01.10.23: Erntedank

Lesungen: Joel 2,21-24.26-27 – 1 Tim 6,6-11,17-19 – Lk 12, 15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Einen Bauer habe ich im Fernsehen sagen hören: „Eine solche Getreide­ernte hätte früher eine Hungersnot bedeutet. Heute kaufen wir das Getreide eben aus anderen Ländern ein!“ – Zum Glück ist das möglich.
Vielen anderen leider nicht!

Können wir dankbar sein? Haben wir Grund dazu?

Die Antwort fällt sicher verschieden aus: manche werden sich einge­stehen: Letztlich kann ich zufrieden sein – mit dem wie ich lebe und wie mein Leben verlaufen ist.

Manche werden vielleicht sagen: „Viel Glück hatte ich nicht im Leben und auch jetzt geht es mir nicht besonders gut.“

Für sie alle bedeutet „Erntedank“ jeweils etwas anderes.

Dennoch: ich will Gott danken – für diese heurige Ernte, die andere für mich eingebracht haben – und überhaupt: Ich will Gott danken!

Für das Rot der Tomaten und ihren Geschmack.
Für das Getreide und das tägliche Brot. Für Gemüse und Obst.

Dies alles ist lebendig und hält uns und alle Lebewesen – die essen, um den Hunger zu stillen am Leben!

Immer stärker wird mir bewusst, dass unsere Erde genügend Nahrung wachsen lässt für Mensch und Tier – wenn wir Menschen nicht der Habsucht verfallen und uns bewusst bleiben, dass die Erde und was auf ihr wächst, letztlich allen gehört:

Der erste Grund dankbar zu sein ist schon, dass ich bin! Ich müsste ja nicht sein. Auch ohne mich ist diese Welt schön und vollkommen. Aber es wurde mir geschenkt, da zu sein und Anteil zu haben: am Leben, am Schönen. Viele Menschen sind gut – gut zu mir.

Danke, dass ich lebe und danke für das Weltall, in dem diese Erde gehalten ist von den außerirdischen Kräften, die sie um die Sonne kreisen lassen. Diese Kräfte halten uns auf der Erde, sie lassen Gebirge wachsen und erhalten um die Erde die Hülle aus Luft, die wir atmen und die Strahlen der Sonne schenken uns Licht und wärmen uns.

Wir sind ein Teil dieser Erde – wir sind buchstäblich von der Erde genommen.

Deshalb sind wir verbunden mit allen Geschöpfen dieser Erde: Was wären wir ohne das Wasser in unseren Zellen und im Körpergewebe? Was wären wir ohne Calcium und Eisen in unserem Blut.

Liebe Schwestern und Brüder, ich will hier keine allgemeine Naturroman­tik pflegen. Es ist ein Wesenszug von uns Menschen, dass wir verbunden sind – mit allem was ist. Wenn wir dies vergessen und uns herauslösen wollen, wenn wir über Pflanzen und Tiere herrschen wollen, wenn wir die Erde ausbeuten, leugnen wir unsere Verbundenheit und unsere Abhängigkeit. Wir sägen an dem Ast, der uns trägt und hält.

Und wir würden durch unser Handeln leugnen, dass alles auf der Erde und im Weltall einen gemeinsamen Ursprung hat, dass eine Kraft in allem wirkt und wirksam ist: die Kraft zu Leben und zu sein.

Dies war der Fehler des reichen Kornbauern, dem eine so große Ernte geschenkt war. Er tat so, als sei sie sein Eigentum und vergaß, dass er verbunden ist mit allen Geschöpfen. Er vergaß, zu teilen.

Das Gleichnis lehrt uns: Wer vergisst, dass er Teil eines Ganzen ist,
dass er durch andere lebt, wer leugnet, dass er empfängt, damit er teilt,
wer sich loslöst und abschneidet von der großen Gemeinschaft des Lebens – der schneidet sich auch ab von der Quelle des Lebens, von dem, den wir Gott nennen und den wir mit dem Wort Gott meinen.

