses Beispiel ist der Hintergrund für eine Überlegung zum heutigen Evangelium und zu den Lesungen.

Die 1. Lesung und das Evangelium benennen fast wortgleich, was für einen Juden das Wichtigste und Größte ist:
Du sollst den Herrn, deinen Gott, leiben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft!

Die 2. Lesung aus dem Hebräerbrief ist nicht ganz so leicht aufzunehmen, wenn man sie nur hört. Es geht um Jesus Christus. Er ist der einzige, der in seinen Handlungen allein der Liebe zu Gott und zum Mitmenschen den Vorrang gab und deshalb nie für eigene Sünden um Vergebung bitten musste.

Die Liebe zu Gott – steht sie auch in Konflikt mit der Liebe zu anderen?
Das kann nicht sein: denn Gott ist der höchste, der einzige.

Es versteht sich von selbst, dass die Liebe zu ihm der oberste Wert ist. Sollte es je einen Konflikt geben zwischen der Liebe zu Gott und einer anderen Liebe, kann – jedenfalls grundsätzlich – nur die Liebe zu Gott den Vorrang haben.

Aber wie ist das nun praktisch: Was verlangt die Liebe zu Gott?

Die Liebe zu Gott verlangt von uns, dass wir alles, was wir tun, aus Liebe und mit Liebe tun:

Die Liebe ist das Höchste. Feindschaft, Bereicherung, Zorn, Gier, Rache, Gleichgültigkeit dürfen deshalb nicht unser Handeln und Tun bestimmen.

Gott lieben heißt: Die Liebe zum Leben und zum Lebendigen an die höchste Stelle setzen.

Den anderen lieben heißt: ich will auf dich schauen und hören, was du brauchst, damit es dir gut geht. Deshalb ist es schwer, wenn man manchmal in einen Konflikt gerät: Was immer auch tue, ich werde jemand enttäuschen, den ich nicht enttäuschen will.

Leicht ist es, wenn jemand etwas verlangt, was ich eindeutig ablehnen muss, weil es der Liebe widerspricht:
jemanden eine Falle zu stellen, zu verraten, einer anderen Schaden zuzufügen … .

Schwer ist es, wenn beides verständlich ist, wenn beides richtig sein kann – wie bei dem Beispiel am Anfang – das eigentlich nur der Ehepartner und die Mutter auflösen können – weil sie beide ihren Wunsch gegeneinander setzen.

Wenn nun aber beide unnachgiebig bleiben? Was dann?
Dann gilt es viele Gründe gegeneinander abzuwägen, die Situation genau einzuschätzen und eine Entscheidung zu treffen. Man wird versichern, dass man beide Seiten liebt, dass es einem schwer fällt, das entscheiden zu müssen, dass man auf jeden Fall auch dem anderen zeigt, wie sehr man ihn liebt.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir alles wissen: es ist nicht immer möglich, klar zu entscheiden, was die Liebe fordert. So ist unser Leben. So sind wir. Vor solche unlösbaren Widersprüche werden wir gestellt. Wie schnell entstehen da negative Haltungen wie Zorn und Ärger und Missgunst und Ablehnung.

Umso wichtiger ist, dass wir immer wieder zur Ruhe kommen.
Umso wichtiger ist, dass wir innehalten und uns orientieren.
Umso wichtiger ist, dass wir der Stimme Raum geben, die zu uns spricht:
Du bist mein geliebtes Kind.

So werden wir immer wieder die Kraft finden, auf diese Stimme zu hören und aus Liebe zu handeln. Und hoffentlich werden wir selbst niemanden in eine Situation bringen, dass er zwischen zwei Lieben entscheiden muss.

Fürbitten:

Pr.: Schwestern und Brüder, wir Menschen sind geboren, damit wir der Liebe des Schöpfers antworten, der uns das Leben in diesem Universum geschenkt hat. Wir beten zu ihm:

  • Für alle, die sich nach Liebe sehnen: dass sie das Glück haben, Liebe zu empfangen und Liebe zu schenken.
  • Für alle, die sich bemühen, anderen Liebe zu zeigen: dass sie immer wieder bestärkt und ermutigt werden.
  • Für alle, die entmutigt sind und meinen, dass sich in der Welt die Stärkeren durchsetzen: dass sie wieder neu sehen lernen, wieviel Liebe zwischen den Menschen ist.
  • Für alle, die in der Politik nach Wegen suchen, dass niemand übersehen wird und alle ihren gerechten Anteil an den Gütern des Landes bekommen.
  • Für die gesamte Menschheit, dass unter uns die Bereitschaft wächst, Verantwortung zu übernehmen, damit nicht die Ärmsten dieser Erde durch den Wandel des Klimas den größten Schaden leiden.

