16.06.2019: Hochfest der Dreifaltigkeit

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wohin ich auch schaue: überall sind Konflikte – überall drohen die Konflikte zu eskalieren.

  • Storchenfreunde hegen fast ungehemmte Aggression gegen die Storchenfeinde.
  • Verteidiger der abendländischen Kultur betrachten Fremde als Feinde und wollen sie so schnell wie möglich wieder los werden.
  • Weltmächte sind voll Argwohn gegeneinander und streben nach der Welthoheit.

Überall gibt es Spaltungen. Die Menschen betonen die Gegensätze,
was sie trennt, die Unterschiede.

Die Menschen suchen nicht das, was sie untereinander verbindet,
sie denken nicht daran, dass alle dieselbe Luft atmen und dasselbe Wasser trinken und die Früchte der gleichen Erde essen.

Die Menschen – die vielen, die ihre Regierungen wählen und die, die gewählt werden – streben nicht danach, dass wir uns als eine Menschheitsfamilie entwickeln.
Die Menschen streben stärker als früher wieder nach Spaltung statt nach Einheit; sie meinen, sich zu trennen wäre besser als sich zu verbinden.

Die Einstellung ist: Wir zuerst – dann die anderen.
Das meiste für uns – der Rest für die anderen.

Welch ein Kontrast zu den Worten des Evangeliums, wo Jesus sagt:

Der Geist der Wahrheit wird von dem, was mein ist, nehmen
und es euch verkünden.
Alles was der Vater hat, ist mein. Der Vater hat es mir gegeben.

Gott, der Vater und der Sohn teilen alles
und durch den Geist teilen sie es mit den Menschen.

Das ist das genaue Gegenteil zum Kurs der Spaltung.

So entsteht Einheit und Verbindung – so entsteht Frieden und Gemeinschaft. So entsteht Verantwortung füreinander statt Verachtung des anderen und seines Lebens.

Der Glaube an den dreieinigen Gott, an Vater, Sohn und Geist,
das ist der Glaube an die Liebe, die alles miteinander teilt.

Diese Einheit entsteht durch die Unterschiede, durch die Verschiedenheit, der einzelnen. Sie entsteht nicht durch Gleichmacherei.
Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Heilige Geist
und der Geist ist nicht der Vater.

In verschiedenen Weltgegenden gibt es notwendiger Weise verschiedene Lebensgewohnheiten.

Doch wir sind alle Menschen, fähig zum Lieben und zum Hassen;
fähig zum Streiten und zum Versöhnen, fähig zum Fürchten oder zum Vertrauen, geplagt von Ängsten und erfüllt von Hoffnungen.

Der Glaube an den Vater, der alles mit dem Sohn teilt
und an den Geist, der uns gibt, was dem Sohn gehört
– der Glaube an die Liebe als Urprinzip des Universums und des Lebens,
– dieser Glaube weckt die Sehnsucht nach Einheit unter den Menschen.

Dieser Glaube lehrt uns, das Verbindende zu suchen und die Unterschiede als Bereicherung statt als Bedrohung anzusehen.

Der Glaube an die Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist,
soll uns antreiben, Einheit und Frieden anzustreben – als Einzelne, wie auch als Gemeinschaft.

Darum ist auch das Streben nach der Einheit des Volkes Gottes – aller Getauften – unverzichtbar und so wichtig:
Wenn wir Christen es nicht schaffen, Einheit zu schaffen und zu erhalten,
wie soll dann die Welt glauben, dass Einheit möglich ist?

26. Juni 2016: 13. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder
Zweimal ließ Elija Feuer auf einen Hauptmann und seine 50 Leute fallen, so dass es sie verzehrte – das jedenfalls wird im 2 Kön erzählt.
Überhaupt war Elija ein furchteinflößender Mann, der auch nicht zögerte, Baalspriester niedermetzeln zu lassen.

