02.02.25: Darstellung des Herrn

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Ansprache:
Was Maria und Josef in dieser Erzählung des Lukasevangeliums erleben müssen, ist eigentlich brutal:

Dieser Simeon, alt und betagt, kommt zu der Heiligen Handlung dazu,
spricht einen wundervollen Lobpreis, der bis heute zu unserem Gebetsschatz gehört.

Meine Augen haben das Heil gesehen! Jesus ist ein Licht – sogar für die Völker und er bringt Israel Herrlichkeit. Dann segnet er Mutter und Vater des Kindes und hängt dann diese Drohung an:

Jesus bringt in Israel viele zu Fall und richtet viele auf;
man wird ihm widersprechen.
Dir wird ein Schwert durch die Seele dringen.
Die guten und bösen Gedanken vieler Menschen sollen offenbar werden.

Wie verstört muss Maria, muss Josef dadurch gewesen sein!
Ist der Mann irre, die Eltern des Kindes in eine solche Achterbahn der Gefühle zu schicken?

An dieser Stelle muss ich meine Gedanken bremsen und mich erinnern, dass das Evangelium Jesus verkünden will. Und was alle wussten ist: Jesus starb den Tod am Kreuz. Aber die Jünger Jesu verkündeten, dass er der Messias ist, durch den Gott die Menschen mit sich versöhnt, ihnen alle Schuld vergibt und ewiges Leben schenkt.

Die Botschaft lautet: Der Gekreuzigte ist das Licht der Welt! Und genauso umgekehrt: Das Licht der Welt ist gekreuzigt worden.

Davon ist nicht die Rede, als die Engel den Hirten die Geburt Jesu verkündeten. Eine zarte Andeutung war, dass Jesus in eine Futterkrippe gelegt worden war, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

Jetzt spricht das Evangelium zum ersten Mal fast unverhohlen darüber, dass Jesus nicht wie ein Superheld die Welt auf seine Seite zieht, sondern dass die Menschen ihn schwierig finden und sogar töten, weil sie aus seinen Reden Anmaßung und Gotteslästerung heraushören.

Lukas erzählt also nicht eine verstörende Episode im Leben der jungen heiligen Familie, sondern er predigt darüber, dass Jesus das Licht der Welt ist, dass er das Heil bringt. Wer die Stimme Gottes aus Jesus sprechen hört, der kann in Frieden sterben – und leben,
weil er daran glaubt, dass Gott Heil schenkt: Leben in Fülle!

Und Lukas gibt dem traurigen Schicksal, das Jesus bevorsteht einen ersten Sinn: Die Gedanken vieler Menschen sollen offenbar werden.

An Jesus scheiden sich die Geister:

Seine Jünger erkennen in ihm die Liebe Gottes,
seine Feinde hören nur Anmaßung und Gotteslästerung und die Gefahr des Abfalls vom Glauben der Vorfahren.

Damit sind wir aber mitten in unserer heutigen Lage:

Viele ignorieren Jesus;
viele verstehen die christlichen Symbole, die sich überall finden, nicht;
Viele lehnen in und die Verkündigung der Kirchen ab und sagen, dass man das alles nicht glauben kann.

Viele aber glauben an ihn. Sie hören das göttliche in seiner Botschaft,
sie erkennen die Zuneigung zu den Menschen,
sie wollen den Weg der Mitmenschlichkeit gehen, den Jesus vorgelebt hat.

Was in unserer Zeit nicht mehr möglich ist:
Mitläufertum – irgendwie dabei sein, weil es sich gehört! Das funktioniert nicht mehr. Wenn wir uns heute zu Jesus bekennen, dann tun wir das aus bewusster Überzeugung.

Unsere Bischöfe sollen darauf achten, dass sie das Glauben nicht unnötig und mit falschen Gründen erschweren – im Gegenteil: Sie sollen die Menschen in die Freiheit des Christenmenschen führen.

