31.12.2023: Fest der hl. Familie

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Nicht nur in St. Albertus Magnus und St. Anton, sondern weit verbreitet ist das Phänomen, das wir sehen:
Zu unseren Gemeindefeiern – sowohl in der Kirche als auch im Pfarrsaal und Gruppenräumen – kommen nur wenig jüngere Menschen und noch weniger Kinder und Jugendliche.

Das Problem haben außer den Gemeinden auch viele Vereine, die Parlamente, die Parteien …
Das Problem ist nicht, dass es zu viele Menschen über 60 gibt, sondern es gibt zu wenige unter 50 Jahren.

Dieses Problem wurde in den letzten Jahrzehnten geschaffen:
Es wurden zu wenige Kinder geboren, um das Gleichgewicht zwischen den Generationen zu bewahren.

Wir stehen deshalb vor großen Herausforderungen:

Finde ich einen Arzt? Wer wird mich pflegen?
Finde ich einen Platz für mein Kind in der KiTa.
Oder muss ich aufhören, meinen Beruf auszuüben?
Finde ich einen Handwerker für die notwendige Reparatur?

Und natürlich: Kann ich es mir leisten? Wieviel Geld werde ich im Alter und in der Zeit der Erwerbstätigkeit zur Verfügung haben?

Diese unsere Situation möchte ich mit dem ins Gespräch bringen,
was wir in den biblischen Texten gehört haben:

Zuerst im Buch Jesus Sirach: Den Vater ehren, die Mutter ehren. Die alten Eltern nicht kränken und nicht verachten, wenn der Verstand nachlässt.

Im Brief an die Gemeinde in Kolóssä schreibt Paulus ähnliches:
Habt Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld, Vergebt einander und liebt einander. Dann habt ihr den Frieden Christi in euch.

Diese Werte sind die echten christlichen Werte. Vielleicht können sie auch die Richtung angeben, um die Gesellschaftlichen Probleme zu bewältigen.

Denn: Diese Probleme lassen sich nicht mehr aus der Welt schaffen. Dafür sind sie zu groß. Wir brauchen auch nicht nach der Schuld zu fragen. Weil niemand allein zur Lösung der Probleme herangezogen werden kann.

Die Achtung gegenseitige Achtung und Sorge der Älteren und der Jüngeren füreinander kann uns zu der Einsicht führen:
Wir müssen Einschränkungen in Kauf nehmen – damit es für den anderen erträglich bleibt.

Das Denken muss sich ändern: Nicht: „Das kann ich für mich verlangen!“
Sondern: „Das brauche ich nicht unbedingt. Ich kann mir auch so helfen!“

Das ist mit den Werten Demut und Milde und Geduld gemeint.

Auch der Umgang mit dem anderen Generationenproblem braucht diese Werte: Das große Problem der rasend schnellen Änderung des Klimas.

Wenn wir es nicht schaffen, das Tempo und Ausmaß des Klimawandels zu begrenzen, werden wir viele Situationen erleben, die Hab und Gut von uns Menschen zerstören. Die Wirtschaft wird fürchterliche Einbußen hinnehmen müssen. Es wird viel Opfer und Verzicht gefordert werden, wenn die Stromversorgung nicht mehr funktioniert und das Wasser eingeteilt werden muss, wenn man Nahrungsmittel nicht mehr unbegrenzt am Welt markt kaufen kann und deshalb die Dinge noch teurer werden. Das wollen wir im Prinzip vermeiden!

Doch auch die Maßnahmen, die all das abwenden sollen, kosten Aufwand, Verzicht und die Bereitschaft, das Anspruchsdenken zu überwinden: Wir haben kein Recht, alles, zu jeder Zeit und an jedem Ort und in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu haben.

Aber es fällt den Menschen unheimlich schwer, auf etwas zu verzichten – wegen einer Gefahr, die immer noch vorhergesagte Zukunft ist. Man glaubt es erst, wenn die Donau bis zum Dom hochgestiegen sein wird. Für den inneren Frieden und für den zwischenmenschlichen Frieden brauchen wir gegenseitige Achtung, Demut, Milde, Geduld, Vergebung.
So werden wir die Kraft finden, unser Anspruchsdenken zu überwinden. So werden wir auch mit weniger frohe Menschen sein können.

28.11.2021: 1. Adventsonntag Lesejahr B

Einführung:
Es gibt so viele Krisen und Gefahren und Katastrophen.
So viele Menschen (manchmal auch ich selbst) verhalten sich rücksichtslos, gleichgültig, nur auf sich selbst bezogen, sorglos und sogar verantwortungslos.

Wie wird das weitergehen? Wo wird das hinführen?

Was erwarten wir? Was wird kommen? Kann es gut werden? Gibt es eine Zukunft?

