06.01.2020: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den Texten der Liturgie: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
eine schöne Geschichte: Sterndeuter aus dem Osten kommen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe, wertvollen Schätzen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.
Es ist mehr, viel mehr, als eine schöne Geschichte.

Das Mt. Evangelium verkündet selbstbewusst und sicher, vor allem den Christen, die schon immer Juden waren:
Jesus Christus ist der verheißene Messias!
Von Norden und Süden, von Osten und Westen werden die Völker nach Israel kommen, um sein Licht zu sehen.

Dabei geht es nicht um die buchstäbliche Reise nach Jerusalem, sondern um den Glauben an Christus. Und so ist es: Menschen aus Kontinenten und Ländern glauben an Christus, hören auf seine Weisung und setzen sie in die Tat um: in China und Amerika, in Grönland und in Südafrika.

Ganz so triumphalistisch ist es nun auch wieder nicht:
Nicht ganze Völker, sondern Menschen aus allen Völkern sind es.
Nach wie vor haben viele Menschen in allen Völkern ganz andere Überzeugungen und Glaubensweisen:
Ob nun Buddhisten oder Muslime, ob Juden oder Hindus mit all ihren verschiedenen Untergruppen.

Auch in Regensburg leben wir zusammen mit dem Bund für Geistes-freiheit, mit verschiedenen muslimischen Gemeinden, mit der jüdischen Gemeinde, mit Buddhisten und Hindus und mit Esoterikern.

Ist es unser Auftrag, allen das Evangelium zu verkünden?

Ist Christus nur der Retter der Christen oder kann er auch der Retter für Menschen mit anderen Überzeugungen sein?

Können die Menschen ihre Überzeugung behalten und sie sind dennoch gerettet?

Ich glaube, es Ist möglich, jede dieser Fragen mit „Ja“ zu beantworten?

Denn:
Ja natürlich, glaube ich, dass Jesus allen Menschen Versöhnung und Frieden bringt: als Geschenk für das Leben in dieser Welt: Um mit Friedrich Schiller zu sprechen: „Alle Menschen werden Brüder!“

Und diese Freude, dass Gott jeden einschließt und keinen einzigen verloren gehen lassen will – diese Freude muss ich verkünden!
Der Tod, die Feindschaft ist überwunden.

Ja und natürlich glaube ich, dass Jesu Leben und Auferstehen Versöhnung für alle bedeutet – auch für die, die nie etwas von Jesus gehört haben.
Und auch für die, die nicht an ihn glauben können und wollen.

Ja und ich glaube auch, dass jeder Mensch seine Überzeugung und seinen Glauben behalten kann und darf, ohne deshalb von Gott, vom ewigen Leben ausgeschlossen zu sein.

Dennoch sind wir gesandt, die Botschaft von der Versöhnung allen zu verkünden: ohne zu drohen, ohne zu verdammen, sondern um von unserer Freude zu erzählen.

Dabei werden wir die goldene Regel beachten, die wir im Mt. Evangelium lesen: Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen:
Wer nichts von Jesus hören will, den lasse ich in Ruhe.
Wer zufrieden lebt, dem dränge ich nichts auf.

Wo aber Menschen von Not und Angst geplagt sind,
da sind wir gesandt: die Not zu lindern und Hoffnung zu bringen.

Von Bonifatius gibt es die Legende, dass er eine Eiche fällte, um die Ohnmacht des Gottes Donar zu zeigen.

Vielleicht ist es heute besser, Eichen zu pflanzen und Krankheiten zu heilen, Gräben zu überbrücken und Ungerechtigkeit zu überwinden,
damit die Macht der Liebe unseres Gottes sichtbar wird.

06.01.18: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Propheten in Israel, Elija, Elischa, Amos, Micha, Jeremia …
waren alle überaus politisch.
Sie geißelten mit Worten und skandalösen Symbolhandlungen das Fehlverhalten der Mächtigen, der Reichen und der Regierenden – und auch des ganzen Volkes.