Fürbitten

Lektor/in: Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Wir rufen zu dir:

  • Sei du das Licht für die Kinder, die heuer in unserer Kirche getauft werden und für die Jungen und Mädchen, die sich auf Erstkommunion und Firmung vorbereiten: Bring ihnen auch durch uns das Licht des Glaubens, damit sie immer an deine Liebe glauben.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel des Terrors, der Kriege und der Bürgerkriege: Bring auch durch uns Hoffnung und Erlösung für die Menschen in Afghanistan, in Palästina, in der Ukraine und überall, wo die Gewalt das Sagen hat.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Neid, Feindschaft und Hass: Bring auch durch uns Versöhnung in verfeindete Nachbar­schaften, Verwandtschaften und Gemeinden.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Hunger, Durst, Krankheit und Armut: Bring auch durch uns Hilfe zu den Menschen in Not.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns
  • Sei du das Licht im Dunkel von Trauer, Depression, Verlassenheit und Tod: Bring auch durch uns Licht zu Menschen, die nur noch das Dunkel sehen.
  • Pr:  Christus, höre uns                A:    Christus, erhöre uns

Lektor/in: Dann können wir dich preisen als das Licht, die Wärme und die Hoffnung unserer Welt: Jesus Christus, unser Freund und Bruder, heute und in Ewigkeit.

27.09.2020: 26. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Offiziell gelten bei uns strenge Bestimmungen für den Export von militärischen Produkten. Deutschland sagt, wir wollen keine Waffen in Krisengebiete liefern. Wir wollen nicht an kriegerischer Gewalt Geld verdienen.

Und doch finden sich Waffen aus deutscher Produktion in fast allen Kriegsgebieten. Die Rüstungskonzerne haben Wege gefunden, wie sie die Verbote umgehen – und die Regierung weiß das.

Solches Verhalten nennt man scheinheilig!

Scheinheiligkeit ist heuchlerisch und erweckt nur nach außen hin den Eindruck von Rechtschaffenheit – in Wahrheit ist hinter der Fassade Selbstsucht und Gleichgültigkeit.

Es ließen sich aus den Regierungen der Welt viele weitere Beispiele finden. Es finden sich – leider, das ist wirklich schlimm -für alle Epochen der Kirchengeschichte solche Beispiele.

Und wie ist es bei uns selbst? Bei jedem einzelnen?

Stimmt bei uns das wirkliche Verhalten mit dem Überein, was wir andere über uns denken lassen?

Das ist es, was wir an dem einen der beiden Söhne kritisieren: Er tut schön brav – aber nur zum Schein!

Schauen wir noch einmal hin: Das Gleichnis hält ja den Ältesten und den Hohenpriestern des Volkes den Spiegel vor: Sie hätten erkennen müssen, dass Johannes der Täufer Gottes Wort verkündet. Jeder, der das Gesetz des Moses und die Propheten kennt, musste merken, dass Johannes Gottes Bote ist.

Die offensichtlichen und bekannten Sünderinnen und Sünder haben es jedenfalls gemerkt:
Sie haben Johannes ihre Sünden bekannt und sich von ihm Taufen lassen und kehrten um von ihren Sündern.

Sie haben den Ruf in das Reich Gottes vernommen und sind ihm gefolgt.

Nicht aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten. Sie haben ihm nicht geglaubt – sondern sich gefreut, als man ihn umgebracht hat.

Sie haben sich der Einladung, der Stimme des Rufers in der Wüste,
sie haben sich Gott verweigert.

Liebe Schwestern und Brüder, es wäre ja so einfach, wenn ich mich nur einmal richtig entscheiden müsste – und dann ist alles gut.

Doch das Leben ist komplizierter:
Jeden Tag gibt es die Herausforderung, Gottes Stimme zu hören und zu erkennen und der Einladung in das Reich Gottes zu folgen.

Jeden Tag entscheidet sich aufs Neue, ob ich heuchle und nur so tue,
oder ob ich wirklich den Willen meines himmlischen Vaters erfülle.

Es ist eine tägliche Übung und Entscheidung!