Dennoch ist Elija ein Vorbild für jeden Propheten in Israel – auch für Johannes den Täufer und ebenso für Jesus, den Nazaräer.
Er ist ein Vorbild, weil er seine Stimme erhebt, gegen die Verehrung der Götzen; weil er die Treue Jahwes verkündet und weil er selbst Jahwe treu bleibt – bedingungslos.

Die Könige Israels aber beugten ihre Knie vor den Götzenbildern der Nachbarvölker und dienten ihnen. Sie unterwarfen sich ihnen und deren Gesetzen – und zugleich wandten sie sich so von Jahwe ab – von ihrem Gott, der sie aus Ägypten befreit hatte. Sie brachen den Bund, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, damit sie ein freies Volk seien.

Deshalb, Schwestern und Brüder, ist Elija auch zur Zeit Jesu aktuell und er ist es auch heute. Auch heute beugen wir uns vor allen möglichen und scheinbaren Zwängen und opfern ihnen unsere Freiheit.

Die Freiheit behalten wir, wenn wir Gott und sein Reich, wenn wir Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit an die erste Stelle setzen als das Ziel unseres Handelns.

Auch Paulus erinnert die Galater: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Paulus spricht vom „Begehren des Fleisches“, das die Freiheit der Kinder Gottes zunichtemacht.
Diese Ausdrucksweise lässt uns an Essen und Trinken denken, an Alkohol und Drogen, an Pornograpie und Ehebruch.

Paulus geht es aber um etwas anderes: Er spricht von der Freiheit der Kinder Gottes, die sich nicht durch die Erfüllung von Gesetzen Gottes Liebe verdienen, sondern die als erstes – so wie Jesus – aus dem Glauben leben, dass sie von Gott geliebt sind – so wie jeder Mensch, der auf dieser Erde lebt.

Liebe Schwestern und Brüder, und dies fordert ein radikales Umdenken.
Nicht Leistung ist entscheidend, dass wir Gott gefallen,
nicht das Geldvermögen gibt Sicherheit,
nicht die Erlebnisse in der Freizeit bringen Erfüllung,
nicht die Karriere verschafft das Ansehen,
nicht der Genuss von diesem oder jenem macht zufrieden.

Nicht das, was wir uns erarbeiten und leisten können ist entscheidend,
sondern, dass Gott uns liebt, dass Gottes Geist in uns ist,
das macht uns wertvoll und bedeutend – darin liegt unsere Zukunft.

Das bedeutet nicht, das alles abzuwerten, was wir in der Welt an schönem und gutem und an wertvollem finden. Doch wir Menschen sollen uns nicht darum streiten wie Kinder, sondern wir sollen es unter uns teilen, es soll unser Bestreben sein, dass jeder Mensch dies alles genießen kann – heute und in Zukunft.

Liebe Schwestern und Brüder, es ist ein Umdenken bis an die Wurzeln unseres Seins.
Denn wir sind ja gewohnt zu denken, wer besser angepasst ist an seine Umgebung ist im Vorteil und überlebt.
Wir sind ja gewohnt zu denken, dass der Stärkere Recht hat.

Wer mit Jesus gehen will, muss deshalb völlig umdenken:
Er muss tatsächlich sich von allem lösen, was ihn hindert Gottes Reich aufzubauen.
Er muss das Streben nach Besitz und Macht und Geltung hinter sich lassen.
Stattdessen muss er das Reich Gottes suchen: den Frieden miteinander, die Gerechtigkeit für den anderen und die Barmherzigkeit mit dem anderen.

Schwestern und Brüder, der Rückfall ins alte Deken lauert jeden Augenblick: Sollen wir Feuer vom Himmel fallen lassen? Sollen wir die Menschen bestrafen, die dich und uns ablehnen? Jesus sagt: NEIN.
Er geht weiter in ein anderes Dorf.

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus ist unser Elias und wir sind Elischa.
Er hat uns in das Reich Gottes berufen. Wer will mit ihm gehen?