Liebe Schwestern und Brüder,
dankbar sein heißt sich verbunden und beschenkt fühlen und weckt von selbst die Bewegung zu anderen hin: Mit ihnen zu teilen und sich gemeinsam am Geschenk des Lebens zu freuen. Deshalb soll es und dürfte es unter der Gemeinschaft der Christen keine Armen geben. Unsere Dankbarkeit stiftet uns an, es dem Ursprung des Lebens, unserem Gott, gleich zu tun und miteinander zu teilen, damit wir gemeinsam Gott danken und ihn lobpreisen, der sein Leben mit uns teilt.

03.10.2021: 27. Sonntag im Jahreskreis (Erntedank)

Wir feiern heute Erntedank.
Dank gebührt den Frauen und Männer, die säen, pflegen und ernten.
Doch froh und dankbar dürfen wir auch sein, dass die Erde uns ernährt
dass das Klima günstig ist.
Dank gebührt auch denen, die die Früchte der Erde so schön hier in der Kirche darbieten.

Unter uns sind heute auch Ehepaare, die heuer oder im vergangenen Jahr 10 oder 25 oder 40 oder 50 oder noch mehr Jahre verheiratet sind.

Auch dafür danken wir: für das Geschenk der Liebe und für die Kunst, diese Liebe zu erhalten und zu pflegen.

Tagesgebet
Gott, himmlischer Vater
wir leben, weil du uns das Leben gibst.
Du versprichst uns unvergängliches Leben
und Anteil an deiner Vollkommenheit.
Vergib uns unsere Unzulänglichkeit
und schenke uns Frieden,
den nur du geben kannst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

zum diesem Gottesdienst wurden Ehepaare eingeladen, die im vergangenen Jahr oder heuer ein Ehejubiläum feiern durften.

Die Lesungstexte habe ich nicht deswegen ausgesucht, sondern sie treffen heute und passen natürlich genau zu diesem Anlass.

Ich könnte mir denken, dass einige der Ehepaare, die heute gekommen sind, dieses Evangelium auch für die Hochzeitsmesse ausgewählt haben – weil sie sich gewünscht haben und alles dafür tun wollten, dass ihre Verbindung stabil bleibt und sich ihre Einheit immer mehr vertieft.

Das Evangelium zitiert das Buch Genesis, in dem so bildlich erzählt wird, wie sich der Mensch (Erdling) über die Menschin freut, die in der Bibel dann Eva genannt wird.

Schon da heißt es: Sie werden ein Fleisch sein.

Wir dürfen diese biblische Geschichte nicht falsch verstehen: „Ein Fleisch“
spielt gar nicht auf die Sexualität an, sondern darauf, dass zwischen der Frau und dem Mann eine Einheit entsteht, die darauf beruht, dass beide Menschen sind: mit allem, was den Menschen zum Menschen macht:
Liebesfähigkeit, Verstand, Einfühlungsvermögen, Barmherzigkeit – dies alles macht den Menschen zum Ebenbild Gottes.

Schon gar nicht dürfen wir falsch auslegen, wie die Bibel erzählt, dass Gott die Menschin aus einer Rippe des Menschen geschaffen habe. Damit ist gesagt, dass die beiden eines Wesens sind.

Und zu guter Letzt: Bald werden Menschin und Mensch – die von der Erde genommenen – mit den Namen Adam und Eva genannt:
Beide sind eben einzigartig, gleich in ihrem Menschsein, aber doch einzig in ihrer Person: Weils sie als Person verschieden sind, können sie eine Einheit bilden – etwas neues:

Jeder behält seine einzigartige Persönlichkeit, seine Eigenarten, seine ureigenste Weise, der Welt zu begegnen und die Welt wahrzunehmen und sich zur Welt zu verhalten. Aber dieses Verschiedenheit ergänzt sich gegenseitig, so dass eine Einheit entsteht, etwas neues, das jede der beiden Personen verändert und prägt und an den anderen bindet.

