21.09.25: 25. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung: Liebe Schwestern und Brüder,
unser Weihekurs machte eine Abschlussfahrt in die Türkei. Ich war unter anderem sehr beeindruckt von der Erfahrung in einem Land zu reisen, in dem die Menschen keine Christen sind.

Ich bekam ein Gefühl für die Fremdheit, die Minderheiten spüren.

Welch großer Schatz, wenn die Menschen einander achten und wenn wir in Ruhe und Frieden gemeinsam beten können.

Dazu sind wir jetzt zusammen.

Herr Jesus Christus,
du hast unsere Bedürftigkeit mit uns geteilt.
du hast dich nicht gescheut, dein Leben einzusetzen.
du hast uns die Augen für die Liebe Gottes geöffnet.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
Nach der Predigt werden wir wieder unsere Bittgebete an Gott richten.
Meisten wird von den Fürbitten gesprochen, – weil wir FÜR Menschen in bestimmten Situationen beten.

Eigentlich heißt dieser Teil der Messfeier „Allgemeines Gebet“.
Und zwar, weil es das Gebet der versammelten Gemeinde ist.
Dabei geht es nicht um individuelle Anliegen – die das eigene Schicksal oder das persönliche Geschick nahestehender Menschen betreffen, sondern es geht um „allgemeine“ Anliegen, die die Glaubenden miteinander teilen.

Am einzelnen Sonntag sind die Bitten im Allgemeinen Gebet aber doch von den Schriftexten, von der aktuellen Situation in Kirche und Welt geprägt und können sich – ausnahmsweise – auch einmal auf eine Situation in der Gemeinde beziehen.

Die Gemeinde übt so ihr priesterliches Amt aus: das allgemeine Priestertum, das jeder Christ in der Taufe empfangen hat.

Im Idealfall würden diese Bitten also unmittelbar in der Feier entstehen und von den mitfeiernden Christen gesprochen werden, so wie es ihnen der Heilige Geist eingibt.

Warum spreche ich darüber?
Erstens, weil dieser Teil der Eucharistiefeier von großer Bedeutung ist und zweitens, weil in der heutigen Lesung aus dem 1 Tim genau dafür Anweisungen gegeben werden:

Der Brief fordert – über die Zeiten hinweg ‑ uns zu Bitten und Gebeten zur Fürbitte und zur Danksagung auf. Dies spiegelt sich bis heute in den Bitten des Allgemeinen Gebets.

Besonders und eigens werden die Herrscher genannt und alle, die Macht ausüben: dass sie ihr Amt so ausüben, dass „wir“ unseren Glauben ungestört leben können: rechtschaffen und in Frieden.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Gebet und die Für-Bitte entspringt unmittelbar und notwendig dem Glauben an den einen Gott:

Es ist nur ein Gott – und alle Menschen leben aus ihm in seiner Kraft.
Deshalb ist er – flapsig ausgedrückt – für alle zuständig: egal wo sie leben und was sie glauben.
Und weil er der eine Gott aller Menschen ist, beten wir auch für alle Menschen, vor allem dafür, dass sie diese Wahrheit erkennen.

Einer ist Gott, sagt der Brief und einer ist der Mittler zwischen Gott und Menschen: Jesus Christus – der sich hingegeben hat – als Lösegeld.

„Lösegeld“ ist in diesem Zusammenhang gar kein unpassender Ausdruck:
Denn Jesus hat unter uns gelebt, damit wir von der Last befreit werden, die auf uns liegt: die Angst, dass Gott uns verurteilen könnte, weil  wir zu wenig Liebe schenken.

Er hat sein Leben gegeben, um uns aus dieser Angst zu erlösen und uns mit Gott zu versöhnen.

Weil Jesus der einzige Mittler ist, deshalb beten wir zu Gott „durch Jesus Christus, unseren Herrn“. Und zwar ausschließlich! Wir beten nicht durch irgendjemand anderen zu Gott – sondern durch Jesus Christus und im Heiligen Geist.

Manchmal versprechen wir dem anderen für ihn zu beten
manchmal bitten wir jemanden mit uns und für uns zu beten.

