15.06.25: Dreifaltigkeitssonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:

Wie waren die letzten Tage?
Hatten sie Ärger, hat sie etwas gefreut?
Machen sie sich Sorgen oder sind sie um Sorgen erleichtert worden?
Macht ihnen etwas Angst oder ist neue Hoffnung gewachsen?

So kommen wir hierher.
Wir danken Gott für das Gute, wir beklagen das Schlechte,
wir bitten um Kraft und Hoffnung und darum, dass es gut wird.

Der Vater weiß, was wir brauchen.
Der Sohn zeigt uns den Weg.
Der Geist gibt uns Kraft und Mut.

Wir grüßen Christus, unseren Bruder und Herrn.

Ansprache:

Liebe Schwestern und Brüder,
Nach der Wandlung sagen wir: Geheimnis des Glaubens.
Aber jeder kann es wissen. Ist es dann noch ein Geheimnis?
Was ist denn ein Geheimnis?

Wenn jemand einen Plan hat,
der erst bekannt werden soll, wenn er durchgeführt wird.

Ein Versteck oder ein Wissen,
das nur ausgewählte Personen miteinander teilen.

Wenn man nicht verstehen kann, warum etwas so ist,
dann bleibt es ein Geheimnis.

Ein Geheimnis hat tatsächlich die Tendenz, dass es bekannt wird oder bekannt werden soll.

Heute feiern wir ein Glaubensgeheimnis, dass uns Christen von allen anderen Religionen unterscheidet. Wir sprechen in unseren Gebeten Gott den Vater an und Jesus Christus, seinen Sohn und wir beten zum Heiligen Geist, dass er uns erfüllt.

Zugleich ist mir bewusst: Wenn es in Gott eine „Aufteilung“ gäbe, eine Spaltung, wenn er nicht ganz eins mit sich wäre – wäre er nicht der ewige Gott, die Quelle des Seins.

Dass wir zum Vater und zum Sohn und zum Heiligen Geist beten, liegt an der Bibel – an der Heiligen Schrift: Jesus betet zum Vater. Er wird „geliebter Sohn“ genannt und er hat den Geist aus der Höhe, die Kraft Gottes zugesagt.

Sehr viele Christen denken immer wieder darüber nach:
Wie kann es einen Gott geben, der Vater ist und Sohn und Heiliger Geist?

Noch rätselhafter wird es, weil wir von einem Gott in drei Personen sprechen: Wie können drei Personen ein einziges Wesen haben?

Das Problem ist, dass das Wort Person in unserer heutigen Sprache eine ganz andere Bedeutung hat

Für uns ist eine Person ein Individuum mit menschlichem Körper. Eine Person hat einen eigenen Willen, ist selbstbewusst, vernunftbegabt, entwickelt Gefühle, kann etwas bewirken und hat mit seiner begrenzten Freiheit Verantwortung für seine Taten.

Wenn wir diese Merkmale einer Person auf den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist übertragen, dann sind sie drei Individuen – drei Götter – und nicht ein Gott.

Mit unserem alltäglichen Sprachgefühl, müssten wir eher von der einen göttlichen Person sprechen: eins im Wollen, eins im Handeln. Ein Gott eben.

Bleibt die Frage: Wie bezeichnen wir dann den Vater und den Sohn und den Heilige Geist?

In einem Buch habe ich es ungefähr so gefunden:

  • Gott ist als Vater wie eine ursprunglose Quelle und teilt sich mit.
  • Gott ist Sohn und Wort, weil das vom Vater Mitgeteilte wirklich ist;
  • Gott ist Geist, weil der Vater den aus ihm hervorgehenden Sohn liebt und der Sohn den Vater, aus dem er hervorgeht.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich muss gar nicht so viel nachdenken, wie Gott in sich ist und sich zu sich selbst verhält.
Ich kann es einfach das Evangelium gelten lassen: Es verkündet Jesus, der zu seinem Vater betet und der uns zusammen mit dem Vater den Geist Gottes, seine Kraft sendet.

Unsere christliche Gotteserfahrung ist dreifaltig:

Gott begegnet uns als Schöpfer von allem.
Gottes Sohn begegnet uns im Menschen Jesus Christus.
Gottes Heiliger Geist ist in uns, so dass wir in Gottes Kraft seiner Liebe antworten können und seine Liebe weiterschenken.