Pr.: Himmlischer Vater, aus Liebe rufst du das Universum ins Sein. Aus Liebe schenkst du Pflanzen, Tieren und uns Menschen das Leben. Wir preisen dich und hören auf dein Gebot alle Tage unseres Lebens.

Amen.

14.07.2019: 15. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Was ist ihre größte Sorge? Etwas einfacher:
Was sind ihre wichtigen Sorgen?

Dass sie und ihre Lieben gesund bleiben oder werden?
Dass ihre Enkel und Neffen einen guten Lebensweg gehen?
Dass es keinen Krieg gibt?

So bedeutend dies alles für unser Leben ist –
Der Gesetzeslehrer hatte erfasst:
Jesus spricht von etwas, das unser Sein auf der Erde übersteigt:
Das was, Jesus sagt, ist nicht weniger als die Zusage des Himmels,
für seine Jünger: Den Vater erkennen die, denen Jesus den Blick dafür öffnet.

Deshalb fragt er Jesus nach dem, was seine größte Sorge ist:
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus verweist den Mann zurück auf sein eigenes Wissen:
Gott lieben und den Nächsten lieben. Die Nachfrage: Wer ist mein Nächster, lässt Jesus dieses wunderschöne Gleichnis erzählen von dem Beispiel des barmherzigen Samariters.

Der Witz daran ist: Die Samariter nahmen Jesus nicht in ihrem Dorf auf, weil er nach Jerusalem in die jüdische Metropole gehen wollte.
Und nun erfindet Jesus ausgerechnet einen Samariter, der einem Juden zu Hilfe eilt, als Vorbild der Liebe zum Nächsten.

Hilf deinem Todfeind, der in Not ist –
vergiss alle Schranken, die dich daran hindern –  Hilf!
Selbst, wenn Du meinst, es wäre das Übelste, ausgerechnet diesem Menschen zu Hilfe zu eilen.

Dabei ist es oft genug sogar schwierig, diese helfende Liebe seinen Liebsten zu schenken:
Ich hab jetzt gerade keine Lust. Die kann doch wirklich selbst.
Ich sitz gerade so gut. Die Sendung, die Musik, das Buch ist gerade so interessant.
Der ist letztes Mal auch nicht aufgestanden.

So haben wir unsere kleinen Rechnungen offen und begrenzen unsere liebende Hilfsbereitschaft selbst in der Familie und unter Freunden.

Liebe Schwestern und Brüder,
natürlich müssen wir manchmal (ausnahmsweise) Grenzen setzen – schon um des anderen willen und um der Beziehung willen.
Widerstand leisten kann manchmal die größere Liebe sein,
als still zu sein und nachzugeben.

Doch welches Handeln uns auch immer menschlich gerade als das liebevollere erscheint: Die größte Sorge dahinter ist:

Hilft es mir dabei, das ewige Leben bei Gott zu erlangen, zu erben?
Oder noch besser: Hilft es dem anderen und mir,
das Leben im Reich Gottes zu finden.

Liebe Schwestern,
im Schlusssegen bei der kirchlichen Hochzeit heißt es:
Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe und der Segen der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus.

Diese Segensbitte ist mehr ein Auftrag als ein Segenswunsch –
ganz sicher nicht nur für Neuvermählte, sondern für jeden, der sich entscheidet, ein Leben mit Christus und in seiner Nachfolge zu führen.

Am besten über wie das Trösten und Helfen im kleinen vertrauten Kreis der Familie und der Freunde.

Dann wird es uns selbstverständlich sein, wenn wir herausgefordert werden, einem Fremden, einem ungebetenen Gast, einem unbeliebten Zeitgenossen zu Hilfe zu eilen, wenn wir ihm helfen können.

 

Wer in Not ist, finde bei uns Trost und Hilfe.