Wahrscheinlich können die verheirateten unter ihnen dies wesentlich lebendiger und persönlicher beschreiben: wie beglückend diese neue Einheit sein kann und wie mühsam es sein kann, diese Einheit aus zwei verschiedenen immer wieder zu bilden, zu vertiefen und auch Risse, die sich bilden können heilen zu lassen.

Viele Ehepaare dürfen sich freuen, dass sie diesen Weg 10 Jahre lang, 25, oder 40 oder 50 Jahre oder noch länger miteinander gegangen sind und gehen konnten.
Sie dürfen sich freuen an der Einheit, an der Gemeinsamkeit,
an der gegenseitigen Unterstützung, an der Partnerin und ihrer Besonderheit, die ein großer Reichtum ist.

Sie dürfen sich freuen, an dem Guten, das durch ihre Ehe entstanden ist:

Dieser Gottesdienst trifft mit dem Erntedankfest zusammen. Wir danken für die Früchte der Erde, die wir genießen und die wir als Gottes Gaben annehmen.

Genauso wahr ist es, dass ihre Einheit und ihr Bund der Liebe durch Gottes Kraft gewachsen ist: der gute Geist Gottes wirkt in ihnen und durch sie, und führt sie gemeinsam und schenkt ihnen das Glück und den Reichtum der gegenseitigen Liebe.

Ich möchte gerne mit ihnen und für sie beten, dass Gottes Segen bei ihnen bleibt und auf ihnen ruht, damit sie ihren gemeinsamen Weg weitergehen und einander Stütze und Halt sein können.

Fürbitten

Pr.: Gott unsere Vater, hat uns durch seinen Sohn mit sich ver­söhnt. Zu ihm beten wir:

Schenke ihnen dein Erbarmen.

  • Für die Kirche: Befreie uns von Angst und Furcht und mache uns offen für die Fragen, Nöte und Hoffnungen der Menschen.

A     Schenke ihnen dein Erbarmen.

  • Für jene Eheleute, die es schwer miteinander haben, die sich fremd geworden sind und miteinander um einen neuen Weg ringen.
  • Für die Eheleute, die dir heute für ihre Liebe in vielen Jahren danken und die hoffen, dass sie noch lange Zeit in Gesundheit und Frieden zusammen sind.
  • Für alle, die in unserer Gesellschaft an den Rand geraten sind, für die Arbeitslosen und für jene, die keine Kraft zum Neuanfang mehr haben.
  • Für die Menschen, deren Leben dem Ende zugeht, die von Ängsten und Schmerzen geplagt sind.

Pr.: Gott unseres Lebens, dein Sohn bahnt uns den Weg zu dir. Für ihn danken wir dir, heute und morgen, in Zeit und Ewigkeit. Amen.

29.09.2019: Erntedank und Pfarrfest

Gerade, weil wir in der Stadt leben, wollen wir es auf keinen Fall unterlassen, für die Früchte der Erde zu danken – denen, die dafür arbeiten und die oftmals zu kämpfen haben, dass sie mit ihrer Arbeit auch genug Geld erwirtschaften, um den Betrieb weiterführen zu können.

Natürlich auch dem Urheber der Schöpfung. Aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung – sagt Paulus im Brief an die christliche Gemeinde in Rom.

Schauen wir nicht nur auf das schöne bunte Gemüse – und schauen wir nicht nur auf die Früchte der Erde,
schauen wir auch auf die Früchte des Glaubens, die vielen wertvollen Erlebnisse und Begegnungen, die der Glaube uns schenkt.

Die Früchte fallen nicht vom Himmel, sie brauchen einen Samen, einen Steckling, der in die Erde gepflanzt, mit Wasser begossen und vom Sonnenlicht zum Wachsen angeregt wird.

So ist es auch mit dem Glauben: Der Samen wurde in uns gelegt: Eltern, Pastoralreferenten, Lehrer, irgendjemand hat uns eingeführt und uns gelehrt, Gott zu danken und zu bitten, dass Gott uns beschützt und dass er uns durch Jesus das ewige Leben schenkt.