Wie auch immer: Es ist der eine Gott, derselbe – wo der Vater ist, ist auch der Sohn und wo die beiden sind, ist auch der Heilige Geist.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Gott, Du bist die Liebe und schenkst uns deinen Geist der Liebe. Angetrieben von dieser Liebe beten wir:

Gott, der du die Liebe bist           L/A Wir beten zu dir

  • Wir beten für die Christen aller Konfessionen: dass sie eins sind im Glauben an dich, den Vater, an dich, den Sohn, und an dich, den Heiligen Geist.
  • Wir beten für die Angehörigen aller Religionen: dass sie in ihrem Glauben den Antrieb finden, den Frieden zu suchen.
  • Wir beten für die Menschen, die nicht an Gott glauben, dass sie die Liebe als Grundkraft des Lebens erkennen.
  • Wir beten für Leo, den Bischof von Rom und für alle Bischöfe:
    dass sie auf das Volk Gottes hören und im Heiligen Geist die Kraft zu den notwendigen Änderungen finden.
  • Wir beten für unsere christliche Gemeinde: dass unser Glaube wächst, die Hoffnung erstarkt und die Liebe zum Mitmenschen uns erleuchtet.

Lektor/in: Dich Vater preisen wir. Dich, den Sohn rühmen wir.
Dich den Heiligen Geist loben wir. Jetzt und in Ewigkeit. Amen.

16.06.2019: Hochfest der Dreifaltigkeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wohin ich auch schaue: überall sind Konflikte – überall drohen die Konflikte zu eskalieren.

  • Storchenfreunde hegen fast ungehemmte Aggression gegen die Storchenfeinde.
  • Verteidiger der abendländischen Kultur betrachten Fremde als Feinde und wollen sie so schnell wie möglich wieder los werden.
  • Weltmächte sind voll Argwohn gegeneinander und streben nach der Welthoheit.

Überall gibt es Spaltungen. Die Menschen betonen die Gegensätze,
was sie trennt, die Unterschiede.

Die Menschen suchen nicht das, was sie untereinander verbindet,
sie denken nicht daran, dass alle dieselbe Luft atmen und dasselbe Wasser trinken und die Früchte der gleichen Erde essen.

Die Menschen – die vielen, die ihre Regierungen wählen und die, die gewählt werden – streben nicht danach, dass wir uns als eine Menschheitsfamilie entwickeln.
Die Menschen streben stärker als früher wieder nach Spaltung statt nach Einheit; sie meinen, sich zu trennen wäre besser als sich zu verbinden.

Die Einstellung ist: Wir zuerst – dann die anderen.
Das meiste für uns – der Rest für die anderen.

Welch ein Kontrast zu den Worten des Evangeliums, wo Jesus sagt:

Der Geist der Wahrheit wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles was der Vater hat, ist mein. Der Vater hat es mir gegeben.

Gott, der Vater und der Sohn teilen alles
und durch den Geist teilen sie es mit den Menschen.

Das ist das genaue Gegenteil zum Kurs der Spaltung.

So entsteht Einheit und Verbindung – so entsteht Frieden und Gemeinschaft. So entsteht Verantwortung füreinander statt Verachtung des anderen und seines Lebens.

Der Glaube an den dreieinigen Gott, an Vater, Sohn und Geist,
das ist der Glaube an die Liebe, die alles miteinander teilt.

Diese Einheit entsteht durch die Unterschiede, durch die Verschiedenheit, der einzelnen. Sie entsteht nicht durch Gleichmacherei.
Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Heilige Geist
und der Geist ist nicht der Vater.

In verschiedenen Weltgegenden gibt es notwendiger Weise verschiedene Lebensgewohnheiten.

Doch wir sind alle Menschen, fähig zum Lieben und zum Hassen;
fähig zum Streiten und zum Versöhnen, fähig zum Fürchten oder zum Vertrauen, geplagt von Ängsten und erfüllt von Hoffnungen.

Der Glaube an den Vater, der alles mit dem Sohn teilt
und an den Geist, der uns gibt, was dem Sohn gehört
– der Glaube an die Liebe als Urprinzip des Universums und des Lebens,
– dieser Glaube weckt die Sehnsucht nach Einheit unter den Menschen.

Dieser Glaube lehrt uns, das Verbindende zu suchen und die Unterschiede als Bereicherung statt als Bedrohung anzusehen.

