Hier geht es zu den Texten der Liturgie: 
Sie erinnern sich sicher noch an letzten Sonntag: Jesus sagt zu seinen Jüngern, sie sollen vergeben – wenn sie es tun wird es sicher auch der himmlische Vater tun, denn sie bitten um das, was Gottes Liebe in ihnen wirkt.
Petrus hat es offenbar verstanden: Wenn er fragt: Muss ich meinem Bruder siebenmal vergeben? Zeigt er durch diese Zahl sieben. dass er verstanden hat: Man muss dem Bruder uneingeschränkt immer wieder vergeben.
Jesus könnte nun einfach bestätigen: Ja so ist es! Statt dessen erzählt er eine Geschichte und treibt den Impuls zur Vergebung ins unermessliche. Zugleich erklärt er nochmal, warum wir einander immer wieder vergeben sollen:
Der König steht ja für Gott und wir alle brauchen die Vergebung von Gott her: In viel größerem Maß, als andere unsere Vergebung nötig haben.
Damit ist eigentlich alles gesagt!
Doch:
Haben wir das Bewusstsein dafür, dass wir Gottes Vergebung brauchen?
Spüren wir, dass wir ihm viel schuldig bleiben?
Oder sehen wir nur, wie andere an uns schuldig werden, weil sie rücksichtslos sind, boshaft, herablassend, egoistisch usw.?
Natürlich gibt es Beispiele von größter Grausamkeit, die Menschen anderen antun, die selbst nie solche Grausamkeit verüben.
Natürlich müssen wir uns – nach dem Vorbild Jesu – auf die Seite der Unterdrückten stellen, und denen helfen, die Unrecht erleiden.
Im Alltag aber: einer Familie, im Berufsleben, wenn wir uns im öffentlichen Raum bewegen, geht es zum Glück meistens um viel weniger.
Eben nur um 100 Denare – nicht um 10.000 Talente.
Liebe Schwestern und Brüder, versuchen wir es: versuchen wir es doch, einander nichts nachzutragen. Bestehen wir nicht darauf, dass jemand seine Schuld begleichen muss – wie immer er das auch tun sollte.
Vergeben wir in dem Bewusstsein, dass auch wir Vergebung nötig haben.
Binden wir den anderen nicht an ihr schlechtes Verhalten.
Lassen wir ihm die Freiheit, es besser zu machen.
Es ist doch besser vor dem Herrn zu stehen und zu sagen:
Vergib mir meine Schuld, wie ich auch denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind.
Das ist mehr Frieden. Das ist mehr Ruhe und größerer Trost.
Wie wir es mit den ganz schlimmen Übeltaten machen, die auf dieser Erde geschehen?
Schwestern und Brüder, wir werden nie vollkommen sein und auf Gottes Erbarmen angewiesen – auch wenn wir nicht vergeben können.
Ein Theologe hat gesagt:
Wenn du nicht vergeben kannst, dann kannst du wenigstens beten, dass Gott ihm vergibt.
Das könnten wir vielleicht schaffen.