Sollte ein christlicher Prediger nicht auch politisch sein und die Fehltritte und Verirrungen benennen und anprangern?

Ich stelle diese Frage, weil wir gerade in der Lesung gehört haben: Jerusalem, über dir geht leuchtend der Herr auf, Völker wandern zu dir und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

Das ist eine politische Vision für Jerusalem, dass es die Stadt des Friedens werde. Dass Jerusalem heute – wie seit Jahrzehnten – ein Zankapfel ist, nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, sondern für die ganze Region und sogar Amerika und Russland, das wissen wir.

Wenn wir heute diese Vision des Jesaja lesen, am Fest Erscheinung des Herrn, dann, weil wir in die Welt hinaus rufen: Diese Vision wurde erfüllt durch Jesus von Nazaret. Anders zwar – denn er richtete kein Superreich in Jerusalem auf – aber offensichtlich: Denn auf der ganzen Welt erschallt das Bekenntnis: ich glaube an Jesus Christus, den Heiland der Welt.

Überall auf der Welt bringen die Menschen ihre Gaben, so wie es das Mt.Ev. von den Magoi, den Sterndeutern erzählt: Kinder schon überlegen:
Wie kann ich heute andere Menschen lieben, wie Jesus es tat.
Frauen versuchen ihren Kindern das Beten zu lehren,
Männer legen den Grund für das Gottvertrauen in ihre Töchter und Söhne.
Christen wie die Gemeinschaft San Egidio setzen sich aktiv und erfolg­reich für den Frieden ein. Die katholische Friedensbewegung kämpft in der Kirche und in unserer Gesellschaft für eine Politik des Friedens, für Abrüstung und zivile oder zivilisierte Konfliktbewältigung.

Zu dieser großen weltweiten Gemeinschaft, die zu Jesus pilgert, mit all den Reichtümern der Gedanken und des Willens und des Vermögens gehören auch wir, heute in der Herz Jesu Kirche und bringen unsere Gaben.

Ein Beispiel haben uns in den vergangenen Tagen die Jugendlichen gegeben, die als Sternsinger durch unsere Straßen gezogen sind. Sie haben die Botschaft vom Friedenskönig gesungen und die Menschen unter seinen Segen gestellt und sie haben bei Wind und Nässe gesammelt und um Spenden gebeten für Kinder in der ganzen Welt, die unter erbärmlichen Umständen leben, die Müll sammeln und verkaufen, die Teppiche knüpfen, die nicht zur Schule gehen können. Wenn man hört, wie diese Kinder leben müssen, kann einem schier das Herz zerspringen.

Sie haben drei Tage dem Herrn, Jesus geschenkt, um diesen Kindern zu helfen. Und wir alle, die wir gespendet haben, bringen so dem Herrn, an den wir glauben, Jesus Christus unsere Gaben dar.

Schwestern und Brüder,
so sind wir Christen politisch – ganz selbstverständlich: Wir wirken daran mit, dass überall auf der Welt Menschen gut leben können,
dass weniger Menschen Hunger und Durst leiden,
dass mehr Kinder Bildung erhalten,
dass weniger Kinder arbeiten müssen, ..

Es liegt auf der gleichen Linie, wenn wir Christen manchmal die Stimme erheben und auf das Unrecht aufmerksam machen, dass unter uns geschieht, dass wir billigen, von dem wir profitieren.

Das werden wir und müssen wir immer wieder tun – auch auf die Gefahr hin, dass es anderen nicht gefällt, dass es Ärger verursacht, dass wir manchmal in unserer Meinung irren.

Auf jede Weise treten wir für unsere Vision ein: dass auf dieser Erde Friede ist, dass Waffen schweigen, dass der Hunger überwunden wird, dass Ungerechtigkeit überwunden wird und dass wir unsere schöne Erde behüten

06.01.2017: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Liebe Schwestern und Brüder,
die Sätze aus dem Jesaja Buch finde ich faszinierend:
Das sind Verheißungen an ein Volk, das trotz seiner Befreiung aus der Gefangenschaft in Babylon auch nach 20 Jahren immer noch nicht so recht auf die Füße kommt: ähnlich wie heute die Balkanländer, die immer noch festsitzen im Schlamassel der Armut und Bestechung.