Der Glaube an die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist,
soll uns antreiben, Einheit und Frieden anzustreben – als Einzelne, wie auch als Gemeinschaft.

Darum ist auch das Streben nach der Einheit des Volkes Gottes – aller Getauften – unverzichtbar und so wichtig:
Wenn wir Christen es nicht schaffen, Einheit zu schaffen und zu erhalten,
wie soll dann die Welt glauben, dass Einheit möglich ist?

27.05.2018: Dreifaltigkeitssonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wir alle wurden getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. So beginnen wir unsere Gottesdienste und Gebete.
Wenn am Kircheneingang Weihwasser nehmen erinnern wir uns an unsere Taufe auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Die Rede vom Vater im Himmel, von Jesus seinem Sohn und vom Heiligen Geist ist tief im biblischen Denken verankert. Jesus spricht von seinem himmlischen Vater- Bei der Taufe wird als Sohn Gottes vorgestellt. Er verheißt bei seiner Rückkehr zum Vater den Heiligen Geist, die Kraft aus der Höhe, der den Jüngern eingibt, was sie sagen sollen.

Bald begannen die Christen ihren Glauben zu meditieren, zu betrachten und über ihn nachzudenken. Bald versuchten die von Christus Begeisterten diese Gotteserfahrung zu erklären. Das Wort „proposon“ oder Person erschien ihnen dafür geeignet. Es bezeichnet die Maske, die sich Theaterspieler vor das Gesicht hielten, wenn sie eine bestimmte Rolle einnahmen.

Prosopon, Person, bedeutet Maske, die Rolle, die jemand einnimmt und in der er sich zeigt.

Gott zeigt sich uns in drei Weisen, in drei Personen: er ist unser Ursprung, er ist unser Bruder, er ist der Geist in uns.

Am leichtesten können sich die Menschen Gott als Urheber der Schöpfung, des Universums vorstellen.

Schwerer fällt es zu glauben, dass Gott uns in unserem Bruder, in unserer Schwester, im Mitmenschen begegnet und zeigt:
manchmal sagen wir zwar: „Dich schickt der Himmel“, wenn jemand gerade zur rechten Zeit kommt.
von manchem Mitmenschen sagen wir: sie ist wirklich ein guter Mensch.

Aber wir haben auch andere Erfahrungen: wir erleben gemeines, rüpelhaftes, rücksichtloses Verhalten:
in Menschen, die sich so verhalten, soll Gott sich zeigen?

Genauso schwer fällt es uns zu glauben, dass Gottes Geist und Kraft in uns ist? Ja manchmal, bin ich zufrieden und denke mir: das habe ich gut gemacht. Wir spüren unsere Kraft, wir zeigen Nachsicht und Geduld, versuchen Nächstenliebe zu üben.

Doch wie oft spüren wir die Grenzen unserer Kraft, fühlen uns müde, ver­lieren die Geduld, geraten in Zorn, ziehen uns zurück, wehren uns, ver­schließen uns dem anderen gegenüber, sind ratlos, fühlen uns schwach.

Wo sind Gottes Kraft und Gottes Geist in mir?

Diese schlechten Erfahrungen mit der Welt, mit den anderen, mit uns selbst nähren den Zweifel an Gott, den Zweifel an unserer Erfahrung von Gott, der unser Vater ist, der uns im Mitmenschen begegnet und dem Heiligen Geist, der in uns wirkt.

Diese Erfahrung Gottes haben wir auch nicht aus uns selbst. Sie wurde uns geschenkt und ermöglicht durch Jesus von Nazaret:
Er war Mensch wie wir. Er hat die Widerwärtigkeit der Welt und der Mitmenschen erfahren – wie wir.

Aber er hat so gelebt und gehandelt und gesprochen, dass wir bis heute sagen können: Dich hat der Himmel zu uns geschickt.

Er hat immer Gottes Geist und Gottes Kraft in sich gespürt und aus dieser Kraft gehandelt. Er hat nie die Orientierung verloren, sondern folgte der Stimme der Liebe. Er wusste, dass er das richtige tut. – Selbst im Moment seines Sterbens – als er sich der menschlichen Gebrechlich­keit überlassen musste und keine Kraft mehr hatte, konnte er sagen: Es ist vollbracht. Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Da wir in ihm den Vater erkannt haben, da wir Gottes Geist in seinen Werken erkannt haben, da wir an ihn als Sohn Gottes glauben, haben wir seinen Geist empfangen. Inmitten der Verletzlichkeit des Lebens und der Unvollkommenheit der Menschen haben wir durch Jesus Christus die Einsicht gewonnen: Gott ist unser Vater, er ist unser Bruder, er ist in uns.
Sein Wesen ist immer das Gleiche: Er ist die Liebe. Und wo die Liebe ist, da ist Gott.