Dieser Glaube wächst durch das Wort Gottes, durch die Eucharistie, in der wir Gott danken und durch das persönliche Gebet, in dem wir uns immer wieder mit Gott verbinden und uns für seinen Geist öffnen.

Die Samen, die kleinen Pflänzchen haben die Kraft und den Drang zu wachsen, zu blühen und fruchtbar zu werden. Viele sorgen dafür, dass möglichst viele und möglichst schöne Früchte wachsen:
Düngen, Bewässern, vor Gefahren schützen (Schädlinge, Trockenheit, zu viel Nässe) Hochbinden, rechtzeitig ernten. Es ist eine Wissenschaft und braucht viel Können und Kunst und Kraft, damit die Ernte gelingt.

So ist es auch mit dem Glauben und der christlichen Gemeinde:
Es braucht viel Mühe und Können und Kraft, damit der Glaube Früchte bringt: Wir versuchen, die Welt immer besser zu verstehen und wie wir sie besser gestalten können, wir sehen, wo Menschen Schaden entsteht und wie er verringert oder ganz vermieden werden kann.

Das heutige Erntedankfest zeigt uns, dass sich die Mühe lohnt:
Eine Fülle von verschiedenen Früchten bewundern wir, die Farben und Gerüche und auch die Menge und Größe – über die wir staunen dürfen.

Und so ist es auch mit unserem Glauben in der Gemeinschaft, in unserer Kirche: Es gibt so viele Früchte des Glaubens, über die wir uns freuen können: die Musik und der Gesang, die vom Glauben erzählen,
dass wir Gemeinschaft erleben, dass wir uns an Gott freuen, der bei uns ist und jeden von uns kennt; dass so viele Menschen da sind und aus der Kraft des Glaubens handeln, dass so viele Spenden, damit anderen geholfen wird, und sie wieder für sich selber sorgen können.
Dass Caritas und MISEREOR und Missio und Renovabis unzählige Initiativen und Projekte starten, damit die Welt gerechter wird.
St. Leonhard, die Altenheime, die Sozialstationen – es sind unzählige Früchte, die der Glaube an das Liebesgebot Jesu in den Menschen hervorbringt.

Liebe Schwestern und Brüder,
zunehmend wird es für die Landwirte und Gärtner schwieriger, weil die Umweltbedingungen schlechter werden. Zum Glück geben sie nicht auf, sondern suchen nach neuen Wegen, wie sie weiter für die Früchte der Erde sorgen können.

Auch mit dem Glauben in der Kirche wird es in unseren Tagen nicht leichter. Auch da ist das Klima – zum Teil durch eigene Schuld – vergiftet.
Doch behalten wir die Hoffnung. Streuen wir die Samen aus: den Glauben an Gott, der uns kennt, dessen Kraft in uns ist und der die Menschen und die Schöpfung leitet, so dass wir das Leben finden.
Vertrauen wir darauf, dass es nicht umsonst ist, weil es von Gott kommt.

Die Früchte, die wir sehen können, sollen unsere Hoffnung stärken.

01.10.2017: Erntedank

Lesungen:
1. Lsg: Joel 2,18-24  – 2. Lesung kol 3,15 – 17 – Lk 12,15-21

Liebe Schwestern und Brüder,
Das Pfarrfest am letzten Sonntag war sehr gut gelungen und ich danke allen, die daran mitgewirkt haben –

Das danken gehört einfach dazu. Wenn ich danke, möchte ich die Mühe anerkennen, die sich alle freiwillig gemacht haben. Ich möchte sie stärken und sie loben und darin bestätigen.

Ja, wir helfen zusammen, wir haben die Kenntnisse und die Fähigkeiten, uns ist das gemeinsame Werk gelungen. Wem sollen wir unsere Dankbarkeit zeigen, da wir uns über den Erfolg freuen können?