Lassen wir unsere Hoffnung stärken. Öffnen wir uns für Gottes Geist.
Das ist kein Geist der Verzagtheit sondern

Kyrie
Herr Jesus Christus, du führst uns den Weg.
Du machst uns Mut, auf dein Reich zu hoffen.
Du stärkst unsere Hoffnung auf Leben und Heil.

Tagesgebet:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
was wird in 3 Jahren sein oder in 20?
Diese Frage kann ich auf mich beziehen:  Was wird mit mir sein?
In 3 Jahren? Hoffentlich bin ich noch Pfarrer, hoffentlich kräftig und zufrieden und voller Pläne. In 20 Jahren allerdings, muss ich damit rechnen, dass ich vielleicht schon gestorben bin – aber nicht tot!
Ich glaube ja an das Leben in Gottes Ewigkeit.

Wie sehen Sie ihre Zukunft in 2 in 6 oder in 20 Jahren?

Diese Frage können wir aber auch auf unser Land beziehen, auf Europa, auf die Welt: Werden wir es schaffen, dass wir den Menschen in den Küstengebieten neuen Wohnraum schaffen – weil ihr bisheriger Lebensraum durch den steigenden Meeresspiegel unter Wasser ist?

Werden wir die Pandemie überwunden haben?

  • Werden die großen Machtblöcke der Erde einen Weg gefunden haben, friedlich miteinander zu existieren und sich gegenseitig zu nützen statt zu bekämpfen?
  • Werden die Atomwaffen abgeschafft sein?
  • Werden die Länder der EU es schaffen, ihre freundschaftlichen Beziehungen zu vertiefen und ihre unterschiedlichen Interessen gerecht auszugleichen?
  • Wird die Lebensqualität besser geworden sein?
  • Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.

Im Kern geht es um die Frage: Glaube ich an eine gute Zukunft für die Menschen? Trotz aller Krisen und Katastrophen, die es immer wieder geben wird? Glaube ich daran, dass der Mensch es schafft kann, einen Weg in die Zukunft zu finden?

Dieses Vertrauen und diesen Glauben an die Menschheit stärkt die 1. Lesung aus dem Buch Jeremia: Die gerechten Menschen werden Recht und Gerechtigkeit wirken. Israel kann in Sicherheit wohnen.

Damals war das auf das Volk Israel bezogen. Israel soll den Mut nicht verlieren. Es wird Recht und Gerechtigkeit geben im Land, weil sie wieder auf Gott hören.

Paulus im 1. Thessalonicherbrief und auch die Stelle aus dem Lukasevangelium stärken auch das Vertrauen in die Zukunft und den Mut, bewusst auf diese Zukunft zuzugehen:

„Lebt so, dass euer Leben Gott gefällt!“ mahnt Paulus die Christen – also auch uns heutige:

Das Evangelium warnt uns davor, dass unsere individuellen Bedürfnisse und Ansprüche, unsere Wünsche nach Annehmlichkeit (Rausch und Trunkenheit) und die Sorgen des Alltags unser Tun bestimmen:

Denn wenn wir anfangen würden, Unrecht zu tun und selbstsüchtig zu handeln, würden wir nicht mehr an eine gute Zukunft glauben. Dann hätten wir aufgegeben. Wir hätten uns vom Glauben an Gott abgewandt.

Und wenn es dann soweit ist, dass in der Zukunft Mitgefühl zählen und Hilfsbereitschaft, Rücksicht und Nachsicht mit den Fehlern der anderen.
Dann würden wir einsehen müssen, dass wir auf dem verkehrten Weg waren.

Schwestern und Brüder, wir sind Christen und glauben an die Botschaft Jesu vom Reich Gottes. Wir erwarten dieses Reich! Es ist im Kommen und es ist schon da, wenn wir auf Jesus hören.

Darum sollten wir geduldig und beharrlich bleiben und handeln, wie es dem Glauben an Gottes Reich entspricht:
Das Gemeinwohl ist wichtiger als meine selbtbezogenen Ansprüche;
Es ist wichtiger, dass alle satt werden, als dass ich meinen Besitz vermehre.
Es ist besser Rücksicht zu nehmen, als zu fordern.
Zuvorkommenheit macht das Miteinander geschmeidig, wie die Butter das Brot. Und Freundlichkeit versüßt das Leben wie der Honig die Speisen.

Liebe Schwestern und Brüder! Erwarten wir Gottes Reich und gehen wir weiter darauf zu. Es wird kommen – auch durch uns. Es ist Advent!