Bußgottesdienst Advent 2013: „Im Gleichgewicht“

Dreifaltigkeit – Ikone von Andreij Rubljowes

dreifaltikeit andreij rubljow

„Im Gleichgewicht“

ERÖFFNUNG

Gesang zur Eröffnung       GL 116/1-2

Einführung:  Schwestern und Brüder!
Advent – Ankunft – Ein Wort, das andeutet, das wir in diesem Leben unterwegs sind.
Wohin? Was ist unser Ziel in dieser Welt?
Was wollen wir erreichen, solange wir leben?

 GEBET
Hilf uns, Gott, dass wir in diesen Tagen die Ankunft deines Sohnes voll Freude erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet, wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Verkündigung und Gewissenserforschung

Lesung aus dem Buch Leviticus: Lev 19,9-18

Wenn ihr erntet, sollt ihr euer Feld nicht bis an den Rand abernten und keine Nachlese halten.
Auch eure Weinberge sollt ihr nicht ganz ablesen und die heruntergefallenen Trauben nicht aufheben.
Lasst etwas übrig für die Armen und für die Fremden bei euch. Ich bin der HERR, euer Gott!

Vergreift euch nicht an fremdem Eigentum. Belügt und betrügt einander nicht.
Missbraucht nicht meinen Namen, um etwas Unwahres zu beschwören; denn damit entweiht ihr ihn. Ich bin der HERR!
Erpresst und beraubt nicht eure Mitmenschen. Wenn jemand um Tageslohn für euch arbeitet, dann zahlt ihm seinen Lohn noch am selben Tag aus.
Sagt nichts Böses über einen Tauben, der es nicht hören und sich nicht wehren kann, und legt einem Blinden keinen Knüppel in den Weg.

Nehmt meine Weisungen ernst: Ich bin der HERR!

Wenn ihr einen Rechtsfall zu entscheiden habt, dann haltet euch streng an das Recht.
Bevorzugt weder den Armen und Schutzlosen noch den Reichen und Mächtigen.
Wenn ihr als Richter über einen Mitmenschen das Urteil sprecht, darf allein die Gerechtigkeit den Maßstab abgeben.

Verbreitet keine Verleumdungen über eure Mitmenschen.
Sucht niemand dadurch aus dem Weg zu schaffen, dass ihr vor Gericht falsche Anschuldigungen gegen ihn vorbringt.

Ich bin der HERR!

Wenn du etwas gegen deinen Bruder oder deine Schwester hast, dann trage deinen Groll nicht mit dir herum.
Rede offen mit ihnen darüber, sonst machst du dich schuldig.
Räche dich nicht an deinem Mitmenschen und trage niemand etwas nach.

Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Ich bin der HERR!‘

Wort der Heiligen Schrift

Lied:               Wohl denen, die da wandeln                    GL 614/1+3

Evangelium Mt 22,34-40 Das wichtigste Gebot

35    Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, stellte Jesus eine Falle. Er fragte ihn:
36   „Lehrer, welches ist das wichtigste Gebot des Gesetzes?“

37    Jesus antwortete: „’Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‘
38    Dies ist das größte und wichtigste Gebot.
39    Aber gleich wichtig ist ein zweites: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‘
40    In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern.“

Ansprache:
Im Gleichgewicht – vielleicht denken Sie zunächst eher an eine Waage, die man mit Gewichten ins Gleichgewicht bringt – so wie früher auf dem Markt oder beim Gemüsehändler.

Diese Art von Gleichgewicht ist auf Ausgleich bedacht: zwei Gegenüber sollen sich möglichst ausgleichen. Dieses Gleichgewicht kann notfalls sogar ein Gleichgewicht des Schreckens sein – wie wir es aus der Politik der 60er bis hin zu den 80er Jahren kennen.

Man könnte auch an eine Akrobatin denken, die auf einem Hochseil das Gleichgewicht hält, um nicht abzustürzen.