„Guter Gott, danke, dass alles so gut gelungen ist.“ – drängt es mich zu beten. „Danke für die Menschen, die gekommen sind, danke für das Engagement der Aktiven, danke, dass sich niemand wehgetan hat.“

Wir danken, liebe Schwestern und Brüder, weil wir einsehen und zugeben, dass unserem Tun, unserer Leistung etwas vorausliegt, aus dem wir schöpfen können: das Leben der Schöpfung, unser Leben in der Schöpfung, unser Miteinander als Menschen.

Wofür kann ich dankbar sein?
Was ist alles gut in meinem Leben?
Soviel Gutes durfte ich schon erleben und genießen!

Wir möchten uns gerne einreden, das alles sei unsere Leistung und unser Verdienst? Doch: wenn wir die Hände in den Schoß legen würden, wenn wir zu bequem wären, uns Mühe zu geben beim Arbeiten, beim Lernen, …

In Wahrheit würden wir uns dadurch dem Leben, das uns geschenkt ist, verweigern. Wir würden Gottes Gaben ausschlagen!

Wir würden uns dem Auftrag verweigern, diese Erde zu bebauen und zu behüten.

Schwestern und Brüder, das ist eine wohltuende Spannung, auf die wir bei diesen Gedanken stoßen: Die Spannung zwischen Gabe und Aufgabe:
Jedes Geschenk, die Schöpfung, unser Leben, unser Körper und seine Kräfte, unser Verstand und seine Fähigkeit die Schöpfung zu verstehen – alles das ist uns gegeben und es ist uns aufgegeben, damit dem Leben, also Gott zu dienen.

Wenn etwas Gutes entstanden ist, dürfen wir uns freuen und es drängt uns zugleich dafür zu danken.

Die Früchte der Erde, die seit Wochen geerntet werden, die Beeren und das Obst, das Getreide und das Gemüse machen es uns besonders leicht –  egal, ob es mehr oder weniger ist als in den letzten Jahren.
Wir danken für das, was wir ernten konnten – es ist den Dank wert.

Davon können wir unseren Hunger stillen und mehr – wir können genießen und schlemmen, denn wir haben im Überfluss.

Wohin mit all diesen guten Gaben?
Was tun mit dem, was unseren Hunger übersteigt?
Wohin auch mit dem Geld, das mehr ist als wir brauchen, um das tägliche Leben zu bestreiten?

Ja, natürlich: Wem viel gegeben ist, dem ist auch viel aufgegeben:

Das ist das Fundament der Bundesrepublik, die 1949 gegründet wurde.
Es gehört zu unserem Leben, dass manche mehr Glück und Erfolg haben, als andere. Sie dürfen mehr haben und besitzen. Doch es gehört dazu, dass sie die Augen nicht vor denen, die nicht so viel Glück und Erfolg haben.
Starke Schultern haben eine größere Verantwortung für das Gemeinwohl.
Dieses Bewusstsein droht zu verschwinden. Viele empfinden fast Ekel vor dem Wort Steuern. Die Menschen aller Einkommensschichten streben heute danach, möglichst viel für sich selbst herauszuholen und sind in Gefahr ihre Verantwortung für das Gemeinwohl zu übersehen.

Es ist uns aufgegeben, den Überfluss zu teilen, mit denen die Mangel leiden. Es gibt Hungersnöte in Afrika. In manchen Gegenden hat es seit Jahren nicht mehr geregnet.

Es gibt die Menschen, deren Ernte durch Unwetter zerstört ist. Sogar deren Felder sind zerstört, so dass sie auch im kommenden Jahr nichts werden ernten können.

Es gibt die Menschen in unserem Land, die kaum das Nötigste zum Leben haben.

Wir sollen es anders machen, als das schlechte Beispiel in der Gleichnisgeschichte: Da wir nichts mitnehmen können in das Leben, das uns nach dem Tod erwartet, sollten wir gerne und mit Freude unseren Wohlstand teilen.