Richte dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt!
Die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über Dir!
– während Finsternis die Erde bedeckt.
Deshalb wandern Könige zu deinem Licht! Sie alle versammeln sich bei Dir:
Auch die Söhne und Töchter des Volkes, die ausgewandert waren,
die dir den Rücken zugekehrt hatten; Auch sie kommen herbei!

Du wirst strahlen und beben vor Freude, wenn Du siehst, wie alle kommen mit ihren Reichtümern und Schätzen und in dein Land strömen.
Und sie verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.

Wer Menschen gewinnen will, wer sie begeistern will, muss ihnen etwas versprechen, etwas, das nur mit ihm und durch ihn zu erreichen ist!

Dieses Rezept funktioniert bis heute:
Jede Werbung, jede politische Kampagne wendet dieses Mittel an:
versprich den Menschen möglichst viel, damit sie zu dir kommen und dich unterstützen.

Ich bin solchen Versprechungen gegenüber mehr als skeptisch:
am meisten helfen sie dem, der wirbt: er verkauft, er wird gewählt,
er bekommt Unterstützung.

Doch in der Heiligen Schrift geht es um mehr als um wirtschaftliche und politische Versprechungen: Es geht um das, was Gott seinem Volk verspricht: dieses Volk ist nicht ein Volk unter anderen: es bildet sich aus Menschen aller Völker dieser Erde. Gott will auch nicht etwas von uns, er braucht unsere Reichtümer nicht, sondern er will uns seine Herrlichkeit schenken!

Liebe Schwestern und Brüder! Die Versprechungen des Jesaja richten sich ursprünglich an das Volk Israel.  Wir Christen aber beziehen sie auf das neue Volk Gottes, auf die Kirche – auch wenn wir uns bewusst sind, dass Gottes Versprechen an das Volk Israel nach wie vor gelten.

Das Matthäusevangelium erzählt die Geschichte von den Sterndeutern, die dem Stern gefolgt sind, der die Geburt des neuen Königs anzeigte.
Die Vertreter der Völker kommen zu Jesus, in dem die Herrlichkeit Gottes aufstrahlt. Und sie bringen ihm ihre Geschenke: Gold dem König, Weihrauch dem Sohn Gottes, Myrrhe dem Gekreuzigten.

Wie die Sterndeuter aus dem Osten erkennen auch wir in Jesus, die Herrlichkeit des Herrn. Sein Licht strahlt in die ganze Erde, wie das Licht der Sonne! Jeder der sein Licht sieht, darf kommen und erhält Anteil an seiner Herrlichkeit! Er schickt niemanden weg, weil er nicht wie wir Angst haben muss, dass das Licht nicht reichen könnte oder schwächer würde.
Das Heil, das von Gott kommt ist anders als unser Reichtum:
es ist und bleibt die Fülle des Heiles für jeden, der zu Christus kommt und bei ihm bleibt.

Wir wollen aber auch nicht mit leeren Händen zu Jesus kommen:
Wir bringen ihm unsere Gaben:

Unsere materiellen Möglichkeiten setzen wir ein, damit mehr Menschen in Sicherheit leben können. Lasst uns großherzig bleiben, bei den vielen Spendenaktionen für Menschen in Not.

Wir opfern ihm unsere Illusion, alles in der Hand zu haben und selbst zu bestimmen, was richtig ist: Wir öffnen uns für ihn und fragen immer wieder: was willst du, das ich tun soll?
Im Gebet und im Gottesdienst preisen wir ihn, den Herrn und Schöpfer der Erde und stellen uns unter seinen heilvollen Willen.

Wer in der Nachfolge Jesu lebt, hat auch Anteil an Jesu Leiden: Enttäu­schungen, Ablehnung, Verachtung, Erfolglosigkeit – wir schenken Jesus die Bereitschaft auch das anzunehmen und dennoch ihm und seinem Vater im Himmel zu glauben, der uns seine Güte schenkt.