Hilf Herr meines Lebens, das ich nicht vergebens, hier auf Erden bin.
Hilf Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.
Hilf Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.
Hilf Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.

Hilf Herr meines Herzens, dass ich auf dich höre auf dem Weg zur dir.

08.09.2019: 23. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
bevor wir uns Gedanken über diese Sätze des Lk-Ev machen, müssen wir uns ein paar grundlegende Dinge ins Bewusstsein rufen:

1. Der Evangelist hat viele Erinnerungen und Überlieferungen an Jesus und sein Wirken zusammengetragen und daraus sein Evangelium zusammengestellt. Dabei hat er als Redaktor immer zwei Dinge im Auge:
Jesus verkünden als den Messias Gottes, den Retter der Menschen – und –
die Situation der christlichen Gemeinden.

2. Das Lukasevangelium wurde in einer Zeit zusammengestellt, in der es schon einen größeren Zulauf zu den christlichen Gemeinden gab.
Lukas möchte den vielen Interessenten klar machen, was die Entscheidung für Christus bedeutet und welche Konsequenzen sie hat.

Das Evangelium ist also mehr als eine Chronik. Es verkündet den Glauben an Jesus und seine Auswirkung auf das Leben der Christen.

„Wer seine Eltern, seine Familie, sein Leben nicht (hasst) gering achtet,
wer nicht bereit ist, sein Kreuz auf sich zu nehmen, ist meiner nicht wert.“

Wenn ich das höre, muss ich erst mal durchschnaufen.
Wer darf so etwas verlangen?

Aber bitte, bevor wir uns entrüstet zurückziehen, überlegen wir noch einen Augenblick:
So etwas gibt es doch, dass Leute Entscheidungen treffen, die sogar die Familie in Frage stellen:

Heute im Radio wurde berichtet von dem SPD Gemeinderat Stefan Großglettner aus Ruhpolding, der sich öffentlich gegen die NSDAP stellte – deswegen mehrfach ins Gefängnis kam, seine Wohnung verlor und am Kriegsende noch eingezogen wurde und in den letzten Kriegstagen tragisch den Tod fand.

Schwestern und Brüder, wer zu seiner Überzeugung steht, muss oft schwere Entscheidungen treffen, muss alles, was ihm sonst wertvoll ist, zurückstellen.

Der Glaube an Jesus Christus kann eine solche Entscheidung sein.
Jünger Jesu zu sein, ist eine Entscheidung, die den Menschen als Ganzes in Anspruch nimmt. Diese Wahl steht nicht auf einer Ebene mit anderen Gütern.
Es geht um alles, wenn man sich für die Jüngerschaft Jesu entscheidet.

Diese Entscheidung muss wohl überlegt sein, wie das Evangelium mit den beiden Beispielen vom Turmbau und vom König und seinem Kriegszug zeigen:

Mit dem Jesus Wort von Nachfolge und mit den beiden Bildworten macht Lukas den vielen, die sich den christlichen Gemeinden anschließen wollen klar:

Wir Christen verlieren jedes Ansehen, wenn wir unsere Jüngerschaft verraten: wenn wir – wie andere – den eigenen Nutzen, Geld und Bequemlichkeit wichtiger erachten;

Wenn wir verschämt mit unserer Überzeugung hinter dem Berg halten, weil wir vielleicht keine Zustimmung finden;

Die sind auch nicht anders als andere – das ist das schlechteste Urteil, das man über uns sagen kann.

Liebe Schwestern und Brüder,
viele Jahrhunderte war es eher ein Mitläufertum, zur Kirche zu gehören und in der Kirche mitzumachen.

Immer mehr wird es eine Frage der persönlichen Entscheidung und Konsequenz: will ich Jesus nachfolgen?

Will ich die Sorge für andere, für das Reich Gottes an die erste Stelle setzen?

Bin ich bereit, mein Familienleben, mein Geld, meine Zeit, meine Reden und Handeln mit aller Kraft darauf auszurichten?