Wir können selbstverständlich auch Heilige – wie Antonius und Maria – darum bitten, mit uns und für uns zu beten. Doch auch sie beten zu Gott, durch Jesus Christus und im Heiligen Geist.

Wir wissen, diesen Dienst zu schätzen, das andere mit uns und für uns beten. In all den Nöten und Sorgen, die unsere Gebete prägen, wollen wir eines nie vergessen:

Egal was geschieht – wir beten, dass wir und alle anderen zu Gott kommen – in seine Herrlichkeit. Und nichts, was auf dieser Erde geschieht, kann uns trennen von Gott und seiner Liebe zu uns.

Allgemeines Gebet

Lektor/in: Guter Gott, dein Sohn Jesus mahnt uns, dass wir uns nicht vom Geld beherrschen lassen, sondern von Gott, der uns zum Teilen ruft.
So wollen wir beten:

Gott aller Menschen         L/A: Wir bitten Dich, erhöre uns

  • Für die Bistümer in Deutschland, die über viel Eigentum und Geld verfügen: dass sie mit diesem Reichtum den Menschen dienen.
  • Für die Menschen, die sehr großen Reichtum besitzen: dass ihnen ihr Reichtum nicht zum Hindernis wird, auf Dich zu hören.
  • Für die Menschen, die fast gar nichts besitzen und sogar am Essen sparen müssen: dass sie ihren Anteil am Reichtum in unserem Land bekommen.
  • Für die Regierenden: dass sie den Frieden suchen und dass sich die Kriege führenden Herrscher bekehren und der Gewalt ein Ende setzen.
  • Für die Menschen in allen Ländern der Erde: dass sie der Wut und dem Hass keinen Raum geben, sondern sich gegenseitig achten.

Lektor/in: Vater im Himmel, Gott aller Menschen, wir preisen dich, weil du niemanden ausschließt und alle Menschen zu dir führen willst. Nur du weißt, wie das gelingt. Wir wollen Dir und Deinem Sohn vertrauen bis in Ewigkeit. Amen.

20.12.2020: 4. Adventsonntag

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
Das ist der Auftrag des Schöpfers an den Menschen im Buch Genesis.

Zur Zeit des Königs Ahas klagte der Prophet, dass die Menschen im Volk Israel nicht mehr auf Gott vertrauen, sondern der Macht von Waffen und Unrecht tun, um ihr Geld und ihren Besitz zu mehren.

Sie sind von sich überzeugt und nennen ihre Kinder Immanuel – Gott ist mit uns – und verkennen, dass sie ins Unheil laufen, weil sie Unrecht tun,

Das Lukasevangelium legt dem Engel Gabriel – Gott ist stark ‑ die gleichen Worte in den Mund und verkündet: Jesus, der gekreuzigt wurde, er ist wirklich der Immanuel, der Gott mit uns.

Immer – seit es Menschen gibt ‑ hat gegolten und es wird immer wird gelten: Der Menschen, selbst ein Teil der Schöpfung lebt auf dieser Welt und seine Kraft und sein Verstand helfen ihm, diese Erde immer besser zu verstehen und sie zu gestalten.

Diese Kraft in ihm ist göttliche Kraft. Immer, wenn ein Kind geboren wird, ist es ein neuer Anfang Gottes mit der Schöpfung. Die Zusage Gottes wird erneuert und bestätigt und dieses Kind kann die Welt retten. Jesus ist dieses Kind. Er hat darauf vertraut und ist im Vertrauen darauf den Kreuzweg gegangen: Trotz aller Verfehlungen der Menschen bleibt Gott seiner Schöpfung treu, so dass sie nicht untergehen wird.

Liebe Schwestern und Brüder, wie soll ich, wie sollen wir, darauf reagieren?

So wie das Lukasevangelium es von Maria sagt: Siehe, ich bin dazu da, um Gott zu dienen.

Jesus, der Sohn Marias ist nicht das einzige Beispiel, wie ein Mensch auf Gottes Treue vertraut und dazu ermutigt: Da ist auch noch das Kinder der Elisabeth und des Zacharias: Johannes, den wir den Täufer nennen.

