08.09.24: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Wie fühlen sie sich?

Haben Sie Schmerzen?
Einschränkungen in der Beweglichkeit, im Sehen, im Hören?
Erschöpft, Müde,
oder fühlen sie sich wohl in ihrer Haut?

Was ist ihr Zufriedenheitsstatus von 0 bis 10?

So sind wir um unseren Herrn Jesus Christus versammelt.
Von ihm erwarten wir Heil für Leib und Seele. Zu ihm rufen wir:

Herr Jesus Christus, auf den wir warten
Herr Jesus Christus, zu dem wir rufen
Herr Jesus Christus, auf den wir hören

Lasst uns preisen Gott, den Vater mit seinem Sohn im Heiligen Geist.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
heute wird vielen Menschen, die schlecht hören, durch ein Hörgerät geholfen. Die meisten jammern, dass das nicht so hundertprozentig hilft.

Das ist mit dieser Heilungsgeschichte nicht gemeint: Ein gehörloser Mann wird geheilt und lernt im Nu seine Zunge richtig zu gebrauchen.

Die Wissenschaftler, die sich mit dieser Heilungsgeschichte befassen, sind sich nicht sicher, ob der Evangelist ein Ereignis erzählen will, oder ob er diese Geschichte als Symbolgeschichte in sein Evangelium aufgenommen hat. Ich wende mich heute der symbolischen Deutung zu:

Menschen sind manchmal taub für bestimmte Botschaften.
Sie können und wollen es einfach nicht hören:

Pessimisten können sich nicht vorstellen, dass es nicht unbedingt so schlecht kommen muss.

Es kann nahezu unmöglich sein, einem verzweifelten Menschen Hoffnung machen zu wollen.

„Mach’s halt einmal anders. Vielleicht geht es besser!“ Bei manchen Menschen könnte man genauso gut an eine Wand reden.

Mit diesen Beispielen möchte ich nur die Denkspur öffnen für die symbolische Deutung der Taubheit der Menschen:

Die Menschen sind taub für die Botschaft,
dass das Glück und die Seligkeit darin liegt,
der Liebe im Leben den ersten Platz zu geben.

Viele Menschen können kaum annehmen, dass sie geliebt sind – so wie sie sind, in ihrer Einmaligkeit und mit ihrer Geschichte und ihrem Wesen.

Viele Menschen können nicht glauben, dass sie wertvoll und wichtig sind.

Stattdessen vergleichen sie sich mit anderen: wer ist klüger, stärker, wer hat die schöneren Sachen, …

Dieses Vergleichen ist eine Quelle der Unzufriedenheit. Der Wert des Menschen wird dadurch abhängig von dem, was er kann, was er besser kann und was er hat und mehr hat.

Eigentlich ist es aber offensichtlich anders:

Der Mensch, sein Leben, ist der höchste Wert, den es gibt.
Kein Mensch ist wertvoller als der andere.

In ihnen regt sich Widerspruch?
Sie denken: Ein Lügner ist weniger wertvoll wie einer, der ehrlich ist?
Sie denken, ein Egoist kann doch nicht als genauso wertvoll gelten wie jemand, der anderen hilft und für gute Zwecke spendet?

Verwechseln wir nicht die Person mit ihrem Tun:

Egoist, Lügner, Gewalttäter … sind Menschen, die taub sind für die Botschaft, dass sie und jeder Mensch unendlich wertvoll sind.

Es sind Menschen, die irgendwie versuchen, im Leben besser dazustehen:
Reicher, mächtiger, stärker – auch auf Kosten anderer – weil sie nicht glauben, dass jeder Mensch wertvoll ist, dass sie selbst wertvoll sind.

Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind hier, weil wir geöffnet wurden für das Wort.
Wir glauben, dass jeder Mensch als Kind Gottes wertvoll und wichtig ist.

Aber der Bazillus des Vergleichens steckt auch in uns. Der Bazillus kann uns krank machen: er bewirkt Neid und Unzufriedenheit, das Gefühl der Benachteiligung. Er entmutigt. Er hemmt. Er macht uns klein.

Wenn aber der Ruf Jesu wieder in uns wirkt: sein „Effata“
können wir einstimmen in den Jubel der Menschen,
in den Jubel der ganzen Schöpfung,
die aus Gott ist und in der Gott uns begegnet:

Wir können rufen:
„Er hat alles gut gemacht. Er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen“

Es ist gut: die Erde trägt und ernährt uns und wir dürfen sie mit allen Lebewesen teilen, bis wir eingehen in das Licht und die Herrlichkeit und die Freude unseres Gottes. Amen.