4. Oktober 2015: Erntedank

Lesungen: 1. Lesung: Joel 2,21-27   –  2. Lesung: 1 Tim 6    –   Ev:  Lk 12

Liebe Schwestern und Brüder,
die Ernte ist weitgehend eingebracht: Allein die Zuckerrüben stecken noch im Erdboden und werden erst bis in den Dezember hinein gerodet.

Es gibt: Kartoffeln und gelbe Rüben, Rosenkohl und Bohnen, Weizen und Mais – auch wenn es heuer fast nicht geregnet hat.

Wir dürfen uns freuen, dass die Felder in unserer Heimat fruchtbar sind,
dass trotz allem geerntet werden konnte.
Wir wollen danken: den Bauern für ihre Arbeit, den Technikern für die Maschinen, den Biologen für die richtigen Züchtungen, den Lagerhäusern und ihrem Personal, und und und.

Doch das ist nicht alles: die Erde gab ihren Ertrag: wir legen alle zusammen die Früchte der Erde vor den Altar und sind dankbar, dass uns die Erde trägt und ernährt. Wir danken ihm, dem einen, durch den wir alle sind und leben. Ohne ihn gäbe es nichts. Keine Erde, keine Früchte und weder Tier noch Mensch, die von der Frucht der Erde leben.

Wir danken Gott für die Ernte, für das Leben!
Und: da ich Gott für das Leben danke, nehme ich es an: mein Leben –
so wie es ist – und nicht nur das eigene Leben:
Wer Gott für das Leben dankt, sagt zugleich Ja zu jedem Lebendigen: Jeder darf auf dieser Erde sein und von der Frucht der Erde leben.

Wenn ich diese Einstellung annehme, Schwestern und Brüder,
ist mir sofort klar, welchen Fehler der Mann in dem Gleichnis machte:
Er dachte nur an seine Sicherheit: Jetzt lasse ich es mir gut gehen.
Kein Gedanke daran, dass diese reiche Ernte ihm zwar gehört, aber doch nicht für ihn allein bestimmt ist.

Schwestern und Brüder, wir dürfen im Wohlstand leben – schon seit vielen Jahrzehnten: manche mehr, manche weniger: sind wir bereit, die gute Ernte zu teilen?

Viele Jahre waren wir verschont: Not und Hunger, bittere Armut – das war etwas für ganz wenige in unserem Land (so redeten wir uns ein) und für die Länder im Süden und im Osten – in den Hungerzonen der Welt.

Krieg und Gewalt waren weit weg von uns – jedenfalls, seit der Balkan einigermaßen befriedet ist.

Doch nun mit dieser großen Zahl an Flüchtlingen kommen Not und die Folgen des Krieges vor unsere Haustüre. Und ich finde, wir haben – ganz besonders als Christen eine doppelte Mission:

Erstens dass wir unsere Scheunen öffnen; dass wir den Menschen Unterschlupf gewähren, die zu uns gekommen sind;
dass wir sie menschlich behandeln, dass wir ihre Wunden heilen;
dass wir ihnen Zuwendung und Nähe schenken, so dass sie uns nahe kommen.

Und wir haben noch eine Verantwortung gegenüber den Menschen,
die nun bei uns sind: wir müssen sie dafür gewinnen, dass sie mit uns zusammen den Frieden, den sie hier suchen auch achten und bewahren.
Wir müssen sie begeistern von unserer Idee der Gesellschaft, in der das Leben respektiert wird, in der jeder Mensch frei über sich bestimmen kann, wo Achtung vor dem Leben und vor der Freiheit des anderen zu Sicherheit führt.

Dazu müssen wir uns selbst wieder neu auf unsere Ideale besinnen!
Wir müssen vielleicht auch uns hinterfragen lassen: ob wir nicht manche Ideale schon lange dem Profitstreben vergessen haben:
Und wir müssen damit rechnen, dass es ein schwieriger Weg wird, mit Rückschlägen und Enttäuschungen.