Maria, die Gott dienen möchte, macht sich auf den Weg, um zu helfen.
Und als sie sieht, wie glücklich Elisabeth und Zacharias sind, stimmt sie das Loblied an:

Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Er erbarmt sich zu jeder Zeit der Menschen, die ihm vertrauen.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.

Dabei geht es nicht um das Bankkonto und den Grund- und Aktienbesitz –
Es geht darum, dass wir uns eingestehen:

Wir haben das Leben nicht aus uns selbst –
wir gewinnen den Himmel nicht selbst,
sondern alles ist Gottes Geschenk – für jeden, der es annimmt.

Jeden Tag, jede Stunde, ist uns gegeben und eine Chance zu sagen: Ich will dem Herrn dienen.
Ist uns gegeben, damit wir uns auf den Weg machen, um einem Menschen zu helfen und damit die Welt ein wenig heller machen.

Es ist ein Glück, dass so viele Menschen dies täglich tun:
in der Familie, in ihren Nachbarschaften und in den guten Werken – vom Strohhalm bis zur Spende für einen solchen guten Zweck.

14.10.2018: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Markus und die anderen Verfasser der Evangelien hatten eine wunderbare Aufgabe: Von den Aposteln her waren viele Geschichten über Jesus im Umlauf. Viele davon waren schon aufgeschrieben und immer wieder abgeschrieben.
Die Evangelienschreiber wollten daraus eine durchgehende Geschichte von Jesus machen. Sie mussten überlegen und entscheiden, wie sie die Geschichten aneinanderreihen. Ich gehe davon aus, dass sie sich darüber viele Gedanken gemacht haben. Und deshalb lenke ich unseren Blick auf den Zusammenhang – auf das, was im Mk Ev vorher steht:
„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“.

Und dann erzählt Mk die Geschichte von dem reichen Mann, das Bildwort vom Kamel und Nadelöhr und von der Bestürzung der Jünger:
Wer kann dann noch gerettet werden?

Das ist genau der Punkt: Gerettet werden! Nicht: sich retten.

Wer sich retten will, der braucht mehr als nur zu sagen: ich tue kein Unrecht. Der braucht einen Schatz im Himmel – eine völlig selbstvergesse­ne Liebe: wie die Witwe, die ihre letzten Münzen im Tempel geopfert hat.

Für Menschen ist das unmöglich! Es ist wirklich unmöglich!

Es gibt allerdings schon Beispiele, dass manche Menschen ihren Reichtum an den Nagel gehängt haben und ein ganz anderes Leben geführt haben:
Franziskus von Assisi, Klaus von der Flüe, Mutter Teresa, …
Auch Petrus und die anderen Jünger!

Dieser Petrus ist völlig bestürzt von dem Spruch Jesu: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Er wird innerlich ganz klein und unsicher. Aber er fasst sich ein Herz. Ich kann mir vorstellen, wie zaghaft seine Stimme klang:

„Jesus, du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“
Und darin schwingt die Frage mit: Steht uns das Himmelreich offen?

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
sind wir überhaupt so besorgt darum, ob wir in das Reich Gottes, in den Himmel kommen? Glauben wir überhaupt daran? Was stellen wir uns darunter vor?

Der Glaube an Gott, unseren lieben Papa im Himmel, und der Glaube, dass er uns das ewige Leben schenkt, gehören zusammen. Wenn es das ewige Leben nicht gibt, gibt es keinen lieben Papa im Himmel, der bei uns ist und der uns liebt. Dann ist alles nichts. Dann bräuchte es gar nichts zu geben.
Dann pfeife ich auf alle Vergnügungen dieser Welt.

Die Antwort Jesu auf den Vorstoß des Petrus ist einerseits versöhnlich aber auch wieder beunruhigend:

In der kommenden Welt empfangen wir das ewige Leben und
in dieser Welt, in der Gemeinschaft der Jünger Jesu, in der Kirche, finden wir eine neue Familie und wir finden als Gemeinschaft, was wir für das vergängliche Leben brauchen. – wenn auch unter Verfolgungen!

Darin spiegelt sich schon die Erfahrung der ersten Christen wieder:
Ausgrenzung und Verfolgung prägt ihr Leben. Sie gehören bis heute zur christlichen Lebenserfahrung – bis hin zum Tod.