Fürbitten

Lektor/in: Dankbar für das Geschenk des Lebens beten wir, für die Menschen in ihren vielerlei Nöten: Gott, Ursprung des Lebens –
L/A:     Schenke Heil und Segen

  • Wir beten für die Menschen mit körperlichen und geistigen und seelischen Einschränkungen. Gott, Ursprung des Lebens –

A   Schenke Heil und Segen

  • Wir beten für die Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte, dass sie viele Menschen heilen können oder das Leid lindern können. Gott, Ursprung des Lebens –

A:  Schenke Heil und Segen

  • Wir beten für alle, die kranken Angehörigen und Freunde beistehen, sie pflegen und sich um sie kümmern. Gott, Ursprung des Lebens –

A:  Schenke Heil und Segen

  • Wir beten, dass immer mehr Menschen sich entscheiden auf keinen Fall und unter keinen Umständen einem anderen Leid zuzufügen. Gott, Ursprung des Lebens –

A:  Schenke Heil und Segen

Lektor/in: Gott und Vater, du rufst uns ins Leben, damit wir dem Leben dienen und es beschützen und bewahren. Wir loben Dich für das All, die Sterne, die Erde und ihre Schätze – jetzt und in Ewigkeit. Amen.

09.09.2018: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

„Du verstehst mich nicht!“ – das ist ein trauriger Satz und zugleich ein Hilferuf.
zum Beispiel, wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr verstehen,
wenn ein Freund das Gefühl hat, sein Freund versteht nicht, was er ihm sagen will,
dann verzweifelt er und fühlt sich getrennt.
Ich kann mich dem anderen nicht verständlich machen.

In unserem Vaterland Deutschland und in Europa kann man zurzeit beobachten, dass es bedrohlich ist, wenn Partner sich nicht mehr verstehen: Keiner kann mehr die Anliegen des anderen hören und verstehen. Keiner kann sich so ausdrücken, dass der andere versteht, dass er etwas Gutes will und sucht.

Der Mann, dessen Herkunft und Name nicht genannt wird, ist taub. Er hört nichts und versteht nichts. Und er kann – als Folge davon ‑ nicht mehr verständlich sprechen.

Ohne Zweifel möchte das Markusevangelium eine tatsächliche Heilungsgeschichte erzählen: der Mann konnte durch Gottes Kraft in Jesus wieder Hören und verständlich reden. – Aber auch Markus hat diese mit dieser Heilungsgeschichte schon einen Sinn verbunden, der die körperliche Heilung übersteigt:

Die Leute nämlich, die den Tauben und lallenden Menschen zu Jesus gebracht hatten, verbreiteten nicht nur die Sensation – die Heilung – sondern sie „verkündeten“. Verkünden ist im Mkev die ganz spezielle Ausdruck für die Verkündigung des Evangeliums.

Die Zeugen des Wunders verkünden: „Jesus hat alles gut gemacht, die Tauben hören und die Stummen sprechen!“ das ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja: Der Prophet verheißt dem Volk das Heil, das endgültige Heil:
nachhaltig, wie wir heute sagen: also nicht nur momentan, sondern dauernd.

Zu diesem Heil gehört, dass es keine Blinden, keine Tauben, keine Stummen und keine Lahmen mehr gibt.

„Jesus hat alles gut gemacht!“ so wie Gott es von seiner Schöpfung sagt: Siehe, es war sehr gut!“

Schwestern und Brüder,
verstehen wir die Botschaft Gottes?
verstehen wir, die Sprache der Schöpfung:
Verstehen wir, dass das Leben von Gott kommt und deswegen ewig ist.
Verstehen wir, dass nichts Lebendiges untergehen kann, weil das Leben in ihm göttlich ist?

Verstehen wir die Botschaft Jesu, dass Gottes Liebe voll Erbarmen und Verzeihung ist;
Dass sie niemanden ausschließt und jeden einlädt?

Wir dürfen verkünden: Gott hat alles gut gemacht.
Wir dürfen es jeden Tag verkünden.

Wer diese Botschaft hört und versteht,
wird auch offen für die Menschen um ihn herum:
Der wird anfangen, die anderen Menschen zu verstehen,
ihre Sorgen und Ängste, ihre Nöte und Bedenken.

Verständnis für den anderen lässt Beziehung entstehen,
Verbundenheit.

Ich hoffe, dass wir, denen Demokratie und die Achtung vor dem anderen Menschen wichtig ist, in der Lage sind, die Menschen zu verstehen,
die Angst um ihre Existenz haben, deren Angst in Aggression umgeschlagen ist und die sich deshalb gegen die wenden,
die scheinbar schuld daran sind.

Fangen wir an: Bemühen wir uns um Verständnis, damit Verbundenheit entsteht statt Trennung.

Gott hat uns die Herzen geöffnet für seine Botschaft und für die Menschen. Amen.