Ich denke jetzt aber an eine andere Art des Gleichgewichts – an ein Gleichgewicht, um das wir uns andauernd selber bemühen – und das wichtig ist, damit wir uns glücklich nennen können.

Ich möchte im Gleichgewicht sein, ich möchte die Balance behalten, in mir selbst, so dass sich ein Gefühl der Geborgenheit einstellt und ich mich ausgeglichen fühlen kann.

Diese Ikone des russischen Mönches und Ikonenmalers Rubljow (etwa 1411) stellt an und für sich die Dreifaltigkeit dar. Es ist eine Drei-Einheit, die geradezu ein Idealbild darstellt, für das Gleichgewicht der drei Angesichter Gottes.

Nicht zwei stehen sich gegenüber, sondern durch den dritten entsteht eine Harmonie, eine Ausgeglichenheit, die zwischen zwei so nicht möglich wäre.
Jede der drei Gestalten wendet sich segnend mit seiner rechten der anderen zu. Jeder hält den Stab in der Hand. Zwei schauen auf den einen und der sieht zu beiden.
Zu dieser Art des Gleichgewichts sind wir Menschen berufen, wenn wir Abbild Gottes genannt werden.

Eine Dreiheit entsteht, wenn wir uns öffnen:
Die eine Seite öffnet sich hin zu den Menschen, mit denen wir leben, mit denen wir zu tun haben, die uns irgendwie begegnen.
Die andere Seite öffnet sich hin zu Gott, zu unserem Ursprung und Ziel, zu dem, der uns Anteil gibt an seinem Leben und ebenso all den anderen, die mit uns diese Erde bewohnen.

Wir öffnen uns nach zwei Seiten hin – doch zugleich bleiben wir bei uns selbst und brauchen uns in den Beziehung nicht verlieren.
Unser Leben ist im Gleichgewicht gehalten von den drei Polen: Ich – Du – Gott!

Wenn ich mich nur um mich kümmern würde, würde ich mich in mir selbst einschließen und verkümmern und verdorren.
Wenn nur mehr bei anderen wäre, bin ich in Gefahr, mich zu verlieren.
Wenn ich die Mitmenschen vergesse – oder auch Gott ausklammere – dann wird das Leben zweidimensional.
Viel leichter kann die Ordnung durcheinander kommen und ich komme aus dem Gleichgewicht.

Im Gleichgewicht sein, ausgeglichen sein, dieser glückliche Zustand wird beschrieben in dem Doppelgebot, dass alle anderen Gebote zusammenfasst:
Die Gebote können und sollen dem Menschen helfen, dass er im Gleichgewicht bleibt: Ordnung und Anpassungsfähigkeit, Ich und Du, Ruhe und Aktivität, Haben und Teilen sind nicht sich ausschließende Gegensätze, sondern einander bereichernde Pole.

Das Doppelgebot Jesu – oder ist es ein Drei-Gebot? – hilft uns und beschriebt, wie wir ausgeglichen und im Gleichgewicht sein und bleiben können: Ich – DU – Gott – das sind die drei Pole, zwischen denen wir uns bewegen können. In diesem Dreieck finden wir, was wir suchen:
Kraft und Geborgenheit und Offenheit.

Diese drei Pole bilden für uns den Raum unseres Lebens.
Jetzt dürfen wir nacheinander und unter verschiedenen Aspekten unser Leben zwischen diesen drei Polen in den Blick nehmen:

Meine Sorgen
Jedes menschliche Leben kennt Höhen und Tiefen. Jesus hat gesagt: „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht. Sorgt euch nicht um Morgen, denn jeder Tag hat seine eigene Sorge.“ Gelassenheit hat ihre Wurzel im Grundvertrauen auf das Leben, auf andere Menschen, auf Gott. Im Vertrauen, dass es gut werden wird

  • Was mache ich, wenn manche Dinge nicht nach meinen Plänen laufen? Wie reagiere ich?
    Wie möchte ich gerne reagieren? – Pause
  • Wie sehr nehmen mich die Sorgen um mich, um meine Gesundheit, meinen Beruf oder meine finanziellen Mittel in Beschlag?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

V: Mein Umgang mit den Mitmenschen
Wir leben in verschiedensten Beziehungen: in der Familie, in der Nachbarschaft, im Kollegen- und Freundeskreis. Diese Menschen nehmen uns und manchmal auch unsere Hilfe in Anspruch.