Liebe Schwestern und Brüder,
Zu Jesus gehören, bedeutet: ich kann nichts als mein Eigentum betrachten. Auch mein großer und kleiner Reichtum ist dazu da, dass ich ihn teile. (Situationen im Alltag).

Und es bedeutet sogar:
Bei Jesus zu sein, ist wichtiger für mich, als die Geringschätzung durch die, die das nicht verstehen.

Denn:
Mein Glück ist Jesus, der mir das ewige Leben schenkt.
Das ist mehr als alles andere, was in dieser Welt schön ist.

24. Dezember 2016: Christmette

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;
es ist der Messias, der Herr.

Das ist großartig! Den Retter der Welt brauchen wir:
damit die Menschen nicht mehr allzu menschlich, sondern wirklich menschlich sind.
damit niemand mehr Angst haben muss vor Gewalt und Tod;
damit niemand mehr Hunger leiden muss und Durst.

Doch das – liebe Schwestern und Brüder – wird ein Traum bleiben, fürchte ich, solange wir Menschen auf dieser Welt leben.

Nicht einmal der große und allmächtige Gott schafft das, dass alle Menschen friedliebend und gewaltlos sind. Er schafft es ja nicht mal bei mir. Denn ich bin nicht immer friedlich und auch wenn ich niemanden schlage nicht immer gewaltlos.
Selbst wenn ich gar niemand Böses will, passiert es, dass ich anderen zur Last falle und in ihnen Gefühle der Angst, Frustration und Enttäuschung hervorrufe.

Ja, es ist so: sogar Gott kann uns Menschen nicht den Frieden bringen.

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren,
es ist der Messias der Herr!

Woran erkennt man den Retter der Welt?
Ein Kind in Windeln gewickelt liegt in einer Krippe!

So wird der Viehstall zur Oase des Friedens:
denn ein kleines Kind, nackt und bloß, hilflos und klein,
findet in das Herz jedes Menschen hinein.

Das neugeborene Kind, jedes neugeborene Kind zeigt mir:
Mit uns Menschen geht es weiter.
Wir sind nicht am Ende, sondern hier ist ein neuer Anfang!

Wir sind gerettet: die Menschheit wird nicht verschwinden;
wir sind gerettet: die Menschlichkeit wird nicht untergehen,
denn das neugeborene Kind weckt in uns die Menschlichkeit.

Jesus hat in den Menschen, die auf ihn hörten, die Menschlichkeit geweckt und erneuert. –

Vor allem in denen am Rand,
in denen, die schon dem Tod gehörten,
die sich selbst schon aufgegeben hatten
die sich für schlecht und verdorben hielten;
die sich nichts zutrauten, die meinten nichts Besonderes zu sein.

Auch denen, die sich bemühen, gute Menschen zu sein, wirklich menschlich zu sein, hat Jesus einen neuen und helleren Weg gezeigt:
Den Weg der Barmherzigkeit: der Nachsicht, der Versöhnung, der Großzügigkeit, des Vertrauens.

Schwestern und Brüder,
„Euch ist der Messias, der Herr, der Retter geboren“, sagen die Engel zu den Hirten und zu uns: ob er uns rettet, liegt daran, dass wir ihn annehmen als unseren Herrn.

Er verurteilt uns nicht für unsere bösen Worte und Taten und Gedanken – so wenig wie die Ehebrecherin – er bringt uns Frieden.

Er bringt uns Rettung, weil wir durch ihn an das Leben glauben, das uns erwartet, wenn wir ihm nachfolgen und in das Licht Gottes eintreten und selbst zu einem Lichtstrahl des göttlichen Lichts werden.

Wir sind wie die Hirten: wir hören die Botschaft, wir kommen, um das Kind zu sehen, wir erzählen, was uns von diesem Kind gesagt wurde.

Wir kehren zurück in unsere Häuser und preisen Gott,
weil wir den Retter gefunden haben:
ihn der uns rettet, dass wir Menschen bleiben voller Hoffnung
erlöst – befreit –  von der Angst vor dem Untergang
und erfüllt von der Freude, dass Gott mit uns ist.

Amen.