29.07.2018: 17. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus speist 5000 Menschen – das ist aber nur der Anfang.
Denn daran schließt sich die sogenannte Brotrede an, in der Jesus über das Himmelsbrot spricht, das er selber ist.

Nicht das spektakuläre Wunder steht im Mittelpunkt, sondern Jesus, an den wir glauben dürfen. Aber langsam und der Reihe nach.

Diese Geschichte ist kunstvoll komponiert. Wenn wir ihre einzelnen Elemente wahrnehmen und wie sie zusammengesetzt sind, erschließt sich uns ihre Heilsbotschaft.

Ich fange hinten an. Die übrig gebliebenen Brotstücke füllen 12 Körbe voll.
Woher kommen eigentlich die 12 Körbe, um die übrig gebliebenen Brotstücke einzusammeln? Wer nimmt denn einen leeren Korb mit, wenn er einem Wunderheiler folgt, und seine Lehren hören will.

Aber 12 ist je eine besondere Zahl: Die 12 Stämme Israels, die 12 Apostel, das neue Volk Gottes. Es bleibt also genügend übrig, damit auch noch ganz andere Leute von Jesus genährt werden können als die 5000, die da waren.

Kennen wir nicht den Psalm: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen, er lässt mich lagern auf grünen Auen? Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen – treu seinem Namen!

War da nicht die Rede von reichlich Gras, auf das sich die Leute setzen können? Geht es nicht um den Hunger, das Verlangen der Menschen?
Geht es da um mehr als knurrende Mägen?
Dieses Gefühl war den Männern der damaligen Zeit nicht fremd und sie wussten es zu ertragen. Sie hätten es alle noch zurück in ihre Dörfer geschafft, um dort ihren Hunger zu stillen.

Andreas, der Bruder des Simon Petrus hat den kleinen Jungen entdeckt mit Fünf Broten und zwei Fischen.

Fisch: das Johannesevangelium ist griechisch verfasst. Also Ichthys.
Das ist das Akrostichon: Jesus Christus Gottes Sohn, Erlöser der Menschen.
Nach seiner Auferstehung gibt Jesus den Jüngern am See Fisch und Brot zu essen.

Brot: Brot bedeutet Leben. Die Israeliten aßen auf ihrem Weg durch die Wüste das Himmelsbrot, das Manna.
Und Jesus sagte: Meine Speise ist es, den Willen meines Vaters zu tun.
Wer den Willen des Vaters tut, der wird leben und Segen empfangen.

Ein kleiner Junge: Also ein Kind. Wir kennen das Wort Jesu: Menschen wie Kindern gehört das Himmelreich.

Und jetzt noch die Zeitangabe: Es ist kurz vor dem Paschafest, das an die Befreiung aus Ägypten erinnert, an das ungesäuerte Brot, das die Israeliten aßen.

Und was tut Jesus: Er nahm die Brote, sprach das Dankgebet und teilte es an die Leute aus.

Schwestern und Brüder, vielsagende Symbole sind hier zu einer Geschichte geworden, die uns eine Botschaft verkünden, die auf wunderbare Weise dargeboten wird:

Wenn wir an Jesus glauben und seinem Wort folgen, dann empfangen wir von ihm das Leben – ganz unverdient und geschenkt, wie man Kinder beschenkt, die zu ihrer Mutter laufen, die ihnen Geschenke bringt.
Er stillt unsere Sehnsucht danach, dass unser Leben Sinn-voll ist.
Er stillt unsere Sehnsucht nach dem Leben selbst.
Sein Vorrat ist nicht begrenzt:
Es bleibt mehr als genug übrig, damit er allen das Brot des Lebens sein kann, die jemals zu ihm kommen.

Augustinus hat dieses Zeichen des Johannesevangeliums verstanden. Deshalb sagte er als Kommentar: Von diesem Brot essen wir noch heute.

Ja, wir sind um Jesus versammelt, um auf ihn zu hören und damit wir von ihm das Brot des Lebens empfangen. Jetzt, wenn wir Gäste sind an seinem Tisch.

22.04.2018: 4. Sonntag der Osterzeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wer sind die anderen Schafe, die Jesus auch führen muss, die Schafe aus einem anderen Stall?

Diese Frage enthält bereits eine Feststellung:
Jesus ist der einzige gute Hirte!
Die Schafe, für die er sein Leben hingibt, sind die Apostel, denen er die Füße gewaschen hat und von denen er sich in dieser Rede verabschiedet.

Wer sind aber dann die anderen Schafe?
In der Sicht des Evangeliums sind es die Heiden – also die Menschen, die nicht an Jahwe glauben, dein einen und einzigen Gott, sondern an andere Götter. Doch diese Götter gibt es nicht. Sie sind Nichtse.

Das Evangelium hat eine sehr weite Perspektive:
Alle Menschen – egal, was sie glauben und denken und wie sie leben und wo sie zuhause sind und herkommen: Jesus sieht sich als der Hirt aller Menschen.

Das Johannesevangelium sagt: Sie werden auf Jesus hören.
Dann wird es nur noch eine Herde geben und einen Hirten.

Menschen aus allen Völkern hören auf Jesus! – Das ist wahr geworden.
Aber nicht alle Menschen hören auf Jesus.

Die eine Herde hat sich aufgeteilt. Die einen folgen der lila Fahne, die anderen der gelb weißen, die anderen folgen dem Duft des Weihrauchs. Und es gibt unzählige kleine Teilherden, mit ganz verschiedenen Gewohnheiten und Sitten.

Doch in dem Bild Jesu gesprochen:
Sie alle erkennen Jesus als ihren einzigen und wahren guten Hirten an.
Sie sind die eine Herde, in der Nachfolge der Apostel.

Und es gibt noch Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens, mit anderen Sitten.
Ist es nicht vermessen, dass Jesus auch ihr Hirte sein will?

Jesus will sie niemandem wegnehmen. Er ist kein Dieb und kein Räuber. Er hat keine Armee. Kein Militär.
Jesus hat nie jemand zu etwas gezwungen.
Jesus zwingt niemandem, sein Jünger zu werden.

Aber Jesus will, dass Menschen aller Herkunft den Weg zu Gott finden. Den Weg zu Versöhnung und Frieden und Gemeinschaft.

Sein Leben lebt er für alle, nicht nur für die, die er schon gewonnen hat.
Seinen Tod stirbt er für alle, nicht nur für die, die ihm gefolgt sind.
Seine Auferstehung öffnet die Tür für alle, die hindurchgehen wollen.

Deshalb ist es uns aufgetragen, dass wir Jesu Hirtenruf zu Gehör bringen:
dass wir locken, dass wir ihn bekannt machen und das wunderbare seiner Botschaft:
Das erste und wichtigste ist die Liebe.

In unseren Tagen ist das eine fast vermessen anmutende Perspektive.

Doch: Jesus möchte tatsächlich, dass nicht nur wir, sondern alle Schafe auf seine Stimme hören und ihm folgen.
Er möchte alle führen, damit es nur noch eine Herde gibt und einen Hirten.
Dieser eine Hirte, der alle, die auf ihn hören zum Leben führt.