  • Merke ich, wenn jemand mich braucht? Nehme ich manche Mitmenschen und ihre Anliegen nicht ernst? – Pause
  • Sehe ich in erster Linie nur mich selber und meine eigenen Wünsche?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

V: Verzeihen können
Menschen machen Fehler. Manchmal erhalten wir von anderen nicht die richtige Aufmerksamkeit oder Anerkennung. Manchmal werden wir verletzt durch Worte oder Gesten. Manchmal fügt uns jemand absichtlich oder unabsichtlich Schaden zu. Im Vaterunser beten wir: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

  • War ich nachtragend gegenüber jemandem?
    Bin ich mit jemand zerstritten? – Pause
  • Habe ich Geduld mit anderen Menschen und ihren Unzulänglichkeiten, ihren Eigenheiten? – Pause
  • Wann habe ich zuletzt jemand um Verzeihung gebeten?
    – Pause
  • Verleugne ich meine Schuld? Bin ich rechthaberisch?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

V: Mein Konsumverhalten und meine Bereitschaft loszulassen
Wir brauchen vielerlei Dinge zum Leben: Nahrung, Wohnung, Wärme, Kleidung, um nur einige Grundbedürfnisse zu nennen. Es kann allerdings geschehen, dass wir diese Dinge, die unser Leben erleichtern sollen, zum Lebensinhalt machen.

  • Wie sehr bin ich darauf fixiert, bestimmte Dinge zu besitzen? – Pause
  • Unterstütze ich die Hilfswerke, die Menschen in Not helfen, so dass sie ihre Situation verbessern können? – Pause
  • Fällt es mir schwer auch einmal auf etwas zu verzichten? Bin ich geizig oder kann ich gut Dinge abgeben?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

V: Umgang mit sich selbst: Das Gebot heißt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das heißt: Ich darf und soll auch mich und meine Bedürfnisse achten und ernst nehmen.

  • Wie gehe ich mit mir selbst um?  Höre ich auf meine innere Stimme?
    Traue ich mir, einen eigenen Standpunkt zu haben?
    Achte ich auf meine Bedürfnisse nach Ruhe, Aktivität, Entspannung, Stille und Unterhaltung? – Pause
  • Fordere ich mehr von mir, als ich leisten kann?
    Oder gebe ich mich zu schnell zufrieden?
    Kenne ich die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit?
  • Bewerte ich mein Leben nach meiner Leistungsfähigkeit? Gibt es Genussmittel, nach denen ich süchtig bin?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

V: Gebet, Pflege der Beziehung zu Gott
Der Prophet Jod fordert zum Gebet auf. Denn er vertraut darauf, dass vom Herrn die Rettung kommt.

  • Wie steht es um mein Gebetsleben? Bete ich regelmäßig? Vertraue ich mich im Gebet Gott an oder stellt mein Gebet eher eine Pflichtübung dar? – Pause
  • Wann suche ich die Begegnung mit Gott und die Gemeinschaft der Glaubenden im Gottesdienst?

2 Minuten Stille oder meditative Musik

LIED             Herr, deine Güt ist unbegrenzt                   GL 289/1+2

 Buße und Versöhung

Schuldbekenntnis – Vergebungsbitte

Gott will unser Heil. Er will, dass wir im Einklang stehen, mit ihm, mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen. Manchmal verlieren wir die Balance, achten zu wenig auf uns selbst, verlieren Gott aus dem Blickwinkel oder sind gleichgültig gegenüber anderen und ihren Bedürfnissen. Deshalb bekennen wir vor Gott und voreinander unsere Schuld und bitten miteinander und füreinander um Vergebung.

Wir sprechen das Schuldbekenntnis:

Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. – A: Amen.

Der Glaube dass Gott uns treu ist in seiner Liebe und Zuwendung hilft uns, dass wir immer wieder die Balance suchen und finden.  Halten wir nochmal einige Augenblicke Stille und überlegen, wie wir unsere Balance in den nächsten Wochen besser halten können: durch mehr Augenmerk auf uns selbst, auf Gott oder auf Mitmenschen.

2 Min. Orgelmusik: Variation zu GL 289

Vater Unser – Friedensgruß

Durch Jesus haben wir jene Freiheit erlangt, in der auch wir Gott unseren Vater nennen dürfen. So wollen wir nun beten:

A: Vater unser im Himmel …

Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch. – A: Und mit deinem Geiste.

Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

ABSCHLUSS

Gebet
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du ja zu uns sagst.
Du bist eins mit deinem Sohn und mit dem Heiligen Geist.
Eins im Wollen, eins in der Liebe, eins im Vollbringen.
Hilf uns, dir immer ähnlicher zu werden, und in Einheit zu leben.
Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus im Heiligen Geist. Amen

Lied                Den Herren will ich loben                                   GL 261

SEGEN

Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
Er segne und heilige euch durch das Licht seiner Gnade.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. – A: Amen.

Bußgottesdienst im Advent „Im Gleichgewicht“, angeregt von und unter Verwendung der Vorlage „Richtet euch auf“, Deutsches Liturgisches Institut

26. Mai 2013: Dreifaltigkeitssonntag

26456coLiebe Schwestern und Brüder, der Glaube an den einen Gott, der sich uns offenbart hat in seinem Sohn Jesus Christus und den wir erkennen können im Heiligen Geist ist das einmalige und besondere an uns Christen.
Wer hat sich das ausgedacht? Wie kommen wir dazu, vom dreieinigen Gott zu sprechen?

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.
Jesus betete zu seinem Vater und er versprach uns den Geist, den Beistand, der für immer bei uns bleiben wird.

Liebe Schwestern und Brüder, es ist leicht, in zwei Zitaten aus der Bibel Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde zu finden; ebenso Jesus der diesen Gott seinen Vater nannte und den Heiligen Geist, der schon im ersten Satz der Bibel genannt wird.

Dadurch wird uns eine ganz besondere Beziehung zu Gott eröffnet – anders als in allen anderen Religionen:
Gott ist nicht nur der Herrscher über das all, dessen Gebote wir halten müssen, damit wir gerecht sind vor ihm.
Gott ist nicht nur der, der alles fügt und der vor allem Ergebung in das Schicksal fordert.
Gott ist nicht nur der, in dessen Einheit hinein sich alles auflöst.

Sondern Gott sucht die Beziehung zu uns Menschen, zu seiner ganzen Schöpfung – sein Geist ist in ihr und besonders im Menschen, der durch den Geist die Begabung hat, Gott zu erkennen.

Der dreieine Gott ist für uns Menschen zugänglich:
er lässt uns unsere Eigenheit in unserer endlichen Gestalt und
dennoch ist er in uns und wir sind in ihm:
Er gibt uns Anteil an sich und seiner göttlichen Art und
er hat Anteil an uns und unserer weltlichen Art.

In beiden – im ewigen unendlichen Gott und in der endlichen begrenzten Welt ist Gottes Geist.

Bewirkt diese ganz besondere Beziehung zu Gott etwas in mir und meinem Leben?

Das hängt ganz und gar von mir ab: Diese Beziehung kann etwas bewirken, wenn ich mich auf sie einlasse,

Wenn ich auf das Angebot eingehe und  eine Beziehung zu Gott zulasse und gestalte:
dann ist es eine Beziehung der gegenseitigen Bejahung:

Gott anerkennt und will meine Endlichkeit
und ich anerkenne Gott und will seine Unendlichkeit.

Für Gott ist es eine Freude mein Gott zu sein
und für mich eine Freude, sein Geschöpf zu sein.

Gott gibt mir alles, was sein ist
und ich gebe ihm alles, was mein ist.

Schwestern und Brüder, gehalten und getragen in dieser Beziehung zu Gott,
will ich Gott danken und preisen für alles, was er mir gibt.

Ich will entdecken, was sein Wille ist für mich und das tun, was ihm gefällt.

Ich kann mich auf ihn verlassen, dass er mich und jeden Mitmenschen bewahrt,
dass meine Endlichkeit aufgenommen wird in seine Unendlichkeit.

Ich kann auf ihn hoffen, dass er mich versteht, wenn ich manches in meinem Leben schuldig bleibe – und dass ich in ihm vollkommen sein werde.

Schwestern und Brüder, Anerkennung und Bejahung, Vertrauen und Hoffnung, Dankbarkeit und Interesse beschreiben meine Beziehung zu Gott – deshalb möchte ich auch mit meinen Mitmenschen so leben.

Das bewirkt die ganz besondere christliche Beziehung zu Gott, die wir mit dem Glauben an den dreieinen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist ausdrücken.