Doch: dass wir für unser Leben danken und es annehmen, dass wir zugleich ja sagen zu jedem Lebendigen, gibt uns Zuversicht und Mut:
Dass wir mit den Menschen, die zu uns gekommen sind, eine Gesellschaft werden können, in der aus dem Ja zum Menschen Geborgenheit und Sicherheit und Frieden entsteht.

6. Oktober 2013: Erntedank

Erntedank feiern wir!  Und legen Gemüse, Obst und Getreide vor den Altar.

Der Mensch tut viel für die Ernte: Zugleich aber wissen wir:
Soviel wir auch arbeiten und so kunstvoll und sachkundig wir auch sind:
Wir können nur das, was uns gegeben ist, bearbeiten.
Wir sind Mitschöpfer – doch vor allem sind wir ein Teil der Schöpfung.

Pflanzen, Gesteine und Tiere sind unsere Mitgeschöpfe.
Erntedank ist also zugleich Schöpfungsdank.

Wir danken für die Schöpfung und für all die Gesetzmäßigkeiten in der Schöpfung, durch die wir leben und durch die wir selbst für das Leben Sorge tragen können.

In jeder Messe beten wir: Du schenkst uns die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.

Erntedank – ist ein Fest, das uns erdet:
Wir schauen auf die Früchte der Erde;  auf das, was wir Natur nennen;
Die Erde ernährt uns, sie trägt uns, sie ist wie eine Mutter, die ihre Kinder ernährt. Zu Recht sprechen wir von der Mutter Erde!

Ganz und gar Geschöpf sind wir doch fähig, Mitschöpfer zu sein und sogar neues zu erschaffen.

Das wichtigste aber ist, dass wir die Gabe haben, unser Leben weiterzugeben und neues Leben zu zeugen.

Ist die Kinderarmut in unserem Land nicht auch eine Verweigerung gegenüber dieser Gabe?
Verweigern wir uns nicht dem Leben, wenn wir weniger Kindern das Leben schenken, als nötig sind, damit unsere Gesellschaft Zukunft hat?

Ja, die Erziehung von Kindern ist eine Belastung: seelisch, körperlich, finanziell!

Und doch ist die Weitergabe des Lebens eine Aufgabe,
der sich die Frauen und Männer in der Gesellschaft nicht verschließen sollten – gerade weil jede und jeder das Recht und die Freiheit hat, sein Leben zu gestalten und über sich zu entscheiden.

Die Weitergabe des Lebens ist eine Gabe und Aufgabe – und sie ist in die Verantwortung der Menschen gelegt – damit das Leben Zukunft hat!

Deshalb müssen wir nachdenken, ob wir Kindern und Familien gegenüber aufgeschlossen sind, 
ob uns Kinderlärm Musik in den Ohren ist,
ob wir bereit sind, den Eltern die Last zu erleichtern und mit ihnen. wenigstens finanziell die Last der Erziehung zu teilen.

Unsere Politiker sind gefragt, für Bedingungen zu sorgen, dass junge Frauen und Männer eine Familie zu gründen können;

Und wir alle sind herausgefordert, dass wir anerkennen, dass das Leben und die Sorge für das Leben und für Kinder auch Verzicht bedeutet.

Das Leben ist immer ein Leben für und mit anderen – wer nur für sich selbst lebt, dient letztendlich doch nur dem Tod.

Es ist wie beim Weizenkorn: Es muss seine Kraft abgeben und sich selbst verlieren, damit es Frucht bringt.

Umso mehr freut es mich, dass wir heute wieder eine Familie mit einem noch neugeborenen Kind bei uns haben.

Sie sagen ja zu der Aufgabe, das Leben weiterzugeben und für das Leben zu sorgen; sie sagen ja zur Verantwortung, zu den Lasten;
Sie wollen ihr Kind im Glauben an Christus, das Weizenkorn, erziehen,
und sie wollen ihm durch ihr Beispiel zeigen, dass Gott die Liebe ist und das da, wo Güte und Liebe sind Gott ist.