Fürbitten

Pr.: Vater im Himmel, wir leben in einer schwierigen Zeit. Wir sorgen uns um die Menschen, die krank werden und dass es so viele sind.
Wir spüren, wie sich die Menschen entzweien und einander verurteilen und einander nicht verstehen. Deshalb beten wir zu dir:

A: Guter Gott, dein Reich komme, dein Wille geschehe

  • Wir beten, dass Rücksicht und Nachsicht das Miteinander der Menschen erleichtern.
  • Wir beten, dass in den Menschen das Bemühen wächst, den anderen zuzuhören und seine Sorgen und Anliegen zu verstehen.
  • Wir beten, dass die Menschheit begreift, dass sie eine Familie ist, in der alle miteinander verbunden sind.
  • Wir beten, dass die Abscheu vor der Gewalt die Menschen davor bewahrt, anderen weh zu tun und Schaden zuzufügen.
  • Wir beten, dass die Zuversicht in eine gute Zukunft den Willen stärkt, geduldig und beharrlich das Gute zu tun.

Pr.: Du Gott hast Deinen geist in uns gelegt, den Geist der Hoffnung und der Geduld und der Zuversicht. Wir erwarten, dass dein Reich kommt und wir dich preisen werden zusammen mit allen Menschen. Amen.


01.09.2019: 22. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder
Jesus Sirach, der jüdische Weisheitslehrer mit griechischer Bildung mahnt:
Bleib „Bescheiden“!

Demütig und bescheiden sein – ich glaube nicht, dass viele Eltern ihre Kinder zu Bescheidenheit und Demut erziehen möchten.

Selbstbewusst sollen die jungen Leute werden, sie sollen von sich überzeugt sein, sollen mit ihren Fähigkeiten und Vorzügen andere beeindrucken und dadurch vorwärts kommen. Es ist auch richtig so, denn nichts stärkt einen Menschen so wie Lob und Anerkennung.

Wir müssen also überlegen, ob wir Demut und Bescheidenheit als erstrebenswerte Tugenden aufrecht erhalten wollen.

Ich mache es uns ein wenig einfacher:
Es wird auch heute nicht geschätzt, wenn jemand herablassend ist, andere Leute von oben herab behandelt und abgehoben wirkt.

Das schlechte Ansehen vieler Priester und Bischöfe, Politiker und anderer Prominenter wird oft damit begründet, dass sie keine Ahnung mehr haben vom richtigen Leben, dass sie in einem Wolkenkukucksheim leben,
das ihnen andere Menschen (weiter unten) egal sind –

Das ist auch die Einflugschneise für die AFD und ähnliche autoritär denkende Organisationen, deren Sympathie für die Demokratie nur so lange reicht, bis sie (hoffentlich nie) die Regierungsmacht inne haben. Dann werden sie nach Aussagen mancher ihrer Vorreiter ihre Gegner an die Wand stellen und jagen.
Dann wären, fürchte ich, die Zeiten der Freiheit und der Demokratie für eine Zeit lang beendet. Dann herrscht wieder eine kleine Gruppe mit ihrer Ideologie, der sie alle und alles unterordnet.

Papst Franziskus hingegen beeindruckt, weil er – trotz seines hohen Amtes – natürlich auftritt, geradezu herzlich; weil er sich um die Obdachlosen rund um den Petersplatz kümmert: dass sie Duschgelegenheiten haben sollen; ….

Auch Politiker können sich schnell Sympathien erwerben, wenn sie den Leuten wirklich zuhören, wenn sie nicht nur Floskeln abspulen, sondern tatsächlich über Probleme und Lösungsmöglichkeiten sprechen.

Bescheiden sein und demütig – mir scheint, es ist doch gar nicht so verkehrt.

Es ist auch etwas anderes als duckmäuserisch und unterwürfig zu sein, ohne Selbstvertrauen und ängstlich.

Die weltliche Sprache sagt es so: Vor dem Gesetz sind alle gleich.
Unser christlicher Glaube sagt: Jeder Mensch ist ein geliebtes Kind Gottes.

Das ist die Perspektive aus der wir Jesus verstehen und erkennen, dass seine Mahnung nicht lebensverneinend ist, sondern einen guten Weg für das Miteinander weist.

Letztendlich geht es aber um mehr als eine moralische Mahnung.
Es geht um die rechte Beziehung der Menschen untereinander und zu Gott:

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt –
wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

In der Ewigkeit, wird zutage treten, dass es gut und richtig war, Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einzuladen.

Ich hoffe, sie können mit mir die ganz einfache Schlussfolgerung ziehen:
Wenn wir ernsthaft daran glauben, dass Gott keinen Unterschied macht und ihm jeder Mensch gleich lieb und wichtig ist,
wenn wir wirklich glauben, dass es in seiner Herrlichkeit kein oben und unten gibt und keine Privilegien,

dann ist es angemessen, jetzt schon nach diesen Idealen zu leben.