22.04.2018: 4. Sonntag der Osterzeit

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Liebe Schwestern und Brüder,
Wer sind die anderen Schafe, die Jesus auch führen muss, die Schafe aus einem anderen Stall?

Diese Frage enthält bereits eine Feststellung:
Jesus ist der einzige gute Hirte!
Die Schafe, für die er sein Leben hingibt, sind die Apostel, denen er die Füße gewaschen hat und von denen er sich in dieser Rede verabschiedet.

Wer sind aber dann die anderen Schafe?
In der Sicht des Evangeliums sind es die Heiden – also die Menschen, die nicht an Jahwe glauben, dein einen und einzigen Gott, sondern an andere Götter. Doch diese Götter gibt es nicht. Sie sind Nichtse.

Das Evangelium hat eine sehr weite Perspektive:
Alle Menschen – egal, was sie glauben und denken und wie sie leben und wo sie zuhause sind und herkommen: Jesus sieht sich als der Hirt aller Menschen.

Das Johannesevangelium sagt: Sie werden auf Jesus hören.
Dann wird es nur noch eine Herde geben und einen Hirten.

Menschen aus allen Völkern hören auf Jesus! – Das ist wahr geworden.
Aber nicht alle Menschen hören auf Jesus.

Die eine Herde hat sich aufgeteilt. Die einen folgen der lila Fahne, die anderen der gelb weißen, die anderen folgen dem Duft des Weihrauchs. Und es gibt unzählige kleine Teilherden, mit ganz verschiedenen Gewohnheiten und Sitten.

Doch in dem Bild Jesu gesprochen:
Sie alle erkennen Jesus als ihren einzigen und wahren guten Hirten an.
Sie sind die eine Herde, in der Nachfolge der Apostel.

Und es gibt noch Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens, mit anderen Sitten.
Ist es nicht vermessen, dass Jesus auch ihr Hirte sein will?

Jesus will sie niemandem wegnehmen. Er ist kein Dieb und kein Räuber. Er hat keine Armee. Kein Militär.
Jesus hat nie jemand zu etwas gezwungen.
Jesus zwingt niemandem, sein Jünger zu werden.

Aber Jesus will, dass Menschen aller Herkunft den Weg zu Gott finden. Den Weg zu Versöhnung und Frieden und Gemeinschaft.

Sein Leben lebt er für alle, nicht nur für die, die er schon gewonnen hat.
Seinen Tod stirbt er für alle, nicht nur für die, die ihm gefolgt sind.
Seine Auferstehung öffnet die Tür für alle, die hindurchgehen wollen.

Deshalb ist es uns aufgetragen, dass wir Jesu Hirtenruf zu Gehör bringen:
dass wir locken, dass wir ihn bekannt machen und das wunderbare seiner Botschaft:
Das erste und wichtigste ist die Liebe.

In unseren Tagen ist das eine fast vermessen anmutende Perspektive.

Doch: Jesus möchte tatsächlich, dass nicht nur wir, sondern alle Schafe auf seine Stimme hören und ihm folgen.
Er möchte alle führen, damit es nur noch eine Herde gibt und einen Hirten.
Dieser eine Hirte, der alle, die auf ihn hören zum Leben führt.