6. Januar 2015: Erscheinung des Herrn

Hier geht es zu den liturgischen Texten: Schott

Liebe Schwestern und Brüder,
Wichtiger als die Reiseroute der Sterndeuter,
wichtiger als die Frage, warum das Mt. Ev. von einem Haus spricht, in dem Maria und Josef mit dem Kind sind,
wichtiger als der Zeitpunkt an dem der Stern sichtbar wurde,
wichtiger als diese wissbegierigen Fragen ist:

Was sagt das Evangelium über Jesus von Nazareth in dieser allerersten Episode, nach der Geburt Jesu:

Die Sterndeuter suchen nach dem König der Juden.
Herodes erfasst sofort, dass es darum geht, dass der Messias geboren ist;
Die Schriftgelehrten erklären:
In Betlehem wird der Fürst des Hauses Israel geboren, der Hirt des Volkes Israel.

Als sie den Stern sahen, wurden die Sterndeuter von sehr großer Freude erfüllt.

Gleich zu Anfang verkündet das MT.Ev. wer Jesus ist:
Der Messias, der verheißene Hirte des Volkes Israel, der König der Juden – zu dem die Völker pilgern.

Dieser Geschichte verdanken wir die Strohsterne, die Lichter an Weihnachten, die hell leuchten sollen wie ein Stern.

„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen!“ sagen die Sterndeuter!
Der Stern ist letztlich Jesus selbst: Er leuchtet und macht das Dunkel hell.
Er führt die Menschen, die ihm folgen, damit sie ihren Weg finden.

Wir haben seinen Stern aufgehen sehen!
Liebe Schwestern und Brüder, das dürfen wir mit den Sterndeutern freudig bekennen: Er gibt unserem Leben eine Richtung:
Dass wir mithelfen, dass die Armen aus ihrer Armut befreit werden;
dass wir Hoffnung bringen, wo die Hoffnung zu sterben droht;
dass wir Freude bringen, wo die Traurigkeit die Seele eines Menschen aufzehrt.

Er beschenkt uns selbst mit einer Hoffnung auf Leben,
mit der Freude über die Gemeinschaft, die wir erleben
und mit dem Reichtum, mit der Fülle des Lebens, an der er uns Anteil gibt.

Ein wichtiges Detail in der Weihnachtsgeschichte des Mt. Ist auch, dass die Sterndeuter auf einem anderen Weg heim in ihr Land gehen, anstatt zu Herodes zurückzukehren.

Natürlich ist diese zunächst dem Verlauf der Geschichte geschuldet:
Herodes hat ja Mordabsichten und will das Kind töten lassen – später werden unschuldige Kinder ermordet, nur weil sie in etwa das bestimmte Alter haben

Doch da gibt es auch andere Nuancen:
Wer Jesus begegnet ist, dem Messias, wer ihm gehuldigt hat,
wer in ihm den Retter erkennt, wer seiner Botschaft vom Reich Gottes glaubt, der geht von da an andere Wege:
Nicht mehr den Weg zu Herodes, wo es um Macht geht und um die Angst, die Macht zu verlieren.

Der Weg hat nun eine andere Überschrift:
Es ist der Weg, dem Leben zu dienen,
den Frieden zu suchen,
die Güter der Welt gerecht zu verteilen,
auf Gewalt zu verzichten.
Statt Ausgrenzung und Abwertung geht es nun um Zuwendung und Wertschätzung.

Liebe Schwestern und Brüder, lassen wir uns immer weiter verwandeln durch die Begegnung mit Jesus. Suchen wir immer wieder die neuen Wege, die er uns zeigt – durch seinen Geist, der in uns ist.

Segnung der Kreide: Wir verkünden die Botschaft des Segens.
den Weihrauch: die Freude erfüllt unser Leben und unser Miteinander.
das Wasser: neues Leben ist uns geschenkt – das Leben als Schwestern und Brüder Jesu, als seine Miterben, als Kinder Gottes.