07. Oktober 2012: Erntedank

Schlendern sie auch gerne durch einen Markt? Im Urlaub bestaune ich gerne Gemüse, Käsesorten, Fisch und Fleisch und die Köstlichkeiten, die daraus zubereitet wurden. Es ist eine Pracht ‑ so wie der Erntealtar.

Warum legen wir Früchte und Gemüse vor den Altar? Weil es eine besonders schöne Dekoration ist? Oder geht es um mehr?

Herkömmlich spricht man von „Erntegaben“ – doch für wen sind die Gaben? Für Gott? Gott braucht sie nicht! Jedenfalls nicht für sich!
Was wir tun, ist eine Geste an den unsichtbaren Gott, dessen Gegenwart der Altar darstellt. Wir wollen die gute Ernte Gott zeigen.
– Auch wenn er dieser Information nicht bedarf –für  uns ist diese Geste wichtig. Wir freuen uns über die Ernte und die gut geratenen Früchte der Erde und wollen sie dem Schöpfer zeigen.

Wem aber danken wir für die Ernte?
Wem danken der Patient und der Arzt für die Heilung?
Wem dankt der Lehrer, dass seine Bemühungen nicht vergeblich sind?
Wem dankt ein Jugendlicher für den Erfolg in der Schule?

Viele Menschen sind an der Ernte beteiligt: sie haben Saatgut gezüchtet, die Felder bestellt und die Ernte eingebracht – bis hin zu denen, die die Erntemaschinen erfinden und bauen.
Es ist würdig und recht, diesen allen zu danken für ihre Arbeit und Mühe, für ihr Können und ihre Sorgfalt.

Gerade die Landwirte wissen am besten, wie viele Stunden sie auf dem Traktor saßen, wie viel Dünger ausgestreut wurde und wie das Unkraut und Schädlinge zu bekämpfen waren.
Doch gerade sie feiern (wenn sie glaubend sind) oft mit großer Freunde Erntedank. Sie sind dankbar, weil sie wissen: trotz aller Mühe ist es nicht nur mein Werk!
Die Erde bringt die Frucht hervor!

Sie danken dem Schöpfer aller Dinge, dass ihrer Arbeit Frucht gebracht hat und nicht vergebens war. Dadurch wird ihr Tun und Können in keiner Weise geschmälert.
Vielmehr nehmen sie in ihrem Tun das Leben an und den Auftrag, für das Leben zu sorgen.

Wir danken Gott zu Recht für den Ertrag unserer Arbeit, für all das, was uns in Beruf und Familie und sonst irgendwo gut gelingt.
Denn was immer wir auch forschen, entwickeln und tun –  wir nutzen die Kräfte, den Reichtum, die Vielfalt die Gott in unsere Erde gelegt hat.

Die Erde, all ihre Kräfte und Schätze sind uns von Gott anvertraut. Wir erkennen den Auftrag, sie zu erforschen und zu nutzen –
je mehr wir aber unsere Möglichkeiten erweitern, desto mehr muss uns bewusst werden:
Das Leben und die Erde sind uns geschenkt. Uns ist die Sorge für das Leben anvertraut – aber nicht nur für unser eigenes Leben.

Wir werden uns immer mehr bewusst, dass wir den Auftrag haben, unser Wissen und Können für andere zu nutzen und auf das Wohl aller Lebewesen zu achten.
Denn diese Erde und das Leben hat Gott nicht nur uns geschenkt, sondern allen Menschen dieser Erde – im Norden und Süden, im Osten und Westen. Es ist die eine Erde für alle Menschen – heute und morgen.

Unser Dank für den Ertrag unserer Arbeit in Familie und Beruf, in Fabriken, Gärten, Äckern und Wald, kann nur ehrlich sein, wenn wir all das nicht nur für uns behalten, sondern wenn es allen zu Gute kommt. So wie Gott jedem Menschen Leben und Würde gibt.